Das verkehrliche Zentrum Deutschlands – Frankfurt

Eure Reportagen und Reiseberichte finden hier ihren Platz, gerne auch Bilder abseits von Gleisen
Benutzeravatar
Entenfang
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 7963
Registriert: 27 Aug 2012, 23:19
Wohnort: München

Beitrag von Entenfang »

218217-8 @ 5 Oct 2020, 01:04 hat geschrieben:Bin erst heute auf dieses Thema gestoßen und habe auch die älteren Berichte gelesen. Wie üblich sehr informativ und doch unterhaltsam und hochwertig bebildert. Vielen Dank!

Leider geht der Link inzwischen ins Leere. Weißt du noch, wie oft der Bus damals fuhr?
Gerne. :)

Wie das vor 4 Jahren war, kann ich nicht mehr sicher sagen. Ich nehme aber an, dass die Bedienung ähnlich häufig wie heute war. In der HVZ wird Takt 10 angeboten. Interessant ist auch der Hinketakt am Sonntag, um mit nur einem Kurs so mittelmäßige Anschlüsse zur S-Bahn bieten zu können.


Tag 2 ÖPNV-Tag

Mein Ziel für heute ist die Befahrung der Überland-U-Bahnen U2 und U3. Ich wundere mich schon, warum die Fahrplanauskunft die U2 nie anzeigt. Ahso, SEV. War ja klar. Sommerferien sind eine schlechte Zeit zum Streckenabfahren. Tatsächlich gibt es zwischen Nieder-Eschbach und Gonzenheim für etwa 4 Wochen einen Inselbetrieb, während zwischen Heddernheim und Nieder-Eschbach gesperrt ist.
An der Hauptwache gibt es kurze Umsteigewege zwischen U- und S-Bahn, die Ost-West-Strecke der U-Bahn führt parallel zur S-Bahn, allerdings ohne bahnsteiggleichen Umstieg. Die Nord-Süd-Strecke der U-Bahn liegt direkt darunter um 90° gedreht. Da die U8 zuerst kommt, fahren wir zum Campus Riedberg, um dort in den SEV umzusteigen. Der oberirdische Streckenabschnitt weist eine starke Trennwirkung auf und ist mit Zäunen eingefasst. Die Vorrangschaltung ist ok, aber an einigen Stellen ausbaufähig. Muss man denn die Fußgängerampel wirklich so schalten, dass die Bahn erst 10 Sekunden halten muss und dann erst weiterfahren kann?
Bild

Um dem SEV einen Umweg zu ersparen, muss am Campus Riedberg ein immerhin sehr gut beschilderter Fußweg zurückgelegt werden.
Bild

Warum die SEV-Haltestelle allerdings nicht 50 m näher an der Kreuzung sein durfte, leuchtet mir nicht ein.
Bild

Bild
Der Fahrweg des SEV ist an den Kreuzungen mit Schildern ausgewiesen - sicher eine gute Maßnahme, um den Fahrern die Orientierung auf dem ungewohnten Linienweg zu erleichtern. Vielleicht sollte man das in München für alle Buslinien machen, damit die gelegentlich etwas überforderten Fahrer nicht falsch abbiegen... *Duckundweg*

Bild
Zwischen Nieder-Eschbach und Gonzenheim pendeln zwei einzelne Triebwagen über die kurze Strecke mit nur einer Zwischenstation im Viertelstundentakt und bieten damit unter der Woche außerhalb der HVZ ein dichteres Angebot als ohne Baustelle (dann nur Takt 20). Zumindest gibt es in Nieder-Eschbach eine Abstellanlage, sodass es an Zügen nicht mangelt. Warum in diesem Triebwagen die Sitzgruppe direkt hinter dem vollständig abgeschlossenen Führerstand nicht abgesperrt ist, im deutlich stärker ausgelasteten Innenstadtabschnitt dagegen schon, verstehe, wer kann.

Die schöne Feldüberfahrt merke ich gleich mal für die nächste Fahrradtour vor. Wenige Minuten später sind wir schon in Gonzenheim, das zur Stadt Bad Homburg gehört. Insgesamt hat die Fahrt aber trotzdem 85 min. gedauert - wie schnell die Zeit vergeht...
Bild

Die Geschichte des Niedergangs der Straßenbahn in Frankfurt ist lange und vielschichtig. Mal war es eine neue Autobahn, für die man eine neue Brücke gebraucht hätte, mal war es die fehlende Möglichkeit zur Integration in das Stadtbahnnetz, mal war es die "Aufwertung" des Stadtbildes, mal war es die administrative Grenze mit straßenbahnfeindlicher Haltung jenseits dieser, mal die in Frankfurt offenbar besonders ausgeprägte Furcht vor Parallelverkehr mit der S-Bahn.
Einen ausführlichen und sehr guten Überblick gibt Wikipedia.
https://de.wikipedia.org/wiki/Stra%C3%9Fenb...ankfurt_am_Main

So lässt sich auch der kurios gelegene Endpunkt Gonzenheim mit der historischen Entwicklung erklären. Er liegt gut 1 km entfernt vom Bahnhof Bad Homburg und etwa 2 km von der Innenstadt entfernt in einem Wohngebiet. 1971 wurde auf der Trasse der ehemaligen Überlandstraßenbahn, die selbstverständlich auch die Innenstadt des bedeutsamen Kurortes Bad Homburg erschloss, die heutige U2 eröffnet. Stein des Anstoßes waren im wahrsten Sinne des Wortes die 2,65 m breiten Stadtbahnen - denn die passen oberirdisch nicht durch die engen Straßen von Bad Homburg. Und so hat sich die ÖPNV-Anbindung vor 49 Jahren deutlich verschlechtert - ein Umstand, der zumindest aller Wahrscheinlichkeit nach ganz zaghaft behoben werden wird.
https://www.bad-homburg-u2.de/planung.html
In vertiefter Planung ist die Verlängerung nämlich zumindest seit 2002. 2018 wurde das Projekt in einer Volksabstimmung klar angenommen. 2023 soll mit dem Bau begonnen werden und die geplante Bauzeit beträgt 3,5 Jahre.
https://www.fnp.de/lokales/hochtaunus/bad-h...g-13749917.html
Und über welches Megaprojekt sprechen wir hier? Richtig, über gut einen Kilometer Stadtbahn, die einen neuen unterirdischen Bahnhof Gonzenheim samt Tunnel unter der Bahnstrecke sowie einem kurzen eingleisigen Abschnitt und einer oberirdischen Einbindung in den Bahnhof Bad Homburg bekommen wird. Und damit zwar weder die Kureinrichtungen noch das Stadtzentrum anschließt, aber besser als nichts... Um eine ähnlich gute ÖPNV-Anbindung wie vor der Straßenbahnstilllegung zu erreichen, muss offenbar manchmal weit über ein halbes Jahrhundert vergehen. Und in einigen Fällen wird man es wohl nie wieder erreichen. Besonders kurios finde ich ja, dass der Verkehrsverbund den Lückenschluss zeitweise mit der Begründung Parallelverkehr zur S-Bahn (!) abgelehnt hat. Manchmal frage ich mich schon, ob sich die Verantwortlichen der Bedeutung des Wortes "parallel" bewusst sind.

Bild
Wir machen einen Spaziergang durch den Kurpark und kehren dann zum Bahnhof zurück.

Mit der S-Bahn geht es eine Station weiter nach Oberursel. Hier ist die Umwandlung von Straßen- in Stadtbahn tatsächlich sehr gut umgesetzt worden.
Bild
Die weitere Strecke erschließt das gesamte Stadtgebiet Oberursel, führt nahe an der Innenstadt vorbei, bietet kurze Umsteigewege am Bahnhof und führt dann über einen Überlandabschnitt in die bereits bekannte U-Bahn-Stammstrecke zur Hauptwache.
Immerhin ist die S-Bahn auf der Rückfahrt pünktlicher als auf der Hinfahrt.


Nachmittags steht ein Besuch in Mainz auf dem Plan. Wir nehmen die S-Bahn nach Mainz-Kastel.
Bild
Glückwunsch an Rohrbacher, dieser Bahnhof ist die Lösung des gestrigen Rätsels, denn die rechtsrheinischen, ehemaligen Stadtteile von Mainz gehören seit der Aufteilung Deutschlands in Besatzungszonen 1945 zu Hessen. Kastel wurde Stadtteil von Wiesbaden, während Gustavsburg und Bischofsheim seitdem eigenständige Gemeinden sind.

Der erste Bus Richtung Mainzer Stadtzentrum verschwindet von der DFI der schattenlosen Haltestelle und kein Fahrzeug kommt. Der gut gefüllte nächste Bus 3 Min. später sollte eigentlich klimatisiert sein, fühlt sich aber nicht so an. Eine Frau winkt hektisch dem Busfahrer zu, damit dieser die versperrte erste Tür öffnet. "Kann ich bei Ihnen Fahrkarten kaufen? Der Automat geht nicht." Sie diskutieren eine Weile herum, dann meint ein Fahrgast, sie könne selbstverständlich einsteigen, wenn der Automat defekt ist. Äußerst widerwillig tut sie das dann schließlich und wir fahren ab. "Hast du eine Fahrkarte?", fragt ein Mann ein kleines Mädchen, das neben ihrer Mutter sitzt. "Mama?!", fragt die Kleine ängstlich. "Na ich habe doch dich gefragt, nicht Mama. Wie alt bist du denn?" "Vier", kommt die quiekende Antwort. "Aha, und hast du eine Fahrkarte?" "Mama?!", jammert die Kleine, doch Mama schmunzelt nur. "Na gut, dann musst du entweder laufen oder mir dein ganzes Erspartes geben", meint der Mann. Mama gibt ihrer Tochter die Fahrkarte. "Keine Angst, ich kenne deine Mama", meint der Mann viel freundlicher zum sichtlich verängstigten Mädchen. Erst jetzt sehe ich, dass er ja wirklich ein Kontrolleur ist. Wir müssen unsere Fahrkarte aber nicht mehr vorzeigen, denn der Mann wechselt lieber noch ein paar Worte mit Mama, bevor er an der nächsten Haltestelle mit seinem Kollegen aussteigt.

