Sprachprobleme, Triebwagen und Umspurungsanlagen

Eure Reportagen und Reiseberichte finden hier ihren Platz, gerne auch Bilder abseits von Gleisen
Benutzeravatar
Entenfang
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 8106
Registriert: 27 Aug 2012, 23:19
Wohnort: München

Beitrag von Entenfang »

Etwas enttäuscht, dass es selbst beim Inder kein fleischloses Gericht gibt, starten wir mit vollem Magen die Nachtfototour. Da Brest häufig die Staatszugehörigkeit wechselte und mehrfach zerstört und wiederaufgebaut wurde, gibt es keinen Altbau zu bestaunen. Unspektakuläre Wohnblocks prägen das Bild.
Bild

Bild

In der Mitte der vulica Gogalja zieht sich ein breiter Grünstreifen durch die Innenstadt. Er lädt nicht nur zum Verweilen ein, sondern auch zum Bestaunen der 2013 aufgestellten 28 Straßenskulpturen. Sie zeigen größtenteils witzig interpretierte Berufsbilder.
Bild


Werfen wir abschließend noch einen kurzen Blick auf den Prospekt Mašerava.
Bild

Über die breite Ost-West-Achse verbindet der Obus die Innenstadt mit den einigen Kilometer weiter östlich gelegenen neuen Stadtteilen.
Bild
Mein Bahnjahr 2024
Zurückgelegte Strecke: 30.060 km - Planmäßige Gesamtreisezeit: 16,1 Tage - Gesamtverspätung (analog FGR): 626 min - Planmäßige Reisegeschwindigkeit: 78 km/h - Durchschnittliche Fahrzeitverlängerung aufgrund von Verspätung: 2,7% - Fahrtkosten: 10,6 Cent/km - Anschlussquote (alle Anschlüsse einer Verbindung mit min. 1 Umstieg erreicht): 87,5%
JeDi
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 19026
Registriert: 22 Apr 2006, 18:27
Wohnort: Land der Küchenbauer
Kontaktdaten:

Beitrag von JeDi »

Entenfang @ 19 Jan 2017, 23:01 hat geschrieben: Da du Chernivtsi erwähnst: Weiß jemand, ob auf dem Grenzübergang von Dornesti planmäßige Züge verkehren?
Ich ich ich! Einmal am Tag fährt ein Zugpaar Bukarest - Vadul Siret - Bukarest, der Anschluss auf eine Art GmP nach Chernivtsi hat. Einmal die Woche (Fr ab Kiew, So ab Bukarest, Fahrzeit rund 26 Stunden) ist auch ein Kursschlafwagen Kiew - Bukarest - Kiew dabei.

Zu Minsk-Vilnius: Die belarussische Grenzkontrolle findet im fahrenden Zug statt, die Litauische in der Tat am Bahnhof Vilnius (EU-Pässe werden mehr oder weniger an den Schlangen vorbeigelotst), wir sind damals mit einem PESA (nicht Newag)-VT gefahren worden.

Die Altstadt in Minsk ist übrigens Baujahr 2006 oder so...
Benutzeravatar
Entenfang
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 8106
Registriert: 27 Aug 2012, 23:19
Wohnort: München

Beitrag von Entenfang »

JeDi @ 20 Jan 2017, 01:47 hat geschrieben:Ich ich ich!
Du enttäuschst mich nicht :)

Danke auch für die weiteren Ergänzungen.


Tag 15 Brest

Mit massiven Sprachproblemen beim äußerst bescheidenen Frühstück beginnt der Tag weniger gut. Ei und auch noch Wurst bekomme ich beim besten Willen nicht runter und statte deswegen dem Einkaufszentrum gegenüber einen Besuch ab.
Gute Empfehlungen bei der Aufzugnutzung
Bild

Die Shopping Mall im Sowjetstil beinhaltet diverse Geschäfte. Ein Handyladen, ein Plastikkramladen, eine Wurst- und Käsetheke, einen kleinen Supermarkt mit Kühlregal, Dosen, Fertigprodukten und Alkohol, einen Spielwarenladen sowie einen Haushaltsladen. Obst und Gemüse gibt es nicht, aber die suche ich jetzt auch nicht so dringend. Stattdessen kaufe ich einen Liter Milch und einen Plastiklöffel. Glücklicherweise ist noch Müsli aus Lemberg übrig, denn hier ist die Auswahl diesbezüglich auch eher begrenzt. Die Brotzeitdose wird fix in eine Müslischale umgewandelt und endlich das Frühstück nachgeholt.
Bild


Ich brauche schließlich Energie für die geplante Besichtigungstour. Rechts neben dem rotweißen Schornstein befindet sich das sternförmige Eingangstor zur Festung Brest.
Bild

Erwartungsgemäß kann man uns an der Rezeption nicht weiterhelfen, welcher Bus zur Festung fährt. Es wäre ja bloß 20 Minuten Fußweg…
Bild
Doch die Straße ist gesperrt und wir sind gezwungen, einen großen Umweg zu gehen.
Der erste Versuch mit einem Spaziergang durch den nahen Park endet vor einem Zaun, der zweite Versuch endet auf einem Parkplatz, von dem wir nur umkehren können.

Ein kurzer Fuzzistop
Bild

In der nächsten Parallelstraße kommen wir schließlich weiter. Wir passieren im Bau befindliche Hochhäuser.
Bild

Als wir endlich an der Festung ankommen, haben wir mehr als die doppelte erwartete Zeit gebraucht. Da das Wasser mit Kohlensäure so salzig ist, dass es untrinkbar ist, wollen wir schnell an einem kleinen Stand ein anderes kaufen. Ich gieße den nächsten Baum mit der Salzlösung, entsorge die Flasche und warte unter einem Baum im Schatten, während sich Muffo in die Schlange stellt. Drei Personen warten vor ihm.

Der Stand verkauft neben Getränken auch Crêpes, Kaffee und allerhand Süßkram. Ich warte, während die ersten in der Schlange ihre Bestellung aufgeben. Ich erwarte eigentlich, dass von den zwei Damen hinter der Theke eine für die Bestellungen und die andere für die Herstellung der Crêpes verantwortlich ist. Doch weit gefehlt. Während die eine unablässig mit ihrem Handy telefoniert, beginnt die andere ohne große Hektik, es warten ja nur noch drei weitere Personen in der Schlange, mit der Essensherstellung.

20 Minuten später
Mittlerweile sind wir bis zu dem Pärchen vor mir vorgedrungen. Ich hoffe inständig, dass die beiden nicht, so wie die beiden vor ihnen, zwei Crêpes pro Nase bestellen.
Mein Wunsch wird erhört, und die beiden geben sich mit je einem Crêpe und einem Kaffee zufrieden. Endlich stehe ich vor der jungen Verkäuferin. Sie blickt mir ins Gesicht, während ich in meinem vermutlich absolut unverständlichen russisch „dwa voda“ bestelle. Sie tippt auf ihrem Rechner herum, und ich bezahle knapp 3 Euro für die beiden Flaschen eines großen Konzerns für Erfrischungsgetränke (nein, kein Nestle-Wasser!). Die Flaschen kommen aus einem Kühlschrank, den sie mit einem Knopfdruck entriegelt, sodass ich mich bedienen kann.
Nun aber los, die Festung wartet nicht.


Ich applaudiere, als der Kauf eines Wassers nach 25 Minuten endlich abgeschlossen ist.


Die Brester Festung stammt aus der Mitte des 19. Jahrhunderts und ist an taktischer Position an den Flüssen Bug und Muchawez angelegt. Sie befindet sich in weniger als einem Kilometer Entfernung zur polnischen Grenze.

Über Lautsprecher abgespielte Marschmusik empfängt uns am Eingangstor.
Bild

Kinder turnen an den ausgestellten Panzern herum, Touristen schießen Selfies.
Bild

Zweimal war die Festung Schauplatz im zweiten Weltkrieg. Zum ersten Mal nahmen deutsche Truppen die Festung 1939 von den Polen ein, übergaben sie dann aber im Rahmen des Nichtangriffspaktes mit der Sowjetunion. Doch bereits 1941 rollten erneut deutsche Panzer heran. Obwohl der anschließende Kampf gegen die dort stationierten Soldaten und ihre Familien vermutlich kein entscheidender Schauplatz des Krieges war, wird die Verteidigung der Festung zur unglaublichen Heldentat stilisiert.
Bild
Die Skulptur „Durst“ erinnert an die Soldaten, die ihr Leben beim Versuch, Wasser für die belagerte Festung aus dem Fluss zu schöpfen, verloren.

Die Stilisierung zur Heldenhaftigkeit wird am 1971 errichteten Mut-Monument überdeutlich.
Bild

Links ein sowjetischer Soldat, davor die Ruinen der ursprünglichen Festung aus dem 19. Jahrhundert, in der Mitte ragt der 100 Meter hohe Bajonett-Obelisk empor, dahinter die St.-Nicholas-Kirche.
Mein Bahnjahr 2024
Zurückgelegte Strecke: 30.060 km - Planmäßige Gesamtreisezeit: 16,1 Tage - Gesamtverspätung (analog FGR): 626 min - Planmäßige Reisegeschwindigkeit: 78 km/h - Durchschnittliche Fahrzeitverlängerung aufgrund von Verspätung: 2,7% - Fahrtkosten: 10,6 Cent/km - Anschlussquote (alle Anschlüsse einer Verbindung mit min. 1 Umstieg erreicht): 87,5%
Benutzeravatar
Entenfang
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 8106
Registriert: 27 Aug 2012, 23:19
Wohnort: München

Beitrag von Entenfang »

Bild
Man beachte auch Hammer und Sichel. Der über 30 Meter hohe Soldat besteht aus Beton und ist innen hohl.

