Bahn-Bashing in den Medien

Alles über Eisenbahn, was woanders nicht passt.
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Jojo423
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Beitrag von Jojo423 »

Hallo.
Mir ist heute auf YouTube wieder ein sehr interessantes Video aufgefallen. (Link) Es ist schon krass, wie in diesem Land auf die Bahn eingeprügelt wird. Sei es der Güterverkehr, Streichungen von Leistungen, Nicht-Investition in angeblich wichtige Projekte, etc... Klar läuft nicht alles richtig bei der Bahn, aber ich finde es doch immer wieder erstaunlich wie Politiker, die einerseits einen haufen Geld an Dividende von der Bahn haben wollen, gleichzeitig aber sich dann beschweren, wenn Leitungen aufgrund von unwirtschaftlichkeit gestrichen werden.
Wie die Bahn es macht, es ist immer falsch, so könnte man zumindest meinen. Irgendwie traurig...
Viele Grüße
Jojo423
Electrification
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Beitrag von Electrification »

Das ist leider in Mode in diesem Land, damit erkauft man sich ein Schulterklopfen des Stammtisches. Jeder primitive Naivling klatscht doch Beifall bei diesem Bashing und leider gibts davon auch genug in diesem Land.

Bei unserer Eisenbahn ist vieles verbesserungswürdig, aber es ist eine Sauerei wie sie von den (lobbygesteuerten?) Medien nieder macht wird. Wir haben trotz der Probleme eines der besten Eisenbahnsysteme der Welt, das es gilt zu verbessern.

Doch genau wenn es um Verbesserungen geht fehlt die Hilfe für das System, denn die Eisenbahn wird seit Jahrzehnten systematisch benachteiligt und wird es leider auch weiterhin.
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Autobahn
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Beitrag von Autobahn »

Es ist eine (traurige) Tatsache, das die DB AG die Länder zwingen will, für den eingestellten Fernverkehr Ersatzleistungen aus den Regionalsierungsmitteln zu bestellen.

Ziele, die ich nicht mit dem ICE erreichen kann, fahre ich mit dem Auto oder gar nicht an.
Der Kapitalismus ist so alt wie die Menschheit, der Sozialismus ist nur Siebzig geworden. Er hatte keine Krise, er hatte kein Kapital.
Rathgeber
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Beitrag von Rathgeber »

Electrification @ 28 Mar 2012, 01:25 hat geschrieben:Das ist leider in Mode in diesem Land, damit erkauft man sich ein Schulterklopfen des Stammtisches. Jeder primitive Naivling klatscht doch Beifall bei diesem Bashing und leider gibts davon auch genug in diesem Land.
Ich halte die Berichterstattung nicht unbedingt für lobbygesteuert. Das Problem ist eher, daß man unter den Journalisten eher Autofreaks als Kenner der Bahn(politik) findet. Siehe z.B. diese vollkommen unsinnige Reihe im ZEIT-Magazin"Autotest", in der Redakteur/innen aus allen Ressorts jede Woche einen anderen Schlitten vorstellen dürfen.

Hinzu kommt, daß sich die Berichterstattung über den Autoverkehr in vielen Zeitungen auch nur auf die Empörung über zu hohe Benzinpreise und zu viele Baustellen auf den Autobahnen in den Sommerferien beschränkt. Qualitätsjournalismus erkenne ich hier auch nicht.
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Beitrag von Electrification »

Traurig Tatsache ist dass der sekundäre Fernverkehr nicht ausgeschrieben wird.
Die DB AG handelt wie ein normaler, marktwirtschaftlicher Wirtschaftsbetrieb und die meisten Fernverkehre sind nicht gerade gewinnbringend ohne staatliche Zuschüsse.
Herr Autobahn würde das doch genauso machen wenn er DB-AG-Vorstand wäre.
Es ist und war ein Fehler der Bahnreform dass der Fernverkehr eigenwirtschaftlich zu sein hat. Der Bund entzieht sich ganz seiner Verantwortung!

Wir brauchen wieder einen flächendeckenden, vernetzten Fernverkehr. Dazu muss man sekundäre Fernverkehrsnetze zusammenstellen, wo man die IC-Linien und viele RE-Linien mit langen Laufwegen reinpackt und damit ein dem RE überlegenen Komfortmaßstab festlegen kann, jedoch mit allen normalen Tickets nutzbar.