Ich verbringe ein paar Minuten am Bahnhofsplatz und schaue mir das Treiben an. In Mainz scheint man auch große Freude an Sauna-Wagen zu haben, denn abgesehen von den älteren Wagen haben selbst zahlreiche neue Citaro C2 keine Klimaanlage und sind an diesem durchschnittlich warmen Sommertag mit ein paar wenigen Klappfenstern sicherlich kuschlig warm.
Bild
Mein Bahnjahr 2023
Zurückgelegte Strecke: 28.430 km - Planmäßige Gesamtreisezeit: 18,3 Tage - Gesamtverspätung (analog FGR): 1436 min - Planmäßige Reisegeschwindigkeit: 65 km/h - Durchschnittliche Fahrzeitverlängerung aufgrund von Verspätung: 5,5% - Fahrtkosten: 8,9 Cent/km - Anschlussquote (alle Anschlüsse einer Verbindung mit min. 1 Umstieg erreicht): 84,1%
Benutzeravatar
Entenfang
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 7963
Registriert: 27 Aug 2012, 23:19
Wohnort: München

Beitrag von Entenfang »

Und ich dachte immer, GT6 mit Segmüller-Werbung sind typisch München?
Bild

Die Haltestellenanlage am Bahnhofsplatz
Bild

Werbefreie Fahrzeuge sind leider recht selten, hier 218
Bild

Wir befahren die im Jahr 2016 eröffnete Neubaustrecke zum Lerchenberg, bekannt als Mainzelbahn. Die Stadt Mainz setzt in den letzten Jahren auf einen konsequenten Ausbau der Straßenbahnnetzes. Etwas langwieriger gestaltet sich dagegen das Straßenbahnprojekt nach Wiesbaden, welches eine etwa 40 km lange Strecke über Mainz-Kastel, Wiesbaden und unter Nutzung der ausschließlich für Museumsverkehr genutzten Aartalbahn bis Bad Schwalbach beinhaltet. Straßenbahn klingt wohl zu altmodisch, Stadtbahn zu langweilig, Regionalstadtbahn zu kompliziert, also nennt man es Denglisch CityBahn.
https://www.citybahn-verbindet.de/

Die Mainzelbahn weist mehrere Überlandabschnitte auf. Zunächst bindet sie nach einer ordentlichen Steigung das Stadion sowie die University of Applied Sciences an. Dankenswerterweise hat man die Haltestelle trotzdem DFI-tauglich Hochschule genannt. Die dortige Busbrücke hat es auch schon aufgrund einer kleinen Panne in Extra 3 geschafft:
https://www.youtube.com/watch?v=C7qMKJMTViQ
Bild

Bild

Warum man allerdings auf einer grünen Wiese so enge Kurvenradien verbaut hat, ist mir nicht klar. Und warum entgegen des aushängenden Fahrplans nur eine von zwei Linien fährt, auch nicht. Weiter führt die Strecke durch das Wohngebiet Bretzenheim. Vor einigen Jahren erregte die Neubaustrecke Aufsehen, weil dort aufgrund der Platzverhältnisse eine straßenbündige Führung erforderlich war und Zuschüsse vom Bund nur für eigene Trassen vorgesehen waren. Aber irgendwie scheint man sich geeinigt zu haben.
Dann folgt nach einer zweiten Zwischenwendeschleife ein weiterer Überlandabschnitt und ich frage mich einen Moment, warum man so viele Überlandstrecken gebaut hat.
Bild

Bild

Bild

Und die Antwort lautet: Weil in der Nähe des Endpunkts nicht nur ZDF sitzt, sondern auch einige Hochhäuser stehen, die dadurch eine Innenstadtanbindung erhalten.
Bild

Flugs steigen wir in den gerade einfahrenden Bus um, da der Tag an der Südbrücke ausklingen soll. Den Programmpunkt steilste Straßenbahnstrecke Deutschlands (ist die nun in Würzburg, Stuttgart oder Mainz?) am Gautor haben wir streichen müssen, denn dort fährt momentan nur SEV. Die Sommerferien sind wirklich eine außerordentlich schlechte Zeit zum Streckenabfahren.
Mein Bahnjahr 2023
Zurückgelegte Strecke: 28.430 km - Planmäßige Gesamtreisezeit: 18,3 Tage - Gesamtverspätung (analog FGR): 1436 min - Planmäßige Reisegeschwindigkeit: 65 km/h - Durchschnittliche Fahrzeitverlängerung aufgrund von Verspätung: 5,5% - Fahrtkosten: 8,9 Cent/km - Anschlussquote (alle Anschlüsse einer Verbindung mit min. 1 Umstieg erreicht): 84,1%
Benutzeravatar
Entenfang
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 7963
Registriert: 27 Aug 2012, 23:19
Wohnort: München

Beitrag von Entenfang »

Bild

Bild

Nach abgearbeitetem Motiv begeben wir uns zügig zurück zum Bahnhof Mainz Römisches Theater, nur um festzustellen, dass unsere HLB nach Wiesbaden offenbar nicht kommt.
Der Bahnhof liegt tatsächlich entsprechend dem Namen in den Ruinen eines römischen Theaters.
Bild

Bild
Stattdessen kommt der 5 min. spätere SÜWEX, welcher uns aber glücklicherweise einen 1-Min-Anschluss in Mainz zum Süwex nach Frankfurt bietet. Bahnsteiggleich ist das kein Problem und so umfahren wir die seit heute Morgen immer noch bestehende Stellwerkstörung in Mainz-Gustavsburg, die den S-Bahn-Verkehr aus dem Takt bringt. Mit Umstieg in Frankfurt-Höchst geht es zurück nach Griesheim.
Mein Bahnjahr 2023
Zurückgelegte Strecke: 28.430 km - Planmäßige Gesamtreisezeit: 18,3 Tage - Gesamtverspätung (analog FGR): 1436 min - Planmäßige Reisegeschwindigkeit: 65 km/h - Durchschnittliche Fahrzeitverlängerung aufgrund von Verspätung: 5,5% - Fahrtkosten: 8,9 Cent/km - Anschlussquote (alle Anschlüsse einer Verbindung mit min. 1 Umstieg erreicht): 84,1%
AK1
Kaiser
Beiträge: 1641
Registriert: 07 Mär 2016, 21:38
Wohnort: München

Beitrag von AK1 »

Entenfang @ 5 Oct 2020, 17:31 hat geschrieben:
218217-8 @ 5 Oct 2020, 01:04 hat geschrieben:Bin erst heute auf dieses Thema gestoßen und habe auch die älteren Berichte gelesen. Wie üblich sehr informativ und doch unterhaltsam und hochwertig bebildert. Vielen Dank!

Leider geht der Link inzwischen ins Leere. Weißt du noch, wie oft der Bus damals fuhr?
Gerne. :)

Wie das vor 4 Jahren war, kann ich nicht mehr sicher sagen. Ich nehme aber an, dass die Bedienung ähnlich häufig wie heute war. In der HVZ wird Takt 10 angeboten. Interessant ist auch der Hinketakt am Sonntag, um mit nur einem Kurs so mittelmäßige Anschlüsse zur S-Bahn bieten zu können.

So häufig ist der 25er damals noch nicht gefahren, zumindest nicht mit den Verstärkern bis/ab Tempelhof. Da bin ich mir recht sicher, dass das noch ausgebaut worden ist.
So kleine Busse in so dichtem Takt - das dürfte es auch nicht oft geben. Der Grund ist übrigens die Niddabrücke in Harheim, die mit schwereren Fahrzeugen nicht befahren werden darf.
Benutzeravatar
Entenfang
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 7963
Registriert: 27 Aug 2012, 23:19
Wohnort: München

Beitrag von Entenfang »

AK1 @ 5 Oct 2020, 19:35 hat geschrieben:So häufig ist der 25er damals noch nicht gefahren, zumindest nicht mit den Verstärkern bis/ab Tempelhof. Da bin ich mir recht sicher, dass das noch ausgebaut worden ist.
So kleine Busse in so dichtem Takt - das dürfte es auch nicht oft geben. Der Grund ist übrigens die Niddabrücke in Harheim, die mit schwereren Fahrzeugen nicht befahren werden darf.
Interessant, das ergibt natürlich Sinn. Aber was ich in Deutschland immer wieder kurios finde - in Harheim kommt in der HVZ alle 10 min. ein 25er, dazu noch der 28er im Takt 7,5 (!). Ähnlich ist es ein Dorf weiter in Nieder-Erlenbach. Im darauffolgenden Petterweil dagegen kommt nur alle halbe Stunde ein Bus. Und warum? Weil da die Stadtgrenze dazwischen ist. Das ergibt einfach gar keinen Sinn - Gebiete ähnlicher Siedlungsdichte sollten vergleichbare Bedienstandards erhalten, unabhängig davon, ob das Dorf nun zufällig zu einer Großstadt eingemeindet wurde oder nicht.



Tag 3 Mittelrheintal


Mein Wunsch nach diesem Tagesausflug ist nur die logische Konsequenz, seit ich vor Kurzem das Mittelrheintal zum ersten Mal befahren habe.

Ein schnelles Foto vom Hai vor der Haustür
Bild

Ein vlexx-LINT bringt uns von Frankfurt nach Mainz. Glücklicherweise haben wir noch den früheren vlexx statt der S-Bahn erwischt, denn eine Signalstörung bei Kelsterbach sorgt mal wieder für Chaos und wir passieren eine auf freier Strecke stehende S-Bahn auf dem Gegengleis. Bahnsteiggleich können wir so problemlos in Mainz umsteigen, doch auch der 6-Min-Anschluss von der S-Bahn hätte mit etwa 3 Min. geklappt. Weiter geht es im Desiro ML von Transregio, die mit dem Slogan "Schöner fahren" werben. Angesichts der enorm hohen Zahl an Wandfensterplätzen auf einer landschaftlich so schönen Strecke sowie dem winzigen Sitzabstand für eine Strecke von Mainz bis Köln (Gesamtfahrzeit 3h) erscheint mir das schon fast dreist.
Bild

Bild

Bild
Moderne Triebwagen - nur echt mit Klappsitzen im Türbereich.

In Bingen hat der Zug ein paar Minuten Aufenthalt. Auf dem Gleis neben uns zeigt das Signal Hp1 Vr0. Die Abfahrtszeit rückt näher. "Wir werden bestimmt noch vom FV überholt", meint Muffo zu mir. Ich melde Zweifel an, da sich am Signalbild nichts ändert. Unser Asig geht aber auch nicht auf. Wir wollen schon wieder einsteigen, da verkündet der Tf, dass sich die Weiterfahrt wegen Überholung durch FV noch etwas verzögern würde. Aha, jetzt zeigt auch das Vorsignal Vr1 und schon rauscht ein IC vorbei.

Weiter geht es in das reizvolle Tal und pünktlich steigen wir in St. Goar aus.
Bild

Fluchend schleppe ich mein Fahrrad die Treppe hinab. Ich bin nicht der Einzige. Wenn es schon keinen Aufzug gibt, könnte man doch bei einem Fahrradtourismus-Ziel wie dem Mittelrheintal doch wenigstens ein paar Bleche am Rand der Treppe anbringen, damit man das Fahrrad runterrollen kann, oder?

Bild

Bis Oberwesel führt der Radweg leider an der Straße entlang, dann steht die bekannte Stadtmauer zur Besichtigung und zum Fuzzen an.

Bild

Bild

Bild

Bild
Mein Bahnjahr 2023
Zurückgelegte Strecke: 28.430 km - Planmäßige Gesamtreisezeit: 18,3 Tage - Gesamtverspätung (analog FGR): 1436 min - Planmäßige Reisegeschwindigkeit: 65 km/h - Durchschnittliche Fahrzeitverlängerung aufgrund von Verspätung: 5,5% - Fahrtkosten: 8,9 Cent/km - Anschlussquote (alle Anschlüsse einer Verbindung mit min. 1 Umstieg erreicht): 84,1%
Benutzeravatar
Entenfang
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 7963
Registriert: 27 Aug 2012, 23:19
Wohnort: München

Beitrag von Entenfang »

Bild

Für einen Freitag kommt mir die bisher gesichtete Zahl an Güterzügen verdächtig niedrig vor. Eine kurze Recherche sorgt für Aufklärung - zwischen Bonn und Köln gibt es eine Totalsperrung wegen Reparatur der Oberleitung.

