Incredible India

Eure Reportagen und Reiseberichte finden hier ihren Platz, gerne auch Bilder abseits von Gleisen
Antworten
Benutzeravatar
Entenfang
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 7963
Registriert: 27 Aug 2012, 23:19
Wohnort: München

Beitrag von Entenfang »

Die Bilder entstanden zum Jahreswechsel 2012/13 auf einer knapp dreiwöchigen Reise. Alle Beobachtungen basieren auf dem damaligen Stand. Da Indien ein Land mit starker und schneller Veränderung ist, kann sich seitdem Vieles verändert haben. Damals war ich noch stolzer Besitzer einer Kleinknipse, also entschuldigt bitte die Bildqualität.



Zuerst besuchen wir Bekannte in Ahmedabad. Die 5-Millionenmetropole auf halbem Wege zwischen Delhi und Mumbai ist hierzulande völlig unbekannt. Ausländer sind dort die absolute Ausnahme und ich wurde das Gefühl nicht los, dass wir immer wieder angestarrt wurden. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir die Szene, als wir in einer Rikscha im Stau stehen und ein Mopedfahrer neben uns verwundert seinen Helm abnimmt, um uns die Hand zu schütteln.

Eine typische Straße in einem weiter außerhalb liegenden Stadtteil
Bild

Die bauliche Trennung in der Mitte sieht man recht häufig. Auf diese Weise lässt sich die chaotische Fahrweise zumindest teilweise eindämmen. Das bedeutet natürlich nicht, dass Mofas, Fahrräder und Rikschas nicht auch in die falsche Richtung fahren. Fußwege gibt es in der Regel nicht. Insbesondere zu Monsunzeiten sicher eine ziemlich matschige Angelegenheit…
Der Linksverkehr macht die Orientierung für uns nicht leichter.

Bild
Mit einem der rustikalen Busse bin ich leider nie gefahren, ich bereue es noch heute, stattdessen mit der Rikscha durch die halbe Stadt zu einem Museum gefahren zu sein, nur um festzustellen, dass es an diesem Tag geschlossen hatte.
Die zahlreichen Verkaufsstände am Straßenrand gehören dazu. Es werden Eier, frisch gepresste Säfte (es empfiehlt sich, einen eigenen Becher mitzunehmen, da die angebotenen definitiv nicht nach jedem Gast gereinigt werden), Früchte, die man hierzulande noch nie gesehen hat, Fleisch (natürlich bei 30° ungekühlt in der Sonne), diverser Krimskrams sowie alles was man sich vorstellen kann angeboten. Wir wurden eindringlich gewarnt, keine zubereiteten Speisen zu kaufen, weil die miserablen hygienischen Verhältnisse schnell zu einem Reisedurchfall führen können. Eier oder schälbare Früchte stellen jedoch keine Gefahr dar.
Außerdem sei noch angemerkt, dass die Randstreifen nachts zu Schlafstätten werden. Selbst unter den Obdachlosen gibt es deutliche Unterschiede. Manch einer platziert seine Matratze noch auf einem Gestell, andere müssen mit einem Schlafsack in der nächsten Bushaltestelle vorliebnehmen.

Beim Thema Armut ist Indien berühmt-berüchtigt. Wenn ich mich recht erinnere, mussten damals rund 2/3 der Bevölkerung mit weniger als 2$ pro Tag auskommen. Der Monatslohn einer Putzkraft lag bei etwa 100€, Lehrer einer staatlichen Schule verdienten rund 400€.
Bekannt ist Indien für seine Slums. Ich habe mir das immer als abgetrennte Stadtviertel in der Peripherie vorgestellt. Diese Vorstellung ist keineswegs zutreffend. Vielmehr sieht man immer wieder Zelte auf einem freien Grundstück oder eine kleine Ansammlung Hütten.
Bild
Das Außergewöhnliche sind sicher die extremen Kontraste. Während man bei uns von guten und schlechten Vierteln einer Stadt spricht, stehen in Indien Villen neben Hütten.

Indien und Kühe würde wohl Stoff für ein ganzes Buch bieten.
Bild
Derartige Bilder könnten in hundertfacher Ausführung entstanden sein. Es ist also keineswegs so, dass ich schnell die Kamera rausziehen musste, um das Klischeebild schlechthin zu machen. Und nicht vergessen, wir befinden uns in einer 5-Millionen-Stadt. Die Lage des Stadtviertels könnte man etwa wie Harthof zur Innenstadt vergleichen.
Meistens handelt es sich um alte Kühe, die keine Milch mehr geben und von den Besitzern freigelassen werden, um sich nicht mehr um sie kümmern zu müssen. Da sie heilig sind, dürfen sie nicht geschlachtet, wohl aber angehupt werden.

Wie man schon erkennen kann, entstand das vorherige Bild aus einer Rikscha. Dabei handelt es sich um ein äußerst beliebtes Verkehrsmittel. Dafür gibt es eine Vielzahl an Gründen. Erstens ist sie immer und überall verfügbar, in einem Land mit damals weniger als 1 PKW pro 100 Einwohner (heute sind es etwa 1,5) ein nicht zu unterschätzender Faktor. So sieht es an jeder größeren Kreuzung aus.
Bild

Zweitens ist es ein günstiges Verkehrsmittel. Eine Fahrt durch die ganze Stadt über etwa 20 km kostet rund 2€. Drittens ist es einfach viel entspannter, als selbst am Steuer zu sitzen. Aus diesem Grund nutzen auch Einheimische, die sich ein Auto leisten können, gerne Rikschas. Viertens ist der ÖPNV oft von bescheidener Qualität. Damals gab es in Ahmedabad eine BRT-Linie und eine zweite in Bau. Der Bau von Metros schreitet aber im ganzen Land stark voran und sorgt für wirksame Verkehrsentlastung.
Fünftens kommt man mit den kleinen Fahrzeugen viel besser durch den Stau als mit dem Auto oder Taxi. Dies dürfte wohl auch der Grund sein, warum ich keinen einzigen Gelenkbus gesehen habe. Das liegt sicher nicht daran, dass man sie vom Fahrgastaufkommen her nicht brauchen würde.
Noch besser geht es natürlich mit dem Mofa voran. In der Rikscha ist man doch etwas besser geschützt, obgleich es selbstverständlich keine Sicherheitsgurte gibt, fünf oder mehr Personen in einer Rikscha völlig normal sind (Wir waren auch einmal testweise mit 3 Erwachsenen und 2 Kindern zusätzlich zum Fahrer unterwegs) und die Blinker nie, die Scheinwerfer abends eher selten funktionieren. Wenn man wirklich einen Fahrtrichtungswechsel ankündigen möchte, streckt man die Hand aus.

Weiter zum Thema Ampeln.
Bild

Damals waren in Ahmedabad viele Ampeln noch recht neu und erst kürzlich errichtet. Ja, aber warum sind sie dann aus? Sind sie etwa schon wieder kaputt? Nein, sie werden nur in der HVZ eingeschaltet. Sonst würde sich eh keiner dran halten. Recht häufig ist auch die Regelung durch Verkehrspolizisten.
Vorfahrtsregelnde Verkehrszeichen oder -regeln im klassischen Sinne existieren nicht. Im Zweifel fährt zuerst, wer a) lauter gehupt hat oder b) das größere Fahrzeug besitzt. Es sei noch anzumerken, dass der VW im Bild eine absolute Ausnahme im Fahrzeugpark darstellt. Die überwiegende Mehrheit stammt vom indischen Hersteller Tata.
Nach meiner Beobachtung sind Ampeln jedoch unverzichtbar auf dem Weg zu besseren Verkehrsverhältnissen. An Kreuzungen mit eingeschalteter (und beachteter Ampel) läuft der Verkehr um ein Vielfaches flüssiger als an Kreisverkehren oder ungeregelten Kreuzungen.

Wie viele Kilometer dieser Bus wohl schon auf dem Tacho hat?
Bild

Bild
Zugang zur BRT-Haltestelle. An jeder Haltestelle kann am Schalter ein Ticket erworben werden. Je nach Entfernung kostet das 5 bis 10 Cent. Es werden Busse mit Hochflureinstieg und ohne Klimaanlage eingesetzt.
Der Vorteil des BRT ist die eigene abgetrennte Trasse in Straßenmitte. Niemand hat sich getraut, dort unerlaubterweise zu fahren. Nur an den Kreuzungen wird der Bus ausgebremst.

Bild
Eine Nebenstrecke am Stadtrand von Ahmedabad. Angesichts der zahlreichen Lebewesen auf den Gleisen ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass die Züge quasi mit Dauerpfeifen unterwegs sind.


In gut 13 Stunden legt der schnellste Nachtzug die knapp 1000 km zwischen Ahmedabad und Delhi zurück. Die Fahrkarte hatten wir zwei Monate vorher online gebucht, denn indische Züge sind sehr stark nachgefragt. Angesichts der Fahrgastzahlen ist das nicht weiter verwunderlich. Während in Deutschland jährlich etwa 2 Milliarden Fahrgäste mit der Bahn fahren, sind es in Indien 5 Milliarden. Angeblich ist die indische Bahn der größte Arbeitgeber der Welt und, worauf man damals sehr stolz war, der Bahnbetrieb ist kein Zuschussgeschäft. Eine Fahrkarte im 4er-Liegewagen mit Klimaanlage kostet 20€. Wenn man keinen Platz mehr im gewünschten Zug bekommt, gibt es eine Waiting List. Sobald dann jemand seine Fahrkarte storniert, wird die Waiting List nach und nach bestätigt. Je später man storniert, desto mehr muss man bezahlen. Inlandsflüge kosten aber dennoch ein Mehrfaches der Bahnfahrt.
Wenn man wirklich dringend und kurzfristig fahren muss, kann man immer eine Fahrkarte der General Class lösen. Der günstigste Preis für die Strecke Ahmedabad – Delhi lag bei weniger als 2€. Dann sollte man aber gut auf sein Gepäck aufpassen und kein Problem damit haben, die komplette Strecke stehen zu müssen.
Nach der Ankunft am Bahnhof kam dann bald die Durchsage, dass unser Zug anderthalb Stunden Verspätung hat. Aus Deutschland ist man ja bezüglich siffiger Bahnhöfe abgehärtet, doch der Bahnhof Ahmedabad war der erste richtige Schock nach 5 Tagen.
Bild
Der Geruch, die Überfüllung und das Ambiente lassen sich auf dem Bild nicht einmal erahnen. Man muss es einfach selbst erlebt haben. Zwischen den Fäkalien und Essenresten im Gleisbett wuseln hunderte Ratten umher. Allein schon deswegen würde ich darauf verzichten, quer über die Gleise zu rennen.
Mein Bahnjahr 2023
Zurückgelegte Strecke: 28.430 km - Planmäßige Gesamtreisezeit: 18,3 Tage - Gesamtverspätung (analog FGR): 1436 min - Planmäßige Reisegeschwindigkeit: 65 km/h - Durchschnittliche Fahrzeitverlängerung aufgrund von Verspätung: 5,5% - Fahrtkosten: 8,9 Cent/km - Anschlussquote (alle Anschlüsse einer Verbindung mit min. 1 Umstieg erreicht): 84,1%
Benutzeravatar
Entenfang
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 7963
Registriert: 27 Aug 2012, 23:19
Wohnort: München

Beitrag von Entenfang »

Im Fahrkartenpreis inbegriffen ist ein Abendessen sowie ein Getränk. Das Personal erkundigt sich, ob man die vegetarische Variante oder ein Fleischgericht haben möchte. Anschließend wird es wie im Flugzeug in einer Aluschachtel serviert. Auch die Qualität ist nicht wesentlich besser.

Bis zur Ankunft in Delhi hat sich die Verspätung auf gut 3 Stunden erhöht und wir bekommen noch ein kostenloses Frühstück im Zug. Dann endet die spannende und äußerst kurzweilige Bahnfahrt in New Delhi.
Bild

Delhi hat ein großes und modernes Metronetz zu bieten, das in Rekordgeschwindigkeit errichtet wurde. Zum Zeitpunkt meines Besuchs wurde gerade zehnjähriges Jubiläum gefeiert.
Bild

Wie auch in arabischen Ländern gibt es einen Frauenwagen. Bei den dortigen Verhältnissen ist es leider auch erforderlich. So steht auf einem Schild im Zug: „Harrassing women is a crime.“ Außerdem ist beim Ein- und Aussteigevorgang mit massivem Körpereinsatz zu rechnen. Dabei geht es insbesondere darum, einen Sitzplatz zu ergattern.

New Delhi geht in Richtung autogerechte Stadt. Dementsprechend viele gibt es dort davon, sie liegt bei etwa 20 Pkw pro 100 Einwohner. Autogerecht heißt im Wesentlichen, dass für den Stau mehr Fahrstreifen zur Verfügung stehen, die Straßenzüge etwas breiter sind und es auch befestigte Fußwege gibt. Manchmal gibt es einige größere Verkehrsbehinderungen…
Bild

Weniger lustig ist es dagegen für Fußgänger. In New Delhi gibt es zwar verhältnismäßig viele Ampeln und sie werden sogar überdurchschnittlich oft beachtet, doch ist es immer wieder eine Herausforderung, die andere Straßenseite zu erreichen. An der Straße im letzten Bild standen wir mal ein paar Minuten, ohne dass die Blechlawine je abgerissen wäre. Also sind wir einfach irgendwann zwischen die Autos losgelaufen. Die haben zwar gehupt, aber überfahren konnten sie uns nicht, also haben sie uns rübergelassen…
Des Weiteren gibt es viele großzügige Kreisverkehre, die die Verkehrssituation besonders unübersichtlich machen (Nicht vergessen, dort benutzt niemand einen Blinker) und besonders herausfordernd für Fußgänger. Mit wartendem Bus sieht das so aus:
Bild

In Old Delhi dagegen erwarten uns wieder die gewohnten verstopften Gassen. Wir haben sie mit einer Fahrradrikscha erkundet.
Bild

Ich will lieber nicht wissen, wie man in diesem Kabelsalat das Richtige finden will, wenn man mal eins reparieren muss. Oder man legt dann einfach ein Neues…
Nun mag man sich ob des um den Hals gewickelten dicken Schals wundern. In Nordindien war es einer der kältesten Winter seit vielen Jahren mit Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt für mehrere Wochen. Weder in nicht beheizten Häusern ist das sonderlich lustig noch in den selbstgebauten Hütten. Überall sitzen Menschen um Lagerfeuer, um sich aufzuwärmen.

