Pro-Contra Neigetechnik

Rund um die Technik der Bahn
Metropolenbahner
Lebende Forenlegende
Beiträge: 4881
Registriert: 23 Okt 2013, 05:14

Beitrag von Metropolenbahner »

Ich nehme mal diesen älteren Beitrag von GSIISp64b , um eventuell ein Diskussion anfangen zu können:

Nochmal: Hoher Verschleiß an Fahrzeug wie Strecke mit entsprechend erhöhtem Wartungsaufwand ist ein systematisches Problem bogenschnellen Fahrens. Niedrigere Verfügbarkeit ist ebenfalls ein systematisches Problem jeder Neigetechnik, weil jede zusätzliche technische Komponente einen zusätzlichen Fehlerpunkt einführt und damit die Ausfallwahrscheinlichkeit des Gesamtfahrzeugs ebenfalls steigt.

Und FIAT kann auch nichts an dieser grundlegenden Erkenntnis ändern, weder durch Know-How noch durch rituelle Tieropfer.
Und erlaube mit folgende Anfängerfrage zu stellen:

Wieso hört man nichts aus der Schweiz?
Die fahren doch ETR610. Gut die sind neu, aber bei den älteren ICN gabs doch auch keine Klagen, oder?

Irgendwie scheint die deutsche Fahrzeugplanung ähnlich zielgerichtet wie die Streckenplanung abzulaufen .. Kleinstaaterei und Wildwuchs. Motor des einen Herstellers mit dem Wagenkasten des anderen, kombiniert mit der Neigetechnik vom Leopard 2 ... Hallo!? :blink:

Das könnte man noch als Kinderkrankheiten einordnen, aber dann sollte man auch aus den Fehlern lernen. Aber nein fehlerfreie Nachfolgegenerationen gibts nicht :(

Nebenfragen:
a) Welche Neigetechnik hatte der ICN? Hab nur auf ner Seite die Info gefunden, dass "Militärtechnik" zum Einsatz käme, das spräche ja wie der Hersteller Bomardier für die Leo2-Technik, aber auf bogenschnell steht wiederum "hydraulisch wie beim Pendolino", was dagegen spräche, denn die Leotechnik ist elektrisch ...

b) Gibt es bei den deutschen Neigezügen auch eine Radialeinstellung der Achsen wie beim ICN?
Beschreibung siehe hier
Hört sich ja gut für den Gleisunterbau an.

Es mag ja sein, dass die Neige-Technik anspruchsvoller ist, aber dafür ist man auch schneller unterwegs und muss keine Neubaustrecke mit zig Tunnel verbuddeln. Für den Nahverkehr ist es wegen der vielen Stopps sicherlich eher nichts, aber so im Inter-Regio Einsatz zwischen Mittelzentren im Mittelgebirge gäbs doch nichts besseres, halt so ähnlich wie in der Schweiz :)

Großer Fragepunkt wären noch Wartungskosten, da hieß es, dass die alten ETR470 bei den Schweizern 4x so hohe Kosten verursachen würden, als die ICN.

Zusatzfrage zur Seekrankheit:
Da hieß es in nem anderen Thread, dass man in der üblichen aktiven Neigung von 8% den Insassen weniger Querbeschleunigung zumuten würde. Eventuell wärs aber besser für die Seekranken das auf ~5% zu mindern und trotzdem 30% schneller zu fahren? (Link siehe hier)

Viele Grüße

Metropolenbahner
GSIISp64b
Lebende Forenlegende
Beiträge: 4350
Registriert: 14 Feb 2011, 16:45

Beitrag von GSIISp64b »

Wobei mich eh mal interessieren würde, welche Komponenten beim 612 vom Leopard 2 stammen - Panzer sind ja üblicherweise nicht gerade für ihre aktive Neigetechnik zur Steigerung des Komforts der Besatzung bekannt.

Und dass der 612 so übel ist, muss nicht zwingend an diesen Komponenten liegen - sondern ich behaupte, dass da zu einem großen Teil auch die Steuerung mitschuld ist.
Dauerhaft abwesend, und ich komme nicht mehr wieder.
Benutzeravatar
Boris Merath
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 16212
Registriert: 18 Nov 2002, 23:57
Wohnort: München

Beitrag von Boris Merath »

Metropolenbahner @ 26 Oct 2013, 01:47 hat geschrieben: Motor des einen Herstellers mit dem Wagenkasten des anderen, kombiniert mit der Neigetechnik vom Leopard 2 ... Hallo!? :blink:
Das hast Du in praktisch jeder technischen Anlage - Firmen, die alles herstellen, gibt es nicht (auch wenn es natürlich Großkonzerne gibt, die sehr viel der benötigten TEile herstellen - das bringt aber auch nicht so viel, weil ob jetzt verschiedene Abteilungen einer riesigen Firma zusammenarbeiten oder Zulieferer mit dem Generalunternehmer dürfte jetzt erstmal keinen so großen Unterschied ergeben).
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

Fahrdienstvorschrift bayerische Staatsbahnen 1876
GSIISp64b
Lebende Forenlegende
Beiträge: 4350
Registriert: 14 Feb 2011, 16:45

Beitrag von GSIISp64b »

Jop - bei elektrischen Fahrzeugen war es auch bis vor wenigen Jahren fast immer so, dass für den mechanischen Teil eine Firma, für den elektrischen eine andere zuständig war. Zum Beispiel beim 403 (alt) der Bundesbahn waren dann für die Endwägen noch andere Firmen zuständig als für die Mittelwägen.

Schienenfahrzeuge sind halt auch schwer überschaubare Großprojekte.
Dauerhaft abwesend, und ich komme nicht mehr wieder.
Metropolenbahner
Lebende Forenlegende
Beiträge: 4881
Registriert: 23 Okt 2013, 05:14

Beitrag von Metropolenbahner »

GSIISp64b @ 26 Oct 2013, 01:12 hat geschrieben: Wobei mich eh mal interessieren würde, welche Komponenten beim 612 vom Leopard 2 stammen - Panzer sind ja üblicherweise nicht gerade für ihre aktive Neigetechnik zur Steigerung des Komforts der Besatzung bekannt.
Hab ich letztens erst irgendwo gelesen. Das wichtigste an nem Panzer ist natürlich nicht der Komfort für die Besatzung, sondern das Abschussrohr. Deswegen wird das quasi auf rohen Eiern gelagert und mit Samthandschuhen angefasst. Man soll übertrieben gesagt das Ziel auch noch treffen können, wenn man mit 50 durchs Unterholz jagt. Ohne so ne "Neigungskompensation" zw. Rohr und Untergrund könnte man wohl sonst nur im Stand feuern.
(Ich hoffe ich hab das jetzt richtig wieder gegeben ^^).
Es wurde auch gemeint, dass das ein elektrisches System "feiner" als eine ruckartige Hydraulik arbeiten würde ... tja .. in der Theorie zumindest.
Und dass der 612 so übel ist, muss nicht zwingend an diesen Komponenten liegen - sondern ich behaupte, dass da zu einem großen Teil auch die Steuerung mitschuld ist.
Gerne auch das, aber das wär dann doch mit das Einfachste, was man verbessern könnte. Da muss man nicht gleich die ganze Neige-Technik pauschal zum Teufel zu wünschen.

Z.B. wundere ich mich auch, dass man nichts von Radsatzwellenproblemen aus der Schweiz hört. Hilft da vielleicht die relativ geringe Achslast des ICN mit 15t und die oben genannte Radialeinstellung?

