Cloakmaster hat geschrieben: ↑22 Feb 2023, 13:44
Was glaubst du eigentlich, mit welch gigantischem Leistungswert ein Garagenbauwerk in den 1960er Jahren ausgestattet wurde? Da kannst noch so intelligentes Lastmanagement betreiben, für viel mehr, als die Normal- sowie die Notbeleuchtung wird es nicht ausreichen.
Über den Einzelfall kann man aus der Ferne natürlich kein Urteil fällen.
Tatsache ist, dass es in vielen Fällen völlig ausreicht den vorhandenen Netzanschluss mittels Lastmanagement zu nutzen.
Bei einem gemeinsamen Netzanschluss für Wohngebäude und Garage ist es natürlich noch einfacher, weil man dann Nachts die Leistungsreserve von beiden in die Ladung stecken kann. Aber auch im getrennten Fall ist es kein Problem. Siehe unten.
Und genau das ist ja das Problem: Tagsüber wären wohl Kapazitätsreserven vorhanden, aber tagsüber sind die meisten mit ihren Autos unterwegs. Nachts wollen dann alle gleichzeitig laden
Das stimmt so nicht.
Wie gesagt: Ein E-Auto hat heute schon eine Reichweite von 500km. Die nutzt aber kaum jemand an einem Tag.
Das heißt von den "allen" werden die meisten weit davon entfernt sein ihren Akku komplett über Nacht zu laden.
Wenn jemand 100km gefahren ist, dann hat er dadurch ca. 22kWh (je nach Fahrzeug und Fahrstil) verbraucht. Bei einer typischen 11kW Wallbox muss er also bei weitem nicht die ganze Nacht laden, sondern gerade mal 2 Stunden mit voller Leistung oder eben länger mit reduzierter Leistung.
Rechnet man also mal, dass die Leute im Schnitt 20 Uhr heimkommen (manche sicher früher, andere später) und um 6 Uhr wieder fahren (was im Schnitt sicher unrealistisch früh ist) dann hat man 10 Stunden Zeit die Autos zu laden. Kaum ein Auto wird aber diese Zeit komplett benötigen. Man muss also immer nur einen Bruchteil der Stellplätze gleichzeitig versorgen damit in der früh trotzdem alle voll sind (was noch nicht mal ein erstrebenswertes Ziel ist, weil die Akkus länger halten, wenn man sie nicht jedes mal auf 100% auflädt).
In den Wohngebäuden ist es umgekehrt: Tagsüber wird fast permanent an der Leistungsspitze herumgehangelt, Weil der durchschnittliche Stromverbrauch pro Wohnung in den letzten 60 Jahren exorbitant gestiegen ist. Multipliziert mit 52 Wohnungen pro Gebäude kommt da halt uch mehr zusammen, als man sich damals so vorstellen konnte oder wollte.
Nein, das ist so nicht richtig. Der durchschnittliche Stromverbrauch spielt bei der Betrachtung überhaupt keine Rolle, sondern die Lastspitze.
Vorher hast du geschrieben, dass tagsüber ja alle mit dem Auto unterwegs sind, die dann nachts laden wollen. Wer soll dann im Wohngebäude unter tags die große Leistung benötigen?
Im typischen Lastgangprofil sind die Lastspitzen morgens und abends, wenn die Bewohner die größeren Verbraucher wie Herd, Spülmaschine, Waschmaschine, Backofen, Föhn, etc. anwerfen. Das ist aber über einen relativ begrenzten Zeitraum. Die restlichen 20-22 Stunden sind genug Leistungsreserven vorhanden (nachts am meisten, aber auch tagsüber außerhalb der Peaks).
Würde man sich in eurem Gebäude tatsächlich "Tagsüber fast permanent an der Leistungsspitze" bewegen, dann würde regelmäßig die Hausanschlusssicherung fliegen wodurch dann größere Teile des gesamten Gebäudes ohne Strom wären.
Wenn das (ohne Ladestationen) der Fall ist, dann ist der Netzanschluss ohnehin jetzt schon definitiv unterdimensioniert und es wäre eine Sanierung der elektrischen Anlage des Gebäudes dringend geboten und bei einem Alter der Anlage von 60 Jahren auch unabhängig davon langsam mal eine Überlegung wert. (Bei der Gelegenheit könnte man dann auch gleich ohne großen Aufwand entsprechende Abgänge für E-Mobilität vorsehen.)
Ist das nicht der Fall, dann sind auch Reserven vorhanden, die man nutzen kann. Wie groß diese genau sind, das muss ein Fachmann vor Ort feststellen.
Haken an der Sache ist aber, daß es eben unterschiedliche Gebäude sind: Nicht nur die Wohngebäude, sondern auch das Garagengebäude sind jeweils einzelne Einheiten, so daß man nicht einfach die Nacht-Reseverven der Wohngebäude in die Garagen umlegen kann. Technisch nicht, weil eben völlig separat, und rechtlich nicht, weil andere Eigentümer-Struktur.
Ja, das ist ein kleiner Haken in diesem Fall. Wobei es wie gesagt genug Wohnanlagen gibt, bei denen Wohngebäude und Garage über einen gemeinsamen Netzanschluss versorgt werden und somit die Reserven genutzt werden können.
Aber auch in diesem "getrennten" Fall ist es kein Problem, da die Anlagen zwar in der näheren Betrachtung technisch getrennt sind, aber wenn man einen Ebene nach oben geht alle am gleichen Verteilernetz/Trafo des EVU hängen (also technisch doch wieder nicht wirklich getrennt) und dem ist es völlig egal, welcher Eigentümer den Strom zieht. Ob da jetzt ein großer Anschluss XYZ kVA zieht an dem Wohngebäude und Garage gemeinsam hängen oder ob da für jedes Gebäude und die Garage jeweils ein eigener Anschluss vorhanden sind die in Summe die gleichen kVA ziehen ist völlig wurscht.
Wenn die Garage einen eigenen Netzanschluss hat (und so schilderst du es ja), dann ist es kein Problem diesen Netzanschluss vom EVU verstärken zu lassen (Habe ich mit den SWM schon mehrfach so umgesetzt, einmal sogar für eine Einzelgarage, die in einer Wohnanlage etwas entfernt vom zugehörigen Reihenhaus lag. Hier haben die SWM einen eigenen, neuen Netzanschluss nur für diese Garage erstellt).
Kosten für die Verstärkung/Erneuerung des Netzanschlusses dürften im mittleren vierstelligen Bereich liegen. Bei 52 Stellplätzen (nehme jetzt einfach mal an, dass die Zahl ungefähr den Wohnungen entspricht) macht das dann je Wohnung ungefähr einen Hunderter. Das sollte für einen Wohnungseigentümer durchaus zu stemmen sein.