Jedoch braucht es dafür auch höhere Finanzmittel, die man aber u. a. mittels der Lkw-Maut und einer noch einzuführenden Pkw-Maut finanzieren kann.
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Boris Merath
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Beitrag von Boris Merath »

Autobahn @ 28 Mar 2012, 02:17 hat geschrieben: Es ist eine (traurige) Tatsache, das die DB AG die Länder zwingen will, für den eingestellten Fernverkehr Ersatzleistungen aus den Regionalsierungsmitteln zu bestellen.
Schon eine Sauerei, dass ein privatwirtschaftliches Unternehmen, das ja bekanntlich alles besser macht, auf die unverschämte Idee kommt, nicht rentable Verbindungen einzustellen. Aber das kommt bestimmt nur daher, dass bei der Bahn noch so viele Beamte arbeiten, wenn man alle bösen Beamten rauswerfen würde, dann würde die Bahn doch bestimmt auch unrentable Verbindungen weiter betreiben, oder?
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

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Autobahn
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Beitrag von Autobahn »

@ Electrification

Natürlich würde ich es als DB-Chef nicht anders machen ;)

Wenn es aber einen ausgeschriebenen B-Fernverkehr geben sollte, kann dies nur zu Lasten langlaufender RE-Linien gehen, die dann als Interregio laufen würden. Diese würden dann an den Landesgrenzen nicht gebrochen werden. Keinesfalls dürfen diese Linien dann aber dann mit einem Nahverkehrsticket benutzt werden dürfen, wenn es auf der Relation Nahverkehrsangebote gibt. Ein von Dir geforderter (und für lange Strecken sicher notwendiger) höherer Komfort rechtfertigt auch einen höheren Preis.

Ich will es mal an einem kleinen Beispiel deutlich machen, von Düsseldorf nach Dortmund habe ich die Wahl zwischen S-Bahn, Regionalexpress, Intercity und ICE. Mit einem Nahverkehrsticket (VRR-Preisstufe D) zahlte ich 12,00 Euro. Dafür kann ich zwischen S-Bahn (Fahrtzeit: 1:11 h) und RE (Fahrtzeit: 0:53 h) wählen. Wähle ich den IC (Fahrtzeit: 0:55 h) zahle ich 17,50 Euro, beim ICE (Fahrzeit: 0:48 h) darf ich 23,50 Euro auf den Tisch legen. Und diese Preisdifferenzen halte ich auf Grund des höheren Komforts für gerechtfertigt. Dies würde den Fernverkehr abwerten, da dann die Billigheimer den IC stürmen würden und potentielle echte Fernverkehrskunden abschrecken.
Jedoch braucht es dafür auch höhere Finanzmittel, die man aber u. a. mittels der Lkw-Maut und einer noch einzuführenden Pkw-Maut finanzieren kann.
Das ist eine gerne kolportierte Forderung bestimmter Eisenbahnfreunde, die aber verfassungsrechtlich bedenklich ist.
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Boris Merath
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Beitrag von Boris Merath »

Autobahn @ 28 Mar 2012, 12:55 hat geschrieben: Das ist eine gerne kolportierte Forderung bestimmter Eisenbahnfreunde, die aber verfassungsrechtlich bedenklich ist.
Warum sollte?
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

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Beitrag von MVVUser »

Boris Merath @ 28 Mar 2012, 13:38 hat geschrieben: Warum sollte?
Die Maut ist eine zweckgebundene Steuer, welche nicht zum Stopfen von Haushaltslöchern (z.B. Bahn) verwendet werden darf. Das Geld darf nur in den Aus- und Neubau von Straßen fließen.
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Boris Merath
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Beitrag von Boris Merath »

MVVUser @ 28 Mar 2012, 13:50 hat geschrieben: Die Maut ist eine zweckgebundene Steuer, welche nicht zum Stopfen von Haushaltslöchern (z.B. Bahn) verwendet werden darf. Das Geld darf nur in den Aus- und Neubau von Straßen fließen.
Ja, weil das so im Bundesfernstraßenmautgesetz steht - aber so ein Gesetz kann man ändern. Aber wo soll das verfassungsrechtliche Problem sein?
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

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Lazarus
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Beitrag von Lazarus »

