Fahrscheinfreier ÖPNV

Fragen und Diskussionen zu den Tarifen von Bahnen und Verkehrsverbünden.
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Galaxy
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Beitrag von Galaxy »

Rathgeber @ 17 Feb 2018, 19:40 hat geschrieben: Es geht darum, den Autoverkehr zu verringern. Das führt zwangsläufig zu noch mehr Fahrgästen, speziell in der HVZ (außerhalb auch).
Es geht darum den Autoverkehr zu verringern.

Der ÖPNV fährt in der HVZ an der Kapazitätsgrenze.

Ist es Möglich die Kapazität in weniger als 5 Jahren nennenswert zu steigern? Tendenziell Nein.

Die einzige realistische, kurzfristige Möglichkeit ist den Verkehr zeitlich zu verlagern.

Was für eine Alternative gäbe es denn?
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Iarn
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Beitrag von Iarn »

Rathgeber @ 17 Feb 2018, 18:40 hat geschrieben: Wie gesagt: auf den Straßen stellt sich es genauso dar.  Diese Zweiklassengesellschaft noch stärker zu fördern, ist aus diesem Grund nicht hilfreich, weil sie zwei Punkte ignoriert.
Dies Klassendenken ist nicht hilfreich.
Es geht darum, den Autoverkehr zu verringern.
unbestritten
Das führt zwangsläufig zu noch mehr Fahrgästen, speziell in der HVZ (außerhalb auch).
auch unbestritten, aber genau das ist das Problem. Weil in Städten wie München die meisten Verkehrsmittel eh schon voll sind.
Die Menschen, die ihre Arbeitszeit flexibel gestalten kann, ist in der Minderheit.
Hier geht es aber nicht um Sozialpolitik. Und solange man auch nur ein paar Prozent von den Leuten, die das können, auf moderater ausgelastete Zeiten umlenken kann, hat es was gebracht.
Und es geht auch darum, den Zugang zu ÖPNV zu erleichtern.
Nein es geht darum, den Modal Split zu verändern
Ein einheitlicher, einfach zu merkender Tarif wäre eine Hilfe.
Wäre eine Hilfe aber wie gesagt, die Nahverkehrssysteme können aktuell in dem Morgenpeak keine neuen Fahrgäste mehr aufnehmen.
Mattar will dem MIV nicht wehtun; um nichts anderes geht es ihm. (Daran ändert auch seine Anrage an den OB bis jetzt nichts.)
Mag sein, aber die Idee ist trotzdem aus meiner Sicht hilfreich.

Nochmal zum Schluss. Verkehrspolitik muss nicht sozial gerecht sein. Singapur hat eine gute, aber sozial sehr ungerechte Regelung mit der absoluten Deckelung von KFZ Zulassungen.
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Hot Doc
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Beitrag von Hot Doc »

Metropolenbahner @ 17 Feb 2018, 18:26 hat geschrieben: Ja, das müsste man eigentlich mehr steuern. Wieso gibts z.B. kein 9-Uhr Ticket, wo man über Aufpreis gewünschten Wochentagen zur HVZ-Nutzung dazubuchen kann?
Gibt es doch. Grüne Karte und das Angebot zum Dazubuchen nennt sich Streifenkarte.
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Beitrag von JeDi »

Hot Doc @ 17 Feb 2018, 20:09 hat geschrieben: Gibt es doch. Grüne Karte und das Angebot zum Dazubuchen nennt sich Streifenkarte.
Nur die mit der meisten Zeit und dem meisten Geld (=Rentner) kriegen auch die Sperrzeitenfahrten ermäßigt.
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Beitrag von Cloakmaster »

In Peking glaube ich gilt die Regelung, daß an bestimmten Tagen nur Fahrzeuge mit bestimmten Endziffern fahren dürfen. Das hat dazu geführt, daß die, die es sich leisten können, ihr Fahrzeug inzwischen drei- oder vier Mal angemeldet haben, um so genügend Endziffern zur Verfügung zu haben, um jederzeit fahren zu können...
Martin H.
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Beitrag von Martin H. »

