Der Süden vom Norden

Eure Reportagen und Reiseberichte finden hier ihren Platz, gerne auch Bilder abseits von Gleisen
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Entenfang
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Beitrag von Entenfang »

Bei den meisten Menschen dürfte der Sommerurlaub schon eine Weile her sein. Da geht es mir nicht anders. Aber heißt es nicht, gut Ding will Weile haben? Nun bin ich endlich so weit, die längst überfälligen Bilder zu präsentieren.

Manchmal sind es die langen Zugfahrten, auf denen tolle Eindrücke entstehen.
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Manchmal ist es aber nötig, einfach zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein.
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Vermutlich kann sich jeder ein Bild im Kopf ausmalen, wenn man "Norwegen" hört. Da denkt man vielleicht an Fjorde...
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...vielleicht aber auch an schlechtes Wetter. Wunderbar klischeehaft ist die Bahnhofsszene in Aandalsnes.
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Wer sagt denn, dass man als Schaffner nicht unter dem Regenschirm auf die Abfahrtszeit warten kann? Die richtige Ausrüstung gehört einfach dazu, das mussten wir auch erfahren. Doch halt. Fangen wir ganz von vorne an, die Geschichte zu erzählen.


Vorbemerkung

Das dänische und norwegische durchgestrichene o werde ich durch ö ersetzen, da es genauso ausgesprochen wird, das dänische ae durch ä. Das im Dänischen, Schwedischen und Norwegischen verwendete a mit Kringel wird in der offiziellen Umschreibung durch aa ersetzt, ausgesprochen wird es wie o. Aalesund -> [Olesund]
Auch wenn die skandinavischen Sprachen dem Deutschen nicht fern sind und mit etwas Fantasie die Bedeutung von Geschriebenem erraten werden kann, sieht es mit dem Verstehen von Gesprochenem anders aus. Für uns ist die Aussprache recht ungewohnt, o wird oft wie u ausgesprochen und u wie ü. Oslo -> [Uschlu]
Doch es gibt auch viele Ausnahmen. Trondheim bspw. bleibt Trondheim.

Wie immer sind alle Angaben zur Auslastung von Verkehrsmitteln nicht repräsentativ da nur aus einem kurzen Beobachtungszeitraum entstanden.

Ich habe alle Preise zum einfacheren Verständnis in Euro umgerechnet. Abgesehen von einigen Touristenhochburgen (z.B. Fischmarkt in Bergen) sind Preise vor Ort grundsätzlich nicht in Euro ausgeschrieben.


Tag 0 Dresden, im Hörsaal, 9:30 Uhr

Brav schreibe ich meine letzte Prüfung für dieses Semester. Es handelt sich um eine kombinierte Prüfung, die aus vier Fächern besteht. Manche schreiben nicht alle Teile und haben es nach 90 Minuten geschafft. Beim Rausgehen ruft jemand: „Ferien!!!“ Bei mir sind noch weitere zweieinhalb Stunden Durchhalten angesagt.

Bewerten Sie die gegebenen Werte zweier Buslinien mit gut/mittel/schlecht.
Linie A: Mittlere Zugfolgezeit 13,87 min.
Linie B: Mittlere Zugfolgezeit 14,13 min.

Kommt drauf an. Sprechen wir hier über grenzüberschreitenden Regionalbusverkehr von Dresden nach Teplice oder vom BRT Istanbul?
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Beitrag von ropix »

Entenfang @ 8 Jan 2016, 18:16 hat geschrieben: Bewerten Sie die gegebenen Werte zweier Buslinien mit gut/mittel/schlecht.
Linie A: Mittlere Zugfolgezeit 13,87 min.
Linie B: Mittlere Zugfolgezeit 14,13 min.
Das ist eine Fangfrage, ein Bus hat keine Zugfolgezeit :D

Freu mich schon.
-
Valentin
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Beitrag von Valentin »

ropix @ 8 Jan 2016, 17:21 hat geschrieben:
Entenfang @ 8 Jan 2016, 18:16 hat geschrieben: Bewerten Sie die gegebenen Werte zweier Buslinien mit gut/mittel/schlecht.
Linie A: Mittlere Zugfolgezeit 13,87 min.
Linie B: Mittlere Zugfolgezeit 14,13 min.
Das ist eine Fangfrage, ein Bus hat keine Zugfolgezeit :D
Und wenns ein Buszug ist? War dann die Fangfrage erfolgreich? ;)
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Beitrag von Cloakmaster »

Valentin @ 8 Jan 2016, 20:41 hat geschrieben:
Und wenns ein Buszug ist? War dann die Fangfrage erfolgreich? ;)
Vielleicht sind es ja Schienenbusse?
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Beitrag von Valentin »

Cloakmaster @ 8 Jan 2016, 19:45 hat geschrieben:
Valentin @ 8 Jan 2016, 20:41 hat geschrieben:
Und wenns ein Buszug ist? War dann die Fangfrage erfolgreich? ;)
Vielleicht sind es ja Schienenbusse?
Oder Busse auf Schienen?

Japan: DMV920
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Beitrag von Rohrbacher »

Valentin @ 8 Jan 2016, 21:42 hat geschrieben:Oder Busse auf Schienen? Japan: DMV920
Warum in die Ferne schweifen? ;)
@Entenfang: Auf die Norwegen-Bilder freue ich mich sehr.
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Entenfang
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Beitrag von Entenfang »

Es ist doch immer wieder spannend, zu sehen, welche Diskussionen hier so entstehen. :)

Man spricht auch bei Bussen von Zugfolgezeit, zumindest habe ich noch nie einen anderen Begriff in diesem Zusammenhang gehört. Meine Anmerkung zu dieser Aufgabe wurde anstandslos akzeptiert. ;)

Aber interessant, welche Vielfalt an Schienenbussen es gibt...