Boris Merath @ 28 Mar 2012, 14:01 hat geschrieben: Ja, weil das so im Bundesfernstraßenmautgesetz steht - aber so ein Gesetz kann man ändern. Aber wo soll das verfassungsrechtliche Problem sein?
Die Auto-Lobby wird dafür sorgen, das sich da nix ändert :ph34r:
Mehr Geld für den ÖPNV-Ausbau in München! Es wird höchste Zeit!
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Boris Merath
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Beitrag von Boris Merath »

Lazarus @ 28 Mar 2012, 14:05 hat geschrieben: Die Auto-Lobby wird dafür sorgen, das sich da nix ändert :ph34r:
Auch das ist kein verfassungsrechtliches Problem.
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

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Beitrag von Bat »

Autobahn @ 28 Mar 2012, 02:17 hat geschrieben:
Ziele, die ich nicht mit dem ICE erreichen kann, fahre ich mit dem Auto oder gar nicht an.
Gut, dass das nicht alle machen ... . :wacko:

*rofl*
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Beitrag von MVVUser »

Boris Merath @ 28 Mar 2012, 14:01 hat geschrieben: Ja, weil das so im Bundesfernstraßenmautgesetz steht - aber so ein Gesetz kann man ändern. Aber wo soll das verfassungsrechtliche Problem sein?
Die Bahn hat das Problem, die Balance zwischen wirtschaftlichem Betrieb (was von der Politik gewollt ist) und einem guten Fahrtangebot zu finden.
Das dies Geld kostet ist keine Frage. Aber sollte man hierfür die Autofahrer (die offensichtlich die Bahn nicht nutzen) wirklich noch stärker belasten, als es ohnehin bereits jetzt der Fall ist?
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Autobahn
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Beitrag von Autobahn »

@ Boris

Die LKW-Maut ist keine Steuer, sondern eine Straßenbenutzungsgebühr, also eine Abgabe. Abgaben im engeren Sinne müssen aufgabenbezogen und zweckgebunden verwendet werden. Wenn Du in ein Schwimmbad gehst, dient der Eintritt ja auch nicht dafür, Futter für die Tiere im Zoo zu kaufen.
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Beitrag von Martin H. »

Wenn das Erlebnisbad einen Streichelzoo hat? :P
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Beitrag von DumbShitAward »

Schaut euch doch mal hier um: hier gibts über jeden noch so kleinen Scheiß ein Riesentheater. Der eine hält den VT612 für ein Produkt des Teufels, der nächste fordert Schadenersatz wegen seelischer Grausamkeit weil er in einem n-Wagen reisen musste, Nummer drei kriegt cholerische Anfälle wegen der Teppichfarbe und der Vierte ist der Meinung, dass in Frankreich, Japan, der Schweiz und Mali eh alles besser ist.

Und hier treiben sich in erster Linie Leute herum die zumindest eine grundsätzliche Ahnung haben wie der Bahnverkehr in Deutschland (zumindest aus Fahrgastsicht) funktioniert. Zu motzen gibts aber eigentlich täglich was.


Und dann fragt man sich, was bei den einfachen Medien die einen Metropolitan nicht vom ICE auseinanderhalten können (ich erinnere mich da an die Tagesschau...) schief läuft: eigentlich nichts - sie haben meist zu wenig Erfahrung (aber wer mal einen Blick in den Technikteil so ziemlich jeder großen Tageszeitung wirft, stellt fest, dass das nicht der Einzige Teil ist) mit dem Thema und motzen über Dinge, die sie nicht verstehen UND über das worüber hier auch geschimpft wird.
Lektion 73 in unserer Serie "Rechtsstaat für Anfänger", heute: §81 StGB

Wer es unternimmt, mit Gewalt oder durch Drohung mit Gewalt den Bestand der Bundesrepublik Deutschland zu beeinträchtigen oder die auf dem Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland beruhende verfassungsmäßige Ordnung zu ändern, wird mit lebenslanger Freiheitsstrafe oder mit Freiheitsstrafe nicht unter zehn Jahren bestraft.
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Beitrag von Bayernlover »

DumbShitAward @ 28 Mar 2012, 17:52 hat geschrieben: Zu motzen gibts aber eigentlich täglich was.
Das ist überall so. Danach scheint der Mensch regelrecht zu suchen.
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Flo_K
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Beitrag von Flo_K »