Rohrbacher @ 15 Feb 2018, 03:02 hat geschrieben: In welcher Welt lebst du? Die Gewerbegebiete auf der grünen Wiese gibt es ausschließlich deswegen, weil der Ballungsraum "Minga" es nicht gebacken kriegt bezahlbar zu bleiben. Ich glaube kaum, dass sonst z.B. eine Lkw-Logistikfirma wie Kühne+Nagel auf die Idee käme, ihre "Niederlassung München" 50 km weit weg in Schweitenkirchen in den Wald zu bauen.
Die Münchner Niederlassung war bis vor kurzem in München, mit Gleisanschluss. Der wurde aber schon länger nicht mehr bedient. Jetzt wächst dort das Neubaugebiet Berduxstraße.
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Beitrag von Galaxy »

Der Fraktionschef der Grünen Anton Hofreiter hat jetzt vorgeschlagen das man den Fahrschein freien ÖPNV nur Kinder und Jugendlichen anbietet.

Das macht die Sache zwar einfacher zu beherrschen, andererseits frage ich mich ob es hier nicht auch negative Folgen gibt in dem Sinne das Kinder die jetzt zu Fuß, oder mit dem Rad sich bewegen, stattdessen jetzt ÖPNV benutzen.
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Rohrbacher
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Beitrag von Rohrbacher »

Martin H. @ 18 Feb 2018, 15:25 hat geschrieben:Die Münchner Niederlassung war bis vor kurzem in München, mit Gleisanschluss. Der wurde aber schon länger nicht mehr bedient. Jetzt wächst dort das Neubaugebiet Berduxstraße.
Bezugnehmend auf diesen Beitrag wieder so ein Beispiel, warum Schienengüterverkehr unter gar keinen Umständen funktionieren kann, weil ja die 1867 gebaute Bahnstrecke vom 150 Jahre später in Betrieb genommenen Logistiklager ca. 5 km Luftlinie weg ist. Da war die sich knapp 10 km weiter nördlich an der A9 und der KBS 900 ansiedelnde Pappendeckelfabrik (die alte war übrigens früher in Lohhof) irgendwie schlauer.
Galaxy @ 18 Feb 2018, 19:46 hat geschrieben:Das macht die Sache zwar einfacher zu beherrschen, andererseits frage ich mich ob es hier nicht auch negative Folgen gibt in dem Sinne das Kinder die jetzt zu Fuß, oder mit dem Rad sich bewegen, stattdessen jetzt ÖPNV benutzen.
Eine zukunftsfähige Idee wäre es und den Schulweg zahlt der Staat eh schon. Da kommt's auf Freizeitfahrten auch nicht mehr an. Nebenbei würde man vor allem einkommensschwache Familien finanziell entlasten. Vielleicht reduziert es auch die Fahrten vom Mama-Taxi. Die haben ja sogar noch den Nachteil, dass in der Regel 50% Leerfahrten dabei sind, also die Straßen doppelt belasten.

Auf der anderen Seite wüsste ich nicht, was das hilft, wenn die Kinder gar keinen Bus außer dem Schulbus haben. :ph34r:
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Beitrag von AK1 »

Rohrbacher @ 18 Feb 2018, 20:06 hat geschrieben: Eine zukunftsfähige Idee wäre es und den Schulweg zahlt der Staat eh schon. Da kommt's auf Freizeitfahrten auch nicht mehr an. Nebenbei würde man vor allem einkommensschwache Familien finanziell entlasten. Vielleicht reduziert es auch die Fahrten vom Mama-Taxi. Die haben ja sogar noch den Nachteil, dass in der Regel 50% Leerfahrten dabei sind, also die Straßen doppelt belasten.

Auf der anderen Seite wüsste ich nicht, was das hilft, wenn die Kinder gar keinen Bus außer dem Schulbus haben. :ph34r:
Den Schulweg zahlt der Staat, wenn er länger als 3 km ist: http://www.gesetze-bayern.de/Content/Docum...BaySchulKostG-2

