Nicht nur ÖPNV in und um Leipzig

Eure Reportagen und Reiseberichte finden hier ihren Platz, gerne auch Bilder abseits von Gleisen
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Lobedan
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Beitrag von Lobedan »

Entenfang @ 21 Oct 2017, 19:26 hat geschrieben: Schnurgerade führt die Trasse durch den Wald und der Triebwagen ruckelt mit 60 dahin.
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Äste schlagen gegen die Scheibe und kratzen an der Seitenwand.
Ich wollte nach dem ersten Satz und dem Foto schon einwerfen, dass die Strecke gar nicht Dosto-tauglich aussieht. Wie hat sie die letzten Stürme nur so zugewachsen überstanden? Aber dann kam ja noch der zweite Satz. :lol:

Dank für diese Eindrücke, die Parklandschaften sind definitiv mal längere Aufenthalte wert, zu jeder Jahreszeit. Und ja, bitte möglichst ohne Insekten. :huh:
Valentin
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Beitrag von Valentin »

Entenfang @ 21 Oct 2017, 18:26 hat geschrieben:

Die Rückfahrt wird bereits sehnlich erwartet (und die im Auto wartende Beifahrerin sah nicht gerade übermäßig begeistert aus).
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Was ist das für eine hohe Stange am Straßenrand vor dem Bahnübergang? Erhöhter Standpunkt fpr den Fotoapparat?
10bis10 jetzt - oder Rücknahme der damit begründeten Tariferhöhung.
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Beitrag von Entenfang »

Lobedan @ 21 Oct 2017, 19:58 hat geschrieben: Wie hat sie die letzten Stürme nur so zugewachsen überstanden? Aber dann kam ja noch der zweite Satz. :lol:
Vielleicht gerade wegen ihres Zustands. Die Bäume stehen so dicht, dass sie sich gegenseitig geschützt haben. Es waren aber schon einige abgesägte Stämme am Streckenrand zu sehen.
Was ist das für eine hohe Stange am Straßenrand vor dem Bahnübergang? Erhöhter Standpunkt fpr den Fotoapparat?
Ja, ein riesiges Stativ.
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Beitrag von Entenfang »

Material konnte ich in den letzten Wochen zur Genüge sammeln - nur am zeigen haperts noch etwas. Einen großen herbstlichen Bilderbogen möchte ich mit der Parkeisenbahn beginnen.

Diese dreht - einer Märklin Startpackung ähnlich - ihre Runden um den Auensee.
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Wie auch in Dresden wird der Betrieb überwiegend durch Kinder organisiert und die Spurweite beträgt 381 mm.
Es gibt einen Bahnhof und eine Blockstelle, sodass sie weder infrastrukturell noch betrieblich mit der Dresdner mithalten kann. Es gibt eine Dampf- und eine Akkulok.

Gleich an meinem ersten Tag in Leipzig wurde die Mitfahrt mit einem grünen Haken versehen.

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Majestätisch rollt die Akkulok entlang dem Damm, welcher vor den Wassermassen der Luppe schützt.

Wenn es ab und zu rumpelt, dann liegt das nicht an der Parkeisenbahn, sondern am normalspruigen Pendant. Der Leipziger Güterring - im Wahrsten Sinne des Wortes das Herzstück des Regionalbereich Südost (man schaue sich eine Karte an!) - überquert hier die Luppe.
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Ich habe mir einen guten Fototag ausgewählt, denn einige Sonderzüge werden mit vereinter Dampf-Elektro-Power gefahren. Ich weiß auch nicht, wie die Sonne noch die Wolkendecke durchdringen konnte, aber sie tat es im passenden Moment.
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Schließlich gibt es noch einen Fotohalt in eigener Sache, den ich natürlich ebenfalls zu nutzen weiß.
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Freaks im Dienst - "Immer schön laaangsam kurbeln", wird der neue Kollege eingewiesen.
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Sowohl Blockstelle als auch die BÜ-Posten können und werden aufgrund von Personalmangel durchgeschaltet.
Eine Tfzf wird beim Passieren des offenen BÜ erlegt.
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Eine Runde später hängt sie dann am Zugschluss.
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Beitrag von Entenfang »

Der Fdl gibt seine Zustimmung zur Abfahrt.
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Kurze Pause zwischen den Runden
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Lobedan
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Beitrag von Lobedan »

Schöne Aufnahmen von einem leider sehr traurigen Ort. Am benachbarten Zeltplatz nächtigte ich mehrmals während der GamesConvention. Damals war das Wasser des Auensees mehr ein silbriger Spiegel als klares Nass.
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Beitrag von Entenfang »

Meine Befahrung des Straßenbahnnetzes schreitet voran. Nach und nach möchte ich euch mitnehmen und auch den einen oder anderen Blick neben die Gleise werfen.

Sicherlich eine der bekanntesten Linien ist die Überlandlinie nach Schkeuditz. Die Bahnen der Linie 11 verkehren hier werktags im Takt 20, sonntags und SVZ im Takt 30. Eingesetzt werden vorwiegend NGT12 und der eine oder andere Tatra-Großzug mit Nf-Beiwagen.


Und Bahn frei für den Goldenen Herbst!
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Beginnen wir Teil 1 am westlichen Endpunkt, dem Schkeuditzer Rathausplatz.
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Bis zum Jahr 2001 wurde der Betriebshof zu seinem eigentlichen Zweck genutzt und beherbergt heute einen Modellbahnverein.

Unzählige Motive, die lichttechnisch den ganzen Tag umsetzbar sind, bietet die Strecke in Altscherbitz. Unter der Woche verhagelt jedoch der starke Verkehr auf der Leipziger Straße so manche Aufnahme.

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2179 passiert die Altscherbitzer Kirche
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Der im Hintergrund sichtbare BÜ wird übrigens durch BÜSTRA gesichert - bloß verstehen auch hier einige Kraftfahrer nicht, warum die rote Ampel auch gilt, wenn sie geradeaus fahren wollen. Nur durch das Anhalten des Verkehrs auf der Vorfahrtstraße kann sichergestellt werden, dass Fahrzeuge, die von der Kirche kommen, den BÜ räumen können.
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Beitrag von Entenfang »

Im 2. Teil geht es in die ländliche Schkeuditzer Gartenstadt.

Den Reiz bei Nachtfotos macht hier sicher die schwache Hintergrundbeleuchtung aus.
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Für den Nachtfotografen sehr von Vorteil ist die Nichtexistenz von Bedarfshaltestellen bei der Leipziger Tram. Insbesondere auf dem Überlandabschnitt könnten schon am frühen Abend oder Wochenende einige Haltestellen durchfahren werden.

Außerdem ein Hinweis für Nachahmer: Abends zwischen 19 und 20 Uhr wird der Takt 20 auf 30 ausgedünnt, dafür aber stadteinwärts im Takt 15 gefahren. Dadurch ergeben sich stets andere Kreuzungen der Bahnen und man vermeidet allzulange Wartezeiten.

