Fahrscheinfreier ÖPNV

Fragen und Diskussionen zu den Tarifen von Bahnen und Verkehrsverbünden.
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Cloakmaster
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Beitrag von Cloakmaster »

Der Pasinger ist doch sonst so stolz auf seinen ach so wichtigen Weltzentrumsbahnhof mit seiner noch viel wichtigeren weltzentrums-19. Und jetzt wird wieder über die Abwesenheit der Unsinn s Bahn gejammert. Busse hat es ja auch keine da.
Bayernlover
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Beitrag von Bayernlover »

Wahrscheinlich muss erst die EU kommen und die Stadt München zum Nahverkehrsausbau zwingen. Vorher passiert sowieso nichts. Vielleicht liegt darin die Angst vor der EU begründet - man müsste plötzlich mal was machen?
Für mehr Administration. Gegen Sittenverfall. Für den Ausschluss nerviger Weiber.
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Lazarus
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Beitrag von Lazarus »

Bayernlover @ 14 Feb 2018, 16:36 hat geschrieben: Wahrscheinlich muss erst die EU kommen und die Stadt München zum Nahverkehrsausbau zwingen. Vorher passiert sowieso nichts. Vielleicht liegt darin die Angst vor der EU begründet - man müsste plötzlich mal was machen?
Naja, mich wundert gar Nichts mehr. Vorallem, wenn man hört, das z.b. die U5-Verlängerung nur aus dem Grund verschoben wurde, damit der KNF von Stamm2 nicht gefährdet wird. Denke, das sagt schon alles....
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Iarn
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Beitrag von Iarn »

Oliver-BergamLaim @ 14 Feb 2018, 16:03 hat geschrieben: Viele Leute haben beim Autofahren für Staus etc. eine gefühlt deutlich höhere Frustrationstoleranz, als bei den Öffentlichen bei Verspätungen und Störungen.
Wobei ich das nachvollziehen kann. Stehe ich im Stau, bin ich im trockenen und habe noch genauso viel Platz wie ohne Stau. Im ÖPNV steht man manchmal im Regen oder hat mehr Körperkontakt als einem lieb ist.
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Iarn
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Beitrag von Iarn »

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bestia_negra
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Beitrag von bestia_negra »

Wenn man schon von der heiligen Kostendeckung abrückt, dann muss man ja deshalb nicht gleich eine 180° Wende hinlegen.

Man könnte die Fahrpreise einfach auf dem aktuellen Niveau einfrieren. Dann müsste man in den nächsten Jahren "nur" die langsam anwachsende Deckungslücke ausgleichen. Gleichzeitig würde die Inflation dafür sorgen, dass die Fahrpreise nach und nach langsam sinken.

Gleichzeitig muss natürlich massiv in den ÖPNV investiert werden.


Dadurch wird langfristig der ÖPNV günstiger und man umgeht das Problem, dass man durch eine sofortige Umstellung auf kostenlosen ÖPNV das System schlagartig endgültig überlastet.
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Jojo423
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Beitrag von Jojo423 »

Oliver-BergamLaim @ 14 Feb 2018, 15:44 hat geschrieben: Die Wohneigentumsquote in München liegt bei etwa 28 Prozent, wobei es da natürlich gigantische Unterschiede zwischen den einzelnen Stadtteilen gibt.



Vielleicht nochmal generell zum Thema: ich glaube, der Schlüssel dazu, eine spürbare Anzahl an Berufspendlern zum Umstieg auf die öffentlichen zu bewegen, liegt in Stadt und Großraum München mit nahezu Vollbeschäftigung und dem großteils vorherrschenden Lohngefüge nicht darin, den ÖPNV billiger zu machen; sondern darin, das Autofahren deutlich teurer zu machen. Das könnte über einen "Ballungsraumaufschlag" oder eine "ÖPNV-Umlage" bei der Kfz-Steuer geschehen (ein Pkw, der in München zugelassen ist, darf m.E. ruhig deutlich mehr Steuer kosten als ein baugleicher, in Paderborn oder Görlitz zugelassener Pkw), aber auch über Ausweitung und gleichzeitig massive Verteuerung der Parkraumbewirtschaftung, City-Maut, über eine Beschränkung der jährlich zulässigen Neuzulassungen (funktioniert in Singapur ja auch) etc.; natürlich will man all diese Dinge seitens der Politik nicht anrühren, weil man damit einen Gutteil der Bevölkerung massiv gegen sich aufbringen würde und das ganze ungefähr einen Shitstorm erzeugen würde, wie damals die Einführung des Rauchverbotes in Restaurants und Kneipen.

Gäbe auch noch mehr Möglichkeiten, z.B. dass jede Person nur noch ein Fahrzeug auf sich zulassen darf - damit würden sich auch solche Geschichten erledigen wie, dass das Auto für den 18jährigen Junior wegen der günstigen 25%-Versicherung auf Papa zugelassen wird und dass damit in gar nicht so wenigen Münchner Mittelstandsfamilien dem Abiturienten ein Auto zum 18. vor die Tür gestellt wird, weil es ja unterm Strich eh kaum laufende Kosten verursacht.

