Regionalverkehr Sachsen-Anhalt

Strecken und Fahrzeuge des Regionalverkehrs (ohne S-Bahn!)
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DSG Speisewagen
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Beitrag von DSG Speisewagen »

Alle Ausdünnungen würden wichtige, übergeordnete Verbindungen betreffen und wären ein schwerer Fehler, weil das nur dazu führt dass weniger fahren.

Bei den Einstellungen muss man differenzieren. Bei Merseburg - Querfurt sehe ich wenig Potential und Klostermansfeld - Wippra wird wohl auch kurz oder lang wegfallen.
Bei Weißenfels - Zeitz sehe ich durchaus eine wichtige Brückenfunktion, das sollte man nicht zerstören und lieber schauen ob man hier was verbessern kann.
Bernburg - Calbe ist die Frage ob die Direktverbindung die Fahrgastzahlen massiv erhöhen würde oder nicht.
Stendal - Tangermünde halte ich für eine wichtige Anschlussverbindung die eine gute Lage hat und von Stendal kommt man ja gut nach Berlin z. B.
Trassengebühren halbieren! Schwerverkehrsabgabe ab 3,5t für Lkw und Busse einführen! Infrastrukturausbau, Knotenausbau, Kapazitätsausbau! Verminderter Mehrwertsteuersatz für alle Zugfahrkarten! Fahrgastrechte für alle Verkehrsträger gleich!
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spock5407
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Beitrag von spock5407 »

Wartets ab, wenns so weitergeht fällt auch die Überlandtram nach Bad Dürrenberg. :(
Stadtbahn für Regensburg , offizielle Projektseite der Stadt Regensburg
JeDi
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Beitrag von JeDi »

TramBahnFreak @ 11 Jul 2014, 12:44 hat geschrieben: Welche würdest du denn da speziell sehen?
Um sie mal der Reihe nach abzuklappern:

Stendal-Tangermünde: Schade ist, dass man mit vertretbarem Aufwand keine sinnvolle Anbindung in Richtung Berlin hinbekommt. Da der Knoten Stendal leicht verzogen ist, würde auch ein Halbstundentakt nicht viel bringen (bei 12 Minuten Fahrzeit als Quasi-Inselstrecke müsste auch das grade so drin sein). Dabei schaut die Lage an sich nicht so schlecht aus: Verbindet mit Stendal 40.000 und Tangermünde 10.000 2 gar nicht mal so kleine Städte. Ist mit 10 km Streckenlänge kurz, und im Endeffekt einem pendelnden VT recht einfach und billig zu produzieren. Keine Ahnung, wie schlimm die Fahrgastzahlen ausschauen. Wenn, scheiterts aber wohl eher daran, dass Verkehre Richtung Berlin in Stendal nicht im Knoten sind. Vielleicht kann man den Fahrplan so gestalten, dass z.B. die Züge aus Richtung Wolfsburg bis Tangermünde durchgebunden werden? Dann braucht man gar kein eigenes Fahrzeug...

Bernburg-Calbe: Wenn man denn endlich mal die Nordkurve hinkriegen würde. Solange man nichtmal das schafft, kann man die Strecke aus eigenem Versagen auch gleich kübeln.

Merseburg-Querfurt: Lustig, dass die Strecke auf der Abschussliste steht, Merseburg-Schafstädt aber nicht. Mit einer leichten Verschiebung und Kürzung auf Mücheln wäre vielleicht was machbar (für Stundentakt nur mehr 1 Fahrzeug nötig - und hinter Mücheln hört die einigermaßen dichte Besiedelung passenderweise auf). Für das gar nicht so kleine Querfurt ists zwar etwas schade - aber wenns nicht anders geht...

Weißenfels-Zeitz: Zahlreiche Halte (Teuchern...) außerhalb der Orte, von denen es auch nicht wirklich große gibt. Würde ich eher als einen Fall fürs Kübeln sehen. Zumal man hier ja mal einen täglichen Stundentakt gefahren ist, und die Fahrgastzahlen auch nicht wirklich besser waren.

Klostermansfeld-Wippra: Schwierig. Ein gewisses Touristisches Potenzial ist sicher da, die Strecke scheint vor Ort gewollt zu sein, und mit der KML hat man ein rühriges EVU direkt am Platz, das sich kümmert. Leider fährt der RE Erfurt-Magdeburg hier nicht symmetrisch, sodass man bei einem (knapp möglichen) Stundentakt trotzdem nicht in beide Richtungen Anschlüsse herstellen kann. Gegebenenfalls kann man auf der Strecke auch noch die Zugbegleiter einsparen... Aktuell fährt man hier mit Anschluss von und nach Magdeburg. Ist das wirklich das regionale Zentrum? Würde es ggf. helfen, die andere Richtung anzubinden (also Sangerhausen/Erfurt)?
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Beitrag von TramBahnFreak »

Danke für die Erklärungen! :)

Ich bekomme wieder spontan Lust auf Fahrplan-Basteleien – beizeiten werde ich da gegebenenfalls mal was vorstellen, falls was Sinnvolles rauskommt und Interesse besteht. ;)
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Beitrag von 146225 »

Ionenweaper @ 11 Jul 2014, 00:22 hat geschrieben: Eine Verpflichtung auf den Schienenverkehr hilft in dünn besiedelten Regionen auch nicht weiter. Mit einem vertakteten Busverkehr fährt man dort klar besser und kann sich für die gleichen Kosten viel mehr leisten - und das ursprüngliche Ziel der Regionalisierungsmittel, nämlich die Regionen anzubinden, wird auch erreicht.
Eine Verpflichtung auf den ÖPNV kann ich mir aber durchaus vorstellen, denn mit der Verwendung für Schülerverkehr, touristische Angebote, Fernverkehrsersatz etc. hat man die Region abgehangen.

Wenn man nur noch Schülerverkehr finanziert, ist das auch ein sehr schlechtes Zeichen für eine Region...
Trugschluß. Busse generieren im Nahverkehr in der Regel keine aktive Fahrgastnachfrage, sie befördern nur passiv die Zwangskundschaft.
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Beitrag von TramBahnFreak »

146225 @ 13 Jul 2014, 00:15 hat geschrieben: Trugschluß. Busse generieren im Nahverkehr in der Regel keine aktive Fahrgastnachfrage, sie befördern nur passiv die Zwangskundschaft.
Das ist vermutlich auch mit ein psychologisches Problem, was aber auch hausgemacht ist.
Bei Zug ist anhand der Gleise eben klar ersichtlich, wo er lang fährt. Der Bus ist einerseits zwar flexibler, andererseits kann ihm diese Flexibilität aber bei zu exzessiver Nutzung auch zum Verhängnis werden. Wenn jede Fahrt eine andere Route nimmt, um möglichst jede Straße im Angebot abzudecken, ist die Verlässlichkeit dahin und keiner mag mehr mitfahren, wenn man nicht weiß, wo man letztendlich ankommt (von daraus resultierenden unterschiedlichen Abfahrtszeiten ganz zu schweigen – Taktverkehr ist das A und O eines attraktiven Nahverkehrs-Angebots in der Fläche!)
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Beitrag von 146225 »

TramBahnFreak @ 13 Jul 2014, 00:23 hat geschrieben: Das ist vermutlich auch mit ein psychologisches Problem, was aber auch hausgemacht ist.
Bei Zug ist anhand der Gleise eben klar ersichtlich, wo er lang fährt. Der Bus ist einerseits zwar flexibler, andererseits kann ihm diese Flexibilität aber bei zu exzessiver Nutzung auch zum Verhängnis werden. Wenn jede Fahrt eine andere Route nimmt, um möglichst jede Straße im Angebot abzudecken, ist die Verlässlichkeit dahin und keiner mag mehr mitfahren, wenn man nicht weiß, wo man letztendlich ankommt (von daraus resultierenden unterschiedlichen Abfahrtszeiten ganz zu schweigen – Taktverkehr ist das A und O eines attraktiven Nahverkehrs-Angebots in der Fläche!)
Das ist das eine. Sobald an einem Ende der Linie eine etwas größere Stadt liegt (und da wollen in der Regel halt doch die Leute hin), braucht ein Bus allein zur Fahrt durch diese Stadt schon oft fast so lange wie der Zug auf der Gesamtstrecke. Kombiniere das mit der Fahrt über "Hintervorderober, Kirche" und "Fackelfeldmisting, Abzw." - dann hast Du eine unterirdisch lange Fahrzeit, die auch keinen Fahrgast mehr extra anzieht.
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Beitrag von Rohrbacher »