@Boris Merath:
Der dicke Vorteil wenn man etwas aus einer Hand bestellt/bekommt ist der, dass man einen fassbaren Verantwortlichen hat. Ansonsten schiebt der eine die Schuld auf den anderen, keiner wills gewesen sein und der Kunde steht blöd da. Bei nem Konsortium sollte zwar auch alles aus einer Hand kommen, aber das ist mehr ein künstliches Gebilde mit viel Schiefgehpotential.
Wenn man sowas macht, dann braucht man definitiv Zug-Prototypen und ausreichend Testzeit. Da scheinen die Schweizer gründlicher zu testen und/oder sie haben auch die schlimmeren Bedingungen, wo Fehler früher auftauchen. Hab gerade gelernt, was "simplontauglich" bedeutet, demnächst solls dann mit "gotthardtauglich" noch schlimmeres geben. Dagegen gabs beim ICE3 ja Problemchen u.a. mit der Klimaanlage und anderen Kinderkrams. Kein Wunder, dass bei so ner Planung dann auch mal Radwellen brechen.

Allgemeines:
Wundere mich gerade, wieso sich der ICN nicht international besser verkauft hat, da passt eigentlich alles (was man so auf den ersten Blick sieht). So gut wie alle Systeme redundant ausgelegt, niedrige Achslast, viele Sitze, anscheinend auch billig in der Wartung ... Da muss man sich fragen, wieso die DB aus der gemeinsamen Neige-Beschaffung mit SBB und ÖBB ausgestiegen ist .. das wär doch das Beste gewesen, was der DB passieren hätte können. Wenn ein Zug die schweizer Normen schafft, kann fast nichts mehr schief gehen ;-) Aber ich will jetzt hier keine ICN-Diskussion anfachen, ich schau mich mal im Forum um, was damals zur TEE Rail Alliance (und auch zum ICN) geschrieben wurde.

Schönes Wochenende wünsche ich

MB
GSIISp64b
Lebende Forenlegende
Beiträge: 4350
Registriert: 14 Feb 2011, 16:45

Beitrag von GSIISp64b »

Metropolenbahner @ 26 Oct 2013, 07:42 hat geschrieben: Hab ich letztens erst irgendwo gelesen. Das wichtigste an nem Panzer ist natürlich nicht der Komfort für die Besatzung, sondern das Abschussrohr. Deswegen wird das quasi auf rohen Eiern gelagert und mit Samthandschuhen angefasst. Man soll übertrieben gesagt das Ziel auch noch treffen können, wenn man mit 50 durchs Unterholz jagt. Ohne so ne "Neigungskompensation" zw. Rohr und Untergrund könnte man wohl sonst nur im Stand feuern.
(Ich hoffe ich hab das jetzt richtig wieder gegeben ^^).
Richtig soweit, was die vertikale Stabilisation angeht - das ist aber schon ein etwas anderes System als aktive NeiTech bei einem Schienenfahrzeug. 1:1 übernehmen kann man das also sicherlich nicht.
Dauerhaft abwesend, und ich komme nicht mehr wieder.
JeDi
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 19066
Registriert: 22 Apr 2006, 18:27
Wohnort: Land der Küchenbauer
Kontaktdaten:

Beitrag von JeDi »

Metropolenbahner @ 26 Oct 2013, 01:47 hat geschrieben: Wieso hört man nichts aus der Schweiz?
Die fahren doch ETR610. Gut die sind neu, aber bei den älteren ICN gabs doch auch keine Klagen, oder?
Die ETR610 werden - wegen technischen Problemen - nicht mehr auf der Gotthardstrecke eingesetzt. Da ging es u.a. um das Gewicht der Fahrzeuge...
Statt weiterer Neigetechnikfahrzeuge a la RABDe 500 "ICN" experimentieren die SBB jetzt ja beim Twindexx mit der Wankkompensation, also einer passiven Neigetechnik. So ganz zufrieden ist man mit denen auch nicht...
Nebenfragen:
a) Welche Neigetechnik hatte der ICN? Hab nur auf ner Seite die Info gefunden, dass "Militärtechnik" zum Einsatz käme, das spräche ja wie der Hersteller Bomardier für die Leo2-Technik, aber auf bogenschnell steht wiederum "hydraulisch wie beim Pendolino", was dagegen spräche, denn die Leotechnik ist elektrisch ...
Meines Wissens Neicontrol-e, also die ADTranz-Entwicklung.

Es mag ja sein, dass die Neige-Technik anspruchsvoller ist, aber dafür ist man auch schneller unterwegs und muss keine Neubaustrecke mit zig Tunnel verbuddeln. Für den Nahverkehr ist es wegen der vielen Stopps sicherlich eher nichts, aber so im Inter-Regio Einsatz zwischen Mittelzentren im Mittelgebirge gäbs doch nichts besseres, halt so ähnlich wie in der Schweiz :)
Dafür darf man dann alle 10 Jahre die Strecke sanieren.
Benutzeravatar
Boris Merath
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 16212
Registriert: 18 Nov 2002, 23:57
Wohnort: München

Beitrag von Boris Merath »

Metropolenbahner @ 26 Oct 2013, 07:42 hat geschrieben:Gerne auch das, aber das wär dann doch mit das Einfachste, was man verbessern könnte. Da muss man nicht gleich die ganze Neige-Technik pauschal zum Teufel zu wünschen.
Die Neigetechnik ist aber des Teufels - naja, nicht ganz, aber die mechanischen Belastungen und der Aufwand sind enorm. Daran können auch die Schweizer nichts ändern. Die haben vielleicht die Achsen stärker dimensioniert wie man es in Deutschland hat, oder sie hatten einfach Glück. Gerade letzteres sollte man nicht unterschätzen...
Der dicke Vorteil wenn man etwas aus einer Hand bestellt/bekommt ist der, dass man einen fassbaren Verantwortlichen hat. Ansonsten schiebt der eine die Schuld auf den anderen, keiner wills gewesen sein und der Kunde steht blöd da. Bei nem Konsortium sollte zwar auch alles aus einer Hand kommen, aber das ist mehr ein künstliches Gebilde mit viel Schiefgehpotential.
Ja, Konsortium ist ein Problem. Wenn Siemens heute einen Dieseltriebwagen bauen würde, würde Siemens aber trotzdem die Motoren z.B. bei MTU kaufen. Und wenn der Motor spinnt, dann ist Siemens gegenüber dem Kunden dennoch verantwortlich - kann aber natürlich selbst wiederum Schadensersatz bei MTU fordern.

Es ergibt wenig Sinn wenn Siemens jetzt nur für den Dieseltriebwagen jetzt auf einmal anfängt Dieselmotoren zu bauen - oder denkst Du, da käme was sinnvolles dabei raus? Dann doch lieber ein Motor von einem Hersteller, der Profi in diesem Bereich ist.
Wundere mich gerade, wieso sich der ICN nicht international besser verkauft hat, da passt eigentlich alles (was man so auf den ersten Blick sieht).
Hergestellt übrigens von einem Konsortium.
So gut wie alle Systeme redundant ausgelegt, niedrige Achslast, viele Sitze, anscheinend auch billig in der Wartung ...
Viele Sitze als Pluspunkt? Ich kenn den ICN nicht selbst, aber genau das scheint aus Fahrgastsicht der Hauptkritikpunkt zu sein.

