MVG im freien Fall?

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rautatie
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Re: MVG im freien Fall?

Beitrag von rautatie »

AK1 hat geschrieben: 07 Nov 2022, 20:16
Unglaublich, dass das beim Bus bis heute gilt...
Da stolpere ich auch regelmäßig drüber, wenn ich abends einen Bus brauche. Zum Glück fährt die Tram wenigstens wieder im "Takt 10 bis 10". Mich wundert, dass die Ausdünnung bei den Bussen am Abend nicht zu starker Überfüllung führt (die Trambahnen sind auch im 10-Minutentakt oft ziemlich voll).
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tomausmuc
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Re: MVG im freien Fall?

Beitrag von tomausmuc »

rautatie hat geschrieben: 08 Nov 2022, 09:11
AK1 hat geschrieben: 07 Nov 2022, 20:16
Unglaublich, dass das beim Bus bis heute gilt...
Da stolpere ich auch regelmäßig drüber, wenn ich abends einen Bus brauche. Zum Glück fährt die Tram wenigstens wieder im "Takt 10 bis 10". Mich wundert, dass die Ausdünnung bei den Bussen am Abend nicht zu starker Überfüllung führt (die Trambahnen sind auch im 10-Minutentakt oft ziemlich voll).
Wäre interessant, wie sich der ausfallende Takt10 bis 10 beim Bus bei der Auslastung U-Bahn bemerkbar macht.
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Re: MVG im freien Fall?

Beitrag von imp-cen »

rautatie hat geschrieben: 08 Nov 2022, 09:11 Zum Glück fährt die Tram wenigstens wieder im "Takt 10 bis 10". Mich wundert, dass die Ausdünnung bei den Bussen am Abend nicht zu starker Überfüllung führt (die Trambahnen sind auch im 10-Minutentakt oft ziemlich voll).
Ahh, ein Argument die Tram einzustellen und durch Busse zu ersetzen - Platz! *scherz* ;)
Evtl. hat man tatsächlich einfach genügend Beförderungsfällen bereits die Lust am ÖPNV aberzogen...
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Jean
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Re: MVG im freien Fall?

Beitrag von Jean »

imp-cen hat geschrieben: 09 Nov 2022, 13:21
rautatie hat geschrieben: 08 Nov 2022, 09:11 Zum Glück fährt die Tram wenigstens wieder im "Takt 10 bis 10". Mich wundert, dass die Ausdünnung bei den Bussen am Abend nicht zu starker Überfüllung führt (die Trambahnen sind auch im 10-Minutentakt oft ziemlich voll).
Ahh, ein Argument die Tram einzustellen und durch Busse zu ersetzen - Platz! *scherz* ;)
Evtl. hat man tatsächlich einfach genügend Beförderungsfällen bereits die Lust am ÖPNV aberzogen...
Na ich würde mir zwei Mal überlegen den Bus zu nehmen wenn dieser nur alle 20 Minuten kommt...und ich als Alternative die U-Bahn hätte (auch wenn es länger dauert).
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Re: MVG im freien Fall?

Beitrag von Oliver-BergamLaim »

Seitdem der Takt 10 bis 10 beim MetroBus entfallen ist, bastle ich mir auch grundsätzlich zwischen 20 und 22 Uhr Umwege mit U-Bahn und Tram in meine Fahrten ein, zur Vermeidung von 20 Minuten Wartezeit auf einen 59er...
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rautatie
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Re: MVG im freien Fall?

Beitrag von rautatie »

Ein 20-Minutentakt ist halt schon ein wenig unkomfortabel, finde ich. Neulich bin ich beim Essen in einer Gaststätte gewesen, von wo aus ich ohne großen Umweg ich nur mit einem Bus später nach Hause fahren konnte. Es war nach 20:30 und somit bereits in der 20-Minuten-Phase. Ich war dann nach dem Essen ständig am Abgleichen der Bus-Abfahrtszeiten mit den Modalitäten in der Gaststätte (wann leite ich die Bezahlung ein, um auch dann noch den nächsten Bus zu erwischen, wenn sich der Kellner beim Abkassieren Zeit lässt, aber ich andererseits nicht zu lange an der Haltestelle warten muss?).

Klar, auch wenn man dann 18 Minuten warten muss - die Zeit geht vorbei, solange es nicht arktisch kalt ist oder Hunde und Katzen regnet. Aber unkomfortabel ist es trotzdem. Außerdem ist zwischen 20 und 22 Uhr das Fahrgastaufkommen meistens noch fast zu hoch für einen 20-Minutentakt, sodass der Bus dann oft recht voll ist.
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Rohrbacher
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Re: MVG im freien Fall?