Dass sich die Sonne heute zurückhält, ist einerseits aufgrund der Temperatur erfreulich, andererseits aufgrund der Fotos weniger erfreulich.
Am gegenüberliegenden Ufer ist ein Flirt von VIAS unterwegs
Bild

Diese Vectron sagt Yes zu Europa
Bild

Eine verkehrsrote, aber stumme Vectron mit einem sehr überschaubaren Güterzug
Bild

Nochmal ein Flirt
Bild


Hinter Oberwesel führt uns der Weg aus dem Tal zum Blücher-Blick auf die Burg Pfalzgrafenstein, die äußerst fotogen mitten im Rhein liegt. Ihre Hauptfunktion war das Eintreiben von Zoll von der Schifffahrt.
Bild

Ein winziges Sonnenloch
Bild

Und die volle Pracht in s/w
Bild

Blick über Bacharach nach Lorchhausen
Bild
Mein Bahnjahr 2023
Zurückgelegte Strecke: 28.430 km - Planmäßige Gesamtreisezeit: 18,3 Tage - Gesamtverspätung (analog FGR): 1436 min - Planmäßige Reisegeschwindigkeit: 65 km/h - Durchschnittliche Fahrzeitverlängerung aufgrund von Verspätung: 5,5% - Fahrtkosten: 8,9 Cent/km - Anschlussquote (alle Anschlüsse einer Verbindung mit min. 1 Umstieg erreicht): 84,1%
Benutzeravatar
Entenfang
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 7963
Registriert: 27 Aug 2012, 23:19
Wohnort: München

Beitrag von Entenfang »

Nachdem wir durch die Weinberge wieder ins Tal gerollt sind, führt der Radweg im weiteren Verlauf deutlich ruhiger zwischen Bahnstrecke und Rhein abseits der Straße. Bei Rheindiebach lockt der Ausblick nochmal über steile Wirtschaftswege nach oben.
Bild

Bild

Bild

Bild

Bild

Bild

Bild

Aufgrund der besseren Verbindung und der verbleibenden Zeit beschließen wir, noch bis Bingen weiterzufahren. Bei der Auswahl zwischen vlexx und süwex fällt die Wahl nicht schwer - der komfortable Flirt 3 übertrifft den zugigen LINT um Längen. Als wir am Bahnhof ankommen, steht der 9 min. früher abfahrende LINT von vlexx trotz bereits verstrichener Abfahrtszeit noch am Bahnsteig. Im DB Navigator ist bereits sein vorzeitiges Ende in Mainz angekündigt, denn eine Signalstörung am Flughafen sorgt für Ärger. Züge werden teilweise über den Fernbahnhof umgeleitet und die Gateway Gardens müssen leider stundenlang ohne S-Bahn auskommen. Der direkte Weg durch den Wald von Kelsterbach zum Stadion fällt flach, weil dort die Bagger auf dem Gleis standen, wie uns von der vorgestrigen Fahrradtour einfällt. Der süwex wird mit +5 angekündigt und rollt dann auch herbei. Der Fdl gibt bereits durch, dass der Zug wegen einer Stellwerkstörung erstmal nur bis Bingen Stadt weiterfahren würde. Etliche Fahrgäste stehen ratlos am Bahnsteig und können sich nicht entscheiden, ob sie im vlexx bleiben oder doch in den süwex umsteigen sollen. Fahrräder stehen kreuz und quer und keiner kann mehr rein oder raus. Keiner weiß, ob er überhaupt rein oder raus will. Wir bleiben drin und verstauen unsere Fahrräder. Wenig später kündigt der Tf an, dass wir bis Bingen Stadt weiterfahren und dort außerplanmäßig halten würden. Mehr Herumgerenne. Mehr Rätseln. "Verlassen Sie bitte den Bereich der Türen. Der Zug fährt ab."
Es vergeht noch eine weitere Minute, ehe wir uns in Bewegung setzen und das kurze Stück zurücklegen. Ein Zug in Gegenrichtung fährt durch. Gut, das bedeutet immerhin, dass die Strecke prinzipiell irgendwie befahrbar sein muss. Der Tf gibt durch, dass sich die Weiterfahrt auf zunächst unbestimmte Zeit verzögern würde. Man könne aussteigen und er würde rechtzeitig die Weiterfahrt ankündigen. 10 Minuten vergehen. Ein IC rauscht Richtung Mainz durch. "Verehrte Fahrgäste, wie Sie gesehen haben, ist gerade ein Intercity durchgefahren. Wir wären dann als Nächstes dran. Die notwendigen Maßnahmen (Befehle etc.) werden noch etwa 10 Minuten in Anspruch nehmen. Ich melde mich nochmal, sobald wir abfahren können."
"So geht gute Fahrgastinformation";, meint Muffo zu mir, während ich gerade denselben Gedanken gefasst habe.
Es vergehen nochmal rund 10 Minuten, dann kündigt der Tf die Weiterfahrt an. Wir fahren Streckengeschwindigkeit. "Derzeit hat unser Zug eine Verspätung von 41 Minuten. Wir bitten um Entschuldigung", vermeldet die Zub. Nachdem das WC zeitweise plötzlich kein Wasser mehr abgeben will und der WC-defekt-Melder aufleuchtet, laufe ich durch den ganzen Zug zum zweiten WC, um dort die Seife von meinen Händen abzuwaschen. Wenige Minuten später fängt sich die Technik wieder, der Defektmelder erlischt und es gibt wieder Wasser.

Ohne weitere Überraschungen erreichen wir mit +36 Niederrad und radeln von dort nach Hause.
Mein Bahnjahr 2023
Zurückgelegte Strecke: 28.430 km - Planmäßige Gesamtreisezeit: 18,3 Tage - Gesamtverspätung (analog FGR): 1436 min - Planmäßige Reisegeschwindigkeit: 65 km/h - Durchschnittliche Fahrzeitverlängerung aufgrund von Verspätung: 5,5% - Fahrtkosten: 8,9 Cent/km - Anschlussquote (alle Anschlüsse einer Verbindung mit min. 1 Umstieg erreicht): 84,1%
Benutzeravatar
Entenfang
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 7963
Registriert: 27 Aug 2012, 23:19
Wohnort: München

Beitrag von Entenfang »

Tag 4 Dörfer, Felder und Wolkenkratzer

Die Fahrradtour führt uns zunächst durch viel Grünes entlang der Nidda.
Eine gewisse Vorsicht sollte man bei den Zuflüssen des Mains walten lassen, denn es gibt die Nidder, an der die Niddertalbahn liegt, die in Nidderau auf die Bahnstrecke Friedberg - Hanau trifft, während die Nidder selbst bei Niederdorfelden in die Nidda mündet, an welcher der Ort Nidda liegt, in dem von der Bahnstrecke Gießen - Gelnhausen die Strecke nach Friedberg abzweigt, welche aber nicht im Niddatal verläuft. Alles klar?

Auf Mainhattan folgen ein paar Hochhäuser und dann ist man auch schon auf freiem Feld
Bild


Ich nutze mein heutiges Fuzzikontingent auf der vorgestern befahrenen Überlandstrecke. Wenn man ihn schön gießt, wird er noch wachsen:
Bild
Zu meinem großen Ärger hat einer der beiden eingesetzten Wagen ein großflächiges Graffiti und zu allem Überfluss auch noch auf der Lichtseite, sodass ich ihn hier nicht zeigen möchte.

649 dagegen ist blitzblank und rollt durch üppig blühende Blumen
Bild

So lässt sich der Graffitiwagen sinnvoll verarbeiten:
Bild

Dieses Bild würde ich als typisch deutsch bezeichnen. Oder hat jemand schon mal Blumen zum Selbstschneiden irgendwo im Ausland gesehen?
Bild


Gut beschildert sind die vielen Feldwege zwischen Frankfurt und dem Taunus jedenfalls und erfreuen sich an diesem Samstag auch einer gewissen Beliebtheit bei Erholungssuchenden.
Da guckt das Großstadtkind mal wieder - der rote Anhänger presst das Stroh zu ballen und wirft diese dann in den Anhänger. Manchmal auch daneben...
Bild

Erfreulich auch, dass an vielen Kreuzungen Bänke und Sitzgelegenheiten errichtet wurden.
Bild

Kurzer Fotostop an der Strecke nach Oberursel, wo uns 843 begegnet.
Bild

Weniger erfreulich ist dagegen, dass sowohl der Skyline- als auch der Taunusblick quasi immer durch Hochspannungsleitungen verbaut ist.
Bild

Bild
Mein Bahnjahr 2023
Zurückgelegte Strecke: 28.430 km - Planmäßige Gesamtreisezeit: 18,3 Tage - Gesamtverspätung (analog FGR): 1436 min - Planmäßige Reisegeschwindigkeit: 65 km/h - Durchschnittliche Fahrzeitverlängerung aufgrund von Verspätung: 5,5% - Fahrtkosten: 8,9 Cent/km - Anschlussquote (alle Anschlüsse einer Verbindung mit min. 1 Umstieg erreicht): 84,1%
Benutzeravatar
Entenfang
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 7963
Registriert: 27 Aug 2012, 23:19
Wohnort: München

Beitrag von Entenfang »

Bild

Bild


Achtung, ihr dummen Autofahrer! Es gibt auch noch andere Fahrzeuge als Autos, die die Straßen mitbenutzen und mehr Platz zum Abbiegen brauchen...
Bild


Eine Nachttour darf natürlich auch nicht fehlen. Zunächst der Blick von der Autobahnbrücke
Bild

Bild


Zur blauen Stunde begeben wir uns auf die Osthafenbrücke, um den Skylineblick zu bestaunen.
Bild

Leider hat die Polizei einige äußerst grelle Scheinwerfer aufgestellt, um die zahlreichen besoffenen Banker am Wochenende im Auge zu behalten. Gruppenweise sausen Menschen mit E-Rollern am Ufer entlang. Offenbar scheint es in Frankfurt niemanden zu stören, dass es sich um Kraftfahrzeuge handelt (was ich ohnehin falsch finde). Überall sitzen Menschen zum Rauchen und Saufen zusammen. Unzählige Polizeiwagen sind im Einsatz und diverse Patrouillen unterwegs.
Bild


Entlang der Eisenbahnbrücke Deutschherrnbrücke gibt es einen Fußgängersteg mit dem vermutlich bekanntesten Skylineblick. Frei nach der (in meinen Augen sehr guten) Werbung der DB:
Manhattan? Nein, Mainhattan!
Bild

Man kann die angespannte Stimmung nach den Randalen am letzten Wochenende förmlich spüren - wohl fühle ich mich jedenfalls nicht. Wir hantieren nicht lange mit Stativ herum, da kommt schon eine Gruppe angetrunkener Jungs auf uns zu. "Hey, coole Fotos. Frankfurt ist die schönste Stadt der Welt. Seid ihr aus Frankfurt?" Das mit der schönsten Stadt der Welt sehen viele anders, meine ich scherzhaft, auch wenn ich der häufig hervorgebrachten Meinung, Frankfurt wäre so schrecklich hässlich, nicht zustimmen kann. "Könnt ihr ein Foto von uns machen?" Die Angetrunkenen werden unangenehm aufdringlich und wir ziehen weiter. Auf dem anderen Ende des Stegs lungern ebenfalls einige Angetrunkene herum und grölen einem Touriboot zu, das gerade unter der Brücke durchfährt. Mit gebührendem Abstand halten wir den Abend fest und kämpfen uns schließlich mit etwas Mühe vorbei. Offenbar sind manche vor dem massiven Polizeiaufgebot auf die Brücke geflüchtet.

