Quereinstieg zum Lokführer

Alles über Eisenbahn, was woanders nicht passt.
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extra
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Beitrag von extra »

Hallo Liebe Community,

sicher wurde das Thema hier schon x-mal besprochen und ebenfalls habe ich im Forum ein paar schöne und hilfreiche Antworten finden können. Allerdings sind wir nun im Jahr 2017, einige Dinge habe sich villt. wieder geändert und sind besser/schlechter geworden, daher möchte ich das Thema noch einmal aufrollen.

Erstmal zu mir:

Ich bin gelernter Groß und Außenhandelskaufmann, friste jetzt seit über 10 Jahren ein Bürojobleben und bin fast 30 Jahre Alt.

Ich bin in der Situation, dass mir mein Job keinen Spaß mehr macht, ich allerdings keinen anderen inkl. gleicher Vergütung finden werde.
Das ist aber Nebensache.

Warum Bahn?

Ganz einfach, eine gewisse Faszination ist schon immer da und nun stellt sich die Frage: wo soll die Reise hingehen? Was macht Sinn? Ist Bahn villt. das richtige?
Mein Opa war bereits Lokführer, aber das nur am Rande :D

Für mich kommen 2 verschiedene Varianten in Frage, zum einen ist das der Fernverkehr und zum anderen der Güterverkehr.

Güter ist zwar (soweit ich das beurteilen kann) der härtere Job, aber trotzdem tendiert mein eher Bauchgefühl in diese Richtung.
(ich bin zB gern Nachts wach und unterwegs...villt ist das einer der Gründe).

Die Bahn bietet aktuell den Quereinstieg zum Lokführer (DB Cargo AG) in Seelze an, dass ist zwar 400km von meinem Wohnort weg, aber ich würde sowieso gern in diese Richtung umziehen, daher passt mir das ganz gut.

Die ersten Fragen bzw Meinung die mir am Herzen liegen wären die folgenden:

Güter oder Personenverkehr? (Wie ist eure Erfahrung - Was könnt ihr villt. berichten)?

Ärztliche Eignung, was kommt auf mich zu? Wo sind die Grenzwerte? (zB Sehstärke - bin kurzsichtig)

Gibt es ein "Bewerbertelefon" um gezielt Fragen an das Unternehmen zu richten? (Konnte bisher nichts finden)

Warum möchte die DB Cargo AG eine Gehaltsvorstellung bei der Bewerbung? Ich dachte das sei in Tarifverträgen geregelt?

Vorab schon einmal vielen Dank für eure Zeit und die Antworten die ich hoffentlich erhalte!

Grüße,

euer extra.

p.s. Quereinstieg zum Lokführer natürlich....
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karhu
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Beitrag von karhu »

Mach besser die richtige Ausbildung als einen der Schnellkurse, denn die sind großteils mangelhaft: Das Erste
uferlos
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Beitrag von uferlos »

karhu @ 23 Oct 2017, 20:33 hat geschrieben: Mach besser die richtige Ausbildung als einen der Schnellkurse, denn die sind großteils mangelhaft: Das Erste
Also ich kann sagen, dass der Q-Kurs bei der S-Bahn München alles andere als schlecht ist. Bei irgendwelchen dubiosen Privatfirmen sieht das sicherlich anders aus.

Ich selbst als Tagmensch würde wegen der Nachtschichten nicht zu Cargo gehen. Aber das hat alles Vor und Nachteile.
Gehalt wird bei der DB nach Tarif gezahlt. Bei der GDL findet man sicher auch irgendwo die Tabellen.
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Beitrag von 146225 »

Denke, die Kurzausbildungen sind halt - egal wo! - geeignet für Leute, für die es eine Berufung ist, und die kein Problem damit haben, sich in die Vorschriftenwerke und Regeln einzulesen, einzudenken und auch Zeit zu investieren, um das ganze zu verinnerlichen. Wer dann im Berufsalltag nicht nur vor sich hin gammelnd seine Schichten abreisst, sondern Freude und Interesse mitbringt, auch weiter Neues dazu zu lernen, der sollte nach einiger Zeit Erfahrung nicht so unbedingt schlechter da stehen als jemand mit einer längeren Ausbildung. Wer aber Tf nur macht, weil es halt gerade angeboten wird und weil man "ja irgendwas machen muss" - der dürfte da scheitern, weil er die Anforderungen nicht packt, die an ihn gestellt werden.

