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DumbShitAward
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Beitrag von DumbShitAward »

imp-cen @ 1 Dec 2012, 17:23 hat geschrieben: Für andere Erwachsene, die Kinder zwingen sich zu entkleiden, hat man ganz andere Bezeichnungen...

Die scheinen ja im rechten Dezernat zu stekcen.
:huh:
Die Staatsanwaltschaft hat ja die sexuelle Belästigung nicht zum Spaß erwähnt.

Das traurige dabei ist, dass hier wieder mal das Gebot der Verhältnismäßigkeit und das Übermaßverbot missachtet wurden.

Einige scheinen immer noch nicht begriffen zu haben, dass das Bekleiden eines Amtes nicht zu weniger sondern zu mehr Verantwortung führt, das hat der Gesetzgeber schon alleine dadurch klar gemacht, dass Straftaten im Amt wesentlich härter bestraft werden als in der Allgemeinheit.

Des Weiteren sollten auch gewisse Leute bedenken, dass jeder Beamte geschworen hat treu zu dienen und sich an die Gesetze, insbesondere im Rahmen der Ausübung seines Amtes, zu halten. Deshalb macht sich auch jeder Beamte mindestens moralisch schuldig, wenn er - und sei es nur durch Unterlassung - ihm bekannte Straftaten auch eines Kollegen deckt bzw. deren Aufklärung behindert.

Aus der wohl unstrittigen Tatsache, dass gerade die Polizei in Bayern gelegentlich respektlos behandelt wird, abzuleiten man dürfe auch solche "Kleinigkeiten" (im schlimmsten Fall ists ja nur ein echter und ein unechter Amtsdelkt... kann ja mal passieren, näh...) nicht "breittreten", ist nicht nur kontraproduktiv sondern die Ursache der ganzen Problematik.
Lektion 73 in unserer Serie "Rechtsstaat für Anfänger", heute: §81 StGB

Wer es unternimmt, mit Gewalt oder durch Drohung mit Gewalt den Bestand der Bundesrepublik Deutschland zu beeinträchtigen oder die auf dem Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland beruhende verfassungsmäßige Ordnung zu ändern, wird mit lebenslanger Freiheitsstrafe oder mit Freiheitsstrafe nicht unter zehn Jahren bestraft.
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Iarn
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Beitrag von Iarn »

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Beitrag von DumbShitAward »

Leibesvisitation bei Münchner Schülern

Nach dem die ersten Pulverschwaden sich verzogen haben ein recht tiefgreifender Artikel der SZ zu diesem Thema. Unabhängig vom Thema finde ich das ganze etwas voyeuristisch und eigentlich nicht einer Qualitätszeitung entsprechend, das wäre auch anders gegangen (beispielsweise ohne die "nackt-Details").

Anders als (zumindest ich) angenommen (habe), wurde das "Seminar" zur Zivilcourage nicht bei der Polizeidienststelle sondern in der Schule abgehalten. Es erscheint, als ob der Jugendbeamte der Münchner Polizei hier ein Exempel "wie ordentliche Polizeiarbeit gemacht wird" statuiert wollte. Laut Schülern soll der Satz "heute klaut einer fünf Euro, morgen verübt er ein Schwerverbrechen" seitens des Beamten gefallen sein, in mindestens einem Fall wurde ein Mädchen psychisch so manipuliert, dass sie die "Leibesvisitation" mit sich machen ließ. Auch soll die vor Ort befindliche Polizei eine Streife zu einer Schülerin, die sich hatte vom Unterricht befreien lassen, nach Hause geschickt hatte. Inzwischen hat sogar der bayerische Innenminister Herrmann (und dessen Haltung zur Polizei und Polizeigewalt dürfte bekannt sein) von sich gegeben, die Maßnahmen seien unverhältnismäßig und damit unrechtmäßig gewesen.

IMHO:
Abschließend wird sich wohl ein ordentliches Gericht damit befassen müssen, alleine das öffentliche Interesse an diesen Vorfällen macht das wohl unabdingbar.

Grundsätzlicher frage ich mich allerdings, was im Kopf des Beamten da vorgegangen sein mag, soll nun jetzt schon Kindern und Jugendlichen eingetrichtert werden, dass die Polizei alles dürfe und das auch so wie sie das für richtig halte? Soll das ein Teil der Erziehung zum mündigen Staatsbürger sein? Und vor allen Dingen: was hat die Polizei in der (schulischen) Erziehung unserer Kinder und Jugendlicher verloren?

Grundsätzlich stellen sich mir hier diverse Fragen:

1. Wie rechtfertigt die Polizei den unzulässigen Eingriff bei den noch nicht strafmündigen Jugendlichen? Es wurden weder die Eltern informiert, noch die Strafunmündigkeit der Kinder berücksichtig.

2. Mit welchem Hintergedanken wurde eine Streife zur Schülerin nach Hause geschickt? Wollte man hier mal wieder den Begriff "Gefahr im Verzug" missbrauchen? Einen Durchsuchungsbefehl hätte hier kein Gericht des Landes ausgestellt und vor allen Dingen: welche Aussagekraft hätte ein 5€-Schein in der Wohnung der Schülerin gehabt?

3. Wurden die (strafmündigen) Schüler überhaupt über ihre Rechte aufgeklärt? Der Versuch der Manipulation des Mädchens erregt zumindest den Verdacht der Nötigung im Amt ("Willst du, dass ich so kurz vor Weihnachten meinen Job wegen dir verliere?" - Gute Dame, JETZT verlierst du ihn hoffentlich wirklich!)