146225 @ 13 Jul 2014, 00:43 hat geschrieben:Das ist das eine. Sobald an einem Ende der Linie eine etwas größere Stadt liegt (und da wollen in der Regel halt doch die Leute hin), braucht ein Bus allein zur Fahrt durch diese Stadt schon oft fast so lange wie der Zug auf der Gesamtstrecke. Kombiniere das mit der Fahrt über "Hintervorderober, Kirche" und "Fackelfeldmisting, Abzw." - dann hast Du eine unterirdisch lange Fahrzeit, die auch keinen Fahrgast mehr extra anzieht.
Was nutzt dir ein schneller Zug irgendwo, wenn du in "Hintervorderober" wohnst oder dorthin möchtest?^^ Von mir in die Kreisstadt braucht der Zug nur 7 Minuten. Allerdings mit 15 Minuten Latsch zum Bahnhof, dann 7 Minuten Zugfahren, dann 15 Minuten Latsch oder 10 Minuten Stadtbus samt Umsteigezeit sind's schon mindestens 27 oder 32 Minuten in die Innenstadt. Gäbe es auch außerhalb der Schülerzeiten einen Bus direkt in die Stadt wäre man trotz mehrerer "Fackelfeldmisting, Abzw." in etwa 20 Minuten in der Stadt mit weniger Fußlatsch und umsteigefrei. Je nachdem wie man Parken kann und wie weit es zur Haltestelle ist, wäre das gegenüber dem Auto rein objektiv sogar recht konkurrenzfähig. Die Fahrgäste, die der nicht vorhandene Bus nicht befördert, fahren halt Auto (und nicht Bahn!) und hin und wieder nimmt dann ein 87-Jähriger, der nix mehr sieht, jemandem mit Angst hinter'm Steuer, der aber blöderweise fahren muss, die Vorfahrt...

So pauschal kann man das nicht sagen, gerade bei solchen kürzeren Geschichten unter 15 km kommt es auch sehr auf die Lage der Bahnhöfe an, ob eine Kurzstrecke mit der Bahn gegenüber einem Bus in der Praxis angenommen wird. Aber ich glaube, das ist nicht das Problem, das vor allem in Ostdeutschland viele Gegenden haben. DAS ist das Problem!

Wenn man beispielsweise heute schon kaum einen 672 halbwegs ausgelastet bekommt, dann wird das zukünftig sicher mit einem Bus eher noch weniger, aber was will man machen? Wenn statt 10 noch 5 Fahrgäste da sind, ist das im Prinzip auch schon wurscht. Ohne die Einzelfälle 100%ig zu kennen, aber in eh schon nie wirklich dicht besiedelten Gegenden, die in den letzten 20 Jahren fast die Hälfte der Bewohner und einen Großteil der Wirtschaftskraft verloren haben, weiß ich halt nicht, ob man da unsere süddeutschen Großstadtargumente immer so sinnvoll anwenden kann, ergo Angebotsverbesserungen wirklich was bringen würden. Denn ist es ja nicht so, dass da die Landschaft wie im Süden gerne mal vor Autos erstickt und man schauen muss, wie kriegt man die Leute in den ÖPNV, sondern eher so, dass oft kaum noch wer da ist, der sich die Frage stellt, mit welchem Verkehrsmittel er fahren möchte. Das ist ein großer Unterschied, den man bei der Bewertung von Maßnahmen bedenken muss.
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Beitrag von TramBahnFreak »

Dann muss man sich aber auch mal überlegen, warum denn so viele Leute aus den Gegenden abhauen. Und ich denke, dass die mangelhafte Infrastruktur hier nicht ganz unschuldig ist.
Ohne Infrastruktur weniger Wirtschaftsbetriebe. Ohne Wirtschaftsbetriebe weniger Arbeit. Ohne Arbeit weniger Bewohner. Ohne Bewohner weniger Infrstruktur. ...
Überall wird man diese Abwärtsspirale nicht aufhalten können. aber man sollte sie nicht zusätzlich noch mutwillig beschleunigen...
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Beitrag von firefly »

Rohrbacher @ 13 Jul 2014, 02:30 hat geschrieben: Ohne die Einzelfälle 100%ig zu kennen, aber in eh schon nie wirklich dicht besiedelten Gegenden, die in den letzten 20 Jahren fast die Hälfte der Bewohner und einen Großteil der Wirtschaftskraft verloren haben, weiß ich halt nicht, ob man da unsere süddeutschen Großstadtargumente immer so sinnvoll anwenden kann, ergo Angebotsverbesserungen wirklich was bringen würden.
Mit der Einschätzung liegst du weit daneben. Der Süden Sachsen-Anhalts war sehr wohl dicht besiedelt, dichter als weite Teile Süddeutschlands. Und selbst heute noch ist die Siedlungsdichte passabel.
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Beitrag von Rohrbacher »

firefly @ 13 Jul 2014, 10:33 hat geschrieben:Mit der Einschätzung liegst du weit daneben. Der Süden Sachsen-Anhalts war sehr wohl dicht besiedelt, dichter als weite Teile Süddeutschlands. Und selbst heute noch ist die Siedlungsdichte passabel.
Natürlich können wir jetzt sagen, dass auch auf der Schwäbischen Alb, im Bayerischen Wald oder in Oberfranken die Bevölkerungszahl teils genauso deutlich rückläufig ist und die Bevölkerungsdichte geringer als in den dicht besiedelten Gegenden Sachsen-Anhalts, Mecklenburg-Vorpommerns oder Brandenburgs.

Dieser Liste nach kommt Bayern unter dem Strich auf 178 Einwohner/km², Baden-Württemberg kommt gar auf 301 Einwohner/km², in beiden Ländern sind die Gebiete mit einer konstanten oder wachsenden Bevölkerungszahl deutlich in der Überzahl. Außerdem ist das Bahnnetz in schwach besiedelten Gegenden auch nur dünn oder teils nur im Schüler-/Ausflugsverkehr in Betrieb, siehe u.a. auf der Schwäbischen-Alb-Bahn oder im Bayerischen Wald oder der östlichen Oberpfalz. Viele Strecken gäbe es ohne den Tourimus oder einem reichen Land im Rücken, das solche Strecken zur Not aus politischen Gründen am Leben erhält, heute nicht mehr. Das bayerische Bahnnetz hat aber trotzdem auf'm Land teils große Lücken. Lücken wie in Niederbayern oder Unterfranken sehe ich auf meiner Streckenkarte in Sachen-Anhalt nicht.

Sachsen-Anhalt kam 2010 unter'm Strich nur auf 114 Einwohner/km², Brandenburg nur auf 85 und Mecklenburg-Vorpommern gar nur auf 71! Das ist der Durchschnitt, obwohl durchaus einige größere Städte da sind. Und wie du sagst, "Der Süden Sachsen-Anhalts war dicht besiedelt", wenn man das oftmals heute schon kaum noch sinnvoll betrieben bekommt... ich hab' mir das nicht ausgedacht.
TramBahnFreak @ 13 Jul 2014, 02:53 hat geschrieben:Dann muss man sich aber auch mal überlegen, warum denn so viele Leute aus den Gegenden abhauen. Und ich denke, dass die mangelhafte Infrastruktur hier nicht ganz unschuldig ist.
Henne - Ei? Nein, eigentlich auch nicht. Die Leute gehen hier ja in der Regel vor der Infrastruktur, also nicht wie z.B. in Niederbayern oder vergleichbaren Gegenden, wo in den 60ern die Nebenbahnnetze gekappt wurden und und die Gegenden dann später meist einen deutlichen Wettbewerbsnachteil gegenüber heutigen Großdörfern an den Bahnstrecken hatten. Wo dann keiner mehr wohnt oder zu wenige (ist in Bayern oder BaWü auch so), lohnt dann auch kein schnelles Internet, ggf. keine Kanalisation (!), lokale Geschäfte haben nicht (mehr) genug Umsatz und schließen (oder werden gar nicht erst eröffnet) und wenn dann kaum Verkehrswege da sind, ggf. auch die Industrie (nach der Wende) den Bach runterging oder sich nicht ansiedeln will, dann sieht's heute eher schlecht aus, dann dreht sich die Spirale, an der dann auch kein im Stundentakt betriebener Zug mehr was ändern würde.