Mädels, nein, fühlt euch bitte nicht diskriminiert: das gilt für euch Ladies genauso. Positiv wie negativ.
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Rohrbacher
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Beitrag von Rohrbacher »

karhu @ 23 Oct 2017, 19:33 hat geschrieben:Mach besser die richtige Ausbildung als einen der Schnellkurse, denn die sind großteils mangelhaft: Das Erste
Die von irgendwelchen freien Bildungsträgern, die einfach die Kohle haben wollen, mögen wohl tendenziell eher nicht so zu Empfehlen sein. Auch in anderen Fachrichtungen. Aber vor allem ein erfahrenen Elektriker oder Mechaniker, den z.B. die DB selbst umschult, sollte so viel schlechter nicht ausgebildet sein, im Gegenteil. Historisch betrachtet, ist das Umschulen eigentlich eh immer der Regelweg auf den Führerstand gewesen seit's die Eisenbahn gibt. Früher, selbst als es keine Dampfloks mehr gab, musste man erstmal Schlosser oder Mechaniker lernen und ein bisschen Erfahrung haben, bevor die Bundesbahn dich überhaupt zur Ausbildung auf der Lok genommen hat. Jemand, der 3 Jahre einen technischen Beruf lernt plus Bundeswehr (!) und dann meinetwegen 8-10 Monate auf der Lok hat mehr Ausbildungszeit und -inhalte hinter sich als jemand, der, wenn man sich halbwegs gut anstellt, nach 2,5 Jahren mit der heutigen Lokführerausbildung fertig ist. Vielleicht hat der Umschüler zum Start ein bisschen weniger Erfahrung, das kann ich nicht beurteilen, aber vielleicht hebt man das auch wieder auf, indem Umschüler weniger Baureihen in der Ausbildung haben. So ganz deppert wird die DB nicht sein, im Gegensatz zu den Privatschulen muss die DB ihre Umschüler auf ihren Zügen ja selbst verantworten. Jemand, der sich mit 30 oder 50 einen neuen Job lernt, hat meistens auch eine andere Motivation als ein 17-Jähriger. Drei Jahre Ausbildung heißt ja eh nicht, dass dort drei Jahre nur Fachkenntnisse gepaukt werden. In der Berufsschule hat man ja in jedem Beruf auf viel Allgemeingedöns dabei (und Sachen, die man nie wieder braucht) und die dualen Regelausbildungen sind zudem für Minderjährige konzipiert und bedingen daher allerlei Einschränkungen, was Zeit kostet. Auch das Abendgymnasium wird gerne belächelt, ebenso z.B. das Latinum in zwei Jahren für gewisse Studienfächer, aber so wie ich das sehe, gibt's kaum was härteres. Hinterher müssen die in fortgeschrittenerem Alter das gleiche können, wie jemand, der das alles in 9 bzw. 5 Jahren neben dem Pubertieren gelernt hat. Auch bei der Lokführer-Prüfung wird sicherlich nicht gefragt, auf welchem Weg man in die Prüfung gekommen ist und dann ein anderer Maßstab angelegt.
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Beitrag von Trapeztafelfanatiker »

Früher dauerte die Umschulung bei der Bundesbahn 18 Monate. 12 Monate sollten es mindestens sein, denn in 8-9 Monaten wird zu viel, zu schnell gemacht (aus rein wirtschaftlichen Gründen) und es fällt vieles unter den Tisch, was dann später noch geschult werden muss.

Die Prüfungen sollten vom EBA oder einer sonst neutralen Stelle kommen. Ein Lkw-Fuhrunternehmen oder Busunternehmen kann auch nicht selbst die Prüfung abnehmen.
Leider gibt es Einrichtungen die Schindluder betreiben. Nur handeln will keiner.