Beitrag von Rohrbacher »

Oliver-BergamLaim hat geschrieben: 09 Nov 2022, 14:24 Seitdem der Takt 10 bis 10 beim MetroBus entfallen ist, bastle ich mir auch grundsätzlich zwischen 20 und 22 Uhr Umwege mit U-Bahn und Tram in meine Fahrten ein, zur Vermeidung von 20 Minuten Wartezeit auf einen 59er...
Frage: Bist du dann wirklich schneller oder geht's nur um das Vermeiden von Wartezeiten?

Ich meine, 20 Minuten sind jetzt auch nicht die Welt. Aber wenn ich z.B. den Zug von Ulm nach Ingolstadt verpasst habe, mach ich es manchmal, dass ich dann via Memmingen und München fahre, obwohl das am Ende sogar länger dauert und mehr Umsteigerisiken birgt als einfach eine Stunde in Ulm Hbf auf den nächsten Direktzug zu warten, der zudem noch weniger frequentiert und an sich (außerhalb von 9-Euro-Ticket-Zeiten) angenehmer zu fahren ist als die Reisekette via München. Aber es bewegt sich eben die ganze Zeit was!! :lol: :lol:
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rautatie
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Re: MVG im freien Fall?

Beitrag von rautatie »

Rohrbacher hat geschrieben: 11 Nov 2022, 11:43 Aber es bewegt sich eben die ganze Zeit was!! :lol: :lol:
Ja, geht mir auch so, dass es mir angenehmer ist, in Bewegung zu sein (selbst wenn es länger dauert oder langsam vorwärts geht), als irgendwo wartend herumzustehen oder zu -sitzen. Wobei ich es am unangenehmsten finde, wenn die Wartezeit aufgrund irgendwelcher Störfälle zusätzlich noch unbestimmt dauert. Aber selbst eine konkret angegebene Wartezeit kann sich unangenehm lang anfühlen, wenn ungünstige Umstände dazukommen (Dunkelheit, Kälte, Regen, Wind, fehlende Sitzmöglichkeiten etc.).
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Re: MVG im freien Fall?

Beitrag von AK1 »

rautatie hat geschrieben: 11 Nov 2022, 10:49 Ein 20-Minutentakt ist halt schon ein wenig unkomfortabel, finde ich. Neulich bin ich beim Essen in einer Gaststätte gewesen, von wo aus ich ohne großen Umweg ich nur mit einem Bus später nach Hause fahren konnte. Es war nach 20:30 und somit bereits in der 20-Minuten-Phase. Ich war dann nach dem Essen ständig am Abgleichen der Bus-Abfahrtszeiten mit den Modalitäten in der Gaststätte (wann leite ich die Bezahlung ein, um auch dann noch den nächsten Bus zu erwischen, wenn sich der Kellner beim Abkassieren Zeit lässt, aber ich andererseits nicht zu lange an der Haltestelle warten muss?).

Klar, auch wenn man dann 18 Minuten warten muss - die Zeit geht vorbei, solange es nicht arktisch kalt ist oder Hunde und Katzen regnet. Aber unkomfortabel ist es trotzdem. Außerdem ist zwischen 20 und 22 Uhr das Fahrgastaufkommen meistens noch fast zu hoch für einen 20-Minutentakt, sodass der Bus dann oft recht voll ist.
Ich kann mir kaum vorstellen, dass eine Gaststätte um die Zeit noch so gut besucht ist (also Gäste Schlange stehen), dass jemand ein Problem damit hat, wenn man nach dem Zahlen noch etwas sitzen bleibt. Besonders wenn man dem Kellner sagt, wie es ist, dürfte das auf Verständnis stoßen...
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Re: MVG im freien Fall?

Beitrag von Pauline366 »

Ich finde es schon als Skandal das der MVG seit dem Lockdown eisern am 20 min Takt beim Bus nach 20 Uhr festhält
Wir sind alle Menschen & bleiben wir auch in dieser schwieriger Situation menschlich mit Anstand & Abstand.
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Re: MVG im freien Fall?

Beitrag von Fahrgast »

Pauline366 hat geschrieben: 11 Nov 2022, 22:47 Ich finde es schon als Skandal das der MVG seit dem Lockdown eisern am 20 min Takt beim Bus nach 20 Uhr festhält
Skandal!!! das ist aber schon jammern auf sehr hohem Niveau!

In Landsberg z. B. wurde kürzlich sämtlicher Stadtverkehr vom Halbstunden- auf Stundentakt gekürzt - Grund: Fahrermangel! Abends und am Wochenende fährt da gar nichts! und ihr jammert über 20-Min-Takt!!!
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Re: MVG im freien Fall?

Beitrag von tomausmuc »

Fahrgast hat geschrieben: 11 Nov 2022, 23:45
Pauline366 hat geschrieben: 11 Nov 2022, 22:47 Ich finde es schon als Skandal das der MVG seit dem Lockdown eisern am 20 min Takt beim Bus nach 20 Uhr festhält
Skandal!!! das ist aber schon jammern auf sehr hohem Niveau!