Es gibt natürlich ne erhebliche Menge an Schülern, die einen kürzeren Schulweg haben. Da kommt es im schlechten Fall zur Verlagerung von Fuß bzw. Radl zum ÖPNV, sicher nicht zielführend, wenn die Bewegung wegfällt. Im günstigen Fall wird das Mama-Taxi durch ÖPNV ersetzt, nur dann halte ich die Maßnahme für sinnvoll. Ich denke, relativ wenige in dem Bereich nutzen heute den ÖPNV. Ich würde meinen Kindern für so eine Entfernung sicher keine Fahrkarte zahlen. Wenn es kostenlos wäre, könnte ich sie natürlich schwer von der Nutzung abhalten...
Ob die Vor- oder Nachteile überwiegen, kann ich da nicht einschätzen.
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Jojo423
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Beitrag von Jojo423 »

AK1 @ 18 Feb 2018, 20:34 hat geschrieben: Den Schulweg zahlt der Staat, wenn er länger als 3 km ist: http://www.gesetze-bayern.de/Content/Docum...BaySchulKostG-2
Der Staat zahlt auch nur bis zur 10. Klasse. Danach darf man das Geld selber bezahlen (man ist ja alt genug... <_< ). Ich bin damals dann nur noch mit dem Auto zur Schule gefahren. Ob das Geld in Sprit oder die MVV-Karte gesteckt wurde, war im Endeffekt egal. Und ich war 3 Mal schneller.
Viele Grüße
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Beitrag von Rohrbacher »

AK1 @ 18 Feb 2018, 20:34 hat geschrieben:Es gibt natürlich ne erhebliche Menge an Schülern, die einen kürzeren Schulweg haben.
Schon klar, Bayern ist ein Flächenland, unter 3 km Schulweg könnte eine Minderheit sein, gerade bei weiterführenden Schulen. Aber selbst bei uns fährt ein Teil der Grundschüler Bus, im Bayerischen Wald oder so dürften das noch mehr sein. Die Schulreform Ende der 60er Jahren, die die Zusammenlegung hunderter kleiner Schulen umfasste, war ja ein riesen Konjunkturprogramm für Bahn- und Postbus. Da war richtig Goldgräberstimmung und schlagartig kamen in großem Stil auch Subunternehmer zum Einsatz. Nicht zuletzt deswegen wurden viele private Busbetriebe genau zu der Zeit gegründet, z.B. Schwarz in Au/Hallertau 1968, Ettenhuber in Glonn 1969, Wintermayr in Lagenmoosen 1971. Die Schul- und später Gebietsreform und die Erfordernis von Verbindungen jenseits der alten Lokalbahntrassen samt dem Ausbau der dafür oft noch gar nicht geeigneten Straßen dürfte mit dazu beigetragen haben, das einige ziemlich parallel dazu eingestellt wurden und nicht drei oder fünf Jahre vorher oder nachher. So als eisenbahnbezogener und vielleicht interessanter Funfact nebenbei.
Jojo423 @ 19 Feb 2018, 00:06 hat geschrieben:Der Staat zahlt auch nur bis zur 10. Klasse. (...) Ich bin damals dann nur noch mit dem Auto zur Schule gefahren.
Wer in der 10. Klasse schon 18 ist, hat nach meiner Rechnung irgendwas verkehrt gemacht. Als ich in der 10. Klasse war, wurde man da ungefähr 16. :unsure:
Jojo423 @ 19 Feb 2018, 00:06 hat geschrieben:Ob das Geld in Sprit oder die MVV-Karte gesteckt wurde, war im Endeffekt egal. Und ich war 3 Mal schneller.
Nein, Autofahren ist halt viiiiiiiiel cooler und bleibt es dann in der Regel auch und schon haben wir die Probleme, um die es derzeit so oft geht.
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Jojo423
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Beitrag von Jojo423 »

Rohrbacher @ 19 Feb 2018, 01:01 hat geschrieben: Wer in der 10. Klasse schon 18 ist, hat nach meiner Rechnung irgendwas verkehrt gemacht. Als ich in der 10. Klasse war, wurde man da ungefähr 16. :unsure:
Nicht immer ist der schnellste Weg auch der beste. Aber das ist ein anderes Thema.
Nein, Autofahren ist halt viiiiiiiiel cooler und bleibt es dann in der Regel auch und schon haben wir die Probleme, um die es derzeit so oft geht.
Wenn man sich 2/3 der Zeit spart, spricht das schon sehr für sich (oder gegen den ÖPNV). Zudem bin ich antizyklisch gefahren, insofern bin ich nie im Stau und habe auch keinen mitverursacht.
Viele Grüße
Jojo423
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Beitrag von Rohrbacher »