An sich ist Umschulung ein Modell das in Ordnung ist, da man den Bedarf sonst kaum decken kann, jedoch muss die Qualität stimmen. Dennoch sollte die duale Ausbildung der Grundpfeiler sein. Es ist traurig dass viele NE-Bahnen nicht dual ausbilden, über Fachkräftemangel jammern, sich aber die Schulabgänger entgehen lassen. Da NE im SPNV mit staatlichen Geldern operieren hätten sie eigentlich sogar eine moralische Verpflichtung.
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Rohrbacher
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Beitrag von Rohrbacher »

Trapeztafelfanatiker @ 23 Oct 2017, 20:48 hat geschrieben:Früher dauerte die Umschulung bei der Bundesbahn 18 Monate. 12 Monate sollten es mindestens sein
Eben. 18 Monate für Grundausbildung und mehrere Baureihen, meist wohl Diesel- und E-Traktion, Personen- und Güterverkehr. Ich glaube kaum, dass ein Umschüler bei der DB heute in 8 oder 9 Monaten so breit ausgebildet wird. Das ist schon allein wegen der Fragmentierung des Bahnverkehrs eigentlich auch gar nicht mehr nötig. Ein Umschüler bei der S-Bahn braucht heute eigentlich nicht mehr als Basis mit der V60 und einem Übergabegüterzug rumspielen. Früher musste sowas jeder machen. Früher waren die Fahrzeuge in der täglichen Bedienung auch noch etwas anspruchsvoller. Wenn ich böse bin, behaupte ich mal dass allein die Bedienung eines Schienenbusgetriebes schon allein mindestens zwei Wochen Mehraufwand bedeutet, als wenn man auf einem neuzeitlichen VT das elektrisch unterstützte Hebelschubsen lernt. Auch die Kraftfahrerausbildungen sind aufgrund des technischen Fortschritts bzw. neuer Führerscheinklassen heute vereinfacht. Heute kannst du Stadtbusfahrer werden ohne ggf. monatelang mit einem Lkw rumfahren zu müssen und mit unsynchronisierten Schaltgetrieben braucht sich auch keiner mehr rumärgern, Klasse C/CE und D/DE kann man heute auf Automatik machen und bekommt einen vollwertigen Führerschein. Ich meine sogar die 500er Setra-Reisebusse gibt's nur noch mit Automatik. Beim Autoführerschein der Klasse B geht man den Weg warscheinlich auch bald, z.B. das "Anfahren am Berg" ist heute schon aus der Ausbildung gestrichen. Ich hatte schon länger keinen Neuwagen mehr ohne automatische Haltebremse unter'm Popo und Handschalter werden deutlich weniger. Über kurz oder lang wird man sich das Schalten und Kuppeln selbst beibringen müssen, wenn man ein altes Auto fahren können will.

Warum genau 12 Monate? Das ist doch eine willkürliche Zahl, oder? Was genau rechtfertigt 12 gegenüber 8 oder 9 Monaten? Vielleicht fällt auch vieles unter den Tisch, was ohne Probleme später noch geschult werden KANN, z.B. unterschiedliche Baureihen oder Betriebsverfahren, die man auf bestimmten Strecken gar nicht braucht sowie Streckenkunde auf unterschiedlichen Strecken? Ein SOB-Lokführer sollte ohne Probleme ohne LZB auskommen, ein S-Bahner denke ich ohne Zugleitbetrieb und Gefahrgut. Ein Lokführer, der das grundsätzliche Handwerkszeug gelernt hat und signalgeführt einen 628 von Landshut nach Rosenheim bringen kann, auch wenn er erstmal nur dieses Fahrzeug und diese Strecken kennt, ist ja grundsätzlich verwendbar und nicht weniger sicher, als einer, der anderswo auch noch was anderes kann. Bei manchen Betrieben, nehmen wir mal agilis Süd, was willst du denen spezielles beibringen außer wie man Vogelmöpse fährt und eben Streckenkunde? Verglichen mit dem, was ein Regensburger Bundesbahn-Umschüler 1980 können musste, ist das heute sicherlich Pipifax.

Die Frage ist weniger, wie lange dauert's, sondern viel mehr, was machen die in der Zeit eigentlich? Das ist der eigentliche Knackpunkt. Wenn ich das richtig verstehe, gibt es keine normierten und verbindlichen Ausbildungsinhalte oder Lehrmethoden, sodass einige Umschüler hinterher z.B. das Signalbuch rauf- und runterbeten können, andere wohl eher nicht so.
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Beitrag von Trapeztafelfanatiker »

Warum sollte man die Umschulung auf das betrieblich notwendige reduzieren?
Ein Debitorenbuchhalter kann ja trotzdem auch die anderen Bereiche machen wenn nötig. Es gibt keine Spezialisierung auf Debitorenbuchhaltung. Warum sollte man bei der Eisenbahn Qualitätsabstriche machen?
Theoretisch könntest du nahezu jeden Ausbildungsberuf auf die für die Tätigkeit notwendigen Dinge komprimieren. Wird nur sonst nicht gemacht.