Tag 1 Dresden -> Malmö

Eigentlich wollte ich mich in den Ex-ÖBB-Abteilwagen setzen, doch der Klimaanlage defekt-Zettel hält mich davon ab. Eine mittelalte Frau mit dunkler Sonnenbrille sitzt im Großraum-Sechser des Rollstuhlwagens, ich setze mich gegen die Fahrtrichtung dazu. Fahrkartenkontrolle. „Sagen Sie mal, wird dieser Zug nicht gereinigt?“, will die Frau wissen. „Wieso, ist es denn so dreckig hier?“ „Ja schauen Sie mal das Fenster an.“ Es sieht so aus, als hätte sich jemand mit fettigen Haaren angelehnt und das Resultat mit den Fingern verschmiert. Da habe ich aber wirklich schon Schlimmeres gesehen. Highlight war wohl das zwischen den beiden Fensterscheiben eines 650er schwappende Wasser inklusive Algenbewuchs. „Naja, der Zug kommt alle paar Monate mal in die Grundreinigung. Aber für jedes Mal Fenster putzen ist keine Zeit, nur der Müll wird eingesammelt.“ „Also bei diesen Preisen der Bahn...“ Ein Kribbeln in meiner Nase. Auf diese Aussage bin ich schrecklich allergisch. Ich finde 0€ für Dresden-Puttgarden einen durchaus akzeptablen Preis. Das scheint sie zu wurmen. „Was wollen SIE überhaupt??? Steigen ein und sagen nicht mal Guten Tag. Ich dachte, vielleicht können Sie die Sprache nicht.“ „Sind Sie jetzt bald fertig?“, meint die Zub leicht genervt und gibt mir die bahn.bonus-Freifahrkarte zurück. Dass eine Woche später der Sparpreis Aktion rauskam und ich 14,25€ bezahlt hätte, muss ja niemand wissen.
Auf der weiteren Fahrt herrscht Funkstille. Der in Dresden noch völlig klare Himmel geht bald in dichten Nebel über, der den Eindruck einer minimalistischen Landschaft noch zusätzlich verstärkt.
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Später folgen einige Kiefernwälder, die sich mit Feldern abwechseln. In Falkenberg scheint wieder die Sonne, nur einige Schleierwölkchen schmücken den Himmel.
Zwei Männer wollen durch den Zug gehen und drücken auf den Türöffner. Im Schneckentempo kriecht die Tür beiseite. Anschließend schließt sie nur halb und geht in der nächsten Kurve wieder komplett auf, was sie dann auch bleibt. Mit -5 erreichen wir Berlin Südkreuz und nach dem Abwarten der Verfrühung bald darauf auch pünktlich den Hbf.
Fünf Rolltreppen später erreiche ich den Bahnsteig, von dem der ICE nach Kopenhagen abfährt. Obwohl es nur noch fünf Minuten bis zur planmäßigen Abfahrtszeit sind, steht dort noch ein leicht verspäteter RE. Das charakteristische Geräusch der 481er erfüllt die Bahnhofshalle. Bei aller architektonisch ansprechenden, offenen Bauweise hat man wohl nicht bedacht, dass die ganzen Fahrgäste auch irgendwo warten müssen. Da die Gleise scheinbar im Blockabstand belegt werden, stehen Fahrgäste für mehr als einen Zug am Bahnsteig. Um sich zu bewegen, hat man keine andere Wahl, als den Sicherheitsstreifen zu übertreten.
Kurz nachdem der RE verschwunden ist, kündigt Blechelse auch schon die Einfahrt des ICE, der vordere Zugteil nach Aarhus, der hintere nach Kopenhagen. Vorsichtig rollt er an den Bahnsteig.
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Das Vibrieren eines Dieselmotors im ICE zu spüren ist dann doch recht ungewohnt. Mist, ziemlichen Wandfensterplatz, den ich da reserviert habe. Mit lautem Gedröhne setzt sich die Dotra 605er in Bewegung. Das unangenehme Geräusch kann problemlos mit dem Großraum eines 612er mithalten. Es sind noch viele Plätze frei und ich schaue mich ein wenig um. Im ganzen Zug verkünden die Reservierungsanzeigen „last minute“, was natürlich wenig hilfreich ist. Es ist nicht überall so laut, einige Meter weiter im selben Wagen ist es sogar ziemlich ruhig. In der Lounge ganz vorne ist noch ein Zweier frei, da ich keine Mobil entdecken kann, muss der aufgeklappte Tisch und die Jacke als Besetztzeichen für meinen reservierten Platz ausreichen. Beim Umziehen in die Lounge stolpere ich fast über einen 10 cm hohen Podest, auf dem sich der freie Zweier befindet. Hier ist das Dröhnen des Dieselmotors nur leise im Hintergrund zu hören, ansonsten unterscheidet sich das Fahrgefühl bei 200 km/h nicht von einem elektrischen ICE. Ich genieße die völlig flache Landschaft, Wälder, Wiesen und Äcker wechseln sich ab. In Friesack steht ein Dosto-IC am Bahnsteig. Zu schade, dass ich im hinteren Zugteil bin.
In Hamburg erscheinen schließlich die Reservierungen – alles komplett ausreserviert. Ich ziehe wieder an meinen ursprünglichen Platz zurück. Pünktlich schließen sich die Türen, der Diesel dröhnt und... nichts passiert. Zugkraft wieder auf 0, neuer Versuch. Nichts. Es fühlt sich so an, als würde man versuchen, mit angelegten Bremsen loszufahren.
Die Türen werden wieder geöffnet, einige Nachzügler steigen im Laufe der nächsten Minuten zu. Wegen technischem Defekt verzögert sich die Weiterfahrt.
Ein Mitarbeiter steigt ein und öffnet die Tür auf der falschen Seite, was diese mit einem ohrenbetäubenden Piepen quittiert. Glücklicherweise steigt er nach einer Minute wieder ein, schließt die Tür und das Piepen verstummt. Mittlerweile sind wir bei +10.
„Die Zugteile hängen noch zusammen, wir versuchen sie derzeit zu trennen. Daher bitten wir noch um etwas Geduld.“ Das Ganze nochmal auf Dänisch, dann auf Englisch.
+15. „Der Zugteil nach Aarhus ist jetzt abgefahren, aber es ist ein weiteres technisches Problem aufgetreten.“
In Hamburg ist eine mittelalte Frau eingestiegen, vermutlich mit ihren Eltern, die schon über 80 und recht wacklig auf den Beinen sind und einer etwa 17 Jahre alten Tochter, die den Platz neben mir reserviert hat und nun auch den Durchsagen lauscht.
+20. Die Frau, offensichtlich regelmäßig unterwegs und gut im Organisieren, meint: „Irgendwie befürchte ich, dass wir aussteigen müssen.“ Ich habe auch kein gutes Gefühl bei der Sache.
+25. „Dieser Zug ist defekt, wir können damit keine Zugfahrt durchführen. Bitte benutzen Sie den RE nach Lübeck.“ Der fährt in knapp 10 Minuten ab, die Fahrgäste strömen zum anderen Gleis.
Ohoh. Nur 3 Dostos und schon ziemlich gut gefüllt. Ich kämpfe mich durch die Türblockierer in das obere Stockwerk, auf einem Vierer stapeln sich auf zwei Sitzen Gepäck. Das kommt ja wie gerufen. Und immer wieder dieselbe Antwort auf meine Bitte, wenigstens einen Sitz freizuräumen. „Und wohin soll ich das Gepäck tun?“ Komisch, für meinen nicht gerade kleinen Koffer habe ich problemlos einen Platz zwischen den Sitzen gefunden. Die kleinen Gepäckstücke würden problemlos unter die Sitze passen, doch der Mann mit schwäbischen Klang in der Stimme steht lieber auf und überlässt mir seinen Sitzplatz. Soll mir recht sein und ist auch nicht das erste Mal.
Bei der Abfahrt stapeln sich die Leute im Türbereich und an der Treppe, sodass die Tür fast nicht zugeht. Der Gang im Obergeschoss dagegen ist fast komplett leer.
Der nun stehende Mann rätselt mit seinen drei schwäbischen Bekannten, wie sie denn in Bad Oldesloe nur aus dem Zug kommen sollen.