DumbShitAward @ 28 Mar 2012, 17:52 hat geschrieben: Und dann fragt man sich, was bei den einfachen Medien die einen Metropolitan nicht vom ICE auseinanderhalten können (ich erinnere mich da an die Tagesschau...) schief läuft: eigentlich nichts - sie haben meist zu wenig Erfahrung (aber wer mal einen Blick in den Technikteil so ziemlich jeder großen Tageszeitung wirft, stellt fest, dass das nicht der Einzige Teil ist) mit dem Thema und motzen über Dinge, die sie nicht verstehen UND über das worüber hier auch geschimpft wird.
Naja es ist wie in letzter Zeit so oft im ÖR-Rundfunk (Im Privaten finden Politmagazine ja ohnehin nicht statt): Es gibt eine "gute Absicht" (=Missstände aufdecken) und dann wird dilletantisch rangegangen. Und der Bericht ist nicht Folge eines Unwissens. Allein schon die Tatsache, dass aus den unterschiedlichen Vorschlägen für Reisewege gerade die mit dem Bus und zwei Umstiegen (es gibt auch schneller mit einem Umstieg ohne Bus) ausgewählt wurde ist im Grunde unseriös. Es spielt all jenen in die Hände, die auf Stammtischniveau die Bahn als Ganzes niedermachen, weil sie persönlich irgendein schlechtes Erlebnis hatten. Aber mann kann nunmal keine Rückschlüsse aus der Verbindung Chemnitz-Gera für ganz Deutschland ziehen. Mann kann eine solche Verbindung sicherlich exemplarisch darstellen. Aber der ganze Bericht ist im Endeffekt darauf aufgebaut inklusive dem kleinen Mann, der seine Meinung auch ins Mikro tröten darf und tollen Statistiken, die eindrucksvoll auf Deutschlandkarten dargestellt werden. Erklärungen, wie das Ganze eigentlich funktioniert, welche Mechanismen dahinter stecken (Privatisierung der Bahn, Bestellung des NV durch die Länder etc etc.) finden in keiner Weise statt.

Für mich ist das einfach schlechter Journalismus. "Bashing" würde ich es jetzt aber nicht nennen. Bestimmte beobachtete Tendenzen, wie weniger Fahrkartenschalter und keiner IR mehr sind ja zweifelsohne Entwicklungen der jüngeren zeit, die nicht zu den positivsten zählen....
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Beitrag von Electrification »

MVVUser hat geschrieben: Die Maut ist eine zweckgebundene Steuer, welche nicht zum Stopfen von Haushaltslöchern (z.B. Bahn) verwendet werden darf. Das Geld darf nur in den Aus- und Neubau von Straßen fließen.
Also vor der schwarz-gelben Umverteilungsorgie ging das auch, aber Herr Straßenminister Ramsauer wollte das nicht mehr.
Mittlerweile gibt es sogar die ungerechte Situation dass große Teile der Bahndividende zum Stopfen von Haushaltslöchern genutzt werden, während von der Lkw-Maut kein Cent in den Haushalt fließt. Das ist wieder eine typische Benachteiligung des Systems Eisenbahn. Die Straßenlobby hat hier natürlich das Verkehrsministerium in der Hand und wenn Schwarz-Gelb dran ist gleich noch mehr als so schon.
MVVUser hat geschrieben: Die Bahn hat das Problem, die Balance zwischen wirtschaftlichem Betrieb (was von der Politik gewollt ist) und einem guten Fahrtangebot zu finden.
Das dies Geld kostet ist keine Frage. Aber sollte man hierfür die Autofahrer (die offensichtlich die Bahn nicht nutzen) wirklich noch stärker belasten, als es ohnehin bereits jetzt der Fall ist?
Es gibt das Ziel Verkehr zu verlagern und dazu braucht es eben auch restriktive Maßnahmen. Man muss die Autofahrer/Straßenverkehrsteilnehmer doch nicht mal stärker belasten, man muss die Gelder nur umschichten. Es wird zu viel Geld für den Straßenbau und zu wenig für die Eisenbahn verwendet (Deutschland ist peinlicherweise ganz am Tabellenende in Europa was Eisenbahninvestitionen betrifft). Im Straßenbau sollte man sich endlich auf den Unterhalt der zahllosen runtergekommenen Straßen kümmern, statt ständig neue Kostenfaktoren zu schaffen und neue Straßen zu bauen, die neuen Verkehr erzeugen.