12 Monate war ein Vorschlag (aus Reihen der Lokführerfachgruppe der EVG, soweit ich noch weiß). Denn ich erkenne als jemand der praktische Ausbildungen durchführt klar den Qualitätsabfall und dass vieles in der kurzen Zeit auf der Strecke bleibt.
Die Leute meinen auch selbst meist dass sie zu wenig Zeit hatten und vieles einfach zu schnell durchgeprügelt wurde, ob die Leute das verstanden haben oder nicht.
Es kommt auch darauf an ob eine technische Vorbildung vorhanden ist oder nicht.
Viel zu viele lernen dann das Zeug auswendig, ohne etwas zu verstehen und hinterher haben wir die Betriebsgefahren.
Was nützt dir wenn jemand das Signalbuch hoch- und runterbeten kann, wenn er den näheren Sinn oder auch von der 408 (bzw. Betriebsregelwerke) nicht versteht.

Auch ein umgeschulter Tf sollte jederzeit ohne großen Aufwand z. B. von der BRB zu TX wechseln können. Das geht nur mit einer umfassenden Umschulung, die auf breites Wissen setzt.

Das wichtigste ist jedoch: Die Prüfung muss von neutraler Seite gestellt und abgenommen werden, z. B. EBA oder IHK.
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Beitrag von 146225 »

Trapeztafelfanatiker @ 23 Oct 2017, 23:48 hat geschrieben: Die Leute meinen auch selbst meist dass sie zu wenig Zeit hatten und vieles einfach zu schnell durchgeprügelt wurde, ob die Leute das verstanden haben oder nicht.
Es kommt auch darauf an ob eine technische Vorbildung vorhanden ist oder nicht.
Viel zu viele lernen dann das Zeug auswendig, ohne etwas zu verstehen und hinterher haben wir die Betriebsgefahren.
Was nützt dir wenn jemand das Signalbuch hoch- und runterbeten kann, wenn er den näheren Sinn oder auch von der 408 (bzw. Betriebsregelwerke) nicht versteht.
Das ist im Prinzip, was ich gemeint habe: die Kurzausbildungen müssen vom Volumen der Materie her betrachtet einen straffen Zeitplan haben, da kommt nur sinnvoll durch, wer wirklich Interesse an dem Job hat und es machen will.
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Martin H.
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Beitrag von Martin H. »

Trapeztafelfanatiker @ 24 Oct 2017, 00:48 hat geschrieben: Warum sollte man die Umschulung auf das betrieblich notwendige reduzieren?
Ein Debitorenbuchhalter kann ja trotzdem auch die anderen Bereiche machen wenn nötig. Es gibt keine Spezialisierung auf Debitorenbuchhaltung. Warum sollte man bei der Eisenbahn Qualitätsabstriche machen?
Theoretisch könntest du nahezu jeden Ausbildungsberuf auf die für die Tätigkeit notwendigen Dinge komprimieren. Wird nur sonst nicht gemacht.
Ob es noch so ist, vor allem mit dem 420, weiß ich nicht. Aber die S-Bahn München bildete lange keine Bremsprobeberechtigung aus. Wozu auch, Knöpfchen drücken und es läuft alles von alleine, und durch die andere Bremsanlage stimmt selbst im Störungsfall nicht viel mit normalen Zügen überein.
Die S-Bahn Berlin bildet keine PZB aus, Einsatzstellen die Leute von dort übernehmen staunen immer wieder darüber.
Mit dem neuen EU-Führerschein wird dann sowieso getrennt nach Güterzug und Personenzug.
Man kann auch beides erwerben. Und im "Störungsfalle" darf man dann plötzlich doch wieder einen Zug der anderen Seite ziehen.
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Beitrag von Trapeztafelfanatiker »