Stillleben mit Wartehäuschen
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Unbeeindruckt von vorbeirollenden 1205 gehen die Hühner ihrer Beschäftigung nach.
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Wer das Motiv lieber mit Licht und Altwagen, dafür ohne Hühner haben möchte:
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Die Strecke hat auch einige BÜ zu bieten, von denen manche nur durch ein Andreaskreuz gesichert sind.
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Die Bebauung macht die Ausleuchtung während der tiefstehenden Spätherbstsonne nicht unbedingt einfacher, doch mit etwas Mühe findet sich auch eine Stelle mit Blick zum Bismarckturm im Hintergrund.
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Hier überschreiten wir die Tarifzonengrenze, worauf auch bei der Haltestellenansage hingewiesen wird und befinden uns damit wieder auf Leipziger Stadtgebiet.
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Beitrag von Entenfang »

Im 3. Teil liegt der Fokus rund um den Bismarckturm Hänichen.

Der aus dem Jahr 1915 stammende, 30 m hohe Turm kann jeden 1. Sonntag im Monat besichtigt werden.
Bei Tag...
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...und bei Nacht
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Bescheidenes Fahrgastaufkommen erwartet den Tatra-Großzug

Perspektiven- und Tageszeitenwechsel um 180° - das Bild entstand übrigens nicht zur blauen Stunde. Das Restlicht kommt durch den sehr hellen Mond dieses Abends zustande.
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1228 rollt im schönsten Herbst vorbei
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1212 ist in landwärtiger Richtung unterwegs
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Eine völlig andere Stimmung bietet die Haltestelle im Dunklen
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Langsam wird es vom langen Herumstehen kalt und obendrein bin ich auch noch im Dunklen in eine Pfütze getappt, also steigen wir ein und rauschen unter Mondenschein weiter stadtwärts.
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Beitrag von Entenfang »

Der 4. Teil führt uns in dichtere Bebauung nach Wahren und weiter in die Innenstadt.

Während die Trasse zwischen Schkeuditz und Lützschena abseits der Straße hinter den Häusern vorbeiführt, folgt dann ein kurzer straßenbündiger Abschnitt, ehe es dann wieder auf besonderem Bahnkörper parallel zur Halleschen Stra0e weitergeht.

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2147 in Stahmeln

Es folgt der einizige eingleisige Abschnitt der Strecke, welcher auf dem BÜ im Hintergrund auf die Südseite der Halleschen Straße wechselt. An der Pittlerstraße folgt eine Ausweichstelle.
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In Wahren folgt eine enge Wendeschleife, ab hier verkehrt die Linie 11 im Takt 10 und wird durch die ebenfalls im Takt 10 verkehrende Linie 10 verstärkt, sodass sich in der Georg-Schumann-Straße ein sauberer Takt 5 ergibt.
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Von hier ist die Parkeisenbahn mit kurzem Fußweg erreichbar.

Einige Hauptstraßen sind inzwischen sehr großzügig für Radfahrer ausgebaut - leider häufig auf Kosten der Straßenbahn, die sich den Fahrstreifen mit dem MIV teilen muss und in der HVZ oft im Stau steht. Auch die Nachrüstung der Haltestellen mit Zeitinseln erfolgt allmählich, dennoch gibt es noch unzählige Haltestellen, bei denen es die Kraftfahrer ganz ohne Ampel schaffen müssen, hinter der Bahn anzuhalten. In Ostdeutschland gelingt das meiner Erfahrung nach deutlich besser als im Westen.
Über den Viadukt verläuft der Leipziger Güterring.
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Der geringe Anteil eigenständiger Bahnkörper sowie die geringe Funktionalität der Vorrangschaltung resultieren in der HVZ gerne in einem attraktiven Takt 14-1-0. Auf meinen zahlreichen Fototouren ist mir die enorme Instabilität des Netzes während der HVZ schon oft aufgefallen - manchmal steht man gefühlt eine halbe Stunde und dann kommen drei Bahnen hintereinander. Trotz der weitgehend üppigen Wendezeiten an den Endpunkten müssen immer wieder Fahrten vorzeitig wenden.
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Das Thema Barrierefreiheit klappt manchmal weniger gut...
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...aber zumindest nach Umbauten meistens.
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Stadtnäher bekommt die Tram dann doch ihren eigenen Bahnkörper, dieses Mal zulasten der Fußgänger, die keine ausreichenden Querungsinseln angeboten bekommen und daher an eher ungünstigen Stellen warten. Insbesondere an der Umsteigehaltestelle Georg-Schumann/Lindenthaler Straße ist das ein großer Nachteil. Außerdem ergeben sich durch die breiten Straßenquerschnitte lange Räumzeiten und damit kurze Grünphasen für Fußgänger und/oder lange Verlustzeiten.
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Ein paar Haltestellen weiter passieren wir das seit 1996 leerstehende Hotel Astoria und erreichen damit wieder den Hbf, womit ich die Serie der Linien 10 und 11 Nord beenden möchte.
Hinter der Bahn versteckt sich die Halteposition der Linie 9, welche nicht die Haupthaltestelle anfährt.
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Beitrag von Entenfang »

Teilabschied von der Pfefferminzbahn

Von 146 225 dort ermuntert, mache ich mich eines schönen Sonntags auf den Weg zum Bahnhof. Ich besteige den Abellio-RE nach Erfurt. Im Vierer gegenüber sitzt eine junge Frau und drückt auf ihrem Handy herum. Eine Familie mit zwei Töchtern, 6 und 8 Jahre alt, steigen zu, kurz bevor sich der Triebwagen in Bewegung setzt. Der Vater mit der älteren Tochter nimmt die beiden Plätze gegenüber der Frau ein, die Mutter nimmt die Kleine auf den Schoß und setzt sich mir gegenüber.
Mama liest aus einem Buch vor, Papa packt die UNO-Karten aus und beginnt mit der Älteren zu spielen. Die junge Frau verfolgt das Spiel zunehmend aufmerksam, das Handy bleibt liegen. "Uno! Ich sage dir aber nicht, welche Farbe ich habe!", verkündet der Papa. Die Tochter ändert zwar nicht die Farbe, doch seine Karte passt trotzdem nicht.
"Uno!", ruft die Tochter voller Vorfreude und rudert wild mit den Armen herum. "Jetzt habe ich deine Karte gesehen. Die darfst du mir nicht zeigen", tadelt der Vater.
Nach mehreren Wendungen ist der Kartenstapel ist fast aufgebraucht, als er das Spiel für sich entscheiden kann.

Der Vater beginnt, den Stapel zu mischen, die junge Frau hat das Spiel ebenso verfolgt wie ich. "Sie wollen doch bestimmt mitspielen?", erkundigt sich der Vater. "Eigentlich schon", meint die schmunzelnd. Ich frage, ob ich auch mitspielen darf.

