Stadt-Land,wie wohnt es sich besser und günstiger?

Alles was in den anderen Foren OFF-TOPIC wäre.
<br>Guinan freut sich auf Ihren Besuch.
Antworten
Mühldorfer
Kaiser
Beiträge: 1015
Registriert: 11 Dez 2010, 11:15

Beitrag von Mühldorfer »

Rohrbacher @ 8 Jan 2017, 21:45 hat geschrieben: Wirklich grenzenlose Dummheit, wenn man das Wort schon gebraucht, ist es übrigens Münchner Immobilienpreise zu zahlen und dann auch noch das ganze Leben zur Miete in irgendwelchen engen Wohnungen.
Hallo,
durchaus richtig. Es gilt aber auch andernseits daß 9 freistehende Einfamilienhäuser zu je 600m ² Grund auch auf Dörfern höheren Gesamtgrundstücks- und Baupreis haben als eine "bürgerliche Mehrfamilienvilla" mit 9 Wohnungen in einer Klein- oder Mittelstadt auf 1500m² Grund.

Und ausserdem, die meisten Schlafdorfbewohner bleiben ihr ganzes Berufsleben in der 15km-Entfernung Kreisstadt.

In einer Kleinstadt ein bürgerliches 8-Familienhaus: Hintern Haus ca. 1500m² Garten und Spielhof:

http://www.main-echo.de/regional/kreis-mai...ic11887,1166522

Das sind inzwischen Eigentumswohnungen, sowas könnte man auch neu bauen.....

Das Bld ist nicht ganz korrekt, die linke Hälfte ab der linken Tür ist Neubau von 1983, dafür rechts ab rechter Tür größenmäßige symmetrische Fortsetzung von 1903.
Mühldorfer
Kaiser
Beiträge: 1015
Registriert: 11 Dez 2010, 11:15

Beitrag von Mühldorfer »

Cloakmaster @ 8 Jan 2017, 22:26 hat geschrieben: Klar, und wenn der Arbeitsplatz woanders hin verlagert wird, ist man natürlich auch selbst schuld, wenn die Wohnung, Freunde, Familie, Nachbarn etc nicht mit verlegt werden.
Hallo,
als bayrischer Schlafdorfbewohner wirst du als Seemann auch nicht nach Hamburg gerne pendeln. Als Stadtbewohner ginge es mit der Bahn meist einfacher.

Praktisch gedacht: Falls du in ( Beispiel ) Lohr wohnend an der Klinik als Gynäkologe nicht mehr gebraucht würdest, die Entbindung wurde geschlossen, dann wäre Bahnpendeln nach Aschaffenburg oder Würzburg leichter als aus Ruppertshütten mit dem PKW..

Und in einer Klein- oder Mittlestadt wohnend ist der beruflich bedingte Umzug in die 400km-Entfernung andere Stadt nicht eine höhere Belastung als von einer Dorf-Bausparkassensiedlung 400km weiter in eine andere.

Der Unterschied ist aber in Klein- und Mittelestädten ist daß das Kultur- und Familienleben ohne PKW stattfinden kann, ob Gymnasium, Kinderchor, Hallenbad, Zahnarzt, Apotheke, Nähbedarfsgeschäft, Schachlhub und eben auch viele gute Arbeitsplätze zu Fuß oder mit dem Fahrrad erreichbar sind.

Wenn nur die Traktoristen, Melker, Vertinäe und Schweinezüchter mit dem PKW ihre Stadtbedarfe, auch Fachärzte und Kultur erledigen würden, gäbe es weder miese Luft, Verkehrstau- oder Parkprobleme. Nichtmals KAT und bluetec wäre nötig.
Cloakmaster
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 9971
Registriert: 25 Jan 2004, 17:09

Beitrag von Cloakmaster »

Doch, wären sie. Auch nur ein Stinker ist einer zu viel. Leben kann überall statt finden, genau das ist ja das Problem. Und das zweite, daß heutzutage alle Familienmitglieder ihr eigenes Leben haben. In Lohr gibt es zwar eine Gyn, aber keine Neuro. Und in Ruppertshütten gibt es dafür Neur, aber keine Gyn.

Was nun also? Wo ist nun die Mühldorfer-gesetzlich verordnete Wohnstatt eines Gynäkologe/Neurologin-Paares anzuordnen? Oder dürfen im Mühldorfer-Universum Gynäkologen keine Neuros heiraten?

Ob Arbeit, Familie oder Freizeit. Mobilitäts Bedürfnisse und Anforderungen nehmen stetig zu. Und dazu müssen die Verkehrsträger im Wettbewerb Lösungen anbieten können. Jetzt kann man natürlich beweinen, daß die Bahn bekanntlich gegenüber anderen Verkehrsträgern benachteiligt wird, die Flinte ins Korn werfen, und die Ungerechtigkeit der Welt verurteilen, oder sich auf die eigenen Stärken besinnen, und damit die Mitbewerber geradezu an die Wand spielen.

#####
chris232 @ 8 Jan 2017, 23:38 hat geschrieben: @Cloakmaster: Ich sag ja nicht, dass ich das sinnvoll finde. Aber so siehts eben momentan aus...
Benutzeravatar
Rohrbacher
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 14218
Registriert: 10 Apr 2006, 23:21
Wohnort: ja

Beitrag von Rohrbacher »

Mühldorfer @ 8 Jan 2017, 22:01 hat geschrieben:durchaus richtig.  Es gilt aber auch andernseits daß 9 freistehende Einfamilienhäuser zu je 600m ² Grund auch auf Dörfern  höheren Gesamtgrundstücks- und Baupreis haben als eine "bürgerliche Mehrfamilienvilla" mit 9 Wohnungen in einer Klein- oder Mittelstadt auf 1500m² Grund.
Was heißt das jetzt? Spontan bei ImmobilienScout reingehen, das billigste familientaugliche zur Miete ab 4 Zimmer:

1.) München: 97 m², allerbeste Betonsiedlung, Baujahr 1974, 5. Obergeschoss, 1.121 Euro kalt. Das Wohnzimmer hat gemütliche 23 m² und die Kinderzimmer sind zwischen 7,5 und nicht ganz 12 m² groß. Dafür kann man mal 13.452 Euro im Jahr ausgeben. Die Wohnung ist höchstens die Hälfte wert, den Rest zahlst du für den Ortsnamen deiner neuen Adresse.

2.) Pfaffenhofen plus 10 km, ein Haus soll's sein: Pörnbach, Niedrigenergiehaus, Neubau (!), Toskanastil, ja mei... Wohnzimmer 31 m², Kinderzimmer zwischen 15 und nicht ganz 24 m², ein bisserl Garten, Garage, Keller. Gibt zwar keinen Bahnhof, ein Bus fährt eher selten, aber man kann nicht alles haben.

Welche der beiden Wohngelegenheiten fändest du jetzt für deinen Familie besser, der Preis ist zufälligerweise fast gleich? Und was meinst du auch, wo du eher die Chance hast, die Wohnung überhaupt zu bekommen? Stichwort Massenbesichtigung, Kinderfreundlichkeit und so.

Fahrzeit übrigens zum Marienplatz aus Perlach etwa 30 Minuten, aus Pörnbach inkl. Autofahrt bis Pfaffenhofen ziemlich genau 1 Stunde. Das tolle ist jetzt aber, man braucht München gar nicht: Deine Frau kann genauso in Ingolstadt arbeiten und deine Tochter in Augsburg, Regensburg oder Eichstätt studieren oder du kannst, wenn du willst jedes Jahr in einer anderen Stadt arbeiten. Damit ist man so flexibel wie es der Arbeitsmarkt heute verlangt und hast alle Optionen. Auch die Unternehmen nutzen die zentrale Lage, die Fachkräfte wohnen eh schon hier oder haben vor dem 1.400-Euro-Plattenbau zu entkommen. Unsere neusten Errungenschaften im "Dorf" sind eine 60 Millionen Euro teure Verpackungsfabrik und nebenan eine Firma mit u.a. einer 2.500-t-Presse zur Herstellung von Prototypenteilen und Werkzeugen für Auto- und Maschinenbau. Es ist nicht so, dass die Dörfer hinter München reine Schlafstädte wären, auch aus München pendeln übrigens Leute weg, u.a. zu Firmen wie diesen.
Mühldorfer @ 8 Jan 2017, 22:11 hat geschrieben:Der Unterschied ist aber in Klein- und Mittelestädten ist daß das Kultur- und Familienleben ohne PKW stattfinden kann, ob Gymnasium, Kinderchor, Hallenbad, Zahnarzt, Apotheke, Nähbedarfsgeschäft, Schachlhub und eben auch viele gute Arbeitsplätze zu Fuß oder mit dem Fahrrad erreichbar sind.
Deswegen gibt's in München oder Stuttgart ja auch keine Autos, nur von Auswärtigen, und auch keine Leute, die im Verschwinden von ein paar Parkplätzen/Fahrspurmetern auf der Fürstenrieder Straße den Untergang des Abendlands erkennen wollen. :lol:

Ich weiß ja nicht, welche Klein- und Mittelestädte und welche Dörfer du kennst. Mein Dorf hat jetzt 6.000 Einwohner. Grund- und Mittelschule sind am Ort, ebenso mehrere Kindergärten. Ins Gymnasium im Nachbarort bin ich mit'm Bus gefahren. Zum Kirchenchor, wenn ich gewollt hätte, hätte ich keine 10 Minuten zu Fuß gebraucht. Ins Hallenbad fährt hier keiner, man geht zum Weiher (und grillt). Zahnärzte haben wir zwei am Ort, sind zu Fuß auch keine 10 Minuten, die Apotheke (und der Allgemeinarzt) sind drei bis fünf Häuser weiter. Ob du's glaubst oder nicht, am Weg liegt sogar ein Wollladen. *lol* Einen Schachclub gibt's glaube ich auch, ich vermute mal, die treffen sich wie andere in einem der Gasthäuser, geht auch in 10 Minuten zu Fuß. Wir hatten bis zur Pleite sogar zwei Schlecker-Läden! Noch da sind ein Optiker, ein Elektroladen, vier oder fünf unterschiedliche Bäcker, zwei Metzger, mehrere Friseure, Volksbank und Sparkasse, ein Getränkemarkt, ein Buchladen mit Onlineshop, ein Blumengeschäft, einen Deko- und Bastelladen, eine Fotografin, zwei Tankstellen, eine davon mit Shop, eine Musik- und zwei Fahrschulen und ob's den Zoo-Laden noch gibt, müsste ich nachschauen. Das liegt alles mehr oder weniger an der (frisch sanierten) Hauptstraße. In gefühlt jedem zweiten Laden kann man auch Pakete aller gängigen Versender abgeben. Im Gewerbegebiet draußen gibt's u.a. autofreundlich einen Penny, einen Edeka mit Tchibozeugs und Post, einen weiteren Getränkemarkt und eine Reinigung. Auf der anderen Seite des Ortes, direkt in ein neues Wohngebiet, baut demnächst REWE. Einen Bahnhof mit RE-Halt gibt's, eine Pizzaria, eine Dönerbude, einen Italo-Inder-Türken-Lieferdienst mit Imbiss und zwei bayerische Wirtshäuser. Eins davon betreibt sogar eine Kleinkunstbühne, wo mehrmals im Jahr Leute wie Günter Grünwald, Luise Kinseher, Constanze Lindner, Helmut Schleich oder Michael Lerchenberg auftreten. Martina Schwarzmann war auch schon da, die hat aber in der Mehrzweckhalle gespielt, wo ab und an auch mal ein Flohmarkt oder sowas stattfindet, wenn nicht grad Yoga oder Gymnasik oder sowas da drin stattfindet. Auch Vereine gibt's von Feuerwehr, Blaskapelle, Angelsport, Hundeschule, Theatergruppe, Gartenbauverein bis hin zum Sportverein mit Fußball-, Tennis- und Bolzplatz. Die Vereine organisieren dann auch so Sachen wie das Wein- und das Bierfest. Bis auf ein Kino fehlt mir im Alltag eigentlich nichts, was nicht binnen höchstens 15 Minuten zu Fuß erreichbar wäre. Handwerker gibt's nahezu alle, eine Taxifirma und sogar einen, der VW Käfer und Bullys restauriert. Sogar einen Modellbauladen gibt's. Der hat aufgrund der Nachfrage zwar vor 20 Jahren die Eisenbahn rausgeworfen, veranstaltet aber dafür Wettkämpfe im Modellautofahren auf einer eigens dafür gebauten Rennbahn. Ein Rathaus haben wir auch, da gehst du einfach unten rein und sagst, was du brauchst, alles das gleiche Zimmer, ohne Anstehen und Nummerziehen. Was sollte mir jetzt fehlen, wo muss ich mit dem Auto hinfahren, wo natürlich alle Städter zu Fuß hinlaufen? ;)

Der Witz ist: Es ist in einem funktionierenden bayerischen Dorf alles da, relativ kompakt sogar, warscheinlich kompakter als in den meisten Stadtvierteln der Landeshauptstadt. In einer Stadt wie München nehmen die Leute im Alltag im Schnitt längere Wege auf sich, man ist ja schnell und bequem mal mit der S-Bahn von Laim in der Altstadt. Das sind aber die gleichen 5 km, wie wenn ich in den Nachbarort fahre. Von Aubing zum Marienplatz sind's an die 12 km! Und ich wage sogar zu behaupten, da wo ich wohne, fahren mehr Leute mit'm Fahrrad zum Einkaufen oder zur Schule als in München, wo sich viele wegen der vielen Autos oder aus Angst vor Diebstahl nicht trauen. Und ich traue mich auch wetten, trotz "Urban Gardening" haben die wenigsten Städter ihre eigenen Pflaumen, Kirschen, Äpfel mit einen Transportweg von 0,0 km. Kostet nichts, spendet Schatten, reinigt die Luft, schluckt Schall, sieht schön aus und ist Lebensraum für Vögel, Spinnen, Bienen, Käfer und Nachbarskatzen, den mir keine Stadtverwaltung zubetonieren kann. Man kann auch Kartoffeln, Gurken, Erdbeeren, ... wenn man will, ich denke, es wird klar, was ich meine. Freilich, man kann natürlich für's gleiche Geld auch in einer 70er-Jahre Betonhölle im 5. Stock neben der vierspurigen Straße mit vermutlich seltsamen Nachbarn wohnen. Über 4.000 Leute pro Quadratkilometer, für mich wäre das nix.
Mühldorfer @ 8 Jan 2017, 22:11 hat geschrieben:Nichtmals KAT und bluetec wäre nötig.
Warum nicht? Kämen dann bei den Autos auf der Fürstenrieder oder der Dachauer Straße nur Seifenblasen aus'm Auspuff? Umweltzonen werden aufgrund der hohen Belastung ja bekanntlich am häufigsten auf Dörfern und Kleinstädten eingerichtet. Die Traktoristen vom übernächsten Ort hatten letztens auch wieder ganz fiesen Feinstaubalarm. Ach ne, das war Stuttgart. :rolleyes:

Aber ich stell' die Frage nochmal: Was hat das alles noch mit IC und ICE zu tun?
„Herr Otto Mohl fühlt sich unwohl am Pol ohne Atomstrom.“
Mühldorfer
Kaiser
Beiträge: 1015
Registriert: 11 Dez 2010, 11:15

Beitrag von Mühldorfer »

Rohrbacher @ 9 Jan 2017, 06:30 hat geschrieben:
Ich weiß ja nicht, welche Klein- und Mittelestädte und welche Dörfer du kennst. Mein Dorf hat jetzt 6.000 Einwohner. Grund- und Mittelschule sind am Ort, ebenso mehrere Kindergärten.
hallo,
soweit richtig, 6000EW sind eben schon ein lebenswertes Kleinstadtformat, egal ob das Gelände sich Dorf oder Stadt nennnt.

Und wie wäre es statt Einzelhäuser in Pförmbach oder sonstwo im jwd zu bauen z.B. aus Reicherhertshofen eine kompakte Stadt sich entwickeln zu lassen.

Fäche nicht zersiedeln sonndern wenn schon dann kleine neue kompakte Städte, Vorbild Traunreut, Waldkraiburg, Neutraubling.

Hart, nicht jedem Bürgermeister gestatten die saure Wiese seines Schwagers zu Bauplätzen vergolden...

Noch besser keinen regionalen Zuzug sondern Wirtschaftswiederansiedlung nach Selb, Görlitz, Elsterwerda, Bautzen, Prenzlau, Duisburg, Hof, Lauda, Lübbecke usw. lenken.
Benutzeravatar
Jojo423
Lebende Forenlegende
Beiträge: 4652
Registriert: 21 Nov 2006, 15:48
Wohnort: München bei Pasing Wahlheimat: Schweizer Alpen

Beitrag von Jojo423 »

Rohrbacher @ 8 Jan 2017, 20:45 hat geschrieben: Wirklich grenzenlose Dummheit, wenn man das Wort schon gebraucht, ist es übrigens Münchner Immobilienpreise zu zahlen und dann auch noch das ganze Leben zur Miete in irgendwelchen engen Wohnungen. So kommt der Durchschnittsdeutsche auf ein Vermögen von etwa 20.000 Euro und wird im Alter "luxussaniert". Der durchschnittliche Grieche oder Franzose hat glaub ich im Schnitt mehr als doppelt so viel Vermögen, weil deren Wohneigentumsquote deutlich höher ist als bei uns. 1.000 Euro x 12 Monate x 40 Jahre = 480.000 Euro. Weg. Einfach so. Vermieter und Wohnungsgesellschaften freut's, was auch immer das mit IC und ICE zu tun hat. ;)
Unterschlage nicht die Finanzierungs- und Unterhaltskosten beim Eigenheim. Ebenfalls ist das Eigenheim keine gute Anlage. Wenn man mal schnell Geld braucht, kann man ja nicht einfach ein Fenster o.ä. verkaufen.