Eine Hauptstraße in Old Delhi
Bild


In Delhi sieht man durchaus einige Touristen. Der Nachteil ist ein riesiger Geschäftszweig, der nur von Abzocke von Touris lebt. Während wir am ersten Tag in der Innenstadt spazieren, spricht uns ein Mann an. Ob es uns hier gefallen würde? Ja, alles sehr interessant. Ob wir noch irgendwelche Infos bräuchten? Ein Busnetzplan wäre nicht schlecht. Vermutlich versteht er gar nicht, was ich eigentlich gemeint habe. Jedenfalls landen wir nach wenigen Minuten in einer Touri-Info, die eigentlich keine Information, sondern ein Abzockbüro ist. Nachdem wir ein überteuertes Taxi abgelehnt haben und weiterlaufen, spricht uns bald ein anderer Mann an. Ehe wir es uns versehen, landen wir in der nächsten Touri-Info. Es gibt in der Innenstadt von Delhi wohl an die Hundert Touri-Infos. Auf allen steht darauf, dass es die einzig wahre Official Tourist Information wäre. Und es sind alles die gleichen Abzockbüros, die ahnungslosen Touris überteuerte Taxis aufschwatzen wollen. Es sollten bei weitem nicht die einzigen Fälle bleiben. Nach einigen Versuchen war uns dann aber auch klar, wie der Hase läuft. Es fängt eigentlich immer mit einem netten Gespräch eines „zufällig“ getroffenen Mannes an. Das Schema ist nahezu jedes Mal identisch.
„Do you like it here?“
„How many times have you been in India before?“
„How many days have you already been in India?“
„For how many days will you stay in India?“
„Can I offer you a special service to *hier beliebige Sehenswürdigkeit einsetzen*? Just for you I´ll make a special price of xx$.“

Nach dem zehnten Mal war es mir dann doch zu blöd und ich habe meine Gelassenheit verloren. Als wieder die Frage „How many times have you been in Inida before?“ kam, habe ich einfach „It´s our first time, we´ve been here for one week, we´ll be here for another two weeks and we will use the Metro now.“ geantwortet und damit den etwas verdutzt schauenden Touri-Fänger ruhiggestellt.


Weiter geht es nach Agra. Für die Strecke haben wir auch schon rechtzeitig eine Fahrkarte online gelöst. Da unser Zug wegen des dichten Nebels unbestimmt verspätet ist, disponieren wir spontan auf ein nicht allzu überteuertes Taxi um. Im Nachhinein haben wir dann erfahren, dass der Zug vier Stunden Verspätung hatte. Da die Fahrzeit des Zuges jedoch nur die Hälfte einer Autofahrt beträgt, war der Zeitgewinn nur marginal.
Auf der Fahrt haben wir Schulkinder auf dem Dach eines Busses gesehen, teilweise haben sie sich auch an der Leiter festgehalten, die wohl extra zu diesem Zweck auf das Dach führt. Auf dem Dach von Zügen haben wir allerdings nie Menschen gesehen und die Einheimischen haben uns gesagt, dass das, wenn überhaupt, nur sehr selten auf Nebenstrecken vorkommen würde. Auf den Hauptstrecken ist erstens die Geschwindigkeit zu hoch und zweitens wird die Elektrifizierung der wichtigsten Strecken mit Hochdruck vorangetrieben.

Mein Lieblingsbild der Reise entsteht am Taj Mahal. Mit 10€ Eintritt war es mit Abstand die teuerste Sehenswürdigkeit.
Bild

Eine Seitengasse in Agra
Bild
Mein Bahnjahr 2023
Zurückgelegte Strecke: 28.430 km - Planmäßige Gesamtreisezeit: 18,3 Tage - Gesamtverspätung (analog FGR): 1436 min - Planmäßige Reisegeschwindigkeit: 65 km/h - Durchschnittliche Fahrzeitverlängerung aufgrund von Verspätung: 5,5% - Fahrtkosten: 8,9 Cent/km - Anschlussquote (alle Anschlüsse einer Verbindung mit min. 1 Umstieg erreicht): 84,1%
Benutzeravatar
Entenfang
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 7963
Registriert: 27 Aug 2012, 23:19
Wohnort: München

Beitrag von Entenfang »

Nach wenigen Tagen sind wir dann mit dem Taxi weiter nach Jaipur gefahren. Hier habe ich freiwillig auf eine Zugfahrt verzichtet, um einen Stop im Nationalpark auf halber Strecke einlegen zu können.

Eine der Hauptstraßen sieht in den Randbezirken so aus:
Bild

Später wird sie dann zur National Highway:
Bild

Noch weiter draußen ist die Straße vierstreifig mit baulicher Trennung in der Mitte. Auf den ersten Blick könnte man meinen, sie wäre mit der gewohnten Autobahn vergleichbar. Doch angesichts der Kreuzungen, Kühe, Fußgänger, Geisterfahrer und LKW mit fragwürdig gesicherter Ladung könnte die Realität nicht weiter davon entfernt sein.
Bild
Dazu sein noch anzumerken, dass die Fahrzeuge hier durchaus recht zügig mit etwa 70 km/h unterwegs sind.


Bild
Obwohl abschnittsweise auf der gut ausgebauten Straße weit und breit kein anderes Fahrzeug zu sehen ist, fährt der Taxifahrer nie schneller als 100 km/h. Vermutlich hat uns nur sein umsichtiges Fahrverhalten vor einem schweren Unfall bewahrt, denn plötzlich springt eine Ziegenherde ziemlich knapp vor dem Auto über die Straße und er kann gerade noch rechtzeitig bremsen.
Angesichts der beschriebenen Verhältnisse wird es niemanden wundern, dass Indien den traurigen Weltrekord als Land der weltweit meisten Verkehrstoten hält – es sind etwa 150.000 pro Jahr. Ich würde sogar behaupten, dass es für die vorherrschenden Verhältnisse ziemlich wenig sind. Die meisten Fahrzeugführer verhalten sich wesentlich umsichtiger als bei uns – man muss einfach mit allem rechnen.

Nach dem üblen Smog der Megastädte hat die frische Luft (und frisch war sie im wahrsten Sinne des Wortes, denn in Indien war es zu dem Zeitpunkt kälter als in Deutschland) richtig gutgetan. Am Eingang zum Nationalpark haben wir eine Fahrradrikscha gemietet, ein Führer begleitet uns auf dem Fahrrad. Er kennt viele Vogelnamen auch auf Deutsch und bringt einen der Sätze der Reise, die mich äußerst nachdenklich gestimmt haben. „But you are Germans. Why are you laughing? Germans usually never laugh.“

Nachdem wir in Jaipur noch eine Stunde im Stau gestanden haben, ist die Pink City erreicht.
Die Stadt ist nicht nur für ihre rosafarben gestrichenen Häuser bekannt, sondern auch für Elefanten. Vermutlich ist es keine sonderlich artgerechte Tierhaltung und die bezahlten 10€ ein absolut unverschämter Preis, aber ich wollte doch einmal im Leben einen Ritt auf dem Rücken eines Elefanten gemacht haben.
Bild

Der Elefantenführer hebt mit einem Stock die überall herumhängenden Kabel beiseite, damit wir nicht hängen bleiben. Im Anschluss an den Ritt durch die engen Gassen dürfen wir das mächtige Tier noch mit Zuckerrohr füttern. Bevor die Delikatesse verspeist wird, muss dringend am Ohr gekratzt werden.
Bild


Am Morgen der Rückfahrt nach Delhi beschäftigen wir die Rezeption in unserem Hotel damit, auf der Website der Bahn herauszufinden, ob unser Zug nach Delhi pünktlich fährt oder nicht. Inzwischen hat sich der Nebel zwar aufgelöst und es ist sonnig bei angenehmen 15°, aber man weiß ja nie. Zu meiner endlosen Freude fährt er pünktlich.
Wir laden unsere zwei Koffer in die Rikscha. Dann ist es nicht mehr ganz einfach, selbst auch noch einzusteigen, aber irgendwie schaffen wir es doch. Auf einer letzten Fahrt bringt uns der Rikschafahrer zum Bahnhof. Die letzten drei Tage waren wir nur mit ihm unterwegs. In Indien ist es üblich, dass Rikscha- und Taxifahrer während der Besichtigung draußen auf die Rückkehr der Kundschaft warten. Der 23-Jährige erzählt uns, dass er Rikscha fährt, seit er 15 ist. Da man laut Gesetz mindestens 18 Jahre alt sein muss, musste er immer wieder Polizisten bestechen, um nicht bestraft zu werden. Da wir etwas unglücklich über den schlechten Zustand seines Fahrzeugs waren, meint er noch zum Abschied: „Next time you come, I´ll have car.“

Während wir warten, fährt mir ein anderer Zug vor die Linse.
Bild
Die bis zu 750 Meter langen Personenzüge auf Breitspur sind einfach sehr beeindruckend.

Die siebenstündige Fahrt legen wir mit zwei Einheimischen in einem 1. Klasse-Abteil zurück. Sie erzählen uns, dass sie die Bahn dem Auto vorziehen, weil es erstens viel entspannter ist und trotz der niedrigen Geschwindigkeit schneller ist. In den Ballungsräumen ist in der HVZ mit dem Auto einfach kein Durchkommen.
Als es dunkel wird, kriechen Kakerlaken aus allen Ritzen. Zwischenzeitlich kommt eine Reinigungskraft, wischt einmal fix durch das Abteil und verspüht Raumspray in den Vorhang. Anschließend bekommen wir einen Feedback-Bogen, in welchem wir die Qualität der Reinigung beurteilen sollen. Die Einheimischen sind das schon gewohnt und erklären uns, dass sie meistens trotzdem recht gute Noten vergeben. Der Mann muss schließlich von seinem geringen Lohn eine Familie ernähren.

Sie helfen uns noch dabei, nach der pünktlichen Ankunft in Delhi ein Taxi zu unserem Hotel in Flughafennähe zu finden. Für 15 Kilometer brauchen wir anderthalb Stunden und fahren am Hotel vorbei, weil wir zu spät bemerken, dass der Taxifahrer nicht lesen kann und wir ihm sagen müssen, wenn wir am Ziel sind.

Am nächsten Tag sind wir wieder in München. Keine Kühe auf der Straße, keine brennenden Müllhaufen, keine Dunstglocke. Leise surrt die S-Bahn in die Stadt. Irgendwie wirkt die Heimat ein bisschen komisch nach drei Wochen Indien.


Welche Schwierigkeiten wir erwartet haben:
- Bettler, die Touristen nicht in Ruhe lassen, ehe man ihnen etwas gibt
- Heiße und stickige Luft
- Höllisch scharfes Essen
- Malaria (obwohl im Winter absolut keine Saison der Mücken ist)

Welche Schwierigkeiten wir tatsächlich hatten:
- Nervige „nette“ Menschen, die uns irgendwelche überteuerten Sachen aufschwatzen wollten
- Ziemlich kalte Gebäude
- Mineralwasser kaufen
- Eine fiese Erkältung

Wer Abenteuer liebt und scharfes Essen mag, dem kann ich Indien als Reiseland nur empfehlen.

So, das waren 3 Wochen geballter Erlebnisse in Kurzfassung. Schön sich mal wieder daran zu erinnern...
Anmerkungen, Korrekturen & Updates sind nicht nur erwünscht, sondern ausdrücklich erbeten.
Mein Bahnjahr 2023
Zurückgelegte Strecke: 28.430 km - Planmäßige Gesamtreisezeit: 18,3 Tage - Gesamtverspätung (analog FGR): 1436 min - Planmäßige Reisegeschwindigkeit: 65 km/h - Durchschnittliche Fahrzeitverlängerung aufgrund von Verspätung: 5,5% - Fahrtkosten: 8,9 Cent/km - Anschlussquote (alle Anschlüsse einer Verbindung mit min. 1 Umstieg erreicht): 84,1%
NJ Transit
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 5149
Registriert: 07 Sep 2009, 15:55
Wohnort: Wabe 320
Kontaktdaten:

Beitrag von NJ Transit »