Alle Systeme redundant, ausreichend dimensioniert, und besonders viele Sitze pro Wagen - und dann auch noch niedrige Achslast? Da bin ich etwas misstrauisch...
Da muss man sich fragen, wieso die DB aus der gemeinsamen Neige-Beschaffung mit SBB und ÖBB ausgestiegen ist .. das wär doch das Beste gewesen, was der DB passieren hätte können. Wenn ein Zug die schweizer Normen schafft, kann fast nichts mehr schief gehen ;-)
Sowas ist häufig auch einfach Glücksache - vor der Verschrottung einer Baureihe kann keiner sagen, ob die Konstruktion nicht doch Mängel aufweist, die zu Problemen führen werden. Auch beim ICN nicht.
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

Fahrdienstvorschrift bayerische Staatsbahnen 1876
Rohrbacher
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 14700
Registriert: 10 Apr 2006, 23:21
Wohnort: ja

Beitrag von Rohrbacher »

JeDi @ 26 Oct 2013, 08:27 hat geschrieben:Statt weiterer Neigetechnikfahrzeuge a la RABDe 500 "ICN" experimentieren die SBB jetzt ja beim Twindexx mit der Wankkompensation, also einer passiven Neigetechnik. So ganz zufrieden ist man mit denen auch nicht...
Naja, das hat jetzt nicht direkt miteinander zu tun. Der Twindexx ist halt doppelstöckig, eine aktive Neigetechnik mit 8° Maximalneigung kann man da vermutlich nicht sinnvoll verwenden*, jetzt schaut man eben mal, was bei den doppelstöckigen Zügen geht. Weitere (einstöckige) ETR610 als Ersatz für die ETR470 im internationalen Verkehr hat die SBB ja bestellt und ICN für den Binnenverkehr gibt's meines Wissens genug. Auch in der Schweiz wird ja nicht überall mit Neigetechnik gefahren.

* Bei der aktiven Neigetechnik spielt ja zu einen das Außenmaß/Lichtraumprofil eine Rolle. Ein Dosto für 8° Neigung würde im Oberstock wohl ziemlich eng ausfallen, auch unten rum muss der Wagenkasten für eine größere Auslenkung ausgelegt sein, also schmäler sein. Beim 611 (Wagenkasten/Tür verjüngt sich nach unten) ist der Spalt zwischen Bahnsteig und Zug schon vergleichsweise groß. Bei einem Dosto wäre der Schwerpunkt sicherlich höher, was damit auch die Form des Wagenkasten unterhalb weiter schmälern würde. Bei dem ganzen muss man zum anderen auch den Schwerpunkt des Fahrzeugs bedenken bzw. entsprechend beeinflussen. Der sollte möglichst auf der Drehachse liegen, sonst muss die Neigetechnik nicht nur den Wagenkasten neigen, sondern das ganze Gewicht gleich mit, der Energieaufwand und die mechanische Belastung wäre höher. Warscheinlich wäre es auch fahrdynamisch äußerst kritisch, wenn sich plötzlich bei bogenschneller Fahrt der Schwerpunkt des Fahrzeugs merklich verschiebt. Man denke z.B. an verrutschende Ladung in einem Lkw.

Die Frage ist außerdem, wie wirkt die aktive Neigetechnik auf die Fahrgäste, wenn die sich nicht wie beim Einsto mehr oder weniger auf der Drehachse befinden, sondern drüber oder drunter. :unsure:
Metropolenbahner
Lebende Forenlegende
Beiträge: 4881
Registriert: 23 Okt 2013, 05:14

Beitrag von Metropolenbahner »

GSIISp64b @ 26 Oct 2013, 06:47 hat geschrieben:Richtig soweit, was die vertikale Stabilisation angeht - das ist aber schon ein etwas anderes System als aktive NeiTech bei einem Schienenfahrzeug. 1:1 übernehmen kann man das also sicherlich nicht.
Ist jetzt aber auch nicht soo wichtig. Es funktioniert und in der Theorie sollte man durch die elektrische Verstellbarkeit nen "wiecheren" Übergang hinbekommen. Da ist dann die Frage wieso dem nicht so ist.
Bräuchte man eventuell angepasste Balisen auf der Strecke? Im Moment sind die ja alles auf die Pendolinohydraulik ausgelegt, Motto: Volldruck: Jetzt. Wärs vielleicht besser die ein paar Meter weiter vorne zu haben damit die Leotechnik schon mal langsam weich Einschwenken kann und am alten Kontrollpunkt dann den Vollausschlag erreicht hat?
Na von 1:1 hat auch keiner gesprochen :) Mit Technik meinte ich nur die Funktionsprinzip. Das es dann noch zw. nem Kanonenrohr und nen Wagenkasten Unterschiede geben wird, setzte ich voraus.
Edit: Genaueres gibst bei Wikipedia zum VT611:
https://de.wikipedia.org/wiki/DB-Baureihe_6...11#Neigetechnik

@Boris Merath:
Glück: Hmm naja kann man so sehen, aber kann auch das Glück des Tüchtigen sein. Die Ausschreibung war wohl schon hammerhart, in der ersten Runde gabs überhaupt keine Angebote, da keiner die Anforderungen erfüllen wollte. Gab laut Wikipedia damals dann ein ziemliches Rumoren in der Schweiz. Dann wurde wohl abgespeckt, die meisten Anforderungen aber Redundanz, Simplonfähigkeit etc. blieben aber.
Und selbst wenns "nur" Glück war, sollte man das Konzept doch erst recht kopieren. Es läuft ja, egal ob nun aus Glück oder aus Know-How-Gründen.

Am cleversten scheint mir die Radialsteuerung zu sein, hab mal weiter geschaut und das hier gefunden:
Verschleissreduktiondurch konstruktive Massnahmen an den Fahrzeugen:
Stichwortartig sind hier folgende Möglichkeiten zu nennen [17]:
- Verminderung der Achslast und der ungefederten Massen (z. B. Vermei-dung von reinen Tatzlagermotoren);
- Einbau von Querkupplungen der Drehgestelle untereinander bei Lokomoti-ven verbessert den Kurvenlauf;
- Querfederung der Radsätze vor allem bei Triebfahrzeugen reduziert die
Horizontalkräfte bei Gleislagefehlern;
- Laufwerke mit radial einstellbaren Achsen (Lenkachsen) namentlich bei
Triebfahrzeugen verbessern den Kurvenlauf und reduzieren den Ver-schleiss entscheidend (Gefahr von Schienenkopfausbrüchen; Ziff. 4.25);

- Der Lenk-Schiebelagerantrieb - als Kombination der beiden vorstehenden
Punkte - stellt zur Zeit die modernste Stufe von gleisschonenden Laufwer-ken für Lokomotiven dar. Das Drehgestell ist zusätzlich mit einer drehge-stellinternen Radsatz-Querkupplung ausgerüstet (analog Querkupplung).
4.25 soll nicht verschwiegen werden:
Eine mögliche Massnahme zur Verbesserung des Bogenlaufs der Fahrzeuge ist
die sog. Radialeinstellung, welche die Spurführungskräfte deutlich vermindert.
Hier versuchen beide Radsätze eines Drehgestells sich z. B. dank einer elasti-schen Federung bei der Einfahrt in den Gleisbogen oder einer Zwangsführung
unabhängig voneinander radial einzustellen. Eine diesbezüglich wirkungsvollere
Massnahme ist die gegenseitige Führung der Radsätze über Stangen. Der
- 30-hintere Radsatz wird über einen Stangenmechanismus nachgestellt, sobald der
vordere Radsatz beginnt, sich radial einzustellen. Beide Methoden bedürfen
einer ausgeklügelten Abstimmung der einzelnen Federkomponenten im Dreh-gestell, damit ihre Wirkung voll zum Tragen kommt [17].
Doch auch diese technische Lösung hat Nachteile: Infolge der Radialstellung
der Drehgestellachsen im Bogen wird die sonst übliche Entstehung eines
schubspannungsmindernden Verschleissprofils an der Schiene verhindert und
dadurch der Schienenkopf stark über die Hertz‘sche Pressung (Ziff. 4.35) bean-sprucht, so dass es zu Schienenkopfausbrüchen („shelling“) oder Beschädigun-gen kommt.
Quelle
Auch mit der höheren Schienenkopfbeanspruchung sollte es noch besser als ohne sein, außerdem frag ich mich ob schon irgendwo der genannte "Lenk-Schiebelager-Antrieb" eingesetzt wird.