Auf München - Mühldorf kann man diesen Effekt erkennen. Die A 94 wird vorangetrieben, während man den Bahnausbau verschleppt und somit Fahrgäste aufs Auto abwandern.
Ich denke der Bund macht das absichtlich, die A 94 hat sich wegen Klagen auf Jahrzehnte rausgezögert, also durfte der Bahnausbau auf keinen Fall vorher beendet sein. Hier waren sicher Lobbyisten am Werk und haben hier den Ausbau verhindert. Der Bund hat ja weiter kein großes Interesse an einem Ausbau, während man in die A 94 reinbuttert was das Zeug hält, obwohl die Autobahn absolut unnötig war. Für den regionalen Verkehr hätte eine vierspurige B 12 getaugt und für den überregionalen Verkehr gibt es die bereits heute schlecht ausgelastete A 92 und ab Deggendorf die A 3 für den Österreichverkehr.

Autobahn hat geschrieben: Die LKW-Maut ist keine Steuer, sondern eine Straßenbenutzungsgebühr, also eine Abgabe. Abgaben im engeren Sinne müssen aufgabenbezogen und zweckgebunden verwendet werden. Wenn Du in ein Schwimmbad gehst, dient der Eintritt ja auch nicht dafür, Futter für die Tiere im Zoo zu kaufen.
Das ist alles eine Definitionsfrage und wenn man will kann man viel. Will man wirklich massiv verlagern muss man die Infrastruktur drastisch ausbauen und das geht nur mit deutlich höheren Finanzmitteln für die Schiene. Im Straßenverkehr sollte man Neubaumaßnahmen auf das Nötigste beschränken und sich mehr auf den Unterhalt konzentrieren.
Man kann durchaus wie in anderen Ländern restriktive Maßnahmen und Mittelumschichtungen zu einer Verkehrsverlagerung nutzen.

Oder wie will man sonst die Verkehrswende schaffen? Ohne einzugreifen und zu lenken ist das unmöglich.
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Beitrag von DumbShitAward »

Flo_K @ 28 Mar 2012, 21:05 hat geschrieben: Naja es ist wie in letzter Zeit so oft im ÖR-Rundfunk (Im Privaten finden Politmagazine ja ohnehin nicht statt): Es gibt eine "gute Absicht" (=Missstände aufdecken) und dann wird dilletantisch rangegangen. Und der Bericht ist nicht Folge eines Unwissens. Allein schon die Tatsache, dass aus den unterschiedlichen Vorschlägen für Reisewege gerade die mit dem Bus und zwei Umstiegen (es gibt auch schneller mit einem Umstieg ohne Bus) ausgewählt wurde ist im Grunde unseriös. Es spielt all jenen in die Hände, die auf Stammtischniveau die Bahn als Ganzes niedermachen, weil sie persönlich irgendein schlechtes Erlebnis hatten. Aber mann kann nunmal keine Rückschlüsse aus der Verbindung Chemnitz-Gera für ganz Deutschland ziehen. Mann kann eine solche Verbindung sicherlich exemplarisch darstellen. Aber der ganze Bericht ist im Endeffekt darauf aufgebaut inklusive dem kleinen Mann, der seine Meinung auch ins Mikro tröten darf und tollen Statistiken, die eindrucksvoll auf Deutschlandkarten dargestellt werden. Erklärungen, wie das Ganze eigentlich funktioniert, welche Mechanismen dahinter stecken (Privatisierung der Bahn, Bestellung des NV durch die Länder etc etc.) finden in keiner Weise statt.

Für mich ist das einfach schlechter Journalismus. "Bashing" würde ich es jetzt aber nicht nennen. Bestimmte beobachtete Tendenzen, wie weniger Fahrkartenschalter und keiner IR mehr sind ja zweifelsohne Entwicklungen der jüngeren zeit, die nicht zu den positivsten zählen....
Hinzu kommt wohl auch die persönliche Komponente: quadi jeder war schonmal mit der Bahn in einer Situation, in der irgendetwas nicht so funktioniert hat, wie es sollte. Sei es höhere Gewalt, Eine Verfehlung der Bahn oder gar des Fahrgast selbst. Logisch, wenn man nur oft genug mit dem Zug unterwegs ist, muss das ja schon rein statistisch so sein. Geht aber alles gut ist es business as usual.