Nicht der ÖPNV ist zu teuer - Autofahren ist massiv zu billig. Anders kann ich es mir nicht mehr erklären, dass sich in meiner Nachbarschaft einfache Bürogehilfinnen oder Kindergartenerzieherinnen mit Ende 20 einen SUV-Neuwagen vor die Tür stellen.
Oder man macht Autofahren eben massiv unattraktiver. Weniger Spuren für Autos, mehr für den ÖPNV, mehr Blitzer, auch ne Citymaut finde ich spannend. Selbst ich, der ja gerne mit dem ÖPNV fährt, fährt am Sonntag mit dem Auto in die Stadt (einerseits weil der Parkplatz kostenlos ist, andererseits habe ich da einen unattraktiven 20-Minuten-Takt vor der Tür).
Viele Grüße
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Iarn
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Beitrag von Iarn »

bestia_negra @ 14 Feb 2018, 19:15 hat geschrieben: Wenn man schon von der heiligen Kostendeckung abrückt, dann muss man ja deshalb nicht gleich eine 180° Wende hinlegen.

Man könnte die Fahrpreise einfach auf dem aktuellen Niveau einfrieren. Dann müsste man in den nächsten Jahren "nur" die langsam anwachsende Deckungslücke ausgleichen. Gleichzeitig würde die Inflation dafür sorgen, dass die Fahrpreise nach und nach langsam sinken.

Gleichzeitig muss natürlich massiv in den ÖPNV investiert werden.


Dadurch wird langfristig der ÖPNV günstiger und man umgeht das Problem, dass man durch eine sofortige Umstellung auf kostenlosen ÖPNV das System schlagartig endgültig überlastet.
Der Vorschlag hat definitiv was.
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Beitrag von Rathgeber »

Bundesregierung dementiert konkrete ÖPNV-Pläne – diese Überschrift bedient genau meinen Humor.
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Rohrbacher
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Beitrag von Rohrbacher »

Natürlich konnte das nur ein Faschingsscherz sein...
Oliver-BergamLaim @ 14 Feb 2018, 15:44 hat geschrieben:Nicht der ÖPNV ist zu teuer - Autofahren ist massiv zu billig. Anders kann ich es mir nicht mehr erklären, dass sich in meiner Nachbarschaft einfache Bürogehilfinnen oder Kindergartenerzieherinnen mit Ende 20 einen SUV-Neuwagen vor die Tür stellen.
Leasing. Im Vergleich mit normalen Pkw sind die so teuer gar nicht. Es ist meist ja nur ein bisserl mehr Blech und Plaste auf der Technik eines Kompakten oder Kombis. Die Frage, wie man sich in einem "einfachen" Beruf Ende 20 eine Wohnung in München leisten kann und dazu überhaupt ein Auto fände ich interessanter. :ph34r:
Jojo423 @ 14 Feb 2018, 15:27 hat geschrieben:Wie hoch ist denn die Eigentumsquote in München?
Viel zu niedrig und damit ein häufig völlig unterschätzter Teil des Wohnungsproblems und der Schere zwischen arm und reich. Gerade die mittelalten Leute, die nach 30 Jahren in Miete aus dem Haus rausoptimiert werden, haben erst selbst 30 Jahre lang ihr eigenes Geld von unten nach oben umverteilt und kriegen dann vom Kapitalismus ein zweites Mal eine reingewürgt. Hätten die Leute damals eine Eigentumswohnung gekauft, könnten sie sich die jetzt bei einem Umzug (zurück) auf's Land zu Beginn der Rente wohl vergolden lassen und ihren Endzwanziger-Kindern nebenbei noch einen SUV kaufen. Oder die Tochter nimmt die Wohnung und kauft sich die Karre selbst. ;)
Rev @ 14 Feb 2018, 08:20 hat geschrieben:Also das mit dem Pfaffenhofen und gutes Bus System überlese ich jetzt mal lieber.
Nicht dass es das ÖPNV-Paradies wäre, aber fahr mal in vergleichbare Städte. So viele bayerische Kreisstädte mit unter 25.000 Einwohnern, 50 km von der nächsten Großstadt weg ohne Uni und so hohem Kfz-Bestand, wirst du nicht finden, wo man unter anderem richtige Busse = keine Sprinter, Echtzeitdaten und Abfahrtsmonitore findet. Selbst deutlich größere Städte wie Ingolstadt oder Rosenheim bieten so viel mehr oft auch nicht.

