Ladenschluss
Hier wurde jetzt immer wieder auf den angelsächsischen Raum verwießen als dass dort das Konzept des 24-Stunden-Shoppens doch so gut klappen würde. Leider stimmt das nach meinen Erfahrungen her nicht so. Das hat viele Gründe, die jedoch regional völlig unterschiedlich ausgestaltet sind.
Im eher ländlichen Raum gibt es dort heute überhaupt keine kleineren Läden mehr. Feinkostgeschäfte oder ähnliches gibt es nicht, Metzer oder Bäckerei auch schon lange nicht mehr. Nachts haben im ländlichen Raum vorallem große, britische Supermärkte wie Tesco auf. Dadrin ist jedoch deswegen nichts zum Besten: Es gibt nicht genug Personal um einen großen Laden mit kaum Kunden am Laufen zu halten. Aus diesem Grund werden die Waren nicht mehr schnell genug ins Regal geräumt (leere Regale sind üblich) und ein schimmliges Brot oder vertrocknetes Gemüse sind auch Alltag. Die Tüte Zucker platzt unten auf und schwimmt im Zuckerberg - kein Scherz! Das Personal ist verschlafen und komisch drauf - mag sein dass der eine oder andere so noch Geld verdienen kann aber auf die Dauer geht das nicht gut. Dagegen haben LIDL und ALDI in England oder Irland ab 20:00 Feierabend - da sie aber noch billiger sind kaufen die Leute dort lieber ein.
Im eher städtischen Raum sieht es mit den Kunden etwas besser aus, es gibt nachts mehr Kunden, die anderen Nachteile bleiben.
Eine Übertragung auf Deutschland ist immer schwierig, aber ich versuche es. Die Behauptung mittelständische Läden, Familienbetriebe (!), könnten die Gelegenheit beim Schopf ergreifen und sich beweisen halte ich für sehr fraglich. Vielleicht sollte man sich hier mal überlegen und nachrechnen wieviel Gewinn da normalerweise noch rausspringt - jetzt soll das Ganze mit doppelten Unkosten laufen? Funktioniert für kleine Fachgeschäfte nicht, nur Ramschläden auf dem Niveau der Tankstellenshops werden eine Chance haben. Ich sehe das sehr kritisch.
Wenn überhaupt wäre ich für eine Landkreis-Regelung. Dann könnten die Großstädte bei sich die 24-Stunden-Regelung zur Not einführen und die Landkreise ihre letzten kleinen Läden erhalten. Denn dann ist es dort langsam auch mit dem Konzept der kleinen Wege vorbei. Denn ich zumindest habe keine Lust jeden Tag 1,5 Stunden beim Busfahren zu verbringen um nur mal ins nächste EKZ an der Autobahn zu kommen... Das Ausbluten der Stadtkerne in den Mittelzentren düfte auch weiter fortgesetzt werden.
@tra(u)mmann: Nachdem du ja so ein Verfechter von neuen Lebensformen wie Alleinerziehende bist: Und wer erzieht das Kind wenn Vati/Mutti arbeitet? Wer hält Abends beim Einschlafen Händchen wenn die Mutter gerade an der Supermarktkasse sitzt? Soll sie sich doch ein Kindermädchen bzw. eine Babysitterin bezahlen! Ja super - das Gehalt an der Supermarktkasse wird dafür in Zukunft erst recht nicht mehr ausreichen (s. UK).
Genauso ist die Behauptung quatsch dass in Deutschland ca. die Hälfte der Arbeitnehmer auch Nachts arbeitet. Zwar sind es immer mehr geworden aber die Hälfte halte ich für falsch - es sind vorallem Besserverdienende die für ihr Geld rund um die Uhr bzw. bis spät in die Nacht arbeiten müssen - Eisenbahner u.ä., Krankenschwestern und Nachschichtarbeiter ausgenommen. Supermarktangestellte gehören aber vorallem in die letztere Kategorie...
Also im Großen und Ganzen bewirken freiere Ladenschlussgesetze vorallem eines: Weniger qualitative Angebote aber immer mehr langweilige Massenprodukte.
Grüße, Dave
Im eher ländlichen Raum gibt es dort heute überhaupt keine kleineren Läden mehr. Feinkostgeschäfte oder ähnliches gibt es nicht, Metzer oder Bäckerei auch schon lange nicht mehr. Nachts haben im ländlichen Raum vorallem große, britische Supermärkte wie Tesco auf. Dadrin ist jedoch deswegen nichts zum Besten: Es gibt nicht genug Personal um einen großen Laden mit kaum Kunden am Laufen zu halten. Aus diesem Grund werden die Waren nicht mehr schnell genug ins Regal geräumt (leere Regale sind üblich) und ein schimmliges Brot oder vertrocknetes Gemüse sind auch Alltag. Die Tüte Zucker platzt unten auf und schwimmt im Zuckerberg - kein Scherz! Das Personal ist verschlafen und komisch drauf - mag sein dass der eine oder andere so noch Geld verdienen kann aber auf die Dauer geht das nicht gut. Dagegen haben LIDL und ALDI in England oder Irland ab 20:00 Feierabend - da sie aber noch billiger sind kaufen die Leute dort lieber ein.
Im eher städtischen Raum sieht es mit den Kunden etwas besser aus, es gibt nachts mehr Kunden, die anderen Nachteile bleiben.
Eine Übertragung auf Deutschland ist immer schwierig, aber ich versuche es. Die Behauptung mittelständische Läden, Familienbetriebe (!), könnten die Gelegenheit beim Schopf ergreifen und sich beweisen halte ich für sehr fraglich. Vielleicht sollte man sich hier mal überlegen und nachrechnen wieviel Gewinn da normalerweise noch rausspringt - jetzt soll das Ganze mit doppelten Unkosten laufen? Funktioniert für kleine Fachgeschäfte nicht, nur Ramschläden auf dem Niveau der Tankstellenshops werden eine Chance haben. Ich sehe das sehr kritisch.
Wenn überhaupt wäre ich für eine Landkreis-Regelung. Dann könnten die Großstädte bei sich die 24-Stunden-Regelung zur Not einführen und die Landkreise ihre letzten kleinen Läden erhalten. Denn dann ist es dort langsam auch mit dem Konzept der kleinen Wege vorbei. Denn ich zumindest habe keine Lust jeden Tag 1,5 Stunden beim Busfahren zu verbringen um nur mal ins nächste EKZ an der Autobahn zu kommen... Das Ausbluten der Stadtkerne in den Mittelzentren düfte auch weiter fortgesetzt werden.
@tra(u)mmann: Nachdem du ja so ein Verfechter von neuen Lebensformen wie Alleinerziehende bist: Und wer erzieht das Kind wenn Vati/Mutti arbeitet? Wer hält Abends beim Einschlafen Händchen wenn die Mutter gerade an der Supermarktkasse sitzt? Soll sie sich doch ein Kindermädchen bzw. eine Babysitterin bezahlen! Ja super - das Gehalt an der Supermarktkasse wird dafür in Zukunft erst recht nicht mehr ausreichen (s. UK).
Genauso ist die Behauptung quatsch dass in Deutschland ca. die Hälfte der Arbeitnehmer auch Nachts arbeitet. Zwar sind es immer mehr geworden aber die Hälfte halte ich für falsch - es sind vorallem Besserverdienende die für ihr Geld rund um die Uhr bzw. bis spät in die Nacht arbeiten müssen - Eisenbahner u.ä., Krankenschwestern und Nachschichtarbeiter ausgenommen. Supermarktangestellte gehören aber vorallem in die letztere Kategorie...
Also im Großen und Ganzen bewirken freiere Ladenschlussgesetze vorallem eines: Weniger qualitative Angebote aber immer mehr langweilige Massenprodukte.
Grüße, Dave
[font=Times]"Die Abwrackprämie soll die deutsche Wirtschaft ankurbeln. Von wegen. Warum die Prämie den Falschen hilft, viele Kunden foppt und zum Betrügen geradezu einlädt." Artikel Politik abgewrackt! auf taz.de[/font]
Als Verfechter von neuen Lebensformen sehe ich mich nicht. Das habe ich nie und nimmer geschrieben. Ich darf mich selbst zitieren:Dave @ 16 Aug 2006, 11:01 hat geschrieben:@tra(u)mmann: Nachdem du ja so ein Verfechter von neuen Lebensformen wie Alleinerziehende bist: Und wer erzieht das Kind wenn Vati/Mutti arbeitet? Wer hält Abends beim Einschlafen Händchen wenn die Mutter gerade an der Supermarktkasse sitzt? Soll sie sich doch ein Kindermädchen bzw. eine Babysitterin bezahlen! Ja super - das Gehalt an der Supermarktkasse wird dafür in Zukunft erst recht nicht mehr ausreichen (s. UK).