Jojo423 @ 19 Feb 2018, 01:45 hat geschrieben:Nicht immer ist der schnellste Weg auch der beste. (...) Wenn man sich 2/3 der Zeit spart, spricht das schon sehr sehr für sich
Darf ich an der Stelle mal Wortklauberei betreiben und "ja was denn nun?" fragen? :D
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Beitrag von elchris »

Rohrbacher @ 19 Feb 2018, 02:01 hat geschrieben:Da war richtig Goldgräberstimmung und schlagartig kamen in großem Stil auch Subunternehmer zum Einsatz. Nicht zuletzt deswegen wurden viele private Busbetriebe genau zu der Zeit gegründet, z.B. Schwarz in Au/Hallertau 1968, Ettenhuber in Glonn 1969, Wintermayr in Lagenmoosen 1971. Die Schul- und später Gebietsreform und die Erfordernis von Verbindungen jenseits der alten Lokalbahntrassen samt dem Ausbau der dafür oft noch gar nicht geeigneten Straßen dürfte mit dazu beigetragen haben, das einige ziemlich parallel dazu eingestellt wurden und nicht drei oder fünf Jahre vorher oder nachher. So als eisenbahnbezogener und vielleicht interessanter Funfact nebenbei.
Immer diese Stadtkinder, hier eine Geschichte vom Dorf: :ph34r:

Bild

Wir sind in dem vollständigen ÖPNV Loch da und gehören zu Falkenberg. Die einzig verbliebene Bahnstrecke (Rottalbahn) hält ja nicht in Unterdietfurt (da muss also auch der BUS herhalten) und die andere Gemeinde an einer Bahn, die noch Zulauf aufs Schulzentrum Eggenfelden hat (Gangkofen) da würde die Bahn ja eh dummerweise auf Neumarkt zulaufen.

Aus unserer Gemeinde werden die Grundschüler mittels Kleinbus in die Schule am Ort gefahren - alle weiterführenden Schulen müssen selbst organisiert erreicht werden. Bei uns im Ort gibts wenn ich richtig durchzähle aktuell 8 Schulpflichtige und drei die in Berufsausbildung/FOS sind. Die nächste Bushaltestelle befindet sich in Mertsee, dort gibt es dann diesen BUS:

https://reiseauskunft.bahn.de/bin/traininfo...ation_type=arr&

Hin kommt man wie folgt:

Bild
Man kommt aus der Einfahrt (nachdem man bereits einmal aus dem Ort da hinabgestiegen ist) da am tiefsten Punkt, muss den Berg rauf, auf der anderen Seite wieder runter und schon ist man beim BUS, der einen in windeseile nach Eggenfelden bringt...

...na oder man fährt gleich mit dem Auto. Der Weg für Leut die direkt mit dem Mofa (ab 15) oder Bulldog (den gibts ab 16) zur Schule fahren geht an dem Hof in Bildmitte vorbei über Stock und Stein. Was meinst wie man drauf hofft, dass in ein paar Jahren wenn G8 besiegt ist zumindest die führerscheinlose Unterstufe wieder Mittags Schulende hat und mit etwas Glück alle Kinder einer Familie mit einem Rutsch gefahren werden können.
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Jojo423
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Beitrag von Jojo423 »

Rohrbacher @ 19 Feb 2018, 02:36 hat geschrieben: Darf ich an der Stelle mal Wortklauberei betreiben und "ja was denn nun?" fragen? :D
Hehe ;-)
Viele Grüße
Jojo423
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Iarn
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Beitrag von Iarn »

Um jetzt mal den Bogen von der Frage, wieso Jojo423 mit 18+ noch in der 10. Klasse war, zurück auf das Thema zu bekommen:

n-tv Kostenloser ÖPNV kommt bei Bürgern gut an
Natürlich muss man so eine Umfrage mit Vorsicht genießen, aber ich finde die Zahl der Leute, die meinen, sie würden weniger oder gar nicht Auto fahren, relativ hoch.