Und ansonsten finde ich es nett, dass sich die Diskussion schon wieder nur um München selbst dreht und vor lauter Nebelkerze wieder mal völlig untergeht, dass besonders die Dieselautos von ganz weit aus dem Umland in die Stadt reingefahren werden. Die A9 hat kurz vor'm Kreuz Neufahrn über's Jahr gerechnet wohl im Schnitt etwa 140.000 Pkw-Fahrten am Tag, das entspricht bei 1,3 Leuten pro Auto 180.000 Personen. Lass davon vor 50% Pendler sein, dann sollte man allein auf dieser einen Autobahn mal über 90.000 Leute reden, die in die Stadt und wieder rausfahren. Kleiner Tipp: An der U6 Nord gibt es derzeit ca. 2.500 Parkplätze. Selbst wenn man die verdoppelt, ist P+R im Stadtbereich nichts als ein Tropfen auf den heißen Stein. Das selbe an der A8, A92, A94, A95 und A96. Gerade von der A94 her wird es in den kommenden Jahren wohl ein ziemliches Einpendlerwachstum geben und die schönen neuen Bürogebäude z.B. im Arnulfpark haben angeblich tolle, große Tiefgaragen. 50% der Bahnpendler kommen schon lange von außerhalb des MVV, bei den Autopendlern warscheinlich erheblich mehr. Hybride und E-Autos rentieren sich finanziell und technisch bei derartigen Wegen überhaupt nicht, E-Autos scheitern im Einzelfall sogar schon hier an der Reichweite, gerade wenn man Hin- und Rückfahrt mit ohne Nachladen fahren muss. Am günstigsten aus Betriebskosten und Restwert ist dafür der klassische Golf 2.0 TDI oder eines der zahlreichen Konkurrenzprodukte, in den letzten Jahren auch gerne als SUV-Version gekauft, die deswegen massenweise jeden Tag nach München einfallen und relativ neu mit 200.000 km und mehr weiterverkauft werden. Das Problem sind hundertausende Einpendler von weit her, die nicht per Zug kommen (können) und deswegen fast alle Diesel fahren. Die meisten bis direkt in die Stadt.
Jojo423 @ 14 Feb 2018, 19:16 hat geschrieben:Oder man macht Autofahren eben massiv unattraktiver. Weniger Spuren für Autos, mehr für den ÖPNV, mehr Blitzer, auch ne Citymaut finde ich spannend.
Auch das behandelt nur das Symptom, nicht die Ursache. Wenn überhaupt, warscheinlich sorgt es nur für Mehreinnahmen der Stadt, die dann sicherlich nicht da investiert werden, wo die Probleme liegen: Beim fehlenden Interesse der Politik und der Leute Verkehrspolitik nicht nur durch die Windschutzscheibe zu machen, sondern flächendeckend und nicht nur wieder in den Ballungsräumen guten ÖPNV umzusetzen. Aber selbst in diesem Forum schlägt man die Hände über dem Kopf zusammen, wenn man der Ansicht ist, dass eine von der Bahn weit abgelegene Stadt wie z.B. Mainburg im Einzugsbereich Münchens eigentlich dringend einen Bahnanschluss bräuchte. Sicher, ein Nebenbahnbauprogramm würde schweineteuer und rechnet sich nach derzeitigen Maßstäben nicht. Die derzeitigen Maßstäbe sind aber eben so, dass die Leute alle mit'm Golf Diesel auf die A9+A93 fahren und hunderttausende Leute aus anderen Gegenden ebenso, weil es vor Ort nur wenige Werbe- oder Finanzdienstleister, Ingenieurbüros oder sowas zum Arbeiten gibt, dafür ein "Überangebot" davon in München bei gleichzeitiger Unterversorgung der Landeshauptstadt mit günstigem, familiengerechten Wohnraum. Irgendwas muss man also ändern. Infrastruktur auf'm Land hilft meistens, vor Ort Arbeitsplätze zu schaffen (oder wieder dahin zu verlagern), Bahninfrastruktur hilft zusätzlich gegen den Autoverkehr in der jeweil dranhängenden Großstadt. Eisenbahn ist quasi ein Teamsport. Es macht keine gute Mannschaft, wenn ein teurer Superstar mit nur fünf Amaturen spielt. Die Zusammenhänge begreift aber leider keiner, niemand sieht das große ganze.

Wahrscheinlich wäre ein Ausbauprogramm für Hauptstrecken plus Neubau, Reaktivierung und Elektrifizierung von Nebenbahnen für ganz Bayern auch nicht teurer als Stuttgart21 oder die VDE8. Dafür bekäme man allerings ziemlich viel Kleinvieh, das in Summe ziemlich viel Mist machen könnte - nebenbei auch im Güterverkehr. Der ist ja auch nicht gerade unabhängig vom Diesel und hat als einziges flächendeckend vorhandenes Verkehrsssystem die Straße.

Ich sehe keine anderen Lösungen. Den Stadtbewohnern kann man das Autofahren in der Stadt unattraktiv machen, das hilft bei vorhandenem ÖPNV auf jeden Fall. Bei denen Einpendlern aber nicht. Die haben für einen Teil der Strecke oft keinen ÖPNV und der vorhandene keine derartigen Kapazitäten und ich glaube kaum, dass man die teuren Flächen am Stadtrand als zentrale Parkplätze für hundertausende Autos und mehrspurige Zufahrten zubetonieren möchte. Dagegen dürfte die einst geplante Stadtautobahn über den Viktualienmarkt ein Feldweg gewesen sein. Also muss man weg vom platzfressenden Auto oder den Status Quo lassen und die Luft in der Stadt irgendwie anders managen.
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Beitrag von Rathgeber »

