Nicht nur ÖPNV in und um Leipzig

Eure Reportagen und Reiseberichte finden hier ihren Platz, gerne auch Bilder abseits von Gleisen
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Entenfang
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Beitrag von Entenfang »

Da aus dieser Ecke von mir im Laufe der nächsten Zeit mehr zu erwarten ist, spendiere ich mir mal einen neuen Thread.

Leipzig, inzwischen klar vor Dresden die größte Stadt Sachsens und die prozentual am stärksten wachsende Großstadt Deutschlands (ja, sogar vor München!) bietet dem geneigten Freak viel Lohnenswertes.

Freut euch auf:

Parkeisenbahn
"Kannst du nicht mal ein bisschen Dampf machen?"
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Ausblicke
Leipzig ist eine ziemlich flache Stadt. Doch bei genauerem Hinsehen entdeckt man doch den einen oder anderen Aussichtspunkt.
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Straßenbahn
Das eingesetzte Rollmaterial der LVB ist vielfältig und abwechslungsreich. Daher ein kurzer Überblick:

Auch wenn das Ende der Hochflurer schon vor Jahren verkündet wurde, sind die Wagen - auch angesichts steigender Einwohnerzahlen - unverzichtbar. Unter der Woche werden sogar auf Verstärkerlinien und -kursen reine Hochflurfahrzeuge eingesetzt. Hier eine T4D-Dotra vor dem Rathaus.
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Um Barrierefreiheit herzustellen, ohne die Tatras komplett abstellen zu müssen, verkehren Großzüge i.d.R. mit niederflurigen NB4-Beiwagen von Bombardier.
Eine der Motivklassiker, der sich zu nahezu jeder Tageszeit lichttechnisch umsetzen lässt, ist der viel befahrene Bahnhofsvorplatz.
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Die NGT8 von Adtranz stellen die 1. Generation Niederflurbahnen in Leipzig. Da sie dem Fahrgastaufkommen nicht immer gewachsen sind, wurden sie nachträglich für den Einsatz mit den NB4-Beiwagen ausgerüstet. 1116 am Waldplatz.
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Es folgten die Leoliner aus lokaler Produktion beim Hersteller Heiterblick. Das Leipziger Tramnetz bietet zahlreiche Betriebsstrecken, die nur bei Umleitungen regelmäßig befahren werden. Im Juli fand der Umstieg zum von den Dresdnern gestellten SEV am Btf. Leutzsch statt. Derartige Umleitungen sorgen natürlich immer für ein erhöhtes Fuzziaufkommen.
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Ein Vertreter der 45 m langen NGT12-LEI von Bombardier trifft in Reudnitz, Koehlerstraße auf einen nagelneuen NGT10-XL von Solaris. Mit der Auslieferung der Wagen sollen einige Tatras ausgemustert werden.
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Bus
Absolut nicht problemlos verlief der Start der Elektrobuslinie 89, die durch die Innenstadt verkehrt. Bis heute verkehren dort überwiegend Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren.
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S-Bahn
Die junge S-Bahn Mitteldeutschland bietet mit den silbernen Fahrzeugen leider eine attraktive Basis für Sprayer. Insofern bin ich ganz glücklich darüber, dass ich Sonne und Graffitifreiheit in einem Bild bekommen habe. Der Tw überquert gerade die Luppe.
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Zurückgelegte Strecke: 28.430 km - Planmäßige Gesamtreisezeit: 18,3 Tage - Gesamtverspätung (analog FGR): 1436 min - Planmäßige Reisegeschwindigkeit: 65 km/h - Durchschnittliche Fahrzeitverlängerung aufgrund von Verspätung: 5,5% - Fahrtkosten: 8,9 Cent/km - Anschlussquote (alle Anschlüsse einer Verbindung mit min. 1 Umstieg erreicht): 84,1%
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Beitrag von 146225 »

Na dann freue ich mich doch schon auf all das, was es da zu sehen geben wird! :)
München kann jeder. Duisburg muss man wollen!
Bayernlover
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Beitrag von Bayernlover »

Toll, danke! Du bist doch nicht etwa Dresden untreu geworden...?
Für mehr Administration. Gegen Sittenverfall. Für den Ausschluss nerviger Weiber.
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Beitrag von Entenfang »

Bayernlover @ 19 Sep 2017, 07:37 hat geschrieben:Toll, danke! Du bist doch nicht etwa Dresden untreu geworden...?
Ich sags mal so: Ich bin aus der Stadt mit den ganzen rechten Spinnern geflohen...


...und in einer Stadt mit rechten und linken Spinnern angekommen. :ph34r:


Schon 1 Woche vergangen und ich habe vor lauter Bildmaterial aufnehmen immer noch nichts gezeigt. Das muss sich ändern.


"Entschuldigung, darf ich mal fragen, was ihr da fotografiert? Da waren gestern schon so viele unterwegs."

Aber sicher. Für rund zwei Wochen wurden die Linien 10 und 11 wegen Bauarbeiten am Chausseehaus über die Betriebsstrecke durch die enge und sehr fotogene Menckestraße umgeleitet. Mit Zetteln an den Haustüren wurden die Anwohner im Vorfeld darauf aufmerksam gemacht, ihre Kraftfahrzeuge doch bitte ordnungsgemäß abzustellen.

Gleich zu Beginn begegnet mit 1206
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Lichttechnisch ist die enge Straße nicht ganz simpel und der fortschreitende September tut sein Übriges. Praktischerweise kommt das Licht aber erst nach Feierabend in die richtige Stellung.
1210
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1110
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1221
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2134 samt Anhängsel
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und 1230.
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Man beachte die für den MIV nicht signalisierte eingleisige Strecke durch den besonders engen Teil. Manch einer wurde zum Einlegen des Rückwärtsgangs gezwungen. Man muss allerdings dazu sagen, dass die Strecke normalerweise nicht befahren wird.
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Es begegnen uns 1208...
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...und 1233.
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Am letzten Tag der Umleitung wollte sich die Sonne nicht mehr zeigen, sodass Bilder bei gleichmäßiger Nicht-Ausleuchtung möglich waren.
2111 samt Anhängsel
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Beitrag von Entenfang »

...und 2151 samt Anhängsel.
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Beitrag von Bayernlover »

Sehr schön :-)
Für mehr Administration. Gegen Sittenverfall. Für den Ausschluss nerviger Weiber.
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Beitrag von Entenfang »

Und wir setzen den Bilderbogen derselben Umleitung fort, werfen allerdings einen Blick auf die Route der Linie 16.