Ne weitere Quelle im ICE-Forum schreibt, dass der Navigator eigentlich für den Verschleiß beim Radreifen gedacht war, was aber nicht ganz klappte:
Du meinst hier die radiale Spureinstellung, auch Navigator genannt. Das Problem ist, dass sich das nicht so bewährt hat, wie erwartet. Bei den Re 460 musste der Navigator für die nachträgliche vmax-Erhöhung auf 200 km/h versteift werden. Bei den Bt-IV (SBB-IC-Steuerwagen) musste man die Navigatoren gleich komplett ausbauen, um damit 200 km/h fahren zu können.
Die ICN sind ein Spezialfall, dort sind die Navigatoren das überhaupt wichtigste Bauteil im ganzen Drehgestell.

Die Navigatoren hatten zum Zweck, den Verschleiss der Radreifen zu reduzieren und so die Geräuschentwicklung und den Unterhaltsaufwand zu reduzieren. Das hat nicht funktioniert und zwar aus folgenden Gründen:

- Die üblichen Radprofile sind Verschleissprofile. Das bedeutet, sie werden einigermassen gleichmässig abgenutzt und behalten ihre Kontur zumindest einigermassen.
- Bei einer guten Radialeinstellung findet kaum Spurkranzanlauf statt, das Rad läuft meist in der Mitte der Lauffläche. Dadurch nutzt sich das Rad ungleichmässig ab, vorwiegend in der Mitte der Lauffläche und erreicht früher die zulässigen Toleranzen.
- Für die radiale Einstellung der Achsen wurde die Ausdrehung des Drehgestells mit einem Gestänge vom Kasten abgenommen. Das Gestänge muss möglichst steif sein um keine Schwingungen zu ermöglichen. Dadurch entsteht eine Schallbrücke, von den Achslagern direkt zum Wagenkasten. Um ein akzeptables Laufgeräusch in den Wagen zu realisieren, mussten daher die Radsätze bei Navigatordrehgestellen früher überarbeitet werden, als von den Verschleissgrenzen nötig gewesen wäre.

Eine Lösung dürfte da das ARS bringen, das im Gegensatz zu den bisherigen Systemen nicht passiv sondern aktiv ist. Mal sehen, wann das mal bestellt wird.
Quelle-ICE-Treff

Fragen: Was ist ARS? Steht das für "Aktive Radialstellung"? Finde per google dazu leider nichts. Hört sich aber so oder so gut ab, da könnte man doch weiter entwickeln/forschen.

So oder so, für schnelle Regionalverbindungen passt das wohl recht gut, 200 km/h braucht man nicht unbedingt. Aber wenns keine Probleme macht und nicht viel Aufpreis kostet, wie im ICN, kann man auch 200 km/h mitnehmen.
Alle Systeme redundant, ausreichend dimensioniert, und besonders viele Sitze pro Wagen - und dann auch noch niedrige Achslast? Da bin ich etwas misstrauisch...
Ist aber so. Teilweise wurde halt am Komfort gespart und die Sitze sind auch relativ eng, aber dafür hat man halt ne gute Achslast. Besser so als gar kein Zug :)
Viele Infos gibts hier:
http://www.lokifahrer.ch/Lokomotiven/Loks-...500/SBB-ICN.htm

Konsortium: Klar meistens gehts nicht ohne, da es nie ne Firma mit allem gibt. Bei Trivialem wie nem Motor ist das auch egal, aber bei Neigetechnik hätt ich schon wenigstens das gesamte Drehgestell aus einer Hand, wenn nicht gibts halt "lustige" Sache wie beim VT611. Im aktuellen Fall ist das nun erledigt, Bombardier gehört ja nun alles, wobei ich mich frage, wo Siemens die Neigetechnik für Ihr Drehgestell im VT605 herbekam. Das war dann doch auch wieder ne ziemliche Neu-Kombination wohl mit dem Leo2-system (wenn nicht Neuentwicklung). Nebenbei, hat "lateral" irgendetwas mit radial zu tun?:
Der Radsatz wird von einer Schwinge geführt, die über ein
Gummilager eine optimale Führung des Radsatzes in lateraler
und longitudinaler Richtung garantiert
Siemens DrehgestelltkatalogFrag mich gerade, ob das was mit dem ICN-Drehgestellt zu tun haben könnte.


@JeDi:
Ja das ist halt die Radlast beim ETR610. 17t statt 15t wird die Gleise in der Tat beanspruchen. Gab ja Überlegungen die nach Stuttgart fahren zu lassen, aber da müsste man Reservierungspglicht haben, oder anderweitig sicherstellen, dass nur die Sitzplätze belegt werden, da sonst mit zuvielen (Steh-)Passagieren wieder zuviel Last herrscht. Da ist man mit dem ICN fein raus.
Statt weiterer Neigetechnikfahrzeuge a la RABDe 500 "ICN" experimentieren die SBB jetzt ja beim Twindexx mit der Wankkompensation, also einer passiven Neigetechnik. So ganz zufrieden ist man mit denen auch nicht...
Naja, aber woran liegt das wenn sie nicht zufrieden sind? Liegts daran, dass der ICN sch..lecht ist, oder liegts simplerweise nur daran, dass man mit den DoStos mehr Passagierkapazität anbieten kann? Das scheint mir in der Schweiz das größere Problem zu sein, die Strecken sind gut ausgelastet, die Züge voll, bleibt nur Doppelstock zur Sitzplatzausweitung. Ersetzt werden die ICNs durch die WaKos aber nicht, oder? Ich hörte bisher zumindest noch keine technischen Probleme
Meines Wissens Neicontrol-e, also die ADTranz-Entwicklung.
Denke ich auch, kann fast nichts anderes sein, da ist dann auf bogenschnell.de ein Fehler, aber ne 100%-Quelle wär nicht schlecht.
Dafür darf man dann alle 10 Jahre die Strecke sanieren.
Quelle gilt das auch für die Schweiz? Siehe dazu auch oben die Zitate zur Radialsteuerung. Zusätzlich kann man eventuell noch etwas mehr ins Gleisbett/Schwellen investieren. Anstatt ner B70 ne B90 oder B91-Schwelle, letztere ist auch aus der Schweiz .. angeblich haltbarer .. hab aber nichts dazu gefunden, ob das wirklich stimmt. Sicherlich wieder teurer, aber das nennt man dann auch Fortschritt. Immer noch deutlich billiger als ne Neubaustrecke und vielleicht reichts auch, wenn man die teureren Schwellen in den Kurven verlegt.

Sorry für die Riesenantwort, ist halt ein interessantes Thema :)
GSIISp64b
Lebende Forenlegende
Beiträge: 4350
Registriert: 14 Feb 2011, 16:45

Beitrag von GSIISp64b »

Höhere Geschwindigkeit (Ziel der NeiTech) bei gleichbleibender Trassierung führt physikalisch zwangsläufig zu ceteris paribus größerer Querbeschleunigung am Rad-Schiene-Kontakt -> größere Reibkräfte -> höherer Verschleiß.

