Caesarion hat geschrieben:
Was man aber nicht mit dem Thema Interregio vermischen sollte ist die Unfähigkeit einiger Landesaufgabenträger, ordentlich zu bestellen und sich gegenseitig abzusprechen. Sowas ist unabhängig davon, welche Ebene zuständig ist, Inkompetenz gibt es überall.
Man darf aber nicht nur den Ländern die Schuld geben, denn eigentlich ist es Aufgabe des Bundes für flächendeckenden Fernverkehr zu sorgen, notfalls in Absprache mit den Ländern. Der Bund zieht sich aus seiner Verantwortung und dadurch haben wir heute ein rudimentäres Fernverkehrsnetz, das eine Schande ist, wenn man sieht welch gutes Fernverkehrsnetz wir mal hatten. Nur dadurch hat der Ferngummibahnverkehr überhaupt eine Nische und das ist die Schuld der bahnfeindlichen Verkehrspolitik mit dem Desinteresse der Politik am Bahnverkehr und seiner Entwicklung.
Caesarion hat geschrieben:
Freilich kann man den Betrieb aus Steuermitteln bestellen. Diese Steuermittel werden jedoch auch von Leuten aufgebracht, die zweimal in ihrem Erwachsenenleben mit der Bahn gefahren sind. Die verweisen darauf, dass sie von ihren Steuern nur sehr indirekt etwas zurückerhalten. Den Standpunkt dieser Bürger teile ich nicht, denn von einem hohen Modal Split auf der Schiene profitieren alle; jedoch ist dieser Ansatz weit verbreitet, folglich haben auch Eisenbahnfreunde sie zur Kenntnis zu nehmen.
Das Argument kann man zu allem bringen, z. B. Ausgaben für Kultur/Theater, Sport, Landwirtschaft usw. Wir sind eben eine Solidargemeinschaft und für jeden ist was dabei und jeder kann sich dann eben denken dass er mit seinem minimalen Anteil dann eben genau das finanziert was ihn interessiert.
Geld für die Eisenbahn und deren Ausbau ist gut angelegtes Geld und zukunftsfähig, dazu braucht es aber auch einen flächendeckenden Fernverkehr. Im Fernverkehr gehen seit Jahren die Fahrgastzahlen zurück, hier muss man endlich gegensteuern, denn hier wäre genug Ausbaupotenzial da, aber das geht nur mit sekundärem Fernverkehrsnetz.
Caesarion hat geschrieben:
Daher auch meine Kritik an der Vorgehensweise der Gewerkschaft:
Anstatt eine schwer einhaltbare Forderung nach einer grundlegenden Neuordnung des Schienenverkehrs zu stellen, nebenbei noch den medialen Fokus auf eine Lücke im Eisenbahnwesen zu lenken
Da gibt es auch keine einheitliche Linie. Die einen sind für eine Trennung von Netz und Betrieb, die anderen für den integrierten Konzern (verschweigen das aber natürlich wenn sie bei NE-Bahnen sind).
Autobahn hat geschrieben:
Die DB AG versucht mittlerweile, auf schwach ausgelasteten IC-Linienästen (z. B. Bremen – Norddeich) die Besteller mit ins Boot zu holen. Ansonsten droht sie mit Einstellung. Ich sehe das sehr kritisch, denn wenn die Linie auf solchen Relationen nicht genügend ausgelastet ist, besteht offenbar kein Bedarf. Das gleiche gilt auch wohl für die Direktverbindung von München nach Dresden oder die so genannte „Mitte-Deutschland-Verbindung“. Dies mag für Einzelne schmerzhaft sein, doch die Daseinsfürsorge gilt nur für den Nahverkehr.
Das zeigt wieder nur mal wie wenig Ahnung du von der Eisenbahn hast. Nur weil eine Fernverkehrslinie Verluste macht, heißt das nicht dass kein Bedarf besteht, dann müssten selbst gut ausgelastete Nahverkehrslinien eingestellt werden.