In Landsberg z. B. wurde kürzlich sämtlicher Stadtverkehr vom Halbstunden- auf Stundentakt gekürzt - Grund: Fahrermangel! Abends und am Wochenende fährt da gar nichts! und ihr jammert über 20-Min-Takt!!!
Naja, ich sehe das ähnlich wie @Pauline366. Ich denke aber nicht, dass es ein Skandal ist, eher typisch für die MVG.
Der Takt10 bis 10 wird von der Stadt gezahlt. Stellt sich mir eher die Frage, warum die MVG nicht wieder bei der Stadt angefragt hat bzgl. der Finanzierung.
Den Vergleich mit Landsberg (ca. 28 Tsd. Einwohner) und München (ca. 1,5 Mio Einwohner) finde ich schon ein wenig ungleich.
Der Grund "Fahrermangel" ist bei den Verkehrsunternehmen allerdings hausgemacht. Schlechte Bezahlung und Schichtdienst.

Was ich problematisch finde ist auch, dass man bei gleichbleibendem Angebot (? Ist noch nicht sicher) mehr Geld fordert und das mit den Ausfällen während Corona begründe. Hier hätte man rechtzeitig (während Corona) sparen können.
Die die Einschränkungen sog. "krankheitsbedigte Ausfälle" seit 4.10. bis vsl. 27.11.22 fördern auch nicht gerade die Nutzung des ÖPNV. Siehe auch Beitrag weiter oben.

Ohne ein Eingreifen der Politik (Land und Bund) kann sich im ÖPNV nicht ändern. Das 49€-Ticket ist hier nicht zieflführend.
Erst Ausbau und Leistungsfähigkeit erhöhen [auch "auf dem Land"], dann günstige Tickets! Umgekehrt ist es nicht richtig!
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Re: MVG im freien Fall?

Beitrag von 146225 »

tomausmuc hat geschrieben: 12 Nov 2022, 10:56 Ohne ein Eingreifen der Politik (Land und Bund) kann sich im ÖPNV nicht ändern. Das 49€-Ticket ist hier nicht zielführend.
Erst Ausbau und Leistungsfähigkeit erhöhen [auch "auf dem Land"], dann günstige Tickets! Umgekehrt ist es nicht richtig!
Es ist JETZT erforderlich, nicht nur den Tarifdschungel hart und nachhaltig auszuholzen, sondern all diejenigen zu belohnen, die ihre Mobilität bereits heute klimafreundlich gestalten können, und nach Möglichkeit "mehr davon" zu schaffen.

Für die in Deutschland üblichen Jahrzehnte Getrödel & Versagen, bis ein Bruchteil der erforderlichen Ausbauten vielleicht halbwegs erledigt ist, fehlt schlicht die Zeit.

Deswegen erfüllt es mich auch mit Zorn, wenn jetzt irgendwelche Verbandsfunktionäre lautstark heulen, dass sie das Deutschlandticket nicht umsetzen könnten. Dafür ist keine Zeit mehr, weg mit diesen Leuten.
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Re: MVG im freien Fall?

Beitrag von Rohrbacher »

tomausmuc hat geschrieben: 12 Nov 2022, 10:56 Den Vergleich mit Landsberg (ca. 28 Tsd. Einwohner) und München (ca. 1,5 Mio Einwohner) finde ich schon ein wenig ungleich.
Die Einwohnerzahl ist ungefähr so relevant wie die Postleitzahl. Selbst ob ich jetzt eine Stadt mit 78 Linien (plus Schienenverkehr) oder 6 Linien habe, ist wurscht, weil Linie ist Linie. Ansonsten könnte man auch sagen, was schreien die Münchner (EF-Nutzer) eigentlich rum, wenn mal eine Linie im Extremfall gar nicht fährt, es gibt ja anders als in Landsberg noch 77 andere, sollen sie halt mit einer von denen fahren ...
tomausmuc hat geschrieben: 12 Nov 2022, 10:56Der Grund "Fahrermangel"
... ist nunmal in der Gegenwart ein immer größeres Faktum!
tomausmuc hat geschrieben: 12 Nov 2022, 10:56Erst Ausbau und Leistungsfähigkeit erhöhen [auch "auf dem Land"], dann günstige Tickets! Umgekehrt ist es nicht richtig!
Man merkt, dass du aus "MUC" kommst, denn "auf dem Land" wird sich "Ausbau und Leistungsfähigkeit" nicht in Nutzerzahlen bemerkbar machen, wenn man für 5 km so viel zahlt wie im MVV für im Extremfall über 30 km. Eigentlich lustig wie man sich als jahrzehntelanger Profiteur eines gigantischen MVV-Subventionsbetriebs über eine bundesweite subventionierte Monatskarte aufregt, bei der der praktische Subventionsgrad (im Freizeitverkehr) in der Praxis wahrscheinlich geringer ist als bei einem durchschnittlich genutzten Bayernticket oder einer MVV-Tageskarte vs. dem regulären Haustarif. Im Pendlerverkehr muss man eher fragen, warum fahren die Leute, insbeondere in Pendlerbeziehungen zur Stadt/Region München und überdurchschnittlich mit kleineren bis mittleren Einkommen überhaupt täglich teils über 100 km einfach. Da könnte man auch sagen, statt die Fahrpreise zu senken, gehen wir lieber mal an die hausgemachten "Fluchtursachen" durch zentralistische Infrastruktur- und Siedlungspolitik, die dazu führen, dass sich eine Krankenschwester oder auch eine Busfahrerin (!) das Leben arbeitsnah in München gar nicht mehr leisten kann und auch deswegen ziemlich rar wird ...