Ich habe also nur erwähnt, dass diese Lebensformen stark zugenommen haben und dass man diese nicht mehr wegdiskutieren kann. Außerdem erwähnte ich, dass selbst die ach so wertkonservative CDU sich jetzt neu ausrichten will (und wahrscheinlich auch muss, wenn sie überleben will) und damit in der Realität angekommen ist. Derzeit wird tatsächlich in der CDU an einer neuen Ausrichtung gearbeitet, wie der dieswöchige SPIEGEL in seiner Printausgabe berichtet.Das wurde doch schon längst verwässert. Die alte Gesellschaft mit den alten Werten gibt es schon längst nicht mehr. Das hat selbst die CDU erkannt, die auf einmal in der neuen Gesellschaft angekommen ist und nun auch um "alternative" Lebensformen, etwa Patchworkfamilien, Alleinerziehende und Homosexuelle für ihre Politik gewinnen will. Lebensabschnittsgemeinschaften, die sich auf Grund differierenden Arbeitszeiten oft nur kurz am Tag sehen, gehören auch dazu und sind häufiger geworden.
Mit Blick auf diese geänderte Gesellschaft habe ich dann eine Liberalisierung der Ladenschlusszeiten gefordert. Dass Alleinerziehende es schwer haben und kaum nachts arbeiten können, weil sie dann tagsüber für die Kinder nicht da sein können bzw. es nicht gerade leicht ist, Hortplätze u.ä. zu finden, ist mir auch klar.
Man muss auch fairerweise sehen, das auch im Einzelhandel die nächsten Jahrzehnte noch sehr viel wegrationalisiert wird. Der Supermarkt, der ohne Kassiererinnen auskommt, wird kommen. Außerdem wickeln immer mehr Versicherungen ihre Schadensfälle mithilfe intelligenter Software ab, sodass selbst qualifizierte Sachbearbeiter immer weniger gebraucht werden. Die Erstellung und Pflege dieser Software wird zum Teil outgesourct, nach Indien etwa. Ähnliches gilt für Banken, die hier Vorreiter waren, noch vor den Versicherungen.
Dadurch steigt entweder die Arbeitslosigkeit weiter oder wir finden uns ab damit, dass halt nicht mehr für jeden Arbeit für 40 Stunden in der Woche da ist und entwickeln entsprechende Modelle.
Bei einem Supermarkt, der fast ohne Personal auskommt, sehe ich übrigens kaum noch Argumente, warum dieser nicht nachts öffnen darf. Die unzumutbaren Arbeitszeiten fallen ja dann wohl weg. Mir ist aber natürlich auch klar, das es in bestimmten Branchen immer Verkäufer geben wird, die entsprechend beraten müssen.
Sorry, aber dieses Argument hatten wir hier schon mehrfach.Lazarus @ 16 Aug 2006, 11:53 hat geschrieben: trotz aller Argumente, ich bleibe dabei, halte das für absolut unnötig und mir geht da der Schutz der Mittelständler und Angestellten vor für die diese Regelung einst geschaffen wurde
Auch wenn ich mich jetzt wiederholen sollte, wo bleibt der Schutz für Tankstellenmitarbeiter, Kinopersonal, Gaststättenpersonal, Busfahrer, Lkw-Fahrer, Mitarbeiter der New Economy, Autobauer (die Maschinen müssen laufen, heißt es), Callcentermitarbeiter (Hotlines sind immer öfter rund um die Uhr erreichbar), die Mitarbeiter in Bahnhofsläden usw. usf. Hier könnte man theoretisch auf Nacht- und Sonntagsarbeit verzichten.
Konsequenterweise müsstet Du daher auch hier einen Schutz fordern. Danach ist das Land aber ein anderes. Von dem noch heute verbesserungswürdigen Service ist dann gar kein Service mehr vorhanden und die Wirtschaft nicht mehr wettbewerbsfähig (Autoherstellung etwa).
[Edit - added:]
Warum kann ich meine Espressokapsel-Bestellung telefonisch rund um die Uhr aufgeben, Defekte bei meinem privaten DSL-Anschluss nachts melden oder meinen Telefontarif zur Geisterstunde ändern, aber gleichzeitig will man mir verbieten, nach 20:00 einzukaufen? Ich verstehe es wirklich nicht. Daher muss das antiquierte Ladenschlussgesetz weg - einfach streichen! Zumindest Montag bis Samstag, der Sonntag lässt sich wegen der in Deutschland wohl weltweit einmalig großen Macht der Kirchen ja leider nicht durchsetzen
Auf den Supermarkt ohne Kassierer bin ich zumindest gespannt - technisch bestimmt nicht so einfach zu realisieren und störungsanfällig. Und das wichtigste: Wo bleibt der Vorteil für den Ladenbesitzer (bzw. die Kette, kleinere Läden werden sowas zu 100% nicht einführen)? Die Löhne für Personal das recht fix Waren über einen Scanner ziehen kann werden in den nächsten Jahren weiter sinken. Falls jeder Kunde die Ware selber drüberzieht werden die Warteschlangen bestimmt nicht kürzer. Die Abbuchungen am EC-Terminal sind auch nicht das schnellste (sorgen heute ja schon für längere Schlagen) und wie Barzahlen am Automaten funktioniert oder aber auch nicht kann man an jedem Bahnhof beobachten. Desweiteren bräuchte man Personal gegen Missbrauch um direkt hinter den Kassen zu stehen oder aber im Kabuff um die Monitore zu überwachen und im Falle des Falles rauszurennen.
Eher wird der komplette Bahnverkehr automatisiert als dass der gemeine Supermarkt um die Ecke so läuft. Wir haben in Deutschland ja in vielen Supermärkten noch keine digitalen Anzeigen für Preise u.ä.. Die Franzosen sparen da auch Personal und Papier ein.Wenn das uns (und den Briten und und und) zu aufwendig ist, warum sollen wir gleich auf den bzw. die Kassierer(in) verzichten?
Grüße, Dave
Eher wird der komplette Bahnverkehr automatisiert als dass der gemeine Supermarkt um die Ecke so läuft. Wir haben in Deutschland ja in vielen Supermärkten noch keine digitalen Anzeigen für Preise u.ä.. Die Franzosen sparen da auch Personal und Papier ein.Wenn das uns (und den Briten und und und) zu aufwendig ist, warum sollen wir gleich auf den bzw. die Kassierer(in) verzichten?
Grüße, Dave
[font=Times]"Die Abwrackprämie soll die deutsche Wirtschaft ankurbeln. Von wegen. Warum die Prämie den Falschen hilft, viele Kunden foppt und zum Betrügen geradezu einlädt." Artikel Politik abgewrackt! auf taz.de[/font]
ich seh aber net ein, das ich wegen ein paar wenigen, die nach 20:00 Uhr shoppen gehen wollen, deutlich höhere Preise bezahlen soll und die werden schon allein wegen der höheren Betriebskosten steigen
du glaubst doch net ernsthaft, das die grossen Kaufhäuser dabei ein paar wenige Kunden interessieren, da wird dann geschaut, in welcher Zeit macht man den meisten Gewinn, wieviele Kunden im Laden sind spielt keine Rolle....
du glaubst doch net ernsthaft, das die grossen Kaufhäuser dabei ein paar wenige Kunden interessieren, da wird dann geschaut, in welcher Zeit macht man den meisten Gewinn, wieviele Kunden im Laden sind spielt keine Rolle....
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Natürlich muss sich das ganze Rechnen für den Ladenbesitzer. Aber wieso muss man es denn Vorschreiben wann er öffnen darf und wann nicht?? Soll er doch selber Entscheiden?!Lazarus @ 16 Aug 2006, 12:59 hat geschrieben: ich seh aber net ein, das ich wegen ein paar wenigen, die nach 20:00 Uhr shoppen gehen wollen, deutlich höhere Preise bezahlen soll und die werden schon allein wegen der höheren Betriebskosten steigen.