Auf der Rückseite werden die wichtigsten Szenen der heldenhaften Verteidigung dargestellt.
Bild


Während wir über das Gelände streifen und uns im Schatten ausruhen, hören wir Stiefel klappern. Jugendliche, teilweise fast noch Kinder, marschieren herbei. Die Schüler müssen gelegentlich Ehrenwache halten.
Bild

Sie beziehen Stellung…
Bild

…und bleiben dann in der unbarmherzigen Mittagssonne stehen, während sie von Touristen fotografiert werden.
Bild

Die Brester Festung ist eines der meistbesuchten Sehenswürdigkeiten des Landes.
Hier wird wieder der extreme Kontrast zwischen Sowjeterbe und moderner Welt deutlich. Zum Schluss zeigt uns die Diktatur also doch noch ihre ungeschminkte Fratze. Ich war bisher fast etwas enttäuscht…
So verabscheuungswürdig ich den Militarismus und die verbundene Ideologie finde, so entschieden muss ich der Aufnahme in die hässlichsten Denkmäler der Welt des CNN widersprechen.
Der lebensechte Gesichtsausdruck hat mich sehr beeindruckt und ich finde den frei zugängigen Ort definitiv sehenswert.
Bild

Abseits der ganzen Ideologie ist es auch eine historische Stätte, in der es auch Ruinen der ersten Siedlung zu sehen gibt.
Cholmer Tor
Bild


Es bietet sich an, im Anschluss noch das Eisenbahnmuseum zu besichtigen. Es befindet sich auf der anderen Straßenseite. Um sie zu erreichen, müssen wir erst einen kleinen Hürdenlauf unternehmen.
Bild

Der Eintritt klappt erst nach mehrmaligem Rufen, da sich niemand um die spärliche Anzahl Besucher kümmert.
Bild

In einige Loks kann man einsteigen. Dabei muss fast der Höhenunterschied eines ganzen Stockwerks überwunden werden.
Bild
Die Räder sind etwa mannshoch.
Mein Bahnjahr 2024
Zurückgelegte Strecke: 30.060 km - Planmäßige Gesamtreisezeit: 16,1 Tage - Gesamtverspätung (analog FGR): 626 min - Planmäßige Reisegeschwindigkeit: 78 km/h - Durchschnittliche Fahrzeitverlängerung aufgrund von Verspätung: 2,7% - Fahrtkosten: 10,6 Cent/km - Anschlussquote (alle Anschlüsse einer Verbindung mit min. 1 Umstieg erreicht): 87,5%
Benutzeravatar
Entenfang
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 8106
Registriert: 27 Aug 2012, 23:19
Wohnort: München

Beitrag von Entenfang »

Bild
Wirklich gut finde ich den Streckenblick aus dem schmalen Fenster nicht. Und meinen Kopf will ich im russischen Winter lieber nicht aus dem Fenster strecken…

Hallo, ist da jemand? Kann mal bitte einer das Signal auf Fahrt stellen?
Bild

Eindrucksvolle Maschinen stehen dicht an dicht. Obligatorisch ist natürlich der rote Stern…
Bild

…sowie Hammer und Sichel.
Bild

Gut gefedert
Bild

Ein bunter Schrank auf Schienen
Bild

Ein alter Wagen mit ziemlich abgestandener Luft
Bild

Ist das hier ein Notruf?
Bild

Eine mächtige Diesellok. Die Lärmkulisse im Führerstand unter Volllast mag ich mir lieber nicht vorstellen.
Bild

Bild
Mein Bahnjahr 2024
Zurückgelegte Strecke: 30.060 km - Planmäßige Gesamtreisezeit: 16,1 Tage - Gesamtverspätung (analog FGR): 626 min - Planmäßige Reisegeschwindigkeit: 78 km/h - Durchschnittliche Fahrzeitverlängerung aufgrund von Verspätung: 2,7% - Fahrtkosten: 10,6 Cent/km - Anschlussquote (alle Anschlüsse einer Verbindung mit min. 1 Umstieg erreicht): 87,5%
Benutzeravatar
Entenfang
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 8106
Registriert: 27 Aug 2012, 23:19
Wohnort: München

Beitrag von Entenfang »

Die Ludmilla wird aufgehübscht
Bild

Deutsche Qualitätsarbeit
Bild

Wenn es mal rutschig wird, führt die Lok praktischerweise auch einen Sandkasten mit
Bild

Schneeräumzug
Bild

Ja, das ist richtige Eisenbahn. Keine Spielzeugtriebwagen wie bei uns...


Nach so viel Sightseeing sind wir müde und hungrig. Leider stehen uns zwei unnötige Kilometer Fußweg bis in die Innenstadt in der prallen Mittagssonne bevor. Zufällig passieren wir bald eine Bushaltestelle, an welcher zwei Fahrgäste warten. Laut Abfahrtsplan soll in drei Minuten ein Bus kommen. Avtobus centr? Mit Englisch probiere ich es gar nicht mehr. „Da.“ Sehr schön.
In den nächsten drei Minuten gesellen sich weitere zehn Fahrgäste dazu. Welch Freude, als der Bus mit +3 auftaucht. Doch die wird schnell getrübt, als er sich nähert und die Türen geöffnet werden. Die Fahrgäste sind formschlüssig in den Innenraum gepresst. Ich quetsche noch ein bisschen mehr und schaffe es irgendwie rein, während Muffo weitermarschiert.
Wegen der Überfüllung fährt der Bus quälend langsam an. Eine Station weiter steigen glücklicherweise mehr Menschen aus als ein. Soll ich schon wieder aussteigen? Nein, eine fahre ich noch. An der nächsten Kreuzung biegt der Bus gleich nach links ab, doch zu meinem Glück handelt es sich ausnahmsweise nur um einen kurzen Haltestellenabstand, sodass ich nicht weit zurücklaufen muss.
Wir suchen gemeinsam die gestern entdeckte Pizzeria in der Fußgängerzone auf. Es ist die erste Gaststätte auf dieser Reise, in welcher es die Speisekarte nicht auf Englisch gibt. Egal, Pizza Margherita versteht man auch auf Kyrillisch. Es ist wohl das einzige vegetarische Gericht in ganz Belarus. Trotz des günstigen Mittagessens sind wir fast pleite und suchen einen Geldautomaten. Der Erste ist offline, am Nächsten wird der Bildschirm so von der Sonne beschienen, dass man nichts erkennen kann. Schließlich werden wir am Eingang einer Spielhölle fündig.

Zum Füllen der Nachmittagspause zeige ich noch ein Schild.
Bild
Die Hinweisschilder, bei denen ich zunächst von einer Warnung vor schwarzen Löchern ausgegangen war, deuten in Wirklichkeit auf Kreisverkehre und Unfallschwerpunkte hin.

Und unsere heutige kyrillische Umschreibung
Bild


Während wir ruhen und sich die Sonne dem Horizont nähert, arbeitet die Kamera fleißig und dokumentiert den schönen Abend.
https://youtu.be/_6fTalNI9Kk

Die blaue Stunde möchte ich dem Brester Bahnhof widmen. Tief und groß steht der Vollmond über der Stadt, als ich losziehe und Muffo mit der Umsetzung dieses schönen Motivs beauftrage.
Bild

Bild


Wenn schon die Sterne nicht rot leuchten, so tut es wenigstens das Abendrot.
Bild
Mein Bahnjahr 2024
Zurückgelegte Strecke: 30.060 km - Planmäßige Gesamtreisezeit: 16,1 Tage - Gesamtverspätung (analog FGR): 626 min - Planmäßige Reisegeschwindigkeit: 78 km/h - Durchschnittliche Fahrzeitverlängerung aufgrund von Verspätung: 2,7% - Fahrtkosten: 10,6 Cent/km - Anschlussquote (alle Anschlüsse einer Verbindung mit min. 1 Umstieg erreicht): 87,5%
Benutzeravatar
Entenfang
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 8106
Registriert: 27 Aug 2012, 23:19
Wohnort: München

Beitrag von Entenfang »

Nach kurzer Obusfahrt erreiche ich zur schönsten blauen Stunde den fotogenen Bahnhof.
Bild

Bild

Der Bahnhof besteht aus zwei Teilen, der Warschauer und der Moskauer Seite. Erstere befindet sich hinter der Grenzkontrolle.
Bild

Auf Gleis 1 steht der Nachtzug nach Vicebsk bereit.
Bild

Bild

Sehr fotogen wartet auch der Nahverkehrszug nach Chacislau auf die Abfahrt.
Bild

Während ich weiter vor mich hin knipse, ruft mir ein Wachmann etwas über die Gleise zu. Ich packe meine Ausrüstung zusammen, um am Schalter die Fahrkarten für die Weiterfahrt nach Terespol zu kaufen. Als ich von der Fußgängerbrücke herunterkomme, spricht mich der Wachmann nochmal an. Ich verstehe kein Wort und versuche es mit No photo?, während ich auf die Kamera deute. Als er bemerkt, dass ich Ausländer bin, grinst er nur und nickt.
Damit hat sich die Sache erledigt, ich bin froh, dass ich so lange unbehelligt mit dem Stativ über den Bahnhof ziehen konnte und suche den Fahrkartenschalter auf. Die Frau schimpft irgendetwas auf Russisch, als ich Terespol erwähne und deutet wild fuchtelnd in verschiedene Richtungen. Vermutlich habe ich den falschen Schalter erwischt. Ich entdecke einen weiteren Schalter, doch die Schlange ist mir zu lange und ich begebe mich zurück zum Obus.
Bild

Heute ist das Mut-Monument im Gegensatz zum gestrigen Abend beleuchtet, doch keiner von uns verspürt das dringende Bedürfnis, noch vier Kilometer mit Stativ zu laufen.
Bild
Mein Bahnjahr 2024
Zurückgelegte Strecke: 30.060 km - Planmäßige Gesamtreisezeit: 16,1 Tage - Gesamtverspätung (analog FGR): 626 min - Planmäßige Reisegeschwindigkeit: 78 km/h - Durchschnittliche Fahrzeitverlängerung aufgrund von Verspätung: 2,7% - Fahrtkosten: 10,6 Cent/km - Anschlussquote (alle Anschlüsse einer Verbindung mit min. 1 Umstieg erreicht): 87,5%
JeDi
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 19026
Registriert: 22 Apr 2006, 18:27
Wohnort: Land der Küchenbauer
Kontaktdaten:

Beitrag von JeDi »

Zum Wasserproblem: In weiten Teilen der ex-Sowjetunion ist gesalzener Sprudel recht verbreitet. Meist erkennbar an der grünen Flasche...