Auf der weiteren Fahrt durch die Innenstadt geraten wir plötzlich in einen Stau. Autos stehen kreuz und quer über alle Fahrstreifen, denn die Polizei hat die Straße gesperrt. Eine Demo, den hochgehaltenen Schildern nach zu urteilen, gegen Rassismus mit vielleicht 100 Teilnehmern zieht begleitet von mindestens 20 Polizeiwagen durch die Häuserschlucht. Eine Frauenstimme plärrt aus einem Mikrofon: "Schön, dass ihr alle gekommen seid. Wir demonstrieren heute für gleiche Rechte für alle. Das ist unser gutes Recht! Wir haben keine Angst!" Der Klang ihrer Stimme bezeugt das exakte Gegenteil.

Als weiteres Nachtmotiv war eigentlich das beleuchtete Eurozeichen am Willy-Brandt-Platz vor dem früheren EZB-Gebäude vorgesehen. Nun ja, eine ganze Reihe von Polizeiwagen samt zusammenstehender Grüppchen von Polizisten stehen im Bild und behalten die etwa 50 vor der alten Oper tanzenden Menschen im Auge.

Damit hat sich mein Motiv erledigt und wir treten die Rückfahrt an. Aufgrund der Straßensperrung durch die Demo landen wir ungewollt im Bahnhofsviertel. Man hört sehr viele Geschichten darüber, ich hatte ihnen aber bislang nie Glauben geschenkt und bin bereits zwei- oder dreimal mit der Tram durchgefahren, ohne es besonders aufregend zu finden. "Hier rechts", ruft Muffo mir zu, während 100 Meter weiter vorne eine Gruppe Menschen nur widerwillig der klingelnden Tram den Weg freimacht.

Oh Gott. Wir schlängeln uns zwischen achtlos herumstreunenden Menschen durch. In der Seitenstraße sind fast keine Autos geparkt - vermutlich wäre das an einem Samstagabend keine gute Idee. Müllberge liegen am Straßenrand. Es stinkt widerlich nach Pisse. Der Anblick und der Geruch versetzen mich ein paar Monate zurück - nach Indien. Unpassend sind nur die ordentlich geteerte Straße und die ganzen Nachtclubs. Ist das hier noch dieselbe Stadt, die ich gerade fotografiert habe?

Ein Stopschild, wir halten an. Ein Mann in schmutzigen Klamotten kommt wankend auf uns zu. "Eine Spende, bitte." Der Autofahrer auf der Hauptstraße gibt uns ein Zeichen, weiterzufahren. Gott sei Dank, ich trete kräftig in die Pedale. 200 m weiter rollen wir durch Wolkenkratzer, die in den Nachthimmel ragen. Nur wenige Fenster sind beleuchtet. Die Straße liegt ruhig da, der Straßenrand ist zugeparkt, E-Roller stehen kreuz und quer auf dem Fußweg. Ein paar Menschen sitzen zusammen auf einem Betonklotz und quatschen. Kein Müll liegt herum, es stinkt nicht nach Pisse. Ebenso schnell, wie der Spuk begonnen hat, ist er wieder vorbei. Als läge eine imaginäre Grenze zwischen dem Frankfurt der Banken, in dem unter der Woche Milliarden verdient werden und dem Bedürfnis, alles hinter sich zu lassen und sich hemmungslos Alkohol und Drogen hinzugeben.
Mein Bahnjahr 2023
Zurückgelegte Strecke: 28.430 km - Planmäßige Gesamtreisezeit: 18,3 Tage - Gesamtverspätung (analog FGR): 1436 min - Planmäßige Reisegeschwindigkeit: 65 km/h - Durchschnittliche Fahrzeitverlängerung aufgrund von Verspätung: 5,5% - Fahrtkosten: 8,9 Cent/km - Anschlussquote (alle Anschlüsse einer Verbindung mit min. 1 Umstieg erreicht): 84,1%
Benutzeravatar
Entenfang
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 7963
Registriert: 27 Aug 2012, 23:19
Wohnort: München

Beitrag von Entenfang »

Tag 5 Frankfurt -> München

Nachdem wir gestern überwiegend außerhalb der Stadt unterwegs waren, soll heute die verbliebene Zeit noch für eine weitere innenstadtnähere Fahrradtour genutzt werden. Alles in allem erscheint mir die Verkehrsführung in Frankfurt ganz akzeptabel. Die Fahrradinfrastruktur ist gut, die Tram hat einen hohen Anteil besonderen Bahnkörper. Etwas nervig sind die relativ langen LSA-Umlaufzeiten. Dass in Frankfurt das Prinzip "Zeit ist Geld" gilt, erkennt man nicht zuletzt daran, dass kaum jemand die roten Ampeln beachtet. Einen großen Pluspunkt gibt es für die in Frankfurt quasi nicht vorhandenen Umlaufsperren an Rampen und Radwegen aller Art. Es ist eine mir nicht begreifliche Unsitte, Radfahrern die Fähigkeit abzusprechen, ihr Fahrzeug angemessen zu führen, ohne einen Zwang zum Abbremsen auf 2 km/h auszuüben und Lastenradfahrern die Durchfahrt komplett unmöglich zu machen.
Gut, mancher Weg macht zugegebenermaßen wenig Freude:
Bild

430 103 in Griesheim
Bild

271 am Ordnungsamt - Gruß an den Fahrer und sorry, dass ich es erst nicht gesehen habe
Bild

Dieser Streckenabschnitt ist erst seit rund einem Jahr wieder regelmäßig befahren, nachdem er zuvor mehrere Jahre nur Betriebsstrecke war.
https://www.fr.de/rhein-main/linie-faehrt-j...s-10942447.html

Davon zeugt noch dieses hübsche Haltestellenprovisorium, welches nach der Wiederaufnahme des Linienbetriebs zeitweise Endstation war. Inzwischen fährt die Linie 14 aber weiter bis zur Mönchhofstraße.
Bild


Werfen wir noch einen Blick auf ein aktuelles Ausbauprojekt im Europaviertel, welches auf dem Areal eines ehemaligen Güterbahnhofs entstanden ist. Äußerst langwierig gestaltet sich die Erschließung mit schienengebundenem Nahverkehr. Ursprüngliche Planungen sahen eine Erschließung durch die Straßenbahn ab Güterplatz vor. Doch dann kam alles anders und es sollte doch eine U-Bahnverlängerung werden. Dafür entsteht nun ein neuer unterirdischer Bahnhof am Güterplatz sowie eine Rampe, denn in der Europaallee wird die freigehaltene Trasse oberirdisch genutzt. Der Europagarten wird in einem bereits fertiggestellten Tunnel unterquert.
Nach Bombenfunden und defekten Tunnelbohrmaschinen ist nun frühstens 2024 mit einer Eröffnung zu rechnen - und die Häuser sind inzwischen fast alle fertig und bezogen.

Beginnen wir an der künftigen Endstation, eine weitere Verlängerung in ein geplantes Neubaugebiet ist vorgesehen. Blick Richtung Zentrum, gelegentlich auch als Stalin-Allee verspottet
Bild

Der Tunnel unter dem Europagarten mit Blickrichtung stadtauswärts
Bild

Bereich der Tunnelrampe
Bild

Hier entsteht der unterirdische Bahnhof Güterplatz
Bild

Wieder zurück am Hbf, 203 und 210 sind baustellenbedingt auf den sonst nur als Betriebsstrecke dienenden Gleisen in der Niddastraße unterwegs
Bild
Mein Bahnjahr 2023
Zurückgelegte Strecke: 28.430 km - Planmäßige Gesamtreisezeit: 18,3 Tage - Gesamtverspätung (analog FGR): 1436 min - Planmäßige Reisegeschwindigkeit: 65 km/h - Durchschnittliche Fahrzeitverlängerung aufgrund von Verspätung: 5,5% - Fahrtkosten: 8,9 Cent/km - Anschlussquote (alle Anschlüsse einer Verbindung mit min. 1 Umstieg erreicht): 84,1%
Benutzeravatar
Entenfang
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 7963
Registriert: 27 Aug 2012, 23:19
Wohnort: München

Beitrag von Entenfang »

Höchst umstritten ist die Sperrung des Mainkais für den MIV.
Bild

Bild
Inzwischen ist die Straße wieder für den MIV freigegeben, weil die CDU nur für eine autoarme, nicht aber autofreie Innenstadt ist. Kann ich natürlich sofort nachvollziehen, denn fast alle anderen Straßen in der Innenstadt sind ja Fußgängerzonen.
Oh, Moment.
https://www.hessenschau.de/gesellschaft/fra...t-demo-100.html
Die Begründung, man könne wegen Corona keinen brauchbaren Vorher-Nachher-Vergleich machen und müsse deswegen wieder öffnen, sehe ich übrigens als komplett falsch an. Denn wenn der MIV durch Corona insgesamt zurückgegangen ist, spricht das eigentlich umso mehr für eine Beibehaltung der Sperrung.

263 und 226 unterqueren die bekannte Brücke am Paulsplatz
Bild

Bild
Um ein Haar wäre diese Innenstadtstrecke 1986 stillgelegt worden, was durch massive Bürgerproteste verhindert wurde.

Ein R-Wagen überquert vor der Kulisse der Skyline die Ignas-Bubitz-Brücke
Bild

Immer wieder ein Blickfang ist die EZB mit den tollen Wolkenspiegelungen
Bild

Dieses wunderschöne Gebäude ist mitnichten ein stillgelegter Industriebetrieb, sondern als Empfangsgebäude von Frankfurt Ost stellvertretend für die Wertschätzung der Eisenbahn in Deutschland
Bild

Blick durch den Ostpark zur EZB
Bild

Urban Jungle in Bornheim
Bild

890 an der Haltestelle Musterschule - hier ist die Integration des Hochbahnsteigs in einem recht engen Straßenquerschnitt ganz gut gelungen
Bild
Mein Bahnjahr 2023
Zurückgelegte Strecke: 28.430 km - Planmäßige Gesamtreisezeit: 18,3 Tage - Gesamtverspätung (analog FGR): 1436 min - Planmäßige Reisegeschwindigkeit: 65 km/h - Durchschnittliche Fahrzeitverlängerung aufgrund von Verspätung: 5,5% - Fahrtkosten: 8,9 Cent/km - Anschlussquote (alle Anschlüsse einer Verbindung mit min. 1 Umstieg erreicht): 84,1%
Benutzeravatar
Entenfang
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 7963
Registriert: 27 Aug 2012, 23:19
Wohnort: München

Beitrag von Entenfang »

Wechsel von Fahren auf Sicht zum Raumabstand an der Tunneleinfahrt in der Eschenheimer Anlage
Bild

Und der Klassiker am Willy-Brandt-Platz mit 220 gefolgt von 257 bei Tag ganz ohne Polizei
Bild

Mit einer insgesamt positiven Bilanz von meinem dritten Besuch in Frankfurt fahre ich zurück zum Bahnhof. Auf mich wartet ein 425er. Die Abfahrtszeit verstreicht, nichts passiert. Kommentarlos fahren wir mit +7 schließlich ab. Ich bekomme die große Frankfurt-Rundfahrt vom Hbf via Süd und Ost nach Hanau. Nur der letzte Skylineblick bleibt mir versperrt, denn ein entgegenkommender Güterzug steht auf der Deutschherrenbrücke. Im DB Navigator werden die Bonusminuten mit Verspätung eines vorausfahrenden Zuges begründet. Nach einer Überholung in Hanau stehen wir bei +11. Zum Glück habe ich in Würzburg 23 min. Umsteigezeit. Entspannt und bahnsteiggleich verlade ich mein Fahrrad in den 440, um die restlichen Minuten zum Durchatmen auf dem Bahnsteig zu verbringen. Das Signal geht auf, ich steige ein und wir fahren ab.

