Der Süden vom Norden

Eure Reportagen und Reiseberichte finden hier ihren Platz, gerne auch Bilder abseits von Gleisen
Bayernlover
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Beitrag von Bayernlover »

Ich übe noch :D aber ja, so was hab ich auch schon mal gehört - wahrscheinlich bin ich übrigens dieses Jahr auch wieder oben ;)
Für mehr Administration. Gegen Sittenverfall. Für den Ausschluss nerviger Weiber.
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chris232
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Beitrag von chris232 »

Wer es lieber ruhiger und weniger touristisch mag, dafür auch mit den etwas besonderen Bedingungen zurecht kommt, kann sich auch an der Fahrt während den Wintermonaten versuchen. Muss man halt mögen ;)
Eisenbahnen sind in erster Linie nicht zur Gewinnerzielung bestimmt, sondern dem Gemeinwohl verpflichtete Verkehrsanstalten. Sie haben entgegen dem freien Spiel der Kräfte dem Verkehrsinteresse des Gesamtstaates und der Gesamtbevölkerung zu dienen.
Otto von Bismarck

Daher hat die Bahn dem Gemeinwohl und nicht privaten Profitinteressen zu dienen, begreifen Sie es doch endlich mal!
Bayernlover
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Beitrag von Bayernlover »

Da wird es dann mit dem frei campen schwierig :D
Für mehr Administration. Gegen Sittenverfall. Für den Ausschluss nerviger Weiber.
Jogi
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Beitrag von Jogi »

Mal so zwischendurch: tolle Bilder, toller Bilderbogen, toll geschrieben. So macht das EF Spaß. Und überhaupt (packen wir das ganze Lob in einen Post) freu ich mich eigentlich immer, wenn neben einem Bilderthread der Name "Entenfang" auf dem Portal zu sehen ist. :)
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Beitrag von Entenfang »

Jogi @ 26 Jan 2016, 20:35 hat geschrieben:So macht das EF Spaß.
Danke für die netten Worte. Freut mich, dass ich meinen Teil dazu beitragen kann. :)


Tag 17 Trondheim

Zu Beginn des Tages wird der kleine Trambetrieb besichtigt. Die erfreuliche Überraschung: Die Sonne scheint. Die unerfreuliche Überraschung: Weil heute Sonntag ist, fährt die Tram nur im Takt 30, sonst im Takt 15. Fr und Sa wird ein Nachtverkehr in Stundentakt bis 3 Uhr angeboten, dafür ist am So erst um 9:45 Uhr (!) Betriebsbeginn.
Überhaupt scheint hier sonntags tote Hose zu herrschen.
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Viele Restaurants haben zu, vielleicht wegen Reichtum geschlossen.
Um den Fußweg zu verkürzen, nehme ich den zufällig vorbeikommenden Bus und fahre eine Haltestelle zur Munkegata.
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Weit verstreut liegen hier unzählige Haltepositionen, auch zur Tram ist es nicht mehr weit.
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Das Glück ist mir insofern hold, dass die Tram trotz zufälliger Ankunft meinerseits nach zwei Minuten von der Endstation St. Olavs gate über eine Häuserblockschleife abfährt. Die meterspurige Strecke führt zunächst straßenbündig, dann auf unabhängigem Bahnkörper und eingleisig nach Südwesten aus der Stadt zu einem Wandergebiet.
Der teilweise desolate Gleiszustand und die völlig ungesicherten BÜ (an vielen Stellen gibt es nicht mal ein Andreaskreuz oder sonstiges Verkehrszeichen) erinnern fast schon an einen osteuropäischen Straßenbahnbetrieb.
Wenig osteuropäisch wirkt dagegen die Haltestelle Bygrensen mit hölzernem Wartehaus.
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Wie auch beim Bus muss der Zustiegswunsch durch Winken angekündigt werden. Im Gegensatz zum Bus gilt jedoch Vordereinstieg.
Für den Viertelstundentakt werden vier Kurse benötigt, heute sind daher nur zwei unterwegs. Zum Glück dauert es fast eine halbe Stunde, bis Wagen 95 wieder aus der Innenstadt zurückkommt. Denn in der Zwischenzeit ziehen dicke Wolken durch. Doch so erstrahlt er im Mittagslicht an einem ungesicherten BÜ an der folgenden Haltestelle Belvedere.
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Oberleitungsmasten aus Holz sieht man auch nicht alle Tage…

Anschließend steigt die Strecke etwas an und bietet einen kurzen zweigleisigen Abschnitt. Zwischen den Stationen Nordre Hoem und Söndre Hoem wird eine Straße überquert. Hier kann kurz den Blick über die Stadt schweifen lassen. Unübersehbar ragt der Nidaros-Dom aus dem Häusermeer hervor – auch wenn er im Schatten liegt.
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Man kann aber auch aussteigen und den zweiten Wagen im identischen Werbekleid ablichten.
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Bald folgt an der Haltestelle Munkvoll der Betriebshof und das Straßenbahnmuseum, das jedoch geschlossen hat.
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Die Graakallbanen genannte Linie wird privat betrieben. Dennoch gilt meine Tageskarte auch hier. Ansonsten können Fahrkarten beim Fahrer erworben werden.
Wagen 95 in Gegenrichtung
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Beitrag von Entenfang »

Die Wendeschleife Lian ist durch viel Natur geprägt. Aufgrund der Größe der Wandergruppe und der leichten Verspätung reicht die Wendezeit von 6 Minuten kaum aus, um alle Fahrgäste durch die erste Tür zu pressen
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Der namensgebende Berg Graakallen ist von hier noch etwa vier Kilometer entfernt und wurde von der Tram nie erreicht.
Historisch-gemütlich und modern treffen sich im ziemlich werbelastigen Innenraum der Bahnen von LHB (Vorgänger von Alstom)
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Allmählich mache ich mich auf den Rückweg in die Stadt. Da es zeitlich gerade für den Zug nach Oslo passt, steige ich an der Station Skansen aus und laufe zum nahegelegenen Haltepunkt. Hier hat es zwischenzeitlich geregnet, während ich nur wenige Tropfen abbekommen habe. Den Wolkenkrimi verliere ich sowohl bei der Tram als auch bei der Bahn.
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Grmpf. Eigentlich herrscht bei der NSB auch Rechtsverkehr, aber unweit von hier trennen sich zwei eingleisige Strecken…