Irgendwie quetschen sie sich durch und die fünf freigewordenen Sitzplätze werden gern angenommen. Es sind Flüchtlinge, die wohl schon etwas länger unterwegs sind. Jedenfalls riechen sie nicht besonders angenehm. Der Familienvater um die 50 ist recht gut gekleidet, während seine vier Söhne im Alter von zehn bis Mitte zwanzig ihre T-Shirts und Jeans wohl schon seit Wochen nicht mehr gewechselt haben. Er erkundigt sich bei einem anderen Fahrgast auf Englisch, ob das wohl der richtige Weg nach Malmö sei. Der bejaht und erklärt ihm, in Lübeck auszusteigen. Das tun ohnehin alle, erstaunlich, wie viele Menschen in drei Dostos passen. Ich gehe erst mal zur DB Information, denn es gab bisher noch keine Hinweise zum weiteren Reiseverlauf. Dort bestätigt sich meine Vermutung. In Kürze wird ein Ersatzzug bereitgestellt.
Und tatsächlich rollt wenige Minuten später einer an den angekündigten Bahnsteig. Die mittelalte Frau fragt mich, ob das nun der Ersatzzug sei. Na klar. Gleich mal ein Lob für die Bahn: Die Wagennummern sind gleich und die Reservierungen korrekt angezeigt.
Mit +59 fahren wir ab, die Geräuschkulisse ist in diesem Zug noch schlimmer. Im bestimmten Geschwindigkeitsbereich hört er sich wie ein Hubschrauber an. Es dauert nicht mehr lange, dann kommt das Meer in Sicht. Im Laufe der nächsten Zeit werde ich mich nur noch kurzzeitig davon entfernen.
„Ich habe schon einige Nachrichten überbracht und auch jetzt sind es leider keine Guten“, ertönt es aus den Lautsprechern. Alle warten gespannt auf die nächste Hiobsbotschaft. „Da die Fähre einen Defekt hat, kann kein Zug entladen werden. Daher fährt dieser Zug zurück nach Hamburg. Alle Fahrgäste gehen bitte über die Fußgängerbrücke auf die Fähre und in Rödby wieder über die Brücke von Bord. Dort wartet im Bahnhof ein Zug nach Kopenhagen.“ Dann das Ganze auf Dänisch und auf Englisch. Ziemlich viel Englisch für die DB. „Oh ja“, bestätigt auch das Mädchen neben mir grinsend. Wir verabschieden uns zum zweiten Mal. Ein Mann reicht mir spielend meinen Koffer über die Sitzreihe. „Oh, der ist ja schön leicht.“ Das höre ich zum ersten Mal. Und so wenig habe ich auch wieder nicht drin. Dem gebrechlichen Opa hilft die Zub beim Aussteigen, am Bahnsteig übernimmt dann Fährpersonal. Bravo, so sollte es sein.
Seeluft schlägt mir entgegen, statt Tauben sitzen Möwen auf den Laternen.
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Pünktlich legt die Fähre ab, der frische Wind vertreibt das sich allmählich bemerkbar machende Kopfweh.
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Eine Dreiviertelstunde später gehen alle in Rödby von Bord und begeben sich zum einzigen, fast einen Kilometer langen Bahnsteig. Abgesehen von einer Gumminase auf dem Abstellgleis ist weit und breit kein Schienenfahrzeug erkennbar.
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Ein DB-Mitarbeiter, der wie sich später herausstellt, für das Bordbistro zuständig ist, wirkt ziemlich ratlos und führt einige Telefongespräche. Die wenigen Fahrgäste, die so weit nach vorne gelaufen sind, werden schließlich aufgeklärt. In etwa 15 Minuten soll ein Zug aus Kopenhagen ankommen, der dann wieder zurückfährt. Tatsächlich nähert sich bald ein 605er.
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Alle steigen ein und suchen wieder ihre Plätze. „Meine Tochter freut sich schon auf Sie“, meint die Frau.
Doch wir fahren nicht ab. „Bitte beachten Sie: Dies ist der ICE 37, Abfahrt 18:10 Uhr.“ Also noch etwa 20 Minuten bis zur planmäßigen Abfahrtszeit des zwei Stunden späteren Zuges. Hoffentlich kommt jetzt nicht gleich die nächste Ladung Fahrgäste von der Fähre und will ihre reservierten Plätze haben...
Kurz vor der Abfahrt kommt eine einstellige Fahrgastzahl von der Brücke und steigt ein. Zum Zeigersprung schließen sich die Türen und wir setzen endlich unsere Fahrt fort. Nochmal gutgegangen. „Meine Damen und Herren, wir begrüßen Sie im ICE 37 nach Kopenhagen. Ich weiß, dass die meisten von euch jetzt zwei Stunden Verspätung haben.“ Dem dänischen Zub fällt ein, dass man sich in Deutschland im Gegensatz zu Skandinavien nicht grundsätzlich duzt. „Wenn Sie Anschlüsse benötigen, helfe ich Ihnen gerne.“
Ein Fahrgast muss nach Stockholm, den letzten Zug wird er nicht mehr erreichen. Doch das Problem ist, dass er am nächsten Morgen schon weiter in den Norden fährt. Der Zub macht wenig Hoffnung, dass es im Nachtzug am Freitagabend noch freie Plätze gibt.
Doch schon wenige Minuten später kommt Entwarnung. Die noch vorhandenen Plätze im Nachtzug wurden reserviert, diese können jedoch nur am Schalter am Flughafen abgeholt werden.
Das Kopfweh macht sich wieder bemerkbar, während wir durch weite Felder brausen. Die Sonne nähert sich langsam dem Horizont. Meine Sitznachbarin liest die ganze Zeit, für einige Minuten widmet sie sich den Symmetrieachsen von Parabeln.
Mit zwei Stunden Verspätung erreichen wir endlich Kopenhagen, zwei Gleise weiter steht der Öresundzug. Ich gehe über die Brücke, da pfeift es und er fährt ab. Egal, in zehn Minuten kommt der nächste. Der ist fast ganz leer, die Auslastung beträgt unter 10%. Erst am Flughafen füllt sich der Zug etwas. Nach einigen Tunnelabschnitten fahren wir unter den Öresund. Der erste Teil der Querung führt durch einen Tunnel, dann folgt eine künstliche Insel, an die dann eine Brücke anschließt. Oben fließt der Straßenverkehr, unten der Eisenbahnverkehr. Allmählich senkt sich die blaue Stunde über das Meer, der Mond scheint hell.
Nach sieben Jahren Bauzeit wurde die Öresundverbindung im Jahr 2000 eröffnet. In Dänemark waren bereits einige Schilder zu sehen, die auf den Ausbau der Strecke Kopenhagen – Rödby inklusive Elektrifizierung hinweisen. Auf dem Hafengebäude in Puttgarden dagegen hängt ein riesiges Plakat gegen die feste Fehmarnbeltquerung. Willkommen im NIMBY-Land.
Nach dem Verlassen des 605er legt sich mein Kopfweh wieder und mit +119 erreiche ich nach zwölf Stunden Fahrt mein erstes Etappenziel. Allmählich habe ich dann doch genug, auch wenn die Fahrt recht kurzweilig war und es einiges für die Kategorie „Lob für die Bahn“ zu vermerken gab. Ich verlasse den unterirdischen Bahnhofsteil über die falsche Treppe und lande auf einem Parkplatz. Nach dem Durchqueren des modernen Anbaus an das Empfangsgebäude trifft mich fast der Schlag. Wegen dem letzten Abend des Malmö-Festivals sind Fahrgeschäfte aufgebaut, auf mehreren Bühnen wird Musik gespielt und die Straßen sind so voll, dass ich kaum vorwärts komme. Der zentral gelegene Stortorget ist übersät mit Glasscherben, Müll und Dosen. Letzteres machen sich einige Pfandgutsammler zunutze und tragen riesige Säcke voll Dosen auf dem Rücken herum. Hoppla, ist das etwa eine Tram, die sich da durch das Gewusel kämpft? Hat Malmö etwa in den paar Tagen seit meiner Recherche eine geplant, gebaut und eröffnet? Nein, ist bloß ein Doppelgelenker von VanHool mit entsprechendem Design.
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DSG Speisewagen
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Beitrag von DSG Speisewagen »

Entenfang @ 8 Jan 2016, 18:16 hat geschrieben: Vorbemerkung

Das dänische und norwegische durchgestrichene o werde ich durch ö ersetzen, da es genauso ausgesprochen wird, das dänische ae durch ä. Das im Dänischen, Schwedischen und Norwegischen verwendete a mit Kringel wird in der offiziellen Umschreibung durch aa ersetzt, ausgesprochen wird es wie o. Aalesund -> [Olesund]
Auch wenn die skandinavischen Sprachen dem Deutschen nicht fern sind und mit etwas Fantasie die Bedeutung von Geschriebenem erraten werden kann, sieht es mit dem Verstehen von Gesprochenem anders aus. Für uns ist die Aussprache recht ungewohnt, o wird oft wie u ausgesprochen und u wie ü. Oslo -> [Uschlu]
Vielen Dank für diesen Beitrag, ich bin ein großer Skandinavienfreund. Mächtig gewaltiger Beitrag! ;)

Wieso kann man hier eigentlich keine internationalen Schriftzeichen umsetzen? Das ist nicht gut.

Ein Rätsel ist mir jedoch und ich konnte es bis heute nicht lösen, wieso man in Schweden ganz normal "ä" und "ö" schreibt, in Norwegen und Dänemark aber z. B. das durchgestrichene "o" verwendet wird.
Welchen Hintergrund gibt es dazu? Die Sprachen sind ja mehr oder weniger miteinander verwandt.
Trassengebühren halbieren! Schwerverkehrsabgabe ab 3,5t für Lkw und Busse einführen! Infrastrukturausbau, Knotenausbau, Kapazitätsausbau! Verminderter Mehrwertsteuersatz für alle Zugfahrkarten! Fahrgastrechte für alle Verkehrsträger gleich!
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Beitrag von mapic »

Wie immer sehr schön geschrieben. Ich bin gespannt auf den Rest. :)

DSG Speisewagen @ 9 Jan 2016, 16:26 hat geschrieben:Wieso kann man hier eigentlich keine internationalen Schriftzeichen umsetzen? Das ist nicht gut.
Kann man schon, man muss nur wollen. Ich kopiere bei den Ortsnamen manchmal einfach den Titel des entsprechenden Wikipediaeintrags. Der ist ja relativ schnell auffindbar. Und da das ø am häufigsten vorkommt, weiß ich dafür auch die Tastenkombination auswendig. (Alt+155)
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Südostbayer
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Beitrag von Südostbayer »

Danke für den Bericht. Liest sich unterhaltsam.