Wo fang ich an...
Am besten beim Danke ;)
Entenfang @ 11 Nov 2016, 22:16 hat geschrieben:Ausländer sind dort die absolute Ausnahme und ich wurde das Gefühl nicht los, dass wir immer wieder angestarrt wurden.
Dafür reicht sogar Colaba (südliches Mumbai, touristisch interessant)...
Entenfang @ 11 Nov 2016, 22:16 hat geschrieben:Insbesondere zu Monsunzeiten sicher eine ziemlich matschige Angelegenheit
Man gewöhnt sich irgendwann ab, darüber nachzudenken, in was genau man da grade reingestiegen ist.
Entenfang @ 11 Nov 2016, 22:16 hat geschrieben:Wir wurden eindringlich gewarnt, keine zubereiteten Speisen zu kaufen, weil die miserablen hygienischen Verhältnisse schnell zu einem Reisedurchfall führen können.
Reisedurchfall ist noch harmlos. Ich empfehle auch Leuten, die sich selten oder nie übergeben, eine Packung Vomex in Indien immer griffbereit zu haben. Danach (und das dauert auch gern mal ne Woche) hat man aber einen Stahlmagen und kann etwas unbesorgter (!= unvorsichtiger) durch die kulinarische Landschaft Indiens gehen.
Entenfang @ 11 Nov 2016, 22:16 hat geschrieben:Eier oder schälbare Früchte stellen jedoch keine Gefahr dar.
Während der Rainy Season wird selbst Einheimischen geraten, nur Gekochtes, keinesfalls Rohes zu essen - aus Hygiene- und Gesundheitsgründen (schwächeres Immunsystem im Monsun, daher lieber alles kochen).
Entenfang @ 11 Nov 2016, 22:16 hat geschrieben:Ich habe mir das immer als abgetrennte Stadtviertel in der Peripherie vorgestellt.
Das kenne ich so nur aus Südafrika, und da hat das bekanntlich historisch-politische Gründe. Zwar gibt es auch in Indien große zusammenhängende Slums (mit am bekanntesten ist Dharavi), doch scheinen mir aus meiner subjektiven Sicht die Verhältnisse dort im Durchschnitt besser als im Wellblechverschlag ums Eck.
Entenfang @ 11 Nov 2016, 22:16 hat geschrieben:Meistens handelt es sich um alte Kühe, die keine Milch mehr geben und von den Besitzern freigelassen werden, um sich nicht mehr um sie kümmern zu müssen. Da sie heilig sind, dürfen sie nicht geschlachtet, wohl aber angehupt werden.
2x nicht zwingend. Zum einen: Eine Kuh wird in Indien nie nutzlos, denn selbst wenn sie keine Milch mehr gibt, so produziert sie immer noch Kuhfladen, und die sind ein begehrter Rohstoff und dienen getrocknet als hervorragender Brennstoff. Zum anderen: Das Schlachten von Kühen ist in Indien nicht verboten, sondern unterliegt der bundesstaatlichen Gesetzgebung. Während manche Staaten, besonders die mit stark verwurzeltem Vegetarismus, teils drakonische Strafen auferlegen (Maharashtra als Beispiel), ist das Schlachten von Kühen in anderen Staaten gar nicht oder nur wenig reguliert. Das betrifft vor allem den Süden und den Nordosten Indiens, und grade im Süden, ungefähr ab Goa, wird auch in der regionalen Küche sehr viel oder gar hauptsächlich mit Rind gekocht.
Entenfang @ 11 Nov 2016, 22:16 hat geschrieben:Der Bau von Metros schreitet aber im ganzen Land stark voran und sorgt für wirksame Verkehrsentlastung.
Wirksam höchstens in Delhi. In den meisten anderen Städten krebst der Metrobau so vor sich hin, in Mumbai scheint mir die Konzeption der Nord-Süd-Linien auch eher eine Luxus-Alternative zum Vorortzug denn eine wirkliche Ergänzug des Verkehrsnetzes zu sein.
Entenfang @ 11 Nov 2016, 22:16 hat geschrieben:Die überwiegende Mehrheit stammt vom indischen Hersteller Tata.
Das ist heute auf jeden Fall nicht mehr so. Die Mehrheit sind Koreaner oder Japaner, in Indien fabriziert (und wenn man genau hinschaut, steht da auch nicht Suzuki, sondern Maruti Suzuki). Tata hat einen äußerst schlechten Ruf was KFZ anbelangt (Lastwagen kommen natürlich von Eicher oder Tata), einzig der Tata Nano - eigentlich aber auch eher eine vollverkleidete Rikscha als ein Auto - kann durch seinen niedrigen Preis locken.
Übrigens ist in Indien zur Luftreinhaltung der CNG-Antrieb massiv auf dem Vormarsch, Nicht-CNG-Rickschas gibts quasi keine.
Entenfang @ 11 Nov 2016, 22:16 hat geschrieben:worauf man damals sehr stolz war, der Bahnbetrieb ist kein Zuschussgeschäft.
Heute finden sich auf den Fahrkarten (himmel ist das ein Chaos auf diesem Schreibtisch!) Sprüche wie "IR recovers only 57% of the cost of travel on an average"
Entenfang @ 11 Nov 2016, 22:16 hat geschrieben:Eine Fahrkarte im 4er-Liegewagen mit Klimaanlage kostet 20€
Klingt nach 1AC. Diese Klasse führen nur die wichtigsten und schnellsten Züge des Landes der Gattungen Duronto und Rajadhani. Anderswo ist 2AC das höchste der Gefühle, das entspricht von der Aufteilung her grob dem russisch-breitspurigen Platskartny. 1AC hat dagegen auch einige Zweibettabteile, die aber vorrangig an Paare vergeben werden. Ich hatte neulich ein 4-Bett-Abteil die ganze Fahrt für mich - sehr komfortabel.
Entenfang @ 11 Nov 2016, 22:16 hat geschrieben:Wenn man keinen Platz mehr im gewünschten Zug bekommt, gibt es eine Waiting List.
Dazwischen gibt es übrigens noch Reservation Against Cancellation (RAC). Nicht zu vergessen auch die drölfzigtausend verschiedenen Kontingente (oder Quota), angefangen beim General Quota GQ, über besondere Quota für Invaliden, Behinderte, Senioren, Armeeangehörige, dem Taktal-Quota, das es seit kurzem gibt, bis hin zum Touristen-Quota. Taktal-Fahrkarten sind quasi eine Art Last-Minute-Kontingent, die Plätze aus diesem Kontingent werden einige Stunden vor Abfahrt freigegeben und können gegen Taktal-Zuschlag erworben werden (ich meine auch von WL- und RAC-Leuten). Fahrkarten aus dem Touristenquota - das müssten 4 Plätze pro Zug sein - gibts in den Touristenbüros von IR. Es ist eine sehr, sehr, sehr schlechte Idee, auf dem Bahnhof zu Fragen, wo es zum Touristenbüro geht, denn die Antwort führt eigentlich garantiert nicht da hin, wo es sich tatsächlich befindet. In New Delhi ist es inzwischen recht gut, sogar mit einem Versuch von Mehrsprachigkeit, ausgeschildert. In Mumbai weiß man es oder hat Pech.
Entenfang @ 11 Nov 2016, 22:17 hat geschrieben:Anschließend wird es wie im Flugzeug in einer Aluschachtel serviert. Auch die Qualität ist nicht wesentlich besser.
Es geht. Eine genaue Auflistung der Menübestandteile, aufgeschlüsselt bis hin zum einzelnen Päckchen Salz, das gereicht wird, findet sich übrigens im gesamtindischen Übersichtskursbuch Trains At Glance, nach Region geordnet.
Entenfang @ 11 Nov 2016, 22:17 hat geschrieben:Delhi hat ein großes und modernes Metronetz zu bieten
Schäm dich! Wurde dir nicht oft genug an jeder Ecke darauf hingewiesen, dass Fotografieren strengstens untersagt ist? :P
Entenfang @ 11 Nov 2016, 22:17 hat geschrieben:New Delhi geht in Richtung autogerechte Stadt.
Das würde ich nicht sagen. Ja, die Straßen sind dort wesentlich breiter als anderswo (wobei es durchaus moderne Planstädte wie Navi Mumbai oder Pimpri-Chinchwad gibt, die wirklich autogerecht gebaut sind), aber oberste Gestaltungsmaxime ist nicht das Auto, sondern das zugrundeliegende geometrische Raster sowie der Kreisverkehrsfetisch der Briten. Eine klassische Planstadt, kontrastiert durch das Chaos von Old Delhi.
Entenfang @ 11 Nov 2016, 22:17 hat geschrieben:An der Straße im letzten Bild standen wir mal ein paar Minuten, ohne dass die Blechlawine je abgerissen wäre.
So kommt man nirgends in Indien wirklich weiter. Aktives Straßeüberqueren ist gefragt - die Autos aus dem Augenwinkel betrachten, nicht direkt hinschauen (denn dann denkt der Autofahrer, ah, er hat mich gesehen und ich muss nicht bremsen), gegebenenfalls die Hand zum heranfahrenden Auto hin ausstrecken und so "Wart mal" symbolisieren - hat sich bewährt™. Delhi ist da aber wirklich ok.
Entenfang @ 11 Nov 2016, 22:17 hat geschrieben:Mit wartendem Bus sieht das so aus
Die Hochflurer von DTC sind übrigens meiner Beobachtung nach Geschichte. Es gibt quasi nur noch die Niederflurbusse (siehe Busbilder), und orangene hochflurige HVZ-Verstärker, die aber durch eine andere Firma gestellt werden.
Entenfang @ 11 Nov 2016, 22:17 hat geschrieben:Der Nachteil ist ein riesiger Geschäftszweig, der nur von Abzocke von Touris lebt.
Die übelste Ecke diesbezüglich ist nach meinen Erfahrungen die Jamma Masjid in Old Delhi. Da gehts dann los mit "Sie dürfen hier nur mit offiziellem Führer rein, ich bin offizieller Führer" über "Zeigen Sie mir mal ihr Ticket *aus der Hand reiß* Folgen Sie mir, ich zeig Ihnen den Weg!" über "Sie müssen Ihre Schuhe hier lassen und dürfen Sie auch nicht in Ihre Tasche tun. Ich werde darauf aufpassen." Sowas gibts aber überall.
Entenfang @ 11 Nov 2016, 22:17 hat geschrieben:Ein Busnetzplan wäre nicht schlecht.
Verjiss et. Den muss ich vermutlich selber malen :ph34r:
Google Transit ist aber inzwischen recht gut versorgt in den meisten Städten.
Entenfang @ 11 Nov 2016, 22:17 hat geschrieben:Es gibt in der Innenstadt von Delhi wohl an die Hundert Touri-Infos.
Lieblingecke dafür ist die westliche Paharganj-Seite des Bahnhofs New Delhi (siehe auch oben das Problem mit dem IR-Touristenbüro).
Entenfang @ 11 Nov 2016, 22:17 hat geschrieben:Nach dem zehnten Mal war es mir dann doch zu blöd und ich habe meine Gelassenheit verloren.
Das nennst du Gelassenheit verlieren? :huh: Ich muss zugeben, meine Gelassenheit hab ich ab dem Zeitpunkt wiedergewonnen, ab dem ich meine Ellbogen einzusetzen gelernt habe. Führt insbesondere in Schlangen zu einem erstaunlichen Mehr an Intimsphäre, ein Wort, das in Indien eher als guter Witz anmutet. Gegen solche nervigen Schwätzer hilft es, in den entsprechenden Ecken Kopfhörer zu tragen. Ich habe mir, weil meine mal kaputt gegangen sind, auffällige blaue Stöpsel zugelegt. Die stecken natürlich nur lose in den Ohren und am anderen Ende nirgends, denn sonst hört man all die spannenden Dinge nicht mehr, führen aber bei vielen zumindest zu etwas mehr Resentiment beim Anlabern. Die ganz nervigen, besonders die Taxifahrer und Kofferträger an Bahnhöfen, wird man recht schnell mit bayrischen Flüchen los.
Entenfang @ 11 Nov 2016, 22:17 hat geschrieben:Da die Fahrzeit des Zuges jedoch nur die Hälfte einer Autofahrt beträgt, war der Zeitgewinn nur marginal.
Seit März gibts auf dieser Strecke den Gatimaan Express, den schnellsten Zug Indiens, der mit bis zu 160 km/h die Strecke Delhi-Agra in 90 Minuten zurücklegt. Landschaftlich sonderlich spannend ist die Strecke nicht. Das Gatimaan-Zugpar ist eindeutig auf westliche Tagestouristen nach Agra ausgelegt, es verlässt Delhi in der Früh und retourniert abends, mit Frühstück und Abendessen im Zug. IRCTC bietet auch kombinierte Pakete, die man auch im Zug buchen kann, für den Besuch von Taj und Lal Qila an.
Entenfang @ 11 Nov 2016, 22:17 hat geschrieben:Auf dem Dach von Zügen haben wir allerdings nie Menschen gesehen
Das kann ich so bestätigen. Zwar hängen die Leute zu den Seitentüren raus, aber nicht auf dem Dach. In Mumbai hängen an vielen Stationen sogar große Warnschilder, dass die Fahrspannung kürzlich erhöht wurde, und es jetzt also eine doppelt dumme Idee ist aufs Dach zu klettern.
Entenfang @ 11 Nov 2016, 22:17 hat geschrieben:Mit 10€ Eintritt war es mit Abstand die teuerste Sehenswürdigkeit.
Dafür wird man dort mit den wie üblich nach Touristen und Indern gestaffelten Preisen (erstere meistens 10 mal Teurer) nicht so ganz abgezockt wie anderswo: Für Touristen gibt es eine Gratisflasche Bisleri, Verhüterli zum über die Schuhe streifen und Gratiseintritt auf die Toilette.
Entenfang @ 11 Nov 2016, 22:18 hat geschrieben:Dazu sein noch anzumerken, dass die Fahrzeuge hier durchaus recht zügig mit etwa 70 km/h unterwegs sind.
Das Tempolimit auf solchen Straßen liegt wenn ich mich richtig erinnere bei 80. Schneller fahren ist vor allem mit Sportwägen durchaus möglich, denn die Polizei kommt angeblich eh nicht hinterher (mit Europäer im Auto haben sich aber alle zusammengerissen^^). Das Problem ist da dann eher der Straßenzustand, und es ist ja durchaus nett, wenn die Straße höhenfrei ausgebaut werden soll, allerdings ist es weniger nett, wenn deshalb alle anderthalb Kilometer die Straße mit dem Schild TAKE DIVERSION abrupt auf eine Schotterpiste neben der Straße umgeleitet wird, während die zu bauende Brücke im Rohbau-Dornröschenschlaf liegt.
Entenfang @ 11 Nov 2016, 22:17 hat geschrieben:Sie helfen uns noch dabei, nach der pünktlichen Ankunft in Delhi ein Taxi zu unserem Hotel in Flughafennähe zu finden.
Ganz ehrlich, die Express-Metro zum Flughafen Delhi ist eines der angenehmsten Features dieser Stadt. Grade in Delhi, wo man den meisten Taxifahrern eher nicht trauen kann.
Entenfang @ 11 Nov 2016, 22:17 hat geschrieben:Welche Schwierigkeiten wir erwartet haben:
- Bettler, die Touristen nicht in Ruhe lassen, ehe man ihnen etwas gibt
Glück gehabt - die sind sehr regelmäßig. Vor allem kleine Kinder, die an einem hochspringen, oder Frauen, die einem vorwurfsvoll ein unterernährtes Baby vor die Nase halten.
Entenfang @ 11 Nov 2016, 22:17 hat geschrieben:- Heiße und stickige Luft
Komm im Sommer wieder :P
Entenfang @ 11 Nov 2016, 22:17 hat geschrieben:- Höllisch scharfes Essen
Dafür rate ich zu südindischer Küche. Oder einfach warten bis Vindaloo ist ;)
Entenfang @ 11 Nov 2016, 22:17 hat geschrieben:- Malaria (obwohl im Winter absolut keine Saison der Mücken ist)
Sie ist wohl so ganz langsam auf dem Rückzug. In Maharashtra ist geplant, die Krankheit bald meldepflichtig zu machen, weil sie so selten geworden ist.
Entenfang @ 11 Nov 2016, 22:17 hat geschrieben:Welche Schwierigkeiten wir tatsächlich hatten:
- Nervige „nette“ Menschen, die uns irgendwelche überteuerten Sachen aufschwatzen wollten
"Hello my frieeeeeeeeeeend!"
Entenfang @ 11 Nov 2016, 22:17 hat geschrieben:- Mineralwasser kaufen
Das führt eigentlich jedes Kiosk. Zwar kann mit Water niemand was anfangen, aber ek Bisleri führt meistens zum Ziel, denn Bisleri ist der Gattungsname für abgepacktes Wasser.
Es sei denn, du meinst Sprudelwasser - da hab ich ehrlichgesagt keine Ahnung, denn sowas trinke ich nicht :D
Entenfang @ 11 Nov 2016, 22:17 hat geschrieben:- Eine fiese Erkältung
Keine Sorge, die gibts auch im Sommer, Klimaanlagen sei Dank :P

So, das wäre mal meine Tube - oder eher mein Bottich Senf fürs Erste - Danke nochmal! :)
My hovercraft is full of eels.