Danke ansonsten mal wieder, in Brest war ich auch noch nie. Fotografieren am Bahnhof ist dort - weil Grenzbahnhof - wohl eher ungern gesehen.
viafierretica
Lebende Forenlegende
Beiträge: 2390
Registriert: 12 Jun 2004, 23:40

Beitrag von viafierretica »

Oliver-BergamLaim @ 19 Jan 2017, 21:44 hat geschrieben: Entenfang und Muffo, was Ihr hier abliefert, ist von Qualität und Intensität her ganz großes Kino! :) eigentlich wollte ich warten bis Ihr den Bericht komplett fertig habt, aber jetzt möchte ich mich doch schon heute fürs Mitnehmen bedanken - Ihr versteht es nämlich sehr gut, dieses "selbst mit dabei"-Feeling beim Leser zu erzeugen.
Angesichts der derzeitigen Außentemperaturen ist das umso schöner für den Leser ;)

Minsk... ja, prinzipiell wäre das auch mal auf meiner Reise-Wunschliste gestanden. Irgendwann habe ich dann doch davon Abstand genommen, weil ich befürchtet habe, dass mich die architektonische Eintönigkeit, die breiten Straßen und die sehr ebene Stadtlandschaft letztendlich eher langweilen würden (wie es schon in Warschau und St. Petersburg war, beide Städte habe ich besucht, hatte aber nicht viel Freude daran) und ich letztlich alles wieder mit Kiew vergleichen würde, was meine erste Millionenmetropole der Ex-Sowjetunion war und die meiner Meinung nach einfach in allen Punkten das Nonplusultra darstellt ;) letztlich bestätigen mich Eure Fotos in meiner Annahme, in Minsk würde mir einfach ein größerer historischer Anteil an Architektur fehlen, die wenigen erhaltenen oder rekonstruierten Gebäude wirken wie in Warschau eher künstlich.
Top gepflegt und sauber scheint die Stadt jedenfalls in höchstem Maße zu sein, dass die dritte Metrolinie tatsächlich schon in vollem Bau ist, war mir bisher gar nicht bekannt. Wenn das Land irgendwann die Visumspflicht mal komplett kippen sollte, werde ich Minsk wahrscheinlich mal in Kombination mit Vilnius und dem nördlichen Teil Polens besuchen; jeweils alleine für sich lohnen sich beide Städte für mich glaube ich nicht.

Lemberg dagegen ist einfach nur genial. Ich war selbst dreimal dort (teilweise auch auf der Durchreise von oder in andere ukrainische Städte); das Gewusel in der riesigen Altstadt, die für mich eine perfekte Mischung aus top saniert und schöner Patina, aus Überfüllung mit Trubel und ruhigen Rückzugsorten darstellt, ist wirklich einzigartig. Mir hat das Sinnbild gefallen, dass die Stadt eine Art "europäisches Afrika" darstellt - letztlich ist es wirklich so. Das extrem bunte, lebendige und spürbar einzigartige Straßentreiben der Ukraine gibt es in dieser Form nirgendwo anders in Europa, auch nicht in Russland, im Baltikum, in Rumänien oder anderen osteuropäischen Staaten.

Lemberg ist übrigens die einzige größere ukrainische Stadt, die dieses österreichisch geprägte Stadtbild hat.

Chernivtsi mit seinen 250.000 Einwohnern wäre eine weitere Stadt dieser Art, da die Stadt insbesondere während der Zeit Österreich-Ungarns gewachsen ist und entsprechend mit fast durchgehend österreichischer Architektur zur Provinzhauptstadt der damaligen Bukowina ausgebaut worden ist. Allerdings ist Chernivtsi eben tatsächlich und auch gefühlt deutlich kleiner als Lemberg und wirkt eher verschlafen, während Lemberg weitestgehend vom Gefühl her auch als Millionenstadt durchgehen könnte - das Gefühl wird durch den riesigen Hauptbahnhof, der ja Dreh- und Angelpunkt für die gesamte Westukraine ist, noch verstärkt.

Bratislava fand ich für ein Wochenende ganz okay, was besonderes ist es aber nicht. Es steht - irgendwie auch zu Recht - eben immer im Schatten der "Nachbarhauptstädte" Wien, Budapest und Prag. Kann man auf der Durchreise mitnehmen, muß man aber nicht.

Kosice ist eine meiner Lieblingsstädte in Europa - absolut untouristisch, man ist unter Einheimischen (innerhalb der EU ist das in Großstädten mit historischer Altstadt mittlerweile fast unmöglich, hier in Kosice geht das noch), Architektur, Sanierungszustand und Auswahl an Gastronomie sind top, für einen mehrtätigen Kurztrip durchaus zu empfehlen und sollte man definitiv nicht auslassen, wenn man irgendwie "da hinten" unterwegs ist. Ich würde Kosice gar nach Prag als zweitschönste Großstadt der ehemaligen Tschechoslowakei bezeichnen.

Ich freue mich bereits auf die weiteren Teile Eures Berichts (sofern Ihr noch Material habt) und hoffe vor allem eines: dass Ihr für 2017 wieder eine größere Tour geplant habt - auf den Bericht dazu freue ich mich nämlich bereits jetzt schon! :)
Auch wenn es ÖV-mässig nicht der Brüller ist, als Stadt würde ich Dir nach diesem statement dringend noch Vilnius - vielleicht in Kombination mit Minsk (äh, skurrilerweise die einzige Stadt, die man von Vilnius aus problemlos aus erreichen kann) - empfehlen. Vom Charakter her ähnlich wie Lemberg, hat die Stadt eine noch größere Altstadt (wohl die größte in Osteuropa) mit sehr polnisch-katholisch-österreichischen Charme (auch wenn es nie in Österreich war), wo man sich schnell wohl fühlt, und sehr urbanem Leben. Im Gegensatz zu Talinn oder Riga gibt es auch kaum Touristen (allenfalls ein paar Polen), und man kann die Stadt geniessen.
Ähnlich attraktiv, aber mehr Touristen (leider auch viele Deutsche auf "Brautschau"), ist noch Odessa (Odesa), auch eine sehr faszinierende Stadt. Die Seilbahn ans Schwarze Meer runter ist ein Erlebnis für sich!

Persönlich war ich von Minsk positiv überrascht, zwar nicht das Leben der Ukraine, aber nach all den negativen Berichten über die Stadt, den mangelnden Interesse im Westen und die ständige Darstellung als "letztes Land der Sowjetunion" war ich doch sehr positiv überrascht. Die kleine Altstadt hat ganz eindeutig eine litauisch-katholische Vergangenheit, und die Stadt wirkt wesentlich gepflegter als die Städte aller umgebenden Nachbarländer. Die Einreise - im fahrenden Zug! - von Vilnius war völlig unkompliziert, Stempel in Pass, keinerlei Gepäckkontrolle, das wars, und man hatte das Gefühl, als Ausländer (zumindest Deutscher) sehr zuvorkommend behandelt zu werden (und nicht im russischen Befehlston..).
Benutzeravatar
Entenfang
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 8106
Registriert: 27 Aug 2012, 23:19
Wohnort: München

Beitrag von Entenfang »

Tag 16 Brest -> Krakau

Heute beginnen wir den Tag gleich mit Müsli, anstatt uns mit einer Übersetzungsapp beim sowjetischen Frühstück zu plagen. Anschließend lasse ich mir von der Dame an der Rezeption auf Deutsch mit französischem Akzent erklären, warum das Zimmer plötzlich 50% mehr als erwartet kostet.

Zuerst fahren wir nochmal zum Bahnhof und werden zum internationalen Fahrkartenschalter geschickt. Ein Wunder, die Frau spricht sogar ein paar Worte Englisch. Sie erklärt uns, dass wir uns 45 Minuten vor Abfahrt an der Zollkontrolle einfinden sollen. Die wenige Kilometer lange Fahrt über die Grenze kostet mehr als die 350 km nach Minsk.

Sauberkeit muss sein
Bild

Nahverkehrszug nach Baranavicy
Bild

Schnellzug nach Minsk
Bild


Schön, dann bleibt also noch ein bisschen Zeit, Obus zu fahren. Einen Netzplan konnte ich online nicht finden, in den Bussen hängt einer aus. NJ Transit, möchtest du? ;)
Bild

Für 300.000 Einwohner besitzt Brest eine ziemlich große Ausdehnung und wir werfen einen kurzen Blick in den modernen Teil. Über den Prospekt Mašerava bringt uns der Obus schnell voran. Der Füllungsgrad der im Takt 15 verkehrenden Linien, die sich auf dem Weg zum Bahnhof überlagern, nimmt weiter nach Osten zu. Die Straße wird immer breiter, je weiter wir das Zentrum hinter uns lassen. Kurioserweise wechselt allerdings der Name von Prospekt zu Vulica. Die Bebauung wird zwar weitläufiger, aber die Wohnblocks nehmen an Größe zu. Auch die Freiflächen zwischen Plattenbauten, Autowerkstätten und Supermärkten werden größer. Ich entdecke eine gute Fotostelle und wir steigen aus. Zufälligerweise landen wir an der Technischen Universität und an einer schönen Kirche.
Bild

Blick zurück zur Haltestelle
Bild

Je breiter, desto Prospekt gilt hier nicht.
Bild

Auf dem Mittelstreifen stehen einige Denkmäler für Städte, die im großen patriotischen Krieg äh 2. Weltkrieg besonders tapfer gekämpft haben.
Bild

Ein Obus aus Minsker Produktion hält an einer typischen Haltestelle.
Bild

Auch hier in Brest übernehmen Kioske an den Bushaltestellen die Nahversorgung, an diesem Samstag hat aber nur der Fahrkartenverkauf geöffnet, nicht die Bude mit Lebensmitteln und Presse dahinter.