1215 passiert den seit 2016 nur noch zu Abstellungen genutzten Btf. Wittenberger Str.
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1327
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...und 2139 an der Dessauer Str. In dieser Ecke der Stadt gibt es zahlreiche verfallene Gebäude und Industrieanlagen. Zahlreiche Gleisreste deuten auf das einst umfangreiche Anschlussgleisnetz hin, welches auch Kreuzungen mit der Tram aufwies.
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Setzen wir die Fahrt entlang der Wittenberger Str. fort. 1217 befährt diese eine Staubwolke zurücklassend.
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1202...
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... und 2168 an der Theresienstr.
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Nun ist es nicht mehr weit bis ins Eutritzscher Zentrum, wo die Betriebsstrecke wieder auf den üblichen Linienweg stößt. Die straßenbündige Führung der Betriebsstrecke durch die staugeplagte Wittenberger Str. hat der Zuverlässigkeit der Linie 16 absolut nicht gutgetan.
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Beitrag von Entenfang »

Heute präsentiere ich einen Bilderbogen meines ersten Ausflugs nach Dessau.

Bahnen in der Bauhausstadt

Der erste Tagesausflug sollte mich zu einem relativ unbekannten Straßenbahnbetrieb in einer recht bekannten Stadt in den Tiefen Sachsen-Anhalts führen.

Doch zunächst gilt es auf der Hinfahrt nach Dessau einige Hürden zu überwinden. Ärgerlicherweise ist der Leipziger Hbf dank Bauarbeiten (mal wieder) für mehrere Tage nahezu voll gesperrt und viele Züge fahren erst ab Leipzig Messe. Dorthin kommt man mit der Tramlinie 16, die 19 Min. für die Strecke benötigt, die sich mit der S-Bahn in 6 Min. zurücklegen lässt. Trotz Taktverdichtung ist die Bahn ziemlich gut gefüllt, nicht zuletzt wegen des voluminösen Reisegepäcks.

Planmäßig wird der Messebahnhof erreicht und ein Fahrgaststrom ergießt sich auf den Bahnsteig. In diesem Los der S-Bahn Mitteldeutschland (dem mit den roten Türen, die aber auch von der DB betrieben werden) gibt es Automaten im Zug. Noch gilt ja mein Semesterticket bis Delitzsch.
Ich würde gerne von Delitzsch nach Dessau.
MÖÖÖP! „Ihre Verbindung enthält einen Verbundanteil und kann daher nur am Abfahrtsbahnhof gekauft werden.“
Also versuche ich mich eine Viertelstunde später noch einmal, als wir in Delitzsch halten. Mit etwas Mühe klappt es dieses Mal, aber welchen Zweck es haben soll, die Fahrkarte nur jetzt und nicht 15 Min. früher kaufen zu können, wird wohl mal wieder ein Rätsel im Tarifdschungel bleiben.

Der Infokiosk der Verkehrsbetriebe hat leider am Wochenende geschlossen und da Dessau verbundfreier Raum ist, werden noch 5€ für die Tageskarte fällig.
Eingesetzt werden im übersichtlichen Straßenbahnbetrieb von rund 12 km Streckenlänge zehn zweiteilige NGT6DE von Bombardier auf zwei Linien. Werktags verkehren beide Linien im Takt 15, sonntags im Takt 30. Kurz nach 20 Uhr ist Betriebsschluss.

Weit komme ich nicht, ohne eine Besonderheit zu entdecken. Derzeit werden die Gleise zwischen Hauptpost und Museum erneuert und die Bahnen verkehren dort mit verminderter Geschwindigkeit auf einem provisorischen Gleis mit einem Kies-Sand-Erde-Oberbau.
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Alle Wagen sind im bunten Werbekleid unterwegs, dessen Gestaltung mit überwiegend nicht zugesagt hat. Der in herbstlichen Farbtönen gehaltene 310 passiert das namensgebende Museum für Naturkunde und Volksgeschichte.
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Die große Kreuzung ist die reinste Zumutung für Fußgänger und den ÖPNV, denn die LSA weist eine Umlaufzeit von 180 s (!) auf. Welchen Zweck das samstags haben soll (und die Bahn dann eine Minute vor einer leeren Kreuzung an der Ampel steht), werde ich nicht verstehen. Die Ampelschaltung wird durch die Bahnen in keinster Weise beeinflusst und besonders hart trifft es die abbiegende Linie 3, welche eine durchschnittliche Behinderungszeit von 76 s (!) aufweist und damit wie auch die Fußgänger ein LOS F (Setzen, 6) redlich verdient hat…

Als Erstes fahre ich den Ast der Linie 1 nach Dessau Süd ab. Die Trasse verläuft zunächst auf besonderem Bahnkörper in Straßenmitte, später dann auf Schottergleis in Seitenlage. Im Juli 2016 wurde der Ast zur Kreuzbergstraße stillgelegt, scheint aber trotz noch vorhandener Oberleitung nicht mehr befahrbar zu sein.

Nach etwa einer Viertelstunde ist das südliche Ende erreicht und die wohlverdiente Pause von 15 Min. angetreten.
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Dementsprechend treffen sich in Wendeschleifennähe häufig zwei Fahrzeuge.
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Manchmal ergeben sich auch Glückstreffer…
Der Aufbauwagen aus 1948 trifft seinen mehr als 50 Jahre jüngeren Kollegen.
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Da musste ich natürlich gleich mit der nächsten Linienbahn vorfahren, um den Altwagen nochmal in der Nähe der Verkehrsbetriebe abzupassen.
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Die Gestaltung der Betriebshofzufahrt ermöglicht zwar eine Fahrt auf dem Gegengleis, es gibt aber keine weiteren Gleiswechsel im Netz.
90450

Ob die Katze wohl ebenfalls nach dem Altwagen Ausschau hält?
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Als Nächstes rollt mir 308 vor die Linse.
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Ein weiterer Zufallstreffer an der Wasserwerkstraße zeigt das neue Plusbuskonzept der NASA mit historischen Fahrzeugen, die Direktverbindungen nach Berlin anbieten.
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Wenig später folgt der auffällige 307, im Hintergrund der Alte Wasserturm.
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Die Haltestellen ermöglichen keinen ebenen Einstieg in die Fahrzeuge.
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Beitrag von Entenfang »

Auch der Aufbauwagen kann auf Einrückfahrt erlegt werden.
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Wieder zurück am Museum besteht direkter Übergang zur Linie 3, einer Neubaustrecke um die Jahrtausendwende.
308 an der Robert-Bosch-Straße
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Die Strecke bindet einige wichtige Orte an, z.B. Berufsschule, Krankenhaus und ein großes Wohngebiet. Es gibt einen etwa 500 m langen eingleisigen Abschnitt entlang einer 30er Zone.

Ein kurzer Abschnitt weist sogar Überlandcharakter auf.
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Hier wird ein grundsätzliches Problem der Stadt deutlich – obwohl sie nur rund 70.000 Einwohner (ohne das eingemeindete Roßlau) hat, erstreckt sie sich über ein großes Gebiet mit sehr vielen Freiflächen. Das ist natürlich für die ÖPNV-Erschließung äußerst nachteilig.