SWMdrölf. Jetzt noch nächer, noch hältiger, noch fitter. Bist auch du Glasfaser und P-Wagen?
Luas
König
Beiträge: 918
Registriert: 11 Feb 2015, 19:04
Wohnort: Umweltzone

Beitrag von Luas »

NJ Transit @ 12 Nov 2016, 01:29 hat geschrieben: Das ist heute auf jeden Fall nicht mehr so. Die Mehrheit sind Koreaner oder Japaner, in Indien fabriziert
In Indien gibt's auch einen bekannten Nutzfahrzeugbauer namens Bharat Benz, einer Tochtergesellschaft von der Daimler AG.
No animals were harmed in the making of this Signature
Benutzeravatar
chris232
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 6033
Registriert: 30 Jul 2005, 20:04
Wohnort: Myunkhen

Beitrag von chris232 »

NJ Transit @ 12 Nov 2016, 01:29 hat geschrieben: Tata hat einen äußerst schlechten Ruf was KFZ anbelangt (Lastwagen kommen natürlich von Eicher oder Tata), einzig der Tata Nano - eigentlich aber auch eher eine vollverkleidete Rikscha als ein Auto - kann durch seinen niedrigen Preis locken.
Wobei Tata durchaus auch hierzulande recht geschätzte Autos unter den Marken Jaguar und Land Rover baut.
Eisenbahnen sind in erster Linie nicht zur Gewinnerzielung bestimmt, sondern dem Gemeinwohl verpflichtete Verkehrsanstalten. Sie haben entgegen dem freien Spiel der Kräfte dem Verkehrsinteresse des Gesamtstaates und der Gesamtbevölkerung zu dienen.
Otto von Bismarck

Daher hat die Bahn dem Gemeinwohl und nicht privaten Profitinteressen zu dienen, begreifen Sie es doch endlich mal!
Rathgeber
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 5427
Registriert: 01 Jan 2003, 23:01
Wohnort: Unter der Bavaria
Kontaktdaten:

Beitrag von Rathgeber »

Vielen Dank für den Bilderbogen!
Das kriegt man ja nicht so häufig zu sehen.
Bayernlover
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 13808
Registriert: 02 Aug 2009, 16:49
Wohnort: Dresden (4, 6, 10, 12, 65, 85)

Beitrag von Bayernlover »

Ja, wirklich schön! Allerdings auch ein Land, das mich im Gegensatz zu so vielen anderen Ländern auf dieser Welt nicht reizt...
Für mehr Administration. Gegen Sittenverfall. Für den Ausschluss nerviger Weiber.
NJ Transit
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 5149
Registriert: 07 Sep 2009, 15:55
Wohnort: Wabe 320
Kontaktdaten:

Beitrag von NJ Transit »

chris232 @ 12 Nov 2016, 16:30 hat geschrieben: Wobei Tata durchaus auch hierzulande recht geschätzte Autos unter den Marken Jaguar und Land Rover baut.
Es hängt einfach am Markennamen. "Indische" Autos werden in der Qualität niedriger wahrgenommen als das vermeintliche Importprodukt, auch wenn es vor Ort gefertigt wird (wie beispielsweise die Wägen von Maruti Suzuki).
My hovercraft is full of eels.

SWMdrölf. Jetzt noch nächer, noch hältiger, noch fitter. Bist auch du Glasfaser und P-Wagen?
Benutzeravatar
Entenfang
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 7963
Registriert: 27 Aug 2012, 23:19
Wohnort: München

Beitrag von Entenfang »

NJ Transit @ 12 Nov 2016, 00:29 hat geschrieben:Reisedurchfall ist noch harmlos. Ich empfehle auch Leuten, die sich selten oder nie übergeben, eine Packung Vomex in Indien immer griffbereit zu haben. Danach (und das dauert auch gern mal ne Woche) hat man aber einen Stahlmagen und kann etwas unbesorgter (!= unvorsichtiger) durch die kulinarische Landschaft Indiens gehen.
Du meinst, man soll das Vomex bereithalten, wenn man etwas schlechtes gegessen hat? :unsure:
Übrigens ist in Indien zur Luftreinhaltung der CNG-Antrieb massiv auf dem Vormarsch, Nicht-CNG-Rickschas gibts quasi keine.
Stimmt, jetzt wo du es sagst. Auch damals hatten fast alle einen CNG-Aufkleber.
Anderswo ist 2AC das höchste der Gefühle, das entspricht von der Aufteilung her grob dem russisch-breitspurigen Platskartny.
Genau so sah es aus. Viererabteile quer zur Fahrtrichtung und zwei Betten übereinander längs zur Fahrtrichtung auf der anderen Gangseite, jeweils mit Vorhängen abgetrennt. Gut möglich, dass der Zug Rajadhani Express oder sowas hieß.
Schäm dich! Wurde dir nicht oft genug an jeder Ecke darauf hingewiesen, dass Fotografieren strengstens untersagt ist? :P
Fotoverbot? Wo??? *Pfeif*
Ganz ehrlich, die Express-Metro zum Flughafen Delhi ist eines der angenehmsten Features dieser Stadt. Grade in Delhi, wo man den meisten Taxifahrern eher nicht trauen kann.
Die war damals leider wegen technischen Problem außer Betrieb.
Komm im Sommer wieder :P
Bei 45°? Bloß nicht.
Dafür rate ich zu südindischer Küche. Oder einfach warten bis Vindaloo ist ;)
Südindische Küche haben wir leider nie probiert. Ich habe mir auch fest vorgenommen, nächstes Mal auch den Süden zu erkunden. Der Schärfegrad reichte von ordentlich bis gerade noch essbar, aber zusammen mit Plain Naan oder Reis ging eigentlich alles. Wobei ich eigentlich ganz gerne scharf esse.
"Hello my frieeeeeeeeeeend!"
Oh Gott, erinner mich bitte nicht daran...
Das führt eigentlich jedes Kiosk. Zwar kann mit Water niemand was anfangen, aber ek Bisleri führt meistens zum Ziel, denn Bisleri ist der Gattungsname für abgepacktes Wasser.
Sooo häufig sind die Kiosks aber auch nicht...
So, das wäre mal meine Tube - oder eher mein Bottich Senf fürs Erste - Danke nochmal! :)
Mein Dank geht zurück für den Bottich Senf. Wir haben eh bloß 5 Becher Senf im WG-Kühlschrank von 3 Leuten. Keine Ahnung, wo die alle herkommen. :rolleyes:
Mein Bahnjahr 2023
Zurückgelegte Strecke: 28.430 km - Planmäßige Gesamtreisezeit: 18,3 Tage - Gesamtverspätung (analog FGR): 1436 min - Planmäßige Reisegeschwindigkeit: 65 km/h - Durchschnittliche Fahrzeitverlängerung aufgrund von Verspätung: 5,5% - Fahrtkosten: 8,9 Cent/km - Anschlussquote (alle Anschlüsse einer Verbindung mit min. 1 Umstieg erreicht): 84,1%
Benutzeravatar
Galaxy
Lebende Forenlegende
Beiträge: 3285
Registriert: 07 Mär 2011, 18:17

Beitrag von Galaxy »

Was das indische Essen angeht ist, für mich, weniger die Schärfe das Problem, sondern eher die süße von Nachspeisen. Wenn man eingeladen ist muss man sich schon zwingen es zu essen. Wobei, die haben eine leckere Süßigkeit die ähnlich wie Marzipan ist (Name fällt mir momentan nicht ein) nur mit anderen Nüssen. Ist etwas herber als Marzipan, und häufig mit Silber-, oder Goldfolie überzogen.
Muffo1234
Doppel-Ass
Beiträge: 100
Registriert: 16 Feb 2016, 15:01
Wohnort: Dresden

Beitrag von Muffo1234 »

Mein Dank geht zurück für den Bottich Senf. Wir haben eh bloß 5 Becher Senf im WG-Kühlschrank von 3 Leuten. Keine Ahnung, wo die alle herkommen.
Wir haben überhaupt keine fünf Becher Senf im Kühlschrank! :P
"Ukoncete, prosím, výstup a nástup, dvere se zavírají!"
Benutzeravatar
Entenfang
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 7963
Registriert: 27 Aug 2012, 23:19
Wohnort: München

Beitrag von Entenfang »

Muffo1234 @ 13 Nov 2016, 10:43 hat geschrieben:Wir haben überhaupt keine fünf Becher Senf im Kühlschrank!  :P
Verzeihung, es sind 6. :ph34r:
Bild
Mein Bahnjahr 2023
Zurückgelegte Strecke: 28.430 km - Planmäßige Gesamtreisezeit: 18,3 Tage - Gesamtverspätung (analog FGR): 1436 min - Planmäßige Reisegeschwindigkeit: 65 km/h - Durchschnittliche Fahrzeitverlängerung aufgrund von Verspätung: 5,5% - Fahrtkosten: 8,9 Cent/km - Anschlussquote (alle Anschlüsse einer Verbindung mit min. 1 Umstieg erreicht): 84,1%
NJ Transit
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 5149
Registriert: 07 Sep 2009, 15:55
Wohnort: Wabe 320
Kontaktdaten:

Beitrag von NJ Transit »

Entenfang @ 14 Nov 2016, 23:32 hat geschrieben:Verzeihung, es sind 6.
Na, dann mach ich mal 7 draus :ph34r:
Entenfang @ 12 Nov 2016, 21:28 hat geschrieben:Du meinst, man soll das Vomex bereithalten, wenn man etwas schlechtes gegessen hat?  :unsure:
Ja. Immer am Mann haben, das kann von jetzt auf gleich kommen. Bei mir war es ein gemütlicher fauler Sonntagmorgen ohne größere Vorzeichen.
Entenfang @ 12 Nov 2016, 21:28 hat geschrieben:Genau so sah es aus. Viererabteile quer zur Fahrtrichtung und zwei Betten übereinander längs zur Fahrtrichtung auf der anderen Gangseite, jeweils mit Vorhängen abgetrennt. Gut möglich, dass der Zug Rajadhani Express oder sowas hieß.
Das ist 2AC, die gehobene Standardklasse.
Entenfang @ 12 Nov 2016, 21:28 hat geschrieben:Fotoverbot? Wo??? *Pfeif*
Na, zum Beispiel hier

Bild

(Station Indraprashta, Blue Line, Hyundai-Fahrzeug der ersten Generation, gibts so auch auf Red und Yellow Line). Oder hier

Bild

(Station Jhandewalan, Blue Line, Bombardier-Zug der zweiten Generation, gibts so auch auf der Yellow Line). Oder auch hier

Bild

(Station Kalkaji Mandir, Purple Line, BEML-Wagen der dritten Generation, gibts so auch auf der Green Line - und wie alle neuen und in Bau befindlichen Linien Normalspur).
Entenfang @ 12 Nov 2016, 21:28 hat geschrieben:Die war damals leider wegen technischen Problem außer Betrieb.
Inzwischen scheint sie recht zuverlässig zu laufen. Im gesamten Metronetz wird durch Ansagen und Plakate geworben für die bis zu 50% reduzierten Fahrpreise auf der Linie, und die Züge sind vor allem vormittags erstaunlich voll. Und im gesamten Metronetz heißt natürlich auch im Zug zum Flughafen zwischen Dhaula Kuan und Delhi Aerocity :rolleyes:
Entenfang @ 12 Nov 2016, 21:28 hat geschrieben:Ich habe mir auch fest vorgenommen, nächstes Mal auch den Süden zu erkunden. Der Schärfegrad reichte von ordentlich bis gerade noch essbar, aber zusammen mit Plain Naan oder Reis ging eigentlich alles. Wobei ich eigentlich ganz gerne scharf esse.
Mich ziehts ja mehr in den Nordosten :) Zum Thema Essen kann ich auch empfehlen, dass die Kellner ihre Karten meistens ganz gut kennen, und man mit "Medium Spicy" oder dem gewünschten Schärfegrad ganz gut zum Ziel kommt, denn eine indische Speisekarte ist oft so umfangreich, dass es wirklich schwierig ist, die ganzen Gerichte auseinanderzuhalten. Da ich von Fisch und Meeresfrüchten abseits der Küste die Finger sehr weit weglassen würde (wer sich fragt, warum, kauft mal ein Eis im teuren Luxus-Supermarkt, schaut sich den Zustand davon an und gibt dann eine gute Schätzung, wie oft die Kühlkette da wohl unterbrochen oder schlicht nicht vorhanden war), bleiben im nördlichen Indien eine unendliche Vielzahl vegetarischer Gerichte, Huhn und Hammel, und da habe ich es in der langen Zeit, die ich dort verbracht habe, nicht geschafft, mich durch alles durchzuprobieren.
Entenfang @ 12 Nov 2016, 21:28 hat geschrieben:Sooo häufig sind die Kiosks aber auch nicht...
Vermutlich übersieht der durchschnittliche Europäer die verranzten Buden einfach nur :ph34r: Zumindest in New Delhi kann ich das Problem aber verstehen, da machen sie sich stellenweise tatsächlich rar. Übrigens ist da die indische Steuerpolitik ausgesprochen angenehm, denn es gibt auf Produkte wie eben Getränke einen Maximum Retail Price (MRP), der auf allen Produkten aufgedruckt sein muss. Heißt, dass die Flasche Bisleri nicht wie hier rund um Sehenswürdigkeiten, Bahnhöfe und Flughäfen Wucherpreise kostet, sondern immer und überall 30 Rupien. Ausgesprochen angenehm.
My hovercraft is full of eels.