Wie ich hörte hat ein Pfaffenhofener RTW heuer einen Patienten mit einer speziellen Anforderung nicht "wie üblich" nach München fahren können, sondern musste nach Bayreuth. Ja, Bayreuth! Mit allen Folgen wie z.B. dass der Wagen ziemlich lang belegt war. In München war angeblich einfach kein Personal mehr und andere regionale Krankenhäuser gehen wegen neoliberaler Reformen und Zentralisierung auf München halt eh auf'm Zahnfleisch bzw. haben nicht alle Fachbereiche. Tja, Geld halt.
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Re: MVG im freien Fall?

Beitrag von Landum »

Rohrbacher hat geschrieben: 12 Nov 2022, 15:01 Die Einwohnerzahl ist ungefähr so relevant wie die Postleitzahl. Selbst ob ich jetzt eine Stadt mit 78 Linien (plus Schienenverkehr) oder 6 Linien habe, ist wurscht, weil Linie ist Linie. Ansonsten könnte man auch sagen, was schreien die Münchner (EF-Nutzer) eigentlich rum, wenn mal eine Linie im Extremfall gar nicht fährt, es gibt ja anders als in Landsberg noch 77 andere, sollen sie halt mit einer von denen fahren ...
Kleiner Städte haben in der Regel auch ein wesentlich geringeres Fahrgastpotential, selbst wenn das Netz gemessen an der Größe der Stadt und die Bevölkerungsdichte und -struktur ähnlich sein sollten. Deshalb ist der Vergleich nicht wirklich nützlich. Busnetze von Kleinstädten sind einfach nicht mit München vergleichbar.
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Re: MVG im freien Fall?

Beitrag von Rohrbacher »

Landum hat geschrieben: 13 Nov 2022, 15:18 Busnetze von Kleinstädten sind einfach nicht mit München vergleichbar.
Irgendeine Einfamilienhaus- oder Dreistöckersiedlung mit Tiefgaragen in München, was flächenmäßig den größten Teil der Stadt ausmacht und damit bei einem flächenmäßig angelegten Stadtbussystem auch den größten Teil des Busnetzes mit 100er-Nummern, funktioniert an sich auch nicht anders als das gleiche in Regensburg, Ingolstadt, Freising oder Landsberg. München hat aufgrund der größeren Fläche nur mehr davon und hat ein paar Hauptachsen ("Metrobusse") mehr als eine Kleinstadt, wo meistens der Weg vom einzigen Bahnhof zum Stadtplatz die einzige Hauptachse ist.

Außerhalb der Altstadt und einigen anderen bayernweit frequentierten Hotspots: Du kannst auf Deutsch gesagt in Pasing, Feldmoching oder Aubing genauso tot über'm Zaun hängen wie in Ingolstadt, Freising oder Landsberg egal wie viele Einwohner die politisch-verwaltungstechnische Einheit hat. Wenn ich die ganzen "Audi-Siedlungen" Gaimersheim, Wettstetten, Lenting etc. nach Ingolstadt eingemeinde (so wie Pasing, Aubing, Feldmoching etc. nach München), habe ich schnell statistisch eine Stadt mit 200.000 Einwohnern. Außer diesem Wert ändert sich aber gar nix. Oder wenn wir aus dem Ruhrgebiet eine einzige große Stadt bauen würden: Die Siedlungsstruktur und der Verkehr ändert sich deswegen nicht. Jedenfalls nicht solange man sie nicht aktiv verändert, aber das hat wiederum mit der Gesamteinwohnerzahl innerhalb beinahe willkürlicher Grenzen (warum gehört Lochhausen zu München, das der Altstadt viel nähere Unterföhring aber nicht?) nix zu tun.