Und damit es in den angrenzenden Kleingärten nicht so quietscht, gibt es eine Spurkranzschmierung.
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Obwohl es sich um einen ziemlich engen Normalspurbogen handelt, sind die Bahnen nahezu geräuschlos unterwegs.

Gewendet wird in einer großen Häuserblockschleife, die in Zoberberg Mitte beginnt.
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Hier entdecke ich einen durchaus ansprechend sanierten Plattenbau.
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So, jetzt sollte ich so langsam den Rückweg zum Bahnhof antreten. Doch es kommt ewig keine Bahn stadtauswärts und damit kann auch keine stadteinwärts kommen. Mit übler Verspätung taucht dann schließlich eine auf und mir wird klar, dass ich wohl eine Stunde länger in Dessau bleiben werde, da an der Endstation nur 2 Min. Aufenthalt vorgesehen sind.
+10 stehen auf der Uhr, als ich endlich einsteigen kann. Bei 9 Min. Übergangszeit zum Zug äußerst schlechte Voraussetzungen. Dank nicht existenter Vorrangschaltung stehen wir an jeder Ampel und warum man nicht Bedarfshaltestellen einführt (Haltewunschtaster gibt es ja), weiß ich auch nicht. An mehreren Stationen findet jedenfalls keinerlei Fahrgastwechsel statt.

Obwohl die böse Ampel am Museum gleich den Linksabbiegevorgang freigibt, reduziert sich die Verspätung nur um 1 Min. Die wird gleich wieder vertrödelt, da derzeit am Bahnhof von 2 Gleisen nur 1 benutzt werden darf. An den Bahnsteig passt nur 1 Bahn und die Halteposition ist so gewählt, dass man aus dem zweiten Fahrzeug auch nur ins Gebüsch aussteigen könnte. Nachdem die Fahrerin den Vorderkurs verständigt hat, können wir endlich vorziehen.
Doch es ist längst zu spät. Anstatt mich den saufenden jungen Leuten auf dem Vorplatz anzuschließen, fahre ich nochmal zurück, um für das Abendessen einzukaufen. Um den Sandfüllstand zu kontrollieren, muss der Fahrer die vorderste Sitzreihe in den Gang ziehen. Ich frage nach, was denn heute los war, da mir schon im Vorfeld ein ausgefallener Kurs aufgefallen war. Ein Verkehrsunfall war schuld und vor allem die Rettungskräfte, die ohne Not auf den Schienen geparkt hätten, erläutert er missbilligend.

Ein Abschiedsbild vor der um eine Stunde nach hinten verschobenen Rückfahrt auf dem mehrfach umgestalteten Bahnhofsvorplatz. Im Hintergrund eine neue Straßenbrücke über das Gleisvorfeld aus dem Jahr 2003, die den Verkehr durch die Innenstadt deutlich reduziert hat.
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Eine Eiche aus dem Jahr 1890 (nicht im Bild) hat nicht nur beide Weltkriege unbeschadet überstanden, sondern auch sämtliche Platzumgestaltungen.


Dessau hat mir als Stadt nicht zugesagt. Der Bevölkerungsrückgang ist nicht zu übersehen und die eher langweilige Architektur wechselt sich mit Brachflächen ab. Leider ist der kleine Straßenbahnbetrieb nicht gerade mit glücklichen Randbedingungen gesegnet. Eine funktionierende Vorrangschaltung könnte die Reisezeit deutlich verkürzen und die Abweichungen minimieren, denn nach der Wende wurde die Tram nahezu vollständig auf besonderen Bahnkörper verlegt und stadtbahnmäßig ausgebaut.
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Lobedan
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Beitrag von Lobedan »

Nichtsdestotrotz ein paar interessante Einblicke in einen Betrieb, der für mich viele Jahre lang nicht weit weg war und zu dem ich es dennoch nie geschafft habe. Danke dafür!
Und wenn sich ein derart kleiner Betrieb für die Erneuerung der Gleise zum Hauptbahnhof solch ein provisorisches Gleis leistet, dann kann es zumindest um die HVZ-Auslastung nicht so schlecht gestellt sein. Ich behaupte, dass viele auch deutlich größere Betriebe in der Situation lieber auf sehr dichten SEV gesetzt hätten.
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spock5407
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Beitrag von spock5407 »

Wow, tolle Maine Coon Kitty.
Stadtbahn für Regensburg , offizielle Projektseite der Stadt Regensburg
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Beitrag von Jogi »

Entenfang @ 29 Sep 2017, 22:47 hat geschrieben:Eingesetzt werden im übersichtlichen Straßenbahnbetrieb von rund 12 km Streckenlänge zehn zweiteilige NGT6DE von Bombardier auf zwei Linien.
Diese beide Linien führen vom "Hauptbahnhof" (wie die Stadtwerke die Haltestelle nennen) Richtung Süden und verzweigen sich schließlich weiter Richtung Süden in den Südwesten. Alle anderen Richtungen und Querverbindungen werden mit Bussen bedient -

was dazu führt (wie ich bei meinen Kurzbesuch für mich etwas überraschend feststellen musste), dass **die** Attraktion der Stadt nicht schienengebunden erreicht werden kann: das Bauhaus. Das ist zwar vom Bahnhof aus fußläufig noch gut erreichbar (etwa 1 km), andere Sehenswürdigkeiten verstreuen sich aber über die ganze Stadt. Will man neben dem eigentlichen Bauhaus noch die bekanntesten Gebäude sehen, muss man einmal weiter Richtung Norden, um zu den Meisterhäusern und dem Kornhaus zu kommen, und einmal ganz in den Süden fast bis zur Endstation der Linie 1 fahren, um zu den Laubenganghäusern, dem Stahlhaus und der Siedlung Törten zu kommen.
Zwar verbindet eine Museumslinie titulierte Buslinie diese und andere Stellen, aber auch die fährt nur stündlich mit einer Zweistundenlücke mittags.
Entenfang @ 29 Sep 2017, 22:47 hat geschrieben:Werktags verkehren beide Linien im Takt 15, sonntags im Takt 30. Kurz nach 20 Uhr ist Betriebsschluss.
Wobei danach noch bis nach 23 Uhr vier weitgehend parallele "Nachtfahrten" mit Bussen angeboten werden. Es gibt sogar einen täglichen Nachtverkehr zwischen 0 und 4 Uhr auf Rufbusbasis.