Und wie gesagt: Rein an der Dichte des Bahnnetzes kann es nicht liegen, in Sachsen-Anhalt sehe ich eine vergleichbare Streckendichte wie in Baden-Württemberg oder Südbayern, sehr viel dichter als in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern oder Niedersachsen!

Beim Bahnnetz reagiert das Land Sachsen-Anhalt leider nur auf die Entwicklungen. Sicher dürfte der Rückzug der Bahn lokal auch den Rückzug der Bevölkerung ausweiten, aber was will das Land machen? Ich bin absolut kein Freund von eingestellten Bahnverbindungen, aber wenn die Menschen gehen, wird auch die Bahn früher oder später gehen müssen, ob man will oder nicht. :(
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Beitrag von Bayernlover »

Ist das jetzt so schlimm, wenn Sachsen-Anhalt langsam ausstirbt?
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Beitrag von 146225 »

Bayernlover @ 13 Jul 2014, 13:27 hat geschrieben: Ist das jetzt so schlimm, wenn Sachsen-Anhalt langsam ausstirbt?
Vielleicht sollte man durch Abbau jeglicher Infrastruktur noch Sterbehilfe leisten? :wacko: :wacko:
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Beitrag von Rohrbacher »

146225 @ 13 Jul 2014, 13:49 hat geschrieben:Vielleicht sollte man durch Abbau jeglicher Infrastruktur noch Sterbehilfe leisten?  :wacko:  :wacko:
Aber was soll man machen? Diese Frage beantwortet hier nie jemand! Sterbehilfe klingt so böse, aber ein totes Pferd reiten, macht's auch nicht wieder lebendig. Natürlich kann man für zig Millionen von Euro jedes Jahr das komplette, relativ dichte Streckennetz am Leben halten, selbst wenn die Fahrgastzahlen jenseits von gut und böse sind. Auf der anderen Seite fehlt das Geld dann, auf Strecken die etwas besser nachgefragt werden und bessere Zukunftsaussichten haben, um wenigstens dort das Angebot zu erhalten oder zu verbessern. Wir reden hier wie gesagt nicht davon, dass ein Land quasi sämtliche Infrastruktur verliert. Wir reden hier davon, dass in einem dann immer noch vergleichsweise dichten Netz einige Strecken rausfliegen, da gibt's anderswo Gegenden, weniger Bahnlinien auf sehr viel mehr (theoretische) Nachfrage stoßen würden.

Sorry, aber wenn sogar der hier auf den 34 km als Querverbindung Weißenfels - Zeitz trotz Stundentakt wohl "zu groß" ist, weil die Bahnstrecke wohl auch noch recht ortsfern liegt, was erwartest du? Das selbe Bernburg - Calbe. Die Strecke ist 23 km lang, als halbwegs nennenswerter Zwischenhalt scheint's nur Nienburg zu geben. In der Nähe sind weitere Bahnstrecken, auch hier kann man nicht davon sprechen, dass Sachsen-Anhalt flächendeckend vom Bahnnetz abgeschnitten wird, wenn man mal in die Streckenkarte schaut. Auch diese Strecke dürfte nicht "mal eben so" auf der Streichliste stehen.

Stendal - Tangermünde ist ein 10 km kurzer Diesel-Inselbetrieb, in Stendal treffen sich mehrere elektrische Hauptlinien. Tangermünde hat wohl noch 10.500 Einwohner, da pendelt wohl heute ein 642, früher müsste das ein 670 gewesen sein, eine ultragroße Erschließungsfunktion scheint die Strecke nicht zu haben.

Die "Wipperliese" mit dem alten Esslinger im bedient auch keinen Landstrich, der ohne die Strecke 50 km vom nächsten Bahnhof entfernt wäre. Und wenn ich mir die Umgebung so ansehe, dann ist dieser Betrieb eh mehr Liebhaberei. An dieser nicht so optimal ausgebauten Strecke liegen weit und breit nur Dörfer, die bayerische Landräte außerhalb des Schülerverkehrs vermutlich nichtmal mit einem Bus anbinden würden. Also so wie ich das sehe, ist auch das eine Strecke, die in Bayern oder Niedersachsen schon seit den 60ern fehlen würde, jetzt sind wir mal ehrlich. Da wäre vermutlich Grafing Bf - Glonn, Wolfratshausen - Bichl oder Ingolstadt - Riedenburg heute mehr los. :ph34r:

Nur Merseburg - Querfurt verstehe ich nicht so ganz, sieht mit 37 km und von der Siedlungsdichte besser aus, liegt in der Nähe der Großstädte Halle/Leipzig. Aber dennoch scheint man hier ähnlich wie auf der nahegelegenen Strecke nach Schafstädt nur mit 672ern zu fahren. Warum dort nicht mehr los ist, kann ich nicht sagen.
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Beitrag von Bayernlover »

146225 @ 13 Jul 2014, 13:49 hat geschrieben: Vielleicht sollte man durch Abbau jeglicher Infrastruktur noch Sterbehilfe leisten? :wacko: :wacko:
Klar, Länder wie Sachsen-Anhalt sollten ihre Kohle wirklich irgendwo aufm Dorf investieren. Dann sieht man wenigstens, wohin man sie verballert. Auch wenn es total nutzlos ist (schon mal in Mecklenburg gewesen?!).

Wir sollten mal anfangen zu akzeptieren, dass diese künstliche Attraktivierung von Landflucht weder ökologisch noch ökonomisch sinnvoll ist. Eher im Gegenteil.
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Beitrag von 146225 »

Wisst ihr, wo ich ein Problem damit habe? Vordergründig und kurzfristig klingen all die Argumente vom Bevölkerungsrückgang und von "da wohnt doch keiner mehr" ganz vernünftig. Ich war gerade 3 Tage in (Ost-)Brandenburg, und meint ihr da sind die Probleme andere? Nur: Mittelfristig sollten wir uns durchaus die Frage stellen, wie Deutschland in 30, 50 oder auch 100 Jahren aussehen könnte und sollte. Die bekannten Ballungsräume noch belasteter als heute und vor allem nördlich und östlich davon eine Menge nichts? Klar können von rund 2,2 Mio. Einwohnern in Sachsen-Anhalt meinetwegen 50, 60 oder 70% auf Baden-Württemberg, Bayern, Hessen und den Raum Düsseldorf-Köln in NRW verteilt werden, damit man den Rest dort um die 3 größten Städte Halle, Magdeburg und Dessau-Roßlau konzentrieren kann, aber wem nützt das? Fairerweise müsste man das ja mit Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und mindestens mit Teilen Sachsens sowie wohl auch Schleswig-Holsteins genauso machen. Und dann? Kosten Wohnungen in süddeutschen Ballungsräumen halt noch mal > 50% mehr, kein Ding...

Leute, es ist kein Geld verschwendet, auch in momentan nicht überhitzt boomenden Regionen Geld in Infrastruktur zu investieren. Und damit meine ich weiß Gott nicht nur die Eisenbahn. Das muss man allerdings zusätzlich zu dem tun, was anderswo überfällig ist - wenn hier im EF und anderswo blindwütig gegeifert werden kann "bloß das im Osten drübn no a Zug foahrd, kenna mir auf Minga ka U-Bahn ausbaun" (oder ähnliche Varianten) dann läuft irgendetwas schief im Lande. Die Erkenntnis, das Deutschland seit Jahren zuwenig in Infrastruktur investiert, ist allerdings auch weder revolutionär noch neu.