146225 hat geschrieben: Das ist im Prinzip, was ich gemeint habe: die Kurzausbildungen müssen vom Volumen der Materie her betrachtet einen straffen Zeitplan haben, da kommt nur sinnvoll durch, wer wirklich Interesse an dem Job hat und es machen will.
Bei den EVU ist das so (haben ja auch ein Interesse an Leuten die das wollen), bei vielen Bildungsträgern werden die Nullbockler und die die zu doof sind (sorry für die harte Wortwahl), einfach durchgeschleppt und entsprechend wohlwollend geprüft.
Hatte selbst schon mit Tf von Bildungsträgern zu tun, die dann im Praktikum bei den EVU sind und da fehlt es oft hinten und vorne.
Martin H. hat geschrieben: Ob es noch so ist, vor allem mit dem 420, weiß ich nicht. Aber die S-Bahn München bildete lange keine Bremsprobeberechtigung aus. Wozu auch, Knöpfchen drücken und es läuft alles von alleine, und durch die andere Bremsanlage stimmt selbst im Störungsfall nicht viel mit normalen Zügen überein.
Die S-Bahn Berlin bildet keine PZB aus, Einsatzstellen die Leute von dort übernehmen staunen immer wieder darüber.
Mit dem neuen EU-Führerschein wird dann sowieso getrennt nach Güterzug und Personenzug.
Man kann auch beides erwerben. Und im "Störungsfalle" darf man dann plötzlich doch wieder einen Zug der anderen Seite ziehen.
Genau darum muss es Vorgaben von "oben" geben. Bei der dualen Ausbildung gibt es auch Vorgaben und an die muss man sich halten, das sollte auch für Umschulungen gelten.
Gerade Bremsprobeberechtigung und PZB sollte Pflicht sein.
Die EVU wollen so nur verhindern dass die Tf sich schnell zu anderen EVU bewerben können.
elchris
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Beitrag von elchris »

Lehrlinge bekamen und bekommen weiterhin den Bremsprobeberechtigten da die IHK diesen fordert. Umsteiger aus anderen Berufen (sog. "Qualifizierungsmaßnahme") bekamen bis letztes Jahr bei der S-Bahn München ausschliesslich 423, für die Bedienung dieses Tfz ist kein Bremsprobeberechtigter nötig und wurde auch nicht gemacht. Im Lernmodul Technik wird die Eisenbahnbremse grundlegend besprochen. Da nun auch ungeachtet der "Vorbildung" alle 420 bekommen sollen wurde in die 420 Ausbildung eine Auffrischung dessen, was auch Quereinsteiger gelehrt bekommen haben, aufgenommen.

Und keine Sorge, unsere betriebsinternen Prüfer legen in der jeweiligen Prüfung für alle den gleichen Maßstab an.
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Beitrag von Trapeztafelfanatiker »

elchris @ 25 Oct 2017, 13:05 hat geschrieben: Lehrlinge bekamen und bekommen weiterhin den Bremsprobeberechtigten da die IHK diesen fordert. Umsteiger aus anderen Berufen (sog. "Qualifizierungsmaßnahme") bekamen bis letztes Jahr bei der S-Bahn München ausschliesslich 423, für die Bedienung dieses Tfz ist kein Bremsprobeberechtigter nötig und wurde auch nicht gemacht. Im Lernmodul Technik wird die Eisenbahnbremse grundlegend besprochen. Da nun auch ungeachtet der "Vorbildung" alle 420 bekommen sollen wurde in die 420 Ausbildung eine Auffrischung dessen, was auch Quereinsteiger gelehrt bekommen haben, aufgenommen.

Und keine Sorge, unsere betriebsinternen Prüfer legen in der jeweiligen Prüfung für alle den gleichen Maßstab an.
Ich kritisiere hier auch nicht die EVU, die machen das was rein ihnen nutzt.
Es geht darum dass die Lehrinhalte wie bei der dualen Ausbildung auch für die Umschulung zentral vorgegeben werden müsste, z. B. durch das EBA. Dann müsste die S-Bahn das lehren, ob man es dort braucht oder nicht. Anderswo brauchen die Leute das später vielleicht schon und nicht jeder wird ewig bei der S-Bahn bleiben wollen.
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Beitrag von Mark8031 »

Trapeztafelfanatiker @ 25 Oct 2017, 14:22 hat geschrieben: Anderswo brauchen die Leute das später vielleicht schon und nicht jeder wird ewig bei der S-Bahn bleiben wollen.
Wenn der Leidensdruck des fehlenden Personals groß genug ist (und idR ist er das zur Zeit), dann bekommst Du das auf der neuen Dienststelle sicher nachgeschult.
Diese Menschen, die in einem Eisenbahnforum pro Auto argumentieren und in ihrer Kleinsichtigkeit ständig für das Auto Werbung machen, finde ich hier schon etwas deplaziert.
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Boris Merath
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Beitrag von Boris Merath »

