Charly @ 4 May 2003, 09:06 hat geschrieben:Schöner Staat, der nur Arbeitscheue und Asoziale unterstützt und nicht mehr die Deppen die auf Arbeit gehen.
Damit hast Du leider recht, auch in meinen Augen.
Dass von den oberen Zehntausend nur schwer Kohle zu holen ist, ist zwar extrem unfair, im Vergleich mit dem Geld, was im wahrsten Sinne des Wortes "rausgeschmissen" wird, ist es vermutlich aber sowieso nur ein kleiner Teil.
Fakt ist: Irgendwo muss Geld eingespart werden, und zwar viel. Und das tut weh, jedem von uns. Das deutsche Sozialsystem ist mittlerweile einfach zu teuer und der Generationenvertrag funktioniert nicht mehr: Zum Einen werden die Menschen immer älter, zum Anderen gibt es zu wenig Nachwuchs.
Ganz Deutschland lebt über seine Verhältnisse. Wir können uns eigentlich keine 423er in München leisten, keine Autos (oder nicht so teure), keine Häuser oder große Wohnungen. Krasses Beispiel: Auch keine Kernspintomographen (ich hoffe, das ist so richtig) in jedem Krankenhaus, auch wenn einige Menschen dann nicht geheilt werden können, genauso wenig teure Operationen usw. Außerdem können wir uns Arbeitslosengeld und Sozialhilfe in dem Rahmen leisten, wie wir es im Moment tun (und wenn ich lese, dass man von der Sozialhilfe in den Urlaub fahren kann, kann man anscheinend da auch gut einsparen (versteht mich nicht falsch, unser soziales Netz ist eine großartige Einrichtung. Aber ich habe immer mehr den Eindruck, dass viele Menschen es schamlos ausnutzen!))
Schaut euch die Verhältnisse in anderen Ländern an, ich denke, England ist ein gutes Beispiel: Wer sich einem Londoner gegenüber über die hohen Mietpreise in München aufregt, wird milde belächelt.
Ich denke, unsere Politiker wissen das auch. Doch wenn die Regierung jetzt diese Klarheit schafft (in dem sie spart, z. B. die Krankenversicherungsbeiträge erhöht oder die Renten senkt, keine neuen Züge kauft oder die Straßen verrotten lässt), macht sie sich unbeliebt (wir alle haben weniger Sicherheit, weniger Geld, weniger Luxus) und würde nicht mehr gewählt werden. Also schiebt sie "die Wahrheit" vor sich her - je länger die Regierung (welche auch immer) wartet, um so heftiger sind vermutlich die Auswirkungen...
Charly @ 4 May 2003, 09:06 hat geschrieben:Dann die Sozialversicherungsbeiträge: Wehe du wirst mal arbeitslos , da kannste dann Scheisshaus putzen obwohl du vielleicht Diplomingenieur bist.
Ich möchte auch nicht Toiletten putzen, Mülleimer im englischen Garten ausleeren oder in der S-Bahn als Wachfuzzi rummarschieren. Würde ich aber meinen Job verlieren und in meiner Branche nicht mehr unterkommen, wäre ich bereit, meine Heimat zu verlassen und in anderen Städten zu arbeiten. Geht auch da nichts, mache ich, was möglich ist - und im Notfall putze ich Klos. Es ist ein Job, der nichts anderes tut, als mein Überleben zu sichern (außerdem hätte ich dann vermutlich geregelte Arbeitszeiten

). Und irgendwann bekomme ich vielleicht auch wieder einen Job, der mir besser gefällt. Ich glaube, in Zukunft wird es auch so aussehen (müssen): Wer z. B. Sozialhilfe bezieht und körperlich und geistig in der Lage ist, zu Arbeiten, wird arbeiten müssen. Zum Beispiel die Jobs, die momentan (noch?) Zivildienstleistende erledigen...
Puh, ganz schön abgeschweift von dem, was ich eigentlich sagen wollte. Das hatte ich eigentlich nicht vor, aber es wollte raus aus meinem Kopf :rolleyes:
Und ganz so schwarz wird die Zukunft auch nicht. Aber es muss etwas passieren!