Noch zwei Bilder des Busbetriebs, der fest in der Hand von Lion´s City ist.
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Die überlange Solo-Variante sieht man recht häufig.
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Etwas ungünstig abseits des Zentrums liegt die Endstation der Tram. Eine Verlängerung nach Osten ist nun nach Jahrzehnten der Stilllegungsgefahr der letzten Linie wieder in Planung. Deshalb wird der Weg also zu Fuß durch enge Gassen fortgesetzt.
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Schließlich fährt mir ein Bus mit Ziel Trondheim S vor die Nase, also nutze ich die Gelegenheit, mir am Bahnhof gleich eine Reservierung für die morgige Weiterfahrt zu holen. Die Schiebetüren des kleinen, modern ausgestatteten Bahnhofsgebäudes öffnen sich und wohlige Musik erklingt in meinen Ohren. Ein Chor von etwa 10 Männern und Frauen singt a capella, die wartenden Fahrgäste hören zu. Die Mitarbeiterin vom Schalter ist herausgekommen und hört ebenfalls zu. Ich trage mein Anliegen vor, bekomme einen Fensterplatz und erkundige mich bei der Gelegenheit auch gleich, was denn hier los ist. Sie weiß es auch nicht. Ich bleibe noch, doch nach wenigen Minuten beendet der Chor leider seinen Dienst.
Alle 10 Minuten fährt ein Bus zum Flughafen, die Bahn fährt alle 30 bis 120 Minuten.
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Beitrag von Entenfang »

Am späten Nachmittag nutze ich meinen übrigen Tag Interrail und teste den Type 92. Nach einem Schauer erscheint mal wieder ein Regenbogen.
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Es soll an die Küste bei Vikhammer gehen. Ich steige hinten ein und lande im Ruhebereich. Dort ist es still wie im Lesesaal einer Bibliothek, doch man ist in der Wahl seiner Tätigkeit ziemlich eingeschränkt…
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Nach der Fahrkartenkontrolle begebe ich mich langsam nach vorne, um mir den Zug anzuschauen. Die Aufteilung ist sehr geschickt gewählt, denn es gibt einen angetriebenen und einen nicht angetriebenen Teil (wie 628/928). Im vorderen Teil ist das Dröhnen deutlich zu Vernehmen. Dennoch ist er aufgrund des Nichtruhebereichs deutlich voller. In Norwegen werden Ruhezonenpiktogramme nicht als Wanddeko angesehen. Vorne treffe ich den Zub, der mich gleich anspricht. Ob ich denn keinen Sitzplatz gefunden hätte? Doch, doch. Ich schaue noch kurz dem Tf über die Schulter, dann heißt es nach einer Viertelstunde Fahrzeit, ein Teil davon direkt an der Brandung, schon wieder aussteigen. Es ist eine wunderschöne Strecke, nächstes Mal muss ich unbedingt weiter bis Bodö fahren.
Niemand außer mir verlässt den Zug in Vikhammer.
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Die Gleise werden ohne technische Sicherung überquert.
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Der Strand ist nach wenigen Schritten erreicht und ich habe ihn ganz für mich alleine.
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Möwen ruhen auf einem Felsen
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Der frische Wind macht einen längeren Aufenthalt nicht unbedingt wünschenswert. Da die Bahn am Wochenende nur im Takt 120 fährt und der Gegenzug unterwegs getroffen wurde, müsste ich nun fast zwei Stunden hier verbringen.
Ich entscheide mich, zur nahegelegenen Bushaltestelle an der Hauptstraße zu gehen (über deren Existenz und Fahrplan ich mich vorher informiert habe). Dort warten bereits einige Fahrgäste, sogar hier auf dem Land gibt es eine DFI, die nächste Abfahrt ist in drei Minuten angekündigt. Ein Volvo-Regionalbus fährt vor. Ob meine Tageskarte wohl hier draußen noch gilt? Ich frage nach, ob das Zone Stor-Trondheim ist (das steht als Geltungsbereich meiner Karte drauf). Der Busfahrer schaut mich ratlos an, nimmt meine elektronische Pappkarte und hält sie an das Lesegerät. Das leuchtet grün, also gilt sie. Der Bus ist mit knapp 50% nicht schlecht ausgelastet, die Bahn war sogar noch etwas besser besetzt. Die Busfahrt dauert ungefähr so lange wie die Bahnfahrt und ich lande in Solsiden.
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Beitrag von Entenfang »

Der Abend wird mit Nachtfotos in der Altstadt und der Nedre Bakklandet verbracht.
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Beitrag von Entenfang »

Tag 18 Trondheim -> Oslo -> Stockholm

Nachdem sich der Rest in aller Frühe zum Rückflug in die Heimat verabschiedet hat, beginnt bei mir immer noch viel zu früh die längste Etappe der Reise. In Trondheim ist es ein trister, grauer Morgen und es regnet leicht. Der Wind pfeift über den Bahnsteig und aufgrund der verspäteten Bereitstellung fahren wir mit +7 ab.
Auf der Hochebene bessert sich das Wetter.
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Auf der südöstlichen Seite geht es wieder bergab. Allmählich weitet sich das Tal und der türkisblaue Bach ergießt sich in große Seen.
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Die Autobahn wird gerade in nördlicher Richtung ausgebaut. Nachdem wir zweimal den Gegenzug abgewartet haben, durchfahren wir eine Gleisbaustelle. Hier wird die Strecke begradigt und zweigleisig ausgebaut.
Nach einem Halt am Flughafen erreichen wir Oslo mit +11.
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Die Wirklichkeit ist noch spektakulärer als die Werbung...

Nachdem der Koffer eingeschlossen ist, spaziere ich zum Hafen. 18°C bei Sonnenschein kommen mir richtig warm vor.
Auf dem Bahnhofsvorplatz thront eine Möwe über den Tauben.
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Das Bahnhofsviertel wirkt im Licht viel freundlicher.
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Die Tram dagegen sieht immer noch so mitgenommen aus wie zwei Wochen zuvor.
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Wie praktisch, dass der attraktive Takt 10 durch Busse im Pulk ergänzt wird.
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Beitrag von Entenfang »

Auch Schiffe gehören hier zum ÖPNV.
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Blick zur Festung Akershus
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Durch die Fußgängerzone begebe ich mich zurück zum Bahnhof.
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Die letzten norwegischen Kronen gehen für ein überteuertes Wasser drauf, dann wird der Koffer eingesammelt, denn der X2000 wartet schon.
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Spitzenlicht und Zugschluss auf einmal sieht man auch nicht oft…

Auf dem ZZA steht Boarding 10 minutes prior to departure, keine Ahnung, ob sich das auf erst- oder letztmöglichen Zustieg bezieht. Da einige Fahrgäste angerannt kommen und es noch genau zehn Minuten bis zur Abfahrt sind, steige ich sicherheitshalber ein, obwohl mein Sitzplatz im vordersten Wagen ist. Vom Innenraumdesign her setzt der Zug keine Maßstäbe.
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Die Zub kontrolliert mein Interrail Norwegen, welches auch auf der Strecke Oslo-Stockholm gilt. Ob ich denn auch eine Reservierung habe? Na klar. Nach einigem Kampf mit Buchungscodes und Fehlermeldungen schließlich zum attraktiven Preis von 0€. Sehen will sie sie dann aber gar nicht. Zunächst ist die Landschaft sehr hügelig, dann immer flacher. Das Getreide wird geerntet.
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Die WC-Tür in meinem Wagen schließt nicht richtig, sodass die meisten Fahrgäste mehrere Anläufe mit steigendem Kraftaufwand benötigen, um sie zu verschließen. Rumms. Rumms. RUMMS. KABUMMRUMPELBUMM!
Manche geben sogar ganz auf, doch als Bonus sind weitere Toiletten in anderen Wagen komplett defekt.
Der Zug legt sich kräftig in die Bögen. Wir kommen zum Halten, kurz darauf kommt ein Flirt entgegen. Schon mehrmals habe ich mich gefragt, ob es hier keinen Durchrutschweg gibt. Die Signale stehen jedenfalls teilweise quasi direkt am Grenzzeichen der Weiche. Mit Hellem Pfeifen kündigt sich der Zug an den unbeschrankten Feldwegen an.
Rumms. Rumms. RUMMS. KABUMMRUMPELBUMM!