Wenn es sich nicht lohnt bis um Mitternacht aufzuhaben dann wird es halt nicht gemacht. So einfach ist das! *diese ganze Diskussion nicht versteht*
Oh, das ist ja interessant. Kannst Du mir mal die Quelle angeben, aus der hervorgeht, daß die Beschränkung der Ladenöffnungszeiten wegen der Mittelständler und Angestellten erfolgte? Ursprünglich, dachte ich, hätte das was mit dem Krieg zu tun gehabt, damit die Leute abends wieder zuhause sind. Außerdem: Warum hätte sich ein qualifizierter Unternehmer (Mittelständler) dafür einsetzen sollen, daß er den Laden nicht aufmachen darf, wenn Kunden kommen wollen, sondern nur zwischen (früher) 6 h und 18.30 h, Samstags bis 14 h? Das können ja allenfalls die unqualifizierten Händler gewesen sein, die befürchteten, auf der Strecke zu bleiben, wenn sich nur noch die durchsetzen, die dem Kunden das Beste bieten. So gesehen führt doch die gesetzlich vorgeschriebene Ladenschließung zu zu hohen Preisen, weil auch solche Anbieter am Markt bleiben, die ansonsten keine Chance hätten. Außerdem werden durch die bestehenden Regelungen die Tankstellen gefördert, die rund um die Uhr verkaufen dürfen - meistens zu recht hohen Preisen.Lazarus @ 16 Aug 2006, 11:53 hat geschrieben: trotz aller Argumente, ich bleibe dabei, halte das für absolut unnötig und mir geht da der Schutz der Mittelständler und Angestellten vor für die diese Regelung einst geschaffen wurde
Für die, die sich anmaßen über den Wert und Unwert anderer zu urteilen: Die Würde des Menschen ist unantastbar!
Richtig.Chep87 @ 16 Aug 2006, 13:30 hat geschrieben: Natürlich muss sich das ganze Rechnen für den Ladenbesitzer. Aber wieso muss man es denn Vorschreiben wann er öffnen darf und wann nicht?? Soll er doch selber Entscheiden?!
Wenn es sich nicht lohnt bis um Mitternacht aufzuhaben dann wird es halt nicht gemacht. So einfach ist das! *diese ganze Diskussion nicht versteht*
Ich finde aber, dass sich die Argumente nur noch wiederholen. Das richtige Argument mit dem Selbst-entscheiden-dürfen hatten wir jetzt bestimmt 3-mal. Ich nehme mich da selbst nicht aus, steige aber jetzt aus dieser Diskussion aus, es sei denn, es kommen noch ein paar wirklich neue Pros und Contras.
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Es mutet schon seltsam an, wenn zur Organisation einer Familie - in welcher Form auch immer - die Existenz eines Ladenschlussgesetzes als Voraussetzung betrachtet wird. Gibt es keine alleinerziehende Krankenschwestern, Kraftfahrer, Polizisten?Dave @ 16 Aug 2006, 11:01 hat geschrieben:Und wer erzieht das Kind wenn Vati/Mutti arbeitet? Wer hält Abends beim Einschlafen Händchen wenn die Mutter gerade an der Supermarktkasse sitzt? Soll sie sich doch ein Kindermädchen bzw. eine Babysitterin bezahlen! Ja super - das Gehalt an der Supermarktkasse wird dafür in Zukunft erst recht nicht mehr ausreichen (s. UK).
Genauso ist die Behauptung quatsch dass in Deutschland ca. die Hälfte der Arbeitnehmer auch Nachts arbeitet. Zwar sind es immer mehr geworden aber die Hälfte halte ich für falsch - es sind vorallem Besserverdienende die für ihr Geld rund um die Uhr bzw. bis spät in die Nacht arbeiten müssen - Eisenbahner u.ä., Krankenschwestern und Nachschichtarbeiter ausgenommen. Supermarktangestellte gehören aber vorallem in die letztere Kategorie...
Also im Großen und Ganzen bewirken freiere Ladenschlussgesetze vorallem eines: Weniger qualitative Angebote aber immer mehr langweilige Massenprodukte.
Grüße, Dave
Diese müssen ihr Leben auch ohne Ladenschlussgesetz organisieren. Das sollte doch auch den Verkäuferinnen und Verkäufern zumutbar sein.
Oder (zugegeben, sehr provokant): Warum leistet sich jemand Familie, wenn er sie nur mit gesetzlicher Hilfe organisieren kann und will?
Die gesetzliche Regelung, wann ein Geschäft öffnen darf und wann nicht ist überholt. Es bedarf keiner Regelung außer der des Marktes. Kein Unternehmer wird sein Geschäft offenhalten, wenn er nicht ausreichend wirtschaftlichen Erfolg hat.
Die theoretische Möglichkeit, 24 Stunden am Tag den Laden geöffnet zu haben, bedeutet doch nicht die Verpflichtung, dies auch zu tun.
Je weniger gesetzliche Regelungen am Leben erhalten werden, umso besser ist dies für die Eigenverantwortlichkeit der Bevölkerung.
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Ich frage mich wirklich, wieso Du so ziemlich alles, was ich hier im Forum schreibe, in Frage stellen oder als Quatsch abtun mußt. Kannst Du Deine persönliche Aversion gegen mich evtl. nicht mal beiseite legen? Wir beide haben zwar öfter verschiedene Ansichten, schreiben aber beide nun wirklich keinen "Quatsch".Dave @ 16 Aug 2006, 11:01 hat geschrieben:Genauso ist die Behauptung quatsch dass in Deutschland ca. die Hälfte der Arbeitnehmer auch Nachts arbeitet. Zwar sind es immer mehr geworden aber die Hälfte halte ich für falsch
Laut Statistisches Bundesamt Deutschland gab es in der Bundesrepublik Deutschland Anfang 2004 17,3 Mio. Erwerbstätige, die ständig, regelmäßig oder gelegentlich am Wochenende, nachts oder in Schichtarbeit ihrer Beschäftigung nachgingen. In Prozent von allen Erwerbstätigen sind das 49%. Nachdem ich aber nur Quatsch schreibe, lies es besser direkt beim statistischen Bundesamt nach (Achtung, ladeintensives pdf!): auf Seite 45 unten findest Du die Zahlen.
Zum Thema kleine Läden versus Großketten: da liegt der Hund zwar auch, aber bei weitem nicht allein nicht in einer (weiteren) Liberalisierung des Ladenschlusses begraben. Wie wir beide bereits im Frühjahr 2005 in diesem Thread diskutierten, sind die längeren Ladenöffnungszeiten der Großketten nur ein Grund, warum die Leute lieber dorthin gehen als z.B. ins kleine Elektrogeschäft am Eck. Im 2. Absatz des verlinkten Beitrages stehen alle anderen Gründe, die m.E. für den Kunden ausschlaggebender sind als die Öffnungszeiten.
Als vor ein paar Jahren der Ladenschluß auf 20 Uhr verlängert wurde, hatte jeder Supermarkt auf einen Schlag 15 Stunden länger in der Woche auf. Trotzdem blieb die Butter oder die Flasche Mineralwasser bezahlbar. Kippt nun das Ladenschlußgesetz und der Supermarkt macht an 6 Tagen die Woche bis 22 Uhr, also je Tag 2 Stunden länger auf, sind das 12 Stunden mehr in der Woche, also keine so deutliche Verlängerung wie vor ein paar Jahren. Da solltest Du Hysteriker schon eher vor der Preiserhöhung durch die höhere Mehrwertsteuer ab 2007 zittern - das wirst Du am Geldbeutel weitaus mehr zu spüren bekommen als die Verlängerung der Öffnungszeiten. Und wenn Du keine Lust hast, die verlängerten Öffnungszeiten der Großen mitzufinanzieren, dann geh doch in nen kleinen Tante Emma-Laden am Eck, der um 18 Uhr zumacht, und schau mal, ob dort das Mineralwasser oder das Pfund Äpfel billiger ist.Lazarus @ 16 Aug 2006, 12:59 hat geschrieben:ich seh aber net ein, das ich wegen ein paar wenigen, die nach 20:00 Uhr shoppen gehen wollen, deutlich höhere Preise bezahlen soll und die werden schon allein wegen der höheren Betriebskosten steigen
edit: Woodpeckar, etwas in die Richtung Krankenschwestern etc. wollte ich auch gerade schreiben. Sehr gute Argumente, denen ich mich nur voll anschließen kann.
Super! Diese Meldung bedeutet meinen Wiedereinstieg.Lazarus @ 16 Aug 2006, 13:50 hat geschrieben: Bayern will nachziehen, allerdings nur werktags und erst im Frühjahr 2007, so kams grad im Radio
Das ist die beste Aktion von Dr. Edmund Stoiber (falls es auf seinem Mistb gewachsen ist) nach seiner kleinen Bärenkunde, als er - wohl weltweit einmalig - seinem Volk eine Einführung in verschiedene Schadenskategorien von Bären gab.
Werktags war ja in Bayern anzunehmen. In NRW wird ja auch sonntags nicht viel los sein.
Allerdings kann das Gesetz - vor allem in Bayern - immer noch scheitern. Ich gebe erst Ruhe, wenn es in Kraft ist.