Wir lassen das Sowjetflair zurück, um unser Gepäck zu holen. In Innenstadtnähe wird der Obus erwartet…
Bild
Mein Bahnjahr 2024
Zurückgelegte Strecke: 30.060 km - Planmäßige Gesamtreisezeit: 16,1 Tage - Gesamtverspätung (analog FGR): 626 min - Planmäßige Reisegeschwindigkeit: 78 km/h - Durchschnittliche Fahrzeitverlängerung aufgrund von Verspätung: 2,7% - Fahrtkosten: 10,6 Cent/km - Anschlussquote (alle Anschlüsse einer Verbindung mit min. 1 Umstieg erreicht): 87,5%
Benutzeravatar
Entenfang
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 8106
Registriert: 27 Aug 2012, 23:19
Wohnort: München

Beitrag von Entenfang »

…um kurz darauf seine Fahrt fortzusetzen, nicht ohne vorher ewig an der Ampel zu warten und mir so die Gelegenheit zu geben, ein paar Bilder zu machen.
Bild


Zwei von vier Linien fahren uns gerade vor der Nase weg.
Bild

Kunst an der Haltestelle
Bild

Eine Marschrutka mit kunstvoller Liniennummer
Bild

Dann kann ich doch fix meinen Wasservorrat am Kiosk ergänzen. Einige Menschen stehen vor mir in der Schlange, die Verkäuferin schiebt in aller Ruhe Getränke im Kühlschrank herum und räumt neue ein. Erst eine Palette stilles Wasser, dann Sprudel, dann Cola, dann Cola Zero, dann Sprite, dann kommt der nächste Obus und ich verschiebe den Kauf.
„Aszjarožna, dzvery zacynjajucca!“, ertönt es wie auch in Minsk selbst in den Bussen.

Als wir die Bahnhofshalle betreten, sind es noch 35 Minuten bis zur Abfahrt. Die große Tür aus schwerem Holz an der Zollkontrolle ist noch geschlossen und eine Schlange hat sich gebildet. Zehn Minuten später wird sie geöffnet, wir geben unsere Migrationskarte ab, bekommen einen Stempel in den Pass und werden in den Duty-Free-Bereich entlassen. Es gibt einen Laden für Parfum, einen für Alkohol und einen für Tabakwaren.
Weitere zehn Minuten später wird die Tür zum Bahnsteig geöffnet, die Menschen strömen in den 3-Wagen-Zug, bespannt mit einer PKP-EP07. Die Wagen weisen große Ähnlichkeit mit denen des Zuges Minsk – Brest auf.

Das heutige Reiseprogramm:

Brest ...............ab 14:15
Terespol...........an 13:33
Eine schöne Zeitreise…

Terespol..........ab 15:50
Warschau........an 17:56
......................ab 18:43
Krakau............an 21:22


Mit -3 ruckelt der Zug an und holpert in Fahrradgeschwindigkeit auf die Grenze zu. Kühe im Niemandsland
Bild

Als wir die Mitte des Grenzflusses passieren, ist die Brücke entdröhnt und das Kadongkadong verstummt. Das Graffiti kehrt zurück. Auch wenn ich etwas erleichtert bin, wieder in der EU zu sein, so ist mir auch klar, dass der interessanteste Teil der Reise nun vorbei ist.
Nach 16 Minuten Fahrzeit halten wir mit -5 in Terespol. Riesige Hinweistafeln erinnern an das Einfuhrverbot tierischer Produkte in die EU. Glücklicherweise haben wir die verseuchten Lebensmittel schon im Zug verzehrt. Die Passkontrolle in der EU-Schlange verläuft in Sekundenschnelle und wir werden durch ein EU-Cofinanzierungsschild willkommen geheißen. Bevor wir in gut zwei Stunden unsere Fahrt fortsetzen können, brauchen wir erstmal eine Fahrkarte. Da wir auf die Schnelle keinen Geldautomaten entdecken, beschließen wir, mit Karte zu zahlen. Do you speak English? „Ruski?“ Seufz. Bitte zwei Fahrkarten nach Krakau mit dem IC um 15:50 Uhr. Aber nicht einfach sitzen bleiben, sondern in Warschau in den eine Stunde schnelleren EIC umsteigen. Leider versteht die Frau nicht, was wir wollen, auch nicht, nachdem ich es aufgeschrieben habe. Als letzten Ausweg versuche ich es mit der gestern Abend aus einem Bauchgefühl heraus im DB Navigator abgespeicherten Verbindung. In schiebe mein Handy in der Münzlade durch. Jetzt scheint die Verkäuferin endlich verstanden zu haben. Inzwischen bietet ein junger Mann seine Dolmetscherfähigkeiten an.
Die Frau kämpft eine Weile mit dem Buchungssystem, welches den EIC wohl nicht findet. Sie versucht es nochmal mit einer Suche nach der Zugnummer und stellt uns dann zwei Fahrkarten für die beiden Teilstücke aus. Die Kartenzahlung klappt einwandfrei, wenn auch nur mit Ratespiel für polnische Anweisungen. Nun bleiben uns noch knapp zwei Stunden bis zur Abfahrt.
Wir entdecken einen Supermarkt in Bahnhofsnähe. Wow, die Auswahl an Obst und Gemüse ist ja wahrhaftig atemberaubend! Und auch sonst die Vielfalt der Produkte… Ob sich die Menschen so nach dem Mauerfall gefühlt haben? Außerdem haben wir wieder den Brötchenmeridian überschritten. Wir kaufen zwei riesige Tortenstücke und die Plastikgabeln dazu. Für weniger als 3€ kann man da nicht meckern.
Anschließend gehen wir zurück zum Bahnhof. Schade, dass die Gepäckaufbewahrung geschlossen hat und das angepriesene WLAN nicht vorhanden ist. Daher beschließen wir, abwechselnd das Gepäck zu bewachen und Terespol zu erkunden. Ich übernehme die erste Schicht.

Um 15:12 Uhr fährt der Zug zurück nach Brest und ich möchte ihn an einem BÜ am Ortsrand abpassen. Terespol ist ein überschaubarer Ort mit einem riesigen Friedhof.
Bild

Kinder spielen auf der Straße und Menschen reparieren ihren Gartenzaun. Ich trödele auf dem Weg, um nicht zu früh an der Fotostelle zu sein. Schließlich treiben sich hier überall Grenzpolizisten herum.
Etwas für die Busquote
Bild

Nach wenigen Minuten bimmelt der BÜ und ich gehe in Stellung. Es dauert keine zehn Sekunden, bis ein Grenzpolizist aus dem wartenden Jeep aussteigt und über den gesicherten BÜ zu mir kommt. Nachdem klargestellt ist, dass ich kein Wort Russisch spreche, frage ich, ob es wohl erlaubt ist, ein Bild vom Zug zu machen? Leicht verdattert erlaubt er es mir („But no photo me!!!“), an einer Passkontrolle komme ich aber nicht vorbei. Wenn ich die Nachfrage des Kollegen auf der anderen Seite des BÜ interpretieren müsste, wird es wohl darum gehen, was zur Hölle der Typ mit der Kamera eigentlich hier macht.
Der andere lacht nur und erklärt wohl, dass der ganz lieb ist und nur Eisenbahn knipsen will. Die spinnen, die Deutschen.
Da rollt das Objekt der Begierde auch schon vorbei. Die polnische Lok passt meiner Meinung nach ganz hervorragend zu den BTsch-Wagen.
Bild

„Where is your car?“, fragt der Polizist, nachdem der Zug vorbeigefahren ist. Mein Wagen der Marke Pesa steht im Bahnhof. Oder so ähnlich. Woher ich komme und wohin ich fahre? Ich nenne die Abfahrtszeiten. Er händigt meinen Pass aus. „Ok, sänk you. Bye.“ Dann brausen sie mit ihrem Jeep davon.

Ich bin ziemlich überrascht, als mich am Bahnhof ein moderner Pesa-Triebwagen erwartet.
Bild

Willkommen zurück in der Welt der innovativen Bestuhlung…
Bild
Mein Bahnjahr 2024
Zurückgelegte Strecke: 30.060 km - Planmäßige Gesamtreisezeit: 16,1 Tage - Gesamtverspätung (analog FGR): 626 min - Planmäßige Reisegeschwindigkeit: 78 km/h - Durchschnittliche Fahrzeitverlängerung aufgrund von Verspätung: 2,7% - Fahrtkosten: 10,6 Cent/km - Anschlussquote (alle Anschlüsse einer Verbindung mit min. 1 Umstieg erreicht): 87,5%
Benutzeravatar
Entenfang
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 8106
Registriert: 27 Aug 2012, 23:19
Wohnort: München

Beitrag von Entenfang »

Die Sitze sind recht bequem und die Beinfreiheit auch langstreckentauglich, nur Klapptische vermissen wir schmerzlich, als wir überlegen, wie sich der Kuchen am besten verspeisen lässt, ohne auf die schönen rosa Polster zu kleckern.

Wir schaffen gerade mal die Hälfte der riesigen Tortenstücke. Umso besser, dann bleibt noch etwas für morgen. Bald nimmt der Triebwagen Fahrt auf und gleitet sanft mit 160 über die sauber verschweißten Gleise dahin. Brandneues Wagenmaterial erwartet uns an der Strecke. Flirt 2, Flirt 3 und Newag Impuls sind im NV unterwegs. In Polen hat sich einiges getan, seit ich 2011 zum ersten Mal hier war.

Viel hat die Strecke landschaftlich nicht zu bieten.
Bild

Bild
Raps Mitte September? Nein, Senf als Zwischenfrucht, klärt mich das Dorfkind auf.