Ich wundere mich schon, wie die Überholung durch die 7 und 10 min. später abfahrenden ICE und IC stattfinden soll. Zwar nutzt der RE zwischen Würzburg und Rottendorf das dritte Gleis, doch die Fahrzeit bis dorthin ist viel zu kurz, als dass der FV in der Zwischenzeit fliegend überholen könnte. In Neustadt/ Aisch heißt es dann: "Unsere Weiterfahrt verzögert sich noch um einige Minuten wegen zwei Überholungen." Ich steige aus, um wieder Maskenpause zu bekommen. Ein ICE rauscht wenig später vorbei. Das Signal fällt auf Halt, wenig später geht es wieder auf Fahrt. Ein Mann schaut aus der Tür heraus. "Entschuldigung, wissen Sie vielleicht, wann der Zug weiterfährt? Sie können ruhig aussteigen, so lange da vorne rot ist, fahren wir nirgendwo hin. Hastig zündet er sich eine Zigarette an. Ein IC rauscht durch, das Signal fällt auf Halt. So langsam würde ich jetzt wieder einsteigen. Im Fahrplan eingebaut ist die Überholung jedenfalls nicht, denn die Bonusminuten bleiben bis Nürnberg.
Ich schiebe mein Fahrrad in den Aufzug. Er ist viel zu klein, die Türen schließen nicht. Erst mit wilden Verrenkungen schaffe ich es, die Lichtschranke freizubekommen. Es wird mir auf ewig ein Rätsel bleiben, warum man ohne Not Aufzüge verbaut hat, in die kein Fahrrad reinpasst. Glücklicherweise ist am Bahnsteig zum MüNüX ein größerer Aufzug verbaut und ich komme problemlos auf den Bahnsteig, hieve das Fahrrad im einsetzenden Regen in den Steuerwagen und wenig später beginnt die letzte Etappe der Heimfahrt.
In Ingolstadt regnet es stärker, ich stelle mich unter das Wartehäuschen. Zwei Männer steigen aus und zünden Zigaretten an. Bereits zwei Minuten später springt einer der beiden plötzlich hastig zurück zur Tür und nimmt einen letzten Zug. "Chill mal", meint der andere zu ihm. Der ICE fährt ein. Pfeif, Wink, Abfahrt. Da geht auch unser Signal auf. Zeit, einzusteigen.
Mein Bahnjahr 2023
Zurückgelegte Strecke: 28.430 km - Planmäßige Gesamtreisezeit: 18,3 Tage - Gesamtverspätung (analog FGR): 1436 min - Planmäßige Reisegeschwindigkeit: 65 km/h - Durchschnittliche Fahrzeitverlängerung aufgrund von Verspätung: 5,5% - Fahrtkosten: 8,9 Cent/km - Anschlussquote (alle Anschlüsse einer Verbindung mit min. 1 Umstieg erreicht): 84,1%
Benutzeravatar
Entenfang
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 7963
Registriert: 27 Aug 2012, 23:19
Wohnort: München

Beitrag von Entenfang »

Nochmal ein verlängertes Wochenende in Frankfurt:


Tag 1

Ich schnappe mir ein Call-a-bike und wir machen eine kleine Fahrradtour.
037 begegnet uns an der Halb-Hausdurchfahrt an der Vogelweidstraße.
Bild
1960 wurde die Strecke an das Mainufer verlegt, um das Uniklinikum besser anzubinden. Die Reste der alten Streckenführung sind noch heute im Pflaster zu sehen.
https://goo.gl/maps/zjf4kVs5w1mNHMco9
Auch der Straßenname erinnert noch an die erst 2005 stillgelegte Schleife.

Außerdem sieht es so aus, als hätte man die alte Strecke an der Sandhofstraße noch eine Weile als Wendedreieck genutzt - kann das jemand bestätigen?
https://goo.gl/maps/G4GqjjPGhxKsNpXy9

Ein netter Wochenmarkt mit Tramanschluss befindet sich auf dem Vorplatz des Südbahnhofs.
Bild

Bild

Bild

Auch die Altwagen dürfen unter der Woche nicht fehlen
Bild

Springen wir nach Griesheim, wo sich MZ-DB-6311 durch die engen Gassen zur Haltestelle Alte Falterstraße kämpft
Bild

Fuzziprogramm vor dem Fenster - da wird es nie langweilig
362 855 rangiert einen Dosto, während eine Dotra 218 einen ICE abschleppt
Bild

In der Hoffnung, dass letztere Abteilung nochmal zurückkehren würde, um in das ansässige ICE-Werk einzurücken, bin ich noch ein paar Minuten am Fenster geblieben. Und tadaa:
Bild

Kurzer Fotostop zwischen Kiesschneise und Waldau
Bild

Bild
Mein Bahnjahr 2023
Zurückgelegte Strecke: 28.430 km - Planmäßige Gesamtreisezeit: 18,3 Tage - Gesamtverspätung (analog FGR): 1436 min - Planmäßige Reisegeschwindigkeit: 65 km/h - Durchschnittliche Fahrzeitverlängerung aufgrund von Verspätung: 5,5% - Fahrtkosten: 8,9 Cent/km - Anschlussquote (alle Anschlüsse einer Verbindung mit min. 1 Umstieg erreicht): 84,1%
Benutzeravatar
Entenfang
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 7963
Registriert: 27 Aug 2012, 23:19
Wohnort: München

Beitrag von Entenfang »

Am Bahnknoten Stadion wird's auch nie langweilig
Nanu - was für eine ungewohnte Farbgebung?
Bild
406 001 wirbt für internationalen Bahnverkehr

Ein anderer Tw kommt dagegen im gewohnten Design daher.
Bild
Moment, habe ich gerade gewohnt gesagt? Ich finde den grünen Streifen immer noch sehr gewöhnungsbedürftig...

425 640 rauscht an der Ausfädelung der KRM nach Süden, während ein Twindexx in Gegenrichtung das 3. Gleis nutzt, welches gleichzeitige Einfahrten von der SFS und der Riedbahn ermöglicht
Bild

Blaue Stunde über dem Main
Bild
Mein Bahnjahr 2023
Zurückgelegte Strecke: 28.430 km - Planmäßige Gesamtreisezeit: 18,3 Tage - Gesamtverspätung (analog FGR): 1436 min - Planmäßige Reisegeschwindigkeit: 65 km/h - Durchschnittliche Fahrzeitverlängerung aufgrund von Verspätung: 5,5% - Fahrtkosten: 8,9 Cent/km - Anschlussquote (alle Anschlüsse einer Verbindung mit min. 1 Umstieg erreicht): 84,1%
Benutzeravatar
Entenfang
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 7963
Registriert: 27 Aug 2012, 23:19
Wohnort: München

Beitrag von Entenfang »

Tag 2

Zeit zum Wandern. Praktischerweise ist es zum Taunus nicht weit. Doch erstmal stellt sich die Fahrkartenfrage und die ist im RMV alles andere als leicht zu beantworten. Hat man erst den riesigen Tarifzonenplan heruntergeladen und sich durch 14 Fußnoten, A-Tarifgebiete und A0-Tarifgebiete, dunkelorangene, hellorangene, dunkelrote, hellrote, rot-orange schräg schraffierte und rot-orange waagrecht schraffierte gekämpft, stellt man fest, dass Darmstadt einen besonderen Tarif (nicht den der Sonderstatusstädte) hat und man dort für die Einzelfahrt Kinder 5 Cent weniger als in den anderen Sonderstatusstädten bezahlt, dafür vergeblich nach einer Kurzstrecke sucht, für die Gruppen-Tageskarte nur 7,70¤ statt 7,90¤ zahlt, dafür aber die Wochenkarte 14,10 statt 13,90 kostet und der Zuschlag für 1.-Klasse-Nutzung für 1 Woche zwar gleich viel kostet, für 1 Jahr aber 3¤ mehr. In Wiesbaden/Mainz dagegen kostet die Einzelfahrt sogar 15 Cent mehr als in Frankfurt, dafür ist die 9-Uhr-Jahreskarte exakt 71,60¤ billiger als in Frankfurt. Außerdem lernt der Leser, dass man Preisstufen im RMV nicht nach dem üblichen Dezimalsystem zählt, sondern auf 3 folgt 30, auf 6 folgt 7 (17, bitte Fußnote 1 beachten) und darauf folgt 45. Alles klar?
Wer die tariflichen Hürden genommen hat, und nach Weißkirchen will, sollte genau auf die Rechtschreibung achten. Weißkirchen/Steinbach liegt nämlich an der S5 nach Friedrichsdorf, während Rodgau-Weiskirchen an der S1 nach Rödermark-Ober Roden liegt. Von dort wäre es auch nicht mehr weit bis Groß Umstadt Klein Umstadt. Raucht euch jetzt ordentlich der Kopf? Uns auch, deswegen steigen wir lieber mal aus und schnappen ein bisschen frische Luft, ehe wir mit der Stadtbahn von Oberursel weiterfahren.
Bild

Nachdem die U3 das Stadtzentrum passiert hat, folgt bald der Taunus.
847 an der Station Waldlust
Bild

680 folgt stadtauswärts
Bild

Eine Station weiter ist schon der Endpunkt Hohemark erreicht, ein guter Ausgangspunkt zum Wandern.
Bild
Man beachte auch die Zielanzeige Pause, sodass man auf den ersten Blick erkennen kann, welche Bahn zuerst fährt.

Während man hier im Viertelstundentakt hinfahren kann, sind leider weite Teile des Taunus mt dem ÖPNV eher schlecht erreichbar und Orte wie der Große Feldberg hoffnungslos überlaufen, weil man mit dem Auto bis auf den Gipfel fahren kann.

Für uns geht es zu Fuß weiter...
Bild

...entlang des Urselbachs...
Bild

...zur weißen Mauer.
Bild
Ich hatte mir unter diesem Namen etwas völlig anderes vorgestellt, eher eine Felswand als eine Geröllhalde.