[Edit - added:]
Ja, eventuell gibt es im katholischen Bayern aber am Sonntag noch strengere Beschränkungen als in NRW.Chep87 @ 16 Aug 2006, 13:58 hat geschrieben:Wektags ist auch Montag - Samstag ^^
[Edit #2 - added:]
Jetzt kippt ein Land nach dem anderen: Rheinland-Pfalz will zum 01.01.2007 auch nachziehen. Allerdings schweigt man sich noch aus, ob Montag bis Samstag vollständig freigegeben wird oder nur ausgeweitet wird.
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Doch gibt es. Aber es ist wirklich nicht einfach, so ein Familienleben (soweit man das noch als als Familienleben bezeichnen kann) zu organisieren. Und gerade für Alleinerziehende ist Schichtdienst ohne Netzwerke (Oma, Bekannte, etc.) gar nicht zu organisieren. Hinzu kommt, daß Wechselschichten (darauf dürfte es beim gefallenen Ladenschluß hinauslaufen) fast noch schwieriger zu organisieren sind als z.B. Nachtdienste.Woodpeckar @ 16 Aug 2006, 13:43 hat geschrieben: Es mutet schon seltsam an, wenn zur Organisation einer Familie - in welcher Form auch immer - die Existenz eines Ladenschlussgesetzes als Voraussetzung betrachtet wird. Gibt es keine alleinerziehende Krankenschwestern, Kraftfahrer, Polizisten?
Diese müssen ihr Leben auch ohne Ladenschlussgesetz organisieren.
Die Organisation ist allerdings das eine. Sie dient in erster Linie dazu, das Kind in anderen (guten) Händen zu wissen. Damit ist aber noch nicht von der verbrachten Zeit mit dem Kind gesprochen.
Einer Alleinerziehenden ist z.B. nicht geholfen, wenn sie erst um 12 Uhr zu arbeiten beginnt...
Dem halte ich entgegen, warum auf der einen Seite Betreuungsmöglichkeiten ausgebaut werden, aber in den Debatten so gut wie nie davon die Rede davon ist, wie es Familien ermöglicht wird, mehr Zeit mit ihren Kindern zu verbringen?Woodpeckar @ 16 Aug 2006, 13:43 hat geschrieben:Oder (zugegeben, sehr provokant): Warum leistet sich jemand Familie, wenn er sie nur mit gesetzlicher Hilfe organisieren kann und will?
Im Prinzip gebe ich Dir recht. Diese Eigenverantwortlichkeit überträgt sich in dem konkreten Fall auf einige wenige Großkonzerne, nach deren Pfeife die Angestellten tanzen dürfen.Woodpeckar @ 16 Aug 2006, 13:43 hat geschrieben:Je weniger gesetzliche Regelungen am Leben erhalten werden, umso besser ist dies für die Eigenverantwortlichkeit der Bevölkerung.
Diese vielgeprisene Form der Eigenverantwortlichkeit ist häufig nichts anderes als neoliberales Geschwätz!
In NRW wird aber der Sonntag auch weiterhin sehr restriktiv gehandhabt. Ich sehe da keinen großen Unterschied.Lazarus @ 16 Aug 2006, 14:07 hat geschrieben: stimmt, in Bayern bleiben die Sonn- und Feiertage erhalten, weil man den Konflikt mit den Kirchen scheut
Mit dem Sonntagverkaufsverbot kann ich leben, auch wenn es nicht richtig ist. Zumal nicht alle Christen sind, wir haben ja schließlich Religionsfreiheit, die eine bestimmte Religion nicht bevorzugen sollte, auch wenn sie stark im Land verwurzelt ist und eine Mehrheit darstellt.
Es ist noch keineswegs sicher, dass in Bayern der Ladenschluss werktags fällt. Zwar kommt ein Gesetz, wahrscheinlicher ist aber eine Ausweitung um wenige Stunden.
Bayerns Arbeitsministerin Christa Stewens (CSU) wollte sich nicht zu Details äußern, sprach nur von einer "weiteren Flexibilisierung werktags", die sich, so wörtlich, "vorstellen könne", und einer Beibehaltung des Verkaufsverbots an Sonn- und Feiertagen.
Quelle:
http://www.zeitung.org/onetz/911698-102,1,0.html
So, jetzt schalte ich mal die grauen Zellen ein: Wenn alles beim Alten bleibt, braucht man keinen Gesetzesentwurf. Also muss aus dem Vorstellen-können ja ein bisschen mehr heraussprudeln. Ich tippe daher auf 22:00, was von den Gewerkschaften und Kirchen dann sicher auf 21:00 oder 20:30 heruntergeredet wird.
Andere Interpretation: Jedes Bundesland könnte verpflichtet sein, solch ein Gesetz zu machen, da die Zuständigkeit jetzt bei den Ländern liegt (hier bin ich aber überfragt), sodass Bayern eventuell genau das alte Bundesgesetz beschließen könnte, theoretisch sogar auf eine 18:00- oder 19:00-Regelung zurückgehen könnte. Mit Letzerem würde man sich aber lächerlich machen, sodass ich mir eher das Szenario vorstelle, das man sagt, 20:00 reicht ja eigentlich in Bayern, das ist viel mehr als (ganz) früher.
Wut, schnaub,
da wird eine gute Idee schon am Anfang so verkleinert, dass nach den Verhandlungen nicht mehr viel übrigbleiben dürfte.
Bayerns Arbeitsministerin Christa Stewens (CSU) wollte sich nicht zu Details äußern, sprach nur von einer "weiteren Flexibilisierung werktags", die sich, so wörtlich, "vorstellen könne", und einer Beibehaltung des Verkaufsverbots an Sonn- und Feiertagen.
Quelle:
http://www.zeitung.org/onetz/911698-102,1,0.html
So, jetzt schalte ich mal die grauen Zellen ein: Wenn alles beim Alten bleibt, braucht man keinen Gesetzesentwurf. Also muss aus dem Vorstellen-können ja ein bisschen mehr heraussprudeln. Ich tippe daher auf 22:00, was von den Gewerkschaften und Kirchen dann sicher auf 21:00 oder 20:30 heruntergeredet wird.
Andere Interpretation: Jedes Bundesland könnte verpflichtet sein, solch ein Gesetz zu machen, da die Zuständigkeit jetzt bei den Ländern liegt (hier bin ich aber überfragt), sodass Bayern eventuell genau das alte Bundesgesetz beschließen könnte, theoretisch sogar auf eine 18:00- oder 19:00-Regelung zurückgehen könnte. Mit Letzerem würde man sich aber lächerlich machen, sodass ich mir eher das Szenario vorstelle, das man sagt, 20:00 reicht ja eigentlich in Bayern, das ist viel mehr als (ganz) früher.
Wut, schnaub,
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Ich stelle jetzt mal die provokante These auf, dass der Ladenschluss gerade deshalb gelockert/aufgehoben wurde, um die Teuerung, die aufgrund der Mehrwertsteuererhöhung eintreten wird, auf die höheren Ladenbetriebskosten wegen des Falls des Ladenschlusses schieben zu können. Die Mehrwertsteuererhöhung ist dann also gar nicht Schuld, dass alles mehr kostet, es sind die Ladenbesitzer, die auf Teufelkommraus länger aufgesperrt haben müssen und das dann auf den Verbraucher umlegen.Oliver-BergamLaim @ 16 Aug 2006, 13:48 hat geschrieben: Als vor ein paar Jahren der Ladenschluß auf 20 Uhr verlängert wurde, hatte jeder Supermarkt auf einen Schlag 15 Stunden länger in der Woche auf. Trotzdem blieb die Butter oder die Flasche Mineralwasser bezahlbar. Kippt nun das Ladenschlußgesetz und der Supermarkt macht an 6 Tagen die Woche bis 22 Uhr, also je Tag 2 Stunden länger auf, sind das 12 Stunden mehr in der Woche, also keine so deutliche Verlängerung wie vor ein paar Jahren. Da solltest Du Hysteriker schon eher vor der Preiserhöhung durch die höhere Mehrwertsteuer ab 2007 zittern - das wirst Du am Geldbeutel weitaus mehr zu spüren bekommen als die Verlängerung der Öffnungszeiten.
Ob ich diese These jetzt ernst meine, diese Einschätzung überlasse ich der Betrachtung des geneigten Lesers dieser Zeilen....
Beste Grüße usw....
Christian
Die drei Grundsätze der öffentlichen Verwaltung in Bayern:
1. Des hamma no nia so gmacht
2. Wo kamat ma denn da hi
3. Da kannt ja a jeda kemma
Christian
Die drei Grundsätze der öffentlichen Verwaltung in Bayern:
1. Des hamma no nia so gmacht
2. Wo kamat ma denn da hi
3. Da kannt ja a jeda kemma
Diese These ist gar nicht mal so dumm. Sie hat aber einen Fehler (unabhängig davon, ob sie erst gemeint ist):Wildwechsel @ 16 Aug 2006, 15:15 hat geschrieben: Ich stelle jetzt mal die provokante These auf, dass der Ladenschluss gerade deshalb gelockert/aufgehoben wurde, um die Teuerung, die aufgrund der Mehrwertsteuererhöhung eintreten wird, auf die höheren Ladenbetriebskosten wegen des Falls des Ladenschlusses schieben zu können. Die Mehrwertsteuererhöhung ist dann also gar nicht Schuld, dass alles mehr kostet, es sind die Ladenbesitzer, die auf Teufelkommraus länger aufgesperrt haben müssen und das dann auf den Verbraucher umlegen.