Der Wertgewinn der letzten Jahrzehnte, vor allem im Umkreis von München, mögen vllcht andere Bände sprechen, aber ich glaube nicht an ein unendliches Wachstum der Immobilienpreise.
Viele Grüße
Jojo423
146225
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 17509
Registriert: 01 Apr 2007, 17:45
Wohnort: TH/EDG

Beitrag von 146225 »

Mühldorfer @ 9 Jan 2017, 08:41 hat geschrieben: Noch besser keinen regionalen Zuzug sondern Wirtschaftswiederansiedlung nach Selb, Görlitz, Elsterwerda, Bautzen, Prenzlau, Duisburg, Hof, Lauda, Lübbecke usw. lenken.
Was mich bei dieser Aufzählung interessieren würde: Lauda ist zwar auch kein FV-Halt bei der Eisenbahn (mehr), aber wie um alles in der Welt kommt man darauf, Tauberfranken bei den wirtschaftlich schwächeren Regionen der Republik einzureihen? Nur weil der durchschnittliche Stuttgarter nicht weiß wo es ist und dass das auch noch zu Baden-Württemberg gehört, heißt das noch gar nix.
München kann jeder. Duisburg muss man wollen!
Mühldorfer
Kaiser
Beiträge: 1015
Registriert: 11 Dez 2010, 11:15

Beitrag von Mühldorfer »

146225 @ 9 Jan 2017, 20:35 hat geschrieben: Was mich bei dieser Aufzählung interessieren würde: Lauda ist zwar auch kein FV-Halt bei der Eisenbahn (mehr), aber wie um alles in der Welt kommt man darauf, Tauberfranken bei den wirtschaftlich schwächeren Regionen der Republik einzureihen?
Hallo,
nicht wegen wirtschaftlicher Schwäche, aber dort in der Region wo eben die Pendler herkommen, teils bis Heilbron, Ludwigsburg oder Würzburg mit dem PKW pendeln, mehr Arbeit vor Ort als gar in den Stuttgarter Kessel zu bringen.

Zumindestens jeder Ort der mehr Aus- als Einpendler hat braucht mehr Arbeit am Ort und/oder hat zuviele Baugebiete in den letzten Jahrzehnten für zugezogende "Häuslebauer" ausgewiesen.

Einpendler für Großindustrie wie BASF-Ludwigshafen mit der Verbundproduktion ist etwas anderes, dort ist Einpendeln volkswirtschaftlich geboten.
Benutzeravatar
Rohrbacher
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 14218
Registriert: 10 Apr 2006, 23:21
Wohnort: ja

Beitrag von Rohrbacher »

Jojo423 @ 9 Jan 2017, 10:38 hat geschrieben:Unterschlage nicht die Finanzierungs- und Unterhaltskosten beim Eigenheim. Ebenfalls ist das Eigenheim keine gute Anlage. (...) Der Wertgewinn der letzten Jahrzehnte, vor allem im Umkreis von München, mögen vllcht andere Bände sprechen, aber ich glaube nicht an ein unendliches Wachstum der Immobilienpreise.
1.) Habe explizit zwei Mietimmobilien verglichen.
2.) Rede ich nicht vom Zwei- oder Dritthaus als Geldanlage, sondern vom selbstgenutzen Wohnraum. 13.452 Euro im Jahr für Miete ausgeben heißt: Geld ist weg. Mit 13.452 Euro das Eigenheim abbezahlen heißt: Ich bekomme einen Gegenwert, irgendwann gehört die Bude mir. Ob Wertsteigerung oder nicht, man kann drin wohnen. Insbesondere im Alter macht es einen gehörigen Unterschied, ob man ggf. von ein paar hundert Euro Rente Miete zahlen muss oder nicht. Und Häuser halten 70 bis 100 Jahre, die kann man vererben. Natürlich ist nach 30 Jahren die Heizung durch, nach 40 Jahren muss das Dach neu, ab und zu braucht es einen neuen Anstrich etc. Aber die Kosten hat der Eigentümer einer Mietimmobilie auch und reicht die über Miete oder Nebenkosten natürlich durch. Besonders in München, wo man keine Wohnung mietet, sondern quasi immer eine "iWohnung" mit viel streitbarem Aufpreis ohne echten materiellen Gegenwert.
Mühldorfer @ 9 Jan 2017, 08:41 hat geschrieben:Und wie wäre es statt Einzelhäuser in Pförmbach oder sonstwo im jwd zu bauen z.B. aus Reicherhertshofen eine kompakte Stadt sich entwickeln zu lassen. (...) Hart, nicht jedem Bürgermeister gestatten die saure Wiese seines Schwagers zu Bauplätzen vergolden...
Reichertshofen und sein siamesischer Zwilling Baar-Ebenhausen sind also Streusiedlungen? Das Vergolden von Land wird man einer Gemeinde schwer verbieten können, wenn man's der anderen erlaubt. Übrigens nutzt es nichts nur Bauplätze auszuweisen, wenn an dem Ort keine Nachfrage besteht. "Irgendwo im Osten" gibt's viele Häuser, die will keiner haben. Das Haus aus dem Beispiel in Pörnbach ist deswegen auch das günstigste, weil die Gemeinde nicht so nachgefragt wird als andere, wo mehr los ist und z.B. ein Bahnhof steht.
Mühldorfer @ 9 Jan 2017, 19:43 hat geschrieben:Zumindestens jeder Ort der mehr Aus- als Einpendler hat braucht mehr Arbeit am Ort und/oder hat zuviele Baugebiete in den letzten Jahrzehnten für zugezogende "Häuslebauer" ausgewiesen. (...) Einpendler für Großindustrie wie BASF-Ludwigshafen mit der Verbundproduktion ist etwas anderes, dort ist Einpendeln volkswirtschaftlich geboten.
Interessante Logik. Was ist mit den Orten, die dann, damit das funktioniert, mehr Ein- als Auspendler haben? Dann hat München zu viele Arbeitsplätze angezogen? Oder wie stellst du dir das vor, wenn die ganzen Einpendler nicht mehr kämen? Entweder halbiert sich die Wirtschaftsleistung oder - wenn alle Einpendler in den Stadtgrenzen wohnen wollen würden - die Mieten verdoppeln sich und per Nachverdichtung wird die Theresienwiese und der Englische Garten zugebaut, Feldmoching Lochhausen und überall, wo noch Platz ist wird gebaut. Mindestens. Zählt eigentlich ein Aubinger, der an der Messe arbeitet als Binnenpendler? Über die A99 sind das ca. 40 km einfach und mit dem MVV ca. 45 Minuten Fahrzeit. Dimensionen, die dem Landkind bekannt vorkommen. :ph34r:

Und was ist mit den Orten, die ein Pendlersaldo von nahezu 0 haben, aber nur weil 5.000 ein- und 5.000 auspendeln? Ingolstadt könnte da vom Gefühl her recht nah dran sein. Wobei Gefühle täuschen können. Die Stadt Pfaffenhofen, man könnte meinen, da haut morgens die halbe Stadt ab nach München, hatte vor einigen Jahren tatsächlich ein Pendlersaldo von +30 oder so. Die Quelle weiß ich leider nicht mehr, fand das aber lustig, es kamen wohl 30 Leute mehr nach Pfaffenhofen als rausgefahren sind. Pendeln findet nicht nur über 50 oder 100 km statt, die ganzen Hettenshausener und Scheyerer, die teilweise mit'm Radl nach Pfaffenhofen fahren, um beim Bäcker zu verkaufen, den Patienten Babybrei abzunehmen oder beim Arzt Blut abzufüllen, oder andersrum, sind Einpendler. Schüler zählen vermutlich auch.

So einfach ist das eben seit der Industrialisierung nicht mehr. Und wie willst du jetzt die BMW-Arbeiter (Großindustrie), die nach München pendeln, statistisch z.B. von den anderswo beschäftigten PR-Beratern (kleine Dienstleister) trennen, die aber für BMW arbeiten?