4. Alleine was da dienstrechtlich krumm gelaufen ist, sollte schon für ein internes Verfahren zig mal reichen. Ein wenig missgünstig und mit einer gehörigen Portion Standesdünkel (aber so funktioniert der öffentliche Dienst nun leider mal) ausgedrückt: da kommen ein paar nach A8 besoldete Uniformierte in eine (fach)fremde Dienststelle und sagen dem höheren Dienst wie er seine Arbeit zu machen hat... alleine diese Impertinenz hätte wohl in der Mehrheit der Fälle schon einen hochkanten Rauswurf incl. entsprechendem Anruf beim jeweiligen Dienstvorgesetzten zur Folge gehabt. Das führt mich auch zu

5. Warum der Kollege das eben nicht gemacht hat weiß ich nicht, ich unterstelle mal Angst, andere Ideen sind leider auch denkbar (und wohl auch gar nicht so unwahrscheinlich). Weshalb die Schulleitung aber nachdem sie (viel zu spät - die Schulleitung hätte vorweg informiert werden müssen, das nur nebenbei) informiert wurde da nicht eingeschritten ist, ist mir absolut unverständlich.



Was mich bei der Geschichte etwas mehr aufregt als die eigentliche Tatsache, dass sich die Polizei hier aber so gewaltig in der Wahl ihrer Mittel vergriffen hat, dass man zumindest Verstoß gegen den Verhältnismäßigkeitsgrundsatz und Nötigung im Amt, wenn nicht gar sexuelle Belästigung im Amt, Freiheitsberaubung im Amt und Aussageerpressung im Amt erkennen muss ist, dass es erst im Rahmen der Schule passieren musste, dass es irgendjemanden interessiert. Solche Verbrechen passieren leider tagtäglich irgendwo in Deutschland und es interessiert einfach keinen, weil die Polizei hier den Nimbus des Sakrosankten genießt, diese Verantwortung aber seit Jahren mit Füßen tritt - und der konservative Mob glaubt ihnen dann auch noch.
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Beitrag von DumbShitAward »

Prügel-Vorwurf gegen Münchner Polizei nimmt absurde Formen an.

Wie sicherlich bekannt, kam es vor einigen Wochen - leider ein mal wieder - zu einem Vorfall bei dem eine Person von der Polizei festgenommen wurde und nach einem kurzen "Ausflug" zum Revier mit schweren Verletzungen wieder heraus kam. Diesmal ging es um eine 23-Jährige Frau, die offensichtlich nicht mehr ganz nüchtern (aufgrund welcher Substanzen auch immer) und wahrscheinlich auch nicht unter Wahrung üblicher Umgangsformen von der Münchner Polizei aufgegriffen wurde. Bei der Vernehmung soll sich die Frau lautstark beschwert haben und angeblich, da sie gefesselt war, einen Kopfstoß angesetzt haben. Daraufhin schlug ihr ein Beamter mit so großer Wucht ins Gesicht, dass die Frau sich das Nasenbein und Kieferhöhlenboden brach. Die Polizei berief sich auf Notwehr, die Verletzte sprach von schwerer Körperverletzung im Amt.

So weit so schlecht, wieder steht die Münchner Polizei in einem sehr zweifelhaften Licht, wieder werden Rufe nach einer Unabhängigen Kontrollbehörde wie sie in den meisten anderen westlichen Ländern längst üblich ist.


Doch diese Woche wurde diese Geschichte um drei sehr skurrile Facette reicher. Zuerst rang sich der Münchner Polizeipräsident Wilhelm Schmidbauer durch, die Aktion gegenüber der tz (hier der Bericht der SZ der ihm Untergebenen Beamten als "konsequent". Schließlich habe die Frau im Auto auf einen Beamten eingeschlagen und hinterher "wieder ihre Faxen gemacht und die Zunge [sic!] rausgestreckt".

Bereits am Dienstag bekam die Frau "Besuch" von acht Beamten, angeblich seien von den Nachbarn Rufe der Frau gehört worden und die Polizei sei alarmiert worden. Der Anwalt der Frau widersprach der Darstellung, ihm zur Folge habe kein einziger Nachbar etwas gehört und schon gar nicht die Polizei gerufen. Heute jedoch erschienen gegen 6h morgens wieder sieben Beamte incl. scharfgemachter Floh- und Zeckenteppich Polizeihund mit einem Durchsuchungsbefehl gegen die Frau - laut Schmidbauer "Routine", man habe nach neuen Beweisen gegen die Frau gesucht. Bei selbiger Durchsuchung habe die Polizei "Haschisch-Bröckchen" sicherstellen können. Wohl aus folge dessen (und hier wird der Artikel leider nicht deutlich genug) wurde der Frau ein Haartest entnommen. Hinterher stellte sich heraus, es habe sich bei dem vermeintlichen Haschisch lediglich um Hundefutter gehandelt.



IMHO:

Was soll man da noch sagen? Ich denke, die Faktenlage spricht für sich selbst. Eine Frau bekommt mutmaßlich unter Missachtung jeglicher Verhältnismäßigkeit von einem Polizisten wohl mehrfach eine Faust ins Gesicht (denn ein Schlag war das wohl nicht), sie nimmt die ihr in einem Rechtsstaat zustehenden Mittel zur Hand, das ganze kommt an die Öffentlichkeit in einer Zeit in der solche Vorfälle gefühlt im Monatsrhythmus vorkommen und die Polizei ergreift dann Maßnahmen, die zumindest den Begriff "Schikane" in die engere Auswahl rücken lassen. Dass der Polizeipräsident sich nicht hinstellt und sagt: "Jo, ich glaube da ist dem Kollegen die Sicherung durchgebrannt, dem werden wir schon mächtig einheizen" ist ja verständlich, wie man aber eine Situation in der eine Person gefesselt ist, fünf Beamte anwesend sind und dennoch ein Beamter einer jungen Frau mit großer Gewalt ins Gesicht schlägt noch als verhältnismäßig oder gar "konsequent" bezeichnen kann, ist mir ehrlich gesagt schleierhaft.