Entenfang @ 8 Jan 2016, 18:16 hat geschrieben:das dänische ae durch ä
Das norwegische æ nicht? ;)

Entenfang @ 8 Jan 2016, 18:16 hat geschrieben:Auch wenn die skandinavischen Sprachen dem Deutschen nicht fern sind und mit etwas Fantasie die Bedeutung von Geschriebenem erraten werden kann, sieht es mit dem Verstehen von Gesprochenem anders aus. Für uns ist die Aussprache recht ungewohnt, o wird oft wie u ausgesprochen und u wie ü. Oslo -> [Uschlu]
Doch es gibt auch viele Ausnahmen. Trondheim bspw. bleibt Trondheim.
Und viele "Kontextfälle": Das geschriebene "k" kann im Norwegischen zum Beispiel sowohl wie ein deutsches "k" oder wie ein deutsches "ch" gesprochen werden, je nach Verwendung im geschriebenen Wort, und teils wechselnd im selben Wort. Domkirke (Domkirche) = "Domchirka", Kirkenes = "Chirkenes".

DSG Speisewagen @ 9 Jan 2016, 17:26 hat geschrieben:Ein Rätsel ist mir jedoch und ich konnte es bis heute nicht lösen, wieso man in Schweden ganz normal "ä" und "ö" schreibt, in Norwegen und Dänemark aber z. B. das durchgestrichene "o" verwendet wird.
Welchen Hintergrund gibt es dazu? Die Sprachen sind ja mehr oder weniger miteinander verwandt.
Deutsch und Niederländisch sind auch mehr oder weniger verwandt, und doch schaffen es die Niederländer ohne die "normalen" "Ö" und "Ü", die Schweizer gar ohne "ß" ;)
Und verwandt heißt ja nicht, dass man sich nicht dennoch abgrenzen möchte. Dänemark-Norwegen und Schweden standen sich vom 16. bis ins frühe 19. Jahrhundert lange Zeit feindlich gegenüber, und auch danach haben sich die Sprachen individuell weiterentwickelt.
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Beitrag von DSG Speisewagen »

Deutsch und Niederländisch sind auch mehr oder weniger verwandt, und doch schaffen es die Niederländer ohne die "normalen" "Ö" und "Ü", die Schweizer gar ohne "ß" ;)
Niederländisch ist ja mehr oder wenig Niederdeutsch/Platt. Wird da "ö" und "ü" verwendet? Ich glaube die Friesen und andere die Platt können verstehen die Niederländer ganz gut und umgekehrt oder?
Und verwandt heißt ja nicht, dass man sich nicht dennoch abgrenzen möchte. Dänemark-Norwegen und Schweden standen sich vom 16. bis ins frühe 19. Jahrhundert lange Zeit feindlich gegenüber, und auch danach haben sich die Sprachen individuell weiterentwickelt.
Wobei sich z. B. bei der Olsenbande in erster Linie über die Norweger lustig gemacht wird, über die Schweden recht wenig. ;)
War aber nicht Norwegen lange Teil von Schweden, davor natürlich auch von Dänemark? Scheinbar war der dänische Einfluss dann wohl größer.

Schade übrigens dass in der Gegend zwischen Hamburg und Flensburg vom dänischen Einfluss unter der dänischen Krone so wenig übrig ist.
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Beitrag von Südostbayer »

DSG Speisewagen @ 9 Jan 2016, 22:59 hat geschrieben:Niederländisch ist ja mehr oder wenig Niederdeutsch/Platt. Wird da "ö" und "ü" verwendet?
Naja, für Plattdeutsch gibt's keine verbindliche Rechtschreibung. "Ö" und "Ü"-Laute gibt es in den plattdeutschen Dialekten. Ob sie aber geschrieben verwendet werden, ist wahrscheinlich ähnlich flexibel wie Sonderzeichen im geschriebenen Bairisch.

DSG Speisewagen @ 9 Jan 2016, 22:59 hat geschrieben:War aber nicht Norwegen lange Teil von Schweden, davor natürlich auch von Dänemark? Scheinbar war der dänische Einfluss dann wohl größer.
Norwegen und Schweden hatten im 19. Jahrhundert den gleichen König, nämlich den Schwedischen. Davor aber war Norwegen seit mindestens dem 14. Jahrhundert eng mit Dänemark verbunden.
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Beitrag von Entenfang »

Südostbayer @ 9 Jan 2016, 21:53 hat geschrieben:Das norwegische æ nicht? ;)
Nein, für das verwende ich natürlich das Sonderzeichen. ;)

Zum Hintergrund der unterschiedlichen Schreibweise kann ich leider nichts sagen. Die Buchstaben sind aber völlig gleichwertig, die Dänen schreiben Malmö und Öresund genau wie die Schweden, nur eben mit durchgestrichenem o statt ö.


Tag 2 Malmö

Beginnen wir den Rundgang durch die Innenstadt.
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Die St.-Petri-Kirche mit und ohne Bus:
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Die Bushaltestelle Djäknegatan lässt keine Wünsche offen. Es gibt pro Fahrtrichtung zwei Haltepositionen, die durch unterschiedliche Buchstaben gekennzeichnet sind.
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Carolikirche
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Schließlich lande ich (nicht ganz zufällig) am Bahnhof.
Ein Stadtbus überquert den Östra hamnkanalen.
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Ein Regionalbus am Busbahnhof
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Es gibt auch ein Fahrradparkhaus.
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Auf dem Bahnhofsvorplatz stehen noch die Reste vom Festival und werden gerade demontiert.
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Beitrag von Entenfang »

Seit ein Tunnel das Kopfmachen überflüssig macht, ist im oberirdischen Bahnhofsteil nur noch wenig los. Ein Regina-Tw verlässt die Bahnhofshalle.
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Weiter geht’s Richtung Süden.
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Die Stadt ist recht fahrradfreundlich. Überall findet man Abstellplätze und ein gutes Fahrradleitsystem. Auch ein Fußgängerleitsystem weist zu den wichtigsten Orten. Hier eine Fahrradzählstelle.
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Der Stadtpark ist erreicht. An Sommerwochenenden verkehrt dort eine historische Tram – da habe ich meinen Aufenthalt genau richtig gelegt.
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Auf der Fahrt von der Staatsbibliothek zum Schloss Malmöhus wird der Park in einem großen Bogen umrundet. Nur ein schwerhöriger Autofahrer, der sein Tür trotz Sturmklingeln nicht schließt, hält die Fahrt auf.
Der historische Wagen am Technischen Museum mit Turning Torso im Hintergrund…
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…und am Wassergraben des Schlosses Malmöhus.
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Nun zieht es mich zum Mittagessen zurück in die Innenstadt an den Lilla torg.
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Anschließend steht eine Fahrt mit der MalmöExpressen genannten Linie 5 an, auf der ausschließlich die VanHool-Doppelgelenker verkehren.
Beginnen wir auf der Amiralsbron
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Beifang eines Regionalbusses
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Beitrag von Entenfang »

Die Wiedereinführung einer Straßen-/Stadtbahn ist seit einigen Jahren in Planung. Die Buslinie 5 verläuft größtenteils auf eigener Bustrasse in der Straßenmitte. Die großzügige Haltestelle Folkets Park
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Etwas weiter außerhalb wird eine kreuzungsfreie Schnellstraße mitbenutzt, hier am Rosengaard Centrum.
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Der Innenraum greift die Farbe Grün wieder auf
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Schließlich verschlägt es mich in den Stadtteil Västra Hamnen, der aus einem nicht mehr benötigten Hafen- und Industriegebiet entstanden ist. Dort steht auch das Wahrzeichen Malmös, der Turning Torso. Vom Erdgeschoss bis zum obersten Stockwerk ist die Fassade genau um 90° verdreht.
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Blick zur Öresundbrücke
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Wenig überraschend, dass in Schweden ein nicht unerheblicher Teil der Busse von Volvo sind…
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Irgendwie habe ich noch nicht ganz verstanden, wie die Zebrastreifen hier funktionieren. Es gibt sie jedenfalls sehr zahlreich. Und an einigen Stellen sind Bodenwellen angebracht, die man besser nicht zu schnell überfährt.
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Das letzte Licht am Stortorget
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Beitrag von Entenfang »