Oliver-BergamLaim @ 14 Feb 2018, 16:44 hat geschrieben:Die Wohneigentumsquote in München liegt bei etwa 28 Prozent, wobei es da natürlich gigantische Unterschiede zwischen den einzelnen Stadtteilen gibt.
Worin das Problem der zu geringen Wohnungseigentumsquote besteht, konnte mir noch niemand schlüssig darlegen.Das ist in meinen Augen sowohl auf dem Land als auch in Ballungsräumen ein Problem. Ich halte öffentlichen Raum für hohes wie vernachlässigtes Gut, habe aber auch keine Nachkommen, und geerbt habe ich nix. Insofern bin ich wóhl die falsche Ansprechperson.
Aber ich wollte es hier mal, weil es angeschnitten wurde, kurz erwähnen.
Oliver-BergamLaim @ 14 Feb 2018, 16:44 hat geschrieben:Nicht der ÖPNV ist zu teuer - Autofahren ist massiv zu billig. Anders kann ich es mir nicht mehr erklären, dass sich in meiner Nachbarschaft einfache Bürogehilfinnen oder Kindergartenerzieherinnen mit Ende 20 einen SUV-Neuwagen vor die Tür stellen.
Könnte auch das Gefährt des besser verdienenden Freundes/Lebensgefährten/Gatten sein. Als allein stehende Erzieherin ohne Wohneigentum (sic!) kannst Du Dir in München keinen Leasing-SUV leisten. Ich kenne zumindest keine in meinem Lehrberuf, die alleine dazu imstande wäre.
Oliver-BergamLaim @ 14 Feb 2018, 16:44 hat geschrieben:Vielleicht nochmal generell zum Thema: ich glaube, der Schlüssel dazu, eine spürbare Anzahl an Berufspendlern zum Umstieg auf die öffentlichen zu bewegen, liegt in Stadt und Großraum München mit nahezu Vollbeschäftigung und dem großteils vorherrschenden Lohngefüge nicht darin, den ÖPNV billiger zu machen; sondern darin, das Autofahren deutlich teurer zu machen. Das könnte über einen "Ballungsraumaufschlag" oder eine "ÖPNV-Umlage" bei der Kfz-Steuer geschehen (ein Pkw, der in München zugelassen ist, darf m.E. ruhig deutlich mehr Steuer kosten als ein baugleicher, in Paderborn oder Görlitz zugelassener Pkw), aber auch über Ausweitung und gleichzeitig massive Verteuerung der Parkraumbewirtschaftung, City-Maut, über eine Beschränkung der jährlich zulässigen Neuzulassungen (funktioniert in Singapur ja auch) etc.; natürlich will man all diese Dinge seitens der Politik nicht anrühren, weil man damit einen Gutteil der Bevölkerung massiv gegen sich aufbringen würde und das ganze ungefähr einen Shitstorm erzeugen würde, wie damals die Einführung des Rauchverbotes in Restaurants und Kneipen.
Nö, attraktiver. Und zuverlässiger. Und jetzt schon günstiger. (Nicht umsonst.)
Ich habe sehr viel Respekt vor der Bekannten, die jede verdammten Wochtentag von Wasserburg nach Unterföhring pendelt, rund 200€ monatlich dafür hinblättert und quasi jeden Tag Chaos vorfindet.
Ich kann jeden Pendler verstehen, der lieber im Stau steht, als im RE, in der S-Bahn die nächste Störung zu ertragen. Ich bin nicht dafür bekannt, Autofahrern Vergünstigugen zu gönnen, aber bei dem ÖPNV möchte ich kein Pendler sein!
Dass der kostenfreie ÖPNV unter den gegebenen Voraussetzungen eher ein Witz als sinnvoller Vorschlag ist, dürfte bei den meisten hier Konsens sein. Aber zuerst sind die politischen Entscheidungsträger im Bund, in den Ländern und Kommunen gefordert, Rahmenbedingungen zu schaffen.
Dass man die Notwendigkeit zur Verkehrswende erkennt, ist dem Koalitionsvertrag nicht wirklich zu entnehmen. Josef Schmid hat schon Recht, wenn er sagt, dass das Zwanzigfache der vorgesehenen GVFG-Mittel notwendig ist, um den ÖPNV bundesweit wieder voranzubringen. Allerdings vertritt er eine Partei, die Umgehungsstraßen zu Gewerbegebieten, die raumplanerisch mindestens fragwürdig sind, in der ländlichen Region immer noch für das Nonplusultra hält. Ein Problem, für das die Ballungsräume nix können, das sie aber ausbaden, weil damit die Erwartung verknüpft wird, dass das „in Minga“ auch so funktioniert.
München alleine könnte den kostenlosen ÖPNV sogar stemmen, wenn es gedanklich auf der Höhe wäre. Aber da das Umland sehr stark reinspielt, ist das Gedankenspiel der Bundesregierung Unsinn.
Oliver-BergamLaim @ 14 Feb 2018, 16:44 hat geschrieben:Gäbe auch noch mehr Möglichkeiten, z.B. dass jede Person nur noch ein Fahrzeug auf sich zulassen darf - damit würden sich auch solche Geschichten erledigen wie, dass das Auto für den 18jährigen Junior wegen der günstigen 25%-Versicherung auf Papa zugelassen wird und dass damit in gar nicht so wenigen Münchner Mittelstandsfamilien dem Abiturienten ein Auto zum 18. vor die Tür gestellt wird, weil es ja unterm Strich eh kaum laufende Kosten verursacht.
Ich glaube nicht, dass das in München ein ernsthaftes Problem ist. Das scheint mir im Umland eher verbreitet zu sein, wo der ÖPNV, wenn man nicht gerade in Taufkirchen, Ottobrunn oder westlich von Pasing wohnt, speziell in den interessanten Abendstunden immer noch indiskutabel ist. Auch wenn immer nur auf die HVZ verwiesen wird: diese Randzeiten sind von den Fahrgastzahlen vergleichsweise harmlos, aber psychologisch nicht zu vernachlässigen! Anders ausgedrückt: Wir ziehen uns „Die Jugend“, über die wir dann leidenschaftlich schimpfen, selbst heran. Auch bei solchen Themen.
Über ein Zulassungsmaximum habe ich auch schon nachgedacht, den Gedanken aber wieder verworfen, weil man im nächsten Schritt ein Zuzugsverbot verhängen müsste. Das ist aber nicht das, was ich mir unter Freiheit vorstelle.
Rohrbacher @ 14 Feb 2018, 23:33 hat geschrieben:Aber selbst in diesem Forum schlägt man die Hände über dem Kopf zusammen, wenn man der Ansicht ist, dass eine von der Bahn weit abgelegene Stadt wie z.B. Mainburg im Einzugsbereich Münchens eigentlich dringend einen Bahnanschluss bräuchte. Sicher, ein Nebenbahnbauprogramm würde schweineteuer und rechnet sich nach derzeitigen Maßstäben nicht.
Ein Beispiel dafür, warum der kostenlose ÖPNV unter den jetzigen Rahmenbedingungen Unsinn ist.
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Rohrbacher
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Beitrag von Rohrbacher »

Rathgeber @ 15 Feb 2018, 01:02 hat geschrieben:Worin das Problem der zu geringen Wohnungseigentumsquote besteht, konnte mir noch niemand schlüssig darlegen.
Es ist ganz einfach. Ich bin absolut kein Linker, aber auf dem Münchner Mietmarkt wird halt einfach jeden Tag ziemlich viel Geld von unten nach oben umverteilt.