Ich persönlich hoffe, dass das zuständige Landesgericht in einem etwaigen Verfahren dieses Affentheater durchschauen wird... im Raum stehen immerhin schwere Körperverletzung im Amt und vier Mal Strafvereitelung im Amt. Sollte unter normalen Umständen dem Freistaat fünf Beamtenpensionen ersparen. Dazu wirds wohl leider nicht kommen, da sich die Betroffenen wohl wie immer Decken werden und in dubio pro reo nun mal allgemein gilt (was auch richtig ist).
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Iarn
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Beitrag von Iarn »

Also ich halte Schmidbauer schon seit der Gaddafi Affäre für nicht mehr haltbar.
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Beitrag von DumbShitAward »

Iarn @ 16 Feb 2013, 11:03 hat geschrieben: Also ich halte Schmidbauer schon seit der Gaddafi Affäre für nicht mehr haltbar.
Viel mehr beunruhigt mich seine Kandidatur zum Präsident des BKAs.

Das ist das letzte was wir brauchen: der Typ mit mehr Macht und weniger Kontrolle. In München kann er außer widerliche Kommentare abzugeben nicht viel anstellen, beim BKA, das ja ohnehin schon in ziemlich schlechtem Licht erscheint, ist diese lose cannon aber definitiv nicht gut aufgehoben.
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Beitrag von DumbShitAward »

Münchner Polizeipräsidium spricht von Kampagne gegen die Polizei

Angesichts des wenig überraschend großen Medienechos auf den jüngsten Vorfall, bei der eine Frau aus noch nicht geklärten Gründen von einem Polizisten schwer verletzt wurde, meldeten sich unlängst die Münchner Polizeipräsidenten Schmidbauer und Kopp in einem internen Schreiben zu Wort. Die Münchner Polizei sei, so die beiden, ein "Opfer einer Kampagne" [gemeint: durch die Medien] um "die Glaubwürdigkeit der aller Münchner Polizeibeamtinnen und Polizeibeamten zu erschüttern". Ebenso sehen sie "Indizien, dass damit vor allem politische Ziele verfolgt werden".

Die Berichterstattung, so weiter, sei einseitig und es werde auch nicht die Sicht des Beamten widergegeben, das Bild der verprügelten Frau sei überall zu finden, etc.


IMHO

Ganz grundsätzlich haben die beiden sicherlich nicht Unrecht. Es ist wohl unstrittig, dass insbesondere die Süddeutsche Zeitung, aber auch die Abendzeitung und m.W.n. auch der Münchner Merkur dieser Thematik in den letzten Tagen und Wochen doch recht große Aufmerksamkeit geschenkt haben, die diversen Vorfälle der Vergangenheit wurden auch immer wieder thematisiert. Es ist sicherlich auch denkbar, dass, jedoch noch im Rahmen der (derzeit gültigen) sachlichen Richtigkeit, der Rolle der Verletzten mehr Aufmerksamkeit zukommt, als das der Münchner Polizei lieb ist. Was definitiv richtig ist, ist, dass sicherlich auch politische Ziele verfolgt werden - allerdings ist das in meinen Augen weder verwerflich noch verwunderlich, sondern schlicht und ergreifend der Sinn der Presse sowie eine logische Konsequenz.

Ich kann die Polizei in so fern verstehen, dass sie sich Sorgen darüber macht, dass alle Polizisten (sowohl kommunal als auch auf Länder- und Bundesebene) in einem erschreckend schnell wachsenden Teil der Bevölkerung unter Generalverdacht stehen. Dass das nicht der Realität entspricht ist natürlich sonnenklar, die überwältigende Mehrheit der Beamten verrichtet sicherlich zumindest Dienst nach Vorschrift und nutzt die ihr zur Verfügung stehenden Mittel nach bestem Wissen und Gewissen.

Dennoch ist dieser Vorwurf ein mal mehr nicht nur zu kurz sondern überhaupt nicht einmal ansatzweise zu Ende gedacht: hat sich die Polizei bzw. deren Führung in bester Zusammenarbeit mit der bayerischen Staatsregierung nicht vielleicht einen Teil dieser Probleme selbst ins Haus geholt? Sind es nicht auch die zweifelhaften Äußerungen einiger hervorstehender Personen, Schmidbauer wurde ja in konkretem Zusammenhang schon genannt, wie auch immer einmal wieder gerne der Gewerkschaft der Polizei oder der üblichen Verdächtigen (Wortspiel nicht beabsichtigt) in den konservativ regierten Innenministerien, die nicht nur zusätzlich Öl ins Feuer gießen sondern viele Debatten gar erst in Gang bringen oder zumindest verschärfen? Ist es denn verwunderlich, wenn die Strafsache Polizei gegen verletzten Bürger beinahe regelmäßig mit einer Verfahrenseinstellung* endet, auch wenn die Sache an sich eigentlich zum Himmel stinkt und jedem klar ist, was Sache war? Ist es nicht vielleicht die beinahe zwanghafte Reaktion sich gegen eine jegliche strengere und vor allen Dingen unabhängigere Kontrolle der Polizei mit Händen, Füßen und dem ganzen Arsenal zu wehren?


Um es mal auf gut bayerisch auszudrücken: wer am Watschenbaum rüttelt, braucht sich nicht wundern, wenn er umfällt.