Radialstellung kann das zwar vermutlich wieder etwas besser machen - aber ein nichtneigendes Fahrzeug mit Radialstellung ist meines Erachtens immer noch weniger verschleißgenerierend als ein neigendes.
Dauerhaft abwesend, und ich komme nicht mehr wieder.
Metropolenbahner
Lebende Forenlegende
Beiträge: 4881
Registriert: 23 Okt 2013, 05:14

Beitrag von Metropolenbahner »

GSIISp64b @ 26 Oct 2013, 18:15 hat geschrieben: Radialstellung kann das zwar vermutlich wieder etwas besser machen - aber ein nichtneigendes Fahrzeug mit Radialstellung ist meines Erachtens immer noch weniger verschleißgenerierend als ein neigendes.
Ein nichtneigender Zug mit dem gleichen Tempo?
Davon ab, wo gibts die Radialeinstellung noch? Hab bisher nichts anderes gefunden. Außer bei älteren schweizer IC-Wagen, bei denes es erprobt wurde.

Les gerade wikipedia zum X2000:
Die Triebköpfe selbst verfügen über keine Neigetechnik. Ein besonderer Lokführersitz mit verstärktem Seitenhalt gleicht die erhöhte Seitenbeschleunigung aus.
Wäre die Lösung Deiner Meinung nach dann besser? Die Wägen dürften ohne Motoren ne relativ geringe Achslast haben -> ergo wenig Schienenverschleiß trotz Neigung.
GSIISp64b
Lebende Forenlegende
Beiträge: 4350
Registriert: 14 Feb 2011, 16:45

Beitrag von GSIISp64b »

Metropolenbahner @ 27 Oct 2013, 00:59 hat geschrieben: Ein nichtneigender Zug mit dem gleichen Tempo?
Davon ab, wo gibts die Radialeinstellung noch? Hab bisher nichts anderes gefunden. Außer bei älteren schweizer IC-Wagen, bei denes es erprobt wurde.
Nein - natürlich ein nichtneigender Zug mit niedrigerer Geschwindigkeit. Ein Vergleich mit gleicher Geschwindigkeit wäre sinnlos - schließlich macht man den Aufwand mit der NeiTech ja, um schneller zu fahren.

Und ich argumentiere gerade von der Theorie her - da isses erstmal relativ egal, ob das auch tatsächlich schon mal wer gebaut hat. Die Grundzusammenhänge gelten trotzdem.
Wäre die Lösung Deiner Meinung nach dann besser? Die Wägen dürften ohne Motoren ne relativ geringe Achslast haben -> ergo wenig Schienenverschleiß trotz Neigung.
Nicht die Neigung macht den höheren Verschleiß. Die höhere Geschwindigkeit, die das Ziel der Neigetechnik ist, macht den höheren Verschleiß.

Wenn wir die Neigetechnik streichen und stattdessen die zulässige Querbeschleunigung auf den Fahrgast auf 2,0m/s^2 erhöhen (das ist heute wimre der Grenzwert für die Querbeschleunigung am Rad bei aktiver NeiTech), ändert sich dadurch an den Kräfteverhältnissen am Rad im Vergleich zu aktiver NeiTech null, nichts, nada, niente. Genau das ist ja das Problem. Die Neigetechnik kompensiert die höheren Krafteinflüsse auf den Fahrgast durch eine angehobene Geschwindigkeit im gleichen Kurvenradius - die Kräfte am Rad kompensiert sie aber nicht.

Wenn man NeiTech einbaut und die Vmax nicht anhebt, sondern weiter mit dem klassischen Querbeschleunigungsgrenzwert von wimre 1,0m/s^2 arbeitet, dann vermeidet man den erhöhten Verschleiß. Dann kann man es sich aber auch gleich sparen, eine NeiTech einzubauen.
Dauerhaft abwesend, und ich komme nicht mehr wieder.
Metropolenbahner
Lebende Forenlegende
Beiträge: 4881
Registriert: 23 Okt 2013, 05:14

Beitrag von Metropolenbahner »

GSIISp64b @ 27 Oct 2013, 00:14 hat geschrieben: Nein - natürlich ein nichtneigender Zug mit niedrigerer Geschwindigkeit. Ein Vergleich mit gleicher Geschwindigkeit wäre sinnlos - schließlich macht man den Aufwand mit der NeiTech ja, um schneller zu fahren.

Ok ja, dann ist alles klar. Das mehr Geschwindigkeit mehr "kostet" ist natürlich klar, war mir nicht nicht sicher, wie Dus jetzt meinst.
Nicht die Neigung macht den höheren Verschleiß. Die höhere Geschwindigkeit, die das Ziel der Neigetechnik ist, macht den höheren Verschleiß.
Die kann man mit der Radialsteuerung aber anscheinend echt gut begrenzen. Hab ne Studie zum "Grünen Zug" in Schweden gefunden, der soll deren X2000-Nachfolger werden. Da scheinen die Drehgestelle des ICN "überlebt" zu haben, zumindest wird die Technik explizit im Report erwähnt auch inkl. der neueren aktiven Variante. Die haben dazu auch ne Simulationssoftware entwickelt (ok .. nur Simulation, da können Fehler drin sein, aber besser als nix) und da schauts so aus:

http://www.abload.de/img/strechenverschlei92xfu.png
(Wers nicht weiss: GT ist die schwedische Abkürzung für "Grüner Zug(Tåg)")
Quelle

Der X2000 schneidet da mit den (wahrscheinlichen) ICN-Drehgestellen topp ab. Der läuft 200 Spitze, ein Standard-Intercity-Zug ist deutlich schlechter, obwohl er nur mit 160 km/h verkehrt.

Frage: Was ist die "Cant deficiency" ?
Die scheint schlimm zu sein, am Ende meinen sie noch, dass die NT-Variante ne "Cant deficiency" von ~300 hätte, also muss man im Graph die "GT Cant. Def 306mm"-Zahlen nehmen, die aber immerhin noch leicht besser als der IC ist. Aber für dann 250 km/h statt 160 sicherlich zu vertreten B-)

Edit: Gefunden:
Wikipedia

Blöderweise nur auf Englisch und Französisch :(
Solche komplizierten Sachen hab ich lieber auf Deutsch. Falls da jemand was hatte bitte den Link posten, Danke.

Kann das ganze PDF nur empfehlen, liest sich gut (ok, für den Laien, der keine Ahnung hat, liest sich alles gut), aber zumindest kommt man auf den aktuellen Stand der Technik. Sie verwenden z.B. auch Permanentmotoren, ich glaub Siemens wollte die beim einen Velaro-D, den sie jetzt als Entschädigung der DB übereignen wollen, auch testen. Ansonsten sollen die auch in den Wako-Twindexx-Teilen für die Schweizer stecken. Weiss jemand wies beim ICx ausschaut?

Weiteres interessantes Kapitel befasst sich mit dem Übelkeitssyndrom. Am Ende steht auch was von nem Tilt von 6,5°, da wird also wohl wirklich etwas "Komfort" in Sachen geringe Querbeschleunigung gestrichen, damits den Leuten nicht mehr so schnell übel wird.

Danke für die restliche Erklärung und schönen Sonntag

MB

Eingebundenes Bild durch Link ersetzt
GSIISp64b
Lebende Forenlegende
Beiträge: 4350
Registriert: 14 Feb 2011, 16:45

Beitrag von GSIISp64b »

cant deficiency ist der Überhöhungsfehlbetrag.
Dauerhaft abwesend, und ich komme nicht mehr wieder.
Metropolenbahner
Lebende Forenlegende
Beiträge: 4881
Registriert: 23 Okt 2013, 05:14

Beitrag von Metropolenbahner »

GSIISp64b @ 27 Oct 2013, 14:33 hat geschrieben: cant deficiency ist der Überhöhungsfehlbetrag.
Ahh danke Dir, mit dem deutschen Begriff findet man Treffer die es gut erklären. Für den Fall das es noch jemand nicht wissen sollte kopier ichs mal gleich rein:
Ganz grob gesagt ist es die fehlende "Kurvenlage" der Gleise.