Das führt dann zu sowas: Süddeutsche: Die meisten Deutschen besitzen weniger als andere Europäer

"Somit ist die Bundesrepublik zwar seit Langem Europas wirtschaftlicher Motor. Bei einem Großteil der Bevölkerung kommt davon aber wenig an. Die Hälfte der deutschen Haushalte besitzt nach Abzug von Schulden null bis höchstens 60 000 Euro. In den Euro-Krisenstaaten Zypern und Italien (...) liegt das mittlere Vermögen bei 170 000 beziehungsweise knapp 150 000 Euro. Franzosen kommen auf knapp doppelt so viel wie die Deutschen. Selbst Portugal und Griechenland weisen einen höheren Wert auf als die Bundesrepublik. (...) Eine Erklärung für das geringe Vermögen der Deutschen ist ihre Geldanlage. (...) Außerdem wohnen nur etwa 40 Prozent im eigenen Haus. Dagegen besitzen 70 bis 80 Prozent der Italiener und Spanier Immobilien, die einst günstig erworben wurden und zum Teil erhebliche Wertsteigerungen erfahren haben."

Das erbt später jemand, was dazu führt, das derjenige ein deutlich höheres Vermögen hat, wird vielleicht selbst Vermieter, macht mit dem Einkommen der Mieter wiederum selbst wieder weitere Gewinne und immer so weiter. Der Teufel sch..ßt immer auf den größten Haufen, sagt man. Okay, damit macht der Mieter im kleineren Rahmen immerhin noch eine Mittelstandsfamilie reich, was ich auch völlig okay finde. Wenn Firmen und Spekulanten als Eigentümer dran verdienen, geht das Geld der Rentnerin und der Hartz IV-Familie halt direkt von ganz unten nach ganz oben. Manche können sich das nicht mehr leisten, gerade Familien und die ziehen aus der Stadt raus, vergolden dort dann als Mieter oder Käufer irgendwem den alten Acker, der plötzlich Bauland wird und die Umverteilung geht von vorne los. Für den Verkehr bedeutet das, dass immer mehr Leute einen Golf Diesel kaufen und dann zum Arbeiten wieder in die Stadt reinfahren. Es ist kein Zufall, dass ausgerechnet München mit den höchsten Mietpreisen gleichzeitig Deutschlands Pendlerhauptstadt ist.
Rathgeber @ 15 Feb 2018, 01:02 hat geschrieben:Allerdings vertritt er eine Partei, die Umgehungsstraßen zu Gewerbegebieten, die raumplanerisch mindestens fragwürdig sind, in der ländlichen Region immer noch für das Nonplusultra hält. Ein Problem, für das die Ballungsräume nix können, das sie aber ausbaden, weil damit die Erwartung verknüpft wird, dass das „in Minga“ auch so funktioniert.
In welcher Welt lebst du? Die Gewerbegebiete auf der grünen Wiese gibt es ausschließlich deswegen, weil der Ballungsraum "Minga" es nicht gebacken kriegt bezahlbar zu bleiben. Ich glaube kaum, dass sonst z.B. eine Lkw-Logistikfirma wie Kühne+Nagel auf die Idee käme, ihre "Niederlassung München" 50 km weit weg in Schweitenkirchen in den Wald zu bauen. Die Gemeinden, die außer der Gewerbesteuer kaum große Einnahmen haben, nehmen das natürlich mit, dass aber überhaupt so viel Nachfrage besteht, liegt in Oberbayern nahezu ausschließlich an "Minga". Wie kommst du dazu, dass die Ballungsräume nichts dafür können? Natürlich könnte man die Gemeinden sich anders finanzieren lassen. Man kann es den Gemeinden nicht übel nehmen, wenn jede ihr Gewerbegebiet mit guter Verkehrs- = Straßenanbindung haben will. Den flächendeckenden Bahnverkehr haben Entscheidungsträger mit meistens Münchner Hintergrund schon vor 50 Jahren nicht mehr für nötig gehalten - zu Gunsten der Stärkung des Ballungsraums. Der S-Bahnbau war 1966-72, die Nebenbahnen kamen hier 1969 weg. Zufall? Nö. Der Ballungsraum war halt wichtiger... sorry. Auch Einkaufsmöglichkeiten, Schulen, Krankenhäuser und andere Einrichtungen wurden zentralisiert. Also der Ballungsraum München kann sehr wohl was dafür, für die Gewerbegebiete ist der aus meiner Sicht fast allein verantwortlich! Aber jetzt gehen hier die Wohnpreise durch die Decke und der Autoverkehr nach München wird immer mehr, weil München es nicht gebacken kriegt und jeder Stadtschnösel auf's Land zieht und dann erstmal jeden Gockel verklagt, der es wagt zu tun, was ein Gockel nunal tut. Und wie gesagt, preissensible Firmen wie die Logistiker machen das gleiche. Es ist übrigens das Gegenteil der Fall, in der letzten Zeit sind die Anfragen in viele Gemeinden sogar eher abgelehnt worden.