Wir lassen Norwegen hinter uns.
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Nach zwei Stunden Fahrzeit auf einem Sitzplatz gegen die Fahrtrichtung ist mir von der NT schlecht. Im ersten Wagen ist zum Glück sehr wenig los und ich setze mich auf einen Zweier in Fahrtrichtung um. Dadurch verliere ich zwar den Blick auf den Sonnenuntergang, aber die Übelkeit legt sich.
Das ändert sich, als es allmählich dunkel wird und draußen nichts mehr zu erkennen ist. Mit wildem Geschaukel braust der Zug durch die pechschwarze Nacht, während ich einen Kaugummi gegen Übelkeit kaue, wozu ich nur selten gezwungen werde.
Rumms. Rumms. RUMMS. KABUMMRUMPELBUMM!

Mit +8 kommen wir in Stockholm an. Endlich. Ich kann nicht behaupten, dass ich nicht wahnsinnig froh darüber bin, dass die Fahrt nach fast 14 Stunden vorbei ist. Noch eine Station U-Bahn, dann bin ich am Ziel. Der erste Fahrkartenautomat meldet, dass er kein Papier mehr für Einzelfahrkarten hat, am nächsten klappt es dann. Nur eine Einzelfahrt kann man zum Schnäppchenpreis von 3,90€ auf Papier kaufen. Ansonsten gibt es eine elektronische Plastikkarte. Ich habe jetzt keinen Nerv, die zu besorgen und füttere den Automat mit meiner Kreditkarte.
Nach einem langen Weg durch das Zwischengeschoss komme ich an die Bahnsteigsperre der U-Bahn. Alle halten ihre Plastikkarten auf den Sensor und die Türen schwenken geben den Weg frei. Auf meinem Papierfetzen gibt es aber keinen Barcode oder Ähnliches. Ich versuche es dennoch, natürlich erfolglos. Direkt neben den Türen gibt es einen besetzten Ticketschalter. Ich frage nach und er öffnet die Tür manuell.
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Beitrag von Entenfang »

Tag 19 Stockholm

Jeder U-Bahnhof ist besetzt und ich kaufe als erstes eine 72h-Karte. Die gibt es ausschließlich für das Gesamtnetz des großen Verkehrsverbunds und kostet für Studenten nur 17€ (normal 25€).
Wo anfangen mit der Stadtbesichtigung?
Erstmal runter zum Bahnsteig.
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Was nach willkürlich verbogenen, an der Decke befestigten Neonröhren aussieht, ist natürlich das ausgeklügelte Beleuchtungskonzept eines Designers.
Die Beschilderung dagegen gefällt mir auf den ersten Blick sehr. Im Laufe der nächsten Tage werde ich sie unzählige Male fotografieren. Gleich beim ersten Bild mein Lieblingsmotiv: Ein Smombie. Die merken zwar nicht, dass sie voll im Bild stehen, dafür meckern sie auch nicht, wenn sie nachher im Bild zu sehen sind. ;)
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Beginnen wir südlich der Altstadt am Verkehrsknotenpunkt Slussen. Dort gibt es ein Kundencenter und ich verlange einen Netzplan. Ich bekomme einen schematischen Schienennetzplan, auf der Rückseite ist ein Stadtplan eines großzügigen Bereichs von Innenstadt und Umgebung mit allen Buslinien abgebildet. Das ist natürlich sehr hilfreich, wenn man ÖPNV-Sightseeing machen möchte. Ich erkundige mich nach aufgrund von Bauarbeiten eingestellten Linien. Abgesehen von der Lindingöbanan fährt alles. Dort gibt es aber SEV, versichert mit der Mitarbeiter am Schalter. SEV reicht mir nicht. Ich bin eben anspruchsvoll.
Besonders einladend sieht es an dem verwinkelten Knoten nicht aus. Schon seit Längerem ist ein Umbau in Planung.
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In dieser Form existiert er bereits seit fast annähernd 50 Jahren.

Verglichen mit der Einwohnerzahl (rund 900.000) besitzt Stockholm ein sehr langes U-Bahnnetz von gut 100 km. Es ist in drei Linienbündel (grün, rot und blau) aufgeteilt, die jeweils aus zwei oder drei Linien bestehen und in der Innenstadt gemeinsam eine Stammstrecke befahren. In dieser Hinsicht ist der U-Bahnbetrieb dem Münchens sehr ähnlich. Die grüne Linie aus den 50er-Jahren ist die Älteste und geht aus dem Um- und Ausbau von Straßenbahnen zurück und weist viele oberirdische Streckenabschnitte auf. Die rote Linie stammt aus den 60er- und 70er-Jahren, die blaue Linie folgte 10 Jahre später. Beide sind größtenteils unterirdisch geführt.

Werfen wir einen Blick auf die viergleisige U-Bahnbrücke von der Altstadt nach Slussen, wo uns ein C6-Wagen von ASEA begegnet. Im Hintergrund die Riddarholmskirche.
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Die Stammstrecken der grünen und roten Linie überqueren hier parallel den Riddarfjörden. Zwei C20-Züge von Adtranz liefern sich ein Wettrennen
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Zahlreiche Regionalbuslinien starten von hier. Warten auf den nächsten Einsatz
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Blick von der Fußgängerbrücke auf Södermalm
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In den steilen Gassen Södermalms
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Eine Möwe am Uferrand
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Beitrag von Entenfang »