Da kann man die Reisezeit ruhig mit einem guten Buch verbringen.
Bild

Allmählich wird die Besiedelung dichter, als wir uns Warschau nähern. 209 Kilometer in 2h 6 Minuten, das ist mal eine hohe Reisegeschwindigkeit für Osteuropa.
Warschau wirkt auf den ersten Blick nicht besonders einladend, weder der Tiefbahnhof noch die Oberfläche.
Pünktlich hat uns der Triebwagen nach Warschau gebracht.
Bild

Schwungvoll unterwegs mit dem Pesa Swing zwischen Schnellstraßenbrücken
Bild

Oder lieber mit Altwagen von Konstal?
Bild

Die zugehörige Shopping Mall
Bild

Ich kaufe ein Wasser. Welch Freude, dass die Menschen Englisch mit mir sprechen…

Oh, unser Zug hat einen Kurswagen nach Lemberg. Eigentlich wollte ich mal die Alstom-Triebwagen für den HGV testen. Dann wird es wohl ein Wagenzug sein. Nachdem wir am Fahrkartenautomaten die mannigfaltige Rabattstruktur für Behinderte, Schüler, Studenten, Azubis, Angehörige der Streitkräfte und was weiß ich noch wem bestaunt haben, dokumentiere ich noch den bereitstehenden Zug nach Moskau.
Bild

Dann fährt auch schon unser langer Zug ein. Wir haben ein Abteil für uns, lassen unser Gepäck dort und machen uns auf den Weg in den Speisewagen. Trotz der großen Tortenstücke knurren unsere Mägen. Je weiter wir durch den Zug laufen, desto voller werden die Wagen. Im Speisewagen sind noch viele Plätze frei. Für 8€ p.P bekommen wir frisch auf dem Herd gekochtes Essen.
Bild
Die blaue Stunde geht in die Nacht über, während wir unseren Hunger stillen. So lässt es sich reisen…

Nach einer kräftigen Bremsung stehen wir einige Minuten, nehmen dann aber wieder Fahrt auf. Wir passieren einen Bahnhof, der Fahrdienstleiter blickt aus dem Fenster. Unsere Rotausleuchtung schreitet voran.
Hinter dem Bahnhof mit dem schönen Namen Tunel kommen wir erneut außerplanmäßig zum Stehen. Der BÜ blinkt munter vor sich hin, ein einzelner PKW wartet vor der geschlossenen Vollschranke. Ein Fahrgast nutzt die durch den Stillstand freigegebenen Türen für ein paar schnelle Züge an der Kippe, bevor es auch schon weitergeht. Einige Momente blinkt der BÜ noch in die Nacht, bevor er hinter der nächsten Kurve verschwindet.
Bild
Mein Bahnjahr 2024
Zurückgelegte Strecke: 30.060 km - Planmäßige Gesamtreisezeit: 16,1 Tage - Gesamtverspätung (analog FGR): 626 min - Planmäßige Reisegeschwindigkeit: 78 km/h - Durchschnittliche Fahrzeitverlängerung aufgrund von Verspätung: 2,7% - Fahrtkosten: 10,6 Cent/km - Anschlussquote (alle Anschlüsse einer Verbindung mit min. 1 Umstieg erreicht): 87,5%
Benutzeravatar
Entenfang
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 8106
Registriert: 27 Aug 2012, 23:19
Wohnort: München

Beitrag von Entenfang »

Geschlossenes Abwassersystem
Bild

Mit +9 erreichen wir Krakau und leider ist die Lok schon längst abgehauen, als ich bis nach vorne gelaufen bin. Wo wir schon mal hier sind, können wir auch gleich Busfahrkarten für unseren morgigen Ausflug am angrenzenden Busbahnhof kaufen. Grmpf, Unterführung gesperrt. Zwar finden wir bald den richtigen Weg, doch wir verpassen die Öffnungszeiten des Schalters um wenige Minuten. Daran ist jetzt aber ausnahmsweise die PKP und nicht mein Fuzzibedürfnis schuld.
Im gut gefüllten Supermarkt wird Proviant eingekauft, im Anschluss laufen wir durch die nächtlichen Straßen zu unserer Wohnung. Das Kopfsteinpflaster glänzt nach einem Regen, doch wir können uns nicht mehr zu einer Nachtfototour motivieren.
Mein Bahnjahr 2024
Zurückgelegte Strecke: 30.060 km - Planmäßige Gesamtreisezeit: 16,1 Tage - Gesamtverspätung (analog FGR): 626 min - Planmäßige Reisegeschwindigkeit: 78 km/h - Durchschnittliche Fahrzeitverlängerung aufgrund von Verspätung: 2,7% - Fahrtkosten: 10,6 Cent/km - Anschlussquote (alle Anschlüsse einer Verbindung mit min. 1 Umstieg erreicht): 87,5%
Benutzeravatar
Lobedan
Kaiser
Beiträge: 1549
Registriert: 01 Jan 2016, 15:02

Beitrag von Lobedan »

Entenfang @ 21 Jan 2017, 23:12 hat geschrieben:Für 8€ p.P bekommen wir frisch auf dem Herd gekochtes Essen.
Bild
Mhm, zwischenzeitlich dachte ich anhand diverser Sätze, du bist Vegetarier?
(Oder ist das panierter Tofu? #marc-uwe-kling)
Muffo1234
Doppel-Ass
Beiträge: 100
Registriert: 16 Feb 2016, 15:01
Wohnort: Dresden

Beitrag von Muffo1234 »

Tag 17: Auschwitz
Es ist ein grauer Sonntagmorgen. Direkt nach dem Frühstück laufen wir zügig zum Busbahnhof.
Dank EU-Förderung ist auch hier der Batteriebuswahn angekommen.
Bild

Zehn Minuten vor Abfahrt erwerben wir eine Fahrkarte am Schalter und steigen in den Bus ein.
Auf einer Hauptstraße in der Stadt ist Tempo 70 erlaubt und Zebrastreifen führen über die sechsspurige Straße mit Mittelstreifen. Immerhin warnen gelb hinterlegte Schilder vor der Unfallgefahr. Schließlich verlassen wir die Stadt und fahren auf die Autobahn. Nebel hängt tief über den Hügeln und sorgt für eine triste Stimmung. Nach einem Halt in einem kleinen Ort ist es nicht mehr weit bis zum Ziel. Eine Schar vorwiegend älterer Menschen strömt gerade aus einer Kirche. Doch selbst im katholischen Polen haben selbstverständlich die Geschäfte sonntags geöffnet.
Bild

Der Bus hält direkt an der Gedenkstätte, wir packen unseren Proviant in Plastiktüten um, weil auf dem Gelände nur winzige Taschen erlaubt sind. Die Besichtigung ist nur mit Führung möglich, welche wir bereits im Voraus online gebucht haben.

Die nächsten drei Stunden führen uns durch unvorstellbares Grauen und die tiefsten Abgründe der Menschheit.
Über den Eingängen in die ehemaligen Konzentrationslager sind verhöhnende Sprüche angebracht.
Bild

Abgesehen vom bekannten „Arbeit macht frei“ gibt es auch noch „Jedem das Seine“.

In diesen Gebäuden waren die Häftlinge untergebracht.
Bild

Bei der Eröffnung des Lagers im Jahr 1940 gab es noch keine Betten, die Häftlinge mussten auf dem strohbedeckten Boden schlafen. In den Waschräumen gab es nur kaltes Wasser, im Winter wegen der primitiven Leitungen auch oft überhaupt keines. Die in Reih und Glied nebeneinander angebrachten Toiletten waren nicht ausreichend für die große Zahl der Inhaftierten, da sie nur während einer kurzen Zeitspanne morgens und abends aufgesucht werden durften.
Bild

Viele deportierte Menschen glaubten bis zuletzt, dass sie nach einer Umsiedlung ein neues Leben beginnen können. Daher haben sie so viele Habseligkeiten mitgenommen, wie sie tragen konnten.
Doch meistens blieb ihre Reise eine Reise ohne Wiederkehr.
Die Gepäckstücke wurden alle gesammelt und ihr Inhalt als „Spende“ nach Deutschland gebracht.
Bild

Im Stammlager Auschwitz I wurden vor allem billige Arbeitskräfte für deutsche Firmen gehalten. Wer durch die harte Arbeit krank wurde oder zu erschöpft war, um noch als Arbeitskraft zu dienen, wurde ins wenige Kilometer entfernte Vernichtungslager Birkenau gebracht und dort ermordet.
Anschließend wurden die Leichen ihrer Wertgegenstände und ihrer goldenen Zähne beraubt, um das eingeschmolzene Metall zu verkaufen. Für maximalen wirtschaftlichen Nutzen wurden sogar die Haare der toten Frauen abgeschnitten und für 50 Pfennig pro Kilo verscherbelt.

In einem Schaukasten sind einige Originaldokumente ausgestellt. Unter anderem werden Aufnahmedokumente gezeigt. Auf einem steht als Einweisungsgrund in das KZ „Bummelei bei der Arbeit“.

Bild

Hier ist der Appellplatz zu sehen. Jeden Morgen mussten die Häftlinge antreten und manchmal für mehrere Stunden in der eisigen Kälte stehen. Der längste Appell soll 19 Stunden gedauert haben.
Im Hintergrund ist die Lagerküche zu sehen. Die Nazis ließen Menschen systematisch verhungern, indem sie ihnen täglich weniger Kalorien zukommen ließen, als sie durch die harte Arbeit verbrauchten. Weniger gut zu erkennen ist der improvisierte Galgen am linken Bildrand. Über drei senkrecht in den Boden gerammte Eisenbahnschienen wurde eine weitere Schiene quergelegt und Häftlinge gehängt, die einen Fluchtversuch gewagt haben. Als Warnung für die anderen ließ man die Toten tagelang hängen.
Außerdem ließ man als Strafe für jeden entkommenen Insassen zehn andere verhungern.
Es gab noch weitere drakonische Strafen im Lager. Besonders hart war die Dunkelzelle. Vier Menschen wurde auf weniger als 1 qm in einem stockdunklen Keller zusammengepfercht und mussten dort über die Nacht ausharren. Am nächsten Morgen wurden sie ohne Wasser und Brot zur Arbeit geschickt. In der Regel geschah das mindestens drei Nächte in Folge. Mehr als zehn Nächte führten fast immer zum Tod.

In den Kellerräumen führte die SS außerdem erste Versuche mit Giftgas durch. Mit Gasmasken ausgerüstete SS-Leute warfen Giftgaskartuschen in die jeweilige Zelle.
Bild

Dann kehrten sie in der Regel nach zwölf Stunden zurück. Wenn die Versuchspersonen noch am Leben waren, warteten sie weitere zwölf Stunden ab. Die meisten Menschen starben einen qualvollen Tod durch Ersticken. Für die systematische Ermordung wurde Zyklon B verwendet.