Abhängig davon wie schnell ich fahre werde ich ja in der Kurve nach aussen gezogen. Da gleicht man duch die Kurvenneigung aus. Aber nicht vollständi, da ggf. ja auch langsamere Züge fahren, oder ein Zug stehenbleibt. Das ist die Normale Überhöhung, die in mm der Aussenseite angegeben wird. An bestimmten stellen, z.B Bahnsteige (Einstiegshöhe), Weichenstraßen (Ein Gleis nach Rechts, eins nach Links) oder auch in Übergangsbögen (Gerade auf Kurve) kann man diese Werte der Überhöhung nicht einhalten. Die diverenz zwischen dem geforderten und dem Tatsächlichen Wert ist der Überhöhungsfehlbetrag.

Dieser stellt allerdings in gewissen Grenzen erstmal keinen Sicherheitstechnichen Wert, sondern ein Komfortwert / Materialschonwert da. Neigetechnik-Züge erhöhen ja die Neigung des Wagen, und fahren deshalb schneller duch die Kurven, ohne um zu fallen.
Quelle

Oder auch hier:
Bei dieser Überhöhung,  ausgleichende Überhöhung u0 genannt, wird die Zentrifugalkraft durch die Gewichtskraft ausgeglichen, d.h. der Fahrgast spürt keine Kraft mehr nach außen.Wird hingegen eine Überhöhung eingebaut, die kleiner als u0 ist, verbleibt eine Restbeschleunigung nach außen. Anschaulich betrachtet, „fehlt“also ein Stück Überhöhung. Ihr Betrag ist der Überhöhungsfehlbetrag u
Bei Fahrzeugen mit Neigetechnik wird der  Wagenkastenzusätzlich zur Überhöhung geneigt. Durch die zusätzliche Querneigung kann bei gleicher eingebauter Überhöhung die Geschwindigkeit vergrößert werden, da die
nach außen wirkende Querkraft zum Teil durch die Wagenkastenneigung ausgeglichen wird. In den Trassierungsrichtlinien wird der Unterschied auf der linken Seite der Überhöhungsformel zum Überhöhungsfehlbetrag ad-diert. So entstehen nominal größere zulässige Überhöhungsfehlbeträge als bei Trassierung ohne Neigetechnik, die aber keine größere Seitenbe-schleunigung mit sich bringen.
Quelle

Das erklärts dann schon ziemlich gut. Hatte mich zuerst bei obiger Grafik und den unterschiedlichem Überhöhungsfehlbetrag über die unterschiedliche Abnutzungen gewundert, aber das muss dann in der Tat davon kommen, dass man halt mit mehr "Schwung" in die Kurve fährt. Sieht man auch an der Textstelle aus dem "Grünzug-PDF":
Permissible cant deficiency, I
The limit on cant deficiency is to a large extent related to passenger comfort. For non-tilting  trains,  carbody lateral acceleration of about 1.2 m/s2 is considered  acceptable. For vehicles with passive suspension, this means that a permissible cant deficiency of I = 130–168 mm  could be allowed  in the speed range of 80–250 km/h (where highest speed  implies  lowest  I)  according to EN 13 803-1. Slightly higher values could be accepted for vehicles with active suspension because  of the reduction  in  carbody low-frequency yaw and lateral  motions. In particular, trains with  active lateral suspension  eliminate  the need for reduced  permissible cant deficiency as  a  function of speed up to at least 250 km/h (see Section 8.5). Vehicles with active carbody roll control may have further increased permissible cant deficiency. The target carbody lateral acceleration for tilting trains must be set lower than for non-tilting trains to make the combination of lateral acceleration, lateral jerk and roll velocity acceptable for the passengers.  According to today’s knowledge,  a  target of about 0.8 m/s2 combines  good passenger ride comfort and low risk  of  motion sickness. For a train with “full tilt”, this corresponds to a cant deficiency I of 275 mm, which is also the recommended limit for speeds lower than 250 km/h in EN 13 803-1. A cant deficiency of  306 mm could be accepted as a maximum to be used (if necessary) to maintain speed in isolated curves
Also halten wir fest:
a) Die Abnutzung ist in der Tat wie Du schon vorher sagtest nur von der Kurvengeschwindigkeit abhängig.
b) Laut dem Bildchen oben ist man dank der radial-steuerbaren Achsen, trotz höherer Kurvengeschwindigkeit gleisschonender unterwegs.

Verbleibende NT-Probleme:
a) Übelkeit
b) Höhere Kosten (Beschaffung+Wartung)
c) Neigetechnik an sich, mehr Teile -> mehr potentielle Probleme (aber selbst der VT612 fährt ja mittlerweile ganz passabel, muss man halt gut, nicht gehetzt entwickeln)
d) Was vergessen?

Ansonsten noch: Die Radialsteuerung ist weiter verbreitet als ich dachte, folgende Züge haben quasi die ICN-Technik (also nicht die aktive Version):
X2000, BM71,BM73, OTU(the Öresund Train Unit), wide-body REGINA-Trains

Hab mal weiter gesucht (nicht leicht an so Detailinfos zu kommen :( ).
Laut meiner Recherche haben VT611 und VT612 auch "schon" radiale Radsatzsteuerung.
Quelle VT612
Quelle VT611

Der ICE-T hat dagegen Fiat-Drehgestell-Technik, laut Wikipedia die gleichen wie beim ETR460/470, damit VT610-ähnlich und ohne Radialeinstellung. Damit wird der ICE-T sicherlich ganz schön an den Schienen wetzen :blink:
Metropolenbahner
Lebende Forenlegende
Beiträge: 4881
Registriert: 23 Okt 2013, 05:14

Beitrag von Metropolenbahner »

Vielleicht auch noch interessant, ne Karte über alle NT-Strecken in D:

http://www.abload.de/img/neigezugstreckendzedgm.png

Dunkelblau ist ZUB262
Hellblau ist ZUB122
Schwarz ist <unklar> (ist aber auch nur ne kleine Strecke zw. Nürnberg-Erlangen, fast nicht zu sehen)

Edit: Eingebundenes Bild durch Link ersetzt.
Metropolenbahner
Lebende Forenlegende
Beiträge: 4881
Registriert: 23 Okt 2013, 05:14

Beitrag von Metropolenbahner »

Metropolenbahner @ 1 Nov 2013, 05:18 hat geschrieben: Vielleicht auch noch interessant, ne Karte über alle NT-Strecken in D:

http://www.abload.de/img/neigezugstreckendzedgm.png

Dunkelblau ist ZUB262
Hellblau ist ZUB122
Schwarz ist <unklar> (ist aber auch nur ne kleine Strecke zw. Nürnberg-Erlangen, fast nicht zu sehen)

Edit: Eingebundenes Bild durch Link ersetzt.
Kennt sich jemand mit der Neigetechnik genauer aus? Das sind doch nur Sensoren im ersten Wagen, die die Neigung auslösen, oder?

Hab mich mal zu dem CAF-Triebwagen, der in Sardinien an den Start geht schlau gemacht. Deren Neigetechnik heißt SIBI und hat die Einsatzstrecken abgespeichert und weiss über GPS etc. wo der Zug gerade ist:
The SIBI System is an Active Tilt System which provides rail vehicles with a cant effect in addition to that of the track, reducing the effect of the centrifugal force experienced by passengers and permitting the train to travel faster without a reduction in comfort when negotiating curves on the route. In this way, the route travelling times are reduced by 30%.

There is virtually no competition for this. The difference is that SIBI is an active system which is aware of the trains’ locations at each moment and can anticipate by activating the tilt system before negotiating curves.