Nun also eine Runde zu viert, ich bekomme gute Karten zum Start. Einige Aussetzer und +2 sind dabei. Es werden viele Richtungswechsel gespielt, die Runde dreht sich mal so rum, mal andersherum. Ich lege meine vorletzte Karte ab. Uno!
Es folgt eine +2 in Rot.
Anschließend eine +2 in Grün.
Zuletzt eine +4. Oh weia. "Gelb", meint die junge Frau...
...und ich lege grinsend meine gelbe +2 drauf.

So vergeht die Fahrt rasend schnell, in Naumburg verabschiedet sich der Rest. Die Familie will weiter mit der Burgenlandbahn nach Freyburg.

Ich bleibe noch ein paar Minuten länger drin und verlasse den Hamster erst in Bad Sulza, denn der RE hält nicht in Großheringen. Das ist für die Anschlusssituation zur Pfefferminzbahn natürlich extrem kontraproduktiv. Gut 500 Meter beträgt der Übergang zum Hp Bad Sulza Nord an der Pfefferminzbahn. Da ich ohnehin mein Fahrrad dabei habe, suche ich gleich nach einer passenden Fotostelle, werde aber nicht so recht fündig und erlege 642 562 von der Westfrankenbahn unweit von Großheringen. Leider ist inzwischen vom blauen Himmel nicht mehr die geringste Spur zu sehen.
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Da der Triebwagen nun eine gut einstündige Pause hat, bleibt mir noch ein wenig Zeit, mich in der Nähe umzuschauen.
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ICE S passiert den Lokschuppen Großheringen, links ist der Signalgarten sichtbar.

Ein Abelliohamster in der tristen Herbstlandschaft
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Nur die RB von/nach Halle stellt den Anschluss an die Pfefferminzbahn her.
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Schließlich wird der Desiro für die Rückfahrt bereitgestellt.
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Außer mit warten noch vier Fahrgäste auf den Zug, zwei verlassen ihn schon in Bad Sulza Nord wieder, Auerstedt passieren wir ohne Halt und die anderen beiden steigen zusammen mit mir in Eckartsberga aus. Der Triebwagen rollt fahrgastlos weiter Richtung Sömmerda.

Die komplette Strecke der Pfefferminzbahn gehört der Thüringer Eisenbahn, es findet noch regelmäßiger Güterverkehr, vorwiegend Getreidetransporte, statt.

Die Strecke verläuft mit wenigen Bögen durch die leichte Hügellandschaft, erlaubt überwiegend 80 km/h und bietet meiner Ansicht nach keine besonders spektakulären Ausblicke.

Sehr ortsfern liegt der Bf Eckartsberga, welcher auch touristisch interessant sein könnte. Er befindet sich an der tiefsten Stelle der Straße.
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Knapp 2 km und einen kleinen Aufstieg entfernt trotzt die Eckartsburg Wind und Wetter. Nicht gerade zu meiner Freude fallen auch schon die ersten Tropfen.
Vom Turm kann man den Blick schweifen lassen.
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Bei leichtem Regen und mit kräftigem Gegenwind komme ich nicht so flott voran wie erhofft, sodass ich die nächste Zugleistung nach Sömmerda verpasse.
Bei dem Wetter wollen nicht mal die Hühner ins Freie.
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Da der Regen eher an Stärke zulegt, beschließe ich, von Buttstädt mit dem nächsten Zug wieder nach Großheringen zurückzufahren.
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Danke an 146 225 für den Tipp, die Abbestellung Buttstädt – Großheringen hätte ich sonst ganz übersehen…
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Beitrag von 146225 »

Ich danke für die freundliche (und umfassende) Zugabe zu meinem Kurzreisebericht! :)
München kann jeder. Duisburg muss man wollen!
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Beitrag von Entenfang »

Heute möchte ich einen Kommentar zum INSEK Leipzig 2030 loswerden.

Immer wieder geistern die weiteren Tunnelpläne der Stadt Leipzig durch die Presse:
http://www.lvz.de/Leipzig/Lokales/Leipzig-...nbahn-und-Autos

Ein Tunnel für den MIV, einen für die Straßenbahn oder doch noch einen zweiten S-Bahn-Tunnel in Ost-West-Richtung, das ist hier die Frage.


Der Teil zum Verkehr beginnt ab S.245.

Darin heißt es:
Durch das Bevölkerungswachstum ist mit einer deutlich wachsenden Verkehrsmenge in der Stadtregion, einer daraus resultierenden Überlastung der Verkehrsinfrastruktur und
einer zunehmenden Umweltbelastung zu rechnen. Vor diesem Hintergrund setzt das Fachkonzept einen wesentlichen Schwerpunkt des kommunalen Handelns auf die Stärkung des Umweltverbundes, ein leistungsfähiges Verkehrsmanagement und eine deutliche Verbesserung der Angebotsqualität des Rad- und Fußverkehrs, des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV), weil diese Verkehrsträger besonders flächeneffizient bzw. besonders ressourcenschonend im Vergleich zu den uns heute bekannten Verkehrsmitteln des motorisierten Individualverkehrs (MIV) sind.
Als besonders kritisch gilt der Promenadenring, der eine vier- bis zehnstreifige Schneise rund um die Innenstadt zieht, hier am Goerdelerring.
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Durch die großen Parkhäuser direkt in der Innenstadt wird die Problematik noch verschärft. Zudem kostet einen ganzen Tag parken an einigen Stellen lediglich 5€ - für den Preis kann nicht mal eine Person mit dem ÖPNV hin- und zurückfahren.
Eine wichtige Maßnahme der letzten Jahre war die schrittweise Umsetzung der ebenerdigen Querungen des Promenadenrings.
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Die zahlreichen Fußgängerampeln schalten nur auf Anforderung – bzw. zwei Minuten nach der Anforderung. Und die Aufstellflächen neben den Gleisen reichen manchmal kaum für ein Fahrrad.

Und es bleibt genügend zu tun, wie hier zwischen Augustusplatz und Wilhelm-Leuschner-Platz
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Übrigens ist das Radfahren auf dem Promenadenring generell verboten – dafür gibt es ja attraktive Alternativrouten, oft gemeinsam mit Fußgängern und kleinen Hürden.
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Darüber hinaus sind ca. 500 km Wege in Grünanlagen und Wäldern für den Radverkehr nutzbar.
…welche überwiegend nicht beleuchtet sind.

