Hot Doc @ 1 Jul 2009, 15:03 hat geschrieben: Alles schön und gut. Aber wenn du schon dein Maul aufreißt, dann solltest du wenigstens nur das kritisieren, was auch geschrieben wurde.
Keiner hat hier gemeint, irgend etwas besser wissen zu müssen als irgendwelche Ingenieure.
So, jetzt komm mal wieder runter von Deiner Palme. Wie war das, getroffene Hunde bellen. Ich habe niemanden direkt angesprochen, wenn Du Dich mit der
präventiven Aufforderung an unsere prima Fachexperten in punkto Theorie und dem daraus resultierenden Dünnpfiffgelaber schon angesprochen fühlst bist Du selber schuld. Die Erfahrung in diesem Forum zeigt, daß wenn die richtigen Leute erstmal da sind nur noch Schwachfug hier steht.
Im folgenden nehme ich jetzt mal Deinen Beitrag komplett auseinander um gezielt antworten zu können:
Ich habe nur festgestellt, dass es jetzt keine MSBs geben wird sondern Sand. Und habe einne ernst gemeinte Frage gestellt, deren Beantwortung noch aussteht. (Ob sich das auf die Dauer lohnt.)
An dieser Feststellung ist ja auch nichts auszusetzen. Und ja, es lohnt sich, sonst würde man es ja nicht machen. Das Eisenbahnbundesamt hat sehr strenge - wenn auch in mancher Sicht zweifelhafte - Sichtweisen wie das Fahrzeug bremsen muß (würde mal einer dieser Papiertiger selber mit dem Ding bremsen, und zwar bedienungsmäßig korrekt, dann gäbe es den ganzen Restriktionsscheiß nicht).
Du meinst anscheinend ja, da die Experten das ausprobiert haben.
Ob das jetzt aber daran liegt, das der Einbau der neuen Bremsen so kompliziert und damit teuer wird, oder damit, dass die Mehrbelstung duch den zusätzlichen Sand so unerheblich ist, weiß ich nicht.
Es geht mittlerweile nicht mehr um Kosten, denn die Sandanlagen kosten auch ein kleines Sümmchen von einigen Millionen und verursachen zudem weitere Materialkosten, der Sand ist ja kein handelsüblicher Wüstensand sondern spezieller Quarzsand welcher warscheinlich auch noch irgendeine DIN erfüllen und für dieses Fahrzeug von einem bestimmten Lieferanten sein muß, und die Bahn kauft bekanntlich besonders teuer ein ...
Desweiteren mußt Du bedenken, daß bei einer Umrüstung auf MG-Bremse auch Folgekosten entstehen würden, nämlich die von der Neuanschaffung von Fahrzeugen. Die Bauweise des Zuges ist wegen Nichtbestellung einer MG aus Kostengründen zu Auftragsvergabe in den 90er Jahren so ausgelegt, daß die Konstruktion den Belastungen einer guten MG-Bremse nicht stand halten würde, die verantwortlichen Leute dafür sind mittlerweile aber leider in Ruhestand und nicht mehr zur Verantwortung ziehbar. Heiß, man muß schauen was man mit dem vorhanden Produkt machen kann um es noch möglichst lange im Einsatz zu behalten. Und das was damals an Kosten gespart wurde hat man jetzt in der Höhe um ein Vielfaches schon drauf gelegt mit Umbauten und Strafzahlungen wegen Unpünktlichkeit.
Was ich weiß, und dabei bleibe ich auch, ist, dass viel Sandeinsatz auch die Lebensdauer von Rädern und Schienen reduzieren kann (rutschende Räder sind aber noch schlechter).
Das ist schlicht so nicht richtig. Fakt ist, das Sand die Wirkung hat die Oberfläche des Rades aufzurauen. Genau DAS ist aber auch gewünscht. Abnutzung der Radoberfläche findet ohnehin beim Anfahren und Bremsen statt, und mit der Zeit wird die Oberfläche glatt. Dadurch bremst das Schienenfahrzeug bei nassen Schienenverhältnissen dann schlechter (das ist von Baureihe und Art unabhängig, auch bei einer Straßenbahn ist das so, und selbst bei einem Auto ist das so daß man nimmer gescheid bremsen kann wenn die Reifen kein Profil mehr haben). Der Sand rauht die Flächen auf und hilft zusätzlich den Reibwert zwischen Rad und Schiene bei Schmierfilmbildung deutlich zu verbessern. Außerdem hilft Sand auch beim Anfahren im Extremstfalle, ein deutlicher Vorteil gegenüber der Magnetschienenbremse (welche übrigens in der Praxis auch nicht Reibungsfrei arbeitet und die Schiene abnutzt (und die Überbleibsel wieder abzuklopfen ist 'ne Sauarbeit, oft genug gemacht), dazu aber später noch was).