Das nur zur Ergänzung, dein Fokus liegt verständlicherweise auf der Straßenbahn.
Entenfang @ 29 Sep 2017, 22:48 hat geschrieben:Dessau hat mir als Stadt nicht zugesagt. Der Bevölkerungsrückgang ist nicht zu übersehen und die eher langweilige Architektur wechselt sich mit Brachflächen ab. [...]
Uhuhuh, der Bauhausstadt langweilige Architktur vorwerfen... :D

Ne, an sich weiß ich, kann ich nachvollziehen, was Du meinst: Die Kernstadt Dessau wirkt irgendwie zu groß und die Nachkriegsneubauten (Dessau war im Zweiten Weltkrieg u.a. Sitz der Junkers Werke und wurde bei Luftangriffen stark zerstört) wirken in der heutigen Zeit auch etwas eintönig bis übertrieben groß. Von der Zeit, als Dessau Hauptstadt des Herzogtums Anhalt wurde und war und mit der Industriealisierung anwuchs, ist wenig zu sehen und das Wenige, was noch steht, liegt über die ganze Stadt verteilt - nordöstlich des Bahnhofs etwa liegt der Park Georgium, in dem ein paar repräsentativere Bauten die Residenzzeit des 19. Jahrhunderts widerspiegeln. Als ein Beispiel dafür das Schloss Georgium:
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Das alles erzeugt lange Wege, die angesichts der Taktung (Busse an Wochenenden i.d.R. stündlich) und Linienverläufe (bis auf die Museumslinie Ausrichtung auf den Bahnhof) zumindest zu weiten Teilen zu Fuß zurückgelegt werden müssen. Von den Meisterhäusern (ganz rechts, hinter dem Baum, ist das Haus Gropius erkennbar) und der Trinkhalle (entworfen von Mies van der Rohe, eröffnet 1932, nach Abbruch der Mauer 2013/14 rekonstruiert)
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einigermaßen in der Nähe des eigentlichen Bauhauses bis zum historischen Arbeitsamt (entworfen von Walter Gropius 1927, gebaut 1928/29) mit seiner erkennbaren Eingangsstruktur damals nach verschiedenen Berufsgruppen vorsortierend im und dem Sheddach über dem öffentlichen Bereich
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kann der Weg bei verpasster Straßenbahn so lange werden, dass einem die Socken qualmen. Zu den Laubenganghäusern müsste man nochmal sieben oder acht Haltestellen mit der Straßenbahnlinie 1 weiter fahren und einige Querstraßen weiter laufen. Und das alles wohlgemerkt für die bekannteren Vertreter dieser Kunst- bzw. Architekturrichtung. Daneben gibt's natürlich noch weitere Sehenswürdigkeiten, von denen manche sogar mit der Straßenbahn erreichbar sind wie das Anhaltische Theater von 1938, wobei die Bühnentradition in Dessau bis ins 18. Jahrhundert reicht und als Hauptstadt natürlich zur Repräsentanz beitrug.
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Lange Rede, kurzer Sinn: Auch in Dessau gibt's schöne Ecken. Um sie als Städtetourist zu finden, braucht es einen Stadtplan, viel Zeit und ein gutes Zu-Fuß-Sein.

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Ansonsten vielen herzlichen Dank für den Bilderbögen in gewohnter Entenfang® -Qualität. Und auf weitere Leipzig-Bilder freu ich mich jetzt schon.

Es geht hoffentlich in Ordnung, wenn ich ein paar Bilder mit einbringe. Wenn nicht, einfach Bescheid geben.
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Beitrag von Trapeztafelfanatiker »

Entenfang @ 18 Sep 2017, 22:22 hat geschrieben: S-Bahn
Die junge S-Bahn Mitteldeutschland bietet mit den silbernen Fahrzeugen leider eine attraktive Basis für Sprayer. Insofern bin ich ganz glücklich darüber, dass ich Sonne und Graffitifreiheit in einem Bild bekommen habe.
Vielen Dank für die tolle Bilderserie.

Irgendwie hört sich dieser Absatz recht resignierend an. Kann man die Fahrzeuge denn nicht besser bewachen? Wie schafft man das denn in GB (zumindest bei meinen Aufenthalten nie was entdeckt und das in Metropolen).
Das alles wirft halt immer ein schlechtes Bild auf die Eisenbahn und schreckt potentielle Fahrgäste ab.
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Beitrag von Entenfang »

Lobedan @ 30 Sep 2017, 17:56 hat geschrieben:Und wenn sich ein derart kleiner Betrieb für die Erneuerung der Gleise zum Hauptbahnhof solch ein provisorisches Gleis leistet, dann kann es zumindest um die HVZ-Auslastung nicht so schlecht gestellt sein. Ich behaupte, dass viele auch deutlich größere Betriebe in der Situation lieber auf sehr dichten SEV gesetzt hätten.
Ich denke auch nicht, dass die Tram schlecht ausgelastet ist. Samstagnachmittag waren die Fahrgastzahlen allerdings recht überschaubar, Da die Stadt recht weitläufig ist, entsteht zwangsläufig mehr Verkehr und man hätte wohl kaum zur Jahrtausendwende eine 6 km lange Neubaustrecke eröffnet, wenn sie sich nicht rechnet.

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Jogi @ 1 Oct 2017, 15:49 hat geschrieben:**die** Attraktion der Stadt nicht schienengebunden erreicht werden kann: das Bauhaus. Das ist zwar vom Bahnhof aus fußläufig noch gut erreichbar (etwa 1 km)
Ich hatte überlegt, meine "gewonnene" Stunde in einem Spaziergang dorthin zu investieren, mich dann aber für den Einkauf fürs Abendessen entschieden. ;)
Das nur zur Ergänzung, dein Fokus liegt verständlicherweise auf der Straßenbahn.
Lag er in der Tat, deswegen sind die Sehenswürdigkeiten auch arg kurz gekommen.
Uhuhuh, der Bauhausstadt langweilige Architktur vorwerfen... :D
Ich habe befürchtet, dass der Einwand kommt.
Lange Rede, kurzer Sinn: Auch in Dessau gibt's schöne Ecken. Um sie als Städtetourist zu finden, braucht es einen Stadtplan, viel Zeit und ein gutes Zu-Fuß-Sein.
Da ist es sicher nicht vorteilhaft, dass die Touri-Info am Hbf am Wochenende überhaupt nicht geöffnet hat...
Es geht hoffentlich in Ordnung, wenn ich ein paar Bilder mit einbringe. Wenn nicht, einfach Bescheid geben.
Es geht nicht nur in Ordnung, es ist sogar ausdrücklich erwünscht! Ich will hier doch keinen (Bilder-)Monolog führen und freue mich immer auf Anmerkungen und (gegenteilige) Meinungen. Wie es der Zufall will, habe ich nämlich tatsächlich noch einen weiteren Ausflug mit Fahrrad in die Ecke geplant (Fokus DWE). Da nehme ich mir deine Ratschläge gerne zu Herzen und mit fahrbarem Untersatz sollten die Entfernungen auch kein Problem darstellen.
Und auf weitere Leipzig-Bilder freu ich mich jetzt schon.
Und ich freue mich sehr darauf, die Stadt zu erkunden und Bildermaterial zu produzieren! :D

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Irgendwie hört sich dieser Absatz recht resignierend an. Kann man die Fahrzeuge denn nicht besser bewachen?
Leider gibt es in Leipzig generell ein ziemliches Graffitiproblem und das wird auch bei der S-Bahn nur allzu deutlich. Die DB behauptet, dass es nicht möglich wäre. Warum, weiß ich nicht. Jedenfalls werden gelbe Zettelchen drübergeklebt, auf denen darauf hingewiesen wird, dass es sich um eine Straftat handelt. Irgendwie denke ich ja, dass das genauso viel bringt, als würde man gegen Einbrecher ein Schild "Einbrechen verboten" an die Haustüre hängen...
Jedenfalls werden wohl Strafen für Graffitis ab 48h fällig.