Das starke Bevölkerungswachstum bringt das ÖPNV-Netz zunehmend an seine Kapazitätsgrenzen, womit Unpünktlichkeit und Attraktivitätsverluste verbunden sind. Derzeit stagniert der ÖPNV-Anteil im Modal Split bei 17,6 %. In den Stadtrandgebieten spielt der ÖPNV mit einem 10-prozentigen Anteil eine nachrangige Bedeutung, was u. a. auch an der geringeren Siedlungsdichte liegt, bei der attraktive ÖPNV-Angebote nur schwer wirtschaftlich zu betreiben sind.
Der Bereich Goerdelerring – Hbf ist zwar durchaus leistungsfähig für die Tram ausgebaut und ermöglicht durch vorgezogene Weichen oder mehrgleisiges Aufstellen vor den LSA eine hohe Durchlassfähigkeit bei begrenzter Freigabezeit.
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Doch selbst die am Hbf angelegte Dreifachhaltestelle (2x Tram und 1x Bus) reicht in Spitzenzeiten gelegentlich nicht aus, um dem Verkehrsaufkommen Herr zu werden.
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Ein weiterre Punkt des Attraktivitätsverlust ist und bleibt meiner Ansicht nach die fehlende Klimaanlage. Immerhin sind die NGT12 und die NGT10 mit diesem Luxus ausgestattet, die nagelneuen Urbinos aber nicht.

Auf S.255 ist daher in den vorgesehenen Maßnahmen
Neuorganisation des ÖPNV auf dem Innenstadtring, Kapazitätserweiterung des zentralen ÖPNV-Drehkreuzes am Hauptbahnhof
genannt. Leider wird kein konkreter Lösungsvorschlag aufgezeigt.


Des Weiteren findet sich dort der Punkt
Vereinfachung Ticketzugang
Auch dazu nichts Konkretes, zum Status Quo kann ich nur sagen, dass die stationären Automaten längst nicht an jeder Tramhaltestelle anzutreffen sind, viel zu häufig überhaupt kein Wechselgeld vorrätig haben oder extrem benutzerunfreundlich sind.
Aber wo liegt das Problem, schließlich gibt es ja auch Fahrkarten beim Busfahrer oder am Automaten in der Tram. Nur blöd, dass diese nur Münzen akzeptieren, worauf beim Zustieg freundlich hingewiesen wird. So wurde ich schon mehrfach zum Graufahren gezwungen, weil ich keinen Fahrschein kaufen konnte.
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Da kommen doch die neuen Automaten gerade recht. Verbesserte Bedienoberfläche und Möglichkeit zur Kartenzahlung – oh, Moment. Wechselgeld war in dem Fall übrigens ebenfalls nicht vorhanden.


Auf S.257 findet sich der Punkt
Verbesserung Abgasstandards, u. a. der Busse im ÖPNV mit Fokus „Elektrobus“
Da entbehrt es doch nicht einer gewissen Ironie, dass ausgerechnet auf dem weitgehend identischen Streckenverlauf zur heutigen Buslinie 89, deren Umstellung auf Elektrobusse bisher erfolglos blieb, erst im Jahr 1999 die dort verkehrende Tramlinie 24 eingestellt wurde.
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Beitrag von Entenfang »

Rund 3/4 aller Fahrgäste im ÖPNV Leipzig werden mit der Straßenbahn befördert.
https://www.google.de/url?sa=t&rct=j&q=&esr...1HDUr-yF0xHrjgZ ; S.2

Dabei sind mir im Wesentlichen zwei Problemfaktoren aufgefallen:
1. Der geringe Anteil besonderer Bahnkörper, sodass die Tram oft im Stau steht oder durch Linksabbieger behindert wird.
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2. Die geringe Wirksamkeit der Vorrangschaltung, wodurch sehr ungleichmäßige Zugfolgezeiten mit dementsprechend ungleichmäßigen Füllungsgraden auftreten.
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Dieser Effekt wird durch die unterschiedlichen Gefäßgrößen noch verstärkt. Während ein NGT8 lediglich 141 Fahrgästen Platz bietet, fasst ein Tatra-Großzug 219 und ein NGT12 gar 265 Personen (angenommen 4 P/m2).

Das Leipziger Straßenbahnnetz ist radial auf die Innenstadt ausgerichtet und deckt einen großen Teil des Siedlungsgebietes ab. Die Linien werden zur Hauptverkehrszeit an Werktagen im 10-min-Takt, sonst im 15-min-Takt bedient. Die LVB-Fahrzeugflotte wird schrittweise modernisiert und mit zusätzlichen barrierefreien Fahrzeugen ausgestattet. 2015 konnten 97 % der Fahrten werktags mit barrierefreien Niederflurfahrzeugen ausgeführt werden. Am Wochenende können bereits alle Fahrten mit Niederflurfahrzeugen bedient werden.
Seit Ende 2015 gibt es als große Neuerung Takt 10 bei (fast) allen Tramlinien, sodass dasselbe Angebot wie unter der Woche gefahren wird.

Wie die barrierefreien Fahrten gezählt werden, ist mir nicht bekannt. Jedenfalls gehe ich davon aus, dass weder diese Fahrzeuge noch diese Haltestellen gemeint sind. Samstags sind jedenfalls zahlreiche artreine Tatrakurse im Einsatz.
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Im Zuge der geplanten Qualifizierung des S-Bahn-Angebotes werden weitere Haltepunkte ergänzt sowie barrierefrei umgebaut und die Verknüpfungen zu den anderen Verkehrsträgern verbessert.
Auch wenn sich bei der S-Bahn einiges getan hat, liegt immer noch eine relativ schlechte Verknüpfung mit anderen Verkehrsmitteln vor. Insbesondere zur Tram sind die Umsteigewege oft lange.

Auch die Eröffnung des Citytunnels konnte noch nicht den großen Durchbruch beim Modal Split in der Stadt bringen.
https://www.leipzig.de/fileadmin/mediendate...adt-Leipzig.pdf S.9
An einem durchschnittlichen mittleren Werktag legen die Leipziger 3,6 Wege zurück. Bei prognostizierten ca. 150.000 zusätzlichen Einwohnern entspricht dies rund 540.000 (plus ca. 25 %) zusätzlichen Wegen pro Werktag. Aus heutiger Sicht ist eine Änderung der durchschnittlichen Verkehrsmittelwahl der Leipziger geboten. Andernfalls wäre durch eine Zunahme des Pkw-Bestandes von 30 bis 40 % bis 2030 nicht nur mit einer Verschärfung des Parksuchverkehrs zu rechnen, sondern auch mit erheblichen Stauerscheinungen und der Reduzierung der Durchschnittsgeschwindigkeit für alle Verkehrsmittel.
Gefahr erkannt, aber noch lange nicht gebannt. Denn leider stehen im INSEK keine konkreten Lösungsvorschläge drin. So gibt es in Leipzig völlig unverständlicherweise nahezu keine Parkraumbewirtschaftung.