Als nächstes bringt mich die U-Bahn zum Globen. Vom wichtigen Umsteigeknoten Gullmarsplan fährt die U-Bahn die nächste Station parallel zur Tvärbanan. Dabei handelt es sich um eine Stadtbahn, die fast ausschließlich auf eigenem Gleiskörper und auf einigen Abschnitten im Raumabstand verkehrt.
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Die Haltestelle Globen ist nicht ganz uninteressant.
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Von rechts führt ein Anschlussgleis auf die U-Bahnstrecke, die wohl bis Slussen gelegentlich von Güterzügen mitbenutzt wird. Die beiden Gleise ganz links sind der Tvärbanan vorbehalten. Während die U-Bahn noch traditionell links fährt, besteht bei der Tvärbanan aufgrund der straßenbündigen Abschnitte sinnvollerweise Rechtsverkehr. In jeder Bahn ist Zugbegleitpersonal unterwegs, das auch die Fahrkarten kontrolliert.
Nun noch ein Blick auf den Globen, bei dem es sich – wenig überraschend – um ein kugelförmiges Gebäude handelt, das eine Veranstaltungs- und Konzerthalle beinhaltet. Wer Lust hat, kann sich in einer kleinen Kugel um die große Kugel bewegen und die Aussicht genießen.
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Nach so viel ÖPNV wieder etwas für die Sightseeing-Quote:
Der Waldfriedhof im südöstlichen Stadtteil Enskede ist UNESCO-Weltkulturerbe und eine ganz andere Art Friedhof als man sie von uns kennt. Ich würde es mit einem großen Stadtpark vergleichen. Die Fläche entspricht etwa dem doppelten Westpark.
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Trotz des parkähnlichen Charakters finden immer noch Begräbnisse statt. Eine der zahlreichen Kapellen ist die Waldkapelle.
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Manche Gräber sind schon in den Rasen übergegangen.
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Nun mache ich mich auf den Rückweg zur gleichnamigen U-Bahnstation, in die gerade eine U-Bahn Richtung Zentrum einfährt.
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Beitrag von Entenfang »

Nach einer völlig aussichtslosen Sprintaktion zum nächsten Zug stadtauswärts bremst mich die Bahnsteigsperre noch unnötig aus, sodass ich noch die Gelegenheit für ein Bild vom nächsten stadteinwärtigen Zug bekomme.
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Irgendwie nervig, die 72h-Karte heute schon zum 20. Mal zu entwerten… Ich befürchte jedes Mal, in der Sperre eingequetscht zu werden. Aber bisher ist es noch nicht vorgekommen.
Ich möchte weiter stadtauswärts fahren.
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Auf den Sitzen liegen kleine Zettel. „Ich habe 2 Kinder…“ Dazu ein Foto. Niemand gibt dem Bettler etwas, der zügig durch den ziemlich schwach besetzten U-Bahnwagen geht. An der folgenden Station steigt der Nächste ein. „Ich habe 3 Kinder…“ Wieder mit Foto. Als der Bettler einen Angestellten der Verkehrsbetriebe am nächsten Bahnhof warten sieht, sammelt er die Zettel im Eiltempo ein und verschwindet.
Schließlich steige ich in Farsta aus, weil die Fotostelle interessant aussieht und lande in einem belebten Stadtteilzentrum, welches Neuperlach Zentrum ähnelt. Heute will die Sonne nicht so recht mitspielen. Immer wenn sie scheint, bin ich unterwegs und beim Knipsen ist es bewölkt.
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Während ich mich umschaue und fotografiere, spricht mich ein Mann an, ob ich ein paar Fotos von ihm vor dem Brunnen machen könne und drückt mir sein Smartphone in die Hand.

Und weiter geht’s. Am nächsten Bahnhof Farsta strand ist Endstation. Wer hier Sonnenschirme und Liegen am Sandstrand erwartet, liegt leider vollkommen falsch. Auch wenn strand auch Strand bedeuten kann, ist es hier im Sinne von Küste zu verstehen.
Ich steige gleich in das nächste schienengebundene Verkehrsmittel um – den Pendeltaag. Hier liegt man mit der Vermutung wieder richtig. Bei uns würde man S-Bahn sagen.
Zum Einsatz kommen größtenteils 106 m lange Alstom Coradia Nordic, die auch in Dotra verkehren.
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Die 3+2-Bestuhlung gestattet zwar keinen üppigen Freiraum, ist aber akzeptabel. Auf der Fahrt zum Hbf geht eine Frau durch den Zug und erzählt irgendeine Geschichte, von der ich natürlich nichts verstehe. Sie will vermutlich Geld, bekommt aber keins.
Vom den Bahnsteigen am Hbf bis zur U-Bahn muss man ein gutes Stück zu Fuß durch ein Zwischengeschoss zurücklegen. Schon gestern Abend sind mir selbst zu später Stunde die Bettler aufgefallen. Jetzt wimmelt es geradezu von Menschen, die betteln, Zeitungen und Zeitschriften verkaufen oder Werbung verteilen wollen.

Nach einer wohlverdienten Mittagspause mache ich am Nachmittag einen Spaziergang von der Altstadt ins moderne Zentrum. Der Kontrast könnte kaum größer sein. Die sehr touristische Altstadt besteht aus extrem engen Gassen, die trotz des hellen Sonnenscheines ziemlich dunkel sind. Fast könnte man glauben, die Häuser berühren sich oben.
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Blick zur Nikolaikirche
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Das Reichstagsgebäude hat die Insel Helgeandsholmen komplett für sich alleine.
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Alles nur Fassade (und nur echt mit weißem Lieferwagen)
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Beitrag von Entenfang »

Eng geht es hier zu… Die Fußgängerzone ist mehrmals von Querstraßen unterbrochen. Am besten schaut man nochmal nach, ob der Bus nicht die Handtasche mitnimmt, bevor man auf dem Smartphone rumdrückt…
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Allmählich wandelt sich das Stadtbild, während ich die Fußgängerzone entlangschlendere.
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Wenig später ist der Sergels torg erreicht.
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Hier liegt das pulsierende Herz Stockholms. In den 1950er-Jahren wurde ein ganzes Stadtviertel plattgewalzt, um Platz für die moderne Architektur zu schaffen. Die 37 m hohe Glassäule in der Platzmitte wird von den Stockholmern als „Stock“ bezeichnet. Manch einer sieht darin auch einen Dolch, der in das Herz der Stadt gerammt wurde. Unten befindet sich der Zugang zur U-Bahnstation T-Centralen, an der sich alle drei Stammstrecken treffen. Die rote und grüne Stammstrecke sind clever durchdacht angelegt. In Slussen und Gamla stan kann bahnsteiggleich in Bahnen derselben Richtung umgestiegen werden, am T-Centralen in die Gegenrichtung.
In den 90er-Jahren war die Tram wieder hierher zurückgekehrt, derzeit wendet sie jedoch aufgrund von Bauarbeiten an der provisorischen Endstelle Kungsträdgaarden vor der Kaufhaus NK, einem Luxuskaufhaus ähnlich dem KaDeWe.
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Ursprünglich wurde die wiederaufgebaute Tramlinie zwischen Sergels torg und der Insel Djurgaarden ausschließlich mit historischen Fahrzeugen bedient. Doch der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten, sodass heute Mo-So tagsüber 30 m-Flexitys im Takt 7/8 ihre Runden auf der 3 km langen Strecke drehen.
Die Tram folgt zunächst dem Strandvägen, der teuersten Adresse Stockholms.
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An der Strecke liegen zahlreiche Sehenswürdigkeiten, z.B. das Nationaltheater.
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Blick auf die Djurgaarden-Insel mit dem Nordischen Museum
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Wagen 3 überquert die Djurgaardsbron
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Blick über die vertäuten Yachten
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Allmählich neigt sich die Sonne dem Horizont zu. Lange Schatten wirft die Tram
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Beitrag von Entenfang »