Ob ich diese These jetzt ernst meine, diese Einschätzung überlasse ich der Betrachtung des geneigten Lesers dieser Zeilen....
Die Preiserhöhungen haben schon stattgefunden* oder kommen spätestens am 01.01.2007, der Ladenschluss wird aber wohl in den meisten Bundesländern erst im Frühjahr fallen. Im Saarland, das gar nichts in puncto Lockerung der Ladenöffnungszeiten machen will, müssten die Preise ja dann geringer als in anderen Bundesländern steigen. Hier werden die Medien schnell aufdecken, dass dies nicht der Fall ist. Und so dumm ist der Verbraucher ja auch nicht, dass er nicht weiß, dass es doch die Merkelsteuer ist, welche die Preise hoch macht.
[Edit - added]
* Mein Pizzadienst hat vor kurzem die Preise beträchtlich erhöht. Das ist doch so was von durchsichtig, was die da machen. Man will die Kunden nicht am 01.01.2007 verägern, sondern sagen, wir erhöhen trotz Merkelsteuer nicht.
das wär aber ein grosser Fehler, wenn man wieder auf die alte Regelung zurückgeht, denk mal, das es bei der derzeitigen Regelung bleiben wird, sollte man sich in Bayern auf keine Erweiterung einigen könnentra(u)mmann @ 16 Aug 2006, 15:08 hat geschrieben: dAndere Interpretation: Jedes Bundesland könnte verpflichtet sein, solch ein Gesetz zu machen, da die Zuständigkeit jetzt bei den Ländern liegt (hier bin ich aber überfragt), sodass Bayern eventuell genau das alte Bundesgesetz beschließen könnte, theoretisch sogar auf eine 18:00- oder 19:00-Regelung zurückgehen könnte. Mit Letzerem würde man sich aber lächerlich machen, sodass ich mir eher das Szenario vorstelle, das man sagt, 20:00 reicht ja eigentlich in Bayern, das ist viel mehr als (ganz) früher.
Wut, schnaub,da wird eine gute Idee schon am Anfang so verkleinert, dass nach den Verhandlungen nicht mehr viel übrigbleiben dürfte.
Mehr Geld für den ÖPNV-Ausbau in München! Es wird höchste Zeit!
Gäbe es heute so viele Doppelverdiener- und Alleinerzieherhaushalte wie vor 30 Jahren, stellte sich die Betreuungsfrage überhaupt nicht. Aber muß denn jede individuelle Entscheidung (Doppelverdiener oder ohne Partner) sofort durch staatliche Maßnahmen unterstützt werden? Wer, außer Verwitweten, ist denn alleinerziehend? In den meisten Fällen wäre es bei gutem Willen der beteiligten Erwachsenen vermeidbar gewesen. Provokant: Eigenes Unvermögen, eine stabile Partnerschaft zu führen, darf nicht mit seinen Folgen auf andere (Allgemeinheit) abgewälzt werden.Rathgeber @ 16 Aug 2006, 14:03 hat geschrieben:Doch gibt es. Aber es ist wirklich nicht einfach, so ein Familienleben (soweit man das noch als als Familienleben bezeichnen kann) zu organisieren. Und gerade für Alleinerziehende ist Schichtdienst ohne Netzwerke (Oma, Bekannte, etc.) gar nicht zu organisieren. Hinzu kommt, daß Wechselschichten (darauf dürfte es beim gefallenen Ladenschluß hinauslaufen) fast noch schwieriger zu organisieren sind als z.B. Nachtdienste.Woodpeckar @ 16 Aug 2006, 13:43 hat geschrieben: Es mutet schon seltsam an, wenn zur Organisation einer Familie - in welcher Form auch immer - die Existenz eines Ladenschlussgesetzes als Voraussetzung betrachtet wird. Gibt es keine alleinerziehende Krankenschwestern, Kraftfahrer, Polizisten?
Diese müssen ihr Leben auch ohne Ladenschlussgesetz organisieren.
Die Organisation ist allerdings das eine. Sie dient in erster Linie dazu, das Kind in anderen (guten) Händen zu wissen. Damit ist aber noch nicht von der verbrachten Zeit mit dem Kind gesprochen.
Einer Alleinerziehenden ist z.B. nicht geholfen, wenn sie erst um 12 Uhr zu arbeiten beginnt...
Dem halte ich entgegen, warum auf der einen Seite Betreuungsmöglichkeiten ausgebaut werden, aber in den Debatten so gut wie nie davon die Rede davon ist, wie es Familien ermöglicht wird, mehr Zeit mit ihren Kindern zu verbringen?
Im Prinzip gebe ich Dir recht. Diese Eigenverantwortlichkeit überträgt sich in dem konkreten Fall auf einige wenige Großkonzerne, nach deren Pfeife die Angestellten tanzen dürfen.
Diese vielgeprisene Form der Eigenverantwortlichkeit ist häufig nichts anderes als neoliberales Geschwätz!
Für die, die sich anmaßen über den Wert und Unwert anderer zu urteilen: Die Würde des Menschen ist unantastbar!
Ach ja? Selbst schuld, dann bade es selbst aus. Du meinst das doch nicht ernst?autolos @ 16 Aug 2006, 17:41 hat geschrieben: Gäbe es heute so viele Doppelverdiener- und Alleinerzieherhaushalte wie vor 30 Jahren, stellte sich die Betreuungsfrage überhaupt nicht. Aber muß denn jede individuelle Entscheidung (Doppelverdiener oder ohne Partner) sofort durch staatliche Maßnahmen unterstützt werden? Wer, außer Verwitweten, ist denn alleinerziehend? In den meisten Fällen wäre es bei gutem Willen der beteiligten Erwachsenen vermeidbar gewesen. Provokant: Eigenes Unvermögen, eine stabile Partnerschaft zu führen, darf nicht mit seinen Folgen auf andere (Allgemeinheit) abgewälzt werden.
Jeder Mensch hat halt Fehler und dafür gibt es den Solidaritätsgedanken.
Wenn das umgesetzt wird, was Du forderst, dann bestrafen wir fortan alle, die einen Fehler gemacht haben:
- Wer einen Sportunfall gehabt hat, zahlt seine Behandlung selbst, wer es nicht kann, soll halt an den Folgen sterben (man muss ja keinen Sport treiben, warum soll das die Allgemeinheit bezahlen?).
- Wer einen Unfall im Haushalt hat, zahlt auch selbst (man hätte ka nur besser aufpassen müssen).
- Wer keinen Beruf erlernt hat oder keinen Schulabschluss hat, kriegt kein Hartz IV mehr (selbst schuld, wenn man in der Schule nicht mitarbeitet und keinen Beruf erlernt!).
- Oder wir gehen noch weiter: Wir schaffen die meisten Versicherungen ganz ab. Warum soll die Allgemeinheit zahlen, wenn jemand einen Gendefekt hat und eine teure Behandlung braucht? Die Allgemeinheit kann doch für den Gendefekt nichts...
Wenn man Deine Forderungen umsetzt, dann setzt bald niemand mehr Kinder in die Welt.
Ich stimme in allen Punkten tra(u)mmann zu und möchte noch ergänzen.autolos @ 16 Aug 2006, 17:41 hat geschrieben: Gäbe es heute so viele Doppelverdiener- und Alleinerzieherhaushalte wie vor 30 Jahren, stellte sich die Betreuungsfrage überhaupt nicht. Aber muß denn jede individuelle Entscheidung (Doppelverdiener oder ohne Partner) sofort durch staatliche Maßnahmen unterstützt werden? Wer, außer Verwitweten, ist denn alleinerziehend? In den meisten Fällen wäre es bei gutem Willen der beteiligten Erwachsenen vermeidbar gewesen. Provokant: Eigenes Unvermögen, eine stabile Partnerschaft zu führen, darf nicht mit seinen Folgen auf andere (Allgemeinheit) abgewälzt werden.