Und kann man selbstgesteckte Ziele ernst nehmen, wenn das tatsächliche Verhalten nicht im Geringsten geeignet ist, diese auch zu erreichen?
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Die Anwohner in Stadionnähe haben die Schnauze voll davon, dass bei Fußballspielen ständig Gehwege zugeparkt werden, also könnte man ja mal Strafzettel verteilen, oder Herr Heinemann (vom Verkehrs- und Tiefbauamt)?
Gefordert wurde dort auch der Einsatz von Politessen während der RB-Spiele. Denn Falschparker würden ständig Gehwege zuparken. Heinemann erklärte, dass dies machbar wäre, aber vermutlich auch viele Anwohner treffen würde. Denn die kämen am Abend nach Hause und würden mangels regulärer Parkplätze ihre Autos vielleicht auch auf Gehwegen abstellen.
http://www.lvz.de/Leipzig/Lokales/Anwohner...h-der-Jahnallee


Auf S.265 findet sich zum Abschluss eine Übersichtskarte mit geplanten Maßnahmen im Bereich Verkehr. Einige Straßenzüge stehen bei der Sanierung auf dem Plan und für die Tram gibt es lediglich zwei wage Untersuchungsstrecken.
Dazu gehört die Streckenverlegung inklusive Verlängerung bis in den Ortskern Thekla. Dort sollen auch zwei neue S-Bahnstationen angelegt werden. Außerdem ist eine Verlängerung von Meusdorf nach Liebertwolkwitz vorgesehen. In den nächsten Jahren ist aber mit keiner Erweiterung des Leipziger Straßenbahnnetzes zu rechnen.


Alles in allem lautet mein Fazit:
Vom Ziel der künftigen Verkehrsplanung hat man recht konkrete Vorstellungen, nur leider findet sich gar nichts Konkretes, womit man die Ziele erreichen kann. Noch scheint der Leidensdruck nicht hoch genug zu sein und ich wette darauf, dass erstmal alles beim Alten bleibt und die Anzahl der Autos jedes Jahr zunehmen wird.


---


Abschließend noch eine Ergänzung zum Thema Graffiti, worüber wir bereits diskutiert hatten:

Auf S. 141 steht, dass die Stadt Leipzig jährlich 330.600€ zur Entfernung illegaler Graffiti ausgibt.

Doch vielerorts bleibt der Erfolg bescheiden.
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Deshalb tritt mancher Hausbesitzer die Flucht nach vorne an, indem er einfach selbst aktiv wird.
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Auch pflanzlicher Graffitischutz hat sich bewährt.
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Ein absolut genialer Tag für mich war der Bus- und Betttag. Denn der ist in Sachsen Feiertag (Hurra, ich habe frei!), aber er ist nur in Sachsen Feiertag (Hurra, der ÖPNV außerhalb Sachsens verkehrt nach Mo-Fr-Fahrplan). Da ließ ich glatt Bus und Bett links liegen und begab mich zur Überlandstraßenbahn Halle - Bad Dürrenberg.

Eine Fahrt über die 31 km lange Strecke von Bad Dürrenberg nach Halle-Kröllwitz dauert 91 min. und bietet zahlreiche Höhepunkte, von denen ich leider aufgrund der kurzen Tage im November nur eine sehr kleine Auswahl zeigen kann. Mo-Fr tagsüber vekehrt die Tram auf dem Überlandabschnitt ab Ammendorf im Takt 30, in der SVZ und am Wochenende nur im Takt 60.

Nachdem mich der RE pünktlich in Bad Dürrenberg abgesetzt hat, besteige ich nach kurzem Übergang den bereitstehenden MGT-K von Bombardier.
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Nett ist die Netzübersicht:
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Den ersten Stop lege ich in Kirchfährendorf ein.
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Der ICE über die Saalebrücke ist inzwischen (nahezu) Geschichte.
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Es folgt ein ziemlich gerader Überlandabschnitt, dem nach der Wende sogar drei Blocksignale verpasst wurden. Sie sind aber nicht mehr in Betrieb.
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699 zwischen Kröllwitz und Daspig
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653 am Krähenberg
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Anschließend führt die Strecke durch Leuna. Ein Kuriosum ist nicht nur die Gestaltung der Haltestelle Leunaweg...
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...welche gelegentlich den MIV zu Ausweichmanövern zwingt...
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...sondern auch die Fahrplangestaltung. Hier zweigt die Stichstrecke nach Merseburg Süd ab, welche von der Linie 5 mitbedient wird. Dies erfolgt jedoch tageszeitabhängig in unterschiedlicher Richtung. Morgens fahren die Bahnen direkt von Halle nach Bad Dürrenberg, mittags wechselt die Abfahrtsminute und die Bahnen fahren von Bad Dürrenberg direkt nach Halle. Die Bahnen der anderen Richtung verkehren mit Umweg über Merseburg Süd, am Leunaweg kann stets direkt umgestiegen werden.
Fahrplan Richtung Halle
Fahrplan Richtung Bad Dürrenberg

Ein bisschen Ostalgie ist auf diesem Abschnitt definitiv zu spüren.
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Es gibt viele verlassene Häuser, Müllhaufen und Graffiti.
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Beitrag von Entenfang »

Alle schauen zum Fuzzi
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Man beachte auch die Führung entgegen dem MIV.

11 Minuten später kehrt die Bahn zurück - Tunnelblick
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Ein paar Kilometer weiter überquert die Tram zwischen Merseburg und Schkopau die Bahnstrecke Halle - Großkorbetha.
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Ganz sachte traut sich die Sonne nachmittags hervor, während 650 die Schkopauer Kirche passiert
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Eine riesige, zweigleisige Wendeschleife zeugt von der einstigen Bedeutung der Haltestelle Bunawerke. Doch der Niedergang ist hier zum Greifen nahe.
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Das ehemalihe Klubhaus X50 ist dem Verfall preisgegeben. Dass das Gebäude denkmalgeschützt ist, hat bisher nicht unbedingt bei der Suche nach einem Investor geholfen.

Und schließlich wagt sich doch zu guter Letzt noch die Sonne hindurch...
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Der folgende Abschnitt der Linie 5 wird nochmal richtig überlandig und führt durch einen Wald. Das monströse Betonbauwerk, welches dann den Blick an der Stadtgrenze zu Halle versperrt, ist die Saale-Elster-Talbrücke der VDE 8.2.

Weiter gehts zum südlichen Endpunkt der Linien 1 und 16 am Rande des Plattenbauviertels Beesen.
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2 Kurse der Linie 1 sind werktags mit Tatra-Großzügen besetzt - danke an Metrotram für den Tipp!
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Beitrag von Entenfang »

Während ich mich allmählich auf den Weg in die Innenstadt mache, lege ich nochmal einen Zwischenstop an der Kurt-Tucholsky-Str. ein.
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Der Grundtakt der Linien beträgt 15 min. Durch die zahlreichen Überlagerungen in der Innenstadt verkehren die Bahnen im dichten Takt durch die Fußgängerzone.
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Und ein Abschiedsbild in Bahnhofsnähe, ehe ich mich auf den Rückweg nach Leipzig mache.
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Lobedan
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Beitrag von Lobedan »

Halle hat einen in meinen Augen wirklich interessanten und durchaus attraktiven Straßenbahnbetrieb. Die Stadt hat nach der Wende erheblich Einwohner verloren und das sieht man bis heute an den erhaltenen überdimensionierten Strukturen, die nur nach und nach kleinsaniert werden. Die Netzpläne mit den leuchtenden Linienverläufen in den Wagen sind eine tolle Idee, die leider keine Schule gemacht hat.