Ich lasse das mal den unvergessenen Peter Lustig in einer Löwenzahn-Folge von 1993 erklären: Peter steht im Stau
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Beitrag von Galaxy »

Oliver-BergamLaim @ 14 Feb 2018, 16:44 hat geschrieben:Gäbe auch noch mehr Möglichkeiten, z.B. dass jede Person nur noch ein Fahrzeug auf sich zulassen darf
Und an die Leute die für den Sommer ein Cabrio haben, oder einen Oldtimer hast Du natürlich nicht gedacht.
Nicht der ÖPNV ist zu teuer - Autofahren ist massiv zu billig. Anders kann ich es mir nicht mehr erklären, dass sich in meiner Nachbarschaft einfache Bürogehilfinnen oder Kindergartenerzieherinnen mit Ende 20 einen SUV-Neuwagen vor die Tür stellen.
Ja es ist wirklich eine sauerei das sich die Putzfrau ein Auto leisten kann. :rolleyes:
Jojo423 @ 14 Feb 2018, 20:16 hat geschrieben: Oder man macht Autofahren eben massiv unattraktiver.
Hier ist mal ein revolutionärer Vorschlag: Das Bahnfahren eben massiv attraktiver machen, statt die Konkurrenz wegen ihrer Erfolge zu bestrafen. Neben zuverlässigen Zügen, gehort auch dazu das beim Bahnhof nicht der Putz von den Wänden bröckelt. Ein Bahnhof wie z.B. Pforzheim Hbf, wer tut sich diese Ruine gerne an?



Eine günstige Flatrate für den ÖPNV würde ich positive finden. Es komplett "Kostenlos" zu machen finde ich nicht gut, kostenlose sache sind psychologisch problematisch. Von der finanzierung mal abgesehen.
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Beitrag von 146225 »

Galaxy @ 15 Feb 2018, 05:04 hat geschrieben: Ein Bahnhof wie z.B. Pforzheim Hbf, wer tut sich diese Ruine gerne an?
Diese spezielle Ruine wurde im Lauf der letzten Jahre mal wieder etwas hergerichtet und sieht aktuell - auch im Kontext der Stadt drumherum - gar nicht mal soo übel aus, auch hat man es dort nach Jahrzehnten geschafft, Umsteigewege zu verkürzen weil man aus 3 Busbahnhöfen (!) einen machen konnte. Wenn man nun es schafft, die mit den kommenden Fahrplänen anvisierten Verbesserungen auf der Schiene offensiv zu vermarkten und vielleicht auch das Busnetz nicht stehenbleibt, steht Pforzheim für eine verarmte Großstadt ohne Tram halbwegs passabel da.

Also da gibt es wirklich schlimmere Bahnhöfe in Deutschland.
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Beitrag von Galaxy »

146225 @ 15 Feb 2018, 07:04 hat geschrieben:
Diese spezielle Ruine wurde im Lauf der letzten Jahre mal wieder etwas hergerichtet und sieht aktuell - auch im Kontext der Stadt drumherum - gar nicht mal soo übel aus, auch hat man es dort nach Jahrzehnten geschafft, Umsteigewege zu verkürzen weil man aus 3 Busbahnhöfen (!) einen machen konnte. Wenn man nun es schafft, die mit den kommenden Fahrplänen anvisierten Verbesserungen auf der Schiene offensiv zu vermarkten und vielleicht auch das Busnetz nicht stehenbleibt, steht Pforzheim für eine verarmte Großstadt ohne Tram halbwegs passabel da.

Also da gibt es wirklich schlimmere Bahnhöfe in Deutschland.
Ich war im September dort. In der Unterführung rostet alles vor sich hin, und Rost läuft dann über teils frisch gestrichene Wände.

Der Busbahnhof ist aber in der Tat sehr schön.


Vielleicht kann Pforzheim etwas von Stuttgarts glanz abbekommen. Porsche und Bosch werden massiv investieren.
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Beitrag von 146225 »

Galaxy @ 15 Feb 2018, 06:14 hat geschrieben: Vielleicht kann Pforzheim etwas von Stuttgarts glanz abbekommen. Porsche und Bosch werden massiv investieren.
Ich glaube, Stuttgart hat so viel spezielle Probleme, das lässt sich nicht 1:1 auf andere Städte übertragen. Stuttgart muss sehen, dass sie mit den eigenen massiven Problemen zurecht kommen, da gibt es genug Potenzial zum Scheitern.
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Iarn
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Beitrag von Iarn »

Merkur
Der Münchner FDP Chef Mattar, der sonst eher skurrile Verkehrsideen hat, hat einen recht interessanten Gedanken zum Thema.
Den Grünen-Vorschlag, zumindest ein günstigeres Ticket für 365 Euro pro Jahr einzuführen, sieht FDP-Chef Michael Mattar kritisch: „Das funktioniert schon aus Kapazitätsgründen nicht. Jeder, der morgens im Bus oder in der Bahn unterwegs ist, weiß, dass ohne Ausbau kein Platz für deutlich mehr Menschen ist.“ Doch Mattar räumt ein: „Wir müssen den Verkehr entzerren. Deshalb wäre eine Vergünstigung des 9-Uhr-Tickets auf 365 Euro sinnvoll.“
Den Gedanken, statt den ÖPNV pauschal gratis zu machen, gezielt nicht ganz so ausgelastete Zeiten billiger zu machen, hat was pragmatisches. Sicher ist es nicht wirklich gerecht, aber es könnte eine gewisse Lenkungswirkung entfalten.
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Rohrbacher
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Beitrag von Rohrbacher »

Im Kombination mit der Idee von Sitzplatzreservierungen in der S-Bahn könnte ein 365-Euro-Ticket auch in der Hauptverkehrszeit funktionieren. :P
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Lazarus
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Beitrag von Lazarus »

