Autobahn @ 27 Feb 2012, 20:53 hat geschrieben:Ich weiß, es kostet ein Schweinegeld, jeden Güterwagen umzurüsten, aber wenn heutzutage schon Fahrräder mit Scheibenbremsen ausgerüstet sind, warum dann ein so unsinnige Forschung, die Waggons durch eine andere Beschaffenheit der Bremsklötze, die auf die Lauffläche wirken, mit althergebrachten Mitteln zu bremsen? Die Methode ist, so denke ich, gerade mal 175 Jahre alt :ph34r:
Schon Postkutschen und Lastkarren hatten Klotzbremsen, die nach dem selben Prinzip funktioniert haben. Aber nein, die böse Eisenbahn hat nicht die Zeit verpennt, es gibt durchaus
scheibengebremste Güterwagen, es gibt sogar Güterwagen mit ep-Bremse.
Nur erfordern Scheibenbremsen, welche allein schon in der Anschaffung teurer sind, auch einen höheren Wartungsaufwand. Soweit ich weiß muss man die Bremsscheiben etwa einmal die Woche warten bzw. es muss jemand draufschauen. Viele Güterwagen brauchen keine Hochleistungsbremsen, die stehen/fahren schonmal *sehr lang* irgendwo in Europa rum und sollen deswegen möglichst wartungsarm sein.
Deswegen gibt's auch heute noch Autos mit Trommelbremsen, kannst ja mal nachschauen, aber bei deinem 3er Golf solltest du an der Hinterachse auch keine Keramikbremsscheiben finden. Auch wenn du einen
Pkw-Anhänger hast, wirst du da selbst bei einem neuen in der Regel Technik finden, die schon vor 1950 erfunden war bzw. man findet bei kleinen Anhängern gar nix außer 'nem simplen Stromkreis für ein paar Glühlämpchen. Die 750kg-Anhänger, die die meisten haben, sind so wartungsfrei, die Achse ist weder gefedert noch gebremst. Und etwa so redumentär (nicht ganz, aber fast) ist auch das Anforderungsprofil für einen Großteil der über 150000 Güterwagen, die heute allein in Deutschland eingestellt sind, in ganz Europa dürften annähernd 1 Mio. Güterwagen unterwegs sein. Das ist mit Absicht ein LowTech-Produkt. Ein Rahmen mit Puffer/Kupplung, im zweiachsigen Fall einfache
Fahrwerke mit Blattfedern, einer relativ einfachen Bremsanlage und dann einem Aufbau je nach Bedarf. Fertig. Egal wie alt der
Güterwagen ist, das Prinzip gilt seit Erfindung der Eisenbahn, viel mehr ist in der Regel mit Absicht nicht dran.
Natürlich könnte man jeden Güterwagen mit Drehgestellen und Aufbauten ausstatten, die nebenbei auch so gedämpft sind, dass allein dadurch der Lärm schon reduziert wird (warum läuft ein DBpz wohl leiser als ein Bn?), aber das würde für die ganze Flotte Unsummen kosten. Deswegen gibt's sowas meistens nur bei bestimmten Wagen, wie z.B. neueren
Autotransportwagen, die mehr oder weniger in festen Umläufen in Ganzzügen fahren und nur wenig lauter als Reisezüge sind.
Außerdem würde es noch geschätzt 40 oder 50 Jahre dauern, wenn die Lösung auf das Krachproblem von Güterwagenbremsen die Scheibenbremse wäre, weil die ja nur bei neuen Wagen zum Einsatz käme. Neuartige Bremsklötze sind da weitaus günstiger und wenn mal auf'm Markt binnen recht kurzer Zeit auch mit jedem Bremsklotzwechsel einbaubar.
Bericht vom SF zum Thema:
http://www.videoportal.sf.tv/video?id=cb01...ad-1033c998d51a