Im Sommer 2010 hatte ich dort einen 14-tägigen Zivildienst-Lehrgang. 35 Grad Hitze, daher meist schon ab mittags frei, sodass ich mit der inklusiven Wochenkarte ausgiebig das Netz erkunden konnte. In Beesen lernten wir damals den Umgang mit Rollstuhlfahrern bei fehlender Barrierefreiheit (vulgo: mehr Löcher als Gehweg), die alten Damen aus dem Pflegeheim dort erzählten so einiges über die früheren Zeiten und wie sehr sie der Niedergang schmerzt.
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Beitrag von Entenfang »

Inzwischen habe ich die Netzbefahrung des Leipziger Tramnetzes abgeschlossen und die nebenbei entstandene bildliche Dokumentation soll euch natürlich auch teilhaben lassen.

Beginnen wir im äußersten Westen Leipzigs, in Lausen-Grünau. Es handelt sich um ein typisches Plattenbauviertel am Stadtrand, welches durch drei Ost-West-Achsen an das Stadtzentrum angebunden wird. Die nördliche und südliche Achse übernimmt die Tram, mittendurch verkehrt die S1 im Takt 30.

Am Endpunkt Lausen befindet sich eine abgezäunte Abstellanlage, die gleichzeitig auch als Wendeschleife dient. Ein Pausenraum ist hier ebenfalls vorhanden.
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Nur ein kurzer Fußweg von hier entfernt befindet man sich am Kulkwitzer See.
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Zwei Stationen weiter an der Krakauer Straße begegnet uns stadteinwärts 2132 samt Anhängseln...
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...und stadtauswärts 1146 samt Anhängsel.
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Noch eine Station weiter bekommt die Linie 1 Verstärkung, ab hier verkehrt zusätzlich die Linie 2, welche in der großzügigen Wendeschleife Grünau-Süd endet.
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Ganz so viel Betrieb herrscht hier normalerweise nicht, nur für etwa 2 Wochen wendete hier zusätzlich die Linie 3 wegen Bauarbeiten auf dem Stammlinienweg. Es sei angemerkt, dass sieben Haltestellen zusätzlich zu den Linien 1 und 2 durch die Linie 3 angefahren wurden, um den SEV-Einsatz möglichst kurz zu halten. Nicht nur der dichte Takt, sondern auch der bunte Fahrzeugeinsatz lockte mich an diesem sonnigen, aber kalten Dezembervormittag an die Strecke.

Nur wenige Schritte sind es zur Haltestelle Ratzelbogen, wo uns erneut der stadtwärts fahrende 1146 samt Anhänger...
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...gefolgt von 5003...
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...und in landwärtiger Richtung 1345 begegnet.
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Beitrag von Entenfang »

Weiter stadteinwärts treffen wir erst 1342, der seinerseits einen Tatra-Großzug trifft...
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...sowie den solo verkehrenden 1112.
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Stillleben am Rande von Grünau, welches immer wieder als Problemviertel bezeichnet wird
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NGT8 trifft Tatra-Großzug an der Schönauer/Ratzelstr.
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Eine Haltestelle weiter folgt ein Wendehammer. Man hat sich also bewusst dagegen entschieden, die Linie 3 bereits hier wenden zu lassen. Ich würde sagen, dass diese Denkweise ein wesentlicher Unterschied zu München darstellt.

Wiederum eine Haltestelle weiter an der Kurt-Kresse-Straße (welch schöner Name) gibt es ein seltenes Beispiel für eine überfahrbare Kap-Haltestelle mit MIV in beiden Richtungen. Auf der Straße ist aber nicht viel los.
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Dreht man sich um 90°, entdeckt man 2123, der die Brückenreste eines stillgelegten Anschlussgleises passiert.
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Von hier ist es übrigens nur ein kleiner Fußweg zum Eisenbahnmuseum Plagwitz.

Ein bisschen weiter wäre der Fußmarsch dagegen bis zu dieser Fotostelle nördlich des Bahnhofs Großzschocher (allerdings ohne Personenzughalt).
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Am BÜ wird dafür selbstverständlich Reichsbahntechnik vom Feinsten geboten.

Doch kehren wir zurück zur Straßenbahn. Eine der wohl am häufigsten (nicht unbedingt geplant) von mir aufgesuchten Fotostellen ist die Brücke der Antonienstraße über die Bahnstrecke Leipzig - Zeitz.
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Ein Lückenschluss zur nördlichen Ost-West-Straßenbahn in Grünau ist seit Längerem in Planung, es gibt allerdings keine konkreten Umsetzungspläne.

In landwärtiger Richtung ist 1342 unterwegs
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Interessant ist hier die Lage der Linksabbieger links der Straßenbahn. Eigentlich ist das ein schlechtes Beispiel, weil die Tram hier auch links abbiegt...

Ein umso besseres Beispiel zur Bevormundung und Volksverdummung ist dagegen dieser Hinweis.
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Die andere Rampe ist TSI-konform mit höchstens 6% Neigung und Zwischenpodesten alle 6 Meter. Das ist bei einem Weg, der in eine Industriebrache und zu Kleingärten führt, natürlich eminent wichtig :rolleyes:
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Beitrag von Entenfang »

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Eine leicht verunstaltete Hamsterbacke rollt vor der Kulisse von Plagwitz in den gleichnamigen Bahnhof. Ganz rechts im Bild gibt es ein schönes Beispiel, wie man nicht mehr genutzte Eisenbahnanlagen sehr attraktiv nutzen kann. Es gibt dort einen Abenteuerspielplatz, Kleingärten und ein Güterschuppen wurde zu einem sehr langen Reihenhaus umfunktioniert.

Eine Brücke weiter strebt die S1 Richtung Grünau und wird in Kürze an der Grünauer Allee halten.
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Plagwitz hat eine sehr aktive Graffitiszene.
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Das kann durchaus kunstvoll aussehen.
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Ich denke, der Spruch an der Brücke drückt die politische Einstellung vieler hier ansässiger ziemlich gut aus...

Im letzten Licht verlässt 1135 die Häuserschluchten von Plagwitz
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Beitrag von 146225 »

Nicht mit Graffiti zugekleisterte 1442/1443 zu finden, kann bei der S-Bahn Mitteldeutschland ganz schön schwierig sein, meiner persönlichen Erfahrung nach. Vergleichbar übel ist es übrigens mit der Regio-S-Bahn in Bremen, da gibt es auch kaum einen 440/441, an dem nicht mindestens eine Seite bzw. ein Wagenteil besprayt ist.
München kann jeder. Duisburg muss man wollen!
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Beitrag von Entenfang »

146225 @ 6 Jan 2018, 07:45 hat geschrieben:Nicht mit Graffiti zugekleisterte 1442/1443 zu finden, kann bei der S-Bahn Mitteldeutschland ganz schön schwierig sein, meiner persönlichen Erfahrung nach.
Wem sagst du das...