Du hast da nicht nur undurchdachtes gesagt, sondern nebenbei auch noch kräftigst pauschalisiert. Eine Scheidung, oder auch nur eine Trennung (wofür ja kein Gericht "benötigt" wird, falls sich beide Partner uneins sind), geht auch oft nur von einem Partner aus. Wenn der andre also durchaus die Beziehung weiterführen wollte, er kann es nicht, weil der andre die Trennung/Scheidung will. Auch so könen Alleinerziehungssituationen entstehen. Odre denke nur an Leute, die Ihre Partner misshalndel usw usw usw. In solchen Fällen von "selber Schuld" zu sprechen ist einfach unangebracht.
Die Individualisierung der Gesellschaft zieht neue Lebensformen nach sich. In der Soziologie ist nicht umsonst auch eine Alleinerziehende mit ihrem Kind als "Familie" zu betrachten. Der Staat muss sich diesen neuen Lebensformen anpassen, weil sich auch die Menschen anpassen an äußere Zwänge anpassen müssen. Denn die überhandnahme von Singlehaushalten und Alleinerziehenden ist Folge der Ggsamtgesellschaftlichen Entwicklung, des Wertewandels, der Individualisierung. Es ist die Pflicht des Staates (der unter anderem dafür Steuern einnimmt, Stichwort "Sozialstaat") die Menschen zu unterstützen, die zu schwach sind, um es selbst gut genug zu tun. Das ist auch die Basis der katholischen Soziallehre, das Subsidiaritätsprinzip. Wenn sich die Menschen nicht mehr selbst helfen können (egal ob verschuldet oder unverschuldet) ist die nächsthöhere Instanz die dazu in der Lage ist (also der Staat) zur Hilfe verpflichtet.
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Vielleicht sollte der eine oder andere hier mal in die Rolle eines kleinen Ladenbesitzers schlüpfen bevor er so argumentiert. Denn für den kleinen Ladenbesitzer ist das das sichere Ende seines Geschäfts... entweder er zieht mit und scheitert an den nicht finanzierbaren Löhnen oder aber ihm bleiben die neuerdings auch spät Abens einkaufenden Kunden weg... Soll er seinen Laden doch zu machen!? Tja, ich persönlich bin der Meinung dass das ein Verlust wäre. Große Einkaufszentren und -Paläste zeugen wenig von Kultur und sorgen auch nur selten für Qualität und Vielfalt (besonders nicht im ländlichen Raum).Chep87 @ 16 Aug 2006, 13:30 hat geschrieben:Natürlich muss sich das ganze Rechnen für den Ladenbesitzer. Aber wieso muss man es denn Vorschreiben wann er öffnen darf und wann nicht?? Soll er doch selber Entscheiden?!
Wenn es sich nicht lohnt bis um Mitternacht aufzuhaben dann wird es halt nicht gemacht. So einfach ist das! *diese ganze Diskussion nicht versteht*
Na und? Es ist völlig natürlich dass ein Gesetz positive wie negative Nebeneffekte haben kann. Und ein positiver Nebeneffekt kann irgendwann auch der Hauptgrund eines Gesetzes werden. Was ist daran so falsch?!?autolos @ 16 Aug 2006, 13:40 hat geschrieben:Oh, das ist ja interessant. Kannst Du mir mal die Quelle angeben, aus der hervorgeht, daß die Beschränkung der Ladenöffnungszeiten wegen der Mittelständler und Angestellten erfolgte?
Hab keine Zahlen, aber nach meiner Einschätzung nach gibt es weniger alleinerziehende Krankenschwestern, Kraftfahrer und Polizisten. In meinem Umfeld sind diese entweder verheiratet oder aber ledig und kinderlos.Woodpeckar @ 16 Aug 2006, 13:43 hat geschrieben:Es mutet schon seltsam an, wenn zur Organisation einer Familie - in welcher Form auch immer - die Existenz eines Ladenschlussgesetzes als Voraussetzung betrachtet wird. Gibt es keine alleinerziehende Krankenschwestern, Kraftfahrer, Polizisten?
Man kann die Lebensqualität auch künstlich auf das Niveau von Entwicklungsländern herabschrauben.Woodpeckar @ 16 Aug 2006, 13:43 hat geschrieben:Diese müssen ihr Leben auch ohne Ladenschlussgesetz organisieren. Das sollte doch auch den Verkäuferinnen und Verkäufern zumutbar sein.
Das fragen sich auch immer mehr Leute aufgrund der Forderung nach flexibleren Arbeitszeiten auch und verzichten auf Familie.Woodpeckar @ 16 Aug 2006, 13:43 hat geschrieben:Oder (zugegeben, sehr provokant): Warum leistet sich jemand Familie, wenn er sie nur mit gesetzlicher Hilfe organisieren kann und will?
Dem widerspreche ich aufs Schärfste: Den Nachtwächterstaat will ich nicht und ich befürworte einzelne staatliche Regelungen. Allein die Sorge um das Wohl eines (großen) Unternehmers ist für mich kein Grund ein Gesetz zu ändern. Für mich geht es um die Menschen.Woodpeckar @ 16 Aug 2006, 13:43 hat geschrieben:Die gesetzliche Regelung, wann ein Geschäft öffnen darf und wann nicht ist überholt. Es bedarf keiner Regelung außer der des Marktes. Kein Unternehmer wird sein Geschäft offenhalten, wenn er nicht ausreichend wirtschaftlichen Erfolg hat.
Wer auch viel kostengünstiger für den Staat. In Schwellen- und Entwicklungsländern müssen die Menschen tatsächlich auch mehr Eigenverantwortung übernehmen mangels realen staatlichen Regelungen und derren Überwachung. Nur dumm dass die Lebensqualität darunter leidet mit all den Nachteilen die hinlänglich bekannt sein dürften.Woodpeckar @ 16 Aug 2006, 13:43 hat geschrieben:Je weniger gesetzliche Regelungen am Leben erhalten werden, umso besser ist dies für die Eigenverantwortlichkeit der Bevölkerung.
Sorry, falsch du den Eindruck hast ich hätte irgendetwas gegen dich. Das ist garantiert nicht der Fall nur (anscheinend) sind wir oft anderer Meinung. Aber ehrlich gesagt ist mir das so noch gar nicht aufgefallen.Oliver-BergamLaim @ 16 Aug 2006, 13:48 hat geschrieben:Ich frage mich wirklich, wieso Du so ziemlich alles, was ich hier im Forum schreibe, in Frage stellen oder als Quatsch abtun mußt. Kannst Du Deine persönliche Aversion gegen mich evtl. nicht mal beiseite legen? Wir beide haben zwar öfter verschiedene Ansichten, schreiben aber beide nun wirklich keinen "Quatsch".

Hast du auch ein paar Zeilen darunter geworfen? Nur wenn regelmäßge Nachtschicht/Spätschicht/WE mit der gelegentlichen Nachtschicht/Spätschicht/WE in einen Topf geworfen werden ergibt das einen so großen Anteil. Wenn man genauer hinschaut sieht man sogar dass der Anteil der regelmäßigen Arbeit zu diesen "Sonderzeiten" abnimmt und es stattdessen einen starken Anstieg der gelegentlichen Arbeit zu diesen Zeiten gibt. Desweiteren sieht man weiter unten dass das meiste unter den Anstieg der gelegentlichen und der regelmäßigen Samstagsarbeit fällt gegen welche ich persönlich kene Einwände habe. Die regelmäßige Nachtschicht kennen 1,9 Mio Arbeitnehmer (bei 35,7 Mio gesamt) und Sontags gehen 12% der Arbeitnehmer regelmäßig arbeiten. Das sind also ganz andere Zahlen... Flexibler wirds aber, keine Frage.Oliver-BergamLaim @ 16 Aug 2006, 13:48 hat geschrieben:Laut Statistisches Bundesamt Deutschland gab es in der Bundesrepublik Deutschland Anfang 2004 17,3 Mio. Erwerbstätige, die ständig, regelmäßig oder gelegentlich am Wochenende, nachts oder in Schichtarbeit ihrer Beschäftigung nachgingen. In Prozent von allen Erwerbstätigen sind das 49%. Nachdem ich aber nur Quatsch schreibe, lies es besser direkt beim statistischen Bundesamt nach (Achtung, ladeintensives pdf!): auf Seite 45 unten findest Du die Zahlen.
Aber warum ist es eigentlich ein Argument dass ein kleiner Teil der Bevölkerung so schon arbeitet dass nun alle Anderen dem folgen sollen? Eisenbahner, Krankenschwestern und Polizisten arbeiten zwar auch für ihr Geld aber haben ihren Job auch aus Überzeugung! Denn nur um groß Geld zu machen wird man gewiss nicht Krankenschwester. Sondern weil man anderen Leuten helfen will und damit nimmt man auch eine Beschneidung der eigenen Feiertage in Kauf. Deswegen wollen die wenigsten von denen gleich dass ihnen alle anderen folgen (müssen).