Hinter dem Strandvägen liegt Östermalm, ein teures Viertel mit großzügigem Altbau.
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Ich mache eine Rundfahrt mit diversen Buslinien quer durch Östermalm.
Der Vordereinstieg in Verbindung mit dem Einchecken der elektronischen Karte verlängert die Haltestellenaufenthaltszeiten erheblich.
Die blauen Busse kommen tagsüber im dichten Takt (vgl. Metrobus), die roten Busse sind mit den Stadtbussen vergleichbar. Ein Großteil der Stadtbusflotte wird durch MAN gestellt. Hier wartet ein Löwe die Abfahrtszeit an seiner Endstation Radiohuset ab.
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Am grünen Karlaplan
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Schließlich bringt mich der Bus ins modernere Norrmalm.
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Dort startet auch meine Nachtfototour. Unter diesem Hügel…
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…führt ein Fußgängertunnel hindurch.
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Während ich durch die Straßen zum Kungsträdgaarden spaziere, legen Obdachlose ihre Matratzen aus, wickeln sich in mehrere Decken und bereiten sich auf die Nacht vor.
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Von der Jakobskirche ist es nicht mehr weit bis zum Wasser.
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Blick über die Norrbro zum Außenministerium
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Beitrag von Entenfang »

Ein Segelschiff liegt im Hafen
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Allmählich sind meine Beine müde und ich suche die U-Bahn auf. Insbesondere auf der blauen Linie gibt es viele Bahnhöfe im Höhlenstyle.
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Es ist keine optische Täuschung. Der Bahnsteig ist tatsächlich deutlich länger als gewohnt. Auf der grünen und roten Linie ist man mit 145 m schon weit über dem Durchschnitt, aber die 180 m der blauen Linie sind definitiv rekordverdächtig.
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Nach diesem eindrucksreichen Tag habe ich mir mein Bett wirklich verdient.
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Beitrag von Entenfang »

Tag 20 Stockholm

Heute schönstes Fotowetter – das wird gleich für die nächste Fuzzitour genutzt. Mit der U-Bahn geht es zum Slussen. Da ich bis zur Abfahrt der Saltsjöbanan noch einige Minuten Zeit habe, hoffe ich auf eine Parallelfahrt der grünen und roten Linie. Es klappt gleich beim ersten Versuch.
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Nein, eine Schönheit ist der Umsteigeknoten wirklich nicht. 2819 wartet auf die Abfahrtszeit.
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Die Saltsjöbanan ist eine typische Vorortbahn, größtenteils eingleisig und elektrifiziert. Alle 20 Min. kommt ein Zug. Die Fahrzeuge sind abgewandelte, teilweise auch umgebaute U-Bahnwagen aus den 1970er Jahren.
Im Innenraum
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Zunächst fährt die Saltsjöbanan durch Hafengelände und an Wohnblocks vorbei, doch bald weichen diese einem hügeligen Wald.
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Größere Siedlungsgebiete scheint es entlang der Bahnstrecke nicht zu geben. Leider verhindert der Wald den Blick über die Schärenlandschaft, für die Stockholm berühmt ist. Nur einen Augenblick habe ich für dieses Bild.
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Einen kurzen Tunnel gibt es am Hp Erstaviksbadet
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Den letzten Halt bis Solsidan gönne ich mir auch noch.
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Es ist ein typischer Holzbahnsteig mit hölzernem Wartehaus. Sehr gut zu erkennen sind die Blumenbretter, da die Züge nicht zum Lichtraum passen.

Die Saltsjöbanan bedient zwei Strecken. In Igelboda trennen sich die beiden Strecken. Alle Züge von Stockholm fahren nach Saltsjöbaden, nach Solsidan verkehrt ein Triebwagen im Pendelbetrieb. Direkter Umstieg ist in alle Richtungen möglich.
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Rechts der Zug nach Saltsjöbaden, links hinten der Zug nach Stockholm und links im Vordergrund der Igelboda-Solsidan-Pendel. Zuerst fährt der Zug nach Stockholm ein, dann kommen der Zug aus Stockholm und zuletzt der Zug aus Solsidan. Nach einer Umsteigezeit von ein bis drei Minuten fahren alle wieder ab.
2911 überquert den BÜ in Igelboda
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Auf der Rückfahrt lege ich einen Fotohalt in Storängen ein.
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Beitrag von Entenfang »

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In Henriksdal steige ich aus, um mit dem Bus weiter nach Södermalm zu fahren. An der Haltestelle sind mindestens 20 Linien, größtenteils Regionalbusse, ausgeschrieben. Ah, da kommt ja der 53er. Den brauche ich.

Werfen wir erst einen Blick vom Aussichtspunkt.
Die Insel Djurgaarden mit Vergnügungspark Gröna Lund
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Blick Richtung Altstadt. Das Gleis links im Schatten führt die Saltsjöbanan in den Schlund von Slussen.
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Irgendwie wird die Busfront in ein Fleckchen Sonne gequetscht…
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Södermalm ist das Gegenteil von Östermalm. Die Fassaden sind hier deutlich schlichter.
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Einst ein armes Schmuddelviertel, hat es sich zum Szenequartier für Studenten, Künstler und Alternative entwickelt. Ein paar der ärmlichen Behausungen von früher stehen noch.
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Beitrag von Entenfang »

Die mächtige Sofiakirche im Virtabergsparken
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Jetzt brauche ich eine Ruhepause und setze mich in den Bus Richtung Altstadt. Von SL wird die Buslinie 1 als Shoppinglinie, die Linie 2 als Verbindung von Aussichtspunkten und Parks und die Linie 3 als Linie der Kontraste zwischen Södermalm und Altstadt beworben.
Am Slussen bleiben wir stehen und fahren nicht weiter. Immer wieder kommen noch Fahrgäste angerannt und steigen ein. Nach einigen Minuten nähert sich schließlich ganz gemächlich die Fahrerin, die den Bus übernehmen soll. Bis Sitz und Spiegel eingestellt sind, biegt hinter uns auch schon der Folgekurs um die Ecke. Bei Takt 5 nicht sonderlich überraschend… Im Zentrum sieht man fast ausschließlich Busse von MAN, weiter außerhalb sind dagegen noch viele ältere Scania und Volvo unterwegs.