---


Als Nachtrag noch 3 Bilder vom Sommer, als auf der Tramlinie 7 West gebaut wurde und der Umstieg zum SEV am Btf. Leutzsch erfolgte. Die Strecke wird nicht planmäßig vom Linienverkehr genutzt und daher war ich nicht der einzige Fotograf.

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1127 passiert St. Laurentius

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1343 an der Blüthnerstr.

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Nachdem der Ersatzbus die Fahrgäste abgeladen hat, wird 1335 erwartet.
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Beitrag von Trapeztafelfanatiker »

Entenfang @ 1 Oct 2017, 19:35 hat geschrieben: Leider gibt es in Leipzig generell ein ziemliches Graffitiproblem und das wird auch bei der S-Bahn nur allzu deutlich. Die DB behauptet, dass es nicht möglich wäre. Warum, weiß ich nicht. Jedenfalls werden gelbe Zettelchen drübergeklebt, auf denen darauf hingewiesen wird, dass es sich um eine Straftat handelt. Irgendwie denke ich ja, dass das genauso viel bringt, als würde man gegen Einbrecher ein Schild "Einbrechen verboten" an die Haustüre hängen...
Jedenfalls werden wohl Strafen für Graffitis ab 48h fällig.
Die größten Sprayergruppen sind ja rechte oder linke Extremisten bzw. kriminelle Ultras und da scheint Leipzig leider auch viel Potential zu besitzen.

Sind denn die Strafen für die DB so niedrig? Dem Aufgabenträger ist das dann auch egal?
Man stelle sich den Aufstand vor wenn massenweise Autos besprüht würden.
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Beitrag von Lobedan »

Vielleicht war die Wahl der Farbe Silber für die S-Bahnen auch nicht die beste aller Entscheidungen. Zwischen all dem Sichtbetongrau der Tunnelstationen und Lärmschutzwandmauern könnte man fast meinen, dass das Designbüro der Sprayerszene angehört. :huh:
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Beitrag von Jogi »

Entenfang @ 1 Oct 2017, 19:35 hat geschrieben:Ich hatte überlegt, meine "gewonnene" Stunde in einem Spaziergang dorthin zu investieren, mich dann aber für den Einkauf fürs Abendessen entschieden. ;)
[OT] Von Außen ist das Bauhaus recht IMO unspektakulär (Bauhaus eben :lol:) - und für's Innere hättest Du wohl Eintritt bezahlen müssen, wenn Du ein bisschen mehr sehen wolltest als den Eingangsbereich, einen Besprechungsraum und das Büro von wimre Gropius. Für eine Stunde etwas knapp.
Von dem her: gute Entscheidung ;)[/OT]
Entenfang @ 1 Oct 2017, 19:35 hat geschrieben:Lag er in der Tat, deswegen sind die Sehenswürdigkeiten auch arg kurz gekommen.
Was ich, ausdrücklich gesagt, nicht kritisieren wollte! Kann ja durchaus sein, dass Du mit dem Bauhaus-Stil für fehlgeleitet bis überschätzt hältst oder mit der Ästhetik nichts anfangen kannst. Über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten ;)
Entenfang @ 1 Oct 2017, 19:35 hat geschrieben:Es geht nicht nur in Ordnung, es ist sogar ausdrücklich erwünscht!
Na dann

Ganz hübsch fand ich die Römischen Ruine, die heute das westliche Entree in den Park Georgium bilden (entworfen wie andere Parkbauten von Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorf in Anlehnung an den Saturntempel auf dem Forum Romanum (wiki)).
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Damit weiß vielleicht schon der eine oder andere was mit dem auch Sieben Säulen bezeichneten Immobile auf sich hat - egal von wo aus man auf den Säulenbau schaut, es sind immer sieben Säulen zu sehen, dabei sind es derer acht. Wer etwas genauer hinschaut, erkennt rechts oben das Kapitell der achten Säule.
Entenfang @ 1 Oct 2017, 19:35 hat geschrieben:Wie es der Zufall will, habe ich nämlich tatsächlich noch einen weiteren Ausflug mit Fahrrad in die Ecke geplant (Fokus DWE). Da nehme ich mir deine Ratschläge gerne zu Herzen und mit fahrbarem Untersatz sollten die Entfernungen auch kein Problem darstellen.
Im Wörlitzer Park kann das Rad auf jeden Fall nicht schaden. Und bereits jetzt sei viel Freude dabei gewünscht!
Als kleiner Apetizer, als ich in meine Regionalbahn gen LuWi steigen wollte, ist mir dieses Fahrzeug begegnet:
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Womit wieder der Bogen zum ÖPNV in und um Leipzig geschlagen ist :D
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Beitrag von Trapeztafelfanatiker »

Lobedan @ 1 Oct 2017, 20:06 hat geschrieben: Vielleicht war die Wahl der Farbe Silber für die S-Bahnen auch nicht die beste aller Entscheidungen. Zwischen all dem Sichtbetongrau der Tunnelstationen und Lärmschutzwandmauern könnte man fast meinen, dass das Designbüro  der Sprayerszene angehört. :huh:
Glaubst du wirklich bei einer anderen Farbe würde weniger gesprayt?
Die Resignation finde ich erschreckend, denn die befördert das ganze ja nur. Sieht man ja leider an den Güterwagen, die werden so gut wie nie gesäubert und daher sind das beliebte Ziele.

Mal unabhängig davon, weiß jemand wieso die Eisenbahn so übermäßig stark betroffen ist. Private Häuser und andere Orte werden i. d. R. ja verschont und besprayte Lkw oder Busse sind äußerst selten.

An Leipzig ist auch interessant dass direkt am Hbf ein Hotel seit Ewigkeiten vor sich hinrottet und das in zentraler Lage und bei einer wachsenden Stadt.
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Beitrag von 146225 »

Trapeztafelfanatiker @ 1 Oct 2017, 23:07 hat geschrieben: Mal unabhängig davon, weiß jemand wieso die Eisenbahn so übermäßig stark betroffen ist. Private Häuser und andere Orte werden i. d. R. ja verschont und besprayte Lkw oder Busse sind äußerst selten.
Eisenbahn ist negativ konnotiert, genießt kaum gesellschaftliche Wertschätzung, sondern wird als veraltet, nur für "zweifelhaftes" Publikum, zu langsam, zu teuer, zu laut, zu unflexibel... und was weiß ich nicht noch alles negativ bewertet. Also fällt es natürlich leichter, die Hemmschwelle ist geringer, so etwas zu beschädigen.