Feldmoching hat (Stand 2018) 11.704 Einwohner. Zusammen mit dem viel größeren Hasenbergl kommen wir auf eine Einwohnerdichte von 2.176 pro qkm, Feldmoching allein dürfte erheblich weniger haben. Ingolstadt-Haunwöhr hat 8.210 Einwohner und eine Einwohnerdichte von sogar 2.728 pro qkm. Die Kernstadt (!) von Pfaffenhofen hat m.W. etwa 15.000 Einwohner und eine Einwohnerdichte um die 2.000 pro qkm. Warum ist das und das Bus(teil)netz also nicht zu vergleichen? Rein praktisch sehe ich den Unterschied nämlich nicht und selbst die Autofahrerquote ist in Feldmoching, Haunwöhr und Pfaffenhofen wohl gar nicht so unterschiedlich, wenn man jetzt mal Zielverkehr in die Münchner Innenstadt (einer der wirklich ganz wenigen oft frequentierten Orte in Bayern, wo das Prinzip Auto rein räumlich nicht funktioniert) mal rausrechnet, der allein aufgrund der Lage schon in unterschiedlicher Intensität stattfindet. Das ist neben dem Angebot, das sich eine Landeshauptstadt leisten kann, eigentlich der einzige wirkliche Unterschied zwischen München und dem ganzen Rest von Autoland Bayern. Im Binnenverkehr oder auch zwischen z.B. Feldmoching und Aubing wird wohl laut divser Studien aus den MVV selbst quasi genauso Auto bzw. eher wenig öffentlich gefahren wie sonst überall auch. ;-)
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Re: MVG im freien Fall?

Beitrag von Jojo423 »

tomausmuc hat geschrieben: 12 Nov 2022, 10:56 Der Takt10 bis 10 wird von der Stadt gezahlt. Stellt sich mir eher die Frage, warum die MVG nicht wieder bei der Stadt angefragt hat bzgl. der Finanzierung.
Wieso sollte man das machen, wenn man den bisherigen Betrieb aufgrund von Personalmangels nicht bedienen kann?
Viele Grüße
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Re: MVG im freien Fall?

Beitrag von Iarn »

Da dem schon seit Jahren so ist, sind wir wieder beim Titelthema.
Autonome Volksfront für die Wiedererrichtung der klassischen 22er Tram in München
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Re: MVG im freien Fall?

Beitrag von Jean »

Jojo423 hat geschrieben: 14 Nov 2022, 11:08 Wieso sollte man das machen, wenn man den bisherigen Betrieb aufgrund von Personalmangels nicht bedienen kann?
Dann muss Reiter seinen Ar*** bewegen und die Politik in Berlin bitten den Führerschein für Busfahrer zu reformieren! Sonst wird das nichts.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Verkehrsbetrieb die Kosten für den Busführerschein übernimmt...
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Re: MVG im freien Fall?

Beitrag von Valentin »

Jean hat geschrieben: 14 Nov 2022, 14:42
Jojo423 hat geschrieben: 14 Nov 2022, 11:08 Wieso sollte man das machen, wenn man den bisherigen Betrieb aufgrund von Personalmangels nicht bedienen kann?
Dann muss Reiter seinen Ar*** bewegen und die Politik in Berlin bitten den Führerschein für Busfahrer zu reformieren! Sonst wird das nichts.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Verkehrsbetrieb die Kosten für den Busführerschein übernimmt...
MVG:
Auch wenn Sie noch keinen Busführerschein besitzen, können Sie bei der MVG als Fahrer einsteigen. Denn die Münchner Verkehrsgesellschaft bietet die Chance, sich zur Berufskraftfahrerin bzw. zum Berufskraftfahrer (Klasse D/DE) auszubilden zu lassen und übernimmt sogar die Kosten dafür!
10bis10 jetzt - oder Rücknahme der damit begründeten Tariferhöhung.
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Re: MVG im freien Fall?

Beitrag von Jean »

Valentin hat geschrieben: 14 Nov 2022, 15:55 MVG:
Auch wenn Sie noch keinen Busführerschein besitzen, können Sie bei der MVG als Fahrer einsteigen. Denn die Münchner Verkehrsgesellschaft bietet die Chance, sich zur Berufskraftfahrerin bzw. zum Berufskraftfahrer (Klasse D/DE) auszubilden zu lassen und übernimmt sogar die Kosten dafür!
Ok, dann nehme ich die Kritik zurück. Nicht desto trotz finde ich muss der Busführerschein dringendst reformiert werden.
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Re: MVG im freien Fall?

Beitrag von Valentin »

Jean hat geschrieben: 14 Nov 2022, 16:00
Valentin hat geschrieben: 14 Nov 2022, 15:55 MVG:
Auch wenn Sie noch keinen Busführerschein besitzen, können Sie bei der MVG als Fahrer einsteigen. Denn die Münchner Verkehrsgesellschaft bietet die Chance, sich zur Berufskraftfahrerin bzw. zum Berufskraftfahrer (Klasse D/DE) auszubilden zu lassen und übernimmt sogar die Kosten dafür!
Ok, dann nehme ich die Kritik zurück. Nicht desto trotz finde ich muss der Busführerschein dringendst reformiert werden.
Du bist sicherlich nicht regelmäßig Fahrgast bei Geldhauser? Sonst würdest du eine strengere Ausbildung fordern.
10bis10 jetzt - oder Rücknahme der damit begründeten Tariferhöhung.
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Re: MVG im freien Fall?