Selbst Befragte aus Gemeinden unter 5000 EW gaben zu 32% an sie würden dann seltener Auto fahren und 11% würden ganz verzichten. Da können natürlich auch kleine Gemeinden in unmittelbarer Nachbarschaft von Städten mit dabei sein.
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Beitrag von Auer Trambahner »

Wart mal ab, bis wie z.B. der Tübinger OB mit nötigen Bürgerabgaben um die Ecke kommt.
Wenns dann auf einmal um 15€ im Monat geht werden einige das nicht mehr so toll finden.
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Iarn
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Beitrag von Iarn »

Das meinte ich mit "mit Vorsicht genießen". Solange die Bürger denken, sie bekämen was geschenkt, sind alle dafür. Wobei der Staat natürlich nie was verschenkt, sondern nur Steuern und Abgaben in Teilen wieder zurück gibt (außer Sonderfälle von Staaten, die von anderen was geschenkt bekommen, wie die Hilfe USA>Israel oder Japans Geschenke an die anderen Jasager der internationalen Walfangorganisation).
Und dass man nichts geschenkt bekommt, fällt dem Bürger meist erst ein, wenn eine greifbare Steuer/Abgabe erhoben wird.
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Beitrag von bestia_negra »

Ich würde den ÖPNV nicht gratis machen.

Eher eine Kombination aus bezahlbaren Preisen, staatlichen Subventionen und Verteuerung des Autoverkehrs (City-Maut, Mineralölsteuer, Dieselsteuer, Parkgebühren, etc.).


Weniger Autoverkehr ist ein Gewinn für die Allgemeinheit (weniger Lärm, Abgase, Flächenverbrauch, etc.), deshalb darf das mMn ruhig großzügig vom Staat gefördert werden. Das heißt aber ja noch lange nicht, dass der ÖPNV deshalb für (alle) Nutzer kostenlos sein muss. Ich sehe keinen Grund warum ein gut verdienender Pendler nicht einen (nicht zu hohen) Preis für die Fahrkarte bezahlen soll.
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gmg
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Beitrag von gmg »

Dass ich dafür wäre, den ÖPNV besser billig zu machen, weiß vielleicht noch der eine oder andere, der mit mir vor wochen in dem Berliner-Senat-Thema diskutiert hat.

Was ich hingegen nicht verkehrt fände, wäre es, ihn in ländlichen Regionen tatsächlich gratis zu machen.
+ die Busse und VT, die dort unterwegs sind, sind oft schlecht ausgelastet und könnten eine Kapazitätssteigerung locker schultern.
+ durch die erhöhte Nutzung würde sich eine zeitliche ausweitung des Angebots in den Abendstunden lohnen.
+ die ländlichen Regionen würden so an Attraktivität gewinnen, was auch den Städtern zu Gute käme (Landflucht => hohe Immobilienpreise).
+ den Landbewohnern wäre so zu vermitteln, warum auch sie für hohe subventionen des ÖPNV in Ballungsräumen aufkommen müssten.
- das hohe Pro-Kopf-autofahren der Landbevälkerung könnte man so eindämmen

- den Straßenverkehr in Ballungsräumen könnte man damit nicht eindämmen.
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Iarn
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Beitrag von Iarn »

gmg @ 19 Feb 2018, 14:27 hat geschrieben: - den Straßenverkehr in Ballungsräumen könnte man damit nicht eindämmen.
Jetzt ist gerade das die Motivation der Bundesregierung um tätig zu werden.
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Beitrag von bestia_negra »

gmg @ 19 Feb 2018, 14:27 hat geschrieben: Dass ich dafür wäre, den ÖPNV besser billig zu machen, weiß vielleicht noch der eine oder andere, der mit mir vor wochen in dem Berliner-Senat-Thema diskutiert hat.

Was ich hingegen nicht verkehrt fände, wäre es, ihn in ländlichen Regionen tatsächlich gratis zu machen.
+ die Busse und VT, die dort unterwegs sind, sind oft schlecht ausgelastet und könnten eine Kapazitätssteigerung locker schultern.
+ durch die erhöhte Nutzung würde sich eine zeitliche ausweitung des Angebots in den Abendstunden lohnen.
+ die ländlichen Regionen würden so an Attraktivität gewinnen, was auch den Städtern zu Gute käme (Landflucht => hohe Immobilienpreise).
+ den Landbewohnern wäre so zu vermitteln, warum auch sie für hohe subventionen des ÖPNV in Ballungsräumen aufkommen müssten.
- das hohe Pro-Kopf-autofahren der Landbevälkerung könnte man so eindämmen

- den Straßenverkehr in Ballungsräumen könnte man damit nicht eindämmen.
Darüber kann man sicher nachdenken, aber zum einen gilt das, was @Iarn geschrieben hat und zum anderen sehe ich auch hier nicht die Notwendigkeit das komplett kostenlos zu machen.