Der andere Punkt dürfte allerdings auch sein, wie gerade die DB ihre Fahrzeuge und Anlagen präsentiert: auch große Hauptbahnhöfe sind teilweise ungepflegte Unkrautäcker, etliche Hp sind zwischen Verfall und Vergessen, viele Fahrzeuge sehen aus als wären sie vor mehreren Jahren das letzte Mal gewaschen und gepflegt worden - dieser falsch verstandene Sparwahn senkt die Hemmschwellen natürlich auch.
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Beitrag von MVG-Wauwi »

Das "Eisenbahn negativ konnotiert" ist, greift, wie ich finde, etwas zu kurz. Generell geht es der Gemeinde ja darum, "Fame" zu erlangen und den erlangt man u. a. dadurch, dass viele Betrachter das Zeug zu Gesicht bekommen. Da steht natürlich schon mal die Eisenbahn weit oben auf der Begehrlichkeitsliste. Aber auch ganz praktisch bieten Bahnanlagen viele Vorteile. Zugfahrten sind berechenbar und lassen ausreichend freie Zeitfenster für eine ungestörte "Kunstausübung". Dass die Leinwände im Zuge so genannter Lärmsanierungsprogramme nicht ausgehen, tut natürlich ein Übriges. Und da sich bei einer einmal hingestellten Wand niemand mehr drum kümmert, zieht das nach der 'Broken-Windows-Theorie' an immer weiteren Ecken eine Verwahrlosung nach sich.
Gruß vom Wauwi
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Beitrag von karhu »

Trapeztafelfanatiker @ 2 Oct 2017, 00:07 hat geschrieben: Sieht man ja leider an den Güterwagen, die werden so gut wie nie gesäubert und daher sind das beliebte Ziele.
An Güterwagen finde ich gut gemachtes Graffiti sogar gut und das würde ich auch legalisieren. Weil sonnst sind doch Güterwagen fast nur schmutz-grau-braun oder schmutz-verblasstes -verkehrsrot. Da ist es doch besser wenn die schön bunt sind.
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Beitrag von Trapeztafelfanatiker »

karhu @ 2 Oct 2017, 10:46 hat geschrieben: An Güterwagen finde ich gut gemachtes Graffiti sogar gut und das würde ich auch legalisieren. Weil sonnst sind doch Güterwagen fast nur schmutz-grau-braun oder schmutz-verblasstes -verkehrsrot. Da ist es doch besser wenn die schön bunt sind.
Dann legalisieren wir auch das besprühen deiner Wohnung und deines Eigentums, denn die Gestaltung ist trist und gefällt mir nicht.

Das mit "negativ konnotiert" sehe ich nicht als das Grundproblem, denn der ÖPNV ist noch negativer konnotiert und da ist Graffity total selten bis gar nicht vorhanden.
Bei Bussen die auf der Autobahn fahren (oder Lkw) wäre der Wirkungsgrad sogar noch viel größer und da sind viele in Industriegebieten usw. abgestellt.

Man resigniert mir zu viel vor dem Problem, statt es offensiv anzugehen. Wenn man damit Stunden- und Tagelang rumfährt braucht man sich nicht wundern. DB Fernverkehr bietet da ein immer erbärmlicheres Bild. Die Strafen der Aufgabenträger müssten hier viel höher sein, so dass eine überwachte Abstellung deutlich günstiger kommt.
Wie schafft man es also in GB und wieso nimmt man sich das nicht als Vorbild? In Leipzig scheint dann eher Slowenien oder Kroatien das Vorbild zu sein, die nicht mal mehr etwas entfernen.
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Beitrag von Entenfang »

Und schon wieder eine Woche vergangen... Da möchte ich die Reaktionen natürlich nicht unkommentiert stehen lassen.

Glaubst du wirklich bei einer anderen Farbe würde weniger gesprayt?
Ich habe mal gehört, silber wäre als Hintergrund bei Sprayern sehr beliebt, weil es die teuerste Farbe ist.
Mal unabhängig davon, weiß jemand wieso die Eisenbahn so übermäßig stark betroffen ist. Private Häuser und andere Orte werden i. d. R. ja verschont und besprayte Lkw oder Busse sind äußerst selten.
Ein Grund könnte sein, dass Züge oft leicht zugänglich in der Pampa abgestellt werden, während Busse entweder in bewohnten Straßen (ist mir in Dresden in Bahnhofsnähe oft aufgefallen) oder auf gesicherten Betriebshöfen abgestellt werden. Verschonte Privathäuser ist in Leipzig definitiv nicht zutreffend - Bilder folgen noch. Hier gibt es einfach eine äußerst aktive und agressive links-anarchistische Szene.
An Leipzig ist auch interessant dass direkt am Hbf ein Hotel seit Ewigkeiten vor sich hinrottet und das in zentraler Lage und bei einer wachsenden Stadt.
Ja, richtig. In Leipzig gibt es noch einige Brachflächen und Ruinen in sehr guter Innenstadtlage. Doch die meisten wurden entweder schon bebaut und saniert oder es gibt Pläne dafür. Angeblich soll auch im nächsten Jahr etwas am Astoria passieren.
Hier ein kurzes Video über das Luxushotel zu DDR-Zeiten, das 1996 geschlossen wurde.
Dass die Leinwände im Zuge so genannter Lärmsanierungsprogramme nicht ausgehen, tut natürlich ein Übriges. Und da sich bei einer einmal hingestellten Wand niemand mehr drum kümmert, zieht das nach der 'Broken-Windows-Theorie' an immer weiteren Ecken eine Verwahrlosung nach sich.
Meinst du sowas? :ph34r:
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An Güterwagen finde ich gut gemachtes Graffiti sogar gut und das würde ich auch legalisieren.
Ich würde Graffiti nicht generell legalisieren, aber z.B. einen Wettbewerb an ausgewählten Zügen veranstalten. Abgesehen davon stimme ich dir insofern zu, dass Graffiti auch nicht schlimmer aussieht als so manche Vollwerbung.

---

Heute widmen wir uns dem Bahnhofsplatz. Die Mittagspause nutzte ich oft für einen kleinen Spaziergang mit Fotostops - und das Wetter war äußerst gnädig mit mir. Egal wie mies es am Morgen war, während der Mittaspause schien fast immer die Sonne.

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Der auffällige Fahrschulwagen 5001
Im Hintergrund übrigens das baufällige Hotel Astoria.