Mal weitergedacht: Bei Pendlern ist der Bahnanteil am höchsten, die meisten Strecke leben davon. Würden theoretisch alle zu Hause arbeiten, wäre der Bahnverkehr so gut wie tot. Auch für den Freizeitverkehr. Nur wegen drei Güterzügen oder einem Fernzug würde man so manche Strecke auch nicht mehr in vollem Umfang betreiben. Im Endeffekt würde zwar dann weniger Verkehr stattfinden, aber wohl hauptsächlich auf der Straße und dort nicht mit Regionalbussen. Die fahren ja oft eh nur zu den Pendlerspitzen. Das muss man übrigens auch bei einem eventuellen Kohleausstieg bedenken. Wo keine Kohle mehr abgebaut und verheizt wird, braucht's keine Kohlezüge mehr. Da ist zwar in der Hinsicht nichts gegen zu sagen, aber auf der anderen Seite könnte das auch weitere negative Effekte auf andere Schienengüterverkehre und ggf. den Bestand von Strecken haben.
„Herr Otto Mohl fühlt sich unwohl am Pol ohne Atomstrom.“
Benutzeravatar
DSG Speisewagen
Lebende Forenlegende
Beiträge: 3482
Registriert: 17 Mär 2014, 00:04

Beitrag von DSG Speisewagen »

Es muss ja jeder selbst entscheiden wo er leben will. Das ist auch eine sehr persönliche Frage, schließlich gibt es Leute die würden in der Stadt eingehen und umgekehrt. Jeder soll glücklich werden können.

Natürlich ist es besser im ländlichen Raum an strategisch günstigen Orten zu bauen, daher sollte man Neubaugebiete gezielt an die Verkehrsachsen legen, also in Orte die verkehrsgünstig liegen (auch wegen der Kosten der Infrastruktur usw.).
Zersiedlung ist möglichst zu vermeiden und in abgelegenere Orte mit schlechter ÖPNV-Anbindung sollte man Neubauten nur den dort ansässigen erlauben, jedoch keinen Menschen von außerhalb, so dass diese dann in zentrale Orte bauen.

Insgesamt hat Deutschland die niedrigste Eigenheimquote Europas. Das wird ja immer mit dem 2. Weltkrieg erklärt. Der ist jetzt über 70 Jahre vorbei, wieso gab es da in einem der reichsten Länder Europas nie eine Offensive die Eigenheimquote zu steigern? Auch das ist ein Mittel gegen Altersarmut und hin zu mehr persönlichem Eigentum und Wohlstand.
Gerade in diesen Zeiten müsste es eine Eigentumsoffensive geben (egal ob eigenes Haus oder Eigentumswohnung), denn es gibt in Deutschland zu viele Mieter und das ist nicht gut, die Miete sollte eine auf Zeit beschränkte Form des Wohnens sein.
Die Zwänge der Miete haben mir nie gefallen und ich würde es auch nie wieder haben wollen, da die persönliche Freiheit dadurch massiv eingeschränkt ist.

Mehr Eigentum, weniger Miete, das sollte eigentlich in einem reichen Land möglich sein. Eine Eigentumswohnung kann man auch wie Miete abzahlen und irgendwann gehört sie einem. Eigentum ist doch durch nichts zu ersetzen.
Trassengebühren halbieren! Schwerverkehrsabgabe ab 3,5t für Lkw und Busse einführen! Infrastrukturausbau, Knotenausbau, Kapazitätsausbau! Verminderter Mehrwertsteuersatz für alle Zugfahrkarten! Fahrgastrechte für alle Verkehrsträger gleich!
Rathgeber
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 5427
Registriert: 01 Jan 2003, 23:01
Wohnort: Unter der Bavaria
Kontaktdaten:

Beitrag von Rathgeber »

Was machst Du mit Wohneigentum, wenn Du in einer strukturschwachen Region wohnst, alt wirst und keine Nachkommen hast?
Was machst Du mit Wohneigentum, wenn die Ehe in die Brüche geht und keiner der Partner den Rest abbezahlen kann?
Was machst Du mit Wohneigentum, wenn die Landwirtschaft nur Verluste einfährt und sich das Grundstück nicht verkaufen lässt?

In Ballungsräumen und florierenden Gegenden wie dem Chiemgau oder dem Oberland mag Wohneigentum Sinn ergeben. Zu behaupten, dass Wohneigentum auch in Zeiten niedriger Zinsen per se sinnvoll ist, ist indes falsch. Besitz kann belasten. Das gilt auch für das eigene Haus.
Benutzeravatar
Rohrbacher
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 14218
Registriert: 10 Apr 2006, 23:21
Wohnort: ja

Beitrag von Rohrbacher »

Rathgeber @ 12 Jan 2017, 02:33 hat geschrieben:Was machst Du mit Wohneigentum, wenn Du in einer strukturschwachen Region wohnst, alt wirst und keine Nachkommen hast?
Allein drin wohnen.
Rathgeber @ 12 Jan 2017, 02:33 hat geschrieben:Was machst Du mit Wohneigentum, wenn die Ehe in die Brüche geht und keiner der Partner den Rest abbezahlen kann?
Kommt drauf an, was das Gericht sagt, wie die Ehe bzw. deren Ende geregelt ist und was sonst noch an Vermögen da ist.
Rathgeber @ 12 Jan 2017, 02:33 hat geschrieben:Was machst Du mit Wohneigentum, wenn die Landwirtschaft nur Verluste einfährt und sich das Grundstück nicht verkaufen lässt?
Welche Landwirtschaft? :blink:
Rathgeber @ 12 Jan 2017, 02:33 hat geschrieben:Besitz kann belasten.
Die Abhängigkeit von Hausverwaltungen, das ständige Risiko in x Monaten umziehen zu müssen und die Aussicht von ein paar hundert Euro Rente Münchner Mieten zahlen zu müssen, sind natürlich ungeheuer befreiend.

Natürlich geht man mit einem Kauf auf Pump ein Risiko über mehrere Jahre oder Jahrzehnte ein, vor allem wenn man mit zu wenig Eigenkapital startet. Aber das ist eben der erwähnte Teufelskreis. Wo die Eltern und Großeltern Häuser, kleinere Unternehmen und sonstiges Vermögen hatten, ist es doch recht üblich, dass Kinder zur Hochzeit oder irgendwann danach vorzeitig einen Teil des Erbes ausbezahlt bekommen oder das Elternhaus ganz überschrieben bekommen unter der Bedingung eines lebenslangen Wohnrechts der Eltern. So läuft das in Familien eigentlich seit Jahrhunderten schon. Haben die Generationen vor dir gemietet, ist das Geld weg und meist kaum Vermögen in der Familie zum Weitergeben. Das Geld haben die, die sich als Anlage ein Zweit- und Dritthaus gekauft haben, um es zu vermieten und damit grad in München immer noch geldiger zu werden. Jede Wohnung gehört irgendwem. Ist nur die Frage, bezahlt man Raten für die eigene oder die Raten einer fremden. Und wenn die von deiner Miete abbezahlt ist, wird man auf Eigenbedarf gekündigt, damit die Tochter des ex-Vermieters einziehen kann und sorgenfrei in München BWL studieren kann. Diesen bei kleinen Wohnungen ganz typischen Fall kann man natürlich als Belastung sehen. ;)

In der EU wohnen im Schnitt 70% der Leute im Eigenheim, in Deutschland nur rund 50%, in Städten teilweise unter 20%. Das ist ein Problem auch für die Sozialsysteme. Denn Mieten ist besonders in aufgeblasenen Märkten wie München eigentlich immer eine Umverteilung von Vermögen vom Mieter (oder der Wohngeldkasse) auf den Vermieter. In der Regel wohnen eher nicht die Reichen zur Miete, sondern die Armen. Wer die sich in Deutschland gerade aufbauenden "Armutsdynastien" besiegen will, muss dafür sorgen, dass möglichst viele Leute in einer eigenen, abbezahlten Immobilie wohnen können und ihr Geld selbst verwenden und z.B. in die Ausbildung der Kinder stecken können. Sonst bröckelt von der Mittelschicht unten immer mehr weg.
„Herr Otto Mohl fühlt sich unwohl am Pol ohne Atomstrom.“
146225
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 17509
Registriert: 01 Apr 2007, 17:45
Wohnort: TH/EDG

Beitrag von 146225 »

Ohne zur Miete zu wohnen, aber zum aktuellen Zeitpunkt würde ich mir in Heilbronn - in durchgeknallten Märkten wie München schon gleich drei Mal nicht - nichts mehr kaufen. Das Geld, das man da ausgeben soll, sieht man doch nie mehr wieder, falls das Leben mal anders spielt und man die Immobilie in 30 Jahren wieder verkaufen möchte/muss.
München kann jeder. Duisburg muss man wollen!
Bayernlover
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 13808
Registriert: 02 Aug 2009, 16:49
Wohnort: Dresden (4, 6, 10, 12, 65, 85)

Beitrag von Bayernlover »

Wenn ich sehe, wie oft ich in den letzten Jahren umgezogen bin, hätten sich da bei mir nur Makler und Notare gefreut. Grad, wenn man noch nicht "angekommen" ist (Kinder, zukünftiger Wohnort etc.) macht doch kaufen gar keinen Sinn. Außerdem bekommt man auch gar nicht mehr so leicht einen Kredit. Wie sollen zwei Normalverdiener, die vielleicht eine 70qm-Wohnung für 1.200 Euro kalt bewohnen, diese Wohnung für 500.000 Euro kaufen? Wer ist so wahnsinnig?