* Man bedenke folgendes: von den ca. 250-300 Fällen in Bayern pro Jahr in denen es zu einer Verhandlung kommt (d.h. die Zahl der Anzeigen dürfte um ein Vielfaches höher sein), kommt es anscheinend nur zu einer einstelligen Zahl von Verurteilungen, allerdings auch nicht zu all zu viel mehr Freisprüchen. Die meisten Verhandlungen enden in einer Einstellung bzw. beginnen erst gar nicht. Natürlich kann eine Einstellung eine ganze Menge bedeuten: Staatsanwaltschaft hat nur Mist im Kopf und in der Aktentasche, Anschuldigungen sind abstrus aber es gibt auch einen Haufen Fälle in denen die Beweislage einfach nicht ausreicht: ich habe persönlich (als Zuschauer) einen Richter am LG München erlebt, der das Verfahren, dessen Sachlage zwar nicht weltbewegend schlimm aber mehr als nur offensichtlich war, zuerst einstellte und sich dann zum beklagten Polizisten mit den Worten "Jeder hier im Saal weiß, dass sie diesen Jungen geohrfeigt haben also ihn nicht einfach nur festgehalten haben und, dass sie unter Eid gelogen haben - nur nachweisen kann man es Ihnen nicht!" ordentlich eine servierte.
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Beitrag von DumbShitAward »

Anscheinend hat man es im Innenministerium ein wenig mit der Angst zu tun bekommen. Innenminister Herrmann hat den beiden Einheiten, die für die Ermittlung gegen straffällig gewordene Polizisten zuständig ist, den Polizeipräsidien München und Nürnberg entzogen, so berichtet dieSZ. Neu zuständig soll das Landeskriminalamt sein. Dieser Schritt solle, so Herrmann, eine "noch größere Distanz zum Einsatzgeschehen" bringen. Die "interne Ermittlung" war erst vor einiger Zeit geschaffen worden.


IMHO

Ah. Herrmann lebt also noch... Naja irgendeiner hat ihm wohl erklärt, dass er der nächste ist, der eine mitbekommt, da muss natürlich schnell eine Aktion her.

Es ist zwar ein Anfang, ändert aber nichts an der Tatsache das es sichimmernoch um Polizisten handelt und im Prinzip nur die Dienststelle formal gewechselt worden sind. Unabhängig ist das natürlich nicht. Sieht nicht mal so aus. Und: wer passt eigentich auf Herrmann auf?
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Iarn
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Beitrag von Iarn »

SWM stoppen Ökostrom Investitionen
Dahinter könnte sich die beste Nachricht für den Münchner Nahverkehr seit langem verstecken.
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Boris Merath
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Beitrag von Boris Merath »

An dem Ausbauziel der Stadtwerke will Bieberbach dennoch festhalten: Bis 2025 wollen die SWM so viel Strom ökologisch erzeugen, wie in München verbraucht wird. "Aber dann müssen wir eben verstärkt im benachbarten Ausland investieren", sagt Bieberbach.
Nein, keine gute Nachricht.
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

Fahrdienstvorschrift bayerische Staatsbahnen 1876
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spock5407
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Beitrag von spock5407 »

Genau das hab ich auch gleich gedacht. Weil dann reist das Geld ebent ins Ausland.
Stadtbahn für Regensburg , offizielle Projektseite der Stadt Regensburg
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Iarn
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Beitrag von Iarn »

Mist ich habe auf dem Handy nur den Anfang gelesen. Ich hoffe es passiert noch was damit die Stadt(Werke) endlich einsehen, dass sie endlich checken, dass sie der Natur einen Bären Dienst erweisen.
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Michi Greger
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Beitrag von Michi Greger »

Und weil wir ja nebenbei trotzdem noch Gewinn an die Stadt abführen, müssen wir definitiv deswegen die Strom- Gas- und Fahrpreise erhöhen! </Gebetsmühle>
Achtung! Entladezeit länger als 1 Minute!
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Beitrag von DumbShitAward »

Polizisten sind keine Nummern - ach nicht?

Das "Vorgeplänkel" lief wieder mal nach dem gleichen Schema ab. Bei einer Blockade einer angemeldeten Neonazi-Demonstration im Januar letzten Jahres wurden die Gegner, die den Aufmarsch der Rechten behindern wollten, durch die Polizei von der Sonnenstraße geräumt. Gut, so weit so klar, es war eine angemeldete und genehmigte Demo, die darf man nicht stören und die Polizei darf und muss das eben zur Not auch mit Räumungen gewährleisten, selbst wenns um Nazis geht.

Wie eigentlich immer in solchen Situationen hagelte es danach eine Ladung Anzeigen wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte. Gut, muss man genau hinschauen was vorgefallen ist, weil dieser Gummiparagraph ja gerne mal inflationär benutzt wird, vom Herumstehen und versuchen mit dem Beamten zu Diskutieren bis zu bewaffneten Angriffen ist da alles dabei - dafür hat man ja schließlich Gerichte.

In diesem Fall war es wohl zu einer mehr oder weniger großen Rangelei gekommen als die Polizei in Form des USKs versuchte, die Gegendemonstranten von der Sonnenstraße wegzuschieben. Ein Teilnehmer, der 23-jährige Dominik A. wurde eben genau deshalb angeklagt und vom Amtsgericht München zu 60 Tagessätzen verurteilt. Eigentlich ein recht häufiger Vorfall, nichts besonders erwähnenswertes, auch wenn bei "Widerstand gegen die Staatsgewalt", "USK" und "Demonstration" bei manchen die Alarmglocken zumindest leise vor sich hinbimmeln.

Wohl auch nicht ganz zu Unrecht: die Berufungsinstanz in Form des Landgerichts drehte den Spieß um. Dominik A. wurde freigesprochen, da die Polizei sich nicht an die Spielregeln gehalten hatte. Die Polizei hatte die Räumung zwar mehr oder weniger angekündigt, das soll aber schon 30 Minuten zurückgelegen haben und es konnte nicht festgestellt werden, dass Dominik A. davon Kenntnis gehabt hatte oder hätte haben müssen. Die Polizei, so das Gericht, hätte die Räumung kurz vor dem eigentlichen Eingriff nochmals ankündigen müssen, es sei nicht Aufgabe des Bürgers herauszufinden, was die Polizei vorhabe sondern es sei Aufgabe der Polizei den Bürger darüber zu informieren.