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Eine Innenstadtrundfahrt über den Promenadenring geht zwar nicht ohne Umsteigen, denn keine Linie befährt den kompletten Promenadenring. Am nächsten kommt dem noch die Linie 14.

Während der Hbf-Sperrung wurde der Großzug im normalen Liniendienst auf der 16 eingesetzt.

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Der ganz alltägliche Stau an der zentralen Haltestelle Hbf. Die Umgestaltung des Bahnhofsplatzes sowie die Kapazitätserweiterung der unübersichtlichen viergleisigen Doppelhaltestelle ist ein Ziel des SEP 2030.

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Bis auf die Linien 8 und 9 mit eigenen Haltepositionen verkehren hier alle 13 Straßenbahnlinien sowie 2 Buslinien. Die Fußgängerquerungen sind nicht signalgesichert, sondern durch Sturmklingeln seitens der Bahnen. Die Treppen führen zur S-Bahn.

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1002 als Fahrschulfahrt am Hbf

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Noch ein Wort zur Radverkehrsführung: Angesichts des kontrastarmen Zweirichtungsradwegs vor dem Hbf ist es kein Wunder, dass permanent Fußgänger den Weg blockieren. Harras lässt grüßen. Die Radverkehrsführung am Promenadenring lässt vielerorts zu wünschen übrig.

[url=https://flic.kr/p/YaDy9N]Bild

NGT8+NB4 werden i.d.R. werktags (Sa) auf der 1E eingesetzt. Die nachträglich für den Einsatz mit den NGT8 ausgerüsteten Beiwagen sind an der angepassten Lackierung erkennbar.

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Im Gegensatz dazu ein Tatra-Großzug mit NB4 in der Goethestraße. Nach und nach werden die innenstadtnahen Baulücken geschlossen wie hier links.

Insgesamt 43 Niederflurbeiwagen bieten bei den Hochflurern Barrierefreiheit. Die Beiwagen besitzen einen Hilfsführerstand inkl. Scheibenwischer, allerdings keinen Spiegel.


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1003 in der Goethestr.
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Beitrag von Entenfang »

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Noch befindet sich der "Fernbusbahnhof" hier am Straßenrand. Derzeit wird ein Neubau an der Ostseite des Hbf errichtet.

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Ich bin ein Berliner und helfe als SEV während der Hbf-Sperrung aus. Links die Baustelle für den neuen Fernbusbahnhof.

Während mich die ersten beiden Wochen mit nahezu idealem Fotowetter verwöhnt haben, erhält der Herbst nun spürbar Einzug.
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Beitrag von Entenfang »

Von der Museumseisenbahn zum Tagebau

Den letzten warmen Tag des Frühherbsts (und nebenbei der letzte Gültigkeitstag meines Semestertickets) konnte ich natürlich nicht ungenutzt verstreichen lassen.

Die KBS 550 und 555 (Leipzig - Gera - Saalfeld) wird auch als Museumseisenbahn bezeichnet, da noch zahlreich Alttechnik vorhanden ist.

Nachdem ich mein Fahrrad in Zwenkau-Großdalzig entladen habe, bleibt mir eine Weile zum Genießen der ländlichen Idylle.
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Vorsicht Regioshuttle! Leider wurden in der letzten Zeit doch einige BÜ modernisiert und präsentieren sich nicht mehr im Reichsbahnflair.
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Hauptziel des Tagesausflugs ist die Blockstelle Zauschwitz.

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Blick vom Trafoanschlussgleis zum Bksignal...

...welches sogar ein eigenes Signal besitzt, obwohl die Strecke auch früher nicht weiterführte.
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VT 312 passiert das Blockwärterhaus. Erfreulicherweise bleiben die Schranken geschlossen...

...und nachdem mir noch in der EB sitzend eine Ludmilla entgegengekommen ist, gelingt nun doch ein Bild mit Gz. Zwar ist die Strecke regelmäßig befahren, doch etwas Glück gehört schon dazu.
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Rund eine halbe Stunde folgt der nächste Triebwagen.
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Ortswechsel nach Pegau, wo eine Dreifachtraktion mit einiger Verpätung gen Leipzig ausfährt.
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Vorerst genug auf die Bahn gewartet - jetzt wird gestrampelt. Nochmal dörfliche Idylle unterwegs in Elstertrebnitz
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Da schau her
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Beitrag von Entenfang »

Ein interessanter Aussichtspunkt über den Tagebau Vereinigtes Schlehenhain befindet sich nur einen Katzensprung vom Hp Deutzen.
Hier wird alles dafür getan, damit Deutschland seine Klimaschutzziele verfehlt.
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Um die Anwohner vor Staubemissionen zu schützen, versprüht diese Anlagen feinen Nebel.
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Zügig radle ich weiter nach Borna, wo mir dank der Ankunft 30 Sekunden vor Abfahrt der S-Bahn keine Zeit mehr bleibt, die Formsignale zu dokumentieren. Dann bleibt noch etwas für nächstes Mal.
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Beitrag von Entenfang »

Zwischen Wörlitz und Dessau

Der Herbst zeigt seine schönste Seite, da suche ich doch gleich das Weite.

Nochmal Dessau, aber dieses Mal zieht es mich vom Bahnhof zum abseits gelegenen Gleis 1, an dem bis Ende Oktober täglich Ausflugsverkehr im 2h-Takt angeboten wird. Die DWE setzt einen Dosto-Tw der BR 670 ein. Die einfache Fahrt nach Sondertarif kostet 5€, die Fahrradmitnahme ist kostenlos.
Unterdeck, der Tw hat kein WC.
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Oberdeck
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Die Fensterplätze lassen den Kopf größerer Menschen schnell zur Lü werden.

Die 1. Reihe ist durch einen siebenjährigen Jungen samt Eltern und Großeltern belegt, doch auch aus der 2. Reihe kann sich der Blick sehen lassen.
„Wann fahren wir endlich los?“
„Um Viertel.“ Opa schaut auf die Uhr. „In guten fünf Minuten.“

Es vergehen keine zwei Minuten. „Wann fahren wir los?“
„In fünf Minuten“, stellt die Mama fest.
„Noch soooo lange…“
„Da schau mal“, meint der Opa, „siehst du das rote Licht? Wenn das Grün wird, fahren wir gleich los.“

Bahn frei! Brummend setzt sich der Triebwagen in Bewegung.
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Allzu eilig sollte man es aber auf der Strecke nicht haben.
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Die Fahrt über 18 km dauert 35 Minuten.

Leicht schwankend rollt das Fahrzeug durch die enge Schneise im herbstlichen Buschwerk. Ein paar Altwagen auf dem Gelände der Dessau-Wörlitzer Museumsbahn
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Möglicherweise Deutschlands kürzester Bahnsteig, der Zug hält hier aber planmäßig nicht.
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Es folgt eine kombinierte Bahn- und Fußgängerbrücke über die Mulde.
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Bemerkenswert finde ich die großzügige Bauausführung früherer Generationen – selbst die Brücke dieser Wald- und Wiesenbahn ist für einen zweigleisigen Ausbau ausgelegt.