Wir haben darüber schon diskutiert? Interessant!Oliver-BergamLaim @ 16 Aug 2006, 13:48 hat geschrieben:Zum Thema kleine Läden versus Großketten: da liegt der Hund zwar auch, aber bei weitem nicht allein nicht in einer (weiteren) Liberalisierung des Ladenschlusses begraben. Wie wir beide bereits im Frühjahr 2005 in diesem Thread diskutierten, sind die längeren Ladenöffnungszeiten der Großketten nur ein Grund, warum die Leute lieber dorthin gehen als z.B. ins kleine Elektrogeschäft am Eck. Im 2. Absatz des verlinkten Beitrages stehen alle anderen Gründe, die m.E. für den Kunden ausschlaggebender sind als die Öffnungszeiten.

Aber gut zu deinen dortigen Argumenten:
Es gibt eben mitnichten automatisch eine bessere Beratung in größeren Ketten. Genau das Gegenteil ist in vielen Fällen der Fall.
Desweiteren tritt bei uns im eher ländlichen Raum in den kleineren Orten inzwischen eine Versorgungslücke auf die von den Lokalpolitikern mit der Meinung quietiert wird: "Wir haben doch alle im Dorf ein Auto." Was aber, besonders für die Alten und Ausländer, nicht stimmt (die Forderung nach einem besseren ÖPNV als Ausgleich wird mit dem selben Argument beerdigt). Also muss man es sich immer mehr leisten können in Deutschland zu leben oder auf gewisse Dinge wie eine Versorgung zu verzichten. Toll.
Die 40-Stunden-Woche: Die gibt es bei vielen Supermärkten gar nicht. Oder hast du mal was von einer Belegschaft bei LIDL und Schlecker gehört?
Tja Herr Sozialdemokrat, provokante Gegenfrage: Warum soll sich ein Unternehmer noch Arbeitnehmerrechte vom Staat vorschreiben lassen? Wozu Belegschaften? Soll er doch selbst entscheiden? Ich weiß, einige würden auf diese von mir natürlich bierernstgemeinte Frage sogar laut nickend zustimmen aber von einem der bei anstehenden Wahlen immer so für die SPD trommelt habe ich mit sowas nicht unbedingt gerechnet.tra(u)mmann @ 16 Aug 2006, 13:41 hat geschrieben:Das richtige Argument mit dem Selbst-entscheiden-dürfen hatten wir jetzt bestimmt 3-mal.
Es ist aber so. Mit dem Argument kann man jedes Arbeitnehmerrecht einschneiden.Woodpeckar @ 16 Aug 2006, 20:20 hat geschrieben:Ein zweckdienliches Totschlagargument, welches ich in Nuancen anders formuliert hätte.
Ich mach mal ne Alternative: Die nötige Fexibilität innerhalb der heutigen Ladenöffnungszeiten zu arbeiten, hat die keiner?

Von mir aus sollte man darüber eine Volksabsimmung machen. Dann wird wirklich jeder gefragt und dann sehen wir wem ein regelmäßiger Ruhetag noch etwas wert ist. Und damit wären die Kirchen auch endlich mal von diesem Vorwurf befreit sie würden der Masse hier etwas aufzwingen.tra(u)mmann @ 16 Aug 2006, 14:13 hat geschrieben:Mit dem Sonntagverkaufsverbot kann ich leben, auch wenn es nicht richtig ist. Zumal nicht alle Christen sind, wir haben ja schließlich Religionsfreiheit, die eine bestimmte Religion nicht bevorzugen sollte, auch wenn sie stark im Land verwurzelt ist und eine Mehrheit darstellt.
Grüße, Dave
[font=Times]"Die Abwrackprämie soll die deutsche Wirtschaft ankurbeln. Von wegen. Warum die Prämie den Falschen hilft, viele Kunden foppt und zum Betrügen geradezu einlädt." Artikel Politik abgewrackt! auf taz.de[/font]
stimmt dir vollkommen zu Dave und eins fällt mir noch dazu, eine Abschaffung des Ladenschluss wird dazu führen, das weitere Vollzeit-Jobs in Mini-jobs aufgesplitet werden und Neueinstellungen praktisch nur noch auf Minijob ausgerichtet werden
Mehr Geld für den ÖPNV-Ausbau in München! Es wird höchste Zeit!
Ganz ohne Vorschriften und ohne Staat geht es nicht. Sonst würde jeder machen, was er will. So ist der Arbeitnehmerschutz ein hohes Gut.Dave @ 16 Aug 2006, 21:43 hat geschrieben: Tja Herr Sozialdemokrat, provokante Gegenfrage: Warum soll sich ein Unternehmer noch Arbeitnehmerrechte vom Staat vorschreiben lassen? Wozu Belegschaften? Soll er doch selbst entscheiden? Ich weiß, einige würden auf diese von mir natürlich bierernstgemeinte Frage sogar laut nickend zustimmen aber von einem der bei anstehenden Wahlen immer so für die SPD trommelt habe ich mit sowas nicht unbedingt gerechnet.
Arbeitnehmerschutz auf der einen Seite und das Anbieten eines guten Service sowie das Wettbewerbsfähig-bleiben auf der anderen Seite beißen sich konstruktionsbedingt. Die schon erwähnten Autofirmen, welche die Erlaubnis haben, nachts und teilweise sogar am Sonntag zu produzieren, die Callcenter, welche einen Rund-um-die-Uhr-Service anbieten möchten * - das sind alles Beispiele, bei denen man sich die Frage stellt, was ist wichtiger? Die Freiheit des Unternehmers oder der Schutz des Arbeitnehmers?
Eine eindeutige Antwort gibt es nicht. Das ist immer ein Abwägen. Ich finde, die Arbeitnehmer sollten Entschädigungen erhalten, wen ihnen mehr abverlangt wird. Dies kann z.B. durch Freizeitausgleich, besondere unternehmensspezifische Regeln oder finanzielle Kompensation erfolgen. Nicht umsonst gibt es ja eine weitgehende Steuerfreiheit bei Nachtarbeit (welche übrigens von der CDU laut Grundsatzpapieren schon des Öfteren hätte abgeschafft werden sollen. Die allgemein gleichzeitig niedrigeren Steuern hätten das nicht annähernd kompensiert, sodass etwa Krankenschwestern die großen Verlierer gewesen wären).
Um es noch mal zu betonen, kann ich nicht nachvollziehen, warum überall mehr Service geboten wird, immer mehr nachts gearbeitet wird, nur beim Einzelhandel soll alles beim Alten bleiben? Was ist wichtiger - dass ich dringende oder nicht so dringende Sachen noch spät abends einkaufen kann oder dass ich mich telefonisch über ein Produkt oder eine Versicherung beraten lasse, was bis morgen noch Zeit hätte?
Wenn der Staat hier sagt, der Arbeitnehmer ist viel wichtiger als das Unternehmen (was er nicht tut), müsste er bestimmte Arbeitszeitmodelle sofort verbieten. Dann kann man nachts noch Polizei und Feuerwehr anrufen, aber keine Firmen. In Tankstellen dürfen dann keine Lebensmittel mehr verkauft werden und an Bahnhöfen darf nach 18:30 nur noch Reiseproviant an Fahrgäste (die sich per Fahrkarte ausweisen!) abgegeben werden. So war es nämlich früher, das ist kein Scherz.
Hier muss der Staat aber, wie schon angedeutet, vermitteln und für einen Interessensausgleich sorgen. Dazu gehört auch, uralte Gesetze anhand geänderter Konstellationen immer wieder zu überprüfen. Das Ladenschlussgesetz ist so ein uraltes Gesetz, das nicht mehr zu einer Gesellschaft passt, die mehr Service erwartet. Den Bürden, die man in diesem Fall den Arbeitnehmern auferlegt, steht ein Komfortgewinn eines Teils der Gesellschaft, aber auch Chancen von Unternehmern und die es noch werden wollen, gegenüber. Gibt es Aussichten auf neue Arbeitsplätze wie bei einer Schaffung von den mehrfach von mir erwähnten 24-h-Ketten, muss man hier eine Abwägung treffen. Von mehr Freiheiten für Unternehmern kann im Einzelfall auch der Arbeitnehmer profitieren. Der Staat schafft keine Arbeitsplätze, es sind immer die Unternehmer. Die Aufgabe des Staates sehe ich darin, dass er sicherstellt, dass Unternehmen, wenn sie Arbeitsplätze schaffen, dies auf eine sozialverträgliche, humane Art tun. (Natürlich könnte man jetzt über den Sinn oder Unsinn von Mindestlöhnen sprechen, von Lohnzuschüssen etc., da geht aber jetzt vom Thema weg).