Iarn @ 16 Feb 2018, 15:37 hat geschrieben: Den Gedanken, statt den ÖPNV pauschal gratis zu machen, gezielt nicht ganz so ausgelastete Zeiten billiger zu machen, hat was pragmatisches. Sicher ist es nicht wirklich gerecht, aber es könnte eine gewisse Lenkungswirkung entfalten.
Dafür. Wobei man aber in dem Zusammenhang vielleicht sogar überlegen könnte, ob es z.b. eine Sperrzeit während der Ferien noch braucht. Weil da sind ja auch morgens deutlich weniger unterwegs.
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Beitrag von 146225 »

Rohrbacher @ 16 Feb 2018, 16:01 hat geschrieben: Im Kombination mit der Idee von Sitzplatzreservierungen in der S-Bahn könnte ein 365-Euro-Ticket auch in der Hauptverkehrszeit funktionieren. :P
Du hast die Zugbindung vergessen. :ph34r:
München kann jeder. Duisburg muss man wollen!
Rathgeber
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Beitrag von Rathgeber »

Iarn @ 16 Feb 2018, 16:37 hat geschrieben:Den Gedanken, statt den ÖPNV pauschal gratis zu machen, gezielt nicht ganz so ausgelastete Zeiten billiger zu machen, hat was pragmatisches. Sicher ist es nicht wirklich gerecht, aber es könnte eine gewisse Lenkungswirkung entfalten.
Der Vorstoß ist nicht nur „nicht wirklich gerecht“, sondern auch dermaßen an der Realität vorbei. Wer während der HVZ den ÖPNV (also die Mehrheit) nutzen muss, soll nach Mattars Logik doppelt so viel bezahlen wie diejenigen, die Gleit- oder andere Arbeitszeiten haben?
Anstatt selbst mal Vorschläge zu machen, wie man den ÖPNV in München kurzfristig verbessern kann, kommt er mit einer Zweiklassengesellschaft daher.
AK1
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Beitrag von AK1 »

Rathgeber @ 16 Feb 2018, 19:34 hat geschrieben: Der Vorstoß ist nicht nur „nicht wirklich gerecht“, sondern auch dermaßen an der Realität vorbei. Wer während der HVZ den ÖPNV (also die Mehrheit) nutzen muss, soll nach Mattars Logik doppelt so viel bezahlen wie diejenigen, die Gleit- oder andere Arbeitszeiten haben?
Anstatt selbst mal Vorschläge zu machen, wie man den ÖPNV in München kurzfristig verbessern kann, kommt er mit einer Zweiklassengesellschaft daher.
Die Zweiklassengesellschaft gibt es auch heute, nur dass heute der Unterschied geringer ist, der Vorwurf an Herrn Mattar ist also schon mal grundsätzlich etwas schräg.
Sicher sind heute auch Leute, die Gleitzeit haben, zur HVZ unterwegs, denen man mit einem günstigeren Angebot einen Anreiz bieten könnte auszuweichen. Muss ja auch nicht unbedingt jeden Tag sein. Wer nur noch die Hälfte zahlt, kann sich auch ab und zu eine Einzelfahrt in der Stoßzeit zusätzlich leisten.
Wenn man Leute dazu bringt, die HVZ mehr oder weniger oft zu meiden, ist es sicher nicht ganz verkehrt.
Rathgeber
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Beitrag von Rathgeber »

AK1 @ 16 Feb 2018, 20:48 hat geschrieben: Sicher sind heute auch Leute, die Gleitzeit haben, zur HVZ unterwegs, denen man mit einem günstigeren Angebot einen Anreiz bieten könnte auszuweichen. Muss ja auch nicht unbedingt jeden Tag sein. Wer nur noch die Hälfte zahlt, kann sich auch ab und zu eine Einzelfahrt in der Stoßzeit zusätzlich leisten.
Wenn man Leute dazu bringt, die HVZ mehr oder weniger oft zu meiden, ist es sicher nicht ganz verkehrt.
Das wird ja immer absurder. Es geht nicht um die Frage, wann die Menschen am besten die öffentlichen Verkehrsmittel benutzen sollen, damit die Verkehrsunternehmen nicht so volle Fahrzeuge haben, sondern darum, was getan werden muss, dass mehr Menschen den ÖPNV nutzen.
Für viele Berufsgruppen stellt sich die Frage nach flexibleren Arbeitszeiten nun mal nicht. Das sieht man übrigens auch auf den Straßen, die während der HVZ auch voller sind als zu anderen Uhrzeiten.
AndiFant

Beitrag von AndiFant »

Rathgeber @ 16 Feb 2018, 21:01 hat geschrieben: Das sieht man übrigens auch auf den Straßen, die während der HVZ auch voller sind als zu anderen Uhrzeiten.
Dagegen hilft eine nach Uhrzeit gestaffelte City Maut. Mit deren Einnahmen könnte man ja auch den den ÖPNV subventionieren und dessen Angebot massiv ausbauen. Das würde auch die Luftschadstoff Problematik halbwegs kurzfristig lösen.