Ich glaube ich habe in den letzten 5 Jahren mehr Zeit beim Warten auf Flugzeuge verbracht als auf Züge (und meine "Laufleistung" ist trotz Transatlantikflügen mit dem Zug höher). Aber bekommen Lufthansa & Co eine derartige Medienaufmerksamkeit (im Normalbetrieb)?

Natürlich nicht, hier sind nur "wenige" betroffen und für viele ist Fliegen ein Event - es bleiben auch die positiven oder neutralen Erlebnisse lange bewusst.
Nachdem der ÖRR inzwischen leider nicht mehr als zwangsfinanziertes Niveaulosenfernsehen ist, wird da eben dem geneigten Kunden der Bauch gepinselt und ihn nach dem Wort geredet - wie du schon sagst, im besten Falle unseriös.

Die Erwartungshaltung in der Breite ist also eine ganz andere: Verspätung beim Flugzeug? "Na, dafür gibt es sicherlich einen Grund!". Verspätung bei der Bahn? "Dieser unfähige Haufen *Beleidigungnachwahl*! Die sind IMMER zu spät!!111eineins!elf". Da ist es völlig egal obs einen Baum umgehauen hat, Kinder am Gleiskörper spielen oder das EVU tatsächlich irgendwo geschlampt hat.
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Wer es unternimmt, mit Gewalt oder durch Drohung mit Gewalt den Bestand der Bundesrepublik Deutschland zu beeinträchtigen oder die auf dem Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland beruhende verfassungsmäßige Ordnung zu ändern, wird mit lebenslanger Freiheitsstrafe oder mit Freiheitsstrafe nicht unter zehn Jahren bestraft.
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Beitrag von Flo_K »

DumbShitAward @ 29 Mar 2012, 06:46 hat geschrieben: Nachdem der ÖRR inzwischen leider nicht mehr als zwangsfinanziertes Niveaulosenfernsehen ist
Das ist jetzt aber genau das von Dir geschilderte Verhalten, nur ist jetzt nicht die Bahn der Böse, sondern der ÖRR... :rolleyes:
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Beitrag von MVVUser »

Die Medien berichten zwar sehr einseitig über die Bahn, aber das ist auch genau das, was die Zuschauer sehen wollen. In vielen Köpfen ist die Bahn etwas negatives, da sie mit ihr zu spät zur Arbeit kommen oder sonst etwas nicht klappt. Sind sie hingegen mit dem Flugzeug unterwegs und man kommt 15 Minuten später am Urlaubsort an, "ist das eben so" und man hat es gleich wieder vergessen, weil man jetzt im Urlaub ist.

Aber es sollten auch nicht die einzelnen Verkehrsmittel gegeneinander ausgespielt werden. Es wird immer Straßen-, Bahn- und Flugverkehr geben.
Gerade am Beispiel A94/Ausbau der Bahnstrecke wird dies deutlich. Beides ist notwendig, aber Deutschland ist leider fortschrittsmüde und irgendeinen Käfer findet man schon der nur dort lebt und den es zu schützen gilt.
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Beitrag von Bat »

Man kann es doch ganz kurz fassen:

Die Medienvertreter sind vermutlich zu doof und oder nicht gewillt, realistisch und richtig zu berichten, also werden Emotionen transportiert, was die Quote erhöht. Also muss ein Thema her, das fast jeden betrifft. Ahhhhh ..., die pöse-pöse Bahn ... . Stau intressiert ka Sau!

