Teilabschied von der Pfefferminzbahn
Von 146 225
dort ermuntert, mache ich mich eines schönen Sonntags auf den Weg zum Bahnhof. Ich besteige den Abellio-RE nach Erfurt. Im Vierer gegenüber sitzt eine junge Frau und drückt auf ihrem Handy herum. Eine Familie mit zwei Töchtern, 6 und 8 Jahre alt, steigen zu, kurz bevor sich der Triebwagen in Bewegung setzt. Der Vater mit der älteren Tochter nimmt die beiden Plätze gegenüber der Frau ein, die Mutter nimmt die Kleine auf den Schoß und setzt sich mir gegenüber.
Mama liest aus einem Buch vor, Papa packt die UNO-Karten aus und beginnt mit der Älteren zu spielen. Die junge Frau verfolgt das Spiel zunehmend aufmerksam, das Handy bleibt liegen. "Uno! Ich sage dir aber nicht, welche Farbe ich habe!", verkündet der Papa. Die Tochter ändert zwar nicht die Farbe, doch seine Karte passt trotzdem nicht.
"Uno!", ruft die Tochter voller Vorfreude und rudert wild mit den Armen herum. "Jetzt habe ich deine Karte gesehen. Die darfst du mir nicht zeigen", tadelt der Vater.
Nach mehreren Wendungen ist der Kartenstapel ist fast aufgebraucht, als er das Spiel für sich entscheiden kann.
Der Vater beginnt, den Stapel zu mischen, die junge Frau hat das Spiel ebenso verfolgt wie ich. "Sie wollen doch bestimmt mitspielen?", erkundigt sich der Vater. "Eigentlich schon", meint die schmunzelnd. Ich frage, ob ich auch mitspielen darf.
Nun also eine Runde zu viert, ich bekomme gute Karten zum Start. Einige Aussetzer und +2 sind dabei. Es werden viele Richtungswechsel gespielt, die Runde dreht sich mal so rum, mal andersherum. Ich lege meine vorletzte Karte ab. Uno!
Es folgt eine +2 in Rot.
Anschließend eine +2 in Grün.
Zuletzt eine +4. Oh weia. "Gelb", meint die junge Frau...
...und ich lege grinsend meine gelbe +2 drauf.
So vergeht die Fahrt rasend schnell, in Naumburg verabschiedet sich der Rest. Die Familie will weiter mit der Burgenlandbahn nach Freyburg.
Ich bleibe noch ein paar Minuten länger drin und verlasse den Hamster erst in Bad Sulza, denn der RE hält nicht in Großheringen. Das ist für die Anschlusssituation zur Pfefferminzbahn natürlich extrem kontraproduktiv. Gut 500 Meter beträgt der Übergang zum Hp Bad Sulza Nord an der Pfefferminzbahn. Da ich ohnehin mein Fahrrad dabei habe, suche ich gleich nach einer passenden Fotostelle, werde aber nicht so recht fündig und erlege 642 562 von der Westfrankenbahn unweit von Großheringen. Leider ist inzwischen vom blauen Himmel nicht mehr die geringste Spur zu sehen.
Da der Triebwagen nun eine gut einstündige Pause hat, bleibt mir noch ein wenig Zeit, mich in der Nähe umzuschauen.
ICE S passiert den Lokschuppen Großheringen, links ist der Signalgarten sichtbar.
Ein Abelliohamster in der tristen Herbstlandschaft
Nur die RB von/nach Halle stellt den Anschluss an die Pfefferminzbahn her.
Schließlich wird der Desiro für die Rückfahrt bereitgestellt.
Außer mit warten noch vier Fahrgäste auf den Zug, zwei verlassen ihn schon in Bad Sulza Nord wieder, Auerstedt passieren wir ohne Halt und die anderen beiden steigen zusammen mit mir in Eckartsberga aus. Der Triebwagen rollt fahrgastlos weiter Richtung Sömmerda.
Die komplette Strecke der Pfefferminzbahn gehört der Thüringer Eisenbahn, es findet noch regelmäßiger Güterverkehr, vorwiegend Getreidetransporte, statt.
Die Strecke verläuft mit wenigen Bögen durch die leichte Hügellandschaft, erlaubt überwiegend 80 km/h und bietet meiner Ansicht nach keine besonders spektakulären Ausblicke.
Sehr ortsfern liegt der Bf Eckartsberga, welcher auch touristisch interessant sein könnte. Er befindet sich an der tiefsten Stelle der Straße.
Knapp 2 km und einen kleinen Aufstieg entfernt trotzt die Eckartsburg Wind und Wetter. Nicht gerade zu meiner Freude fallen auch schon die ersten Tropfen.
Vom Turm kann man den Blick schweifen lassen.
Bei leichtem Regen und mit kräftigem Gegenwind komme ich nicht so flott voran wie erhofft, sodass ich die nächste Zugleistung nach Sömmerda verpasse.
Bei dem Wetter wollen nicht mal die Hühner ins Freie.
Da der Regen eher an Stärke zulegt, beschließe ich, von Buttstädt mit dem nächsten Zug wieder nach Großheringen zurückzufahren.
Danke an 146 225 für den Tipp, die Abbestellung Buttstädt – Großheringen hätte ich sonst ganz übersehen…