Ohne Nachfotos geht es selbstverständlich nicht.
Eine der zahlreichen engen Gassen mit Hausdurchgängen im Zentrum
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Am Bahnhof
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Turning Torso
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Yachthafen in Västra Hamnen
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Mondschein über dem Öresund
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Zurückgelegte Strecke: 30.060 km - Planmäßige Gesamtreisezeit: 16,1 Tage - Gesamtverspätung (analog FGR): 626 min - Planmäßige Reisegeschwindigkeit: 78 km/h - Durchschnittliche Fahrzeitverlängerung aufgrund von Verspätung: 2,7% - Fahrtkosten: 10,6 Cent/km - Anschlussquote (alle Anschlüsse einer Verbindung mit min. 1 Umstieg erreicht): 87,5%
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Beitrag von P-fan »

Bewerten Sie die gegebenen Werte zweier Buslinien mit gut/mittel/schlecht.
Linie A: Mittlere Zugfolgezeit 13,87 min.
Linie B: Mittlere Zugfolgezeit 14,13 min.
Klingt nach Mailand, Pilsen oder auch Frankreich, da gibt es so merkwürdige "Takte", die solche Durchschnittswerte ergeben.

Und was ist laut Aufgabensteller die richtige Lösung?
Symmetrische Fahrpläne: Voraussetzung für gute Anschlüsse in beiden Richtungen Symmetrieminute
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Beitrag von Entenfang »

P-fan @ 10 Jan 2016, 19:36 hat geschrieben:Klingt nach Mailand, Pilsen oder auch Frankreich, da gibt es so merkwürdige "Takte", die solche Durchschnittswerte ergeben.
Es ist völlig normal, dass so krumme Werte rauskommen, denn das bezieht sich auf die durchschnittliche Zugfolgezeit über 24h. Wir haben das mal für die Dresdner Tramlinie 13 ausgerechnet und kamen auf 13,46 min.
Und was ist laut Aufgabensteller die richtige Lösung?
Das habe ich nicht mehr gefragt. Grundsätzlich kann man aber sagen, dass beide Linien gleichwertig sind. Es handelt sich auf jeden Fall um eine Stadtverkehrslinie und der Takt dürfte tagsüber etwa 10 min. betragen. Damit ist es kein schlechter Wert.


Tag 3 Malmö -> Göteborg -> Oslo

Nur noch letzte Gerüst-Reste sind noch vom Festival übrig. Für mich ist es schon an der Zeit, zum Bahnhof zu gehen. Kurz nachdem ich den Bahnsteig im Keller erreicht habe, fährt auch schon der Zug ein. Durch sanfte Hügellandschaft führt die Strecke nach Norden.
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Gelegentlich kann man einen Blick auf das Meer erhaschen.
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Bis jetzt kann ich noch keinen großen Unterschied zur Landschaft daheim feststellen. Nur die roten Häuser sind wohl typisch skandinavisch.
Bis auf ein kurzes Stück handelt es sich um eine ABS/NBS, auf der es zügig vorangeht. In Helsingborg und Halmstad hat der Zug jeweils zehn Minuten Aufenthalt. Der Tiefbahnhof in Helsingborg hat immerhin den Vorteil, dass ich nicht Gegenlicht vom Feinsten habe.
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Ob die Gumminase wohl die aerodynamisch günstigste Form einer Zugfront darstellt?

Nach gut drei Stunden erreiche ich Göteborg C.
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Hier ist einiges los. Zuerst verstaue ich meinen Koffer im Schließfach, dann besorge ich mir einen Stadtplan inklusive Liniennetzplan der Tram. Der ist leider schrecklich unübersichtlich. Ich erkundige mich sicherheitshalber nochmal, aber die Einzelfahrt für 2,80€ gilt tatsächlich für 90 Minuten für beliebig viele Fahrten in jede beliebige Richtung. Das klingt gut, scheint mir doch eine Tageskarte (die hier volle 24h gilt) für meinen kurzen Zwischenstop überdimensioniert.
Beginnen wir den Bilderbogen doch mit zwei Bussen vor dem Einkaufszentrum Nordstan.
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Oder doch lieber eine Tram?
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Die M31-Wagen stellen den größten Teil des Wagenparks. Um die Jahrtausendwende wurden sie um einen Nf-Mittelteil verlängert.
Nicht weit entfernt begegnet uns Wagen 342. Im Hintergrund ist die Spitze des Hochhauses Skanskaskrapan zu sehen, wegen der abgeschrägten Spitze und Farbe auch „Lippenstift“ genannt.
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Einen kurzen Spaziergang durch die Innenstadt später bin ich ziemlich enttäuscht. Die Stadt wirkt auf mich irgendwie nichtssagend, die Tram dagegen sieht vielversprechend aus.
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Das alte Rathaus
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Beitrag von Entenfang »

Christinenkirche am Stora-hamn-Kanal
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Da biegt auch schon ein Volvo-Doppelgelenker um die Ecke
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Göteborg hat ein gut ausgebautes Straßenbahnnetz und dank vieler unabhängiger Bahnkörper sehr hohe Reisegeschwindigkeiten. Seit den 60er-Jahren, als im Zentrum eine U-Strab vorgesehen war, ist nicht mehr viel passiert. Immerhin hat die Tram die Umstellung von Links- auf Rechtsverkehr überlebt, die in Schweden für viele Betriebe das Aus bedeutet hat.
309 und 373 befahren die kürzlich eröffnete Neubaustrecke, die eine schnellere Verbindung vom Järntorget entlang des Göta-älv-Ufers in die Innenstadt ermöglicht
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Wenige Meter weiter begegnet uns ein Vetreter der Sirio-Neufahrzeuge von Ansaldobreda.
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Die Pfosten an der einzigen neuen Haltestelle auf der knapp einen Kilometer langen Neubaustrecke sind alle aus einem gummiartigen Material und lassen sich problemlos verbiegen. Ob die wohl den Wechsel zwischen skandinavischem Winter und Sommer aushalten?

Ich beschließe, gleich mitzufahren und kaufe mir problemlos am Automaten im Fahrzeug eine Einzelfahrt mit Münzen.
Eine Station weiter am Järntorget
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Noch eine Station weiter zeigt sich das Stadtbild doch etwas abwechslungsreicher als gedacht.
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Ich erklimme den Hügel im Skansparken. Oben angekommen, werde ich gleich angesprochen. „Excuse me, can you take a picture of us?“ Drei Männer mittleren Alters stehen am Geländer. Ich denke einen Moment über den Akzent nach. „Please?“, ergänzt er. Äh ja. Natürlich. Ich drücke ab, kommentiere das Ergebnis aber gleich unzufrieden. Wegen dem hellen Hintergrund sind die Gesichter im Schatten quasi nicht zu erkennen. Das sieht er auch so. Sie unterhalten sich auf Deutsch. Wusst ichs doch…. Blitz hat er keinen dabei, ich bekomme eine Kleinknipse in die Hand gedrückt. Die hat zwar Blitz, aber für das Ergebnis möchte ich dennoch nicht meine Hand ins Feuer legen.
Blick über die Innenstadt zum Lippenstift…
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…und nach Osten
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Beitrag von Entenfang »