SWMdrölf. Jetzt noch nächer, noch hältiger, noch fitter. Bist auch du Glasfaser und P-Wagen?
Oliver-BergamLaim
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 6628
Registriert: 26 Nov 2004, 22:15
Wohnort: München

Beitrag von Oliver-BergamLaim »

Mit einem Wort: wow.

Danke für den unglaublich starken und bildintensiven Reisebericht.
Da kann ich wirklich mal etwas über meinen Tellerrand abseits von Europa, USA und reicherer asiatischer Länder blicken.

Ich muß aber auch ganz klar dazu sagen: für mich wäre Indien definitiv nichts. Es darf gerne etwas chaotischer und spannender zugehen als in Europa, aber ich glaube Indien liegt mir wirklich zu krass am anderen Ende des Spektrums. Immerhin: es gibt wohl im Land eine durchaus relativ entwickelte und gut ausgebaute Eisenbahn, was bei weitem nicht jedes Drittweltland und auch nicht alle Länder der 2. und 1. Welt von sich behaupten können.

Ich lasse den Bericht gerade noch auf mich einwirken. Hat echt Spaß gemacht, mein Gehirn mit etwas völlig ungewöhnlichem zu füttern :)
Benutzeravatar
DSG Speisewagen
Lebende Forenlegende
Beiträge: 3482
Registriert: 17 Mär 2014, 00:04

Beitrag von DSG Speisewagen »

Danke für diesen Reisebericht, so sehe ich auch etwas von diesem Land, denn abgesehen von Europa und Nordamerika reizt mich so der Rest der Welt überhaupt nicht, ist halt nicht westlich genug und es gibt nichts was mich groß interessiert, daher finde ich solche Berichte immer Klasse.

Bautzner Senf ist doch von Develey, schmeckt der dann so anders als der Develey? Ich kann mit beiden nichts anfangen, dann lieber Händlmeier-Senf, gibt es auch mit normalen Senf, aber am besten ist immer noch skandinavischer Senf. :)
Trassengebühren halbieren! Schwerverkehrsabgabe ab 3,5t für Lkw und Busse einführen! Infrastrukturausbau, Knotenausbau, Kapazitätsausbau! Verminderter Mehrwertsteuersatz für alle Zugfahrkarten! Fahrgastrechte für alle Verkehrsträger gleich!
Benutzeravatar
Baureihe 401
Kaiser
Beiträge: 1063
Registriert: 11 Dez 2004, 12:12
Wohnort: Mitten im Ruhrpott

Beitrag von Baureihe 401 »

Wow ! Hat Spaß gemacht zu lesen !

Aber sag mal: In welchen Hotels habt ihr geschlafen? Wie sahen diese und die Zimmer aus? Hast du davon auch Bilder?
Fahrberechtigt auf den Baureihen 101, 111, 120, 143, 146, 1016/1116, 401, 402, 403/406, 423-426, 440, 442, 445 und diversen Steuerwagen.
Benutzeravatar
Entenfang
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 7963
Registriert: 27 Aug 2012, 23:19
Wohnort: München

Beitrag von Entenfang »

DSG Speisewagen @ 17 Nov 2016, 01:05 hat geschrieben: Bautzner Senf ist doch von Develey, schmeckt der dann so anders als der Develey?
Uffz, keine Ahnung. Spendier uns doch noch ein 7. Glas Senf zum Pobieren... :lol:

@BR 401: Davon gibts leider keine Bilder. Grundsätzlich kann man sagen, dass man für Hotels auf westlichem Standard auch westliche Preise zahlen muss. In günstigeren Hotels muss man erhebliche Abschläge an Komfort in Kauf nehmen, also z.B. keine Klimaanlage und keine der gewohnten Toiletten. In Indien sind keine Toilettenschüsseln üblich, sondern nur eine Blechwanne mit Wasseranschluss. Auch auf westliches Frühstück und Essen muss man möglicherweise ebenso verzichten wie auf Sauberkeit. Ansonsten ziehe ich mal den Zusatzjoker und gebe die Frage an NJ Transit weiter. ;)
Mein Bahnjahr 2023
Zurückgelegte Strecke: 28.430 km - Planmäßige Gesamtreisezeit: 18,3 Tage - Gesamtverspätung (analog FGR): 1436 min - Planmäßige Reisegeschwindigkeit: 65 km/h - Durchschnittliche Fahrzeitverlängerung aufgrund von Verspätung: 5,5% - Fahrtkosten: 8,9 Cent/km - Anschlussquote (alle Anschlüsse einer Verbindung mit min. 1 Umstieg erreicht): 84,1%
NJ Transit
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 5149
Registriert: 07 Sep 2009, 15:55
Wohnort: Wabe 320
Kontaktdaten:

Beitrag von NJ Transit »

Uff, da muss ich kramen. Ganz tief kramen. Ein paar Handyfotos könnte ich bieten...

Bild

Dieses Zimmer wollte man mir in dem Hotel, in dem ich mit Abstand am längsten gewohnt habe, am Anfang geben. Ich habe mich an der Rezeption beschwert und ein Zimmer mit Fenster gefordert, denn das da rechts ist zwar ein Fenster, das aber wunderbare Aussicht auf die Hauswand 30 Zentimeter weiter bietet (und damit exakt gar kein Tageslicht).

Bild

Danach wurde ich dann hier einquartiert. Sauber wars, gut, die Badtüre war unten fast komplett weggefault, und mit umgerechnet etwa 20€ pro Tag hat sich das durch mein Gehalt fast von alleine getragen.

Bild

Das war das zugehörige Bad. Insgesamt ging meistens alles, klar, die üblichen Strom- und Wasserausfälle gabs auch im Hotel, das Zimmer hatte eine Klimaanlage, die mir keine Erkältung beschert hat (wow!)

Bild

Da war ich dann zum Schluss, ein typisches Business-Hotel, lag glaub ich bei 30 oder 40 Euro am Tag.
Ich persönlich würde mit meiner Erfahrung Hotels in der Preiskategorie 30 bis 60€ pro Tag wählen, mit ein wenig Suche über die einschlägigen Portale und Cleartrip (das ist die in Indien definitiv am weitesten verbreitete Buchungswebseite, bietet auch einiges, was die normale westliche Webseite nicht kann, zum Beispiel Flugbuchung für Nepal Airlines) findet man auch oft gute Schnäppchen. Oft schreckt das Äußere des Hotels auch ein wenig ab, grade in Delhi sah mein Hotel von außen eher wie ein Bordell oder eine Automatenhölle aus, aber das sagt wenig aus über die Zimmer.
My hovercraft is full of eels.

SWMdrölf. Jetzt noch nächer, noch hältiger, noch fitter. Bist auch du Glasfaser und P-Wagen?
Benutzeravatar
Entenfang
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 7963
Registriert: 27 Aug 2012, 23:19
Wohnort: München

Beitrag von Entenfang »

Der Preis fürs richtige Erraten geht an 146 225 - los geht's:



Vorbemerkung

Im folgenden Reisebericht möchte ich ein möglichst umfassendes Bild von Indien zeichnen - dazu gehören die schönen wie auch die weniger schönen Seiten. Bitte zu allen Bildern den Smog, das Gedränge, den Lärm und im fortschreitenden Verlauf der Reise auch die Hitze dazudenken! Die Wirklichkeit ist noch viel krasser, als man es auf den Bildern erahnen kann. Sind einzelne Personen das Hauptmotiv, habe ich, sofern möglich, um Erlaubnis gefragt oder - und das kam häufig vor - die Menschen haben mich selbst darum gebeten, sie abzulichten. Der Name meines Mitreisenden wurde auf seinen Wunsch hin geändert. Ich gebe Preise zum einfacheren Verständnis in ¤ an. Die Umrechnung beträgt 1:80.
Und bevor jemand fragt - die Reise fand von Anfang Februar bis Mitte März statt, kurz bevor Corona zur weltweiten Krise wurde. Umso glücklicher bin ich, dass ich heute davon berichten kann.


Indien ist...

...ein Land mit extremen Kontrasten.
Bild

...voller Paläste.
Bild

...ein bunter Basar.
Bild

...Museumswagen im Regelbetrieb.
Bild

...ein Märchenschloss.
Bild

...schlechte Bausubstanz voller Improvisation.
Bild

...Gewusel.
Bild

...Ruhe.
Bild

...voller kontaktfreudiger Menschen.
Bild

...religiöse Zeremonie.
Bild
Mein Bahnjahr 2023
Zurückgelegte Strecke: 28.430 km - Planmäßige Gesamtreisezeit: 18,3 Tage - Gesamtverspätung (analog FGR): 1436 min - Planmäßige Reisegeschwindigkeit: 65 km/h - Durchschnittliche Fahrzeitverlängerung aufgrund von Verspätung: 5,5% - Fahrtkosten: 8,9 Cent/km - Anschlussquote (alle Anschlüsse einer Verbindung mit min. 1 Umstieg erreicht): 84,1%
Benutzeravatar
Entenfang
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 7963
Registriert: 27 Aug 2012, 23:19
Wohnort: München

Beitrag von Entenfang »

...leckeres Essen.
Bild

...Freilandhaltung.
Bild

...solide befestigt.
Bild

...die fahrgastreichste Eisenbahn der Welt.
Bild

...einfach incredible.
Bild

Zur geografischen Unterstützung eine Übersichtskarte des Reiseverlaufs:
https://flic.kr/p/2jqt3BQ

Im Nachhinein bin ich doch sehr froh, dass ich mich über sämtliche Empfehlungen, Besserwisser und gut gemeinte Ratschläge, dass Fliegen ja wahlweise so viel schneller, billiger, komfortabler, einfacher, doller ist, hinweg gesetzt habe und ausschließlich Eisenbahn gefahren bin. So wurden es nicht nur 6 Wochen, sondern auch 5580 km voller Erlebnisse...
Mein Bahnjahr 2023
Zurückgelegte Strecke: 28.430 km - Planmäßige Gesamtreisezeit: 18,3 Tage - Gesamtverspätung (analog FGR): 1436 min - Planmäßige Reisegeschwindigkeit: 65 km/h - Durchschnittliche Fahrzeitverlängerung aufgrund von Verspätung: 5,5% - Fahrtkosten: 8,9 Cent/km - Anschlussquote (alle Anschlüsse einer Verbindung mit min. 1 Umstieg erreicht): 84,1%
Benutzeravatar
Luchs
Lebende Forenlegende
Beiträge: 2002
Registriert: 07 Apr 2007, 11:33
Wohnort: München

Beitrag von Luchs »

Du weisst schon, dass der Taj Mahal kein Schloss sondern ein Mausuleum ist?

ansonsten kann ich die extremen Gegensätze aus eingener Erfahrung nur bestätigen. Eine Reise lohnt sich, man muss aber viel Zeit und Gelassenheit mitbringen.

Luchs.
Benutzeravatar
Entenfang
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 7963
Registriert: 27 Aug 2012, 23:19
Wohnort: München

Beitrag von Entenfang »

Luchs @ 27 Jul 2020, 20:14 hat geschrieben:Du weisst schon, dass der Taj Mahal kein Schloss sondern ein Mausuleum ist?

ansonsten kann ich die extremen Gegensätze aus eingener Erfahrung nur bestätigen. Eine Reise lohnt sich, man muss aber viel Zeit und Gelassenheit mitbringen.

Luchs.
Klar, das war nicht wörtlich gemeint. Die gesamte Anlage hat meiner Ansicht nach etwas Märchenhaftes, die perfekte Symmetrie im dunstigen Abendlicht und so ganz anders als die Welt vor den Toren der Sehenswürdigkeit...


17 Tage vorher

Nach ausgiebiger Recherche zum indischen Eisenbahnsystem habe ich auf dieser Seite umfassende Informationen gefunden.
https://www.seat61.com/India.htm
Dort ist außerdem vermerkt, dass die offizielle Buchungsseite inzwischen auch ausländische Kreditkarten akzeptiert.
https://www.irctc.co.in/nget/train-search
Ich mache mich also an den etwas umständlichen Registrierungsprozess, der jedoch dank der guten Beschreibung auf der zuerst verlinkten Seite einwandfrei funktioniert.
Und kaum habe ich meinen Account freigeschaltet, geht's auch schon los. Beim ersten Versuch lande ich im Nirwana - Booking failed, pending from bank end. Gut, ich hatte mich schon gewundert, wie die Bezahlung funktionieren soll, ehe ich überhaupt eine Kreditkartennummer eingegeben habe. Neuer Versuch. Doch weder die Nummer meiner Mastercard noch die meiner Visacard werden akzeptiert. Ich lese nochmal nach und siehe da - von den gefühlt 100 verschiedenen Zahlungsmethoden muss man genau die Richtige auswählen, dann klappt es auch. Ein Jubelschrei.
Manchmal brauche ich zwei Anläufe, doch 5 Buchungen funktionieren schließlich. Nur bei der 6. geht gar nichts - pro Account darf man pro Kalendermonat nicht mehr als 5 Buchungen machen. Damit sollen vermutlich Luftbuchungen verhindert werden. Ich übergebe die Aufgabe für die letzte noch fehlende Etappe an meine Kontaktperson in Indien und so habe ich erstmal alle Strecken abgesichert. Auf einer Strecke ist der von uns favorisierte Zug schon ausverkauft. Im Gegensatz zu China muss ich aber nicht jeden Tag dreimal schauen, ob vielleicht zufällig gerade jemand storniert hat. Man kann sich einfach auf die Warteliste setzen lassen. Sogar die Wahrscheinlichkeit einer Bestätigung bis zum Abfahrtstag wird auf der Website angezeigt - in meinem Fall sind es akzeptable 98%. Trotzdem buche ich zur Sicherheit noch einen anderen Zug, der ein paar Stunden später fährt und für den es noch Fahrkarten gibt. Sollte unser Favorit noch bestätigt werden, werde ich diesen wieder stornieren. Dafür fallen Kosten etwa in Höhe von 2,50¤ an.
Auf einer Strecke gibt es in der von mir präferierten Klasse 2nd AC (Klimatisierte Vierbettabteile mit Vorhang) nur noch einen freien Platz. Da es meine erste Strecke sein wird und die Fahrt nur tagsüber ist, möchte ich natürlich unbedingt rausschauen. Daher wäre mir eine obere Liege nicht so recht. Man kann im Buchungsprozess nicht nur Präferenzen zur Platzwahl setzen, sondern auch Ausschlusskriterien. Ich wähle "Book only, if lower berth is allocated." Vermutlich ist mein Hintergedanke nicht unbedingt der, wofür diese Option eingeführt wurde...(sondern weniger bewegliche Menschen, die nicht nach oben kommen)

Booking failed. Requirement not met.