Eigentlich nur ein weiterer Stachel im Fleisch des Innenministeriums, denn bis dato wurde noch keiner der Demonstranten rechtskräftig verurteilt, alle Prozesse bis dato endeten in Freisprüchen und Einstellungen. Scheint, als ob die Amts- und Landgerichte diesmal nicht der Staatsanwaltschaft das Wort reden. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig, die Staatsanwaltschaft hat Revision angekündigt (ich nehme an beim Bundesgerichtshof)

Beinahe "nebenbei" stellte sich aber heraus, dass der Angeklagte eigentlich auf der falschen Seite saß: er hätte nicht als Beschuldigter sondern als Zeuge der Staatsanwaltschaft und/oder Nebenkläger fungieren müssen. Grund: auf den Videoaufzeichnungen der Polizei ist unzweifelhaft zu erkennen, wie ein Beamter der USK den Mann zwei Mal mit der Faust an Brust und Kinn schägt. Selbst wenn die Räumung zulässig gewesen wäre, so die Richterin, sei das unrechtmäßig und nicht zu rechtfertigen. Folgerichtig wurde die Staatsanwaltschaft mit Ermittlungen gegen Unbekannt beauftragt - wohl wieder ohne Erfolg, denn die Beamten des USKs sind nach wie vor nicht identifizierbar, da vermummt und ohne Kennzeichnung unterwegs. Sollte sich der Beamte nicht selbst stellen oder von einem Kollegen belastet werden, wird dieses Verfahren wohl ebenfalls eingestellt werden müssen, trotz offensichtlicher Verfehlung des Beamten.


Und das bringt mich zu meinem eigentlichen Beitrag: diese Geschichte hat natürlich die Debatte über eine Kennzeichnungspflicht von Polizisten neu entfacht. Polizei und Innenminister Hermann wollten sich nicht dazu äußern. Innenministeriumssprecher Oliver Platzer aber äußerte die selben Argumente wie auch schon. Eine Kennzeichnung (gemeint: mit Klarnamen) sei unzumutbar, da sie dazu führen könne, dass Beamte z.B. im Internet an den Pranger gestellt werden würden oder gar schlimmeres geschähe. Gut, dieser Argumentation kann man durchaus folgen, wobei es hier um eine Interessensabwägung geht.
Den Patzer leistete sich Herr Platzer aber als er die Forderung nach z.B. Nummern statt Klarnamen mit dem Satz "Polizisten sind keine Nummern" abbügelte. Ganz davon abgesehen, dass es sich hierbei nicht wirklich um ein Argument sondern um stures Gebocke handelt, an dieser Stelle mal der kleine Hinweis:

Wenn ein Beamter oder Angestellter des öffentlichen Dienstes bei einer für ihn zuständigen Behörde (z.B. gerne das Landesamt für Finanzen) anruft ist das erste was die wissen wollen .... die Personalstammnummer :D


Edit: Quelle eingefügt
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Beitrag von Electrification »

DumbShitAward hat geschrieben: Gut, so weit so klar, es war eine angemeldete und genehmigte Demo, die darf man nicht stören und die Polizei darf und muss das eben zur Not auch mit Räumungen gewährleisten, selbst wenns um Nazis geht.
Da gäbe es aber auch Spielräume. Es mussten durch den heldenhaften Einsatz der Gegendemonstranten schon viele Demos rechter Personen abgebrochen werden!
Auch der Polizei könnte man inoffizielle Anweisungen geben hier nicht so genau hinzusehen. Das machen sie auch, aber eher umgekehrt, darüber gab es schon viele Berichte.
Die Gegendemonstranten werden oft wie Verbrecher behandelt, obwohl sie Verteidiger der Demokratie sind!
DumbShitAward hat geschrieben: Wie eigentlich immer in solchen Situationen hagelte es danach eine Ladung Anzeigen wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte.  Gut, muss man genau hinschauen was vorgefallen ist, weil dieser Gummiparagraph ja gerne mal inflationär benutzt wird, vom Herumstehen und versuchen mit dem Beamten zu Diskutieren bis zu bewaffneten Angriffen ist da alles dabei - dafür hat man ja schließlich Gerichte.
Da wurden doch sogar schon Pfarrer angeklagt und viele Menschen die sich engagieren! Wenn keine Gewalt vorliegt, dann sollte man bei solchen Dingen nicht so genau hinhören oder einach fünf gerade sein, denn hier geht es um die gute Sache und um Freiheit und Demokratie. Vor allem wie unbescholtene Bürger von BIs und Geistliche, was auch immer, hier tw. angegangen werden ist schon skandalös!
Dagegen sind auf rechten Demos oftmals Leute die dort eigentlich gerichtlich verfügt gar nicht sein dürften und keiner greift ein. Manchmal könnte man schon gewisse Sympathien vermuten.
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Beitrag von elchris »

Electrification @ 21 Mar 2013, 11:58 hat geschrieben: Da gäbe es aber auch Spielräume. Es mussten durch den heldenhaften Einsatz der Gegendemonstranten schon viele Demos rechter Personen abgebrochen werden!
Auch der Polizei könnte man inoffizielle Anweisungen geben hier nicht so genau hinzusehen. Das machen sie auch, aber eher umgekehrt, darüber gab es schon viele Berichte.
Die Gegendemonstranten werden oft wie Verbrecher behandelt, obwohl sie Verteidiger der Demokratie sind!
Du forderst hier Rechtsbeugung zugunsten einer Aktivistengruppe, die nicht viel mehr an einer freiheitlich-demokratischen GrundORDNUNG interessiert sind als die Nazifraktion. Nein, hier muss weiterhin gleiches Recht für Alle gelten - nur so kann der Staat beiden Strömungen sauber entgegentreten.
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Autobahn
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Beitrag von Autobahn »

@ DumbShitAward

Irgendwie scheinst Du neben einer Kirchenphobie auch noch eine Polizeiphobie zu haben. Wenn Du schon eine Kennzeichnung von Polizisten forderst, dann müsstest Du auch eine Kennzeichnung von Demonstranten fordern!