Nach einer halben Stunde lande ich nordöstlich des Zentrums am St. Eriksplan und beschließe, hier in die U-Bahn umzusteigen.
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Etwas später verschlägt es mich nach Alvik.
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Auch dieser Knoten ist wohlüberlegt gestaltet. Hier startet die Nockebybanen, eine der beiden Stadtbahnstrecken, die die Umstellung von Links- auf Rechtsverkehr im Jahr 1967 überlebt hat.
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Ebenes Umsteigen von der U-Bahn ist gewährleistet. Die unterschiedliche Einstiegshöhe ist entschärft, indem das U-Bahngleis etwas tiefer liegt. Um optimales Umsteigen zur links fahrenden U-Bahn zu ermöglichen, fährt die mit Flexity-Swift betriebene Linie zunächst links. Obwohl es keine straßenbündigen Abschnitte gibt, wird an der nächsten Haltestelle Alleparken die Seite gewechselt.
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Ab dieser Haltestelle wird nicht mehr im Raumabstand gefahren.
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In Alvik wartet noch ein weiteres Schienenverkehrsmittel auf Erkundung, die bereits am Globen getestete Tvärbanan. Wie auf der Nockebybanan sind Flexity Swift unterwegs, auf der Tvärbanan in Dotra.
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Auf der Brücke im Hintergrund wird die U-Bahnstation unterquert. Dem aufmerksamen Betrachter wird nicht entgangen sein, dass noch ein weiteres Fahrzeug gut versteckt am Bahnsteig im Schatten steht. Derzeit ist die Tvärbanan aufgrund von Inkompatibilität der Zugsicherungssysteme zweigeteilt. Hier in Alvik muss entsprechend umgestiegen werden. Während auf den Nordteil ganztägig Takt 10 herrscht, wird auf dem Südteil in der HVZ auf Takt 7/8 verdichtet.
Ohne nachzudenken stelle mich an den Bahnsteig Richtung Norden. Und da ist die Überraschung groß, als das Fahrzeug einfährt.
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Auf dem Nordteil kommen ausschließlich fabrikneue Urbos zum Einsatz.
Alles ist in modernem Design gehalten. Nur die extra eingebaute Lampe, um eine defekte Tür anzuzeigen, wirkt nicht sonderlich vertrauenserweckend. Dass man heutzutage schon von Türstörungen ausgeht…
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Hoffentlich werden uns die tollen Tür defekt-Zettel noch lange erhalten bleiben. Gerüchteweise soll mal ein Fahrgast vergeblich versucht haben, eine Tür zu öffnen. Vom Zugpersonal darauf angesprochen, ob er denn nicht lesen könnte, gab dieser als Antwort, er war davon ausgegangen, dass der Tür defekt-Zettel nur von innen gelte, da er ja an der Türinnenseite angebracht sei.

Wagen 465 in Solna Centrum
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Hier steige ich in die U-Bahn um. Zwei besoffene Asiaten sind ebenfalls auf dem Weg. Während der eine seine Karte an die Bahnsteigsperre hält, schlüpft der andere ganz unauffällig mit durch.

Aufgrund der Blitze und Sterne, die meine Füße aussenden, verzichte ich heute ausnahmsweise auf Nachtfotos.
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Beitrag von Bayernlover »

Okay. Ich muss nach Stockholm.
Für mehr Administration. Gegen Sittenverfall. Für den Ausschluss nerviger Weiber.
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Beitrag von Südostbayer »

Wieder sehr sehens- und lesenswert!

Entenfang @ 28 Jan 2016, 22:43 hat geschrieben:Ursprünglich wurde die wiederaufgebaute Tramlinie zwischen Sergels torg und der Insel Djurgaarden ausschließlich mit historischen Fahrzeugen bedient. Doch der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten, sodass heute Mo-So tagsüber 30 m-Flexitys im Takt 7/8 ihre Runden auf der 3 km langen Strecke drehen.
Die historischen (Einrichtungs-)Fahrzeuge fuhren (und fahren immer noch) seit 1991 auf den drei Kilometern zwischen Djurgården und einer Wendeschleife am Norrmalmstorg. Die 2010 eröffnete Verlängerung von dort bis Sergels Torg, etwa ein halber Kilometer, ist nur auf Zweirichtungsfahrzeuge ausgelegt und wird (fast?) ausschließlich von modernen Fahrzeugen befahren.
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Beitrag von Entenfang »

Südostbayer @ 30 Jan 2016, 11:28 hat geschrieben:Die historischen (Einrichtungs-)Fahrzeuge fuhren (und fahren immer noch) seit 1991 auf den drei Kilometern zwischen Djurgården und einer Wendeschleife am Norrmalmstorg. Die 2010 eröffnete Verlängerung von dort bis Sergels Torg, etwa ein halber Kilometer, ist nur auf Zweirichtungsfahrzeuge ausgelegt und wird (fast?) ausschließlich von modernen Fahrzeugen befahren.
Ich meine gelesen zu haben, dass gelegentlich (am Wochenende?) Betrieb mit historischen Fahrzeugen durchgeführt wird. Direkt nach dem Wiederaufbau der Linie wirde ausschließlich mit historischen Fahrzeugen gefahren, doch aufgrund des großen Erfolges wurde die Tram zu einer "richtigen" Linie mit modernen Fahrzeugen. Während ich dort war, ist mir jedenfalls kein historisches Fahrzeug aufgefallen.


Tag 21 Stockholm

Der heutige Tag empfängt mich auf dem Weg zur U-Bahn mit einem Streit zwischen zwei Bettlerinnen. Sie schreien sich an, eine wirft eine Tüte mit Brot und weiterem Inhalt durch die Gegend.
Nach Norrmalm, Östermalm und Södermalm erkunde ich heute Gamla stan, die Altstadt.
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Der Turm der deutschen Kirche erhebt sich aus dem Häusermeer
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Eingangstor
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Am beschaulichen Stortorget drängen sich die selfiestickfuchtelnden Touristen
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Von hier ist es nur noch einen Katzensprung zum Schloss.
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Rechts das Schloss, hinten die Nikolaikirche
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Blick über den Stockholms ström…
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…und über die Skeppsholmsbron zum Strandvägen
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Wegen der vielen Inseln, Brücken und Kanäle wird Stockholm auch Venedig des Nordens genannt. Es gibt zwar sehr viele Städte, die sich als Venedig bezeichnen, aber wenn es eine zurecht tut, dann wohl Stockholm.
Mit dem Bus fahre ich weiter zum Spaarvägsmuseet. Wie der Name schon vermuten lässt, sind dort Schienenfahrzeuge ausgestellt.
Die wohl älteste Form von ÖPNV in Stockholm waren Ruderboote zwischen den Inseln. Das Besondere: Die Boote wurden ausschließlich von Frauen gesteuert.
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Beitrag von Entenfang »

Zudem sind unzählige historische Fahrzeuge ausgestellt. Busse, Obusse und Trambahnen stehen dicht an dicht.
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Etwas enttäuschend, dass kaum etwas auf Englisch angeschrieben ist und sich der Tram- und der U-Bahnsimulator nur als Führerstandsvideo entpuppen, bei dem man so tun kann, als würde man den Zug fahren.