Und jetzt mal die technische Erklärung welchen Vorteil der zusätzliche Sand beim 423 bringt: Der ET423 arbeitet planmäßig mit einer elektrischen Bremse und einem elektrischen Gleistschutz. Der elektrische Gleitschutz greift beim Gleiten EINES Radsatzes in die komplette Antriebsanlage des betreffendes Radsatzes ein und korrigiert die Bremskraft solange bis der eine Radsatz eben nicht mehr gleitet. Regelt der Tf jetzt selber, fängt der elektr. Gleitschutz immer wieder neu an zu berechnen und bringt die Bremswirkung auf einen Wert bei quasi 0, was dann Bahnsteig- oder Signalverfehlungen zu Folge hatte, ich habs selbst mal ausprobiert, der weiße Zeiger wandert wirklich gen 0. Da lag das große Problem früher, mittlerweile wissen wir Tf darüber bescheid und handeln entsprechend anders. Dank einer deutlichen Verbesserung der Bremssoftware (das Ef berichtete darüber *g*) und richtiger Bedienhandlung seitens des Tf bremst der Karren mittlerweile wirklich gut. Dem Eisenbahnbundesamt reicht das aber so noch nicht. Der Sand kommt derzeit nur am ersten Drehgestell des Triebwagens auf die Schiene (bei Voll- oder Langzügen sandet jeder Zugteil am ersten Drehgestell mit). Der elektrische Gleitschutz wirkt aber auf die Gesamte Antriebsanlage, das betrifft 4 Radsätze. Wenn Radsatz 1 gleitet hilft der Sand so wie wir es jetzt haben, Radsatz 2 bekommt man damit i.d.R. auch in Griff, wenn jetzt aber Radsatz 3 oder 4 gleitet nutzt das Sanden am ersten Radsatz auch nix. Das Problem wird jetzt mit der zusätzlichen Besandungsanlage gelöst. Eine MG-Bremse würde an der Problematik hingegen nichts ändern.
Es hat auch nie einer behauptet, dass der Sand seine Aufgabe nicht erfüllen würde. Ich neige sogar selber deutlich dazu, die eindeutig billigere Lösung mit dem Sand auch für die bessere zu halten (da ich die Auswirkungen von Sand auf die Infrastruktur auch nicht für extrem halte), es hatte mich nur mal interessiert, ob man dabei in die Zukunft gedacht hatte und vielleicht hätte ja auch jemand Zahlen nennen können, wie stark der Verschleis beim Sanden ist, oder auch was der Sand (und das Nachfüllen) kostet, um einen Ausblick zu bekommen, was an Folgekosten auf die S-Bahn zukommt.
Ich würde gar nicht mal behaupten daß die Lösung Sand die billigere ist, es ist in Folge der Meßfahretn und besonders der dabei durchgeführten Schmierfilmbremsungen das efektivere, man bekommt die gleiche Bremswirkung die auch eine dem Fahrzeug entsprechend dimensionierte MG erbringen würde, hat aber noch 2 Vorteile der MG gegenüber.
Wenn du mir irgendwo zeigst oder plausibel erklärst, dass Sand den Schienen oder Rädern nix ausmacht, bin ich bereit meinen Fehler einzusehen. Bis dahin bleib ich dabei:
Was auch nix anderes heißt, als dass das jetzt nicht der Supergau für die Schienen ist, aber ohne Sand wärs besser (so lange man nicht rutscht).
Was wäre für Dich plausibel? Ein Foto einer im Betrieb befindlichen Schiene von 1899?? 110 Jahre im Einsatz und immernoch nicht kaputt. Der Verschleiß von Radsätzen und Schiene ist nicht wirklich höher wenn gesandet wird, das einzigste wo man das unterlassen sollte ist im Weichenbereich, da hats aber was mit der Schmierung der Weichen und deren daraus resultierender Leichtgängigkeit zu tun. Und wie schon weiter oben erwähnt verschleißen auch Magnetschienenbremsen die Schienenköpfe in gewisser Weise, durch die Reibung auf der Schienenoberkante welche beim anziehen der Magnete entsteht wird die Schienenoberfläche ein wenig abgeschliffen und die Reste bleiben dann an den Magneten hängen - das ist tatsächlich so.
Es geht einem schon ein bisschen auf die Eier, wenn man hier mal eine Feststellung macht, einmal kritisch nachfragt, das ganze noch mit einer ernstgemeinten Frage garniert und dann verbal an die Wand geklatscht wird, nur weil der verehrte Herr alles so interpretiert, als würde man an ihm und seiner S-Bahn eine Majestätsbeleidigung vornehmen.
Hmm, Hot-Dog mit Ei, mal was ganz neues, muß ich auch mal probieren - kleiner Spaß ... ansonsten siehe oben fettgedruktes, dazu muß ich wohl nicht weiter eingehen
Wie gesagt, ich lass mich gerne eines Besseren belehren und auch wichtige technische Merkmale (wie z.B. Schwierigkeiten beim Umrüsten) die ich naturgemäß nicht so gut wissen kann, wie jemand der täglich damit zu tun hat, finde ich interessant und wichtig. Aber das kann man auch normal sagen und muß nicht gleich ausfallend werden.
Ich würde mal nicht sagen daß ich ausfallend war, also ganz im Gegenteil, ich war dieses mal doch richtig human, da können andere Leute hier ganz andere Lieder singen. Und ich stehe dazu, eine Aussage daß Sand nicht gut sei ist absoluter Schmarrn und sollte in dieser Antwort hier ausreichend erklärt worden sein.
In diesem Sinne, nicht alles persönlich nehmen. Keep cool, auch wenns warm draußen ist.