Trapeztafelfanatiker @ 24 Oct 2017, 12:52 hat geschrieben: Gerade Bremsprobeberechtigung und PZB sollte Pflicht sein.
Die Frage ist ob jemand der in der Ausbildung mal Bremsprobe und PZB gelernt, das aber nie in der Praxis verwendet hat, nach 10 Jahren noch weiß wie das funktioniert, wenn er sich bei einem anderen Betrieb bewirbt. Da wird vermutlich dann sowieso eine Nachschulung nötig sein.
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

Fahrdienstvorschrift bayerische Staatsbahnen 1876
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Beitrag von Trapeztafelfanatiker »

Boris Merath @ 25 Oct 2017, 14:39 hat geschrieben: Die Frage ist ob jemand der in der Ausbildung mal Bremsprobe und PZB gelernt, das aber nie in der Praxis verwendet hat, nach 10 Jahren noch weiß wie das funktioniert, wenn er sich bei einem anderen Betrieb bewirbt. Da wird vermutlich dann sowieso eine Nachschulung nötig sein.
Mit dem Argument kannst du das überall streichen, bei jedem Beruf. Es geht auch um die Qualität und das Fachwissen sowie die Durchlassfähigkeit.

Bei der dualen Ausbildung muss es auch gelehrt werden, selbst wenn die Leute das evtl. nie brauchen werden (was man nie wissen kann).

Das Weglassen hat ja rein wirtschaftliche Gründe und die dürfen hier kein Argument sein.
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Rohrbacher
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Beitrag von Rohrbacher »

Das eine ist eine vollwertige Berufsausbildung mit einem Berufsabschluss, das andere eine reine Funktionsausbildung zum Erwerb des Führerscheins samt im Einzelfall benötiger Qualifikationen. Da das im heutigen Bahnbetrieb meist ein paar weniger sind als noch zu Bundesbahnzeiten dauert das heute statt 18 nur noch 8-9 Monate. Wobei ich mir fast sicher bin, dass die Umschulung vom Heizer (okay, der kennt die Signale und Abläufe alle schon) oder Dampflokschlosser oder direkt von der Vorkenntnis "technischer Beruf" zum Triebwagenführer auf'm Schienenbus im einfachen Dienst schon damals kein Jahr gedauert hat. Ob Schienenbus oder Bahnbus nahm sich zeitlich, soweit ich weiß, damals nicht viel.
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Beitrag von Trapeztafelfanatiker »

Eine Funktionsausbildung sollte trotzdem die volle Palette abbilden, da diese Leute dann auch branchenweit eingesetzt werden sollen können. Sonst muss wegen jeder Kleinigkeit wieder eine weitere Ausbildung drangebaut werden.

Die Qualität ist oftmals nicht so wie gewünscht, da einfach zu viel unter den Tisch fällt und alles zu schnell durchgeprügelt wird.
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Taunusbahner
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Beitrag von Taunusbahner »

Servus,

ich möchte das Thema noch einmal aufgreifen.

Seit mehreren Monaten denke ich schon darüber nach eine Umschulung/Quereinstieg zum Lokführer zu machen.

Zur Zeit bietet die DB Regio AG in Frankfurt (Main) und die DB Cargo AG in Bischhofsheim verschiedene 9 Monatige Umschulungen an.

Zum einen wäre da der Quereinstieg zum Lokführer in der Bereitstellung und der Quereinstieg zum Lokführer im Güterverkehr.

Mich interessieren beide Möglichkeiten.
Jetzt habe ich nur noch ein paar Fragen.

Hat der Lokführer in der Bereitstellung nur einen Führerschein nach Klasse 1 oder nach Klasse 3?
Welche Arbeitszeiten erwarten mich, speziell im Güterverkehr?
Was gibt es für Aufstiegsmöglichkeiten nach dem Quereinstieg?
Bei welcher dieser Stellen ist das Entgelt höher?
Bei welcher dieser Stellen ist man öfter im eigenen Bett?

Vielen Dank schon mal im voraus wenn ihr mir schon mal weiterhelfen könnt.

Grüße,

Sven
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Beitrag von Trapeztafelfanatiker »

Taunusbahner @ 10 Nov 2017, 11:18 hat geschrieben: Servus,

ich möchte das Thema noch einmal aufgreifen.