Setzen wir unsere Fahrt fort, erreichen wir die Haltestelle Adler, wo im Regelbetrieb die Linie 3 in Nord-Süd-Richtung kreuzt.
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Nun führt die Strecke weiter nach Schleußig. Dem Stadtbild, den Geschäften und Gastronomiengeboten nach zu urteilen wirkt es wie Prenzlauer Berg in Berlin. Graffiti tritt hier deutlich seltener auf als in Plagwitz. Ok, ich gebe zu, schlechtes Beispiel:
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Ehe wir die Fahrt durch die kürzlich sanierte Könneritzstraße Richtung Zentrum fortsetzen, machen wir einen kleinen Abstecher ins Grüne.

Im Naturschutzgebiet Elster- und Pleißeauewald zwischen Schleußig und Connewitz befindet sich der Wildpark Leipzig. Eines Abends gelang mir dieses Stimmungsbild mit Flutlichtbeleuchtung eines Fußballplatzes im Hintergrund.
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Idyllisch gelegen sind einige Häuser an der Weißen Elster.
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Und wir lassen Schleußig zurück.
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Am Rande des Clara-Zetkin-Parks verläuft die Strecke idyllisch durch den Wald
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Doch auch abseits der Gleise ist der Park sehenswert.
Ein Pavillon mitten im Grünen
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Der direkt angrenzende Johannapark bietet ein kleines Gewässer. Im Hintergrund die Lutherkirche.
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Schick finde ich auch die Brücke über den kleinen Teich
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Beitrag von Entenfang »

Obwohl der Turm des Neuen Rathauses und das City-Hochhaus die Skyline von Leipzig prägen und von viele Stellen aus sichtbar sind, ist es nicht ganz einfach, eine geeignete Fotostelle zu finden. Von der Brücke gelint mir das überraschend.
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Die namensgebende Person für den großen Park hat am Rande auch eine Statue, die sowohl tagsüber...
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...als auch bei Nacht sehenswert ist und wohl gerne von Passanten mit Ästen verziert wird.
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Clara Zetkin war eine Frauenrechtlerin und sozialistische Politikerin in der Weimarer Republik. In ostdeutschen Städten gibt es fast überall eine nach ihr benannte Straße.

Am Elstermühlgraben nähern wir uns dem Stadtzentrum entlang großzügiger Villen.
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Beitrag von Entenfang »

Heute widmen wir uns dem Nordast der Linie 9.

Dabei gilt zu beachten, dass sie am Hbf nicht am zentralen Umsteigepunkt hält...
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...sondern an der Westseite beim Hotel Astoria.
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Die Linien 10, 11 und 16 passieren die Haltestelle auf eigenen Gleisen ohne Halt.

Ein großes Problem der Gleisverbindung über den Promenadenring stellt vor allem in der staugeplagten Adventszeit die permanente Blockade der Gleise durch den MIV dar.
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Doch auch mit Blinklichtern ausgestattete Hinweistafeln konnten die deutschen Kraftfahrer nicht davon abhalten, bei Grün in die blockierte Kreuzung einzufahren. So konnten hier immer wieder muntere Rangierversuche und Gebimmel beobachtet werden.

Der typische "alte" Straßenquerschnitt, wie er in Leipzig auf den unmodernisierten Streckenabschnitten mit straßenbündigem Gleisverlauf häufig anzutreffen ist. Macht insbesondere als Radfahrer viel Spaß, auf löchrigem Kopfsteinpflaster zwischen Schiene und parkenden Autos Slalom zu fahren :rolleyes:
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Der hier sichtbare Streckenabschnitt in der besonders engen Kieler Str. mit Begegnungsverbot in der Kurve soll in die Mockauer und Tauchaer Str. verlegt werden. Dort gibt es ausreichend Flächen für einen besonderen Bahnkörper, außerdem wird das Wohngebiet besser erschlossen.

Abends an der Mockauer Kirche
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Ein kurzer eingleisiger Bogen, der allerdings neu signalisiert ist, gibt es auch im Angebot.
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Noch 75 Meter bis zur Endstation - 1113 nähert sich der Wendeschleife Thekla.
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1141 wendet
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Zusammen mit der Streckenverlegung soll die bisher in ungünstiger Randlage verendende Linie 9 weiter durch den Ortskern Thekla geführt werden. Auch dort wird die Trasse freigehalten. Letztlich handelt es sich um die einzige konkrete Planung für eine Erweiterung des Leipziger Tramnetzes.
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Beitrag von Entenfang »

Fahren wir wieder 3 Stationen zurück, treffen wir an der Post in Mockau auf die Wendeschleife der Linie 1. Im Verkehrsentwicklungsplan ist an der nahegelegenen Bahnbrücke ein S-Bahnhalt
für die S4 (Strecke nach Eilenburg) vorgesehen.
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Auf dem folgenden Abschnitt bis zum Bf Leipzig Nord fahren die Linien 1 und 9 gemeinsam. Wer dort mal auf die andere Seite der Bahngleise schauen möchte, landet in Eutritzsch.
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Benutzt man als Radfahrer die dort vorhandene Unterführung, sollte man das besser mit großer Vorsicht tun. Ich glaube kaum, dass es noch besser möglich ist, Unfälle baulich zu provozieren.
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Nun führt die Strecke nach Osten. Zu beachten ist, zwischen der Wendeschleife Schönefeld, Volbedingstraße und Mockau, Post die Linie 1 nur mit halber Häufigkeit verkehrt.
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Abgesehen von den zahlreichen Tatrakursen werden auf dem 1er unter der Woche NGT8 mit Beiwagen eingesetzt.

2166 befährt die Wendeschleife Schönefeld
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Das viele Grün ist keine optische Täuschung, ein langgestreckter Park führt von Bahnhofsnähe entlang der Parthe bis nach Thekla.

2173 an der Volbedingstraße, im Hintergrund die Gedächtniskirche Schönefeld
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2102 am Rathaus Schönefeld
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Weiter geht es durch die relativ enge Ossietzkystraße. Durch die hohe MIV-Belastung kommt es auf der Linie 1 immer wieder zu größeren Verspätungen und vorzeitigen Wenden.
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Am Wochenende sind die NGT8 in der Regel ohne Beiwagen unterwegs.
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Ab der Löbauer Straße gibt es eine im Luftbild deutlich sichtbare Trassenfreihaltung für eine Neubaustrecke in das Entwicklungsgebiet Nordost.

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In Gegenrichtung ist 1146 trotz des Samstags mit Beiwagen unterwegs - der Fahrzeugeinsatz ist in Leipzig stets überraschend und äußerst abwechslungsreich.
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Beitrag von Entenfang »

In stadtauswärtiger Richtung hält 2117 an der Stöckelstraße,...
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...während 2176 ebendort in stadteinwärtiger Richtung fährt.
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2107 nähert sich dem Stannebeinplatz, im Hintergrund die Heilig-Kreuz-Kirche
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Nun wird die Bahnstrecke Leipzig Hbf - Borsdorf überquert.