Ja, es könnte so schön sein, wenn man wie in der besten Planwirtschaft oder bei der PC-Simulation Menschen rein nach ökonomischen Kriterien auf der Landkarte hin- und herschieben könnte, wie man sie gerade braucht. Dummerweise steht allerdings im Grundgesetz, dass jeder seinen Wohnsitz frei wählen darf. Und deshalb ist es auch Staatsaufgabe, dafür zu sorgen, dass überall in diesem Land auch menschenwürdiges Leben möglich ist. Das bedeutet nicht, jedes letzte Bauerngehöft in alle Ewigkeit zu bewahren. Aber es bedeutet durchaus, auch abseits der vermeintlichen "Boom-Towns" zu investieren. Darüber hinaus ist jeder Boom wandelbar und vergänglich. Wer weiß schon, ob in 50 Jahren nicht ganz andere Schwerpunkte Geltung haben müssen?
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Beitrag von Rohrbacher »

146225 @ 13 Jul 2014, 16:36 hat geschrieben:Leute, es ist kein Geld verschwendet, auch in momentan nicht überhitzt boomenden Regionen Geld in Infrastruktur zu investieren.
Ähm "momentan nicht so boomend"? Wir reden hier von fünf Strecken, auf denen man in einigen Fällen trotz starker Bemühungen offensichtlich nicht mal (mehr) einen 672 (!) halbwegs sinnvoll betrieben bekommt - und nicht von der Aufgabe Ostdeutschlands. Diese Strecken stünden unter den selben Rahmenbedingungen = zu wenige Fahrgäste in anderen Bundesländern vermutlich genauso zur Disposition, wenn der Verkehr dort nicht eh schon vor 40 oder 50 Jahren eingestellt worden wäre. Wie gesagt: Nicht dass ich es begrüße, aber wo die Eisenbahn eventuell keine 100 Fahrgäste am Tag mehr befördert, muss man genauso über Konsequenzen diskutieren wie im umgekehrten Fall, wenn man eine Strecke ohne Personenverkehr hat, dort aber z.B. 2.000 Fahrgäste zu erwarten wären und man über eine Reaktivierung spricht.
146225 @ 13 Jul 2014, 16:36 hat geschrieben:Und deshalb ist es auch Staatsaufgabe, dafür zu sorgen, dass überall in diesem Land auch menschenwürdiges Leben möglich ist.
Wenn zum menschenwürdigen Leben Bahnstrecken erforderlich sind, die wie gesagt samt Schülern geschätzt kaum 100 oder 200 Fahrgäste am Tag befördern und ein Bus nicht in Frage kommt, möchte ich an dieser Stelle eine gaaaaanz lange Liste mit Reaktivierungs- und Neubauwünschen für Nebenbahnen vorbringen! ;)
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Beitrag von 146225 »

@ Rohrbacher: Jetzt reden wir also "nur" über ein "paar Nebenbahnen" wie all die Jahrzehnte zuvor, wo zuerst im Westen, dann im Osten jedes Jahr "nur ein paar Nebenbahnen" weggefallen sind. Nur: Bei der jetzigen Netzgestaltung werden dann demnächst ein "paar Hauptbahnen" auffindbar sein müssen, die angeblich zuviel kosten - Nebenbahnen gibt es ja dann keine mehr. Und sorry, wer Züge im Zulauf auf Großstädte (Magdeburg oder Halle) abbestellen will, handelt wider den Interessen seines Bundeslandes - wenn die Zubringer fehlen, fehlen unterm Strich halt doch das ganze Jahr Fahrgäste und dann wird wieder geheult, wenn der böse, böse Fernverkehr wieder irgendeinen Fernzug über diese Städte kübelt...

Also, wann ist Schluss mit dieser Abwärtsspirale?
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Beitrag von Bayernlover »

Nie ist da Schluss. Die Entwicklung geht nun mal in diese Richtung, das wird die Bahn auch nicht mehr aufhalten können.

Und irgendwo muss man sich natürlich auch mal fragen, ob es gerecht ist, auf der einen Seite in München keine U-Bahnen mehr zu bauen, dafür aber in Brandenburg Züge mit 3 Fahrgästen durch die Landschaft zu schicken.
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Beitrag von 146225 »

Bayernlover @ 13 Jul 2014, 22:40 hat geschrieben: Nie ist da Schluss. Die Entwicklung geht nun mal in diese Richtung, das wird die Bahn auch nicht mehr aufhalten können.

Und irgendwo muss man sich natürlich auch mal fragen, ob es gerecht ist, auf der einen Seite in München keine U-Bahnen mehr zu bauen, dafür aber in Brandenburg Züge mit 3 Fahrgästen durch die Landschaft zu schicken.
Dann zeig mir mal die Züge mit 3 Fahrgästen - die sind in Deutschland nämlich schon mindestens 10 Jahre, eher 15 Jahre abbestellt. Und genau dieses weinerliche "in München wird aber keine U-Bahn mehr gebaut während anderswo..." ist nix als das von mir bereits als grauenhaft angeprangerte armselige Neidgeschwätz - wenn das mal ausbliebe, wäre Deutschland um ein großes Stück Kultur reicher. Gemeinsam statt gegeneinander. (Haben wir nicht vor ein paar Minuten erlebt, was Teamgeist zustande bringt?) "Der hat aber..." "Der kriegt mehr als ich" ist reichlich infantil, sorry - und es darf nie, nie Grundlage ernsthafter Politik sein. Nicht bei der Infrastruktur, nicht bei Verkehrsleistungen, nicht sonstwo.

Und zu Deinen Thesen, dass "nie Schluss" sein wird, sag ich mal abgesehen von der Tatsache, dass ich es interessant finde, dass Du bereits heute weißt, was der Zukunft not tut und was ihr gerecht wird - also auch in 20, 30 oder 50 Jahren ?! - besser nix mehr, sonst muss ... Boris den Beitrag einziehen. :( :angry:
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Beitrag von Bayernlover »

Ich kann mich da auch nur auf Prognosen stützen. Aber die Entwicklung in den letzten 25 Jahren hat nunmal in eine deutliche Richtung gezeigt, warum sollte dich das ändern?

Und Teamgeist schön und gut, aber wir haben nunmal begrenzte Ressourcen. Deshalb müssen wir uns für bestimmte Projekte entscheiden. Da finde ich sie in München, Heilbronn, Freiburg oder Frankfurt immer noch am sinnvollsten - statt im ostdeutschen Hinterland, wo noch nicht mal genügend Leute wohnen, um Hauptstraßen richtig auszulasten.
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DSG Speisewagen
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Beitrag von DSG Speisewagen »