@ Electrification

Ich bin weit davon entfernt, Sympathien für rechtes Gedankengut zu haben. Ebenso wenig habe ich Sympathien für linkes Gedankengut!

In unserer Demokratie hat aber jeder das Recht, für seine Ziele zu demonstrieren. Und da ist es gut, wenn die Polizei bei Bedarf angemeldete und genehmigte Demonstrationen vor politischen Gegendemonstrationen schützt, vor allem wenn sie das Ziel haben, die gegnerische Demonstration zu stören.

Sonst haben wir sehr schnell Verhältnisse wir vor 1933, wo sich die Sturmabteilung der Nazis Straßenkämpfe mit Schlägertrupps der KPD lieferte.
Der Kapitalismus ist so alt wie die Menschheit, der Sozialismus ist nur Siebzig geworden. Er hatte keine Krise, er hatte kein Kapital.
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Beitrag von DumbShitAward »

Autobahn @ 21 Mar 2013, 15:45 hat geschrieben: @ DumbShitAward

Irgendwie scheinst Du neben einer Kirchenphobie auch noch eine Polizeiphobie zu haben. Wenn Du schon eine Kennzeichnung von Polizisten forderst, dann müsstest Du auch eine Kennzeichnung von Demonstranten fordern!
Ich habe gar nichts gefordert, du hast zwar in der Sache recht, dass ich durchaus der Meinung bin, dass Polizisten in der ein oder anderen Form zu kennzeichnen sind, wieso das aber eine "Polizistenphobie" impliziert ist mir mehr als nur schleierhaft.

Diese abgedroschene Floskel, Demonstranten seien ja auch nicht gekennzeichnet ist ja in so fern Quatsch, da dem Staat ja Mittel und Wege zur Verfügung stehen, die Identität der Bürgerinnen und Bürger festzustellen. Wenn du also schon auf eine "Gleichberechtigung" pochst, dann müsstest du ja eigentlich FÜR eine Kennzeichnungspflicht sein, da sie ja das bestehende Ungleichgewicht beseitigen würde.

Aber mal weg vom moralischen Aspekt: Tatsache ist, dass selbst in Bayern jeder Beamte sich bei der Ausübung seiner hoheitlichen Tätigkeit zumindest auf Verlangen auszuweisen hat, nämlich mit Name, zugeordneter Behörde, Dienstbezeichnung und Dienstnummer, so will es u.a. auch das bayerische Beamtengesetz (und die Landesgesetze der anderen Länder bzw. von Bund und Kommunen wohl auch). Das bayerische Polizeigesetz unterläuft das bei den Spezialeinheiten in so fern, dass nur der Einsatzleiter diese Informationen herausgeben darf - in der Praxis natürlich einfach nicht durchführbar. Wir haben also den de facto Status, dass gewisse Polizeieinheiten in Anonymität arbeiten und natürlich auch Straftaten begehen können - und das ist GENAU DAS was die Beamtengesetze und letztendlich auch die Verfassung nicht wollen. Das ganze würde in einer idealen Welt niemanden kratzen, aber in der Realität gibt es halt auch Polizisten, die sich nicht an die Gesetze halten, wie wir hier wieder gesehen haben.

Anstatt hier einzugreifen und den Strafverfolgungsbehörden ein wirksames Mittel an die Hand zu geben, werden die abstrusesten Schutzbehauptungen in den Raum gestellt, die zumindest den Eindruck erwecken, dass es in diesem Land Kreise gibt, die eine widerrechtlich und damit auch verfassungswidrig agierende Polizei nicht nur tolerieren sondern gar fördern - ich glaube ich muss keinen historischen Vergleich bemühen um dir darzulegen, dass das keine so gute Idee ist und nicht gerade viel mit den Grundwerten unserer Verfassung zu tun hat.

Allerdings begehst du auch einen tragischen, weil eigentlich wider jeden Rechtsempfinden gearteten Fehler: ein Beamter hat gewisse Rechte, die ein normaler Bürger nicht hat, je nach Funktion in der einen oder anderen Art. Trotz oder gerade wegen dieser Tatsache gelten auch andere Maßstäbe bei Verfehlungen, insbesondere, wenn es sich um eine unzulässige Nutzung der Hoheitsrechte handelt. Das begründet sich schon alleine aus den Pflichten eines Beamten treu zu dienen und die geltende Rechtsordnung zu schützen, aber auch an der Tatsache, dass Delikte im Amt mit beinahe drakonischer Härte unter Strafe gestellt sind. Quod licet Iovi, non licet bovi gilt hier freilich, aber die Atomwatschen die du bekommst, wenn du etwas tust, was auch dem Jupiter nicht erlaubt ist, ist von einem anderen Stern (um die Metapher fortzuführen). Du hast als Beamter auch an anderer Stelle weniger Rechte als ein Normalbürger und dazu gehört eben auch sich immer und überall auszuweisen wo dies verlangt und aufgrund der Gegebenheiten notwendig ist und auch ankündigen musst, was du gedenkst zu tun, vor allen Dingen dann, wenn die potenziellen Folgen negativ sind.

In so fern ist es einfach brutaler Quatsch, wenn du behauptest, es wäre unfair, wenn Polizisten in irgend einer Form markiert wären, Demonstranten aber nicht.
Eigentlich tust du nur eines: zumindest moralisch förderst du damit Straftaten im Amt und behinderst eine Aufklärung dieser Straftaten massiv. Mir scheint, dass du vielmehr ein Problem mit dem Rechtsstaat hast, als ich mit der Polizei...
Lektion 73 in unserer Serie "Rechtsstaat für Anfänger", heute: §81 StGB

Wer es unternimmt, mit Gewalt oder durch Drohung mit Gewalt den Bestand der Bundesrepublik Deutschland zu beeinträchtigen oder die auf dem Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland beruhende verfassungsmäßige Ordnung zu ändern, wird mit lebenslanger Freiheitsstrafe oder mit Freiheitsstrafe nicht unter zehn Jahren bestraft.
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Autobahn
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Beitrag von Autobahn »

@ DumShitAward

Ich verstehe Deine Naivität nicht. Der Staat hat (aus gutem Grund) das Gewaltmonopol! Und Du glaubst doch selber nicht, das alle Demonstranten nur gewaltfrei demonstrieren wollen.