Es kam auch zu willkürlichen Erschießungen der Insassen.
Bild

Die Gefangenen mussten sich vor diese schwarze Wand stellen und wurden dann getötet.
Ein Überlebender hat die Szene aus dem Gedächtnis nachgezeichnet.
Bild
"Ukoncete, prosím, výstup a nástup, dvere se zavírají!"
Muffo1234
Doppel-Ass
Beiträge: 100
Registriert: 16 Feb 2016, 15:01
Wohnort: Dresden

Beitrag von Muffo1234 »

Die Beschreibung des „Krankenhauses“ ist an Euphemismus kaum zu überbieten.
Hier wurden größtenteils extrem grausame medizinische Experimente an Häftlingen durchgeführt.

Neben dem Lager wohnten die Nazi-Offiziere.
Bild

Der für Auschwitz verantwortliche Kommandant Rudolf Höß besaß ebenfalls ein Haus direkt hinter dem Zaun. Nach Kriegsende wurde er von einem polnischen Gericht zum Tode verurteilt und im Jahr 1947 in Sichtweite seines Hauses und des Lagers gehängt.

Bild

In derartigen Öfen wurden die Leichen der Ermordeten verbrannt.

Im zweiten Teil der Führung fahren wir mit dem Shuttlebus nach Birkenau. Das Vernichtungslager wurde im Jahr 1941 in etwa 3 km Entfernung zum Stammlager errichtet.
Mit fortschreitender Zeit wurde die Ermordung der von Nazis als unwertes Leben angesehenen Menschen systematisch vorangetrieben. Die Menschen wurden in Viehwaggons direkt in das Vernichtungslager Birkenau transportiert.
Bild

Die Wagen waren nicht beheizt und für menschliche Ausscheidungen wurde, wenn überhaupt, lediglich ein Eimer bereitgestellt.
Nach der Ankunft liefen sie diese Sandrampe entlang.
Bild

Am Ende entschied ein SS-Arzt durch bloßes Hinsehen, ob der vor ihm stehende Mensch als Arbeitskraft taugt. Durch Handzeichen sortierte er die ankommenden Personen. Alte, Kranke und Kinder wurden sofort in die beiden an den Gleisenden errichteten Gaskammern geschickt. Um eine Massenpanik zu verhindern, wurde den Menschen glaubhaft gemacht, dass sie eine Desinfektionsdusche bekommen würden. Im Entkleideraum waren sogar entsprechende Verhaltensanweisungen in mehreren Sprachen angebracht. Um den Schein zu wahren, wurden an der Decke der Gaskammern Brausekopfattrappen angebracht. Sie besaßen jedoch keinen Wasseranschluss. In der KZ-Gedenkstätte Dachau handelt es sich dabei um Gießkannenaufsätze.
Manchmal schöpften die Gefangenen dennoch Verdacht, weil so viele Menschen in den Raum gezwängt wurden. Dann wurden die Unwilligen durch SS-Offiziere mit Waffengewalt in die Gaskammer gezwungen.
Nachdem die Kammer verschlossen war, wurde Zyklon B eingeleitet. Der gesamte Boden war als Aufzug konstruiert, sodass die Leichen im Anschluss direkt in das Krematorium gebracht werden konnten. Auf diese Weise konnten täglich über 1000 Menschen vollständig vernichtet werden. Manchmal wurden noch zusätzlich menschliche Überreste unter freiem Himmel verbrannt. Der Geruch war dann kilometerweit vernehmbar.
Die Asche der Ermordeten wurde auf den umliegenden Feldern oder in Fischteichen verstreut.
Wenige Tage vor der Befreiung des Lagers durch die sowjetische Armee Ende Januar 1945 sprengten die Nazis die Krematorien, um Spuren zu verwischen.
Bild

Dabei wurden auch viele Akten zerstört, sodass sich die genaue Anzahl der Opfer nur schätzen lässt. Höchstwahrscheinlich wurden hier zwischen 1.100.000 und 1.500.000 Menschen ermordet.
Bild

Diese Gedenkstätte erinnert mit einem Text in über 20 Sprachen an diese endlose Grausamkeit.
„Dieser Ort sei allezeit ein Aufschrei der Verzweiflung und
Mahnung an die Menschheit.
Hier ermordeten die Nazis über anderthalb Millionen Männer, Frauen und Kinder.
Die meisten waren Juden aus verschiedenen Ländern Europas.“

Auch vom restlichen Lager ist nicht mehr viel zu sehen. Die größtenteils aus Holz gebauten Baracken wurden ebenfalls abgefackelt, sodass nur noch die gemauerten Schornsteine in den Himmel ragen.
Bild

Der Boden der Verschläge bestand nur aus gestampftem Lehm und war ständig feucht. Durch die schlechten hygienischen Verhältnisse litten die Häftlinge nahezu permanent an Durchfall.
In solchen Betten schliefen acht bis zehn Personen.
Bild

Nur in einem Gebäude gibt es einen befestigten Boden aus Stein. Dort waren kleine Kinder untergebracht. Um ihnen das Leben zumindest geringfügig zu erleichtern, haben andere Häftlinge freiwillig nach der Arbeit die Steine verlegt.

Obwohl der düstere Tag genau die richtige Stimmung für dieses Ort bietet und die Führerin das Leiden der Menschen sehr lebendig beschreibt, fällt es mir sehr schwer, das Leben unter diesen Bedingungen vorzustellen.
Besonders erschreckend finde ich nicht nur die nur schwer in Worte fassbaren Grausamkeiten, die Menschen anderen Menschen angetan haben, sondern auch mit welcher Effizienz die Vernichtung durchgezogen wurde und wie die Nazis einen maximalen wirtschaftlichen Nutzen generieren wollten.

Unzählige Führungen streifen über das Gelände und durch die Gebäude, welche sich größtenteils im Originalzustand befinden. Eine Schulklasse schwingt die israelische Fahne, während sie herumlaufen.
Zwei letzte Eindrücke
Bild

Bild
"Ukoncete, prosím, výstup a nástup, dvere se zavírají!"
Muffo1234
Doppel-Ass
Beiträge: 100
Registriert: 16 Feb 2016, 15:01
Wohnort: Dresden

Beitrag von Muffo1234 »

Nun möchte ich kurz innehalten und zum Gedenken an die unvorstellbare Grausamkeit eine digitale Blume für die Opfer niederlegen, bevor ich mit dem Reisebericht fortfahre.
Bild


Der Shuttlebus steht gerade bereit und müsste jeden Moment abfahren. Da der heutige Tag unerwartet kalt geblieben ist und wir ziemlich durchgefroren sind, wollen wir zügig zurück zum Bahnhof. Die Rückfahrt war eigentlich erst über zwei Stunden später um 18:06 Uhr geplant und wir haben keine früheren Abfahrtszeiten der Züge notiert. Den DB Navigator zu befragen, ist uns mangels internationalem Datenvolumen zu teuer. Rund zwei Stunden früher müsste eigentlich auch ein Zug fahren, doch es ist kein Taktverkehr.
Mit dem gut gefüllten Shuttlebus um 15:20 Uhr fahren wir zurück zur Gedenkstätte. Der Fernbus nach Krakau steht gerade an der Haltestelle, doch wir müssen noch unser Gepäck abholen und er fährt davon. Der Nächste würde in 40 Minuten fahren, sodass wir beschließen, die nahegelegene Stadtbushaltestelle aufzusuchen. Bis zum Bahnhof sind es fast drei Kilometer.
Unter der Woche wird ein frei interpretierter Halbstundentakt, am Wochenende etwa ein Stundentakt angeboten. Leider ist heute Sonntag. Laut Fahrplan sollte in rund einer Viertelstunde einer kommen, wir setzen uns ins Wartehäuschen und packen unsere wohlverdiente Brotzeit aus. Viel essen können wir nicht, denn schon nach drei Minuten nähert sich ein Bus. Wir verpacken in Windeseile unser Essen und kaufen beim Busfahrer Fahrkarten zum Bahnhof.
Wenige Minuten später kommen wir am Bahnhof von Oświęcim an. Ein EN71-Triebwagen mit Ziel Krakau steht am Bahnsteig. Wir laufen schneller. Die Ausfahrt steht noch nicht, also keine akute Sichtanschlussgefahr. Wie praktisch, dass man auch ohne Polnischkenntnisse sofort intuitiv den Abfahrtsplan durch das gelbe Papier erkennen kann. In sechs Minuten soll er abfahren. Das reicht noch dicke zur Verewigung des Gegenzuges.
Bild

Mit diesen Fahrzeugen und ihren schönen Glupschaugen wollte ich schon immer mal fahren.
Wer beim Schaffner Fahrkarten kaufen möchte, muss an der ersten Tür zusteigen und das Personal aktiv ansprechen. Wir kaufen zwei Tickets und bald setzt sich der Triebwagen in Bewegung. Heute haben wir wirklich unverschämt viel Glück bei der ÖV-Nutzung.
Während der Zug gemütlich durch die graue Landschaft ruckelt, stillen wir endlich unseren Hunger. An der Holperpiste wird gerade umgebaut, sodass man zukünftig auf der Hauptstrecke nach Krakau schneller als 30 km/h fahren kann.
Da die Tür zum Führerstand geöffnet ist, schauen wir der Tf eine Weile über die Schulter. Der Zug ruckelt unangenehm stark beim Anfahren und man kommt stehend leicht aus dem Gleichgewicht.

Nach den kyrillischen Umschreibungen für englische Begriffe haben wir in Polen eine neue Beschäftigung gefunden. Uwaga hier, Uwaga dort, Uwaga überall. Es ist das erste polnische Wort, welches ich bei meinem ersten Besuch 2011 gelernt habe.
Bild

Mit -2 erreichen wir Krakau und versuchen direkt im Anschluss die für übermorgen geplante Weiterfahrt am Automaten zu erwerben, jedoch ohne Erfolg. Der Automat behauptet, die vorgesehene Verbindung würde es nicht geben.