Spieglein in der Pfütze
Bild

Aussicht vom Lipstempel
Bild

423 430 wartet in Kronberg auf die Rückfahrt, der zweite Bahnsteig rechts ist nicht mehr in Benutzung.
Bild
Mein Bahnjahr 2023
Zurückgelegte Strecke: 28.430 km - Planmäßige Gesamtreisezeit: 18,3 Tage - Gesamtverspätung (analog FGR): 1436 min - Planmäßige Reisegeschwindigkeit: 65 km/h - Durchschnittliche Fahrzeitverlängerung aufgrund von Verspätung: 5,5% - Fahrtkosten: 8,9 Cent/km - Anschlussquote (alle Anschlüsse einer Verbindung mit min. 1 Umstieg erreicht): 84,1%
Benutzeravatar
Entenfang
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 7963
Registriert: 27 Aug 2012, 23:19
Wohnort: München

Beitrag von Entenfang »

423 431 fährt vor der Skyline in Frankfurt West ein
Bild

Der S-Bahnsteig liegt auf einer Brücke hoch über den Straßen
Bild
Hat jemand eine Ahnung, warum man hier ein so niedriges Vorsignal verbaut hat? Da es kurz davor noch steil hochgeht, erschwert das doch sogar die Sichtbarkeit, oder?

Um das Busnetz attraktiver zu gestalten, wurden zum Fahrplanwechsel 2020 neu Metrobusse und Expressbusse eingeführt. Metrobuslinien bieten einen einheitlichen Bedienstandard (Takt 10, 24h-Betrieb) und sind vorwiegend auf wichtigen Tangenten unterwegs. Die Expressbuslinien bieten eine schnellere Anbindung an den Flughafen abseits der Schienenstrecken. Grundsätzlich erscheint mir das Konzept sehr sinnvoll.
Bild

Da wir noch eine Stunde Tageslicht haben, entscheiden wir uns für einen kleinen Umweg. Die Umsteigesituation am Westbahnhof ist ziemlich bescheiden. Die U6 und U7 fahren rund 600 m vorbei und sowohl zur Tram 16 als auch zur Tram 17 sind etwa 300 m zurückzulegen. Die Gleise vor dem Bahnhof, sichtbar auf dem vorherigen Bild, dienen nur als Betriebsstrecke. Die geplante Ringstraßenbahn könnte hier zukünftig besser Umsteigemöglichkeiten schaffen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Stra%C3%9Fenb...C3%9Fenbahn.png

018 fährt an der Nauheimer Straße ein
Bild

Die Strecke zum Rebstockbad ist ein Neubau von 2003, um das dort errichtete Bauklötzchen-Neubauviertel anzubinden.
Bild

Im Gegensatz zur Messestadt hat man in Frankfurt aber wenigstens auf große Bauklötzchen gesetzt.

Ich vertrödle mich beim Knipsen und da kommt schon unser Bus angesaust. Der Fahrer steigt nochmal auf die Bremse und lässt uns zusteigen - Danke dafür. Das "Parkett" in den neuen Lion's City finde ich jedenfalls immer wieder schick.

Umstieg an der Mönchhofstraße - 037 fährt im letzten Licht ein
Bild
Mein Bahnjahr 2023
Zurückgelegte Strecke: 28.430 km - Planmäßige Gesamtreisezeit: 18,3 Tage - Gesamtverspätung (analog FGR): 1436 min - Planmäßige Reisegeschwindigkeit: 65 km/h - Durchschnittliche Fahrzeitverlängerung aufgrund von Verspätung: 5,5% - Fahrtkosten: 8,9 Cent/km - Anschlussquote (alle Anschlüsse einer Verbindung mit min. 1 Umstieg erreicht): 84,1%
Benutzeravatar
Entenfang
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 7963
Registriert: 27 Aug 2012, 23:19
Wohnort: München

Beitrag von Entenfang »

Tag 3

Der heutige Tag soll nochmal zwei unterschiedlichen Ecken der Stadt gewidmet sein. Wir beginnen am Hbf, wo uns die 17 Richtung Neu-Isenburg Stadtgrenze genau vor der Nase wegfährt. Daher bleibt Zeit für ein Bild vom Sonntagvormittag ziemlich leeren Bahnhofsplatz. Die lediglich zweigleisige Haltestelle soll in den nächsten Jahren erweitert und der MIV reduziert werden.
Bild

Dreigleisig ist die Haltestellenanlage Stresemannallee/Gartenstraße angelegt. Die linksabbiegende Linie 16 behindert somit nicht die geradeaus fahrenden 12, 17 und 21.
Bild

207 in Gegenrichtung am provisorischen Mini-Bahnsteig, der einen barrierefreien Einstieg nur an der 1. Tür ermöglicht.
Bild

027 überquert die Friedensbrücke
Bild

Verunstaltete Wahlplakate zur Kommunalwahl
Bild
Sehr bezeichnend finde ich ja, dass die CDU den Slogan Verkehrspolitik mit Plan mit einem Bild von Stau kombiniert. :lol: Die Grünen sind übrigens in Frankfurt stärkste Kraft geworden.

Während 001 brav die Vorfahrt abwartet, biegt 040 in die Haltestelle ein.
Bild

Wir nehmen die 17 über die 2014 eröffnete Neubaustrecke durch die Stresemannallee, welche eine schnelle Anbindung aus dem Süden an den Hbf ermöglicht.

Spaziergang mit Fotostops im Wald an der Oberschweinstiege
001
Bild

Bild

Ein subaruvistabluefarbenes Rauschen im kahlen Wald
Bild

Die Tram endet unmotiviert an der Stadtgrenze zu Neu-Isenburg.
Bild

Doch ein wenig Bewegung scheint letztes Jahr in die Sache gekommen zu sein, da eine studentische Arbeit die grundsätzliche städtebauliche Machbarkeit aufgezeigt und Tramprojekte jetzt auch förderfähig sind, wenn sie nicht auf besonderem Bahnkörper verlaufen.
https://www.op-online.de/region/neu-isenbur...g-13596551.html
Aber ob man sich jemals gegen die Mentalität durchsetzen wird, dass man nicht nur überall mit dem Auto hinfahren sondern dann möglichst auch noch exakt vor dem gewünschten Ort parken kann ohne wenige hundert Meter zu laufen?
Bettina Blüchardt (CDU) aus Zeppelinheim schildert die Situation aus ihrer Sicht. "Wenn ich mal schnell in die Kernstadt fahre, um Kleinigkeiten zu erledigen, da will ich nicht erst in ein Parkhaus fahren müssen", spricht sie auch für die Gravenbrucher.
Mein Bahnjahr 2023
Zurückgelegte Strecke: 28.430 km - Planmäßige Gesamtreisezeit: 18,3 Tage - Gesamtverspätung (analog FGR): 1436 min - Planmäßige Reisegeschwindigkeit: 65 km/h - Durchschnittliche Fahrzeitverlängerung aufgrund von Verspätung: 5,5% - Fahrtkosten: 8,9 Cent/km - Anschlussquote (alle Anschlüsse einer Verbindung mit min. 1 Umstieg erreicht): 84,1%
Benutzeravatar
Entenfang
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 7963
Registriert: 27 Aug 2012, 23:19
Wohnort: München

Beitrag von Entenfang »

Nachmittags zieht es uns in den äußersten Nordosten, nach Bergen. Ab der Seckbacher Landstraße geht es mit dem Bus weiter, es ist eine sehr mühselige Fahrt durch äußerst enge Ortskerne mit 50 cm breiten Fußwegen. Bis 1992 fuhr die Straßenbahn zum Stadtrand von Bergen und wurde dann unter etwas fragwürdigen Umständen eingestellt. Freilich war die Trassierung eher ortsfern und hatte daher nicht unbedingt großes Fahrgastaufkommen.
https://www.drehscheibe-online.de/foren/rea...hp?17,7648595&h
Heute befindet sich auf der Trasse ein Radweg - die ganze Ecke lohnt sicher einen näheren Blick und hat mir beim Befahren mit dem Bus gut gefallen. Naja, vielleicht beim nächsten Mal.

Von der Endstation Bergen Ost ist man in wenigen Minuten auf den Feldern.
Bild

Bild

Ein schöner Aussichtspunkt nach Maintal...
Bild

...und auf die Skyline findet sich dort auch.
Bild

F-IC-8345 wartet in der Wendeschleife auf die Rückfahrt
Bild
Der Betreiber dieser Linie heißt übrigens In-der-City-Bus. Auf so einen bekloppten Namen muss man auch erstmal kommen.

Mit jedem Besuch gefällt mir Frankfurt besser und im Nordosten haben wir einen weiteren feinen Ort entdeckt.

Das letzte Bild des Tages vom Bahnsteig aus - unbemerkt hatte ich einen Gemälde-Effekt aktiviert und finde das Ergebnis sehr ansprechend. Das Bild passt irgendwie in einen Krimi-Comic.
Bild
Gemacht habe ich es aber eigentlich wegen einer Frage zur Signalisierung. Wie im Hintergrund wage zu erkennen ist, zeigt das Asig Ks1 blinkend mit Zs3 4, dazu Zs3v6. Ich dachte immer, dass beim Ks-System höhere Geschwindigkeiten nicht vorsignalisiert werden? Kann mich da jemand aufklären?


Danke an Muffo für die wie immer kompetente Stadtführung. :)
Mein Bahnjahr 2023
Zurückgelegte Strecke: 28.430 km - Planmäßige Gesamtreisezeit: 18,3 Tage - Gesamtverspätung (analog FGR): 1436 min - Planmäßige Reisegeschwindigkeit: 65 km/h - Durchschnittliche Fahrzeitverlängerung aufgrund von Verspätung: 5,5% - Fahrtkosten: 8,9 Cent/km - Anschlussquote (alle Anschlüsse einer Verbindung mit min. 1 Umstieg erreicht): 84,1%
Benutzeravatar
Lobedan
Kaiser
Beiträge: 1466
Registriert: 01 Jan 2016, 15:02

Beitrag von Lobedan »

Diese Wald- und Wiesenstrecken und -stationen haben ja schon ihren Charme, gefällt mir.
Benutzeravatar
Entenfang
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 7963
Registriert: 27 Aug 2012, 23:19
Wohnort: München

Re: Das verkehrliche Zentrum Deutschlands – Frankfurt

Beitrag von Entenfang »

Mein Bahnjahr 2023
Zurückgelegte Strecke: 28.430 km - Planmäßige Gesamtreisezeit: 18,3 Tage - Gesamtverspätung (analog FGR): 1436 min - Planmäßige Reisegeschwindigkeit: 65 km/h - Durchschnittliche Fahrzeitverlängerung aufgrund von Verspätung: 5,5% - Fahrtkosten: 8,9 Cent/km - Anschlussquote (alle Anschlüsse einer Verbindung mit min. 1 Umstieg erreicht): 84,1%
Benutzeravatar
Entenfang
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 7963
Registriert: 27 Aug 2012, 23:19
Wohnort: München

Re: Das verkehrliche Zentrum Deutschlands – Frankfurt

Beitrag von Entenfang »