Die DFI kündigt die Linien 2 und 66 in einer Minute an, da biegt der 2er auch schon um die Ecke. Ich warte ab, denn die Gelegenheit ist günstig, um mit dem 66er quer durch Södermalm zu fahren und anschließend genau dort zu landen, wo ich als nächstes hin möchte.
Der 2er fährt ab, nun meldet die DFI 3 min. und 5 min. für den 66er. Er sollte laut Fahrplan eigentlich im Takt 15 kommen. Sieht sehr nach einer Geisterfahrt aus. Schließlich stehen 66-66-2 in 2-2-3 Min. auf der Anzeige, irgendwann verschwindet der zweite 66er wieder und als nächste Abfahrten sind 2-66-2 in 1-1-6 Min. angekündigt. Bald kommen dann der nächste 2er und der 66er direkt hintereinander an die Haltestelle gefahren.
Eine Viertelstunde später ist Södermalm durchquert und ich erklimme einen Aussichtspunkt. Blick zurück in die Häuserschlucht Södermalms
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Rund um Slussen gibt es einige Ecken mit Altbau
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Von hier gibt es einen wunderbaren Ausblick über die Stadt und die Sonne steht perfekt.
Riddarholmen mit gleichnamiger Kirche
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Dahinter versteckt sich ein Pendeltaag
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Die Klarakirche über dem modernen Stadtzentrum, im Vordergrund überquert ein Pendeltaag die Norra Järnvegsbron
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Selbe Szene, mit X2000
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Das ganze nochmal mit Altstadtkulisse
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Hinter der Eisenbahn und der Straße überquert auch die U-Bahn den Riddarfjörden
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Blick zur Insel Kungsholmen
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Beitrag von Entenfang »

Zum Abschluss nehme ich mir die Södra Järnvägsbron vor, zu der eine Fußgängerbrücke parallel daneben verläuft. Die zweigleisige Eisenbahnbrücke ist DAS Nadelöhr im Eisenbahnnetz, denn alle Züge aus südlicher Richtung müssen hier durch. Derzeit ist der zweigleisige Citybanan-Tunnel in Bau, der von Stockholms södra im Herzen Södermalms zum Abzweig Tomteboda im Norden der Stadt führen wird und einen Bahnhof am T-Centralen und m Odenplan aufweisen wird.
Doch bis zu Eröffnung überqueren Personenzüge aller Kategorien die Brücke im Blockabstand.
Den Anfang macht ein Alstom Coradia Duplex, bei der SJ als X40 bezeichnet.
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Kurz darauf folgt ein X60
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Bald sollen die X10 von ASEA durch die Coradias ersetzt werden.
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Zum Abschluss noch ein Regina vom Bombardier
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Für den späten Nachmittag ist eigentlich ein Besuch im Freilichtmuseum Skansen vorgesehen, doch die Tore sind schon verschlossen. Da kann man sich ja nochmal kurz mit der Tram beschäftigen.
Die Wendeschleife Djurgaarden ist so eng, da hilft auch keine Trittstufe.
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Ein sonniges Fleckchen ist noch zu finden. Innerhalb der Wendeschleife liegt übrigens die italienische Botschaft
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Wagen 3 in der provisorischen Endstelle am Kungsträdgaarden neben dem NK-Kaufhaus
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Die letzten Sonnenstrahlen genieße ich am Hafen.
Blick vom Nybrokai zum Strandvägen…
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…und von der Skeppsholmsbron.
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Beitrag von Entenfang »

Dann gehe ich zum Hbf.
Ein Heißluftballon schwebt über dem Abendverkehr
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Man mag es gar nicht glauben, dass die Schweden so wenig Verkehrstote haben, so wie die Auto fahren… ;)

Kann man einen schlimmeren Bahnhofsvorplatz als den Münchner haben? Ja, man kann.
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Beim Bäcker im Bahnhof weist man mich darauf hin, dass hier nur Kartenzahlung möglich ist. Es bleibt zum Glück die einzige Situation.
Durch die Bettlermeile im Zwischengeschoss gehe ich zur U-Bahn. T-Centralen auf der blauen Linie ist komplett in Blau gehalten.
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Für Himmelsrichtungsfreaks gibt es in einigen Bahnhöfen entsprechende Windrosen zur Erleichterung der Orientierung.
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Rollbänder verkürzen den langen Umsteigeweg von der blauen zur grünen und roten Linie.
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Erheblich weniger kunstvoll ist der Bahnhof der roten und grünen Linie.
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Beitrag von Entenfang »

Für die Nachtfotos zieht es mich auf die Insel Skeppsholmen. Einmal um die eigene Achse drehen:
Blick zum Schloss…
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…zur Altstadt…
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…zum Slussen…
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…über den Hafen nach Södermalm…
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…und zum Strandvägen
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Dunkle Ecken gibt es hier zuhauf, abends ist auf der Insel, die das Museum für moderne Kunst beheimatet, nichts mehr los. Noch ein Blick zur kleinen Insel Kastellholmen, die so dunkel ist, dass meine Kamera allmählich an Grenzen stößt.
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Hier endet die Buslinie 65 und ich bin überhaupt nicht verwundert, dass ich als einziger hier auf den Bus warte. Als ich einsteigen möchte, will der Fahrer wissen, ob ich denn die riesige Spinne im Wartehäuschen fotografiert habe. Äh…. Nein?!
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Beitrag von Entenfang »