Dabei erwische ich einen rein hochflurigen Tatra-Tripel...
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...wie auch einen NGT8 mit Bw...
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...und nicht zuletzt einen Tatra-Großzug.
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Von der Brücke lohnt sich durchaus ein Blick in die Ferne.

An einem sehr windigen Herbsttag rollt ein Lint, dessen ursprüngliche Herkunft am verblichenen Lack noch unschwer zu erkennen ist, Richtung Leipzig Hbf.
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Auch der RE 6 trotzt dem Wind und nähert sich gut hörbar
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Auch der Blick Richtung westliche Innenstadt ist empfehlenswert.
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Nach wenigen Hundert Metern erreichen wir die Eisenbahnstraße und treffen auf die Linien 3 und 8. Wer denkt, dass nur in Rabat Straßenbahnen durch den Basar fahren, der irrt.
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Beitrag von Entenfang »

Lassen wir die Eisenbahnstraße zunächst links liegen (wir werden zu einem späteren Zeitpunkt zurückkehren) und gehen ein wenig auf Spurensuche. Dazu eignet sich die Buslinie 70 sehr gut, die eine wichtige Tangente vom Süden über den Osten in den Norden der Stadt darstellt und das streng radial ausgerichtete Tramnetz ergänzt.

Von der gezeigten Kreuzung Hermann-Liebmann-Str./Eisenbahnstr. führte einst die Osttangente durch die Hermann-Liebmann-Straße nach Reudnitz. Die Gleisreste sind noch nahezu durchgängig vorhanden.
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Rechts im Bild übrigens der Stadtteilpark Rabet, welcher gleichzeitig als Sportplatz der angrenzenden Schule dient und daher einen 1000 Meter langen Rundweg aufweist.

Die Gleisreste einige Meter weiter (Vorsicht, fiese Radfahrerfalle).
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Aus Reudnitz führen die Gleise der Linie 4 weiter nach Süden, ehe dann ein kurzes Stück Betriebsstrecke bis zum Technischen Rathaus folgt, welches aber täglich in der HVZ durch die Linie 4E befahren wird. Anschließend folgt die Linie 70 den Gleisen der Linie 15 zur Naunhofer Straße nähe Völkerschlachtdenkmal. Auf den nächsten Hundert Metern ist die ehemalige Trasse nur noch als Grünstreifen zu erkennen, doch schon bald tauchen auf Höhe der Haltestelle "An der Tabaksmühle" wieder Gleise auf.
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Geradeaus existierte eine großzügige Wendeschleife, welche auf Google Street View noch gut zu sehen ist. Inzwischen ist sie teilweise beseitigt.

Die Osttangente führte weiter nach Westen, im Hintergund das Völkerschlachtdenkmal.
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Ab der Kreuzung Zwickauer Str./Richard-Lehmann-Str. sind die Gleise wieder befahrbar und bilden eine Betriebsstrecke von der Linie 16 nach Connewitz. Insbesondere die Brücke über die S-Bahn befindet sich aber in sehr schlechtem Zustand.
Dass der Abschnitt zwischen Connewitz und Völkerschlachtdenkmal nur noch durch den Bus bedient wird, ist nicht wirklich verwunderlich. Angesichts der weiten Brachflächen und einiger Autohäuser gibt es nicht viel an der Strecke. Höchstens das Panometer an der Altenburger Straße wäre zu nennen.

Sprung an den südöstlichen Rand von Connewitz. Hier wurde die letzte Streckenstilllegung im Dezember 2015 vollzogen und der Südast der Linie 9 nach Markkleeberg-West gekappt.
Wenige Hundert Meter und knapp 2 Jahre trennen die beiden Bilder voneinander.
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Wäre die Oberleitung nicht abgebaut, könnte man denken, die Strecke wäre noch betriebsfähig.

Ortswechsel nach Markkleeberg.
Lediglich die Gleiskreuzung des höhengleichen BÜ wurde entfernt, ansonsten stehen auch hier noch alle Oberleitungsmasten. Sogar das Wetter passt nahezu 1:1.
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Und zuletzt ein Blick auf die ebenfalls noch vollständige Wendeschleife Markkleeberg-West. Nur ein paar durch den Bus verursachte Löcher im Teer wurden notdürftig ausgebessert (Busbetrieb kostet ja schließlich keine Instandhaltung, nicht wahr?)

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Beitrag von Entenfang »

Wo wir schon in Markkleeberg-West sind, können wir noch einen kleinen Abstecher an den Cospudener See machen.

Wenig beeindruckt zeigen sich die beiden Schwäne von den qualmenden Schloten.
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Auch die Enten gehen ihrer Beschäftigung nach.
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Vom Aussichtsturm der Bistumshöhe schweift der Blick über den Yachthafen von Markkleeberg über die Plattenbauten von Lößnig bis zum Völkerschlachtdenkmal.
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In der Nähe liegt der Freizeitpark Belantis.
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Sprung nach Markkleeberg-Ost, wo die Linie 11 ihren südlichen Endpunkt hat. Auch hier stand die ab der Stadtgrenze eingleisige Strecke zur Debatte, scheint nun aber trotz des teilweise schlechten Gleiszustands gesichert zu sein.
1208 wendet - leider genau wie einst die Linie 9 in Markkleeberg-West - etwa 1 km vom Naherholungsgebiet Markkleeberger See entfernt.
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Auch die Umsteigezeiten zum Bus sind eher bescheiden.

Zumindest an diesem kalten Novembersonntag sind die NGT12 hier definitiv überdimensioniert. Übrigens kleines Fahrplankuriosum am Rande: Während Mo-Sa tagsüber nur jede zweite Bahn "grenzüberschreitend" verkehrt und damit ein Takt 20 angeboten wird, fahren abends und sonntags alle Bahnen bis zur Endstation und bilden damit Takt 15.

2130 hat den Wendevorgang beendet und rumpelt Richtung Leipzig.
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Eine Haltestelle weiter rollt 1229 in die Haltestelle Virchowstraße.
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An der Stadtgrenze befindet sich der Straßenbahnhof Dölitz.

2 Stationen weiter an der Friederikenstraße findet sich fotogener Altbau in beiden Richtungen.
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Beitrag von Entenfang »

Schließlich führt die Strecke nach Connewitz.
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An Graffiti und herumstehenden Zeug mangelt es in Connewitz nun wirklich nicht.
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Selbst die höchsten Bereiche der Häuser bleiben von Graffiti nicht verschont.
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In stadtauswärtiger Richtung ist 2172 unweit der Pfeffingerstraße unterwegs.
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Durch die Einstellug des Astes nach Markkleeberg-West verkehrt die Linie 9 im Süden nun parallel zur 11 bis zur Klemmstraße, wo eine eher ungünstige Umsteigesituation zum S-Bf Connewitz besteht.
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