Welche Optionen für die nächste Etappe nach Berlin haben wir?

Kraków ab 9:20
IC-Bus
Berlin Hbf an 17:15

Nein, die konzerninterne Bahnkonkurrenz nehmen wir nicht.

Und zurück nach Warschau wollen wir auch nicht. Dann verzichte ich eben auf die Fahrt mit dem EIP.

Kraków Główny ab 12:10
IC 38110
Wrocław Główny an 15:23
ab 15:40
KD 69581
Węgliniec an 17:29
ab 17:39
KD 5784
Görlitz an 18:07
ab 18:44
OE 63988
Cottbus an 19:55
ab 20:01
RE 63873
Berlin Hbf an 21:24

Das trifft unseren Geschmack schon eher.

Wir wählen diese Verbindung:

Kraków Główny ab 11:04
IC 3812
Krzyz an 17:36
ab 18:11
R 80431
Kostrzyn an 19:47
ab 20:02
RB 5182
Berlin-Lichtenberg an 21:28

Also stellen wir uns notgedrungen in die Schlange an den Fahrkartenschaltern. Es ist das typische Bild – von acht Schaltern haben drei geöffnet und an zwei davon diskutieren die Kunden ewig herum. Nach einer Viertelstunde wird genau der Schalter frei, welcher schon während unser gesamten Wartezeit durch dieselben zwei Männer in Anspruch genommen wurde. Das Schild „We speak English here“ klingt doch schon mal vertrauenserweckend. Im Bahnhofs-WLAN habe ich jedenfalls schon mal die gewünschte Verbindung in den DB Navigator geladen.
Wir kaufen nur bis Kostrzyn und bekommen eine gestückelte Fahrkarte für die beiden Züge und zahlen für gut 700 km etwa 12€ p.P. Bis wir noch eingekauft und eine 24h-Karte für den ÖPNV gelöst haben, ist seit unserer Rückkehr schon wieder mehr als eine Stunde vergangen.

Zum Abendessen gibt es eine große Gemüsepfanne – so gut hat sie schon lange nicht geschmeckt.

Anschließend machen wir noch einen Spaziergang zum großen Marktplatz.
Als Teilzeitdresdner ist uns das eingesetzte Wagenmaterial der Krakauer Straßenbahn teilweise wohlbekannt.
Bild

Abends um halb zehn…
Bild

…rollt der Verkehr an einem großen polnischen Verlagshaus vorbei.
Bild

Kunstvolle Straßenbeleuchtung
Bild

Hausnummer 17
Bild

Ein Muss bei jedem Besuch in Krakau ist der Hauptmarkt. Die quadratische Fläche mit etwa 200 Metern Seitenlänge gehört er zu den größten mittelalterlichen Plätzen in Europa.
Das volle Panorama aus Marienkirche und Tuchhallen lässt sich nur schwer auf einem Bild unterbringen.
Bild

Hier finden sich unzählige Motive und wir verbringen die nächste Stunde auf dem weiträumigen Platz in der Altstadt.
Bild
"Ukoncete, prosím, výstup a nástup, dvere se zavírají!"
Muffo1234
Doppel-Ass
Beiträge: 100
Registriert: 16 Feb 2016, 15:01
Wohnort: Dresden

Beitrag von Muffo1234 »

Bild

Besonders angetan hat es uns dieser bunt beleuchtete Brunnen.
Bild

Bild

Bild

Immer schön im Kreis fahren!

Bild

So einladend es aussieht, nichts kommt nach einer Woche Fleisch an unsere Gemüsepfanne heran…
Bild

Blick durch die Fußgängerzone zur Andreaskirche unweit des Wawels
Bild

In den Seitenstraßen der Altstadt
Bild

Bis 1953 gab es in Krakau sowohl ein Normalspurnetz als auch ein 900 mm-Schmalspurnetz. Mit der Eröffnung der Gleise auf dem Straßenring um die Altstadt wurde das Schmalspurnetz aufgelöst und die Strecken über den Marktplatz abgebaut. Ein Gleisrest ist am westlichen Rand der Innenstadt immer noch vorhanden.
Bild

Eine Krakowiak-Bahn von Pesa wartet am Teatr Bagatela den Fahrgastwechsel ab
Bild
"Ukoncete, prosím, výstup a nástup, dvere se zavírají!"
Muffo1234
Doppel-Ass
Beiträge: 100
Registriert: 16 Feb 2016, 15:01
Wohnort: Dresden

Beitrag von Muffo1234 »

Der Entwerterstempel ausführlich erklärt
Bild
"Ukoncete, prosím, výstup a nástup, dvere se zavírají!"
Benutzeravatar
Entenfang
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 8106
Registriert: 27 Aug 2012, 23:19
Wohnort: München

Beitrag von Entenfang »

Lobedan @ 22 Jan 2017, 08:13 hat geschrieben:Mhm, zwischenzeitlich dachte ich anhand diverser Sätze, du bist Vegetarier?
Dann könnte ich diese Sätze nicht mehr schreiben, weil ich in einer Woche Belarus verhungert wäre...
Ich esse auch gerne Fleisch, aber bitte nicht jeden Tag und auch mal mit anderen Beilagen als Kartoffeln in viel Öl gebraten, Kartoffeln in ziemlich viel Öl gebraten oder auch Kartoffeln in sehr viel Öl gebraten.


Tag 18 Krakau

Leider ist der heutige Tag ebenso düster wie der gestrige. Es ist ziemlich kalt. Endlich können wir auch unsere dicken Klamotten anziehen. Schließlich hatten wir schon befürchtet, dass die T-Shirts nicht reichen könnten.
Für die Uwaga-Quote
Bild

Rustikale Beleuchtung in Kleparz
Bild

Falschparkerproblematik
Bild
Ein Mann klemmt Informationsflyer unter die Scheibenwischer der geparkten Autos, welche auf den einzuhaltenden Mindestabstand zum Gleis hinweisen.

Wir kaufen auf dem Markt in Kleparz ein.
Bild
Eine große Schale Himbeeren für 1,50€ Mitte September, da bin ich mal gespannt.

Nachdem die Einkäufe in der Wohnung abgestellt sind, ziehe ich noch eine weitere Jacke über. In leichtem Nieselregen fahren wir zum Wawel.
Bild

Die Burg thront auf einem etwa 25 Meter hohen Kalksteinhügel über der Stadt. Die über 1000 Jahre alte Kathedrale wurde unzählige Male um- bzw. wiederaufgebaut.
Bild

Das prunkvolle Dach der Sigismundkapelle im Detail
Bild

In den zahlreichen Ausstellungen könnte man problemlos den halben Tag verbringen. Doch auf einen Museumsbesuch haben wir einfach überhaupt keine Lust und suchen stattdessen den feuerspeienden Drachen am Fuße des Hügels auf. Ein wenig lustig hätte ich es ja schon gefunden, wenn sich eine der zahlreichen Tauben auf die falsche Stelle gesetzt hätte…
Bild
Der Sage nach soll der Drache in einer Höhle unter dem Wawel gehaust haben.

Wir folgen der Weichsel bis zur Krakauer Michaeliskirche.
Bild

Dann spazieren wir durch das hoffnungslos zugeparkte jüdische Viertel Kazimierz.
Bild
Mein Bahnjahr 2024
Zurückgelegte Strecke: 30.060 km - Planmäßige Gesamtreisezeit: 16,1 Tage - Gesamtverspätung (analog FGR): 626 min - Planmäßige Reisegeschwindigkeit: 78 km/h - Durchschnittliche Fahrzeitverlängerung aufgrund von Verspätung: 2,7% - Fahrtkosten: 10,6 Cent/km - Anschlussquote (alle Anschlüsse einer Verbindung mit min. 1 Umstieg erreicht): 87,5%
Benutzeravatar
Entenfang
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 8106
Registriert: 27 Aug 2012, 23:19
Wohnort: München

Beitrag von Entenfang »

Verbunden mit der Welt
Bild

Kleine Kneipen gibt es hier zuhauf
Bild

Schuhe in luftiger Höhe
Bild

Nur in Deutschland gibt es einen Schilderwald? Fehlanzeige.
Bild

Vor einer Suppenküche hat sich eine lange Schlange gebildet und die Menschen warten auf den Beginn der Essensausgabe.

Wir werfen einen Blick in die Tempel-Synagoge.
Bild

Anschließend laufen wir zur Tramhaltestelle Miodowa.
Bild
Die nächste Tram bringt uns zurück in die Innenstadt. Offensichtlich sind auf dem Altstadtring heute alle Ampeln außer Betrieb, was angesichts des regen Verkehrs für ziemlich chaotische Verhältnisse sorgt. Der Verkehr kam mir in Krakau ohnehin so ungewohnt geordnet vor, zumindest verglichen mit Lemberg.

Bombardier-Bahnen erster und zweiter Generation in Stary Kleparz
Bild

Zum Mittagessen gibt es Pieroggen, wir wählen den Veggie-Mix. Die in einem winzigen Laden mit nur sechs Tischen und vorwiegend einheimischen Gästen frisch hergestellten Teigtaschen schmecken sehr lecker und sättigen stärker, als man zunächst denkt.


Nach der Mittagspause sieht der Plan eigentlich den Besuch auf dem Aussichtshügel Kosciuszko vor. Der Regen nimmt ordentlich an Stärke zu, bis wir die Tramendhaltestelle Salwator erreichen. Von hier fährt stündlich die Buslinie 100 zum Aussichtspunkt. Da man angesichts des tristen Wetters wohl ohnehin nicht viel sehen kann, beschließen wir, dass sich die 20 Minuten Wartezeit nicht lohnen.