Wenn Ordnungskräfte die Räumung eines Platzes anordnen, ist jeder Widerstand dagegen Gewalt, egal ob passiv oder aktiv. (Das trifft auch für Gaffer nach einem Unfall zu, wenn sie die Arbeit der Rettungskräfte behindern!) Den Polizeibeamten dabei grundsätzlich verfassungswidrige Handlungen zu unterstellen, ist falsch.

Selbstverständlich hat sich ein Polizeibeamter dem Bürger auszuweisen. In meinem bisherigen Leben habe ich es auch nicht anders erlebt. „Guten Tag, mein Name ist Polizeiobermeister (oder ein anderer Dienstgrad) XY, bitte ihren Personalausweis (Führerschein und die Fahrzeugpapiere)!“. Das impliziert auch, dass sich der Bürger gegenüber der Polizei auszuweisen hat!

Stell Dir das mal gegenüber gewaltbereiten Demonstranten (oder Hooligans) vor. Der Polizeibeamte sagt: „Guten Tag, mein N....“ und schon hat er etwas über den Schädel bekommen. Das ist auch verfassungswidrig. Und die Täter können nicht identifiziert werden, oder sagt jemand, ich bin Xaver Xaversohn und ich haue dir jetzt den Schädel ein?

Es besteht ein grundsätzlicher Unterschied zwischen der „normalen“ Polizeiarbeit und den Einsatzkräften, die für gewaltbereite Demonstrationen eingesetzt werden.

Ich erinnere mich schwach an eine Demo von Linken (im Ruhrgebiet), die von Neonazis angegriffen wurde. Da hat die Polizei auch mit aller Härte durchgegriffen. Seltsamerweise kamen keine Klagen über die „Übergriffe“ der Polizei.
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Beitrag von Cloakmaster »

Grundsätzlich verstehe ich nicht so ganz, wo das Problem an einem Nummerncode auf der Dienstuniform sein soll. Welche Person dahinter steht lässt sich dann ermitteln, wenn es nötig wird - aber eben nicht von jedem Hans und Franz.
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Autobahn
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Beitrag von Autobahn »

Cloakmaster @ 21 Mar 2013, 21:14 hat geschrieben:Grundsätzlich verstehe ich nicht so ganz, wo das Problem an einem Nummerncode auf der Dienstuniform sein soll. Welche Person dahinter steht lässt sich dann ermitteln, wenn es nötig wird - aber eben nicht von jedem Hans und Franz.
Welcher "Nummerncode" versteckt sich hinter gewaltbereiten Demonstranten (Hooligans)?
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Beitrag von 146225 »

Autobahn @ 21 Mar 2013, 21:19 hat geschrieben: Welcher "Nummerncode" versteckt sich hinter gewaltbereiten Demonstranten (Hooligans)?
Nochmals langsam: Nicht-Polizeiangehörige können, wenn sie gegen die Polizei im strafbaren Sinne agieren, festgenommen, identifiziert und verurteilt werden. Absolut auch richtig so. Genauso muß aber auch gelten, daß Polizeiangehörige, welche sich in Ausübung des Dienstes strafbar machen, ermittelt werden können und verurteilt werden. Um nichts anderes geht es hier.
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Beitrag von Entenfang »

Man sollte vielleicht auch bedenken, dass ein Großteil der Demonstranten es in der Regel friedlich tut. Trotzdem hört man immer wieder von Polizeigewalt. Hier würde eine Kennzeichnungspflicht durchaus helfen, die Verschleierung von Straftaten durch Polizisten zu verhindern, die sich im Falle eines Falls ja einfach gegenseitig decken können.
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Beitrag von Catracho »

Autobahn @ 21 Mar 2013, 15:45 hat geschrieben: Sonst haben wir sehr schnell Verhältnisse wir vor 1933, wo sich die Sturmabteilung der Nazis Straßenkämpfe mit Schlägertrupps der KPD lieferte.
Warum eigentlich nicht? So lange die sich nur untereinander prügeln hat das doch ausschließlich Vorteile. Fiel mir anlässlich des 13. Februar in Dresden wieder ein: Demo der Nazis zulassen, linke Gegendemo auch, aber nicht in der Stadt, sondern im nächstgelegenen Steinbruch/Tagebau. Da überlässt man dann beide Seiten sich selbst und die können sich gegenseitig so lange auf die Fresse geben, bis keiner mehr übrig ist. Alternativ eignen sich auch Fussballstadien. Einfach von außen abschließen und nach ein paar Tagen mal schauen wer noch steht.

Mfg
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Beitrag von 146225 »

Catracho @ 21 Mar 2013, 22:08 hat geschrieben: Warum eigentlich nicht? So lange die sich nur untereinander prügeln hat das doch ausschließlich Vorteile. Fiel mir anlässlich des 13. Februar in Dresden wieder ein: Demo der Nazis zulassen, linke Gegendemo auch, aber nicht in der Stadt, sondern im nächstgelegenen Steinbruch/Tagebau. Da überlässt man dann beide Seiten sich selbst und die können sich gegenseitig so lange auf die Fresse geben, bis keiner mehr übrig ist. Alternativ eignen sich auch Fussballstadien. Einfach von außen abschließen und nach ein paar Tagen mal schauen wer noch steht.
Ein überaus deutliches NEIN.
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Beitrag von Catracho »

146225 @ 21 Mar 2013, 22:13 hat geschrieben: Ein überaus deutliches NEIN.
Spielverderber.