Ein günstiges Monatsticket, das für die gesamte Region gilt wäre da mMn auch schon ein Fortschritt und würde die Deckungslücke verringern.
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gmg
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Beitrag von gmg »

Iarn @ 19 Feb 2018, 15:45 hat geschrieben: Jetzt ist gerade das die Motivation der Bundesregierung um tätig zu werden.
Ja, die hat das Thema aber nur aufgegriffen, nachdem wir hier die Studie des Berliner Senats hier diskutiert haben. :D
Als die Piraten damals damit ankamen, hat es noch keinen interessiert.
In so fern behalte ich mir vor, mit euch auch über andere Vor- und Nachteile zu diskutieren.
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Beitrag von Trapeztafelfanatiker »

Kostenloser ÖPNV ist kontraproduktiv und dann verliert der ÖPNV endgültig an Wert und der Umgang bestimmter Klientel mit diesem Eigentum wird noch schlimmer.

Besser wäre es den ÖPNV drastisch im Preis zu senken, so z. B. verstärkt 365-Euro-Tickets, dazu ein massiver Kapazitätsausbau mit Querspangen in Räumen wie Nürnberg und München sowie die Absenkung der Trassenpreise um mindestens 50% (besser noch mehr und auch im Fernverkehr).

Kostenloser ÖPNV kostet Milliarden und dennoch bringt sie nicht den Umsteig von Autofahrern, da die totale Überfüllung genau die abgeschreckt, die man gerne als Fahrgäste hätte. Keiner will einen ÖPNV als Abgehängten-Beförderungsmittel. Außerdem fehlen diese Milliarden für Kapazitätsausbau und andere Maßnahmen.
Eine klare, günstige Linie mit günstigen Preisen wäre besser, denn damit bringt man eher die Leute zum umsteigen, zumal ja die Kapazität mitwachsen muss. So könnte man mit jedem Schritt die Preise weiter absenken.
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Beitrag von 146225 »

Und jetzt? Erst großes mediales Geschrei, und dann legt sich die Aufregung, und Deutschland macht weiter wie gehabt. Was bleiben sollte, fasst dieser Kommentar aus der "Zeit" ganz gut zusammen. Wetten: es passiert nichts?
München kann jeder. Duisburg muss man wollen!
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Rohrbacher
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Beitrag von Rohrbacher »

Es wird nichts passieren. Die ZDF heute-show von gestern bringt es, finde ich, erstaunlich gut auf den Punkt. Und vor allem diese Spielszene im Bus ist gar nicht mal so arg satirisch überhöht, dieses Argument und auch ungefährt auf diesem sprachlichen Niveau hört man öfter:

Humboldt: "Was begeistere Autofahrer an Bus und Bahn wirklich stört: Der Kontakt zu anderen Menschen."
Autofahrer im Bus: "Wer sind die ganzen Penner?"
Humboldt: "Das sind die anderen Fahrgäste."
Autofahrer im Bus: "In meinem Bus?"
Humboldt: "Ja, die fahren hier auch mit."
Autofahrer im Bus: "Warum? Die stinken."

Wobei das oft die gleichen Leute sind, die beim Helene-Fischer-Konzert, "im Club", auf der Wiesn, auf Malle oder im Flieger dahin kein Problem mit anderen, zum Teil tatsächlich olfaktorisch wahrnehmbaren Leuten zu haben scheinen. ;)
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Beitrag von Entenfang »

Iarn @ 19 Feb 2018, 11:03 hat geschrieben:n-tv Kostenloser ÖPNV kommt bei Bürgern gut an
Natürlich muss man so eine Umfrage mit Vorsicht genießen, aber ich finde die Zahl der Leute, die meinen, sie würden weniger oder gar nicht Auto fahren, relativ hoch.