Ein bisschen Verkehrschaos – die Krakauer Lackierung steht den Urbino 4 ganz hervorragend, finde ich zumindest.
Bild

Ein komplett modernisierter und umgebauter Ex-Wiener EU8N-Wagen und ein Ex-Düsseldorfer GT8S in der Wendeschleife
Bild

Ziemlich gut finde ich das Linienband, auf dem die befahrenen Straßenzüge dargestellt sind
Bild
Mein Bahnjahr 2024
Zurückgelegte Strecke: 30.060 km - Planmäßige Gesamtreisezeit: 16,1 Tage - Gesamtverspätung (analog FGR): 626 min - Planmäßige Reisegeschwindigkeit: 78 km/h - Durchschnittliche Fahrzeitverlängerung aufgrund von Verspätung: 2,7% - Fahrtkosten: 10,6 Cent/km - Anschlussquote (alle Anschlüsse einer Verbindung mit min. 1 Umstieg erreicht): 87,5%
Benutzeravatar
Entenfang
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 8106
Registriert: 27 Aug 2012, 23:19
Wohnort: München

Beitrag von Entenfang »

Wir nehmen die nächste 1 und fahren mit dem Konstal-Wagen einmal quer durch die Stadt zur Station Wiadukty. Anderthalb Jahre zuvor konnte ich die Stelle aufgrund des miesen Wetters schon nicht umsetzen.
Heute schifft es leider genauso stark, aber ich möchte mir die Stelle dennoch genauer anschauen.

Wenn der Gegenzug kommt, verkündet die Ampel „Warten“
Bild

Nach der Vorbeifahrt meldet die Ampel „Einschalten“
Bild

Wild winkend begrüßt mich der Fahrer des nächsten Konstal-Wagens
Bild

Überblick über die beiden in kurzem Abstand folgenden Gleisverschlingungen
Bild

Kurz darauf folgt eine Krakowiak
Bild

Über den Innenraum hatte ich bereits im Rahmen der Innotrans berichtet.

Schließlich fahren wir auf Treiben Muffos weiter Richtung Kombinat. Eigentlich würde ich gerne die „Nebenstrecke“ der 22 abfahren, doch sie fährt uns gerade vor der Nase weg. Ich habe ein Motiv entdeckt und sehe mich gezwungen, weitere Fuzzikontingente einzusetzen.
Ein Ex-Wiener E1/c3-Zug rollt durch das nasse Grün herbei
Bild

Bild

Bald kommt auch schon die nächste 4 Richtung Zentrum, in der wir uns wieder aufwärmen können. Die verschiedenen Farben der Scheinwerfer sind übrigens nur eine optische Täuschung, die sowohl mit den Augen als auch durch die Kameralinse auftritt.
Bild

Bald gelangen wir in den Bereich mit gutem Gleiszustand zurück, das Krakauer Netz befindet sich überwiegend in sehr gutem Zustand.
Irgendwann steigen wir in einen Ex-Wiener Beiwagen um.
Bild

Zur Fahrt durch den Tunnel am Hbf nutzen wir ein modernisiertes Konstal-Fahrzeug mit Nf-Mittelteil. Konstal, Wiener, Bombardier aller drei Generationen, PESA, Düsseldorfer, ich glaube, wir haben alles durch.
Bild
Mein Bahnjahr 2024
Zurückgelegte Strecke: 30.060 km - Planmäßige Gesamtreisezeit: 16,1 Tage - Gesamtverspätung (analog FGR): 626 min - Planmäßige Reisegeschwindigkeit: 78 km/h - Durchschnittliche Fahrzeitverlängerung aufgrund von Verspätung: 2,7% - Fahrtkosten: 10,6 Cent/km - Anschlussquote (alle Anschlüsse einer Verbindung mit min. 1 Umstieg erreicht): 87,5%
Benutzeravatar
Entenfang
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 8106
Registriert: 27 Aug 2012, 23:19
Wohnort: München

Beitrag von Entenfang »

Es ist einfach wunderbar, dass es hier wieder einen Bäcker und einen kleinen Supermarkt an jeder Ecke gibt und nicht nur riesige Einkaufszentren. Ärgerlich ist allerdings, dass auch in Krakau die Fußgänger gerne hinter Ketten weggesperrt werden.
Es herrscht unangenehmes, nasskaltes Herbstwetter. Muffos Gesichtsausdruck macht mir unmissverständlich klar, dass mein Fuzzikontingent erstmal aufgebraucht ist und wir kehren in die warme Wohnung zurück. Vorgestern waren wir noch im T-Shirt draußen und haben den Schatten gesucht.

Doch ohne Nachtfotos können wir den Tag nicht beenden.
Eine Sekunde bitte!
Bild

Der Wawel von der Most Debnicki
Bild

Ruhig fließt die Weichsel
Bild

Beim Wettbewerb um die längste Belichtungszeit ist meine Bridgecam der Spiegelreflex natürlich deutlich unterlegen.
Bild

Bild

Bild

Zu guter Letzt landen wir am Plac Wszystkich Swietych, an welchem die Touri-Info in einem sehenswerten Gebäude untergebracht ist
Bild

431 hält vor der Dominikanerkirche
Bild

Zur optimalen Nutzung der 24h-Karte fahren wir genau eine Bahn früher als gestern zurück.

Die Himbeeren sind ein wunderbarer Mitternachtssnack und schmecken deutlich besser als erwartet.
Mein Bahnjahr 2024
Zurückgelegte Strecke: 30.060 km - Planmäßige Gesamtreisezeit: 16,1 Tage - Gesamtverspätung (analog FGR): 626 min - Planmäßige Reisegeschwindigkeit: 78 km/h - Durchschnittliche Fahrzeitverlängerung aufgrund von Verspätung: 2,7% - Fahrtkosten: 10,6 Cent/km - Anschlussquote (alle Anschlüsse einer Verbindung mit min. 1 Umstieg erreicht): 87,5%
146225
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 17898
Registriert: 01 Apr 2007, 17:45
Wohnort: TH/EDG

Beitrag von 146225 »

Ich bin mir auch nicht zu 100% sicher, aber das was Du für einen Düsseldorfer GT8S beschriftet hast, könnte m.E. nach eher ein N-Wagen sein, dessen erster Arbeitgeber die VAG in Nürnberg war? :unsure:
München kann jeder. Duisburg muss man wollen!
Benutzeravatar
Maikäfer
Routinier
Beiträge: 428
Registriert: 07 Jun 2014, 19:30
Wohnort: München

Beitrag von Maikäfer »

Bingo! HK 459 ist ex Nürnberg 370. Quelle: Tram-Info, Wagenparklisten.
146225
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 17898
Registriert: 01 Apr 2007, 17:45
Wohnort: TH/EDG

Beitrag von 146225 »

Maikäfer @ 23 Jan 2017, 20:27 hat geschrieben: Bingo! HK 459 ist ex Nürnberg 370. Quelle: Tram-Info, Wagenparklisten.
Danke für die Bestätigung - ich habe es halt an der Wagenkastenform abgeleitet, für einen GT8S wäre das ein ordentlicher Umbau gewesen, zu einem "N" passte das ganz gut.
München kann jeder. Duisburg muss man wollen!
Benutzeravatar
Lobedan
Kaiser
Beiträge: 1549
Registriert: 01 Jan 2016, 15:02

Beitrag von Lobedan »

Entenfang @ 23 Jan 2017, 17:38 hat geschrieben: Dann könnte ich diese Sätze nicht mehr schreiben, weil ich in einer Woche Belarus verhungert wäre...
Ich esse auch gerne Fleisch, aber bitte nicht jeden Tag und auch mal mit anderen Beilagen als Kartoffeln in viel Öl gebraten, Kartoffeln in ziemlich viel Öl gebraten oder auch Kartoffeln in sehr viel Öl gebraten.
Oh, na gut. Also noch ein Grund, warum es mich wohl nie in diese Gegend verschlagen wird.

Krakau dann schon eher. Das Fahrzeugdesign gefällt! Eigentlich eine Schande, dass ich über 20 Jahre unweit der polnischen Grenze gelebt und trotz nie eine größere polnische Stadt besucht habe. Wobei ich die meisten Jahre dieser Zeit natürlich kaum Einfluss auf die Reiseziele hatte ... :unsure:
Bayernlover
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 13808
Registriert: 02 Aug 2009, 16:49
Wohnort: Dresden (4, 6, 10, 12, 65, 85)

Beitrag von Bayernlover »

Ich finde es beeindruckend, wie man den Unterschied zwischen der Ukraine (Nicht-EU) und Polen (EU) sieht und spürt. Danke für diese großartige Reise!
Für mehr Administration. Gegen Sittenverfall. Für den Ausschluss nerviger Weiber.
JeDi
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 19026
Registriert: 22 Apr 2006, 18:27
Wohnort: Land der Küchenbauer
Kontaktdaten:

Beitrag von JeDi »

Entenfang @ 23 Jan 2017, 17:38 hat geschrieben:
Lobedan @ 22 Jan 2017, 08:13 hat geschrieben:Mhm, zwischenzeitlich dachte ich anhand diverser Sätze, du bist Vegetarier?
Dann könnte ich diese Sätze nicht mehr schreiben, weil ich in einer Woche Belarus verhungert wäre...
Ich esse auch gerne Fleisch, aber bitte nicht jeden Tag und auch mal mit anderen Beilagen als Kartoffeln in viel Öl gebraten, Kartoffeln in ziemlich viel Öl gebraten oder auch Kartoffeln in sehr viel Öl gebraten.
Dann warst du in einem anderen Belarus als ich... Wareniki in Fleischlos gibts eigentlich immer, Zeppeline ebenso (wobei ich grad nicht weiß, ob die in Belarus auch so heißen), Kartoffelpuffer und natürlich viel Gemüse diverse Eintöpfe.

Ich hatte immer eher den Eindruck, dass Polen für Vegetarier das härtere Pflaster ist. Sehr deftig ist die Küche aber natürlich so oder so.
Benutzeravatar
karhu
Kaiser
Beiträge: 1496
Registriert: 18 Dez 2007, 17:03
Wohnort: Tampere (Stuttgart)

Beitrag von karhu »

Polen ist meiner Erfahrung nach kein Problem (ich bevorzuge vegan), natürlich ist es auch in Polen, wie überall in Europa, in größeren Städten einfacher wie in kleineren.

In Minsk sieht es allerdings sehr dürftig aus für eine Stadt in dieser Größe: Happycow
Antworten