Ich zitiere Rohrbacher:
Henne - Ei? Nein, eigentlich auch nicht. Die Leute gehen hier ja in der Regel vor der Infrastruktur, also nicht wie z.B. in Niederbayern oder vergleichbaren Gegenden, wo in den 60ern die Nebenbahnnetze gekappt wurden und und die Gegenden dann später meist einen deutlichen Wettbewerbsnachteil gegenüber heutigen Großdörfern an den Bahnstrecken hatten.
Bei Niederbayern werde ich sofort hellhörig. Unsinnige Einstellungen gab es, wie Landshut - Rottenburg oder Simbach - Pocking, aber sonst erkenne ich nicht viele Einstellungen die irgend ein Potential gehabt hätten.
Wo dann keiner mehr wohnt oder zu wenige (ist in Bayern oder BaWü auch so), lohnt dann auch kein schnelles Internet,
Meiner Erkenntnis nach ist das schnelle Internet auf vielen Käffern im Osten weiter verbreitet als im Westen in Großstädten. Gut die Kabel sind noch nicht so lange in der Erde, jedoch verstehe ich nicht wieso man das hier vernachlässigt.
Also so wie ich das sehe, ist auch das eine Strecke, die in Bayern oder Niedersachsen schon seit den 60ern fehlen würde, jetzt sind wir mal ehrlich. Da wäre vermutlich Grafing Bf - Glonn, Wolfratshausen - Bichl oder Ingolstadt - Riedenburg heute mehr los.
Wie kannst du ernsthaft Grafing - Glonn (Null Potential) mit Ingolstadt - Riedenburg auf eine Stufe heben? Ingolstadt - Riedenburg hätte heute weit über 1000 Fahrgäste am Tag, besonders zwischen Ingolstadt und Kösching. Das kann man kaum mit so etwas wie Wolfratshausen - Bichl oder die Glonner Strecke vergleichen.
Beim Bahnnetz reagiert das Land Sachsen-Anhalt leider nur auf die Entwicklungen. Sicher dürfte der Rückzug der Bahn lokal auch den Rückzug der Bevölkerung ausweiten, aber was will das Land machen?
Über manch eine Nebenbahn kann man diskutieren, aber das Land kann doch die Hauptstrecken um die Metropolen Halle und Magdeburg nicht auch noch ausdünnen, das hat Strahlkraft auf die Nachbarländer und vor allem dort wohnen noch viele Menschen. Wenn man jetzt schon am Stamm sägt stimmt was nicht.
Sachsen-Anhalt stirbt ja nicht aus, die Hauptachsen werden weiter bestehen und sie muss man stärken.
Bayernlover hat geschrieben: Ist das jetzt so schlimm, wenn Sachsen-Anhalt langsam ausstirbt?
Diesen Beitrag finde ich äußerst geschmacklos.
Bayernlover hat geschrieben: Wir sollten mal anfangen zu akzeptieren, dass diese künstliche Attraktivierung von Landflucht weder ökologisch noch ökonomisch sinnvoll ist. Eher im Gegenteil.
Es ist doch eher umgekehrt, die Leute müssen das Land verlassen und in einen fürchterlichen Moloch wie München ziehen (viele nicht freiwillig), wo sich der Normalbürger die Mieten kaum noch leisten kann. Man muss es nicht fördern dass Leute aufs Land ziehen und in der Stadt arbeiten, da gebe ich dir noch recht. Wer in der Stadt arbeitet sollte auch nah daran wohnen oder direkt drin (was durch Entmischung von Vierteln auch nicht gerade leicht gemacht wird).
Es kann kein Modell sein dieses Land nur noch auf städtische Zentren zu konzentrieren, da gerade die Vielfalt dieses Land ausmacht.
Menschen müssen glücklich sein und man kann doch niemanden ein Modell aufzwingen dass ihn nicht glücklich macht. Viele sind eben auf dem Land glücklich und das würde ich niemandem nehmen wollen. Ich kenne beide Seiten, vielleicht verstehe ich daher auch beide Seiten.
Trassengebühren halbieren! Schwerverkehrsabgabe ab 3,5t für Lkw und Busse einführen! Infrastrukturausbau, Knotenausbau, Kapazitätsausbau! Verminderter Mehrwertsteuersatz für alle Zugfahrkarten! Fahrgastrechte für alle Verkehrsträger gleich!
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Beitrag von Xenon »

DSG Speisewagen @ 14 Jul 2014, 01:26 hat geschrieben: Über manch eine Nebenbahn kann man diskutieren, aber das Land kann doch die Hauptstrecken um die Metropolen Halle und Magdeburg nicht auch noch ausdünnen, das hat Strahlkraft auf die Nachbarländer und vor allem dort wohnen noch viele Menschen. Wenn man jetzt schon am Stamm sägt stimmt was nicht.
Sachsen-Anhalt stirbt ja nicht aus, die Hauptachsen werden weiter bestehen und sie muss man stärken.
Und die genau diese Bahnhauptachsen sollte man stärken und für die Zukunft fit machen, damit die Eisenbahn dort überhaupt noch eine Chance als zusammenhängendes Netz hat. Es macht keinen Sinn, schwach frequentierte Nebenbahnen zulasten der Hauptachsen zu bevorzugen. Denn das führt im Endeffekt nur dazu, dass auf den Hauptstrecken viel mehr Fahrgäste verloren gehen (übrigens auch solche, die im Vor- oder Nachlauf Nebenbahnen benutzen). Wichtig ist hier vor allem eine hohe Reisegeschwindigkeit, damit man zeitlich gegen das Auto eine Chance hat, sowie eine angemessene Taktung und Preis und Komfort muss natürlich auch stimmen.
DSG Speisewagen @ 14 Jul 2014, 01:26 hat geschrieben: Es kann kein Modell sein dieses Land nur noch auf städtische Zentren zu konzentrieren, da gerade die Vielfalt dieses Land ausmacht.
Menschen müssen glücklich sein und man kann doch niemanden ein Modell aufzwingen dass ihn nicht glücklich macht. Viele sind eben auf dem Land glücklich und das würde ich niemandem nehmen wollen. Ich kenne beide Seiten, vielleicht verstehe ich daher auch beide Seiten.
Die Menschen auf dem Land sind aber auch ohne die Bahn glücklich. Eine Auto braucht man in der Gegend sowieso und wenn man ohnehin schon ein Auto hat, benutzt man es natürlich auch.

Damit öffentlicher Nahverkehr in der Region überhaupt eine Chance hat, müsste dieser ähnlich schnell sein wie das Auto (selbstverständlich zählt hier die Tür-zu-Tür-Zeit), ähnlich flexibel sein wie das Auto (bei 2h-Takt ist man während der Wartezeit mit dem Auto schon hin- und wieder zurückgefahren) und Komfort sollte natürlich auch nicht zu schlecht sein. Leider ist man derzeit weit davon entfernt.
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Beitrag von Bayernlover »

Die Frage ist halt auch, ob es Sinn macht, krampfhaft jede aussterbende Gegend mit der Bahn anzubinden. Meistens ist die Bevölkerungsdichte so gering, dass noch nichtmal die Straßen richtig ausgelastet sind. Ist es dann so schlimm, wenn die Leute dort Auto fahren? Es gibt genügend Platz zum Parken, es gibt keine Staus und die Reisezeiten sind kurz. Sollte man sich nicht lieber auf der Bahn ureigenstes Geschäft konzentrieren, den Massentransport? Man kann jeden Euro nur einmal ausgeben. Ein einziges Mal. Warum dann nicht dort, wo er viel mehr Leuten hilft? Und nicht da, wo es eh keinen interessiert?
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Beitrag von Entenfang »

Xenon @ 14 Jul 2014, 02:04 hat geschrieben:Die Menschen auf dem Land sind aber auch ohne die Bahn glücklich. Eine Auto braucht man in der Gegend sowieso und wenn man ohnehin schon ein Auto hat, benutzt man es natürlich auch.
Es sollte Aufgabe der Länder sein, Mobilität zu sichern - und zwar für alle. Dabei ist es erstmal egal auf welche Art. Aber nur darauf zu verweisen, dass eh jeder ein Auto hat und das dann gefälligst auch nutzen soll, geht gar nicht. Was ist mit der 14-jährigen Schülerin, die sich mit ihrer Freundin im Nachbardorf treffen will? Die Oma, die keinen Führerschein besitzt, aber auch einkaufen muss und zum Arzt? Die Einkaufsmöglichkeiten vor Ort haben leider zugemacht, weil eh alle ein Auto haben und die 20km zur nächsten Shopping Mall in 15 Min. fahren können, wo es dann 3 Cent billiger ist. Die alleinerziehende Mutter mit 3 Kindern, die sich kein Auto leisten kann? Diese Menschen sollten ausschlaggebend für die Daseinsvorsorge sein, nicht die, die ein Auto haben.

Ich sehe kein Problem damit, sich vom klassischen ÖPNV als Linienverkehr zu verabschieden. Man muss mit der Zeit gehen, wenn die Bevölkerung abnimmt und keiner mehr da ist, der mit der Bahn fahren kann, dann stellt man sie eben ein. Ich persönlich finde zwar jede Streckeneinstellung schade, aber man kann Bahnbetrieb nicht zum Selbstzweck und um jeden Preis fordern.