Selbst Befragte aus Gemeinden unter 5000 EW gaben zu 32% an sie würden dann seltener Auto fahren und 11% würden ganz verzichten. Da können natürlich auch kleine Gemeinden in unmittelbarer Nachbarschaft von Städten mit dabei sein.
Und ich bezweifle es in höchstem Maße, dass die Menschen tatsächlich so handeln würden, wie sie es in der Umfrage behaupten.

Allzu oft hört man von passionierten Autofahrern, dass sie den ÖPNV nicht nutzen, weil er zu teuer sei. Das sind meistens Leute, die einen fetten SUV oder teuren Mercedes fahren. Ich halte das Argument für vorgeschoben - die vielen teuren Autos auf deutschen Straßen sind das beste Beispiel dafür, dass es vielen Menschen mitnichten um das Geld geht.

Ich bezweifele außerdem, dass ein ÖV-Nichtnutzer überhaupt weiß, wieviel eine Einzelfahrt kostet.


Und da war da noch das Beispiel aus dem Bekanntenkreis, dem die Bahn angeblich zu teuer war und der deswegen mit dem SUV (Verbrauch nach eigenen Angaben 12 l/100km) durch ganz Deutschland gefahren ist. :rolleyes:
Mein Bahnjahr 2023
Zurückgelegte Strecke: 28.430 km - Planmäßige Gesamtreisezeit: 18,3 Tage - Gesamtverspätung (analog FGR): 1436 min - Planmäßige Reisegeschwindigkeit: 65 km/h - Durchschnittliche Fahrzeitverlängerung aufgrund von Verspätung: 5,5% - Fahrtkosten: 8,9 Cent/km - Anschlussquote (alle Anschlüsse einer Verbindung mit min. 1 Umstieg erreicht): 84,1%
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Beitrag von AK1 »

In der Süddeutschen von gestern findet sich ein Vergleich der verschiedenen Verkehrsträger, der zeigt, wie viele Leute in einer Stunde im Durchschnitt auf einer 3,5 m breiten Trasse befördert werden.
Das Ineffizienteste ist der Pkw mit 2.000, das Effizienteste der Zug mit 100.000 Leuten.

So weit klingt das ja schön, ich habe nur keine Ahnung, was die gerechnet haben.
Ein ET 423 hat z.B. lt. Wiki 544 Plätze, ein Langzug demnach 1632. Da bräuchte man also 61 Langzüge um die Leute zu befördern. Bekanntlich fahren auf der Münchner Stammstrecke 30 Züge pro Stunde und Richtung (bei den 3,5 m kann es logischerweise nur um eine Richtung gehen...), von denen eine ganze Menge nur Vollzüge sind.
Wo und wie soll so eine Menge Leute befördert werden? Und das dann auch noch durchschnittlich?
Hat da jemand ne Erklärung? Der Redaktion hab ich auch geschrieben, mal schauen, was die mir erzählen...
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Beitrag von mapic »

Lass' die Züge auf der Stammstrecke nicht halten, dann kriegst du bestimmt doppelt so viele durch. Wo die Züge herkommen sollen und wo sie sich am Ende hin stapeln sollen, ist für so eine theoretische Betrachtung ja egal.


Aber wenn man für die Bahn schon so einen theoretischen Spitzenwert rechnet, dann sollte man das für den PKW eigentlich auch machen. Also muss jeder PKW mit 9 Personen besetzt sein, und die müssen beim optimalen Verhältnis zwischen Geschwindigkeit und Abstand schön gleichmäßig der Reihe nach dahin fahren. Dann würde man da eigentlich aber auf sehr viel mehr als nur 2000 Personen kommen.
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Beitrag von 146225 »

Volle Züge sind in der Realität halt häufiger als volle PKW. Schau Dir den NRW-RE1 an, der ist auf dem "Kernstück" Köln-Dortmund jetzt am Sonntagmorgen nur voll - die restliche Zeit der Woche ist er meistens deutlich überfüllt. Wenn Du auf die relevanten Autobahnen in diesem Bereich schaust, wirst Du die Mehrzahl der Autos nur mit 1 Person erleben.
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