So, jetzt aber schnell weiter. Die 90 Minuten laufen schließlich…
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Auf dem Stadtplan entdecke ich eine Tunnelstrecke. Ich sprinte zu Tram, die gerade einfährt und fahre mit einem Umstieg dorthin. Ein interessantes Detail im Innenraum der Altwagen sind die Seile. Mit einem Ziehen kündigt man seinen Haltewunsch an.
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Irgendwie sehen die etwa 30 Jahre alten Asea-Wagen von hinten aus wie eine unsymmetrische Schrankwand.
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An der Haltestelle Chalmers wird die hügelige Topographie Göteborgs deutlich. Ein M31-Wagen begegnet einem modernen M32-Wagen, der darauf wartet, dass der Tunnel frei wird
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Weiter außerhalb sind die Strecken fast vollständig stadtbahnartig ausgeführt.
Asea-Wagen am Gamlestadstorget
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Von hier führt die Trasse direkt entlang der Eisenbahn zum Hauptbahnhof – über eine Entfernung von mehr als 2 km ohne Halt.
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Mit dem Ende meiner 90 Minuten stehe ich also wieder am Bahnhofsvorplatz, habe alle drei Wagentypen durch und einen schnellen Überblick über Göteborg gewonnen. Der Straßenbahnbetrieb kann mich eher begeistern als die Stadt.
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Jetzt fährt mir auch endlich mal ein Vertreter der ältesten Generation aus der Zeit der Verkehrsseitenumstellung vor die Linse. Die M28 von Asea und M29-Vierachser von Hägglund werden meistens in Doppeltraktion eingesetzt.
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Volvo-Doppelgelenker in der Innenstadt am Brunnsparken
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Beitrag von Entenfang »

Oder doch lieber mit Schienenfahrzeug?
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Sirio-Wagen 443 in seiner vollen Pracht
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Asea-Wagen am Brunnsparken
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829/756 überquert den Stora-hamn-Kanal
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304 vor der Kulisse der Christinenkirche
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Der Stora-hamn-Kanal zieht sich mit unzähligen Brücken durch die Innenstadt
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Damit wird es Zeit, ans Weiterfahren zu denken. Ich entdecke noch einen Triebwagen mit diesem süßen Namen:
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Nachdem ich meinen Koffer wiedererlangt habe, suche ich Verpflegung für den Abend im Zug. Die skandinavischen Bahnhofspreise sind keine Freude. Ein Sandwich für über 7€…
Während ich mich umsehe, stolpere ich über meinen Zug nach Oslo und gehe nach vorne, wo es hoffentlich nicht so voll ist. Der Zug steht noch verschlossen am Bahnsteig.
Ein Designwunder finde ich den NSB Type 73 nicht gerade…
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Am Gleis gegenüber steht der Nachtzug nach Luleaa, das nenne ich mal noch eine nachtzugwürdige Distanz.
Etwa zehn Minuten vor der Abfahrt werden die Türen freigegeben und der Zug wird gestürmt. Ganz vorne geht es jedoch erfreulich ruhig zu. Die Ausstattung und der Komfort sind ganz gut, nur die Kotztüten wirken etwas makaber.
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Langsam lassen wir Göteborg hinter uns, weil ich nur Autobahnblick habe, wechsle ich die Seite.
Während die Bebauung immer spärlicher wird, prägt zunächst wie zwischen Malmö und Göteborg Ackerland das Bild. Es wird fleißig gearbeitet.
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Beitrag von Entenfang »

Allmählich wird die Landschaft hügeliger, die Strecke kurviger und die Neigetechnik ist fast ständig in Aktion.
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Die Felder weichen Wäldern, immer wieder glitzern Seen im Abendlicht. Irgendwo im Nirgendwo kommt dann eine Durchsage, dass wir Norwegen erreicht haben.
In den beiden Wand-Zweiern vor mir sitzt jeweils ein junger Mann. Es würde mich doch sehr wundern, wenn das keine Amis wären. Erst stopft jeder einen Burger rein, dann telefoniert einer.
„Yeah, we´re on the way back to Moss.“ … „ I don´t know…“ … „Shut up you idiot. You´re my friend so fix it.“ … „I don´t know.“ … „Bye, you idiot.“ … „Yeah. I don´t know. Bye.“
Ich glaube nicht, dass er beim dreiminütigen Telefonat mehr als 20 verschiedene Wörter benutzt hat. Anschließend machen die beiden ein Verdauungsschläfchen und schnarchen laut vor sich hin.

In Halden gibt es eine kurze Raucherpause. Zwei Norweger machen mich auf die Festung Fredriksten aufmerksam, die im Abendlicht leuchtet.
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Ob ich mit einem Interrail-Ticket unterwegs bin? Na klar.
Woher ich denn komme? Deutschland.
Oh. Die Temperatur fällt sofort um einige Grade. Ich wurde bereits vorgewarnt, dass die Deutschen bei einigen Norwegern nicht wahnsinnig beliebt sind.

Es ist ein wunderschöner Abend. Zwischen den dichten Wäldern lässt sich immer mal wieder ein Blick auf Seen und Fjorde erhaschen.
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Mit -3 erreichen wir Oslo. Ich warte einige Augenblicke, bis ich einigermaßen freie Sicht habe.
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Das kommt der betont unauffällig am Bahnsteigende wartenden Frau wohl merkwürdig vor. Zollkontrolle. Ich bin etwas überrumpelt und vergesse, wie man Göteborg auf Englisch sagt. Sie versteht mich aber trotzdem und glaubt mir auch, als ich versichere, weder Alkohol noch Drogen noch Zigaretten dabei zu haben. Insbesondere ersteres wird wohl ganz gerne eingeführt, sind doch die Preise in Norwegen extrem hoch (was aber viele dennoch nicht davon abhält, Alkohol in zu großen Mengen zu konsumieren.)

Noch einige Nachtfotos in Bahnhofsnähe:
Ein Tiger bewacht den Bahnhofsplatz
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Gehen wir auch gleich zum schienengebundenen Straßenverkehr über: Ein Zweirichtungswagen von Ansaldobreda wartet den Fahrgastwechsel ab
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Ganz in der Nähe befindet sich die Oper, die von oben aussieht wie ein Schiff. Steht man daneben, fällt das gar nicht so stark auf.
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Beitrag von Luas »

Bis jetzt kann ich noch keinen großen Unterschied [...] daheim feststellen.
Die MAN-Erdgasbusse in Malmö und Göteborg aber auch! :P
Die Bilderreise inklusive der 90 Minuten in Göteborg sind sehr faszinierend; habe immer spaß dabei die Fotos in vollen Zügen zu genießen.
:)
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Beitrag von Entenfang »

Luas @ 11 Jan 2016, 17:16 hat geschrieben:Die Bilderreise inklusive der 90 Minuten in Göteborg sind sehr faszinierend; habe immer spaß dabei die Fotos in vollen Zügen zu genießen.
:)
Das freut mich doch immer. Ich sollte vielleicht anmerken, dass ich länger als 90 Min. in Göteborg Zeit hatte, insgesamt gute 4 Stunden. Die 90 Minuten beziehen sich auf Gültigkeitsdauer einer Einzelfahrkarte, mit der man jedoch in alle Richtungen fahren kann.


Tag 4 Oslo

Zum Start des Tages soll es zur Skisprungschanze Holmenkollen gehen. Doch zuerst brauchen wir Fahrkarten. Im Kundencenter am Hbf gibt es Automaten. Man kann dort jedoch nur immer eine Fahrkarte auf einmal kaufen. Und bei der zweiten protestiert die Kreditkarte. Nach einigen Minuten Schlange stehen klappt es schließlich am Schalter. 10€ kostet die Tageskarte für die Zone 1, die großzügig das gesamte Stadtgebiet inklusive aller U-Bahnlinien beinhaltet. Inzwischen habe ich auch einen Netzplan (Juhu, topografisch und fast das gesamte Netz!) gefunden.
Alle 6 T-bane (U-Bahnlinien) fahren durch die Stammstrecke. Daher tritt ein Problem auf, das wir aus München nur allzu gut kennen. Nur die Linie 5 kommt tagsüber im Takt 7/8, die restlichen Linien im Takt 15.
Zwischengeschoss am Hbf
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Die Bahnhöfe der 1966 eröffneten Stammstrecke sind keine Designwunder.
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Bis auf einige Ausnahmen sind alle Strecken außerhalb des Zentrums oberirdisch, manche sogar mit schrankengesicherten BÜ. Die Strecken wurden aus ehemaligen Lokalbahnen auf U-Bahn-Standard umgebaut.
Es gibt einen U-Bahnring, der jedoch nicht durchgehend von einer Linie befahren wird.