„…ene meine muh und raus bist du.“ Der Junge spielt Abzählreime mit den Fingern an Mamas Hand durch. „Raus bist du noch lange nicht, sag mir erst wie alt du bist!“ „Mama?! Wie alt ist der Finger?“ „Zwei.“ „Eins, zwei. Ok, der Finger hat gewonnen!“

Nein, wirklich große Geschwindigkeiten lässt die Strecke wahrlich nicht zu…
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Aber warum mussten die ihr Haus ausgerechnet im Sichtdreieck am BÜ errichten?

An den Bedarfshalten unterwegs steigt niemand ein und niemand aus. Die Hp liegen leider sehr ortsfern am Waldrand.

Schnurgerade führt die Trasse durch den Wald und der Triebwagen ruckelt mit 60 dahin.
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Äste schlagen gegen die Scheibe und kratzen an der Seitenwand. „Raus bist du noch lange nicht, sag mir erst wie alt du bist!“ „Vier.“ „Na gut, der hat gewonnen. Mama, spielen wir Schnick, schnack, schnuck?“

Wald und Grasland wechseln sich auf dem letzten Abschnitt ab.

„Leo, schau mal ein Eisenbahnsignal!“
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Ein kurzer Blick. „Mama, spielen wir weiter Schnick, schnack, schnuck?“
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Beitrag von Entenfang »

Endstation Wörlitz, früher kam man hier noch zwei Käffer weiter.
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Die Rückfahrt wird bereits sehnlich erwartet (und die im Auto wartende Beifahrerin sah nicht gerade übermäßig begeistert aus).
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Ländliche Idylle – irgendwie hätte man für die Herbstlandschaft eine etwas knalligere Lackfarbe brauchen können…
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Zeit für einen Spaziergang im Wörlitzer Park. Bei dem Wetter bin ich natürlich längst nicht der einzige mit dieser Idee.
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„Na, kleine Pause?“, meint ein zehnjähriger Junge zu mir, während ich auf einer Bank Brotzeit mache. Grmpf, ist die Wespensaison denn immer noch nicht zu Ende?

Der Park bietet auch ein besonderes Verkehrsmittel, nämlich von Hand angetriebene Kurbelfähren.
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Reger Schiffsverkehr im Krägergraben
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Um den Park nicht nur über kleine Fähren und enge Brücken erreichen zu können, existiert auch eine Furt. Im Sommer ist sie sicherlich auch für Fußgänger geeignet…
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Eine gute Stunde reicht hinten und vorne nicht, um den großzügigen Park auch nur ansatzweise zu durchstreifen. Aber ich will ja heute noch zurück nach Dessau radeln…
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Beitrag von Entenfang »

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Auf seiner nächsten Runde begegnet mir der Triebwagen bei Oranienbaum.

Zeit für einen kurzen Blick auf das Schloss Oranienbaum.
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In Oranienbaum gab es einst eine größere Betriebsstelle mit Fahrtmöglichkeiten zum ehemaligen Kohle- und Gaskraftwerk Vockerode sowie an die Hauptstrecke bei Gräfenhainichen. Auf dem Ast finden gelegentlich Fahrten bis Ferropolis statt. Der letzte Ast führt in den Bahnhof Oranienbaum, welcher mit zwei Rückfallweichen ausgestattet ist.
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Die Bahn im ländlichen Raum Ostdeutschlands – eine vom Aussterben bedrohte Art?
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Nun ist es Zeit, zügig zurück nach Dessau zu strampeln.
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Zeit für einen kurzen Blick in die Stadt bzw. die riesigen Parks bleibt mir noch.

Fürst-Franz-Denkmal im Beckerbruchpark
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In diesem Viertel gibt es einige großzügige Villen entlang der herbstlichen Alleen.
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Doch auch hier sind zwischen Wohnblocks plötzlich große Freiflächen, vermutlich aufgrund abgerissener Häuser.
Über böses Kopfsteinpflaster kämpfe ich mich voran und lande in dieser Garagenanlage, in die wohl kein heutiges Auto mehr reinpasst.
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Beitrag von Entenfang »

Auf dem Rückweg zum Bahnhof noch ein kurzer Stop im Georgium mit Blick auf das Mausoleum.
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Vermutlich soll auch der Bahnhof dem Bauhausstil entsprechen.
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Ganz so vernichtend muss mein Urteil dann doch nicht ausfallen, als ich den Hamster zur Rückfahrt nach Leipzig besteige.

Ein arabischstämmiger Mann Ende 20 sitzt im Vierer gegenüber und spricht die Mutter von zwei Kindern an, die dort ebenfalls platzgenommen hat. „Zwei Kinder?“, fragt er mit starkem Akzent. Sie erläutert, dass sie noch ein drittes habe, welches aber gerade nicht dabei ist. Die beiden Töchter, zehn und zwölf Jahre alt, sitzen im Zweier hinter mir und schauen gemeinsam in ein Smartphone. „Boah, der macht voll viel Schaden!“

„Verheiratet mit Mann?“
„Nein, ich bin nicht verheiratet.“ Der Syrer ist ehrlich erstaunt. „Drei Kinder und nicht verheiratet???“
„Nein, das macht nichts in Deutschland. Hier heiratet man vor allem wegen der Krankenversicherung und den Steuern.“ Der Mann grinst.
Später erzählt er noch, dass seine Großeltern 270 Urenkel haben und sein Bruder mit Frau und Kindern in Dessau wohnt. Nun ist er auf dem Rückweg nach Leipzig.
Begeistert erzählt der Mann noch, dass sein Bruder keine Fahrkarten für die Kinder lösen musste, als er mit der Bahn zu ihm auf Besuch gekommen ist. „In Bahn, Kinder keine Fahrkarte in Deutschland! In Bus muss Fahrkarte für alle kaufen.“

Da verstehe einer den deutschen Tarifdschungel…

Ein Mann drückt am Fahrkartenautomaten herum und fragt die Zub, ob es denn das Hopper-Ticket nicht mehr gäbe. „Doch, aber das finden Sie nur unter „Weitere Angebote“, nicht aber bei Start-Ziel.“

Achja, Begeisterung mal wieder auch von meiner Seite. Auf meiner ersten Fahrt nach Dessau hatte ich noch extra die Zub gefragt, ob ich denn für den Abschnitt außerhalb des MDV eine Fahrradtageskarte NV lösen muss, was diese bejaht hat. Bei der Kontrolle heute wird mir mitgeteilt, dass Fahrräder in Sachsen-Anhalt generell kostenfrei transportiert werden.
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