Aber klar, das wäre unpopulär und die Autolobby würde Sturm laufen ...
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Lazarus
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Beitrag von Lazarus »

Eine City Maut sehe ich mit gemischten Gefühlen. Weil die würde auch dazu führen, das die Preise wieder steigen. Weil die meisten Handwerker und Händler werden die auf die Preise umlegen.
Mehr Geld für den ÖPNV-Ausbau in München! Es wird höchste Zeit!
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Beitrag von AK1 »

Rathgeber @ 16 Feb 2018, 20:01 hat geschrieben:
AK1 @ 16 Feb 2018, 20:48 hat geschrieben: Sicher sind heute auch Leute, die Gleitzeit haben, zur HVZ unterwegs, denen man mit einem günstigeren Angebot einen Anreiz bieten könnte auszuweichen. Muss ja auch nicht unbedingt jeden Tag sein. Wer nur noch die Hälfte zahlt, kann sich auch ab und zu eine Einzelfahrt in der Stoßzeit zusätzlich leisten.
Wenn man Leute dazu bringt, die HVZ mehr oder weniger oft zu meiden, ist es sicher nicht ganz verkehrt.
Das wird ja immer absurder. Es geht nicht um die Frage, wann die Menschen am besten die öffentlichen Verkehrsmittel benutzen sollen, damit die Verkehrsunternehmen nicht so volle Fahrzeuge haben, sondern darum, was getan werden muss, dass mehr Menschen den ÖPNV nutzen.
Für viele Berufsgruppen stellt sich die Frage nach flexibleren Arbeitszeiten nun mal nicht. Das sieht man übrigens auch auf den Straßen, die während der HVZ auch voller sind als zu anderen Uhrzeiten.
So und wie kriegt man mehr Leute in die Öffentlichen, wenn die in der HVZ sowieso schon voll ausgelastet sind. Ah, wenn man es schafft, die Kapazitäten zu den Zeiten besser zu nutzen, wo es nicht so ist.
Wenn Du meinen Beitrag liest, fällt Dir auf, dass ich es sinnvoll finde, für diejenigen, die flexibel sind, es attraktiver zu machen, außerhalb der HVZ zu fahren.
Was daran absurd sein soll, kannst Du mir gern erläutern.
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Iarn
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Beitrag von Iarn »

Es gibt ja mit der Isarcard 9Uhr eh schon eine Verbilligung nach 9Uhr, also eine "Zwei Klassen Gesellschaft".
Nachdem der ÖPNV halt heute speziell in der Morgen HVZ über füllt ist, ist es aus meiner Sicht legitim zu versuchen, den Lebkungseffekt zu vergrößern.

Als Student habe ich durchaus versucht im Hauptstudium Vorlesungen vor 10h zu vermeiden, weil mich eine (damals noch grüne Karte) ab neun deutlich billiger kam als ei. Reguläres Studententicket.
Insofern ja der Effekt funktioniert, wenn auch klar nicht bei jeder Zielgruppe.
Autonome Volksfront für die Wiedererrichtung der klassischen 22er Tram in München
Nicht zu verwechseln mit der Populären Front
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Beitrag von Cloakmaster »

Lazarus @ 16 Feb 2018, 21:37 hat geschrieben: Eine City Maut sehe ich mit gemischten Gefühlen. Weil die würde auch dazu führen, das die Preise wieder steigen. Weil die meisten Handwerker und Händler werden die auf die Preise umlegen.
Das Problem waren eher die Menschen mit niedrigem Einkommen. Citymaut als ALG2 Bedarf...??
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Beitrag von Metropolenbahner »

Iarn @ 16 Feb 2018, 21:57 hat geschrieben: Als Student habe ich durchaus versucht im Hauptstudium Vorlesungen vor 10h zu vermeiden, weil mich eine (damals noch grüne Karte) ab neun deutlich billiger kam als ei. Reguläres Studententicket.
Insofern ja der Effekt funktioniert, wenn auch klar nicht bei jeder Zielgruppe.
Ja, das müsste man eigentlich mehr steuern. Wieso gibts z.B. kein 9-Uhr Ticket, wo man über Aufpreis gewünschten Wochentagen zur HVZ-Nutzung dazubuchen kann? Natürlich gestaffelte Aufpreise, also ein Tag noch relativ billig, aber mehrere Tage dann umso teurer. Nach 1-2 Jahren kann man dann sehen, welche Tage besonders oft dazu gebucht werden und dann entsprechend die Preise ändern (die häufig nachgefragten Tage etwas verteuern).

Ansonsten, hier noch eine These zum kostenlosen Nahverkehr, wonach der Autoverkehr mit allem Drum und dran (Verschmutzung, Lärm, Unfälle etc) 3x teurer als ÖPNV wäre:

https://www.heise.de/newsticker/meldung/For...hn-3972379.html
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Beitrag von Rathgeber »

Iarn @ 16 Feb 2018, 21:57 hat geschrieben: Es gibt ja mit der Isarcard 9Uhr eh schon eine Verbilligung nach 9Uhr, also eine "Zwei Klassen Gesellschaft".
Nachdem der ÖPNV halt heute speziell in der Morgen HVZ über füllt ist, ist es aus meiner Sicht legitim zu versuchen, den Lebkungseffekt zu vergrößern.
Wie gesagt: auf den Straßen stellt sich es genauso dar. Diese Zweiklassengesellschaft noch stärker zu fördern, ist aus diesem Grund nicht hilfreich, weil sie zwei Punkte ignoriert.
Es geht darum, den Autoverkehr zu verringern. Das führt zwangsläufig zu noch mehr Fahrgästen, speziell in der HVZ (außerhalb auch). Die Menschen, die ihre Arbeitszeit flexibel gestalten kann, ist in der Minderheit. Und man darf nicht übersehen, dass sogar das KVR inzwischen schon von einer ganztägigen HVZ bis 2030 auf den Straßen warnt, wenn nicht umgedacht wird. (Hier fände auch eine Umlagerung auf den ÖPNV statt.)'
Und es geht auch darum, den Zugang zu ÖPNV zu erleichtern. Ein einheitlicher, einfach zu merkender Tarif wäre eine Hilfe.
Mattar will dem MIV nicht wehtun; um nichts anderes geht es ihm. (Daran ändert auch seine Anrage an den OB bis jetzt nichts.)
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