Activities carried out by the technological affiliate of CAF Traintic, S.L.
Quelle

Klingt eigentlich ganz praktisch, würde mich jetzt wundern, wenn die anderen Neigetechniken das nicht könnten, aber gelesen hab ich davon bisher noch nichts.

Zum Abschluss nochmal der Link auf den ATR365, gabs schon im Hybrid-Thread, aber gehört eigentlich eher hier rein:
ATR365 auf Wikipedia (italienisch)
CAF-Webseite (Deutsch, aber nur spärliche Info)
Metropolenbahner
Lebende Forenlegende
Beiträge: 4881
Registriert: 23 Okt 2013, 05:14

Beitrag von Metropolenbahner »

Update: Die CAF-Lösung scheint in der Tat was besonderes zu sein:
Pre-programmed with route characteristics, SIBI uses both distance measurement and GPS to determine train position, ensuring that tilt is actuated at the correct location. GPS has replaced track-mounted balises, which can be displaced or damaged by vandals or during track maintenance.
Quelle

Zu Deutsch:
"Ausgestattet mit vorprogrammierten Streckenplänen ist es SIBI durch GPS-Empfänger und Abstandsmessung möglich, die Zugposition zu bestimmen. Dadurch wird sichergestellt, dass der Neigevorgang an der richtigen Stelle passiert. GPS ersetzt Balisen zwischen den Gleisen, die gestohlen oder durch Vandalen oder bei Bauarbeiten beschädigt werden können."

Dagegen klingt ZUB161/262 ja fast nach Steinzeit.
corsa636
Routinier
Beiträge: 250
Registriert: 18 Dez 2012, 12:00

Beitrag von corsa636 »

Wie hat die Neigetechnik denn die Fahrzeit der Züge beinflusst?

Wieviel Schneller waren die ICE-T(D) bei Verwendung der Neigetechnik als "konventionelle ICE"?

Interessieren würden mich die folgenden Strecken:

- Frankfurt (-Aschaffenburg) (-Würzburg) -Nürnberg (-Regensburg)

- Frankfurt (-Hanau) - Fulda

- Leipzig - Berlin (Gibts hier Neigetechnik?)
Metropolenbahner
Lebende Forenlegende
Beiträge: 4881
Registriert: 23 Okt 2013, 05:14

Beitrag von Metropolenbahner »

corsa636 @ 11 Dec 2013, 21:46 hat geschrieben: - Leipzig - Berlin (Gibts hier Neigetechnik?)
Hatte ein paar Posts weiter oben nen Link zu den Neigetechnikstrecken in D gepostet:

http://www.abload.de/img/neigezugstreckendzedgm.png

-> also nein.
corsa636
Routinier
Beiträge: 250
Registriert: 18 Dez 2012, 12:00

Beitrag von corsa636 »

nachdem sich bezüglich Neigetecknik offensichtlich wenig tut, wäre meine Frage wie es denn mit der "Wankkompensation", wie sie bei den Schwiezer TWINDEXX eingesetzt wird, aussieht?

Was ich aus dem Internet mitgenommen habe handelt s sich um einen technisch "vereinfachte" Version der Neigetechnik.

Technisch deutlich weniger komplex.
Von den Möglichen Kurvengerschwindigkeiten liegt dei Wankkompensation grob "mittig" zwischen konventionellen Zügen und bogenschnellen Zügen.


Hört sich doch nach nem vernünftigen Kompromiss an?

Wie seht Ihr die Situation?

Noch drei zusätzliche Fragen:

Stellt die Wankkompensation besondere Voraussetzungen an die ZUglokomotive?
Was für streckenseitige Ausrüstungen sind nötig um die Vorteile der Wankkompensation ausnutzen zu können?

Ist geplant künfitg die Neigestrecken-Informationen über ETCS abzuwicklen? (Und damit ZUB122/ ZUB262 überflüssig machen?)
ropix
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 14244
Registriert: 14 Apr 2004, 09:55
Wohnort: Überm großen Teich: Zumindest kann man mit der MVG gemütlich hinschippern
Kontaktdaten:

Beitrag von ropix »

corsa636 @ 27 Aug 2014, 08:30 hat geschrieben: Ist geplant künfitg die Neigestrecken-Informationen über ETCS abzuwicklen? (Und damit ZUB122/ ZUB262 überflüssig machen?)
geplant ist das sicherlich, aber bis betroffene Strecken in D mit ETCS ausgerüstet sind...
-
Benutzeravatar
guru61
Kaiser
Beiträge: 1192
Registriert: 20 Mär 2011, 08:24
Wohnort: Arolfingen

Beitrag von guru61 »

nachdem sich bezüglich Neigetecknik offensichtlich wenig tut, wäre meine Frage wie es denn mit der "Wankkompensation", wie sie bei den Schwiezer TWINDEXX eingesetzt wird, aussieht? Was ich aus dem Internet mitgenommen habe handelt s sich um einen technisch "vereinfachte" Version der Neigetechnik. 
Die Wako ist keine reine Neigetechnik. Vereinfacht gesagt, wird der Wagenkasten, der bei Kurven nach innerhalb des Federspieles nach der Aussenseite driftet, stabilisiert. Sozusagen. wie wenn er keine Federn hätte.

Technisch ist es eine Weiterentwicklung des Kompensators der SIG aus den 80?er Jahren:
Der Wagenkasten ist auf 2 schräggestellte Pendel abgestützt, die ihn bei Kurven mittels der Fliehkräfte aufrichten. Bombardier hat das nun als Grundlage zu seinem aktiven System genutzt.
Hier sind schön die Pendel zu sehen:
http://www.bogieoperatorforum.com/fileadmi...evue-4-2010.pdf

Und hier das Ganze gut beschrieben:
http://www.bogenschneller.de/index.php?id=29&cat=3

Ob das Ganze technsich weniger komplex ist, wage ich zu bezweifeln:
Die Ansteuerung muss genau so schnell erfolgen, wie bei der konventionellen Neigetechnik. Und ein Doppelstockwagen hat auch ein anderes Gewicht.
Stellt die Wankkompensation besondere Voraussetzungen an die Zuglokomotive?
Bei den Versuchen war eine normale Re 460 vorgespannt. Aber diese Frage wird sich nicht stellen, da der Twindexx ein Triebzug ist, der die Antriebe über den ganzen Zug verteilt hat.
Was für streckenseitige Ausrüstungen sind nötig um die Vorteile der Wankkompensation ausnutzen zu können?
Anpassung der Vorsignalabstände (Die Schweiz kennt keine genormten Vorsignalabstände, sondern sie werden anhand der Streckengeschwindigkeit festgelegt) und die Anpassung von Kurventafeln.
http://de.wikipedia.org/wiki/Langsamfahrst...rsignal_RhB.PNG
Die Runde Tafel gilt für die Zugreihe "N" = Neigezug.
Ist geplant künfitg die Neigestrecken-Informationen über ETCS abzuwicklen? (Und damit ZUB122/ ZUB262 überflüssig machen?)
Frage, was für zusätzliche Informationen werden da übertragen?
Die Streckengeschwindigkeit ist doch im Dienstfahrplan festgelegt, die Neigetechnik arbeitet autonom und ein Ausfall hat technich keine Bedeutung, da die Neigetechnik beziwhungsweise die erhöhte Geschindigkeit auch ohne Neigung gefahren werden könnte. Die Neigerei dient ja nur dem Komfort. Wenn die Nichetechnik ausfällt wird halt nach der nächstniedrigen Zugreihe gefahren.