Beitrag von TramBahnFreak »

Das eine schliesst das andere ja nicht zwingend aus… ;-)


(Edit: Geldhauser ist BTW die einzige Firma, bei der ich einem Fahrer beim Aussteigen mal „Weiterhin viel Glück!“ gewünscht habe; er konnte es brauchen…)
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Re: MVG im freien Fall?

Beitrag von Entenfang »

Rohrbacher hat geschrieben: 12 Nov 2022, 15:01
tomausmuc hat geschrieben: 12 Nov 2022, 10:56Der Grund "Fahrermangel"
... ist nunmal in der Gegenwart ein immer größeres Faktum!
Der viel beschworene Fachkräftemangel klingt für mich oft so, als wäre das ein Naturgesetz.
Erst kürzlich wieder eine Diskussion im Bekanntenkreis gehabt - Unternehmer x findet angeblich überhaaaaaaupt keine LKW-Fahrer, die auch einen Stapler bedienen können. Dabei würde er ja sooooo gut bezahlen. Drei Sätze später rechnet dieselbe Person dann vor, dass bei einer Vollzeitstelle gut 100€ mehr netto bleiben als wenn man gar nicht arbeitet. Nun ja...

Anderes Beispiel - ich hatte mal einen Mitbewohner, der als Assistenzarzt gearbeitet hat. Der hatte einen unerträglichen Oberarzt als Chef ("Die sind aber alle so"), hat regelmäßig über 12h pro Tag gearbeitet (der Großteil davon nicht vergütet oder durch Freizeit ausgeglichen). Ich finde es jetzt nicht besonders verwunderlich, dass man überhaaaaaupt keinen findet, der unter solchen Bedingungen arbeiten möchte.

Und beim Thema Fahrermangel in München - wenn man schon gar keine Wohnung findet (von bezahlbar sprechen wir gar nicht!), wer soll dann den Job machen?

Beim Thema Fachkräftemangel helfen in meinen Augen zwei Maßnahmen:

1. Unattraktive Jobs automatisieren, wo sinnvoll möglich. Beispiel in der Schweiz: Standseilbahnen, die den ganzen Tag rauf und runter pendeln, sind fast immer fahrerlos. Beispiel für München: U-Bahn automatisieren.

2. Anständige Arbeitsbedingungen schaffen und dazu gehört vor allem eine angemessene Bezahlung. In der Schweiz gibts zwar auch den angeblichen Fachkräftemangel, aber längst nicht so dramatisch wie in Deutschland. Aus gutem Grund - hier bekommt halt ein Praktikant nicht 300€ monatlich, sondern 2500 CHF. Und ein Gratis-GA. Nur mal so als Beispiel.
Und gerade bei Jobs wie Busfahrer dürfte das Geld der wesentliche Faktor sein - es gibt schließlich 1000 Busunternehmen, klar unterscheiden sie sich in gewissen Punkten, aber am Ende fährt man halt einen Bus. Wenn Unternehmen A doppelt so viel zahlt wie Unternehmen B, wird Unternehmen A vermutlich ausreichend Fahrer finden und Unternehmen B bis in alle Ewigkeit jammern, dass es ja überhaaaaaupt keine Fachkräfte gibt.
Mein Bahnjahr 2023
Zurückgelegte Strecke: 28.430 km - Planmäßige Gesamtreisezeit: 18,3 Tage - Gesamtverspätung (analog FGR): 1436 min - Planmäßige Reisegeschwindigkeit: 65 km/h - Durchschnittliche Fahrzeitverlängerung aufgrund von Verspätung: 5,5% - Fahrtkosten: 8,9 Cent/km - Anschlussquote (alle Anschlüsse einer Verbindung mit min. 1 Umstieg erreicht): 84,1%
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Re: MVG im freien Fall?

Beitrag von Jean »

Entenfang hat geschrieben: 14 Nov 2022, 19:42 Der viel beschworene Fachkräftemangel klingt für mich oft so, als wäre das ein Naturgesetz.
Erst kürzlich wieder eine Diskussion im Bekanntenkreis gehabt - Unternehmer x findet angeblich überhaaaaaaupt keine LKW-Fahrer, die auch einen Stapler bedienen können. Dabei würde er ja sooooo gut bezahlen. Drei Sätze später rechnet dieselbe Person dann vor, dass bei einer Vollzeitstelle gut 100€ mehr netto bleiben als wenn man gar nicht arbeitet. Nun ja...alle Ewigkeit jammern, dass es ja überhaaaaaupt keine Fachkräfte gibt.
Und da wären wir beim Thema Bürgergeld...das völlig in die falsche Richtung geht...ich würde sagen, wir werden aber dann langsam zu politisch...
Jammern ist halt heute angesagt...in der Hoffnung die Politik hört zu und löst das Problem.
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Re: MVG im freien Fall?