Mal ganz abgesehen davon, dass auch nicht in jeder Familie so viel Eigenkapital vorhanden ist, dass man überhaupt einen Kredit bekommt. Und in Märkten wie München oder Stuttgart zu kaufen, ist sowieso der helle Wahnsinn. Irgendwann platzt diese Blase und das Geld ist futsch.
Für mehr Administration. Gegen Sittenverfall. Für den Ausschluss nerviger Weiber.
Benutzeravatar
rautatie
Lebende Forenlegende
Beiträge: 4301
Registriert: 07 Aug 2008, 09:30
Wohnort: München

Beitrag von rautatie »

Rohrbacher @ 9 Jan 2017, 06:30 hat geschrieben: Der Witz ist: Es ist in einem funktionierenden bayerischen Dorf alles da, relativ kompakt sogar, warscheinlich kompakter als in den meisten Stadtvierteln der Landeshauptstadt.
Das kann alles sein, trotzdem gibt es auch eine Neigung, die unabhängig von Nützlichkeiten und Vorteilen existiert. Meine Neigung ist eindeutig die Großstadt. Und das, obwohl ich in einer Kleinstadt in Niederbayern aufgewachsen bin. Mein Leben möchte ich aber in einer Großstadt verbringen, je größer umso besser (für mich). Eine Großstadt löst in mir das Gefühl von Freiheit, Unabhängigkeit und kultureller Vielfalt aus, was mir persönlich sehr gut tut. Ich kann hier eher so sein, wie ich bin, ohne dass mich die Nachbarn schief anschauen, weil ich nicht dem Durchschnitt entspreche. Ich kriege das ja mit von einem Freund, der im Schwäbischen auf dem Land lebt: ständig beäugen sich die Nachbarn gegenseitig, wer tut was oder tut es nicht? Warum haben die den Rasen gerade heute gemäht, warum ist der Garten nicht so gepflegt wie unserer, warum schaut die Nachbarin aus dem Fenster, warum ist ihr Sohn noch nicht verheiratet, was hat die bloß wieder bestellt, dass sie so ein großes Paket bekommen hat, und so weiter...

Dazu kommt meine Neigung zur kulturellen Vielfalt. Die Stadtbüchereien (von denen ich ein extensiver Nutzer bin) haben ein riesiges Angebot. Ich liebe es, in die aktuellen Ausstellungen ohne lange Anreise gehen zu können, oder in die Oper oder ins Theater. Ich besuche Vorlesungen und Veranstaltungen an den Hochschulen und Universitäten nach Feierabend, und so weiter.

All das trägt erheblich zu meiner persönlichen Lebensqualität bei, deswegen lebe ich so gern in einer Großstadt und nehme dafür die Nachteile in Kauf.
Wo ist das Problem?
Mark8031
Lebende Forenlegende
Beiträge: 3422
Registriert: 09 Apr 2012, 01:35
Wohnort: MBAL

Beitrag von Mark8031 »

DSG Speisewagen @ 11 Jan 2017, 19:35 hat geschrieben: Es muss ja jeder selbst entscheiden wo er leben will.
Ich möchte diesen Satz erweitern: "...wie und wo er leben will." Denn...
es gibt in Deutschland zu viele Mieter und das ist nicht gut, die Miete sollte eine auf Zeit beschränkte Form des Wohnens sein.
...ob ich im Eigentum oder zur Miete wohnen will, sollte jedem selbst überlassen sein, wie eben auch Stadt oder Land oder stadtnahes Umfeld. Ich persönlich bin froh, von einem Eigenheim befreit zu sein und nur noch zur Miete zu wohnen. Die Arbeit und die Verantwortung für das Eigenheim ist nicht zu unterschätzen und jetzt zur Miete fühle ich mich einfach wohler.

Wie man es dreht und wendet, es ist immer eine Entscheidung, die jeder für sich selbst treffen muss.
Diese Menschen, die in einem Eisenbahnforum pro Auto argumentieren und in ihrer Kleinsichtigkeit ständig für das Auto Werbung machen, finde ich hier schon etwas deplaziert.
Benutzeravatar
rautatie
Lebende Forenlegende
Beiträge: 4301
Registriert: 07 Aug 2008, 09:30
Wohnort: München

Beitrag von rautatie »

Mark8031 @ 12 Jan 2017, 10:31 hat geschrieben: und jetzt zur Miete fühle ich mich einfach wohler.
Ja, geht mir auch so. Die Mietwohnung entbindet mich von mancher Verpflichtung, und außerdem verleiht sie mir ein größeres Gefühl von Unabhängigkeit (ich könnte meine Zelte hier schneller abbrechen, wenn ich wollte oder wenn es nötig wäre). Der Nachteil: theoretisch könnte mir der Vermieter kündigen, aber momentan sieht es nicht so aus.
Wo ist das Problem?
Benutzeravatar
DSG Speisewagen
Lebende Forenlegende
Beiträge: 3482
Registriert: 17 Mär 2014, 00:04

Beitrag von DSG Speisewagen »

rautatie @ 12 Jan 2017, 10:06 hat geschrieben: Das kann alles sein, trotzdem gibt es auch eine Neigung, die unabhängig von Nützlichkeiten und Vorteilen existiert. Meine Neigung ist eindeutig die Großstadt. Und das, obwohl ich in einer Kleinstadt in Niederbayern aufgewachsen bin. Mein Leben möchte ich aber in einer Großstadt verbringen, je größer umso besser (für mich). Eine Großstadt löst in mir das Gefühl von Freiheit, Unabhängigkeit und kultureller Vielfalt aus, was mir persönlich sehr gut tut. Ich kann hier eher so sein, wie ich bin, ohne dass mich die Nachbarn schief anschauen, weil ich nicht dem Durchschnitt entspreche. Ich kriege das ja mit von einem Freund, der im Schwäbischen auf dem Land lebt: ständig beäugen sich die Nachbarn gegenseitig, wer tut was oder tut es nicht? Warum haben die den Rasen gerade heute gemäht, warum ist der Garten nicht so gepflegt wie unserer, warum schaut die Nachbarin aus dem Fenster, warum ist ihr Sohn noch nicht verheiratet, was hat die bloß wieder bestellt, dass sie so ein großes Paket bekommen hat, und so weiter...

Dazu kommt meine Neigung zur kulturellen Vielfalt. Die Stadtbüchereien (von denen ich ein extensiver Nutzer bin) haben ein riesiges Angebot. Ich liebe es, in die aktuellen Ausstellungen ohne lange Anreise gehen zu können, oder in die Oper oder ins Theater. Ich besuche Vorlesungen und Veranstaltungen an den Hochschulen und Universitäten nach Feierabend, und so weiter.

All das trägt erheblich zu meiner persönlichen Lebensqualität bei, deswegen lebe ich so gern in einer Großstadt und nehme dafür die Nachteile in Kauf.
Du vergleichst hier aber Extreme. Kleinste Dörfer auf dem Land, wo das vielleicht so ist wie du schreibst und eine Großstadt. In kleinsten Dörfern würde ich jetzt auch nicht wohnen wollen, aber auch eben nicht in München, für mich eh eine der langweiligsten Großstädte überhaupt.
Dazwischen gibt es viele Nuancen.
Schon bei einem durchschnittlichen Ort mit Siedlung und ab ca. 5000 Einwohner kennen sich doch die meisten schon nicht mehr oder nicht so gut, es sei denn man ist im gleichen Verein. Das ist was anderes als früher, denn heute wollen die meisten ihre Ruhe haben.

Freiheit und Unabhängigkeit kannst du auch in einem Mittel- oder Oberzentrum haben, z. B. Landshut und was versteht man unter kultureller Vielfalt? Nicht jeder mag irgendwelche Oberschichten-Opernhäuser (wo auch Steuergelder reingepumpt werden) oder Ausstellungen mit "Kunst", alles andere kriegt man auch in Landshut oder Passau und man ist schnell auch wo anders mitttels Verkehrsanbindung.