Mfg
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Beitrag von 146225 »

Catracho @ 21 Mar 2013, 22:15 hat geschrieben: Spielverderber.

Mfg
Catracho
Und auch noch stolz drauf :P

Moderne Gladiatorenkämpfe müssen nicht sein - und nein, kein Mensch ist "entbehrlich".
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Beitrag von Boris Merath »

Autobahn @ 21 Mar 2013, 15:45 hat geschrieben: Irgendwie scheinst Du neben einer Kirchenphobie auch noch eine Polizeiphobie zu haben. Wenn Du schon eine Kennzeichnung von Polizisten forderst, dann müsstest Du auch eine Kennzeichnung von Demonstranten fordern!
Die Kennzeichnungspflicht existiert, und nennt sich Vermummungsverbot.

Schauen wir uns mal das "gleiches Recht für alle" an:
Polizisten:
-Bewaffnet
-Schutzkleidung
-Vermummt (bei Verwendung eines Helms)

Demonstranten:
-Waffenverbot
-Wer in Schutzkleidung antritt wird vermutlich gleich entfernt
-Vermummungsverbot

An den Verboten für die Demonstranten etwas zu ändern wäre Blödsinn - und die Polizisten brauchen natürlich ihre Ausrüstung. Trotzdem sind die Polizisten gegenüber den Demonstranten deutlich im Vorteil. Und genau deswegen braucht es Maßnahmen, um Fehlverhalten zu verhindern, bzw. geschehens Fehlverhalten zu ahnden.

Ich will die Polizei nicht verteufeln, aber es reicht, wenn man ein paar Idioten hat, die die Anonymität ausnutzen.
Autobahn @ 21 Mar 2013, 21:07 hat geschrieben:Ich verstehe Deine Naivität nicht. Der Staat hat (aus gutem Grund) das Gewaltmonopol! Und Du glaubst doch selber nicht, das alle Demonstranten nur gewaltfrei demonstrieren wollen.
Der, der hier naiv ist, bist Du.
Wenn Ordnungskräfte die Räumung eines Platzes anordnen, ist jeder Widerstand dagegen Gewalt, egal ob passiv oder aktiv.
1) Die Ordnungskräfte haben die Räumung des Platzes nicht angeordnet. Hättest Du die Beiträge weiter oben gelesen, wüsstest Du das.
2) Passive Gewalt? Was ist denn das für ein Blödsinn? Wenn ein Demonstrant einer Anordnung zur Räumung nicht nachkommt, hat die Polizei das Recht, diesen wegzutragen, vielleicht auch die Personalien festzustellen. Aber ganz sicher nicht, ihm eine reinzuhauen. Und die Gerichte sehen das offenbar genauso, sonst hätte die Richterin wohl kaum Strafanzeige von Amts wegen gegen den Polizisten gestellt. Die Ahndung scheitert einzig und alleine daran, dass keiner weiß wer der Polizist war - dass er sich strafbar gemacht hat, ist relativ unumstritten.
Selbstverständlich hat sich ein Polizeibeamter dem Bürger auszuweisen. In meinem bisherigen Leben habe ich es auch nicht anders erlebt. „Guten Tag, mein Name ist Polizeiobermeister (oder ein anderer Dienstgrad) XY, bitte ihren Personalausweis (Führerschein und die Fahrzeugpapiere)!“. Das impliziert auch, dass sich der Bürger gegenüber der Polizei auszuweisen hat!
DAS ist naiv. Frag mal einen Polizisten in voller Kampfmontur, der Dir grade eine reingehaut hat, nach dem Dienstausweis - viel Spaß.
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

Fahrdienstvorschrift bayerische Staatsbahnen 1876
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Beitrag von Catracho »

146225 @ 21 Mar 2013, 22:18 hat geschrieben: und nein, kein Mensch ist "entbehrlich".
Das sowieso. Aber wer sich unbedingt kloppen will, der soll doch auch die Gelegenheit dazu bekommen. Allemal besser als die jetzige paradoxe Situation, wo die Polizei Prügel bekommt, bloß damit die anderen sich nicht kloppen. Ja mei, dann lasst sie doch....

Mfg
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Beitrag von Electrification »

elchris @ 21 Mar 2013, 12:27 hat geschrieben: Du forderst hier Rechtsbeugung zugunsten einer Aktivistengruppe, die nicht viel mehr an einer freiheitlich-demokratischen GrundORDNUNG interessiert sind als die Nazifraktion. Nein, hier muss weiterhin gleiches Recht für Alle gelten - nur so kann der Staat beiden Strömungen sauber entgegentreten.
Bitte?
Ich habe hier von den 95% friedlichen Gegendemonstranten gesprochen und nicht von den paar Linksautonomen die mit Gewalt die Sache mehr als stören und dann das Ansehen der Gegendemonstranten beschädigen.

In Dresden schaffen es jedes Jahr tausende friedliche Demonstranten gegen die rechten Verklärer zu demonstrieren, oftmals leider auch von der Polizei behindert.

Du hast auch dieses typische Klischeebild oder die typischen Vorurteile der Gegendemonstranten. Woher dieses Bild? Die absolute Mehrheit sind Leute wie du und ich, die sich wehren und nicht wortlos den braunen Truppen das Feld überlassen wollen.

Mir ging es um Anzeigen und unverhältnismäßige Maßnahmen gegen friedliche Demonstranten durch die Polizei! Das ist leider auch so! Da waren auch schon Pfarrer betroffen. Oder willst du diesen auch Gewalt unterstellen?


Um mal beim Thema rechtes Gedankengut zu bleiben:
Hat jemand die drei Folgen "Unsere Väter, unsere Mütter" gesehen? Interessant sind ja die Kommentare die man auf Spiegel oder Focus so lesen kann, die zeigen dass viele immer noch nicht aufgewacht sind und in ihrer braunen Welt leben und das tief hinein ins Bürgertum. Dieser Relativismus k... mich an!
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