Ich gönne mir 1st AC.


16 Tage vorher

Mein Handy klingelt. Nanu, eine mir unbekannte indische Nummer?!
"Sir, I am calling on behalf of Indian railways. We would like to confirm that you have booked train tickets for 11.000 Rupees."
Ich brauche einen zweiten Anlauf, ehe ich mit dem indischen Akzent klarkomme.
Oh ja, die habe ich gebucht...


8 Tage vorher

Ich überprüfe unseren Status - von den Wartelistenplätzen 7 und 8 sind wir auf 1 und 2 vorgerückt.


Tag 1 München -> Frankfurt -> Delhi

Die deutlich besseren Flugzeiten sprechen stark für einen Airindia-Flug ab Frankfurt um 21:30 Uhr statt mit Lufthansa ab München, denn so komme ich morgens um 9:30 Uhr statt mitten in der Nacht in Indien an. So startet auch diese Reise stilecht unter dem Grundig-Schriftzug, der ja glücklicherweise doch nicht verschwunden ist und weiterhin Beginn und Ende so mancher Reise sein darf.
Bild

Um noch die von Muffo schuldig gebliebene Lasagne in Frankfurt einnehmen zu können, aber auch das Mittagessen daheim, scheint der ICE 622 (MH ab 14:51, FF an 18:04) die Verbindung der Wahl zu sein. Für quasi alle anderen Züge an diesem Tag bewegt sich der Preis zwischen 25 und 40¤, nur für den 622 gibt es schon 3 Wochen vor der Abfahrt keinen Sparpreis mehr. Grmpf. Dann opfere ich eben eine Bahnbonus-Freifahrt. Doch Pustekuchen - nicht mal mehr Freifahrten sind für diesen Zug verfügbar.
Also muss ich schon tricksen, ehe ich Deutschland überhaupt verlassen kann.

MH.....ICE 786.....ab 14:21

NN......................an 15:31
..........ICE 26......ab 15:31

FF........................an 17:36

Das ganze gestückelt in Sparpreis 17,90¤ bis Nürnberg und tschechische Fahrkarte Cheb - Frankfurt ohne Zugbindung im ICE für 14¤ gibt nicht nur einen erträglichen Preis, sondern auch mit etwas Glück eine halbe Stunde mehr Zeit für das Abendessen.
Erfahrungsgemäß sorgt der Puffer vor Nürnberg für eine leicht verfrühte Ankunft, sodass ich voller Hoffnung auf einen erfolgreichen bahnsteiggleichen 0-Minuten-Anschluss bin. Pünktlich schließen die Türen, die Hackerbrücke zieht vorbei, die Donnersbergerbrücke, bald nur noch Lärmschutzwände. Noch ist auch mein Anschluss absolut pünktlich unterwegs. Bis Ingolstadt habe ich trotz angeblich hoher Auslastung ein Abteil für mich allein und pünktlich geht es auf die SFS.
Was macht mein Anschluss? +10 wegen technischer Störung an einem anderen Zug. Im entscheidenden Moment scheint Verlass auf das Nicht-Funktionieren des deutschen Eisenbahnsystems zu sein.
Mit -1 erreiche ich Nürnberg, sodass für den Umstieg sogar ein paar Minuten bleiben. "Sorry, hast du vielleicht ein bisschen Kleingeld für mich?" Nein. "Kann ich vielleicht mal kurz jemanden anrufen?" NEIN. "Was bist du denn für ein Vogel, Alter?!" Mit +11 fährt mein Anschluss ein und tadaa... Die tatsächliche Wagenreihung stimmt nicht mit der auf dem ZZA und im DB Navigator angezeigten überein. Gehetze auf dem Bahnsteig setzt ein. Ich nehme taktisch günstig die vorderste Tür an der Zugspitze und hoffe auf einen Lounge-Platz. Den finde ich auch. Schade, die Scheibe ist milchig. Andere Fahrgäste rätseln, wo denn ihr Wagen ist. Trotz einiger roter Signale sinkt die Verspätung, während wir durch die Abendsonne rollen.
Bild

Mit nur noch +3 erreiche ich Frankfurt, sodass ich meine lange erwartete Lasagne in Ruhe verspeisen kann. Gestärkt kehre ich zum S-Bahnhof zurück. Im DB Navigator steht die nächste S2 zum Hbf auf Gleis 1 drin, doch eine offenbar kurzgewendete S2 steht bereits auf Gleis 3 am Inselbahnsteig. Es bleiben anderthalb Minuten bis zur Abfahrt, da sagt der Tf durch: "S2 Abfahrt 19:19 Uhr von Gleis 3." Ächz, mit 31 kg Gepäck hetze ich in die Unterführung. Blechelse hat die Gleisänderung inzwischen auch kapiert und verkündet. Kurz nach Plan fährt die Bahn los und ich steige am Hbf um. "Sorry, are you going to the airport?" Ja. Noch 2 Haltestellen. Warum man dem FIS nicht auch Airport oder wenigstens ein Flugzeug-Piktogramm an Deutschlands größtem Flughafen spendiert, bleibt unklar.

Auf der Mülltonne an der Sicherheitskontrolle im Flughafen klebt ein Zettel mit der Aufschrift: Besitzaufgabe nach §959 BGB. Ein Wunder, dass man das noch nicht auf jede Mülltonne im ganzen Land draufschreibt...
Natürlich wird mein sorgsam gepackter Rucksack komplett ausgeräumt. Sind ja auch viele verdächtige Sachen drin. 1 kg Schokolade, 1 Lebkuchenherz, Powerbank und - oh Gott - sogar ein Handdesinfektionsgel mit Feuer-Symbol!!!
"Wo fliegen Sie denn hin???" Indien.
"Hm, ich dachte, solche Herzen gibt es nur zum Oktoberfest und zu Weihnachten?", wirft eine Kollegin ein. Nicht, wenn man es aus Pardubice mitbringt... (Anm.: Lebkuchen sind eine typische Spezialität aus Pardubice) "Ok, passt." Grmblmpf. Ich versuche, alles wieder irgendwie beschädigungsfrei in den Rucksack zu stopfen.

Das Flugzeug ist gut gefüllt, also leider nicht halbleer wie bei meinem letzten Flug nach China vor 2 Jahren. Beim Verladen von Gepäck in die Überkopf-Ablage fällt ein Koffer raus und streift eine alte Frau am Kopf. "Mon dieu!", ruft sie und hält übertrieben ihren Kopf, obwohl gar nichts passiert ist. "Oh god, are you all right?", fragt der unfallverursachende Inder und schon strecken 10 Leute ihren Kopf dazu. "You can't put it there just over my head", meint die alte Dame mit Oxford-Akzent und gespieltem Wehleiden.
Ein paar wenige Europäer mischen sich unter die vielen Inder im Flugzeug. Zwei deutsche Frauen mittleren Alters sitzen in meiner Nähe. "Kannst du mir das weiterleiten?" "Nee, momentan nicht, hab mein Handy im Flugmodus." Offensichtlich funktioniert das Entertainmentsystem bei einer der beiden nicht richtig und der Bildschirm ist bei der Sicherheitsbelehrung hängengeblieben. "Oh Gott, jetzt muss ich mir über den ganzen Flug ansehen, wie die Klospülung funktioniert..."

Vor dem Flug habe ich mir schon kluge Ratschläge durchschnittlich informierter Personen anhören müssen, dass Airindia ja furchtbare Klapperkisten hätte. Muffo, der mehr vom Luftverkehr versteht als ich, hat mir beim Abendessen erklärt, dass ich mit einem Dreamliner fliegen würde. Und jetzt bitte einmal für Anfänger - ist das jetzt gut oder schlecht für mich?! "Naja, es heißt, dass das Flugzeug ganz neu ist."

Klappern tut das Flugzeug jedenfalls nicht und der Sitzabstand ist ganz passabel, so viel kann ich zumindest sagen.
Mein Bahnjahr 2023
Zurückgelegte Strecke: 28.430 km - Planmäßige Gesamtreisezeit: 18,3 Tage - Gesamtverspätung (analog FGR): 1436 min - Planmäßige Reisegeschwindigkeit: 65 km/h - Durchschnittliche Fahrzeitverlängerung aufgrund von Verspätung: 5,5% - Fahrtkosten: 8,9 Cent/km - Anschlussquote (alle Anschlüsse einer Verbindung mit min. 1 Umstieg erreicht): 84,1%
JeDi
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 19026
Registriert: 22 Apr 2006, 18:27
Wohnort: Land der Küchenbauer
Kontaktdaten:

Beitrag von JeDi »

Entenfang @ 28 Jul 2020, 13:43 hat geschrieben: nur für den 622 gibt es schon 3 Wochen vor der Abfahrt keinen Sparpreis mehr. Grmpf. Dann opfere ich eben eine Bahnbonus-Freifahrt. Doch Pustekuchen - nicht mal mehr Freifahrten sind für diesen Zug verfügbar.
Moin,

das ist immer so: Kein Sparpreis (und sei er 10 Cent unter dem Flexpreis - dann gehts), keine Freifahrt ;-).

Gespannter Gruß, JeDi
Oliver-BergamLaim
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 6628
Registriert: 26 Nov 2004, 22:15
Wohnort: München

Beitrag von Oliver-BergamLaim »

Ui, jetzt ist mein Interesse geweckt und ich freue mich wieder einmal auf den Genuß eines tollen Reiseberichtes von Dir! :)

Was mich vorab schon interessieren würde: es war ja Dein 2. Besuch in Indien, mit einem Zeitabstand von ca. 7 Jahren. Auch wenn ich vermute, dass Du es ohnehin noch ansprechen wirst und ich nichts vorwegnehmen will: hat sich denn in den 7 Jahren dort viel verändert im Sinne von Modernisierung/Verwestlichung/spürbarem Verlust von Flair oder althergebrachten Dingen? Oder trotzt Indien mit seinen Traditionen etwas mehr der Globalisierung? Haben die Touristenmassen zugenommen, begegnen die Inder den Touristen heute anders als vor 7 Jahren (z.B. genervter durch eine evtl. Zunahme an Massentourismus an bestimmten Orten)?
Benutzeravatar
Entenfang
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 7963
Registriert: 27 Aug 2012, 23:19
Wohnort: München

Beitrag von Entenfang »

JeDi @ 28 Jul 2020, 12:59 hat geschrieben:Moin,

das ist immer so: Kein Sparpreis (und sei er 10 Cent unter dem Flexpreis - dann gehts), keine Freifahrt ;-).
Ah, danke für die Aufklärung. :)
Was mich vorab schon interessieren würde: es war ja Dein 2. Besuch in Indien, mit einem Zeitabstand von ca. 7 Jahren. Auch wenn ich vermute, dass Du es ohnehin noch ansprechen wirst und ich nichts vorwegnehmen will: hat sich denn in den 7 Jahren dort viel verändert im Sinne von Modernisierung/Verwestlichung/spürbarem Verlust von Flair oder althergebrachten Dingen? Oder trotzt Indien mit seinen Traditionen etwas mehr der Globalisierung? Haben die Touristenmassen zugenommen, begegnen die Inder den Touristen heute anders als vor 7 Jahren (z.B. genervter durch eine evtl. Zunahme an Massentourismus an bestimmten Orten)?
Auf den ersten Blick war Indien genau so, wie ich es in Erinnerung hatte: Laut, voll, dreckig, chaotisch, arm. Auf den zweiten Blick hat sich aber doch einiges getan. Der Wohlstand ist durchaus gewachsen, was sich nicht zuletzt in den überall in den Himmel schießenden Wohntürmen sowie der Vielzahl neuer Autos bemerkbar macht. Die Zahl an Autos hat definitiv immens zugenommen in den letzten 7 Jahren - angeblich werden in Indien jeden Tag 40 km neue Straßen eröffnet. Auch beim ÖV hat sich etwas getan. Immer mehr Städte eröffnen Metros oder erweitern sie, wenn auch nur langsam. Auch bei der Eisenbahn passiert einiges. Die Reisegeschwindigkeiten steigen und es vergeht kaum ein Monat, in dem nicht irgendein neuer Premiumzug den Betrieb aufnimmt. "Our railway has improved since your last visit", war die Aussage meiner (bahnaffinen) Bekannten. Die Digitalisierung hat mit Riesenschritten Einzug erhalten, allein schon, dass es Online-Tickets für die Bahn gibt, ist eine (zwar schon über 7 Jahre alte) Neuerung. Damals konnte man allerdings keine Fahrkarten mit ausländischen Kreditkarten buchen, was inzwischen geht. McDonalds, Burger King, Pizza Hut und KFC findet man in jeder größeren Stadt.

Einen Verlust von Flair würde ich es aber auf keinen Fall nennen. Und wenn das Land ein bisschen weniger chaotisch werden würde, wäre sicher auch für die Einheimischen etwas gewonnen. Puh, ob althergebrachte Dinge verloren gegangen sind, kann ich aus meiner Perspektive nicht beantworten. Um etwaige Unterschiede bemerken zu können, war mein Besuch zu kurz (oder mein Gedächtnis zu schlecht). Die Globalisierung betrifft sicher auch Indien - ich würde aber sagen, dass es diesbezüglich extreme Kontraste zwischen Stadt und Land gibt. Während in der aufstrebenden Mittelschicht in den Großstädten bspw. auch immer mehr Frauen arbeiten gehen, statt nur hinter dem Herd zu stehen, ist das sicher auf dem Land ganz anders. Da ich aber kaum auf dem Land unterwegs war, ist mein Indien-Bild auch stark großstadtbeeinflusst.