Welche Möglichkeiten hat man also? (Ich beziehe mich jetzt auf die Menschen, die auf die Daseinsvorsorge angewiesen sind, nicht die Haushalte, die 3 Autos haben)
-Bürgerauto
-private Mitfahrgelegenheiten
-Rufbus/Ruftaxi
-Ausgeben von Taxigutscheinen
-Ersatz der Bahnen durch ein billigeres Busnetz

Zum letzten Punkt, da dass ja gerade in Sachsen-Anhalt ein sehr aktuelles Thema ist, ein Gedankenspiel aus Sicht der 80-jährigen Oma, die in einem kleinen Dorf wohnt, in dem es keine Einkaufsmöglichkeiten (mehr) gibt und keinen Arzt, dafür aber einen Haltepunkt, von dem die Fahrzeit mit der RB ins nächste Grundzentrum 10 Min. beträgt, wo man dann in einen RE ins Mittelzentrum umsteigen kann.

Heute muss ich zum Facharzt, dafür muss ich bis ins Mittelzentrum fahren. Der Weg zum Bahnhof ist recht weit, ich bin nicht mehr so gut zu Fuß und brauche dafür 15 Minuten. Wenige Minuten vor der Abfahrt des Zuges stehe ich am Bahnsteig, der mit Gras bewachsen ist. Barrierefreiheit ist hier leider noch nicht angekommen, aber immerhin gibt es einen DSA. Er kündigt meinen Zug mit 15 Minuten Verspätung an, damit ist mein Anschluss im Grundzentrum wohl weg, denn die Umsteigezeit beträgt nur 7 Minuten. Wegen des bahnsteiggleichen Umstiegs ist das aber normalerweise kein Problem. Das macht aber nichts, mein Enkel hat mir zum 80. Geburtstag ein Handy geschenkt, damit kann ich in der Praxis anrufen und sagen, dass ich erst eine Stunde später komme. Immerhin gibt es am Bahnhof im Grundzentrum noch ein kleines Cafe, in dem ich die 45 Minuten verbringen kann, denn es ist ziemlich kalt draußen. Den beheizten Warteraum hat man schon vor Jahren geschlossen. Der RE eine Stunde später bringt mich dann ins Mittelzentrum.

Dieselbe Situation, die RB wurde abbestellt. Dafür gibt es jetzt im kleinen Dorf jetzt 3 Bushaltestellen, der Fußweg ist auf 5 Minuten geschrumpft. Mit dem Bus dauert die Fahrt bis zum Bahnhof im Grundzentrum etwa 20 Minuten, weil wir noch eine Schleife über ein anderes Dorf fahren. Heute regnet es ziemlich stark, also gehe ich auf den letzten Drücker los. Am Bahnhof gab es wenigstens einen kleinen Unterstand, sodass ich nicht im Regen stehen musste. An der Bushaltestelle dagegen muss ich im Regen stehen. 2 Minuten vor der planmäßigen Abfahrtszeit stehe ich an der Haltestelle, aber der Bus ist leider schon weg, denn er hatte heute 5 Minuten Verfrühung. Erstmal herauszufinden, wann der Bus fährt, war schon eine große Herausforderung. Die Bahn ist unter der Woche immer zur Minute 08 abgefahren, von 6 bis 22 Uhr. Der Bus fährt jede Stunde zu einer anderen Minute ab, der Kurs um 13:12 fährt nur an Schultagen, zwischen 14 und 16 Uhr gibt es eine Taktlücke, weil es sonst nicht mit den Fahrerschichten aufgehen würde und die Busse um 9:03 und 17:10 fahren nur an ... Moment, Fußnote a und b2, an allen Tagen, in den Schulferien fährt der Bus aber schon um 8:56 und am 12.10., 4 und 5. 4. und 14. 7. fährt er gar nicht, am 12. und 13.6 fährt er erst um 9:12, es sei denn, an diesem Tag sind in der Schule Projekttage, dann fährt er auch nicht. Woher soll ich eigentlich wissen, wann Ferien sind? Das steht beim Aushang an der Haltestelle nicht dabei. Aber ich bin mit meiner Haltestelle noch gut dran, an der nächsten Haltestelle gibt es überhaupt keinen Fahrplan und an der dritten wurde er beim letzten Fahrplanwechsel nicht getauscht. Beim nächsten Mal gehe ich früher los. Ich stehe an der Haltestelle, aber ob er Verspätung hat oder ausfällt, weiß ich leider nicht, denn es gibt keine Fahrgastinformation. Wenn ich Pech habe, ist der Fahrplan gar nicht auf den RE abgestimmt. Aber ich habe Glück, nur hat man leider die Umsteigezeit von 7 Minuten beibehalten. Jetzt hält der Bus aber am Bahnhofsvorplatz und ich muss noch durch die Unterführung. Aufzug gibt es keinen und das Treppensteigen fällt mir sehr schwer. Außerdem muss ich noch eine Fahrkarte kaufen, denn im Bus kann ich keine durchgehende Fahrkarte bis ins Mittelzentrum kaufen. Wie soll ich an dem Automaten bloß die richtige Fahrkarte finden? Früher hatte ich eine Senioren-Jahreskarte, mit der konnte ich problemlos bis ins Mittelzentrum fahren. Auf dem Weg sind leider alle Ampeln rot, weil man die LSA für den MIV koordiniert hat. Dadurch haben wir 5 Minuten Verspätung und mein RE ist weg. Wegen der Verspätung habe ich fast eine Stunde Zeit, bis der nächste Zug fährt. Am Automaten hat mit glücklicherweise eine junge Frau geholfen, die sich auskennt. Den Fahrkartenschalter hat man schon vor vielen Jahren geschlossen. Auf der Rückfahrt hat der RE 10 Minuten Verspätung. Früher waren es zu meiner RB 10 Minuten Umsteigezeit, in diese Richtung muss man aber auch den Bahnsteig wechseln. Ich beeile mich zwar, aber der Bus fährt mir vor der Nase weg. Die RB hätte selbstverständlich den Anschluss abgewartet. Mist, jetzt bin ich auch noch in die Taktlücke gefallen. Der nächste Bus kommt erst in 2 Stunden...

Dieses Beispiel erhebt keinen Anspruch auf allgemeine Gültigkeit, es soll nur die Problematik verdeutlichen. Viele der Probleme würden sich auch leicht beheben lassen, aber die entscheidende Frage ist halt, macht man das auch? Tatsache ist, das System Bahn funktioniert meistens ziemlich gut.
Klar, die komplexe Reisezeit mag möglicherweise sinken, da der Bus mehrere Haltestellen anfährt und dadurch die Fußwege verkürzt werden. Außerdem sind die Betriebskosten deutlich niedriger, als grober Wert habe ich mal 2€/km für Bus und 15€/km für Bahn aufgeschnappt. Die Rufbusse stellen die Grundversorgung zur SVZ und am Wochenende sicher und vermeiden unnötige Leerfahrten, die Zentrale wurde mit den Taxis zusammengelegt.
Aber dafür sind die Linienführungen teilweise recht unübersichtlich mit zahlreichen Ausnahmen. Die Bahn fährt Mo-Fr von 5-22 Uhr immer zur Minuten xy ab, am Wochenende zweistündlich. Der Bus fährt nach 19 Uhr nur noch als Rufbus, am Sa noch 4x pro Tag und So gibt es gar keine Abfahrten. Das Rufbuskonzept benötigt aber eine Zentrale und irgendein Taxiunternehmer wollte nicht kooperieren, also sind die Kosten dafür möglicherweise höher als die Leerfahrten. Spontanes Fahren ist nicht möglich, denn man muss sich mindestens 1h vorher anmelden. Der Schienenbonus geht ebenso verloren.