Beitrag von Lazarus »

Dazu möchte ich nur kurz folgendes anmerken. Das war die beste Entscheidung seit Jahren von Söder, das er das im Bundesrat hat Scheitern lassen.
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Re: MVG im freien Fall?

Beitrag von 146225 »

Lazarus hat geschrieben: 14 Nov 2022, 19:51 Dazu möchte ich nur kurz folgendes anmerken. Das war die beste Entscheidung seit Jahren von Söder, das er das im Bundesrat hat Scheitern lassen.
Veto.
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Re: MVG im freien Fall?

Beitrag von Rohrbacher »

Entenfang hat geschrieben: 14 Nov 2022, 19:42 Der viel beschworene Fachkräftemangel klingt für mich oft so, als wäre das ein Naturgesetz.
Ich wollte nur sagen, dass derzeit mehr Stellen zu besetzen wären als Leute dafür zur Verfügung stehen.
Entenfang hat geschrieben: 14 Nov 2022, 19:42Drei Sätze später rechnet dieselbe Person dann vor, dass bei einer Vollzeitstelle gut 100€ mehr netto bleiben als wenn man gar nicht arbeitet. Nun ja...
Dass es ein Fehler war in den 90ern und 2000ern aus einen großen Teil der Facharbeiterschaft, einst sogar dem Beamtentum (!) den größten Niedriglohnsektor in Europa zu machen, das ist ebenso ein Faktum wie die daraus entstehende Tendenz in der Bevölkerung nichtakademische Berufe als unwürdig anzusehen und eine Mehrheit der Kinder, ob sie wollen oder nicht durch's Abitur und ein Studium zu prügeln. Zusammen mit anderen neoliberalen Blödsinnigkeiten wie der Spekulation mit Grund und Wohnraum ist es auch so, dass man vor 50 Jahren als verbeamteter Triebwagenführer (K) = Bahnbusfahrer sogar ein Haus bauen konnte (selbst ungelernte Bauarbeiter haben das auf'm Land in den 70ern geschafft!), heute mit Niedriglohn im befristeten Ausschreibungswahnsinn reicht's in München teilweise ohne "Aufstocken" (auch eine Subvention der Privatwirtschaft und Umverteilung/Sozialisierung von privatwirtschaftlicher Verantwortung für seine Leute) nicht einmal mehr für eine Wohnung. Es ist kein Naturgesetz, sondern war politisch so gewollt, aber dennoch ein Faktum in der heutigen Lebenswirklichkeit.
Entenfang hat geschrieben: 14 Nov 2022, 19:421. Unattraktive Jobs automatisieren
Bei der U-Bahn mag das theoretisch funktionieren, aber einen 60-sitzigen Regionalbus (und vor allem für die werden Leute gebraucht, wenn man's mal bayern- oder bundesweit sieht) oder in anderen Mangelberufen wie in der Pflege oder in der Kita sehe ich das genauso wenig wie im Schienenverkehr unter EBO. Zumal Automatisierung mit ein Grund für ein Teil der Misere ist! Der Weg vom hochangesehenen Lokführer auf einer Dampflok mit mehrjähriger Ausbildung zu einem "Ingenieur light" mit umfangreichen betrieblichen Aufgaben bis zum U-Bahnfahrer, der nur noch "Start" drückt und sonst weitgehend nur noch die schlecht zu automatisierende Nanny Aufsicht für die Fahrgäste auf'm Bahnsteig ist, ist aus meiner Sicht Teil des Problems. Seit 50 Jahren wird das Märchen verbreitet, dass solche Aufgaben bald automatisiert werden. Wer will also so einen vermeindlich "stumpfsinnigen" Job, den's bald nicht mehr gibt, eigentlich noch machen?
Entenfang hat geschrieben: 14 Nov 2022, 19:422. Anständige Arbeitsbedingungen schaffen und dazu gehört vor allem eine angemessene Bezahlung. In der Schweiz gibts zwar auch den angeblichen Fachkräftemangel, aber längst nicht so dramatisch wie in Deutschland.
Die Schweiz hat auch keine neoliberalen Arbeitsmarkt-, Sozial- und Bahnreformen durchgedrückt und wundert sich. Bei der Bahn ist das auch mit ein Grund, warum der "Mangel" nicht so groß ausfällt. Speziell bei den Lokführern kommt ein Großteil des Mangels einfach durch die starre Aufteilung in tausend Unternehmen und Kompetenzen, was nebenbei den Job immer weniger interessant macht. Als ich mich vor 20 Jahren dafür interessiert habe, ist man an vielen Standorten noch weit rumgekommen und konnte Baureihen und Strecken sammeln wie andere Fußballsammelbildchen. Wenn du heute irgendwo anfängst, fährt man mit ein, zwei Baureihen im gleichen Takt im gleichen Teilnetz, was dann wiederum zu Fehlern führen kann ... anderes Thema. Übrigens auch bei Busfahrern. In den großen ex-Bahnbusbetrieben gibt's das teilweise noch, dass man dutzende Linien mit tausend Haltestellen hat, in den Ausschreibungsnetzen ist es neben dem Gehalt oft nicht sonderlich attraktiv, wenn man bei Firma A u.U. jeden Tag die gleiche Linie rauf- und runterfährt, weil die anderen Linien zu B, C, D, E und F gehören und/oder man per Zeitarbeit/Personaldienstleister genau diesem einen Verkehrsvertrag zugeordnet ist. Das führt dann zu diesen Situationen, wenn man wegen des Fahrermangels dann doch mal wo anders fährt, dort auffällt, weil's so aussieht als hätte man seinen ersten Tag und/oder von Tuten und Blasen keine Ahnung.