Dass die Zahl ausländischer Touristen deutlich gestiegen ist, behauptet zumindest die Statistik. Aber die 11 Mio. Touristen muss man auch ins Verhältnis setzen - in Deutschland waren es im Jahr 2018 rund 39 Mio. und das bei einem Bruchteil der Landesgröße. Noch deutlicher wird der Umstand beim Vergleich mit den Einwohnerzahlen - in Deutschland war pro 2 Einwohner ein Ausländer im Land, in Indien einer pro 118! Und genau das macht sich eben auch bemerkbar - ausländische Touristen stellen stets die Minderheit verglichen mit den inländischen Touristen. Im Zweifel stellen die Inder immer die Mehrheit. Am Umgang mit Touristen kann ich eigentlich keinen Unterschied feststellen - in den vergleichsweise touristischen Orten (Delhi, Rajasthan etc.) wird ständig versucht, irgendwas völlig überteuert aufzudrehen, auf der anderen Seite auf Schritt und Tritt um ein gemeinsames Selfie gebeten. Dass das anders als vor 7 Jahren ist, liegt auf der Hand - heute hat halt fast jeder ein Smartphone. Ist man dagegen in untouristischen Regionen unterwegs (z.B. Gujarat), kann es leicht passieren, dass man 1 Woche keinen einzigen Ausländer sieht. Dann steht man selbst aber ständig im Mittelpunkt und wird um noch mehr Selfies gebeten. Genervt begegnet nach meinem Eindruck kein Inder dem Ausländer - entweder er wittert die Chance, Geld zu verdienen oder er will ein Selfie. :D


Tag 2 Delhi -> Jaipur

Lächerlich kurz ist die Nacht, wenn man bei viereinhalb Stunden Zeitverschiebung schon um 7:30 Uhr Frühstück bekommt.
"Die hat mich allen Ernstes gefragt, ob ich Continental will", erzählt eine Frau der anderen, "ich hab die etwas entsetzt angeschaut."

Etwas verfrüht landen wir und ich bin nach maximal zwei Stunden Schlaf ordentlich zerknirscht. Bei der Passkontrolle steht ein Schild, dass man ab hier 10 bis 15 Minuten warten müsse. Es dauert fast eine Stunde, bis ich dran bin. Und der Code für das WLAN kommt auch nie an. Die Flughafenmitarbeiter haben nach dem inzwischen üblen Ausmaß der Corona-Epidemie in China fast alle Masken auf und auch einige der Passagiere. Ein Mädchen muss bestimmt wegen ihrer übervorsichtigen (und maskenlosen) Mutter eine tragen, nimmt sie allerdings eh ständig runter, sodass der Effekt garantiert 0 ist.

Glücklicherweise findet entgegen meiner Erwartung überhaupt keine Gepäckkontrolle nach der Ankunft statt, sodass ich meine verdächtigen Sachen nicht nochmal auspacken muss. Und wenn die erst in den Koffer geschaut hätten... Nein, das will ich mir lieber nicht ausmalen, oder wie hätte ich erklären sollen, was ich mit 1l H-Sahne, Marzipan, noch mehr Schokolade, 2 Päckchen Haselnuss-Krokant, einem Wiener Boden hell, einer Pik-Salami und einer Packung Mon Cheri in Indien machen will?
Eine Sim-Karte kann ich am Flughafen nicht kaufen, denn zur Aktivierung müsste ich bis 22 Uhr in Delhi bleiben. Also gebe ich halt für 2,55 ¤ pro Minute bekannt, dass ich Indien erreicht habe. Dann verlasse ich den Flugha... "Sir, do you need taxi?" "Where are you going?" "Good price, which hotel?" Danke auch, aber ich nehme die Metro.
Die Schlange am Fahrkartenschalter ist ganz schön lange, aber nach etwa 10 Minuten bin ich glücklicherweise dran. Ob wohl meine 7 Jahre alte Smartcard nochmal aufgeladen werden kann? Leider nicht. Ich kaufe eine Neue und vergesse vor Müdigkeit fast mein Wechselgeld.

Die Airport Express Linie ist zwar in das Liniennetz der Metro Delhi integriert, unterscheidet sich aber in der Gestaltung und dem Rollmaterial deutlich von den anderen Linien.
Bild

Alle Stationen sind mit deckenhohen Bahnsteigtüren ausgestattet und die Züge von CAF verkehren je nach Quelle mit 100 bis 130 km/h und damit deutlich schneller als die üblichen 80 km/h. Aufgrund des großen Haltestellenabstands legen die Züge die 19 km vom Flughafen zum Bahnhof New Delhi in konkurrenzlosen 19 Minuten zurück.
Die Züge sind mit komfortabler 2+2-Bestuhlung sowie Gepäckregalen ausgestattet.
Bild

Da noch etwas Zeit fürs Mittagessen und bis zur späteren Zugabfahrt bleibt, mache ich eine kleine Rundfahrt mit der Metro.
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/comm...ap_of_Delhi.jpg
Auf dem Plan sieht es so aus, als könnte man an der Haltestelle Dhaula Khan gut zur Pink Line umsteigen. So komme ich in den Genuss dieser recht neuen Linie.
Bild
"Erreichbar über Laufbänder", steht auf dem Schild, welches zur Pink Line deutet.

Bild
Tja, und laufen muss ich dann erstmal. Was auf dem Plan so nahe aussieht, zieht sich ewig hin. Laufband folgt Laufband und ich schleppe 31 kg Gepäck mit. Die Bank im Verbindungsgang steht da nicht ohne Grund, doch ich widerstehe dem Drang, mich unterwegs hinzusetzen.

Die Beschattung hält das Chaos noch gnädig von mir fern. Nur durch die Schlitze kann ich kreuz und quer fahrende Mofas, Rikschas, Autos und Busse erahnen und das Hupen dringt gedämpft zu mir hoch. Ich brauche über 15 Minuten, bis ich endlich den Bahnhof der Pink Line erreiche.
Bild

Bild

Die neueren Linien sind alle mit halbhohen Bahnsteigtüren ausgestattet. Aus Sicherheitsgründen ist das auf jeden Fall sinnvoll.

Bild
Auf der Pink Line werden Fahrzeuge von Hyundai Rotem eingesetzt. Die Linie folgt überwiegend aufgeständert einer Ringstraße. Die Metro Delhi ist interessanterweise mit Oberleitung und 25 kV elektrifiziert - für eine U-Bahn doch sehr ungewöhnlich.

Einen schönen Ausblick hat man von der hoch über den Häusern verkehrenden Linie jedenfalls - Blick zur Blue Line.
Bild
Während man bei uns üblicherweise mit jeder neuen Linie tiefer in den Untergrund geht, ist es in Indien genau umgekehrt. Aufgrund der niedrigeren Bau- und Betriebskosten werden aufgeständerte Linien bevorzugt.


Ich wechsle zur Blue Line.
Bild
Sie ist die dritte und letzte Linie, die auf indischer Breitspur verkehrt. In der Anfangszeit des Netzes wollte man auf Kompatibilität zur Eisenbahn setzen und daher Breitspurfahrzeuge beschaffen. Bald erwies sich das als schlechte Entscheidung, denn zu diesem Zeitpunkt gab es weltweit nur eine einzige weitere Metro mit dieser Spurweite, nämlich Kalkutta. Die Hersteller mussten daher spezielle Fahrzeuge entwerfen, welche die Preise in die Höhe trieben. Ab der vierten Linie wurde daher auf Regelspur gesetzt.

Blick auf den Akshardam-Tempel
Bild

Hmm, warum starren mich eigentlich alle so an?
"Excuse me, this ist he womens' coach." Ohje. Von innen ist das nicht erkennbar und ich bin einfach bei der ersten Tür reingesprungen und habe in meinem etwas übermüdeten Zustand den Hinweis auf dem Bahnsteig übersehen...
Mein Bahnjahr 2023
Zurückgelegte Strecke: 28.430 km - Planmäßige Gesamtreisezeit: 18,3 Tage - Gesamtverspätung (analog FGR): 1436 min - Planmäßige Reisegeschwindigkeit: 65 km/h - Durchschnittliche Fahrzeitverlängerung aufgrund von Verspätung: 5,5% - Fahrtkosten: 8,9 Cent/km - Anschlussquote (alle Anschlüsse einer Verbindung mit min. 1 Umstieg erreicht): 84,1%
Benutzeravatar
Entenfang
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 7963
Registriert: 27 Aug 2012, 23:19
Wohnort: München

Beitrag von Entenfang »

Dass das Metronetz in den letzten Jahren stark erweitert wurde, ist nicht zuletzt auf der Haltestellenanzeige zu erkennen.
Bild

Ich fahre zum Connaught Place, der als guter Ort für das Mittagessen identifiziert wurde. Ich habe das obere Ende der Treppe vom Zwischengeschoss erreicht, da spricht mich schon ein Mann an. Ich müsse den Koffer doch nicht schleppen, ein anderer Ausgang hätte doch einen Aufzug! Ach, woher ich denn wohl kommen würde? Germany. Wie lange ich denn schon hier sei? Seit 2 Stunden. Wie lange ich noch bleiben würde? Noch 1 Stunde. Hint: Du brauchst es gar nicht zu versuchen. Aber natürlich empfiehlt er mir 3 Sätze später, doch länger in Delhi zu bleiben, weil es ja sooooo eine interessante Stadt wäre und außerdem würde es ja direkt in der Nähe eine Governmental approved tourist information geben und blablabla.
Von einer indischen Bekannten habe ich eine Restaurantempfehlung bekommen, doch als ich den Laden gefunden habe, klebt auf der geschlossenen Tür nur ein Zettel - Closed. Grmpf. Aber glücklicherweise bin ich gerade zuvor an einem Restaurant vorbeigelaufen, das ich von vor 7 Jahren in sehr guter Erinnerung behalten habe. Das Mittagessen ist gerettet.


Ehe ich die Metro zum Bahnhof nehme, muss ich noch Wasser beschaffen. Ich entdecke einen Stand im Zwischengeschoss und schlage zu, nachdem sich endlich einer der drei Verkäufer (oder der Rumsitzenden) bequemt hat, von seinem Handy aufzublicken und mir eins zu verkaufen.
Die Yellow Line ist eine knapp 50 km lange Nord-Süd-Durchmesserlinie und am frühen Nachmittag gut gefüllt. Seit meinem ersten Besuch wurden halbhohe Bahnsteigtüren nachgerüstet. Personal hilft beim Abfertigen und signalisiert durch Pfeifen, dass die Türen frei sind. Einige Fahrgäste kommen noch angerannt, bleiben aber vor den noch offenen Türen stehen, während der Oberabfertiger pfeifend und winkend bekanntgibt, dass abgefahren werden kann. Piepend schließen die Türen. Eine Frau stürmt herbei, streckt die Hand rein und wird eingeklemmt. Unter wildem Pfeifen des Oberabfertigers stürmen zwei Wachmänner herbei und zerren sie aus der Tür.

Nachdem ich dreimal gefragt wurde, wohin ich denn gehen würde (Wohin wohl, mit Koffer im Ausgang zum Bahnhof???), komme ich auf dem Bahnhofsvorplatz an. Bäääm! Das Chaos trifft mich mit voller Wucht. Leute zerren Gepäck in alle Richtungen, rempeln sich gegenseitig und mich an. Rikschas hupen und zwei Fahrer wollen mich schon irgendwo hinfahren. Man kann die Situation auf dem Bild nicht annähernd erkennen, wenn man nicht mittendrin steht...
Bild

An großen Bahnhöfen gibt es in Indien eine Sicherheitskontrolle, da es in der Vergangenheit diverse Anschläge auf Züge gegeben hat.
Bild

Und das funktioniert so: Alle drängeln, schubsen und schmeißen tonnenweise Rucksäcke, Taschen und Koffer auf das Band in den Scanner, laufen durch einen piependen Metalldetektor und sammeln das Gepäck hinter dem Scanner schleunigst wieder ein, ehe die Menschenmasse Gepäck und Eigentümer für immer trennt. Wie bei diesem Chaos überhaupt irgendwelche Gefährdungen erkannt werden sollen, ist mir absolut schleierhaft. Es sollte bei Weitem nicht das einzige Mal bleiben, dass ich mich in diesem Land über den Sinn irgendeiner Maßnahme wundere. Meine größte Gefährdung sehe ich jedenfalls im Abhandenkommen meines Gepäcks und ich versuche auch irgendwie, so schnell wie möglich meine 31 kg Habseligkeiten wiederzuerlangen.

Ich lasse mich von der Masse eine Rolltreppe hochtreiben. Jetzt bin ich also im Bahnhof drin, aber was nun? Gleis 1-3: Treppe nach links unten; Gleis 4-16: Geradeaus über die Fußgängerbrücke. Ich habe nur leider keine Ahnung, von welchem Gleis mein Zug abfährt, denn entweder es gibt keine Abfahrtstafel am Eingang oder ich habe sie im Chaos übersehen. Online nachschauen geht ohne Sim-Karte auch nicht. Ich wähle Treppe nach links unten.
Bild

Das Dröhnen von Dieselloks mischt sich mit hundertfachem Geplapper. Die beachtlichen Abgaswolken der Loks können den Gestank am Bahnhof nicht vollständig übertünchen. Aber auch der Duft nach indischem Essen wabert durch das Chaos. Es bleiben noch 20 Minuten und ich habe immer noch nicht den blassesten Schimmer einer Ahnung, wie ich jetzt den richtigen Bahnsteig finde, denn eine Abfahrtstafel sehe ich immer noch nicht - dafür aber eine Wartelounge mit einer Angestellten, die bestimmt Englisch spricht und mir hoffentlich keine Märchen erzählt, dass mein Ticket nicht gültig wäre, mein Zug von Aliens entführt und ich leider im nächsten Reisebüro ein Taxi... blabla. "Ashram Express? Just here, to the left." Das war ja einfacher als erwartet.
Bild
Das Zugschild ist dreisprachig - Hindi, Gujarati und Englisch. In Indien gibt es einfach zu viele Sprachen...