Seit mehreren Monaten denke ich schon darüber nach eine Umschulung/Quereinstieg zum Lokführer zu machen.

Zur Zeit bietet die DB Regio AG in Frankfurt (Main) und die DB Cargo AG in Bischhofsheim verschiedene 9 Monatige Umschulungen an.


Mich interessieren beide Möglichkeiten.
Jetzt habe ich nur noch ein paar Fragen.

Hat der Lokführer in der Bereitstellung nur einen Führerschein nach Klasse 1 oder nach Klasse 3?
Welche Arbeitszeiten erwarten mich, speziell im Güterverkehr?
Was gibt es für Aufstiegsmöglichkeiten nach dem Quereinstieg?
Bei welcher dieser Stellen ist das Entgelt höher?
Bei welcher dieser Stellen ist man öfter im eigenen Bett?

Vielen Dank schon mal im voraus wenn ihr mir schon mal weiterhelfen könnt.

Grüße,

Sven
Servus Taunusbahner,

ich würde dir diesen Schritt empfehlen, denn wenn man sich dafür interessiert, dann ist das eine fantastische Tätigkeit.

Ich gehe mal davon aus dass du bei Regio auch gleich die Klasse B nach Tfv bekommst (Klasse 1 und 3 nach VDV wirst du neu nicht mehr bekommen), für die Zukunft. Aber da musst du nachfragen.

Die Arbeitszeiten sind ja je nach Fahrplanbestellung (Regionalverkehr) bzw. Transportaufträgen im Güterverkehr. Gerade im Güterverkehr ist vieles nicht planbar, abgesehen von den regelmäßigen Verkehren. Im Güterverkehr ist der Nachtanteil höher als im Personenverkehr. Muss man mögen oder nicht.

Das Grundgehalt ist überall gleich, je nach Berufserfahrung. Bei dir wäre es ja die erste Erfahrungsstufe. Unterschiede gibt es dann nur in Zulagen usw. und die dürften im Güterverkehr durch die Nachtstunden höher sein.

Eigentlich nimmt sich das mit beiden nichts, was das eigene Bett angeht, denn im Gegensatz zu vielen Güterverkehrsprivatbahnen ist man bei DB Cargo nach der Schicht wieder am Ausgangsort, dadurch dass man feste Einsatzorte hat und nicht den Einsatzort Bundesrepublik in der Fläche.
Fremdübernachtungen gibt es dennoch auch mal, aber das hält sich in Grenzen. Bei Regio wird das immer seltener und viele Dienststellen haben es gar nicht mehr.
Samsonait
Jungspund
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Beitrag von Samsonait »

Hallo alle zusammen,

ich bin gerade auch am überlegen ob ich nun die 9 monatige Ausbildung zum Tf machen soll oder nicht.
Was ich schon lesen konnte ist dass die Ausbildung echt hart wird, aber man hat ja dann auch eine echt riesige Verantwortung.
Ich habe schon die Untersuchung und den Test hiner mir und bestanden. Ein Vertrag für die DB Cargo ist mir auch schon telefonisch mitgeteilt worden.
Ich ban als fast schon an Bord ....
So als letzte Frage steht für mich noch im Raum wie das während der 9 Monate Ausbildung mit Urlaub ist, ich habe eine Familie mit schulpflichtigen Kindern.
Kann man irgendwann während der Ausbildung auch Urlaub nehmen? (Ist für mich ein wirklich wichtiges Thema.)

Danke schon mal für die Antwort.

Schöne Weihnachten schon mal an alle!!!!

Sam
Martin H.
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Beitrag von Martin H. »

Hallo Samsonait,

also Du erhältst auf jeden Fall einen Urlaub von einem dreiviertel Jahresurlaub.
Frei wählbar wird aber der überwiegende Teil nicht sein, da alle Schulungen immer in der Gruppe stattfinden und Dir sonst etwas fehlt.
Dieser Urlaub wird eher auch in den Ferien sein, aber nicht nur, Näheres kann ich dazu leider nicht sagen.
Aber die neun Monate gehen so schnell rum, und danach dann ganz normale Urlaubsplanung.

Martin
Samsonait
Jungspund
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Beitrag von Samsonait »

Hallo Martin,

vielen Dank für deine schnelle Antwort.
O.K. wenn das so ist, dann wird unser Urlaub vielleicht dann etwas "kurzfristiger" ausfallen.
Danke.

Sam
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