Mein Bahnjahr 2023
Zurückgelegte Strecke: 28.430 km - Planmäßige Gesamtreisezeit: 18,3 Tage - Gesamtverspätung (analog FGR): 1436 min - Planmäßige Reisegeschwindigkeit: 65 km/h - Durchschnittliche Fahrzeitverlängerung aufgrund von Verspätung: 5,5% - Fahrtkosten: 8,9 Cent/km - Anschlussquote (alle Anschlüsse einer Verbindung mit min. 1 Umstieg erreicht): 84,1%
Benutzeravatar
Entenfang
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 7963
Registriert: 27 Aug 2012, 23:19
Wohnort: München

Re: Das verkehrliche Zentrum Deutschlands – Frankfurt

Beitrag von Entenfang »

Mein Bahnjahr 2023
Zurückgelegte Strecke: 28.430 km - Planmäßige Gesamtreisezeit: 18,3 Tage - Gesamtverspätung (analog FGR): 1436 min - Planmäßige Reisegeschwindigkeit: 65 km/h - Durchschnittliche Fahrzeitverlängerung aufgrund von Verspätung: 5,5% - Fahrtkosten: 8,9 Cent/km - Anschlussquote (alle Anschlüsse einer Verbindung mit min. 1 Umstieg erreicht): 84,1%
Benutzeravatar
Entenfang
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 7963
Registriert: 27 Aug 2012, 23:19
Wohnort: München

Re: Das verkehrliche Zentrum Deutschlands – Frankfurt

Beitrag von Entenfang »

Mein Bahnjahr 2023
Zurückgelegte Strecke: 28.430 km - Planmäßige Gesamtreisezeit: 18,3 Tage - Gesamtverspätung (analog FGR): 1436 min - Planmäßige Reisegeschwindigkeit: 65 km/h - Durchschnittliche Fahrzeitverlängerung aufgrund von Verspätung: 5,5% - Fahrtkosten: 8,9 Cent/km - Anschlussquote (alle Anschlüsse einer Verbindung mit min. 1 Umstieg erreicht): 84,1%
Benutzeravatar
Entenfang
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 7963
Registriert: 27 Aug 2012, 23:19
Wohnort: München

Re: Das verkehrliche Zentrum Deutschlands – Frankfurt

Beitrag von Entenfang »

Es hat mich mal wieder für ein paar Tage in die Mainmetropole verschlagen...

Tag 1

Pünktlich geht es an diesem Donnerstagnachmittag in Basel los. Aufgrund von Bauarbeiten auf der Riedbahn fährt der ICE über Heidelberg nach Frankfurt Süd statt über Mannheim zum Hbf.

„Boah, diese Verbindung ist echt der letzte Scheiß“, beschwert sich ein Fahrgast bei der Fahrkartenkontrolle. Der ICE fährt via Heidelberg nach Frankfurt Süd und zudem gibt es anschließend eine Zweistundenlücke – inzwischen fällt mir sowas schwer zu begreifen, bin ich doch auf Hauptstrecken einen Halbstundentakt bis Mitternacht gewohnt… „Ja, da gewöhnen Sie sich besser dran, wir haben sehr viele Baustellen und das geht noch bis 2025. Am besten schauen Sie immer wieder mal, wie wir genau fahren. Das geht noch bis Ende März und dann geht’s im Norden weiter.“ „Na das interessiert mich weniger, da muss ich nicht hin.“ „Und 2024 geht’s erst richtig los, dann ist Mannheim – Frankfurt für sechs Monate gesperrt.“

Wir kommen pünktlich bis Heidelberg. „Verehrte Fahrgäste, die Weiterfahrt verzögert sich noch etwas aufgrund einer polizeilichen Maßnahme.“ „Ich habs dir doch gesagt, dass der Verspätung kriegt“, meint ein junger Mann zu einem anderen, während sie durch den Gang laufen.
„Das ist schlecht. Sechs Minuten Umsteigezeit, das können wir vergessen“, brummt ein älterer Mann vor sich hin. „Immer gibt es irgendwelche Probleme“, antwortet seine Frau.
Doch alles halb so wild, mit +2 geht es weiter. Ohne erkennbaren Grund erreichen wir Frankfurt Süd mit +6 und bis das Signal wieder auf Fahrt geht, sind es schon +10. Ich habe es nicht eilig und habe noch gut eine Stunde zu überbrücken. Da es schon längst dunkel ist, beschließe ich, als Streckenbefahrung den Offenbacher S-Bahntunnel mitzunehmen. Zunächst muss ich mit der S-Bahn zur Ostendstraße und dort in die Gegenrichtung nach Offenbach umsteigen.
Bild

Mein erster Gedanke, als ich die graffitiübermalte und verdreckte S-Bahn sehe: Wuäh, ist das eklig. Tatsächlich werden in der Schweiz alle Fahrzeuge in der Regel gewaschen, sobald sie sichtbar schmutzig sind und welchen Unterschied das macht, wird mir erst jetzt wieder so richtig deutlich.

Zum Zustand des S-Bahnhofs Ostendstraße muss man nicht viel sagen, immerhin wird der Bahnsteig samt zugehöriger Wände gerade grundgereinigt. So gibt es schöne Spiegelungen auf dem nassen Bahnsteig bei der Einfahrt. Einer der beiden Reinigungskräfte grüßt mich freundlich, als sie mich entdeckt. Ich habe viel Zeit, denn ich muss 20 min auf die nächste S-Bahn warten. Aufgrund von Bauarbeiten fahren die S1 und S2 nicht nach Offenbach.
Bild

Bild

Bild

Bild

„Heee, was machst du da?“, ruft mir der andere zu. S-Bahnen fotografieren? „S-Bahn da vorne!!!“ Wild fuchtelnd zeigt er in Richtung des weiter vorne haltenden Zuges.
Bild

Schließlich fahre ich bis nach Offenbach Ost. Je weiter ich in den Offenbacher Tunnel komme, desto sauberer werden die Stationen, so gar entgegen des Klischees. Freilich ist der Offenbacher Tunnel mit Eröffnung 1995 auch wesentlich neuer als der ab 1978 eröffnete Frankfurter Tunnel.
Bild

Sternenhimmel im 430
Bild

Fotostop am Ledermuseum
Bild

Bild

Schöne Kabelführung
Bild

An der Wand gibt es einen Umgebungsplan
Bild

Annähernd jede Fahrt scheint begleitet zu sein, sicher keine schlechte Idee, um das Sicherheitsgefühl zu verbessern.
„Guten Abend, die Fahrkarten bitte.“ Neben mir haben zwei Mädels um die 20 platzgenommen und sie zeigen ihre vor. Ich suche im DB Navigator nach meiner schönen Fahrkarte Basel – Frankfurt-Griesheim via Frankfurt Süd, Ostendstraße, Offenbach Ost und zurück nach Griesheim, doch der Kontrolleur winkt schon ab. „Du kannst da mitfahren.“ Komplette Verwirrung bei mir und den Mädels. „Ah, ihr kennt euch gar nicht?“ Offenbar hat eine der beiden eine Fahrkarte, auf der am Wochenende jemand kostenlos mitfahren kann. „Hmm, aber ist doch nicht Wochenende?“, wundert sich die Fahrkarteninhaberin etwas später.

„Boah, ich fühl mich voll attacked, wenn 20 Leute zusagen und dann nur fünf kommen.“ „Ja, verstehe ich voll, ich meine, klar, es war Fasching, aber dann stimmt halt anders ab oder sagt wenigstens vorher ab.“ „Ja, stell dir vor, wir hätten für 20 Leute einen Tisch reserviert. Dann bekommen wir so einen riesigen Tisch und sitzen dann nur zu fünft da. Das wäre echt mega unangenehm.“

Als ich in Griesheim am 76 cm-Bahnsteig aussteige, kommt es mir fast wie auf einem Sprungbrett vor – da habe ich mich wohl zu sehr daran gewöhnt, dass alle Züge und fast alle Bahnsteige gleich hoch sind.
Mein Bahnjahr 2023
Zurückgelegte Strecke: 28.430 km - Planmäßige Gesamtreisezeit: 18,3 Tage - Gesamtverspätung (analog FGR): 1436 min - Planmäßige Reisegeschwindigkeit: 65 km/h - Durchschnittliche Fahrzeitverlängerung aufgrund von Verspätung: 5,5% - Fahrtkosten: 8,9 Cent/km - Anschlussquote (alle Anschlüsse einer Verbindung mit min. 1 Umstieg erreicht): 84,1%
Benutzeravatar
rautatie
Lebende Forenlegende
Beiträge: 4296
Registriert: 07 Aug 2008, 09:30
Wohnort: München

Re: Das verkehrliche Zentrum Deutschlands – Frankfurt

Beitrag von rautatie »

Entenfang hat geschrieben: 14 Mär 2023, 21:58 „Und 2024 geht’s erst richtig los, dann ist Mannheim – Frankfurt für sechs Monate gesperrt.“
Da bin ich schon gespannt, wie das werden wird. Und wird nicht annähernd zeitgleich auch noch die Strecke Nürnberg - Würzburg gesperrt? Sollte das so sein, gibt es zwischen München und Frankfurt eigentlich gar keine richtige Verbindung mehr, es sei denn, man lässt die Züge vielleicht über Bamberg und Schweinfurt Richtung Würzburg fahren.

Auch wir hatten erst kürzlich das Problem, dass wir von Frankfurt Flughafen nach Stuttgart wollten. Früher kein Problem, ist derzeit der Fahrplan schon ausgedünnt. Der von uns vorgesehene Zug fuhr uns leider vor der Nase weg, weil die Gepäckausgabe am Flughafen sehr lange gebraucht hatte, und danach gab es eine Zweistundenlücke, bei der der Zug zwei Stunden später überdies noch eine Verspätung von fast einer weiteren Stunde hatte, sodass sich eine De-Facto-Dreistundenlücke ergeben hatte.
Wo ist das Problem?
Benutzeravatar
gmg
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 5215
Registriert: 14 Okt 2004, 15:23
Wohnort: Germering

Re: Das verkehrliche Zentrum Deutschlands – Frankfurt

Beitrag von gmg »

Entenfang hat geschrieben: 14 Mär 2023, 21:58 Es hat mich mal wieder für ein paar Tage in die Mainmetropole verschlagen...
Ich empfehle einen Aufenthalt auf dem Dach des Maintowers . Zumindest vor 10 Jahren waren Eintritt und Aufzug nicht teuer.
Benutzeravatar
Entenfang
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 7963
Registriert: 27 Aug 2012, 23:19
Wohnort: München

Re: Das verkehrliche Zentrum Deutschlands – Frankfurt

Beitrag von Entenfang »

rautatie hat geschrieben: 15 Mär 2023, 12:49
Entenfang hat geschrieben: 14 Mär 2023, 21:58 „Und 2024 geht’s erst richtig los, dann ist Mannheim – Frankfurt für sechs Monate gesperrt.“
Da bin ich schon gespannt, wie das werden wird. Und wird nicht annähernd zeitgleich auch noch die Strecke Nürnberg - Würzburg gesperrt?
Nee, die wird wohl dieses Jahr gesperrt:
https://www.flz.de/article/id/ps-851822 ... 6f4ba8fe82