Tag 22 Stockholm -> Kopenhagen

Ein bisschen schade ist es schon, immer dann den Koffer packen zu müssen, wenn man sich ein wenig zurecht gefunden hat. Doch die Weiterfahrt lässt sich nicht verschieben.
Noch ein schnelles Foto von 6079 auf dem Nachbargleis, dann kommt auch schon mein X2000 nach Kopenhagen. Bahnhofshallen werden allgemein überbewertet…
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Pünktlich zum Zeigersprung setzt sich der Zug in Bewegung. Gott sei Dank habe ich einen Sitzplatz in Fahrtrichtung erwischt. Abgesehen von singenden Engländern schaukeln wir ohne Zwischenfälle nach Südwesten.
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Je weiter wir fahren, desto mehr zieht der Himmel zu.
In Malmö leert sich der bis dorthin nahezu vollständig ausgebuchte Zug fast komplett und wir überqueren den Öresund. Obwohl es vom Ende des Tunnels im Stop and Go bis Kopenhagen weitergeht, kommen wir dort mit -3 an.
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Wir haben einen Seitenbahnsteig ganz weit draußen erwischt und deswegen darf ich erstmal den Koffer über eine Treppe hoch und wieder runterschleppen, bis ich im Empfangsgebäude lande. Ich suche Informationen zum ÖPNV, werde aber nicht fündig. Ein Bereich der Halle ist abgesperrt, dort suchen Flüchtlinge Brauchbares aus unzähligen Tüten gefüllt mit Spenden. Am Bahnsteig des Öresundzuges warten einige auf die Weiterfahrt nach Schweden.
Die Touri-Info ist nicht weit. Dort erfahre ich, dass man die 72h-Karte ohne Sehenswürdigkeiten nur im Hbf kaufen kann. Also wieder zurück. Als ich endlich eine 72h-Karte, einen Infoflyer zum ÖPNV und einen Stadtplan mit allen Buslinien in der Hand halte, ist schon fast eine Dreiviertelstunde vergangen. Erster Eindruck: Irgendein Hinweis zum ÖPNV im Bahnhof wäre vielleicht ganz sinnvoll… Die Anzahl der Fahrräder in Kopenhagen ist erstaunlich und erinnert an die Niederlande.
Die Dimension der Fahrradwege spricht für sich…
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Werfen wir zuerst einen Blick auf das Bussystem. Eine typische Haltestelle:
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Die gelben Buslinien sind mit dem Stadtbus vergleichbar, die roten Busse fahren ganztägig im dichten Takt und rund um die Uhr. Nachts sind sie im Takt 30 unterwegs. Blau sind Expressbusse, die nur an ausgewählten Stationen halten.
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Leider sind die Fahrzeuge innen recht verbaut. Die Aufteilung der Bildschirme ist eine absolute Katastrophe. Da nützt es auch nichts, dass in jedem Bus gleich drei davon hängen.
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Beitrag von Entenfang »

Ich lasse es mir nicht nehmen, vor der Stadtbesichtigung eine Runde führerlose Metro zu fahren. Kopenhagen besitzt derzeit zwei Linien, die einen langen gemeinsamen Abschnitt besitzen. Es kommen ausschließlich 39 Meter lange Dreiwagenzüge von Ansaldobreda zum Einsatz. 39 m? Ist das nicht bisschen wenig für eine U-Bahn? Vielleicht bewertet man das anders, wenn man weiß, dass beide Linien von 5 Uhr morgens bis 1 Uhr nachts im Takt 6 verkehren, in der HVZ sogar im Takt 4. Beide Linien verkehren ohne jede Betriebsruhe, nachts unter der Woche im Takt 20, am Wochenende im Takt 15. Es gibt keinen Fahrplan.

Nanu, was ist denn das für eine Garage am U-Bahneingang?
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Es handelt sich um eine Fahrradparkgarage. Im Winter wird sie wahrscheinlich stärker nachgefragt. Jetzt parken alle draußen.
Selbstverständlich gibt es ein Bikesharing-System. Für die Pedelecs, die bei der flachen Topographie der Stadt eigentlich nicht unbedingt erforderlich sind, spricht das eingebaute Tablet samt Navigation. Dagegen spricht der Preis. Deswegen beschließe ich, morgen zum Fahrradverleih zu gehen.
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Alle U-Bahnhöfe sind im gleichen, funktional-schlichtem Design gehalten und besitzen Bahnsteigtüren.
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Die Fahrt beginnt gleich mit einer Fahrkartenkontrolle.
Vom 20 km langen Netz sind 9 km unterirdisch. Lange dauert die Fahrt zur Endstation Vanlöse im Westen nicht.
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Zwischen den letzten beiden Stationen verläuft die Metro direkt parallel zur S-tog (S-Bahn).
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Beitrag von Entenfang »

Bemerkenswert ist, dass die Züge an den Endbahnhöfen keinerlei Aufenthalt haben. Nach abgeschlossenem Fahrgastwechsel fahren sie sofort wieder zurück. Ansonsten würden sich die Züge ziemlich schnell zurückstauen.
Das Geschrei der beiden Kinder neben mir, die begeistert an der Frontscheibe herumturnen, übertönt mühelos das Ansaldobreda-Gejaule.
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Ich beginne die Stadtbesichtigung am Kongens Nytorv, einem großzügigen Platz, der das nordöstliche Ende der Innenstadt darstellt. Japaner stehen auf dem Fahrradweg und knipsen in aller Ruhe, während sie von genervten Radfahrern angeklingelt werden. Warum sollte das in Kopenhagen anders als in München sein?
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Glaspyramiden lassen Tageslicht in die meisten U-Bahnhöfe, abends weisen auffällig beleuchtete Säulen auf sie hin.
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Zwar ist der Platz sehr groß, doch ein erheblicher Teil seiner Fläche steht derzeit für die Allgemeinheit nicht zur Verfügung.
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Denn hier wird fleißig gewerkelt und zwar am Ausbau des U-Bahnnetzes. 2019 soll eine Ringlinie mit einem Abzweig zum Kreuzfahrthafen eröffnet werden.
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Damit dürfte Kopenhagen wohl eine der wenigen Städte sein, die eine klassische Ringlinie neu errichten und betreiben. Aber wenn man sich mit führerlosen Bahnen ohne Wendezeit auskennt, sollte das machbar sein.

Nur wenige Schritte entfernt befindet sich der gemütliche Nyhavn mit vielen Restaurants (und vielen Touristen). Während die Schirme auf der einen Seite dicht an dicht stehen, warten die wenigen Inhaber der Wirtschaften auf der anderen Seite vergeblich auf Kundschaft. Der Grund: Sie haben die Schattenseite erwischt. Am heutigen Tag macht das aber mangels Sonne ohnehin keinen Unterschied. Und ohne die Heizstrahler wäre es auch nicht empfehlenswert, draußen zu sitzen.
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Beitrag von Entenfang »

Meine Füße wollen heute nicht so recht. Ich begebe mich zurück zur Metro. Ein Zug steht am Bahnsteig, die Türen sind verschlossen und wartende Fahrgäste klopfen gegen die Scheibe und wollen einsteigen. Die kleine Betriebsstörung endet nach zwei Minuten, indem der Zug weiterfährt. Dahinter haben sich bereits zwei weitere Bahnen gestaut. Eine längere Störung will ich mir lieber nicht ausmalen. Da sollte der Disponent lieber gaaaaanz schnell reagieren…
Weil die M1 nach Vestamager zuerst einfährt, nehme ich sie einfach.
Licht am Ende des Tunnels
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Beim Bau der Metro war man nicht allzu sparsam. Fast alle Weichen sind mit beweglichen Herzstückspitzen ausgestattet. Bei einem derart dichten Takt dürften die Weichen wohl andernfalls ziemlich schnell kaputt sein.
Hier draußen stehen viele Neubauten mit durchaus interessanter Architektur – das totale Gegenteil zu München.
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An den oberirdischen Bahnhöfen wurden die Bahnsteigtüren erst später nachgerüstet.
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Hinter der Endstation Vestamager, die noch in weitgehend unbebautem Gebiet liegt, befindet sich die Zufahrt zum Betriebshof.
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Auch eine Nachtfahrt mit Metro, S-Bahn und Bus darf nicht fehlen.
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(Weitgehendes) Stillleben am Österport
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