Ein zweiter Grund ist, dass man mit dem in der Schweiz allgemein höheren Preis- wie auch Lohnniveau einen ordentlichen Zufluss an Arbeitskraft aus dem Ausland hat. Das hat in Deutschland speziell nach Osten ja auch lange funktioniert. Jetzt nicht mehr so, zusätzlich gehen die "Boomer" in Rente, das darf man auch nicht vergessen.

Deswegen mangelt es ja auch in akademischen Berufen, weil derzeit einfach viel mehr Leute in Rente gehen als aus den späteren Jahrgängen nachkommen. Es fällt nur der Öffentlichkeit weniger auf, wenn BMW ein paar Modellvarianten weniger entwickelt als wenn die Leute fehlen, die den Dreck wegräumen, Bus und Bahn steuern oder auf die Kinder aufpassen. Oder eben auch die Ingenieure und Fachleute, die es für den Bahnausbau bräuchte. Es ist nicht das Geld allein, das Problem ist auch, dass auf die "Boomer" Generationen mit ein paar Millionen weniger Leuten und damit Arbeitskräften folgen. Das war aber für Leute, die Statistken lesen können, seit langem absehbar. :-)

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PS: Es mag sein, dass man mit Bürgergeld teilweise mehr Geld hat als mit Arbeit. Das liegt dann aber nicht am Bürgergeld, sondern an der schlecht bezahlten Arbeit. Das wissen die Leute von der Union genau, die auf gar keinen Fall den wirtschaftsfreundlichen Billiglohnsektor als Teil des Erfolgsrezepts der Bundesrepublik der letzten 25 Jahre auf's Spiel setzen wollen und deswegen mal wieder die "fleißigen" Billigarbeiter gegen die "faulen" Bedürftigen aufhetzen. Das ist so schäbig wie durchsichtig.

Übrigens darf man noch eins nicht vergessen, was die Löhne künstlich verkleinert: Die Steuern. Warum haben wir in Deutschland so hohe Steuern? Weil der Staat heute fast ausschließlich von denen lebt. Seit dem Verkauf fast aller lukrativen Staatsbetriebe, deren Gewinne jetzt privatisiert sind, hat Deutschland anders als Länder wie Frankreich oder Norwegen, die über Beteiligungen auch direkt in der Wirtschaft mitverdienen, fast nur die Steuern. Und damit Leute wie Herr Lindner oder Merz nicht so viel Steuern zahlen müssen wie noch zu Zeiten von solchen total sozialistischen Irrlichtern wie Helmut Kohl (Spitzensteuersatz 53%), belastet man heute auch die Löhne von Busfahrern, Lokführerinnen, Pflegern, Kindergärtnerinnen etc. relativ stark.
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Jojo423
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Re: MVG im freien Fall?

Beitrag von Jojo423 »

Rohrbacher hat geschrieben: 15 Nov 2022, 16:12 Die Schweiz hat auch keine neoliberalen Arbeitsmarkt-, Sozial- und Bahnreformen durchgedrückt und wundert sich. Bei der Bahn ist das auch mit ein Grund, warum der "Mangel" nicht so groß ausfällt.
Finde ich ganz spannend: Bei mir vor der Haustüre gab es in den letzten 7 Tagen zwei Streckensperrungen über mehrere Stunden. Beide waren nicht vorhersehbar, trotzdem wurde beide Male ein funktionierender SEV auf die Beine gestellt. Sogar mit ausreichender Anzahl an Bussen. In Deutschland erzählt man ja immer, dass Busfahrer und Busse nicht auf Bäumen wachsen würden. In der Schweiz geht das offensichtlich schon.
Viele Grüße
Jojo423
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Iarn
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Re: MVG im freien Fall?

Beitrag von Iarn »

In der Schweiz haben auch nicht Berater so einen Unsinn wie "Münchner Linien" erfunden.
Autonome Volksfront für die Wiedererrichtung der klassischen 22er Tram in München
Nicht zu verwechseln mit der Populären Front
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