Von einer nicht nachvollziehbaren Bevorzugung von Angestellten im Einzelhandel halte ich nichts. Andere haben diese Vorteile nicht, weil für sie eher zufällig kein entsprechendes Gesetz existiert. Hier muss man einfach an eine Angleichung nachdenken und es sollte mehr der Grundsatz "gleiches Recht für alle" gelten.
Im Übrigen sehe ich keinen Widerspruch zwischen der Sozialdemokratie und liberalisierten Ladenöffnungszeiten. Nicht wenige Sozialdemokraten sind für die Abschaffung des Ladenschlussgesetzes. Das einzige Bundesland, das partout bei der Lockerung des Ladenschlusses nicht mitmachen will, das Saarland, wird ausgerechnet von der CDU regiert.
* So hat z.B. die Telekom die Hotlinezeiten auf 24 h am Tag ausgeweitet. Du kannst nun um 3:00 früh nicht nur Störungen melden, sondern Dich z.B. auch über die Telekom-Produkte beraten lassen.
Na genial - auf den Service der Telekom verzichte ich inzwischen. Den Fehler macht man so schnell nie wieder.tra(u)mmann @ 16 Aug 2006, 22:24 hat geschrieben: * So hat z.B. die Telekom die Hotlinezeiten auf 24 h am Tag ausgeweitet. Du kannst nun um 3:00 früh nicht nur Störungen melden, sondern Dich z.B. auch über die Telekom-Produkte beraten lassen.
Das mit diesem vielen neuen Service ist doch falsch - den muss man heute doch immer mehr extra bezahlen dafür dass er erwähnt wird! Früher war das inklusive, heute ein großer Marketinggag der die Illusion aufbaut es gäbe mehr Service. Und dieser ist qualitativ nicht der Beste und, wenns ganz dumm kommt, schon ins Ausland ausgelagert (OK, recht unwahrscheinlich

Was sollen die 24h-Ketten denn bieten? OK, wer nur von Pommes und Aldisteak lebt und ansonsten halt viel elektronischen Schnickschnack bei Mediamarkt kauft dem kann dort geholfen werden. Aber wer noch etwas Originelles oder Spezielles oder einfach nur Gutes will der ist da falsch.
Dein Gleichheitsgrundsatz in Ehren, aber dazu nochmal: Niemand wird gezwungen Krankenschwester zu werden! Wer das nicht wirklich will ist falsch beraten (deswegen brechen auch sehr viele die Ausbildung ab). Gleiches sollte eigentlich bei einem Beruf als Polizist gelten... Desweiteren redest du vom Nachtzuschlag: Wenn dieser diesen auch Nachts wichtigen Arbeitnehmern geboten wird finde ich das in Ordnung. Aber nur weil der eine oder andere halt mit der Auswahl an der Tankstelle nicht zufrieden ist und nachts noch furchtbare eingeschweißte Aldi-Steaks verspeißen möchte ist das eine Zumutung für viele arbeitende Menschen. Gleiches gilt für denjenigen dessen Fernseher kaputt gegangen ist und der noch Nachts Ersatz braucht.
Eine Gesellschaft braucht auf vermeintlichen Service wie rund um die Uhr-Versorgung mit Billigprodukten keine Rücksicht zu nehmen. Falls die Mehrheit das will, siehts anders aus.
Deswegen bin ich ja für die Volksabstimmung, da wäre sie echt sinnvoll und angebracht. Aber nachdem das die Politik unmöglich gemacht hat wäre ich wenigstens für die von mir vorgeschlagene Landkreis-Lösung (auf die leider keiner eingegangen ist).
Grüße, Dave
[font=Times]"Die Abwrackprämie soll die deutsche Wirtschaft ankurbeln. Von wegen. Warum die Prämie den Falschen hilft, viele Kunden foppt und zum Betrügen geradezu einlädt." Artikel Politik abgewrackt! auf taz.de[/font]
Eine Volksabstimmung wäre verfassungsrechtlich tatsächlich möglich, wenn sie auf Bundeslandebene stattfindet. Eine deutschlandweite Volksabstimmung sieht die Verfassung dagegen nicht vor.Dave @ 16 Aug 2006, 21:43 hat geschrieben: Von mir aus sollte man darüber eine Volksabsimmung machen. Dann wird wirklich jeder gefragt und dann sehen wir wem ein regelmäßiger Ruhetag noch etwas wert ist. Und damit wären die Kirchen auch endlich mal von diesem Vorwurf befreit sie würden der Masse hier etwas aufzwingen.
Hier gehe ich jede Wette ein, dass die Mehrheit sich für den freien Sonntag entscheidet. Aber ist das wirklich eine freie, gut überlegte Entscheidung? Die Amtskirche hat hier vielen Jahrhunderte sich fest in die Gesellschaft eingegraben und verlangt auch heute noch Gehorsam und das Verbot eines Infragestellen bestimmter Glaubensgrundsätze. Ich könnte z.B. mal nach der angeblich existenten Erbsünde - sie existiert nicht - oder nach der These, dass Jesus für die Sünden der Menschen am Kreuz gestoben ist - ist er nicht -, fragen.
Der Sonntag ist heilig, das war immer schon so und muss immer so sein. Wer geht aber am Sonntag noch in die Kirche, in welchen Familien wird der Sonntag noch gemeinsam verbracht, wer weiß überhaupt noch, was der Kernpunkt der christlichen Lehre ist? Geh mal auf die Straße, da hörst Du, dass Jesus Weihnachten gekreuzigt wurde und dann hast Du noch Glück, weil hier nur der Zeitpunkt nicht stimmt. Das mag übertrieben sein - ist es aber nicht, wenngleich es natürlich noch genug Leute gibt, die hier ein wenig Grundwissen haben.
Ich habe gerade in letzter Zeit mal diverse Leute angesprochen, etwa zum letzten Buch des Neuen Testaments, der Offenbarung, und hatte Glück, wenn man überhaupt wusste, dass es diese gibt. Dann hört es aber auch schon auf. Die wenigen Christen, die ich noch kenne, die hier noch ein paar Dinge wissen, fordern eine wörtliche Auslegung und behaupten, wir leben schon in den letzten sieben Jahren vor der Apokalypse. Dumm nur, dass im Neuen Testament steht, dass diese erst mit dem Aufbau eines Jerusalemer Tempels beginnen, an dessen Stelle heute eine islamische Moschee steht und fast ganz Jerusalem niemand Interesse hat, diese niederzureißen.
Ebenso ist das Wissen über andere Religionen erschreckend gering. So hatte ich Glück, wenn überhaupt jemand wusste, dass der Islam die jüngste der großen Weltreligionen ist. Selbst vom Propheten Mohamed hat noch kaum einer was gehört. Dass der Islam hauptsächlich nur entstanden ist, weil es die Bibel nicht auf Arabisch gab und dass der Islam eher eine Art Christentum für Araber ist, ebenso monotheistisch aufgebaut ist und denselben Gott wie die Christenheit anbetet, der nur eben anders genannt - Allah - wird, auch hier tiefe Unwissenheit.
Um wieder zum eigentlichen Thema zurückzukommen. Das "Ja" für die Beibehaltung des Sonntagverkaufsverbots würde aus traditionellen Gründen resultieren, auch aus Freizeitaspekten, weil man am Sonntag typischerweise frei hat, ohne sich Gedanken zu machen, inwieweit der siebte Tag, an dem Du ruhen sollst, überhaupt noch ernst genommen wird. Radikale Juden erlauben ja am Sabbath gar keine Arbeit, militante Juden lehnen sogar dringende lebensrettende Operationen ab. So schlimm ist es im Christentum im Allgemeinen nicht, aber man muss sich schon mal fragen, warum der oft zitierte Callcentermitarbeiter am Sonntag arbeiten darf oder vielleicht auch muss, warum Tankstellen mehr als nur die für den Betrieb von Fahrzeugen erforderlichen Produkte verkaufen dürfen, warum Profifußballspiele am Sonntag stattfinden usw. Hier ist doch der Grundgedanke des heiligen Sonntags ad absurdum geführt worden. Die letzte Bastion - der Ladenschluss- ist doch nur noch eine Farce, die als Rechtfertigung für die angeblich noch vorhandene christliche Wertegemeinschaft herhalten muss.
Natürlich pauschaliere ich jetzt, aber hat nicht hier fast jeder den Verfall der Wertegesellschaft moniert?
Christliche Werte oder sagen wir mal ethische Werte, das Erstere ist mir zu sehr auf eine Religion fixiert, kann man nicht per Gesetz regeln. Also, weg mit dem Ladenschluss, auch am Sonntag, um es mal provokant zu sagen!
Wichtige Anmerkung: Der obige Beitrag stellt keine Rechtsberatung dar, sondern gibt meine persönliche Meinung wieder.