Mein Fazit: Ersatz von Bahnlinien durch Buslinien kann im Einzelfall sinnvoll sein. Es gibt aber noch einige Probleme zu beheben, die sich ergeben können und die ich mal plakativ dargestellt habe. Neue ÖPNV-Konzepte für ländliche Regionen brauchen wir dringend. Aber mit Rufbussen und Mitfahrgelegenheiten kann man allenfalls die absolute Daseinsvorsorge herstellen, also für die Oma, die Schülerin und die alleinerziehende Mutter. Den Pendler, der früher mit der Bahn ins Mittelzentrum gependelt ist, wird man damit vermutlich nicht erreichen. Er wird ebenso mit dem Auto fahren wie die junge Familie, die neu aufs Land gezogen ist und über den Kauf eines Zweitwagens nachdenkt. Denn der Bus ist einfach nicht so präsent wie die Bahn. Die Betriebskosten mag das senken, die Kosten zahlen aber die Nutzer, die sich dann durch komplizierte Fahrpläne und Tarife kämpfen müssen. Mag sich jeder seine eigene Meinung bilden, ich habe mal versucht, einige Argumente zusammenzufassen.

Was mich an der ganzen Diskussion nur so furchtbar ärgert: Die Bevölkerung im den neuen Bundesländern nimmt fast überall ab. Seit der Wiedervereinigung hat man aber mehr als 1000 km neue Autobahnen gebaut, möglichst einen RQ 31 (31m breiten Querschnitt) in die Landschaft geklotzt, damit man auch sicher ist, dass es reicht. Die Ost-West-Verbindung Berlin-Hannover ist abgesehen von der HGV-Trasse immer noch eingleisig und nicht elektrifiziert. Im Korridor Leipzig-Kassel gibt es gar keine HGV-Strecke. Gleichzeitig werden im Osten wie Westen Brücken gesperrt und Straßen verkommen zu Schlaglochpisten. Und jeder Quadratmeter Straße kostet 1,50€ Instandhaltung - pro Jahr. Zudem tragen die schnellen Verbidungen noch zur Entleerung der Peripherie bei - wenn die Shopping Mall mit nur 15 Autominuten weg ist, ist die Nahversorgung weniger konkurrenzfähig und die kleinen Läden schließen. Das betrifft dann vor allem die Menschen, die kein Auto haben. Und das finde ich ziemlich ungerecht. Aber der Bund zahlt ja die Autobahnen und Hunderte von Ortsumgehungen, während der SPNV durch die Länder finanziert werden muss.

Und die Moral von der Geschicht? Wie lässt sich am besten das größte Loch im deutschen Autobahnnetz zwischen Lüneburg, Schwerin, Magdeburg und Braunschweig stopfen? Durch die X- Y- oder die Hosenträgervariante?
Mein Bahnjahr 2023
Zurückgelegte Strecke: 28.430 km - Planmäßige Gesamtreisezeit: 18,3 Tage - Gesamtverspätung (analog FGR): 1436 min - Planmäßige Reisegeschwindigkeit: 65 km/h - Durchschnittliche Fahrzeitverlängerung aufgrund von Verspätung: 5,5% - Fahrtkosten: 8,9 Cent/km - Anschlussquote (alle Anschlüsse einer Verbindung mit min. 1 Umstieg erreicht): 84,1%
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Beitrag von DSG Speisewagen »

Bayernlover @ 14 Jul 2014, 08:00 hat geschrieben: Die Frage ist halt auch, ob es Sinn macht, krampfhaft jede aussterbende Gegend mit der Bahn anzubinden. Meistens ist die Bevölkerungsdichte so gering, dass noch nichtmal die Straßen richtig ausgelastet sind. Ist es dann so schlimm, wenn die Leute dort Auto fahren?
Die Leute fahren auch auf dem Land mit der Bahn, wenn sie auf ein Zentrum zuläuft und es ein gut vertaktetes Angbot dorthin gibt. 2-3mal umsteigen will natürlich keiner.
Es ist aber so dass die Leute dann eher zum P+R-Parkplatz fahren, denn die sind auch im ländlichen Raum gut gefüllt. Der Bus wird auf dem Land dagegen gar nicht als Verkehrsmittel wahrgenommen, gerade auch wegen der Systematik 3 Fahrten, 4 Routen, aber generell, da sind auch schon in einigen Regionen Rufbusgeschichten mit theoretischem Taktangebot gescheitert.
Es gibt also zur Eisenbahn im öffentlichen Verkehr keine Alternative, jedoch eben auf den wichtigen Achsen.
Sachsen-Anhalt kann sich sicher keine Strecken erlauben wo 200 Fahrgäste am Tag fahren, sie dürfen aber nicht den Fehler machen die Hauptstrecken auch zu beschneiden, sie sind die wichtigen Achsen, auch überregionaler Natur, wo Verknüpfungspunkte im P+R-Bereich funktionieren.

Wenn du schon die Straßen ansprichst, so verstehe ich nicht dass man überall dort die Straßen massiv ausbaut, obwohl der Verkehr das nicht hergibt. Jede Sanierung einer Dorf- oder Kreisstraße führt zu einer Verbreiterung und oftmals zu Neutrassierungen, damit der arme Bürger ja nicht weniger als 100 km/h fahren braucht, das kann man ihm ja nicht zumuten.
Hier wird Geld verschleudert ohne Sinn und Verstand.

Entenfang hat einen guten Beitrag geliefert, aber mit dem Bus hat er nicht recht, wie gesagt, der wird im ländlichen Raum nicht wahrgenommen. Eine schlecht ausgelastete Bahnstrecke wird bei Busbedienung noch schlechter genutzt, selbst wenn öfter gefahren wird, dafür gibt es dutzende Beispiele.
Daher muss man das P+R-System stärken und wichtige, gut genutzte Bahnstrecken ausbauen, besonders alle Hauptstrecken, da sie hohe Reisegeschwindigkeiten zulassen und damit konkurrenzfähig sind. Man muss nebenbei auch alle gut genutzten Nebenbahnen ausbauen und sie stärken. In Sachsen-Anhalt ist da mittlerweile wenig übrig und weitere Strecken wie die Wipperliese werden folgen.
Es gibt aber Strecken die muss man aus volkswirtschaftlichen Gründen erhalten, z. B. die Harzstrecken nach Blankenburg oder Thale, weil sie volkswirtschaftlich notwendig sind und alternativlos, trotz dessen dass die Fahrgastzahlen evtl. nicht die 1000 knacken.

Grundsätzlich sollte man aber mal fragen wieso der demografische Wandel einfach so hingenommen wird? Wieso überlegt man sich nicht Konzepte wie man wieder steigende Geburtenraten hat? Das System Geldanreiz funktioniert nicht, da hätte man schon mal auf Alternativen kommen können.
Frankreich ist da ja auch erfolgreicher.
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Beitrag von Flo_K »

DSG Speisewagen @ 14 Jul 2014, 14:29 hat geschrieben: Der Bus wird auf dem Land dagegen gar nicht als Verkehrsmittel wahrgenommen, gerade auch wegen der Systematik 3 Fahrten, 4 Routen, aber generell, da sind auch schon in einigen Regionen Rufbusgeschichten mit theoretischem Taktangebot gescheitert.
Mit blutet auch das Herz, wenn Bahnstrecken eingestellt werden - den Bus als Alternative aber einfach so wegzuwischen ist auch falsch. Gerade die Leute, die auf den ÖPNV wirklich angewiesen sind (siehe Beispiel von Entenfang), die würden ihn auch nutzen, egal ob er auf der Schiene oder der Straße fährt. Die zusätzlichen Fahrgäste der Bahn sind dann eher die, die auch anderes ihr Ziel erreichen KÖNNTEN. Hier ist es dann natürlich schon von großer Bedeutung, was für ein Angebot an ÖPNV sie vorfinden und hier ist SPNV mit P+R-Platz am Bahnhof sicherlich attraktiver (Und wenn es in Deutschland noch Bahnhöfe gäbe, die diesen Namen verdienen (sauber, warm, ästhetisch ansprechend), dann gäbe es vielleicht auch am Land mehr Kunden.