Wie groß ist denn der Ort im Schwäbischen in deinem Beispiel? Ich kenne das so gar nicht, das sind also beliebte Vorurteile weil es in Kleinstdörfern gerne vorkommt oder wenn man überneugierige Nachbarn hat, aber das kann dir sogar in der sterilen Mietskaserne passieren.

Stadtbüchereien gibt es doch nicht nur in München und die bringen dir auch jedes Buch her das du willst. In Landshut kommt man damit gut durch, aber in Moosburg ist es sicher auch machbar bei Bedarf. Kino, vielfältige Restaurants kriegst du auch. Theater teilweise auch.
Aber Theater und Oper ist kein Argument, da man schnell in München ist und dann ebenso schnell diese Stadt wieder verlassen kann.
Vorlesungen besuchen, das macht doch kaum ein Mensch, aber wenn, es gibt auch regionale Universitäten und Hochschulen.

Die besten vermeintlichen Vorteile der Stadt bringen nichts wenn die Mieten so hoch sind dass sich viele dann nach Miete und Lebenshaltung eben nicht mehr am gesellschaftlichen Leben beteiligen können. Was nützt denn das Theater oder die Oper wenn man sie sich nicht leisten kann oder einen schlichten Kino- oder Restaurantbesuch?

Wie man sieht, es muss jeder entscheiden, aber man braucht die Entscheidungsfreiheit und da komme ich zu folgendem Beitrag:
Mark8031 hat geschrieben: ...ob ich im Eigentum oder zur Miete wohnen will, sollte jedem selbst überlassen sein, wie eben auch Stadt oder Land oder stadtnahes Umfeld. Ich persönlich bin froh, von einem Eigenheim befreit zu sein und nur noch zur Miete zu wohnen. Die Arbeit und die Verantwortung für das Eigenheim ist nicht zu unterschätzen und jetzt zur Miete fühle ich mich einfach wohler.

Wie man es dreht und wendet, es ist immer eine Entscheidung, die jeder für sich selbst treffen muss.
Findest du die Ansicht nicht auch etwas weltfremd?
Natürlich sollte jeder selbst entscheiden ob er zur Miete wohnen will oder nicht, das sehe ich genauso. Durch die Luxussanierungen, Gentrifizierungen und drastischen Mieterhöhungen (die Mietpreisbremse ist doch ein Witz, weiß jeder) werden da einige ihr Wunder erleben und umziehen müssen oder sich neben der Miete nicht mehr viel leisten können.

Viele würden gerne eigenes Eigentum haben, aber sie können ihre freie Entscheidung mangels Kredit und Kapital nicht durchführen. Hier müsste es aber ein staatliches Programm zur Eigentumsförderung geben, besonders für junge Familien, denn Eigentum führt zu einem unabhängigen Leben und erzieht die Leute zu Selbstständigkeit und Eigenverantwortung.

Mag also sein dass es Leute wie dich gibt die freiwillig zur Miete wohnen (und ich gehe davon aus dass du dir eine Eigentumswohnung leisten könntest), aber viele wohnen zwangsweise zur Miete, obwohl sie lieber Eigentum hätten und ich gehe davon aus dass das ein nicht kleiner Teil der Mieter ist.

Fakt ist und bleibt: Ausgerechnet eines der reichsten Länder Europas hat die geringste Eigenheimquote und das fördert nun mal Armut, gerade Altersarmut und speziell dann noch in Hochpreisstädten wie München die sich ein Normalverdiener kaum noch leisten kann wenn er ein anständiges Leben führen will das nicht nur aus Grundbedarf besteht.
Trassengebühren halbieren! Schwerverkehrsabgabe ab 3,5t für Lkw und Busse einführen! Infrastrukturausbau, Knotenausbau, Kapazitätsausbau! Verminderter Mehrwertsteuersatz für alle Zugfahrkarten! Fahrgastrechte für alle Verkehrsträger gleich!
Mark8031
Lebende Forenlegende
Beiträge: 3422
Registriert: 09 Apr 2012, 01:35
Wohnort: MBAL

Beitrag von Mark8031 »

DSG Speisewagen @ 12 Jan 2017, 12:16 hat geschrieben:Findest du die Ansicht nicht auch etwas weltfremd?
Nein.
DSG Speisewagen @ 12 Jan 2017, 12:16 hat geschrieben:geringste Eigenheimquote und das fördert nun mal Armut, gerade Altersarmut
Ich hab schon viele Leute gesehen, die haben sich voller Stolz mit 25, 30 Jahren ihr Eigenheim gekauft, abbezahlt bis sie in die Rente und dann vor dem Problem der Sanierung standen. Die Heizung, die den Normen nicht mehr entspricht, die Fenster und Außentüren, durch die es zwischenzeitlich durchpfeift und das Dach, das erste Undichtigkeiten aufweist. Das alles könnte vielleicht sogar noch durch einen neuen Kredit sogar noch behoben werden (ganz toll, im Ruhestand erneut verschulden bis in den Tod), käme da nicht die Gemeinde auf die Idee, dass nach 40 Jahren auch die Straße eine Sanierung braucht und die Kosten auf die Anwohner umwälzt. Da habe ich schon viele am Rand der Verzweiflung gesehen.

Die pauschale Aussage, ein Eigenheim ist eine Altersvorsorge, kann also in Deutschland irgendwie nicht richtig sein. Dazu läuft von Seiten der Politik zu viel schief. Es kann dann richtig sein, wenn man erst einmal auf kommunaler Ebene Regelungen findet, die besonders das Heranziehen der anwohnenden Bürger für die Infrastruktursanierungen unterbindet (dazu zahlt man doch eigentlich die Grundsteuer) und zum Teil auch von ihren Pflichten entbindet. Einer der Gründe warum ich froh bin, kein Eigenheim mehr zu haben, ist die Räum- und Streupflicht. Ich finde es zwar grundsätzlich okay, dass es auf den Anwohner abgewälzt wird, aber wie man als Mensch der arbeitenden Bevölkerung das bewerkstelligen soll, verrät einem auch niemand.
DSG Speisewagen @ 12 Jan 2017, 12:16 hat geschrieben:ein staatliches Programm zur Eigentumsförderung geben
Ja, bin ich bei Dir, aber bitte erst dann, wenn das Eigenheim nicht irgendwann durch kommunale Entscheidungen zur Schuldenfalle werden kann.
Diese Menschen, die in einem Eisenbahnforum pro Auto argumentieren und in ihrer Kleinsichtigkeit ständig für das Auto Werbung machen, finde ich hier schon etwas deplaziert.
Benutzeravatar
rautatie
Lebende Forenlegende
Beiträge: 4301
Registriert: 07 Aug 2008, 09:30
Wohnort: München

Beitrag von rautatie »

DSG Speisewagen @ 12 Jan 2017, 13:16 hat geschrieben: Vorlesungen besuchen, das macht doch kaum ein Mensch, aber wenn, es gibt auch regionale Universitäten und Hochschulen.
Falls du es nicht bemerkt haben solltest: ich habe in diesem Fall speziell von meinen Bedürfnissen gesprochen. Und - ja, ich mache genau das, was kaum ein Mensch macht - ich gehe regelmäßig in Vorlesungen an der LMU und an der Hochschule München.

Mag sein, dass München im internationalen Vergleich nicht die aufregendste Großstadt ist, aber ich finde es schon mal klasse, dass es hier die großen Bibliotheken, die verschiedenen Theater, Museen, Ausstellungen etc. gibt.

Zu Büchereien: klar gibt es überall Stadtbüchereien, aber ich (wiederum spreche ich in diesem Fall von meiner persönlichen Sichtweise) bevorzuge eben die wirklich großen Büchereien, in denen ich nicht jedes zweite Buch per Fernleihe bestellen muss...

Klar ist man schnell für einen Theaterbesuch in München, wenn man in beispielsweise Landshut wohnt, aber da ich mich häufig spontan nach Feierabend dazu entschließe, fällt mir das eben leichter, wenn ich auch hier wohne. So häufig, wie ich abends hier irgendwelche kulturellen Aktivitäten mache, wäre mir da einfach die dauernde Fahrerei zu anstrengend.