Und der FV fährt über Ansbach, nicht Bamberg. Das dürfte geringfügig schneller sein ;)

Aber das Baustellenmanagement ist bei der DB wirklich eine Katastrophe, das funktioniert in der Schweiz irgendwie ohne monatelange Totalsperrungen der wichtigsten Hauptachsen...
gmg hat geschrieben: 15 Mär 2023, 13:41 Ich empfehle einen Aufenthalt auf dem Dach des Maintowers . Zumindest vor 10 Jahren waren Eintritt und Aufzug nicht teuer.
Kommt alles noch ;)


Tag 2

Wie? Die Bustangente 54 kommt an einem Werktag nur alle 30 Minuten? Uff, ich muss mich wieder an andere Bedienstandards gewöhnen und fahre stattdessen mit der S-Bahn zum Hbf. Das Zwischengeschoss wird umgebaut und die direkten Ausgänge zur Tramhaltestelle sind gesperrt, also muss ich einen Umweg durch das Bahnhofsgebäude nehmen.
Bild

Auf der Linie 17 stehen nicht niederflurige Abfahrten im Fahrplan und Muffo hat erst vor einigen Tagen einen P-Wagen gesichtet. Allzu große Hoffnungen mache ich mir allerdings nicht, denn es gibt gleich zwei Baustellen im Netz, die den Fahrzeugbedarf verringern. Da sowohl Richtung Bornheim als auch Richtung Fechenheim SEV ist, entscheide ich mich für den 16er Richtung Ginnheim, der mir ebenfalls noch fehlt.
250 am Hbf
Bild

An den LSA geht viel Zeit verloren – wann wird man in Deutschland eigentlich mal einsehen, dass man mit ordentlichen Vorrangschaltungen unglaublich viel Geld einsparen bzw. das Angebot entsprechend kostenneutral verbessern könnte?

Die Frankfurter Elektrobusse fahren in bunter Beklebung umher, das subaruvistablue kann nur erahnt werden.
Bild
Im Hintergrund das 1978 stillgelegte Bockenheimer Straßenbahndepot, heute ein Veranstaltungsort.

Rund um die Bockenheimer Warte drängen sich zahlreiche Baustile ins Bild.
Bild

Bild

Pfosten verhindern effektiv wilde Wendemanöver über die Gleise
Bild

Blumenstand
Bild

Die Tram ist auf dieser Strecke gut gefüllt, stellt sie doch den Lückenschluss zwischen den U-Bahnstationen Bockenheimer Warte und Ginnheim dar. Dieser fehlt noch zur Vervollständigung der D-Strecke, die eine weitere Nord-Süd-Achse darstellen würde. Die ursprüngliche Variante sah einen Verlauf direkt unter der Tramstrecke vor, diese ist jedoch vom Tisch. Nun sind noch zwei grundsätzliche Varianten im Spiel – Variante 1 ist relativ direkt mit Halt am Botanischen Garten, größtenteils oberirdisch, aber mit geringem Fahrgastpotenzial zwischendrin und Variante 2 führt in einem weiten Bogen über den Unicampus Westend mit großem Fahrgastpotenzial, aber längerer Fahrzeit. Im Norden sind beide Varianten gleich und führen oberirdisch entlang der Schnellstraße nach Ginnheim. Derzeit finden Grundwasserprobebohrungen statt. Ein Bau- oder gar Eröffnungsdatum traut sich noch niemand zu nennen. Mehr Infos hier: https://www.vgf-ffm.de/de/aktuellpresse ... engerungu4

Fotostop an der Frauenfriedenskirche
Bild

Bild
Etwas zweifelhaft finde ich, dass bei den zahlreichen Haltestellen, an denen auf die Fahrbahn ausgestiegen werden muss, stets die Ansage um „Ausstieg auf die Straße, bitte Verkehr beachten!“ erfolgt. Vielleicht sollte man diese Ansagen lieber allen Autofahrern einspielen, die damit überfordert sind, vor haltenden Trambahnen in Straßenmitte anzuhalten.

Trinkhalle als Frankfurter Kulturgut
Bild

In Ginnheim kann man bahnsteiggleich zur U-Bahn umsteigen, im Hintergrund der Europaturm.
Bild

Die Tram wendet in einer Wendeanlage hinter dem Bahnsteig
Bild

4229 ist auf der Linie 69 unterwegs
Bild

Ich fahre mit der U1 in einem großen Bogen nach Heddernheim.
Ein etwa 10-jähriger Junge kommt im letzten Moment angerannt und blockiert die schließende Tür. „Los, komm schnell“, schreit er Richtung Treppe. Er blockiert die Tür weiter, bis ein kräftiger Mann auftaucht und ihn anbrüllt: „GEHST DU WOHL SOFORT AUS DER TÜR RAUS?!“ Der Junge schreckt zurück, stammelt ein „Es tut mir leid“ und die Tür läuft genau in dem Moment zu, in dem sein Kumpel mit Sandwich in der Hand auftaucht. Beide verabschieden sich mit dem ausgestreckten Mittelfinger, während die Bahn wieder Fahrt aufnimmt.

531 in Heddernheim
Bild

Abstellanlage
Bild

Weiter geht es im Ebusco auf der Linie M60.
Bild

Das kuriose an dieser Linie ist, dass sie mitten durch das Einkaufszentrum Nordwestzentrum fährt und eine Haltestelle quasi in der Tiefgarage hat. Ich bin zunächst äußerst verwundert, als der Bus plötzlich hier rein fährt… https://goo.gl/maps/n18FFrfBC9q4k5oY9
Dieser Abstecher ergibt sicher Sinn, verlängert aber die Reisezeit auf der Querverbindung erheblich. Schließlich steige ich in Praunheim, Heerstraße in die U7 um. Zum Erreichen dieser Haltestelle muss der Bus erneut eine Schleife fahren. Der Linienverkehr endet hier, die Strecke führt weiter zur Hauptwerkstatt.
Bild

Den nächsten Fotostop lege ich an der Alten Oper ein. Es dauert ziemlich lange, bis der nächste Gegenzug kommt und Durchsagen warnen vor Fahrplanabweichungen wegen einer Fahrzeugstörung.
Bild

Imposante „Pilze“ stützen den Bahnhof
Bild

Bild

Ich beschließe, lieber schnell zur Taunusanlage zu laufen, um meine geplante S-Bahn noch zu erreichen.
Bild


Abends brechen wir noch zu einer kleinen Rundfahrt mit dem 18er, 63er und der U5 auf.
In den Flexity-Zweirichtungswagen gibt es erstaunlich viel Platz und viele Sitzplätze, obwohl sie nur 2,35 m breit sind.
Bild

Bild
Allerdings sind nur drei Doppeltüren dem Fahrgastwechsel sehr hinderlich – die neuen Citadis-Wagen werden immerhin vier Doppeltüren haben, leider mit einer fragwürdigen Verteilung.
https://blog.vgf-ffm.de/t-wagen/

Alle Gleise führen in Preungesheim zum Hbf
Bild

Auch auf der sehr stark befahrenen Mainzer Landstraße gibt es mehrere Haltestellen mit Ausstieg auf die Fahrbahn, die jedoch im Gegensatz zur Ginnheimer Strecke alle mit LSA gesichert sind.

Von der Waldschulstraße müssen wir den Bus 59 nehmen, laut App mit +9 unterwegs. „Das ist noch gut“, meint Muffo, „eigentlich hat der immer zweistellige Verspätungswerte.“ Na herzlichen Glückwunsch, denke ich nur. Und ein gewisses Falschparkerproblem hat man an dieser Stelle scheinbar auch.
https://goo.gl/maps/BvcnDfTjiajAxUy3A
Immerhin wird mit massivem Stangen- und Gittereinsatz das Parken in der Bushaltestelle oder auf dem Gehweg effizient verhindert. Was eine Profi-Fahrerin dennoch nicht davon abhält, so knapp hinter der Verkehrsinsel mitten auf der Fahrbahn anzuhalten, dass nachfolgende Fahrzeuge auf Schrittgeschwindigkeit abbremsen und sich auf die Gegenfahrbahn durchschlängeln müssen. Nachdem wir uns minutenlang über ihre Fahrkünste lustig gemacht haben, scheint sie wohl ihre nicht ideale Parkplatzwahl zu erkennen und fährt noch ein paar Meter weiter, sodass zwar immer noch alle in den Gegenverkehr ausweichen müssen, aber immerhin ein bisschen mehr Platz haben. Nach weiteren Minuten taucht eine andere Frau mit einem Kaffeebecher in der Hand auf, steigt ein und gemeinsam fahren sie weiter. Allerdings nicht weit, denn sie biegen rechts ab und bleiben in der Zufahrt zur Seitenstraße stehen und die Fahrerin steigt wieder aus. Dann kommt endlich unser Bus. Und wenn sie noch nicht weitergefahren ist, dann steht die Frau mit ihrem Auto wohl noch heute irgendwem im Weg…
Mein Bahnjahr 2023
Zurückgelegte Strecke: 28.430 km - Planmäßige Gesamtreisezeit: 18,3 Tage - Gesamtverspätung (analog FGR): 1436 min - Planmäßige Reisegeschwindigkeit: 65 km/h - Durchschnittliche Fahrzeitverlängerung aufgrund von Verspätung: 5,5% - Fahrtkosten: 8,9 Cent/km - Anschlussquote (alle Anschlüsse einer Verbindung mit min. 1 Umstieg erreicht): 84,1%
146225
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 17445
Registriert: 01 Apr 2007, 17:45
Wohnort: TH/EDG

Re: Das verkehrliche Zentrum Deutschlands – Frankfurt

Beitrag von 146225 »

"Trinkhalle" heißt das eigentlich eher hier bei mir in der Metropole Ruhr, in Frankfurt (das am Main) sind das doch traditionell "Wasserhäusche".
München kann jeder. Duisburg muss man wollen!
Nordlicht
Routinier
Beiträge: 312
Registriert: 07 Nov 2020, 18:22

Re: Das verkehrliche Zentrum Deutschlands – Frankfurt

Beitrag von Nordlicht »

Der auf der M36 fotografierte Solaris ist sogar ein Brennstoffzellenbus - die traffiQ oder In-der-City-Bus machen in der Beklebung da allerdings keinen Unterschied - es sind alles "Stromer", was rein technisch auch nicht verkehrt ist, denn ein Brennstoffzellenbus ist am Ende auch nur ein Elektrobus mit eigenem Kraftwerk.
AK1
Kaiser
Beiträge: 1641
Registriert: 07 Mär 2016, 21:38
Wohnort: München

Re: Das verkehrliche Zentrum Deutschlands – Frankfurt

Beitrag von AK1 »

146225 hat geschrieben: 16 Mär 2023, 05:25 "Trinkhalle" heißt das eigentlich eher hier bei mir in der Metropole Ruhr, in Frankfurt (das am Main) sind das doch traditionell "Wasserhäusche".
Die Beschriftung "Trinkhalle" ist in Frankfurt sehr verbreitet - hier auch zu sehen: https://de.wikipedia.org/wiki/Trinkhall ... 3%A4uschen
Antworten