Wenn Der Bus nicht mal von den Leuten angenommen wird, die ihn eigentlich wirklich brauchen, dann sehe ich da eher ein Kommunikationsproblem, als ein Problem des Verkehrsmittels an sich. Zudem sind meine Erfahrungen mit Rufbussen jetzt auch nicht die besten (zB. Online bestellt, und dann kam keiner) und auch bei Bussen auf dem Land ist Servicetechnisch noch Luft nach oben. Mitunter muss man schon Insider sein um "seinen" Bus zu finden.
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Beitrag von TramBahnFreak »

146225 @ 14 Jul 2014, 00:20 hat geschrieben:Dann zeig mir mal die Züge mit 3 Fahrgästen - die sind in Deutschland nämlich schon mindestens 10 Jahre, eher 15 Jahre abbestellt.
*räusper* :ph34r: ;)
Xenon @ 14 Jul 2014, 02:04 hat geschrieben:Und die genau diese Bahnhauptachsen sollte man stärken und für die Zukunft fit machen, damit die Eisenbahn dort überhaupt noch eine Chance als zusammenhängendes Netz hat. Es macht keinen Sinn, schwach frequentierte Nebenbahnen zulasten der Hauptachsen zu bevorzugen. Denn das führt im Endeffekt nur dazu, dass auf den Hauptstrecken viel mehr Fahrgäste verloren gehen (übrigens auch solche, die im Vor- oder Nachlauf Nebenbahnen benutzen).
Andersrum: Wenn man die Nebenstrecken kübelt, gräbt man auf lange Sicht auch den Hauptachsen die Fahrgäste ab, denn auch wenn die Nebenstrecke sich separat betrachtet nicht rechnet, hilft sich dabei, die Züge auf den Hauptachsen zu füllen, indem sie als Zubringer für selbige das Einzugsgebiet erweitert.
Xenon @ 14 Jul 2014, 02:04 hat geschrieben:Die Menschen auf dem Land sind aber auch ohne die Bahn glücklich. Eine Auto braucht man in der Gegend sowieso und wenn man ohnehin schon ein Auto hat, benutzt man es natürlich auch.
Die Frage ist aber doch: warum haben auf dem Land alle ein Auto, viele auch mehrere...?
Klar, weil das ÖPNV-Angebot nicht konkurrenzfähig ist.
Und damit möchte ich mitnichten fordern, jeden Einöd-Hof im Taktverkehr anzubinden, das wäre volkswirtschaftlicher Irrsinn. Aber es gibt genügend Beispiele für Orte mit etwa 2'000 Einwohnern und mehr, die auf einer ÖPNV-Angebots-Karte im Grunde weiße Flecken darstellen. Und hier müssen die Bewohner dann eben mangels Alternativen zwangsläufig aufs Auto ausweichen.


Im Übrigen vielen Dank an Entenfang für die passende Beschreibung! :)
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Beitrag von DSG Speisewagen »

Wenn Der Bus nicht mal von den Leuten angenommen wird, die ihn eigentlich wirklich brauchen, dann sehe ich da eher ein Kommunikationsproblem, als ein Problem des Verkehrsmittels an sich. Zudem sind meine Erfahrungen mit Rufbussen  jetzt auch nicht die besten (zB. Online bestellt, und dann kam keiner) und auch bei Bussen auf dem Land ist Servicetechnisch noch Luft nach oben. Mitunter muss man schon Insider sein um "seinen" Bus zu finden.
Das ist nicht so ganz richtig. Ich bin im tiefsten Niederbayern aufgewachsen, Kleinstadt eben, kein Kuhdorf. Dort gibt es auch Leute die kein Auto haben, aber es gibt nicht die Anonymität der Großstadt. Die meisten haben trotzdem jemanden zu fahren, entweder aus der Familie, Verwandtschaft oder Freunde, Altenclubs oder sonst was. Man hilft sich untereinander.
Der Bedarf an Rufbussystemen ist genau daher sehr gering. ÖPNV kann eben nicht nur von Zwangskunden leben, das ist nicht tragbar und auf dem Land haben eben meist nicht mal die einen Fahrbedarf mit Bussen.
TramBahnFreak hat geschrieben: Andersrum: Wenn man die Nebenstrecken kübelt, gräbt man auf lange Sicht auch den Hauptachsen die Fahrgäste ab, denn auch wenn die Nebenstrecke sich separat betrachtet nicht rechnet, hilft sich dabei, die Züge auf den Hauptachsen zu füllen, indem sie als Zubringer für selbige das Einzugsgebiet erweitert.
So pauschal kann man das nicht sagen. Es gibt Nebenstrecken die vielleicht die Zahlen nicht erreichen, aber wichtig sind für die Hauptachsen, die sollte man dann trotzdem erhalten. Manche Hauptstrecken ziehen ihre Fahrgäste aber auch fast nur aus den dort liegenden Orten und über die P+R-Parkplätze. Diesen Strecken kannst du auch nichts wegnehmen.
Die Frage ist aber doch: warum haben auf dem Land alle ein Auto, viele auch mehrere...?
Klar, weil das ÖPNV-Angebot nicht konkurrenzfähig ist.
Und damit möchte ich mitnichten fordern, jeden Einöd-Hof im Taktverkehr anzubinden, das wäre volkswirtschaftlicher Irrsinn. Aber es gibt genügend Beispiele für Orte mit etwa 2'000 Einwohnern und mehr, die auf einer ÖPNV-Angebots-Karte im Grunde weiße Flecken darstellen. Und hier müssen die Bewohner dann eben mangels Alternativen zwangsläufig aufs Auto ausweichen.
Du siehst das viel zu sehr aus der Münchenbrille. Auf dem Land würdest du auch bei einem Taktverkehr in deinen Ort ein Auto brauchen, da man anders als in einer großen Stadt viele flexible Ziele hat (die man gar nicht alle miteinander wirtschaftlich vernetzen kann). Die Vereine, Freunde, Bekannten wohnen oft in verschiedenen Nachbarorten die so schlecht erreichbar sind.
Man kann sicher wichtige Punkte für Arbeit und Einkauf ansteuern, doch wird da fast jeder das eigene Auto vorziehen.
Auch ich gebe ehrlich zu, selbst bei einem 5-Minuten-Takt würde ich das eigene Auto nehmen (und das hat nichts mit meiner bekannten Busabneigung zu tun), entweder zum Ziel oder zum nächsten Bahnhof. Alternativ statt dem Auto zum nä. Bahnhof das Fahrrad.


Auf DSO ist heute übrigens zu lesen dass Stendal - Rathenow vergeben wurde.
Erstens gehört die Strecke neben der NBS endlich elektrifiziert und mit durchgehenden Zügen nach Berlin ausgestattet, was die Fahrgastzahlen steigern würde (auch für die gefährdete Strecke nach Tangermünde).
Zweitens könnte man bis dahin auch die Züge Stendal - Tangermünde mit denen Rathenow - Stendal verknüpfen und Durchbindungen garantieren, womit die Tangermünder nur einmal auf dem Weg nach Berlin umsteigen müssten. Auch hier wäre das eine Attraktivitätssteigerung.
Trassengebühren halbieren! Schwerverkehrsabgabe ab 3,5t für Lkw und Busse einführen! Infrastrukturausbau, Knotenausbau, Kapazitätsausbau! Verminderter Mehrwertsteuersatz für alle Zugfahrkarten! Fahrgastrechte für alle Verkehrsträger gleich!
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Beitrag von spock5407 »

Bei Frequenzen von ~ 1h fährt doch keiner, der nicht muss, mit dem Bus z.B. zum Lebensmitteleinkauf. Negativbeispiel ist für mich z.B. der Villacher Stadtverkehr, womit man keinen hinter dem Ofen in den Bus hervorlocken kann.

Auch wenn ich grundsätzlich "pro Bahn" eingestellt bin: Wenn man mit Taktverkehren selbst 672 nicht voll bekommt, dann ist die Bahn vielleicht nicht der richtige Verkehrsträger. Und solche Strecken sind auch nicht gerade die großen Zubringer für Hauptstrecken.
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