Des weiteren ist es eben eine persönliche Neigungsfrage. Ich fühle mich insgesamt in einer Großstadt einfach wohler, da kann eine Mittelstadt noch so viel bieten. Einzige Ausnahme (für mich persönlich wiederum) wäre eine Stadt direkt oder in der Nähe an einer Meeresküste, denn das Meer hat eine ähnlich große Anziehungskraft auf mich wie Großstädte.
Wo ist das Problem?
Benutzeravatar
DSG Speisewagen
Lebende Forenlegende
Beiträge: 3482
Registriert: 17 Mär 2014, 00:04

Beitrag von DSG Speisewagen »

Mark8031 hat geschrieben: Ich hab schon viele Leute gesehen, die haben sich voller Stolz mit 25, 30 Jahren ihr Eigenheim gekauft, abbezahlt bis sie in die Rente und dann vor dem Problem der Sanierung standen. Die Heizung, die den Normen nicht mehr entspricht, die Fenster und Außentüren, durch die es zwischenzeitlich durchpfeift und das Dach, das erste Undichtigkeiten aufweist. Das alles könnte vielleicht sogar noch durch einen neuen Kredit sogar noch behoben werden (ganz toll, im Ruhestand erneut verschulden bis in den Tod), käme da nicht die Gemeinde auf die Idee, dass nach 40 Jahren auch die Straße eine Sanierung braucht und die Kosten auf die Anwohner umwälzt. Da habe ich schon viele am Rand der Verzweiflung gesehen.
Also ist es nicht weltfremd von Wahlfreiheit zu sprechen, obwohl du weißt dass viele gerne Eigentum hätten, es sich aber nicht leisten können bzw. ihnen ein Kredit verweigert wird?

Man kann auch Eigentumswohnungen und andere Dinge kaufen die man nicht bis zur Rente abbezahlen muss. Da muss man eben bescheiden sein, denn die Mietwohnung ist ja nicht groß und du kannst ausrechnen was du da dein Leben lang zahlst. So lange man verdient ist das schön, aber was ist wenn dann bis zu 2/3 der Rente dafür drauf gehen? Am Ende noch Grundsicherung, tolles Leben.
Eine Möglichkeit ist natürlich als Senior aufs Land zu ziehen, da es Regionen gibt wo einem die Immobilien nachgeworfen werden, aber da ist halt wieder das Problem der ärztlichen Versorgung, wozu es auf dem Land spezielle Ärztezentren bräuchte und eine höhere Bezahlung von Landärzten mit deutlich mehr Aufgaben als für Fachärzte die tw. den Markt überladen.

Wo ich dir recht gebe ist die Beteiligung an Baumaßnahmen für Hausbesitzer. Wer sich dieses kranke, abartige Gesetz ausgedacht hat ist nicht normal gewesen. Ich glaube das dürfte es weltweit wohl nur in Deutschland geben.
Es ist auch gar nicht gerecht wenn eine Straße ausgebaut/saniert wird, die Bewohner zu beteiligen, obwohl alle anderen deutlich mehr davon profitieren. Einem Anwohner würde auch eine Schotterpiste reichen wenn es sein muss. Daher müssten solche Sanierungen/Umbauten von allen getragen werden, denn dadurch können Existenzen ruiniert werden.

Abgesehen von den Problemen die man beheben müsste, Eigentum ist immer besser als Spielball fremder Herrscher zu sein. Die meisten Vermieter wollen ja so viel wie möglich verdienen, was auch legitim ist (gibt auch zu wenige öffentliche Wohnungen) und das wird ja nicht besser, gerade in Boom-Städten wie München. Wer soll sich da als Normalverdiener noch ein menschenwürdiges Leben leisten können?
Erkläre du mir wie man bei den derzeit schon hohen (und steigenden) Mietpreisen in München als Krankenschwester, Busfahrer, Handwerker, Verkäufer usw. noch anständig leben können soll wenn man Miet- und Lebenshaltungskosten abzieht?
Mark8031 hat geschrieben: Ja, bin ich bei Dir, aber bitte erst dann, wenn das Eigenheim nicht irgendwann durch kommunale Entscheidungen zur Schuldenfalle werden kann.
Diese Fälle sind schlimm genug, aber das sind Einzelfälle, genausogut könnte man die Fälle aufzählen wo Mieter in schlimmste Not durch die Vermietpolitik usw. geraten sind.
Es ändert ja grunsätzlich nichts daran dass Eigentum, wie der Name schon sagt, besser ist als auf fremde Hilfe angewiesen zu sein, denn am Ende ist das ein draufzahlgeschäft.
Miete ist doch etwas wenn man nicht dauerhaft irgendwo plant, ansonsten ist Eigentum immer besser und in den meisten Regionen bekommt man seine Immobilie, wenn man doch wo anders hin will, wieder teuer verkauft.

@rautatie
Ist doch schön wenn es dir in München gefällt, ich kann das nachvollziehen und kenne selbst Leute denen es genauso geht.
Wichtig ist halt dass man es sich leisten kann und viele können sich in München eben kein menschenwürdiges Leben mehr leisten und das ist traurig genug. Wenn man nicht am gesellschaftlichen Leben teilnehmen kann, weil fast alles für Miete und Lebenshaltung drauf geht, nützen einem die ganzen Vorzüge nichts, dann ist das auch nicht menschlich. Jeder Mensch sollte glücklich sein und das geht nicht wenn man finanziell ausgeschlossen ist.
Trassengebühren halbieren! Schwerverkehrsabgabe ab 3,5t für Lkw und Busse einführen! Infrastrukturausbau, Knotenausbau, Kapazitätsausbau! Verminderter Mehrwertsteuersatz für alle Zugfahrkarten! Fahrgastrechte für alle Verkehrsträger gleich!
Benutzeravatar
rautatie
Lebende Forenlegende
Beiträge: 4301
Registriert: 07 Aug 2008, 09:30
Wohnort: München

Beitrag von rautatie »

DSG Speisewagen @ 12 Jan 2017, 14:40 hat geschrieben: Wichtig ist halt dass man es sich leisten kann und viele können sich in München eben kein menschenwürdiges Leben mehr leisten und das ist traurig genug.
Ich gebe zu, dass es nicht einfach ist, hier mit wenig Geld wohnen zu können, wenn auch nicht unmöglich. Ein guter Freund von mir arbeitet nur wenige Stunden pro Woche und verdient recht wenig. Trotzdem hat er ein schönes Untermietzimmer im Haus einer Rentnerin, er hat dort recht geräumige und komfortable Verhältnisse. Er ist übrigens auch einer vom selben Typ wie ich - wir gehen oft gemeinsam in Vorlesungen, Hochschulkonzerte und Vorträge. Wir sind also beide Großstadtliebhaber...
Wo ist das Problem?
Benutzeravatar
DSG Speisewagen
Lebende Forenlegende
Beiträge: 3482
Registriert: 17 Mär 2014, 00:04

Beitrag von DSG Speisewagen »

rautatie @ 12 Jan 2017, 14:47 hat geschrieben: Ich gebe zu, dass es nicht einfach ist, hier mit wenig Geld wohnen zu können, wenn auch nicht unmöglich. Ein guter Freund von mir arbeitet nur wenige Stunden pro Woche und verdient recht wenig. Trotzdem hat er ein schönes Untermietzimmer im Haus einer Rentnerin, er hat dort recht geräumige und komfortable Verhältnisse. Er ist übrigens auch einer vom selben Typ wie ich - wir gehen oft gemeinsam in Vorlesungen, Hochschulkonzerte und Vorträge. Wir sind also beide Großstadtliebhaber...
Das ist halt nicht der Normalfall, denn wer will schon ein Untermietzimmer, das ist doch keine Dauerlösung, außer für Einzelfälle wie hier genannt.

Familien oder Leute die einfach in Ruhe leben wollen, ist das keine Lösung und es geht hier nicht um Geringverdiener, die können schon lange leider nicht mehr teilhaben, sondern dass sich Normalverdiener in München kaum noch was leisten können. Wir reden hier von normalen Vollzeitberufen, von Krankenschwestern, Altenpflegern, Busfahrern, Verkäufern, normalen Büroangestellten usw.
In München ist der Mietanteil über dem Wert der als Zumutbar für das Gesamtvolumen des Einkommens gesehen wert.