Die Linie 1 steigt höher und höher auf. Zwischen Villen und Bäumen erlaubt die Strecke grandiose Ausblicke.
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Die Bahnsteige sind auf dieser Linie jedoch zu kurz für die 3-Wagen-Züge. Deshalb ist ein Ausstieg nur aus den vorderen beiden Wagen möglich.
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Bis zur Endstation Frognerseteren überwindet die Bahn mehr als 400 Höhenmeter.
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Der Blick über den Oslofjord kann sich sehen lassen.
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Nach einer kurzen Wanderung ist die Skisprungschanze Holmenkollen erreicht.
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Die Turmhöhe der 2010 umfassend erneuerten Sprungschanze beträgt 60 m.

Die Holmenkollen-Kapelle unweit der Skisprungschanze
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Bis hierhin reicht unser Stadtplan nicht. Wie praktisch, dass hier jeder Englisch spricht. Die angegebenen zehn Minuten Fußweg zur Haltestelle Holmenkollen unterbieten wir um die Hälfte. Wagen 3341 bei der Einfahrt in den Bahnhof, der als einziger der Strecke den Halt eines Doppelzuges erlaubt, was bei Wettkämpfen dringend erforderlich ist.
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Seit wenigen Jahren ist der komplette Fuhrpark erneuert und wird ausschließlich durch 63 Dreiwagenzüge vom Typ MX3000 von Siemens gestellt.
Die großzügige Wagenbreite von 3,16m erlaubt eine bequeme 3+2-Bestuhlung.
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Beitrag von Entenfang »

Der Bahnhof Majorstuen bildet das westliche Ende der Stammstrecke und wird für einen Fotostop genutzt.
3184 verlässt den Stammstreckentunnel
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3176 und 3132 treffen sich in Majorstuen. Im Hintergrund ist die Sprungschanze zu sehen
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Ortswechsel zum Hafen mit Rathaus im Hintergrund
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Hier ist in den letzten Jahren das neue Viertel Aker brygge entstanden.
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Nicht nur viele Einheimische und Touristen flanieren hier gerne, auch tierische Zeitgenossen lassen sich gerne füttern (oder fotografieren)
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Das erste Trambild in der Nähe schlägt natürlich gleich fehl
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Und kurz darauf ist die Sonne weg. Der zweite Typ der Osloer Tram ist hier an der Station Aker brygge vor dem Rathaus zu sehen. Sie stammen auf den 80er-Jahren, die erste Serie von Duewag, die zweite vor Ort unter Lizenz durch Strömmens Värksted. Der attraktive Takt 10 wird sogar extra an der Haltestelle beworben. Der Füllungsgrad der nur 22 m langen Fahrzeuge lässt sich wahrscheinlich leicht erahnen. Kommt uns das nicht allzu bekannt vor?
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Es kam wie es kommen musste. Schon bald regnet es und die Häuserschluchten des Bahnhofviertels liegen trist da.
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Zurzeit finden einige Gleisbauarbeiten in den engen Straßen statt.
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Beitrag von Entenfang »

Angesichts des teils katastrophalen Zustands von Schiene und Straße ist das auch dringend nötig.
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Am späten Nachmittag steht noch eine kleine Busfahrt auf die Museumshalbinsel Bygdöy an. Bald nach dem Verlassen des Bahnhofsviertels folgen großzügige Villen. Auf der Halbinsel befinden sich nicht nur zahlreiche Museen, sondern auch das Schloss Oskarshall, das vom norwegischen Staat für die Königsfamilie verwaltet wird und besichtigt werden kann.
Von der Endstation…
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…ist es nicht mehr weit bis zum Wasser. Ruhig liegen die Boote in einer kleinen Bucht des Oslofjords, …
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…der sich in trister Einheitsfarbe zeigt.
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Über einen kleinen Umweg geht es zurück. Der erste Stop wird an der Haltestelle Solli eingelegt. Interessant sind schon mal die Gummibeläge auf der gemeinsamen Tram- und Bushaltestelle.
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Der eigentliche Hingucker ist jedoch der Springbrunnen, der von der Tram durchquert wird. Leider wollte er gerade nicht sprudeln…
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123 und 138 an der Haltestelle Majorstuen. Der heruntergekommene Eindruck der Tram ist keine Einbildung. Die etwa 30 Jahre alten Fahrzeuge sind in keinem guten Zustand. Auch die keine 20 Jahre alten Nf-Bahnen von Ansaldobreda sehen schon viel älter aus.
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Innenraum der Hochflurer
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Zurück fährt die Tram durch ein Viertel, das Haidhausen ähnelt.
Blick zum modernen Teil des Bahnhofsviertels
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Beitrag von Entenfang »

Tag 5 Oslo -> Voss

Nachdem sich meine Mitreisenden in die Nationalgalerie verabschiedet haben, beginne ich den Tag mit einem kleinen Spaziergang durch das Bahnhofsviertel.
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Heutiges Objekt der Begierde ist diese Gleiskonstruktion (wie nennt man sowas?) am Christiania torv. Da kommt der stark bewölkte Himmel gerade recht.
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Wäre vielleicht für den Wiederaufbau der Wiesnschleife interessant…

Werfen wir noch einen Blick in die Bahnhofshalle.
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Nur bei genauem Hinsehen erkennt man, dass diese bunte Informationstafel aus unzähligen Bildschirmen besteht. Einer ist sogar ausgefallen. Wer findet ihn?

Nun geht es durch die Fußgängerzone Karl Johans gate Richtung Westen. Zahlreiche Bettler halten sich hier auf. Die aus den Geschäften dröhnende Musik mischt sich mit der von Straßenmusikanten.
Lästig ist, dass die Fußgängerzone mehrmals durch Querstraßen unterbrochen ist, an denen Ampeln angebracht sind. Viele Fußgänger ignorieren diese jedoch, sodass man des Öfteren als zusätzliche Musikbeigabe einem Hupkonzert lauschen kann.

Am Stortorvet biegt ein Ansaldobreda-Wagen um die Kurve. Im Vordergrund eine Bikesharing-Station der Stadt. Um sie als Tourist zu nutzen, muss man sich an die Touristeninformation wenden.
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Auf diesem Platz findet gerade ein Markt statt, genau wie gestern am späten Abend auch. Keine Ahnung, ob die ihre Waren über Nacht einfach so rumstehen lassen.
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Und weiter geht’s durch die Fußgängerzone auf das königliche Schloss zu. Links im Bild Stortinget, das Parlamentsgebäude
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Das Parlamentsgebäude nochmal von vorne
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Von hier zieht sich der Studenterlunden-Park bis zum königlichen Schloss durch.

Schön sind diese Toiletten gelungen
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Ein Springbrunnen sprudelt vor sich hin…
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…und auch von oben beginnt es zu tröpfeln. Wenig verwunderlich bei der Wolkendecke.

Am Studenterlunden-Park liegt auf der einen Seite das Nationaltheater und auf der anderen Seite – Überraschung – ein Gebäude der Universität.
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Beitrag von Entenfang »

Das königliche Schloss ist erreicht.
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Blick zurück Richtung Karl Johans Gate und Hbf
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Trotz des miesen Wetters möchte ich noch einige verkehrlich interessante Stellen abarbeiten. Ich kaufe eine Einzelfahrt Zone 1 für 3,20 € am Automaten. Die Geltungsdauer von 60 Minuten ist nicht gerade üppig. Selbst wenn man keine Fotostops und Rundfahrten machen möchte, könnte es auf längeren Strecken quer durch die Stadt knapp werden. Die S-Bahn (Lokaltog) teilt sich einen zweigleisigen Tunnel unter der Innenstadt mit Fernzügen nach Westen. Er wurde 1980 eröffnet, der ehemalige Westbahnhof aufgelassen und der Ostbahnhof zum heutigen Hbf umfunktioniert. Der einzige unterirdische S-Bahnhof ist der am Nationaltheater. Ein modernisierter Triebwagen Type 69 fährt ein.
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Eine Station weiter steige ich wieder aus. Der Regen hat inzwischen an Stärke zugelegt.
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Von hier ist es nicht weit bis zur Tram, die hier stadtbahnmäßig auf unabhängigem Bahnkörper mit BÜ unterwegs ist. Irgendwie schaffe ich es trotz strömendem Regen, die Linse einigermaßen trocken zu halten.
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Bei mir schlägt Murphys Gesetz recht häufig zu. Wenn ich an einem sonnigen Tag nicht zum Knipsen komme, ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass es dann regnet, wenn ich Zeit habe.