Ich finde das Konzept in Niedersachsen besser als wenn dort reine Nahverkehrszüge fahren würden und nebenbei ist es für das Land sogar billiger, da sie die Züge nur teilfinanzieren.
Auch ein bestelltes Fernverkehrsnetz könnte man Teilfinanziert betreiben, denn mit Dresden - Nürnberg - Stuttgart oder München - Hof - Leipzig könnte man ein erfolgreiches Netz betreiben und hätte kaum Mehrkosten, da nur verkleinstaatete, unkomfortable RE-Linien (vom ALX abgesehen) in komfortable, bestellte Züge auf Fernverkehrsniveau umgestellt würden. Hier würde es einen enormen Fahrgastanstieg geben.
Es gibt viele Menschen die sind auf der Verbindung Sachsen - Bayern wegen des miesen Angebots und der fehlenden Direktverbindungen auf das Auto abgewandert. Es ist ein Irrglaube zu meinen man könnte mit reinem Nahverkehr sowas auffangen, damit erhält man sich nur Zwangskunden und ein paar Hartgesottene. Solange aber Leute wie Autobahn mitreden, die gibt es in der Politik und bei den Entscheidungsträgern zuhauf, wird sich nichts verbessern.
Autobahn hat geschrieben:
Im Übrigen, man kann auch mit dem Nah- bzw. Regionalverkehr jeden Bahnhof in Deutschland erreichen. Da stecken genug Steuergelder drin. Wenn ich von München nach Dresden will, kann ich auch ohne Regionalverkehr mein Ziel erreichen. ICE bis Nürnberg, IC bis Leipzig und dann weiter mit dem ICE. Reisezeit 6:14 h. Ist zwar von der Entfernung her unterirdisch langsam, aber immer noch besser, als mit ALX, RE und IRE.
So bekommt man keine Leute auf die Schiene, die wollen ein attraktives Angebot und das geht weder mit mehrmaligem Umsteigen und unkomfortablen Holzklassennahverkehr noch mit Fernverkehr über hundert Ecken.
Wo ist das Problem hier RE-Linien miteinander zu verbinden und aus unkomfortablen Nahverkehren, wo sehr oft (!) sogar die Umsteigeanschlüsse verloren gehen (in Hof z. B. an der Tagesordnung, wenn sie sich nicht sowieso verpassen) gegen eine durchlaufende Direktverbindung zu ersetzen. Das wäre ja nicht mal ein Mehrverkehr, sondern nur eine Direktverbindung und das eben mit komfortablerem Material. Die Mehrkosten dürften sich in Grenzen halten und der Fahrgastzuwachs wäre enorm.
Vielen fehlt nur die Fantasie, sie berufen sich auf den Status quo und sind unfähig sich vorstellen zu können dass dieser änderbar ist.
Autobahn hat geschrieben:
Zum „Komfort“ der Regionalzüge. Für die durchschnittliche Reisedauer reicht es so eben aus. Da es sich um Züge der Produktklasse C handelt, darf man keine besonders bequeme Ausstattung erwarten.
Das mag bis 100 km gehen, aber nicht bei Langläufern. So bekommt man keine Reisenden auf die Bahn und damit schadet man sich am Ende selber. Das kostet mehr, als mit besserer Ausstattung Kunden zu gewinnen, gerade im Zuge der steigenden Spritpreise ist noch viel Potenzial vorhanden, aber man muss den Leuten was bieten.
Autobahn hat geschrieben:
Zur BAG-SPNV. Diese Gremium dient nur der Bespaßung der Funktionäre bei den Tagungen. Netter Posten, gutes Buffet und blabla.
Das mag jetzt so sein, aber wer sagt dass das immer so sein müsste? Wie gesagt, ein Status-Quo-Typus hat keine Fantasie und hält den derzeitigen Zustand für den einzig möglichen.