Es geht auch nicht darum dass man in München nicht bescheiden leben kann, das funktioniert, aber Teilhabe an der Gesellschaft wie Restaurant- oder Kinobesuche, mit Freunden in die Kneipe, mal ins Schwimmbad usw. ist doch kein Luxus, sondern selbstverständliche Lebensteilhabe und das sollte allen möglich sein die hart arbeiten und dann vieles in den Mietkosten verschwinden sehen.
Menschenwürdig ist es nicht, wenn man sich nicht mal einfachste Kinobesuche oder derartiges leisten kann und wir reden hier wirklich nicht von wirklichen Geringverdienern, denn die konnten sich vieles noch nie leisten, aber der weitere Abstieg der Mittelschicht in diesem Land ist ja schon der nächste Skandal, gerade in Hochpreisstädten wie München, das kann man sich mit nichts schönsaufen.
Trassengebühren halbieren! Schwerverkehrsabgabe ab 3,5t für Lkw und Busse einführen! Infrastrukturausbau, Knotenausbau, Kapazitätsausbau! Verminderter Mehrwertsteuersatz für alle Zugfahrkarten! Fahrgastrechte für alle Verkehrsträger gleich!
Mark8031
Lebende Forenlegende
Beiträge: 3422
Registriert: 09 Apr 2012, 01:35
Wohnort: MBAL

Beitrag von Mark8031 »

DSG Speisewagen @ 12 Jan 2017, 13:40 hat geschrieben: Also ist es nicht weltfremd von Wahlfreiheit zu sprechen, obwohl du weißt dass viele gerne Eigentum hätten, es sich aber nicht leisten können bzw. ihnen ein Kredit verweigert wird?
Nachdem Du mich mit diesem Wort abstempelst (beleidigst!), mit nur einem herausgepickten Teil der Aussage, ist jede weitere Diskussion überflüssig. Wobei ich meinen Standpunkt bereits klar gemacht habe: jeder so, wie er will.
Eigentum ist immer besser als Spielball fremder Herrscher zu sein
Mit dem Eigentum bist Du ebenfalls Spielball fremder Herrscher, nämlich denen der Politiker. Oder der Banken. Es soll auch da schon Fälle gegeben haben, bei denen die Banken mitten im Kredit selbigen einfach aufgekündigt haben. Oder die Anschlussfinanzierung verweigert haben. Aber auch hier muss man den Ball wieder an die Politik spielen, dass so etwas überhaupt möglich ist.
Erkläre du mir wie man bei den derzeit schon hohen (und steigenden) Mietpreisen in München als Krankenschwester, Busfahrer, Handwerker, Verkäufer usw. noch anständig leben können soll wenn man Miet- und Lebenshaltungskosten abzieht?
Die Kosten für das Eigenheim sind hier auch exorbitant hoch, das ändert nichts an der Problematik, das die Politik lieber den Unternehmen den Arsch föhnt, als sich um das Wohl der Bürger zu kümmern.

Wie Du es drehst und wendest: den Spielball hat die Politik. Und das Versagen in dieser Problematik haben sie leider auch seit Jahrzehnten gepachtet.
Diese Menschen, die in einem Eisenbahnforum pro Auto argumentieren und in ihrer Kleinsichtigkeit ständig für das Auto Werbung machen, finde ich hier schon etwas deplaziert.
Benutzeravatar
DSG Speisewagen
Lebende Forenlegende
Beiträge: 3482
Registriert: 17 Mär 2014, 00:04

Beitrag von DSG Speisewagen »

Ich will dich nicht abstempeln, wie kommst du darauf? Ich akzeptiere deine Einstellung, ist doch ok. Mir war nur nicht klar ob dir bewusst ist dass die meisten Mieter eben lieber Eigentum hätten wenn sie könnten.
Freiwillig Mieter sind die wenigsten, ist doch schön wenn das bei dir der Fall ist.

Ich habe auch schon in Miete gewohnt und ich bin da wirklich kein Freund davon.

Klar müssen die Bedingungen für den Erwerb von Eigentum verbessert werden, hier braucht es staatliche Programme und staatliche Förderung. Wollen wir auf ewig hinnehmen dass Deutschland die niedrigste Eigentumsquote in Europa hat?

Vielleicht sehe ich das als Eigentümer zu sehr aus der Eigentümersicht, aber ich finde das gibt einem eine gewisse Freiheit und gut, ich musste jetzt auch ein 4000 Euro bezahlen, aber das wurde auf drei Jahre verteilt mehrmals im Jahr in Raten abgezogen und das ist meist so, so dass auch keiner oder kaum einer überfordert ist.
Das Eigentum bleibt und selbst wenn es einer verliert weil er die Kredite nicht bezahlen kann, dann fällt man halt auf Mietstatus zurück, aber hat es wenigstens probiert.
Trassengebühren halbieren! Schwerverkehrsabgabe ab 3,5t für Lkw und Busse einführen! Infrastrukturausbau, Knotenausbau, Kapazitätsausbau! Verminderter Mehrwertsteuersatz für alle Zugfahrkarten! Fahrgastrechte für alle Verkehrsträger gleich!
Cloakmaster
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 9971
Registriert: 25 Jan 2004, 17:09

Beitrag von Cloakmaster »

Doch, ich kenne viel Menschen, die freiwillig und sehr gerne Mieter sind, weil sie sich nicht mit Eigentum belasten wollen. Es ist schon ein Unterschied, ob man sich selbst darum kümmern muss, wenn der Abfluss verstopft ist, ein Sturm das Dach abdeckt, der Putz von der Fassade bröckelt etc - oder ob man einfach beim Vermieter anruft, und "mach mal.." sagt. Wenn einem die Nachbarn nicht merh gefallen, künditgt man, und ist 3 Monate später weg. Eine selbstgenutze Eigentumswohnung zu verkaufen, anderswo neu zu kaufen etc ist da schon deutlich aufwändiger.

Und das lange nicht nur bei kleinen oder mittleren Einkommen, sondern durchaus auch bei ansehlichen Einkommen oberhalb zB 100k € im Jahr.
Rathgeber
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 5427
Registriert: 01 Jan 2003, 23:01
Wohnort: Unter der Bavaria
Kontaktdaten:

Beitrag von Rathgeber »

DSG Speisewagen @ 12 Jan 2017, 15:24 hat geschrieben: Vielleicht sehe ich das als Eigentümer zu sehr aus der Eigentümersicht, aber ich finde das gibt einem eine gewisse Freiheit und gut, ich musste jetzt auch ein 4000 Euro bezahlen, aber das wurde auf drei Jahre verteilt mehrmals im Jahr in Raten abgezogen und das ist meist so, so dass auch keiner oder kaum einer überfordert ist.
Womöglich ist das so, und es sei Dir unbenommen. Nur wäre es hilfreich, wenn Du Deine Ansicht nicht generalisieren würdest. Es gibt unterschiedliche Lebensentwürfe, die gleichberechtigt nebeneinander stehen.
Benutzeravatar
DSG Speisewagen
Lebende Forenlegende
Beiträge: 3482
Registriert: 17 Mär 2014, 00:04

Beitrag von DSG Speisewagen »

Rathgeber @ 12 Jan 2017, 16:26 hat geschrieben: Womöglich ist das so, und es sei Dir unbenommen. Nur wäre es hilfreich, wenn Du Deine Ansicht nicht generalisieren würdest. Es gibt unterschiedliche Lebensentwürfe, die gleichberechtigt nebeneinander stehen.
Damit habe ich ja kein Problem. Ich sehe nur dass viele gerne Eigentum hätten, es ihnen aber nicht möglich ist und das muss man angehen, außer man will dass Deutschland auf ewig auf Entwicklungslandniveau bleibt was das Privateigentum angeht.
Trassengebühren halbieren! Schwerverkehrsabgabe ab 3,5t für Lkw und Busse einführen! Infrastrukturausbau, Knotenausbau, Kapazitätsausbau! Verminderter Mehrwertsteuersatz für alle Zugfahrkarten! Fahrgastrechte für alle Verkehrsträger gleich!
Benutzeravatar
gmg
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 5244
Registriert: 14 Okt 2004, 15:23
Wohnort: Germering

Beitrag von gmg »

So ein Thema zu diskutieren, finde ich nicht so sinnvoll. Jeder hat eine andere Lebensweise (Hobbys, Beziehungen, Arbeitsplatz, Ansprüche an die Umgebung ...)
Dadurch muss jeder diese Frage für sich persönlich beantworten. Das wäre, wie wenn ein Wüstenfuchs mit einem Eisfuchs und einem Rotfuchs diskutieren würde, ob man besser in der Arktis, in der Sahara oder im deutschen Wald leben sollte.

Klar, wer mit seiner besseren Hälfte zusammenziehen oder gemeinsam umziehen will, muss mit ihr so eine Debatte führen aber ansonsten kann man da auf kaum auf einen gemeinsamen Nenner kommen.
Und das ist eigentlich auch gut so, denn es können ja nicht alle am gleichen Ort leben.
Benutzeravatar
Michi Greger
Lebende Forenlegende
Beiträge: 4089
Registriert: 06 Sep 2002, 22:06
Wohnort: mehrfach

Beitrag von Michi Greger »

Mark8031 @ 12 Jan 2017, 13:45 hat geschrieben: Einer der Gründe warum ich froh bin, kein Eigenheim mehr zu haben, ist die Räum- und Streupflicht. Ich finde es zwar grundsätzlich okay, dass es auf den Anwohner abgewälzt wird, aber wie man als Mensch der arbeitenden Bevölkerung das bewerkstelligen soll, verrät einem auch niemand.
Das kann doch deine Frau machen, die ist doch eh den ganzen Tag daheim bei den Kindern.

Gruß Michi
Achtung! Entladezeit länger als 1 Minute!
Antworten