So, jetzt noch den passenden Wagen suchen.
Bild

Einen halben Kilometer später bin ich endlich so weit, fast ganz an der Zugspitze. Dann kann ich mal entspannt noch ein Bild von der Lok machen.
Bild

Personenzüge führen in der Regel einen oder zwei Gepäckwagen mit, die offenbar rege genutzt werden. Ich sehe gewisse Schwierigkeiten, zur Lok durchzukommen und verschiebe das Knipsen erstmal. Rechts ein Second Class-Wagen, der nicht klimatisiert und ohne Reservierung genutzt werden kann. Mit Annäherung an die Abfahrtszeit werden diese vier Wagen ziemlich voll. Und mit ziemlich voll meine ich richtig, richtig voll. Hier vorne geht es ja noch, aber sinnigerweise sind zwei dieser Wagen am Zugschluss am Prellbock, während die beiden anderen mit 500 m Fußweg verbunden sind. Der Anblick der vergitterten Fenster mit den reingequetschten Menschen lässt mich sofort an Käfighaltung bei Hühnern denken. Dass ich auf meiner nächsten Etappe Second Class gebucht habe, verdränge ich erstmal und suche stattdessen meinen 1st AC-Wagen auf, die teuerste Klasse. Tja, nur welches Abteil habe ich? Auf meiner Fahrkarte steht keine Platznummer drauf, weil diese in 1st AC erst wenige Stunden vor Abfahrt festgelegt werden. Nur seitdem habe ich kein Internet mehr gehabt und daher auch keine Möglichkeit nachzuschauen, welcher Platz mir zugeteilt wurde.
Ich frage einen Fahrgast, der meine Buchungsnummer in einer App eingibt. "Fehler bei Kommunikation mit dem Server", ist das Ergebnis. Wenig später taucht ein junger Mann in Flipflops, Indian-Railways-Logo und No tips-Schriftzug auf seinem T-Shirt auf. Er schaut sich meinen ausgedruckten Fahrschein an und rätselt eine Weile herum. "1st class, 1st class...", murmelt er. Schließlich teilt er mir dieses 2er-Abteil zu.
Bild

Pünktlich auf die Sekunde pfeift die Lok und der Zug setzt sich in Bewegung. Im Schritttempo rollen wir aus dem Bahnhof.
Bild

Die nächste halbe Stunde rumpeln wir mit langsam steigender Geschwindigkeit durch Slums.
Bild
Mein Bahnjahr 2023
Zurückgelegte Strecke: 28.430 km - Planmäßige Gesamtreisezeit: 18,3 Tage - Gesamtverspätung (analog FGR): 1436 min - Planmäßige Reisegeschwindigkeit: 65 km/h - Durchschnittliche Fahrzeitverlängerung aufgrund von Verspätung: 5,5% - Fahrtkosten: 8,9 Cent/km - Anschlussquote (alle Anschlüsse einer Verbindung mit min. 1 Umstieg erreicht): 84,1%
Benutzeravatar
Entenfang
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 7963
Registriert: 27 Aug 2012, 23:19
Wohnort: München

Beitrag von Entenfang »

Bild

Bild
Sehr schön ist hier die Grundstücksabgrenzung mit senkrechten Schwellen im schicken rot-weißen Design - aber offensichtlich wirkungslos.

Überall sitzen Menschen auf den Gleisen oder verrichten ihre Notdurft. Es liegt unglaublich viel Müll herum. Wäsche wird zum Trocknen aufgehängt. Ein Kind fotografiert ein anderes Kind mit einem Smartphone. Es gibt kleine Supermärkte und Handyläden. Eine Ziege steckt mit dem Kopf in einem Plastikbehälter fest und versucht verzweifelt, diesen abzustreifen. Ein Mann treibt ein paar Kühe vor sich her. Jungs hacken Holz. An einem BÜ haben sich über 100 Mofas über die gesamte Straßenbreite gestaut. Fußgänger klettern über eine nahegelegene Mauer, um dann mitten auf dem BÜ auf einem Gleis zum Stehen zu kommen. Vor ihnen rauscht mein Zug durch, ein Gleis dahinter rumpelt langsam ein Güterzug dahin. Und was, wenn auf ihrem Gleis auch einer kommt?

Schließlich bleibt Delhi zurück, neue Wohntürme als letzter Abschied von der Megacity.
Bild
Fast eine Stunde bin ich schon unterwegs.
Jetzt fahren wir zügig, auf der freien Strecke vermutlich überwiegend 110 km/h. Der Schaffner in Uniform kommt vorbei, um meine Fahrkarte kontrollieren. Ich muss in ein 4er-Abteil umziehen. Dort komme ich mit einem indischen Paar ins Gespräch. Langsam nähert sich der Tag dem Ende. Senffelder ziehen vorbei.
Bild

Alle Haltezeiten werden eingehalten und wir rauschen pünktlich in den Abend. Zwischenzeitlich döse ich immer wieder weg. Kurz vor Plan erreiche ich endlich Jaipur. Wieder empfängt mich geschäftiges Treiben.
Bild

Die Müdigkeit macht sich stark bemerkbar und ich versuche, das ganze Gewusel auszublenden.
Bild

Ein Taxifahrer hat schon an der passenden Stelle auf dem Bahnsteig (= vor dem 1st AC-Wagen) Ausschau nach Touristen gehalten. Ich bin heute aber der einzige, der die eher ungewöhnliche Route von Old Delhi mit einem normalen, Nicht-Premium-Zug nimmt. Ich lehne ab, will die Fahrt wie geplant mit der 2014 eröffneten Metro komplettieren. "Aber die Metro fährt doch nicht direkt zum Hotel." Woher willst du das eigentlich wissen, denke ich mir nur. Ich wimmle auch die ab, die behaupten, sie würden denselben Preis wie die Metro bieten, was ich sehr stark bezweifle.

Der passend zum Beinamen "Pink City" beleuchtete Bahnhof
Bild

Ein paar 100 Meter weiter steht ein monströses Bauwerk - das muss wohl die Metro sein.
Bild

Nachdem sich zwei Inder am Fahrkartenschalter vorgedrängelt haben, um den gerade einfahrenden Zug noch zu erwischen, bekomme ich auch mein Token und passiere die Bahnsteigsperre mit der gegebenen Vorsicht, ohne jedoch der Empfehlung des Wachmanns zu folgen, meinen Koffer auf dem Kopf zu tragen.
Bald schwebe ich 30 m über dem Straßenniveau und über allen Häusern auf dem Bahnsteig - eine sehr ungewöhnliche Konstruktion, die allerdings einen guten Ausblick bietet.
Bild
Sehr nett finde ich ja, dass man das britische Erbe beim Design der Haltestellenschilder erahnen kann.

Ich investiere nochmal 2,55¤, um zu verkünden, dass ich in rund einer Viertelstunde abholbereit am Bahnsteig des nächstgelegenen U-Bahnhofs wäre und dort warten würde.
Als ich aussteige, fällt mir ein, dass meine Bekannte ja ohne Fahrkarte gar nicht durch die Sperre kommt und gehe nach unten. Wird Zeit, dass ich ins Bett komme. Ohje, vier Ausgänge in unterschiedliche Richtungen. Ich bleibe innerhalb der Sperre, weil ich so alle im Auge behalten kann. Es dauert eine Minute, bis ein Aufseher wissen will, was ich hier mache. Merke - Ausländer tauchen selten um halb 10 in einer Metrostation eines Außenbezirks von Jaipur auf, um dann rumzustehen. Ich diskutiere ein wenig herum, dann will er mein Token haben. Dieses wird beim Stationsaufseher einer Kontrolle unterzogen und für gut befunden. Ich solle doch jetzt bitte mal rausgehen. Während ich so tue, als würde ich nochmal anrufen wollen - was ich aufgrund der Kosten vermeiden will - taucht erwartungsgemäß die Bekannte auf.
Nun treffe ich auch Paul, der schon einen Monat in Indien hinter sich hat, ein Auslandssemester in Chandigarh macht und sich auf das gemeinsame Abenteuer eingelassen hat.

Ein schnelles Foto, dann stürzen wir uns alle hungrig auf das köstliche Abendessen.
Bild
Es gibt Reis, im geschlossenen Gefäß befinden sich Chapati (dünne Fladenbrote), gefolgt von Black Dal (Linsen), gegrillter Aubergine und Koriander-Chutney.

Ein wahrlich beeindruckender, wenn auch nervenaufreibender Start in die Indienreise.
Auch wenn ich von meinem ersten Besuch im Jahr 2012 ungefähr wusste, was mich erwartet, hat mich der erste Tag wie ein Faustschlag getroffen. Wie schnell man doch vergisst, wie krass Indien ist…
Mein Bahnjahr 2023
Zurückgelegte Strecke: 28.430 km - Planmäßige Gesamtreisezeit: 18,3 Tage - Gesamtverspätung (analog FGR): 1436 min - Planmäßige Reisegeschwindigkeit: 65 km/h - Durchschnittliche Fahrzeitverlängerung aufgrund von Verspätung: 5,5% - Fahrtkosten: 8,9 Cent/km - Anschlussquote (alle Anschlüsse einer Verbindung mit min. 1 Umstieg erreicht): 84,1%
Benutzeravatar
Entenfang
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 7963
Registriert: 27 Aug 2012, 23:19
Wohnort: München

Beitrag von Entenfang »

Tag 3 Jaipur

Ich schlafe erstmal meinen Jetlag aus und starte am Nachmittag. Um mich nicht jedes Mal an der Kasse für ein Token herumdrängeln zu müssen (und ein Souvenir zu haben), kaufe ich eine Smartcard. "Here you are. Enjoy your ride", meint die Verkäuferin etwas überrascht. Scheint wohl nicht oft vorzukommen, dass Ausländer Smartcards für die Metro kaufen. Das Zwischengeschoss ist wie das gesamte Metrosystem mit reichlich Kapazitätsreserven gesegnet.
Bild

Insbesondere Jaipur gilt als Beispiel für enorme Kosten und geringen Nutzen - eine Lehre aus Jaipur ist sicher, dass ein gewisser Mindestumfang des Netzes vorhanden sein muss, um für Fahrgäste attraktiv zu sein. Ein Linienteil, der zudem am Rand des Stadtzentrums endet, wird wohl niemals ein nennenswertes Verkehrsaufkommen erfahren und weniger als 20.000 Fahrgäste täglich ist wahrlich enttäuschend. Die Eröffnung des Tunnelabschnitts unter dem Zentrum lässt weiter auf sich warten.
https://timesofindia.indiatimes.com/city/ja...ow/56900576.cms

Die oberirdischen Bahnhöfe haben jedenfalls einen entscheidenden Nachteil - nämlich ein Taubenproblem. Die Metallkonstruktion bietet hervorragende Brut- und Sitzmöglichkeiten und die Folge ist absehbar. Obwohl ständig jemand den Bahnsteig wischt und fegt, ist alles voll Taubenkacke und man muss beim Warten ständig Angst haben, dass man selbst auch von oben beglückt wird.
Bild

Auch wenn der Ausblick hervorragend ist, verschandeln die massiven Konstruktionen das Stadtbild - sofern man davon in Indien sprechen kann. Soweit ich das mitbekommen habe, scheint dieser Aspekt in Indien allerdings keine Rolle zu spielen, sondern ausschlaggebend sind die geringeren Kosten.
Bild

Bild

Da die Trasse den Straßenverläufen folgt, gibt es ziemlich viele Kurven und diese werden auch nur sehr langsam befahren, sodass die U-Bahn die Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h nur sehr selten ausfährt.
Bild

Der derzeitige Endbahnhof am Rande der Innenstadt ist bereits unterirdisch. Man beachte die Deckenstromschiene.
Bild

Bild

Das totale Chaos empfängt mich, als ich die Metrostation verlasse.
Bild

Bild

Außerdem bin ich sofort von drei Rikschafahrern umringt, die mich irgendwohin fahren wollen. Bis Paul es lebend über die Straße geschafft hat, vergeht noch eine Weile, in der ich mich gegen die Rikschafahrer verteidigen muss.
Ein Stadtbus der großen Sorte, ein eher seltener Anblick. Mit Midibussen kommt man einfach besser durch den Verkehr. Gelenkbusse habe ich in Indien nicht ein einziges Mal gesehen.
Bild
Mein Bahnjahr 2023
Zurückgelegte Strecke: 28.430 km - Planmäßige Gesamtreisezeit: 18,3 Tage - Gesamtverspätung (analog FGR): 1436 min - Planmäßige Reisegeschwindigkeit: 65 km/h - Durchschnittliche Fahrzeitverlängerung aufgrund von Verspätung: 5,5% - Fahrtkosten: 8,9 Cent/km - Anschlussquote (alle Anschlüsse einer Verbindung mit min. 1 Umstieg erreicht): 84,1%
Benutzeravatar
Entenfang
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 7963
Registriert: 27 Aug 2012, 23:19
Wohnort: München

Beitrag von Entenfang »

Wir nehmen ein Uber und steigen in dieser Seitengasse aus. Was wir denn hier wollen, wundert sich der Fahrer.
Bild

Hoch zum Nahargarh Fort. Wir ernten zwar ein paar komische Blicke...
Bild

...doch allmählich verlassen wir die Gasse und steigen über das Häusermeer.
Bild

Aus einem kleinen Hotel dröhnt unfassbar laute Musik bis weit den Wanderweg hoch.
Bild

Und immer und überall Kühe - ohne sie würde dem Land etwas fehlen.
Bild

Immer wieder wollen junge Inder mit uns Selfies machen.
Zwei Kinder um die 10 fragen uns ganz begeistert: "What´s your name?" Kleine Kinder fragen immer nach dem Namen, Große wollen immer Selfies machen.
Ich fürchte schon, dass sie uns hinterherlaufen und Geld haben wollen, doch das passiert glücklicherweise nicht.
Einige kleinere Kinder rennen den Weg herunter und blockieren ihn. "10 Rupees, please!!!" Mit Mühe kommen wir weiter, immer höher über die Stadt.
Bild

Bild

Bild
Auf diesem Weg begegnen uns einige Mofas - Inder sind äußerst lauffaul.

Aber was ist denn das und warum liegt es hier? Morgen gibt's die Auflösung.
Bild


Ein paar Selfies später haben wir es nach oben geschafft.
Bild
Mein Bahnjahr 2023
Zurückgelegte Strecke: 28.430 km - Planmäßige Gesamtreisezeit: 18,3 Tage - Gesamtverspätung (analog FGR): 1436 min - Planmäßige Reisegeschwindigkeit: 65 km/h - Durchschnittliche Fahrzeitverlängerung aufgrund von Verspätung: 5,5% - Fahrtkosten: 8,9 Cent/km - Anschlussquote (alle Anschlüsse einer Verbindung mit min. 1 Umstieg erreicht): 84,1%
Antworten