Mit der nächsten Bahn fahre ich weiter stadtauswärts.
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Nicht ganz ruckelfrei und mit etwas nervigem Fahrgeräusch setzt sich die Tram in Bewegung.
Die zweite Stelle der Begierde ist in Jar. Von hier bis zum zwei Stationen weiter gelegenen Bekkestua nutzen Tram und U-Bahn dasselbe Gleis. Um das Problem der unterschiedlichen Bahnsteighöhen zu umgehen, hat die Tram ihren eigenen (auf dem ich gerade stehe). Die U-Bahn ist bereits wieder abgefahren. Auch nett sind die ausfahrenden Gleissperren, um der U-Bahn Flankenschutz zu geben. Die Tram fährt am nächsten Bahnhof durch.

So, jetzt aber zügig rüber auf den anderen Bahnsteig, gleich kommt die U-Bahn zurück ins Zentrum. Da die Treppe wegen Baustelle gesperrt ist, muss ich noch die lange Rampe runterlaufen. Und die Stunde ist um, ich brauche eine neue Fahrkarte. Das geht mittlerweile fix, Karte rein, PIN und schon habe ich die Gewünschte. Da kommt eine junge Frau auf mich zu und möchte wissen, ob ich mich auskenne, sie habe noch nie am Automaten gekauft. Mal schauen. Sie möchte ihre Plastikkarte mit einer Monatskarte aufladen. Die passende habe ich schnell gefunden, was für ein Glück, dass sich alle Automaten auch auf Englisch verständlich machen können. 680 Kronen (72€) will der Automat. Wo man denn die Scheine reinstecken müsse? Bezahlen ist nur mit Karte oder Münzen möglich, was kann ich auch dafür, dass die Skandinavier alle solche Kartenfreaks sind. Die drückt mir 700 Kronen in die Hand, ob ich bezahlen könne? Hoffentlich meckert der Automat nicht wieder bei zwei Zahlungen kurz hintereinander. Alles klappt und ich habe einige bahn.bonus-Punkte dazuverdient. Hoffentlich sind die mehr wert als die Kreditkartengebühren… Als der Automat „Ich habe fertig“ meldet, fährt auch schon der Zug ein.

Döre Nörökes. Ditditdit klonk.
Wohnblocks ziehen vorbei.
Dumdodam. Montebello.
Es regnet unentwegt.
Ich kann doch diese Stadt nicht verlassen, ohne eine weitere Stelle dokumentiert zu haben.
In Majorstuen habe ich Glück, mein Anschluss ist in zwei Minuten angekündigt, das reicht noch für einen gemütlichen Bahnsteigwechsel.
Nur eine Station, dann bin ich auch schon wieder draußen im Regen. BÜ und Stromschiene müssen sich keinesfalls gegenseitig ausschließen.
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Hier ist zwar nur ein Übergang für Fußgänger zu sehen, es gibt sie aber auf der Linie 1 auch mit richtigen Straßen. Würde mir nur nicht die Zeit davonrennen…

Mit der nächsten Bahn fahre ich zurück Richtung Zentrum. Ein bisschen Reserve habe ich noch und steige am Nationaltheater nochmal in die S-Bahn um. Dieses Mal kommt ein Fahrzeug neuerer Generation von Ansaldobreda.
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Auch hier wegen des großzügigen Lichtraumprofils 3+2-Bestuhlung.
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Am vereinbarten Treffpunkt bin ich tatsächlich zu früh, sodass mir noch Zeit für ein weiteres Bild bleibt.
Auf beiden Seiten nicht weit von der Fußgängerzone fährt die Tram. Links die Domkirche.
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In der Domkirche
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Das Mittagessen verläuft dank SB-Restaurant zügig und effizient (bei den Norwegern weiß man nie so genau, wie lange man warten muss), für die Qualität aber völlig überteuert (wie fast alles in Norwegen).
Also entscheide ich mich noch für einen schnellen Abstecher zur Festung Akershus am Hafen.
Auf dem Weg passiere ich eine weitere Gleisbaustelle. Die Innenstadt liegt scheinbar voll eingleisiger Strecken, es sind aber einige Betriebstrecken ohne Linienbetrieb dabei.
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Grau in Grau ist der Hafen. Im Hintergrund Aker brygge
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Auch die Möwen fühlen sich bei dem Wetter wohl nicht pudelwohl
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So, jetzt aber zum Bahnhof. Die Bergenbahn wartet schon auf uns. Die Halteposition wird hier sehr genau genommen. Die Züge stehen wirklich ganz vorne am Bahnsteig, um den Fußweg so kurz wie möglich zu halten.
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Und mit diesem Bild hatte ich noch Glück. Nicht selten steht die Lok sogar hinter dem Bahnsteigende.

Pünktlich fahren wir ab und durch den S-Bahntunnel ohne Halt am Nationaltheater.
Die erste Stunde führt nur durch Tunnels und Industriegebiete und ich bin allmählich enttäuscht. Das soll die tolle Bergenbahn sein?
Wir lassen den Großraum Oslo hinter uns, in dem fast ein Drittel der Bevölkerung von gut 5 Millionen lebt.
Es folgen Wälder und Seen und die Strecke wird allmählich interessanter. Der strömende Regen lässt nach, sodass mir trotz bescheidener Lichtverhältnisse das eine oder andere Bild gelingt.
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Richtig spektakulär wird die Bergenbahn erst auf der Hochebene Hardangervidda.
Der Bau der über 500 km langen Bahnstrecke muss zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine enorme Herausforderung gewesen sein. Seitdem wurden mehrere Neutrassierungen vorgenommen und zusätzliche Tunnels ergänzt, denn die Strecke ist von Schneeverwehungen und Lawinen bedroht.
Es gibt zahlreiche Schutzzäune gegen Schneeverwehungen, hier im Vordergrund zu sehen.
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2007 kam es nach einer Lawine zur Entgleisung eines Type 73-Triebwagens, woraufhin die Diskussion aufkam, ob die recht leichten Triebwagen im Winter für die Strecke geeignet sind.

Wer sich hier oben ein Ferienhaus mietet, muss die Einsamkeit wirklich lieben…
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Mein Bahnjahr 2024
Zurückgelegte Strecke: 30.060 km - Planmäßige Gesamtreisezeit: 16,1 Tage - Gesamtverspätung (analog FGR): 626 min - Planmäßige Reisegeschwindigkeit: 78 km/h - Durchschnittliche Fahrzeitverlängerung aufgrund von Verspätung: 2,7% - Fahrtkosten: 10,6 Cent/km - Anschlussquote (alle Anschlüsse einer Verbindung mit min. 1 Umstieg erreicht): 87,5%
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Entenfang
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Beitrag von Entenfang »

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Bei den Schneemengen sollte man bedenken, dass die Bilder Ende August auf einer Höhe von etwa 1200 m entstanden sind.
Viel zu schnell fliegt die tolle Landschaft vorbei, dann durchfahren wir den 1993 gebauten, 10 Kilometer langen Finsetunnel, der den Scheitelpunkt der alten Strecke ersetzt.
Nach mehreren Kreuzungen mit Güterzügen haben wir in Myrdal +15, die letzte Flaambahn des Tages wartet jedoch auf uns.
Dann geht es bergab Richtung Voss.
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Ankunft in Voss. Die 385,5 km dauern planmäßig fünfeinviertel Stunden. Ziemlich wenig, wenn man die Topografie der Strecke bedenkt.
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Ein NSB 69-Triebwagen wartet auf die Einsatzzeit nach Bergen
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Als ich den Nebel über den See wabern sehe, wird in Windeseile das Stativ ausgepackt. Alles andere muss warten, denn die Stimmung ist einfach märchenhaft.
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