Code: Alles auswählen

In der Schweiz rechnet man bei der Bestimmung der Bremsreihe auf konventionellen Strecken nur die normalen pneumatischen Bremsen des Zuges an. Für die Zugreihe N der Neigezüge, kam aber auch die Magnetschienenbremse zur Anrechnung. Damit erreichte der ICN die dort geforderten Bremskräfte. Fiel nun die Neigetechnik aus, konnte der Zug nicht mehr nach Zugreihe N verkehren. Die Rückfallebene sah in diesem Fall die Fahrt nach der Zugreihe R vor.
Quelle:
http://www.lokifahrer.ch/Lokomotiven/Loks-...iebseinsatz.htm
Gruss Guru
Gruss Guru
Bild
ropix
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 14244
Registriert: 14 Apr 2004, 09:55
Wohnort: Überm großen Teich: Zumindest kann man mit der MVG gemütlich hinschippern
Kontaktdaten:

Beitrag von ropix »

guru61 @ 28 Aug 2014, 07:59 hat geschrieben: Frage, was für zusätzliche Informationen werden da [bei Neigetechnikbalisen] übertragen?
Also erstmal, dass die Strecke für Neigetechnik zugelassen ist. Und dann vor allen Dingen welche Geschwindigkeitsprüfer = PZB-Zwangsbremsungen ignoriert werden dürfen. Dazu kommt noch eine kontinuierliche Geschwindigkeitsüberwachungen an Stellen die auch mit NT nur mit verminderter Geschwindigkeit befahren werden dürfen.

Letztendlich ist die ZUB 262 so was ähnliches wie ETCS.
-
Metropolenbahner
Lebende Forenlegende
Beiträge: 4881
Registriert: 23 Okt 2013, 05:14

Beitrag von Metropolenbahner »

Ich halt von der Wako wenig. Erstens bringt sie nicht viel, zweitens wird sie wegen der ganzen Mechatronik sicher nicht billig.

Dann lieber nen schnöden Talgo-Zug. Da ist erstens die Technik rein mechanisch, deshalb total simpel, einfach zu warten und seit Jahrzehnten erprobt und zweitens darf er noch etwas schneller um die Kurve.

Für Dostos darf man allerdings nicht steiler neigen, aus der Sicht ist es für die Schweiz schon ein gutes Produkt - wenn es denn mal kommt :)

Problem eines Talgozuges ist eine passende (und zugelassene) Lok/Triebkopf, allerdings werden die österreichischen 1014 anscheinend gerade reaktiviert. Ob neigetauglich oder nicht, wird sich allerdings noch zeigen müssen.

ETCS:
Ja dort gibts extra Tilt-Modi für unterschiedliche Neigezüge. Extra für Wako wurde da auch vor ein paar Jahren ein Modus für 210mm Überhöhungsfehlbetrag eingeführt.
Ist dann quasi wie die schweizer Zugreihen, nur feiner abgestuft.
AndiFant

Beitrag von AndiFant »

Metropolenbahner @ 1 Oct 2014, 18:08 hat geschrieben: Ich halt von der Wako wenig. Erstens bringt sie nicht viel, zweitens wird sie wegen der ganzen Mechatronik sicher nicht billig.
Was es bringt ... muss man evtl. differenzierter betrachten:
Komfort - bringt es nicht viel. Die anvisierten Querbeschleunigungen sind kaum geringer als beim Dosto.
Kurvengeschwindigkeiten: Bringt schon eine Menge ... etwa die Hälfte der Neigetechnik. Die Fliehkräfte steigen quadratisch mit der Geschwindigkeit, die kompensieren de Kraft durch die Neigung nur etwa linear mit dem Neigungswinkel. Nimmt man sich also nur die halbe Geschwindigkeitserhöhung vor, reichen so geringe Neigungswinkel aus.
Zuverlässigkeit - Das muss die Erprobung zeigen, die dieses Jahr eigentlich abgeschlossen werden sollte. Aber die Querkräfte auf Radsatz und Gleis sind schon erheblich geringer als bei der Neigetechnik ... geht ja schließlich quadratisch mit der Geschwindigkeit ...
Kosten - da hab ich keinen Vergleich ...
Metropolenbahner
Lebende Forenlegende
Beiträge: 4881
Registriert: 23 Okt 2013, 05:14

Beitrag von Metropolenbahner »

AndiFant @ 1 Oct 2014, 21:05 hat geschrieben: Was es bringt ... muss man evtl. differenzierter betrachten:
Komfort - bringt es nicht viel. Die anvisierten Querbeschleunigungen sind kaum geringer als beim Dosto.
...
Ja und noch dazu liegt der zulässige Wert in der Schweiz bei 1,2 m/s², also schon sehr hoch.
Kurvengeschwindigkeiten: Bringt schon eine Menge ... etwa die Hälfte der Neigetechnik. Die Fliehkräfte steigen quadratisch mit der Geschwindigkeit, die kompensieren de Kraft durch die Neigung nur etwa linear mit dem Neigungswinkel. Nimmt man sich also nur die halbe Geschwindigkeitserhöhung vor, reichen so geringe Neigungswinkel aus.
Einerseits richtig, andererseits: Wieviel brauchte die volle Neigetechnik? Das waren doch auch nur ein paar Minuten. Mit Wako ists dann also die Hälfte von ein paar Minuten.
Das ist mir vom Kosten/Nutzenverhältnis zu wenig (ich geh wie besagt von relativ hohen Kosten aus). In der Schweiz rentiert sich das, da sie auf ihrer Paradestrecke unbedingt die ~5-10 Minuten einsparen wollen, um den Taktknoten bedienen zu können. Das ist der SBB Einiges wert, aber ob es das in D auch wäre?
Zuverlässigkeit - Das muss die Erprobung zeigen, die dieses Jahr eigentlich abgeschlossen werden sollte. Aber die Querkräfte auf Radsatz und Gleis sind schon erheblich geringer als bei der Neigetechnik ... geht ja schließlich quadratisch mit der Geschwindigkeit
Naja, es wird schon funktionieren und notfalls hilft der 2. Aktuator noch aus (der normalerweise nur ein Querdämpfer ist, also den Komfort steigert).
Kosten  - da hab ich keinen Vergleich ...
Ich auch nicht, aber rein vom System ist die ganze Elektronik deutlich aufwendiger als die Kettenkarusselltechnik Talgos. Aber gut, ohne Lok ist die auch wertlos.
143
König
Beiträge: 920
Registriert: 18 Jul 2010, 09:18

Beitrag von 143 »

Metropolenbahner @ 1 Oct 2014, 21:24 hat geschrieben: Ja und noch dazu liegt der zulässige Wert in der Schweiz bei 1,2 m/s², also schon sehr hoch.
In D liegt der Wert bei 1m/s^2, oder? Hast Du auch Werte für andere Länder (Quellen)?
Metropolenbahner
Lebende Forenlegende
Beiträge: 4881
Registriert: 23 Okt 2013, 05:14

Beitrag von Metropolenbahner »

143 @ 1 Oct 2014, 21:55 hat geschrieben:
Metropolenbahner @ 1 Oct 2014, 21:24 hat geschrieben: Ja und noch dazu liegt der zulässige Wert in  der Schweiz bei 1,2 m/s², also schon  sehr hoch.
In D liegt der Wert bei 1m/s^2, oder? Hast Du auch Werte für andere Länder (Quellen)?
Nein leider nur den schweizer Wert, der steht in einem der Twindexx PDF. Die vergleichen das mit nem aktuellem Dosto wo auf einer Strecke schon 1,2 zugelassen sind. Mit Wako wirds beim neuen Twindexx Express dann 1,35 auf Gleisebene und wieder 1,2 auf Passagierebene. In D sind es meines Wissens 1,0 wie Du auch meintest.
Antworten