Fertsch ist Bahnbashing ... . Ganz simpel. :rolleyes:
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Beitrag von Naseweis »

MVVUser @ 29 Mar 2012, 10:57 hat geschrieben: Gerade am Beispiel A94/Ausbau der Bahnstrecke wird dies deutlich. Beides ist notwendig, aber Deutschland ist leider fortschrittsmüde und irgendeinen Käfer findet man schon der nur dort lebt und den es zu schützen gilt.
Käfer blockieren den Ausbau? Was ist denn für eine verquere Sichtweise? :ph34r:
Wenn irgendwo Käfer den Ausbau blockieren, dann die in Schatzkammern der Verkehrsetats - dort finden sich allerhöchstens noch Asseln und Silberfische.
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Beitrag von MVVUser »

Naseweis @ 29 Mar 2012, 11:12 hat geschrieben: Käfer blockieren den Ausbau? Was ist denn für eine verquere Sichtweise? :ph34r:
Der Käfer war nur ein Beispiel. Aber egal, ob es um eine neue Autobahn geht, eine neue Bahnlinie oder sonstiger Fortschritt, findet sich gleich eine Bürgerinitiative, die dagegen ist. Und sofort findet ein Naturschützer eine Tier- oder Pflanzenart, die es einzig und allein dort noch gib und sie deswegen geschützt werden muss (=Nichtbau der Eisenbahn etc.).
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Beitrag von Naseweis »

MVVUser @ 29 Mar 2012, 11:17 hat geschrieben: Der Käfer war nur ein Beispiel. Aber egal, ob es um eine neue Autobahn geht, eine neue Bahnlinie oder sonstiger Fortschritt, findet sich gleich eine Bürgerinitiative, die dagegen ist. Und sofort findet ein Naturschützer eine Tier- oder Pflanzenart, die es einzig und allein dort noch gib und sie deswegen geschützt werden muss (=Nichtbau der Eisenbahn etc.).
Du schreibst es ja selbst, die Bürgerintiative ist da, Naturschützer und schützenswerte Art werden dann gefunden.
Reihenfolge beachten!
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Beitrag von MVVUser »

Mit der Reihenfolge hast du recht. Aber Deutschland darf sich nicht länger vor dem Fortschritt verschließen, sondern das Wohl des Menschen über das einer (ohnehin fast ausgestorbenen) Art stellen. Durch die natürlich Auslese werden immer wieder Arten aussterben, aber gleichzeitig auch neue entstehen.
Dann kann auch endlich die Bahnlinie ins bayerische Chemiedreieck zweigleisig (und irgendwann auch elektrifiziert) werden. So schafft man mehr Kapazität und pünktlichere Züge, sodass hier zumindest die Bahn weniger gebasht werden kann.
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Beitrag von Naseweis »

MVVUser @ 29 Mar 2012, 11:36 hat geschrieben:Mit der Reihenfolge hast du recht.
Aber du hast es anscheinend noch nicht verstanden, denn:
Aber Deutschland darf sich nicht länger vor dem Fortschritt verschließen, sondern das Wohl des Menschen über das einer (ohnehin fast ausgestorbenen) Art stellen. Durch die natürlich Auslese werden immer wieder Arten aussterben, aber gleichzeitig auch neue entstehen.
Wenn jemand wie eine fast ausgestorbenen Art angesehen werden möchte, dann sind es die Leute, durch deren Vorgarten die Trasse verläuft.
Dann kann auch endlich die Bahnlinie ins bayerische Chemiedreieck zweigleisig (und irgendwann auch elektrifiziert) werden. So schafft man mehr Kapazität und pünktlichere Züge, sodass hier zumindest die Bahn weniger gebasht werden kann.
Keine Frage. Die Züge von Mühldorf könnten 160 km/h fahren und über die Stamm-2 direkt in die Innenstadt und weiter über Pasing nach z.B. Memmingen.
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Naseweis @ 29 Mar 2012, 11:42 hat geschrieben: Wenn jemand wie eine fast ausgestorbenen Art angesehen werden möchte, dann sind es die Leute, durch deren Vorgarten die Trasse verläuft.
Das ist aber etwas übertrieben. Meistens ist noch etwas Abstand von den Häusern zur Trasse. An sonsten gib es noch die Möglichkeit, Lärmschutzwälle oder gleich einen Tunnel zu bauen (auch wenn es so gleich wieder teurer wird).
Keine Frage. Die Züge von Mühldorf könnten 160 km/h fahren und über die Stamm-2 direkt in die Innenstadt und weiter über Pasing nach z.B. Memmingen.
Bis dorthin ist noch ein weiter Weg, aber vielleicht könnte man am Ostbahnhof bahnsteiggleich zur Innenstadt umsteigen, wenn noch ein Gleis für die S-Bahn in Betrieb genommen werden soll.
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