Lendenbraten und Knödelpressen

Eure Reportagen und Reiseberichte finden hier ihren Platz, gerne auch Bilder abseits von Gleisen
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Beitrag von Entenfang »

Zurück im Land der Knödel...
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...pressen
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Stillleben in Pilsen

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Mit dem Alex durch das Berounka-Tal

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Berounka-Tal

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Elefant in Karlštejn

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Sonnenstrahl

Dieses Mal: Hradec Králové

Tag 0 – Erste Eindrücke unter Hitzelast

Der Fahrzeugpark des Bus- und Obusbetriebs der ca. 90.000 Einwohnerstadt ist sehr modern und wenig abwechslungsreich. Der Obus wurde 1949 in Betrieb genommen.

Noch ganz neu und seit 2018 im Einsatz sind die 8 klimatisierten Iveco Urbanway 12M, hier am westlichen Ring um die Altstadt.
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Aufgrund der großen Hitze wurde erstmal eine Shopping Mall aufgesucht. Der Blick über den danebenliegenden Kreisverkehr darf nicht fehlen:
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Die Obusflotte umfasst 40 Škoda-SOR-Fahrzeuge, davon 13 Gelenkwagen und 27 Solowagen, von letzteren sind 9 mit einem Hilfsakku und einer Klimaanlage ausgestattet. Der Hilfsakku ermöglicht die Bedienung von drei Abschnitten ohne Oberleitung. Dazu kommen ebenfalls ganz neu 20 SOR NS 12 Electric, die auch klimatisiert sind, hier beim Laden in der Slezské predmestí.
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Zurückgelegte Strecke: 28.430 km - Planmäßige Gesamtreisezeit: 18,3 Tage - Gesamtverspätung (analog FGR): 1436 min - Planmäßige Reisegeschwindigkeit: 65 km/h - Durchschnittliche Fahrzeitverlängerung aufgrund von Verspätung: 5,5% - Fahrtkosten: 8,9 Cent/km - Anschlussquote (alle Anschlüsse einer Verbindung mit min. 1 Umstieg erreicht): 84,1%
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Beitrag von Entenfang »

29 und 235 in der westlichen Altstadt unweit der Haltestelle Adalbertinum
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12 an der Prager Brücke
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Die Fahrpläne des Stadtverkehrs in Hradec Králové sind ein einziges Kuriosum – die Linie 6 ist ein perfektes Beispiel.
http://www.dpmhk.cz/common/cms_files/jizdn..._2018_04_03.pdf

Ein Škoda 31Tr überquert die Prager Brücke
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Begegnung am südlichen Ring
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67 wenige Meter weiter
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36 als Vertreter der Hilfsantriebsfahrzeuge ebenfalls südlich der Innenstadt
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Bus und Obus an der Haltestelle Zimní stadion
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In der Wendeschleife im südlichen Plattenbauviertel herrscht reger Betrieb. Interessant finde ich, dass die Obusse mit Hilfsakku offenbar während der Wendezeit nicht eindrahten (siehe hinten rechts).
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Weiter geht’s in die Wendeschleife Nový Hradec Králové, von der stündlich ebenfalls mit Hilfsantrieb bis Kluky Planetarium weitergefahren wird.
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Sprung zum Hbf, wo uns 17 begegnet. Man beachte die aufwendige Oberleitungskonstruktion mit Umfahrmöglichkeiten.
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Beitrag von Entenfang »

64 und 66 ebendort – die schwarze Vollwerbung ist bei diesen Temperaturen einfach nur grausam.
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Eine Besonderheit sind die Š-Linien, welche nur 1x täglich vor Schulbeginn oder nach Schulschluss verkehren. Im Fahrplan sind sie mit der Anmerkung "Hauptsächlich für Schüler und ihre Begleitpersonen (z.B. Eltern)“ versehen.
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Nun einen Blick ans westliche Ende der Linie 3 im dörflichen Placice, das außerhalb der HVZ nur alle 45 min. angefahren wird.
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Ist das noch eine abknickende Vorfahrtstraße oder schon ein chinesisches Schriftzeichen? :P
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Werfen wir noch einen Blick in die Innenstadt.

Skyline am Großen Platz
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Der „Große Platz“ müsste eigentlich „Großer Parkplatz“ heißen.
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Gartendeko
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Brunnen der südlichen Terrasse
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Gocárovo schodište
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Die Stadt ist weitgehend flach – nur die Altstadt liegt auf einem kleinen Hügel.
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Beitrag von Entenfang »

Und noch einen Blick westlich der Altstadt auf den obligatorischen Masarykovo námestí
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Auszug aus dem Glossar
Z technických duvodu zavreno: Wörtliche Übersetzung „Aus technischen Gründen geschlossen“. Während der Sommerferien sehr häufig aufzufindender Schriftzug auf Zetteln, die an Eingangstüren zu Geschäften jeder Art hängen. Bedeutung: Wegen Urlaub geschlossen.
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Oliver-BergamLaim
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Beitrag von Oliver-BergamLaim »

Danke für den Bilderbogen! :) Auch wenn ich für mich Hradec Kralove als eine der weniger interessanten tschechischen Städte in Erinnerung habe, ähnlich wie das benachbarte und etwa gleich große Pardubice. Auch dass einige Betriebe mittlerweile komplett auf moderne Niederflur-Fahrzeuge umgestellt sind, lässt den Flair früherer Tschechien-Reisen leider immer mehr verloren gehen :(

Wahnsinn finde ich auch, wie durchsaniert das Land mittlerweile ist, selbst in abgelegenen und relativ unbekannten Provinzstädten wie Hradec Kralove ohne jegliche touristische Bedeutung. Auf Deinen Fotos fällt es wieder besondes auf: überall top sanierte Fassaden sowohl bei Altbauten wie auch Plattenbauten; alles sauber, nirgend achtlos umhergeworfener Müll im öffentlichen Raum; Straßen, Plätze, Gehwege und Treppen im besten Zustand mit barrierefreien Querungen und Abmarkierungen für Radler, durchgehend nagelneue Fahrzeuge im ÖPNV, keine Graffiti- oder Vandalismusschäden an Hausfassaden und ÖPNV-Haltestellen, mittlerweile ein ganz ganz extremer Kontrast zu den meisten Städten in Deutschland und insbesondere auch zu vielen Teilen Münchens! Hast Du als Tschechien-Erfahrener eine Idee, woran das liegen könnte?
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Beitrag von 146225 »

Oliver-BergamLaim @ 27 Jul 2019, 12:11 hat geschrieben: Wahnsinn finde ich auch, wie durchsaniert das Land mittlerweile ist [...] Auf Deinen Fotos fällt es wieder besondes auf: überall top sanierte Fassaden sowohl bei Altbauten wie auch Plattenbauten; alles sauber, nirgend achtlos umhergeworfener Müll im öffentlichen Raum; Straßen, Plätze, Gehwege und Treppen im besten Zustand mit barrierefreien Querungen und Abmarkierungen für Radler, durchgehend nagelneue Fahrzeuge im ÖPNV, keine Graffiti- oder Vandalismusschäden an Hausfassaden und ÖPNV-Haltestellen [...] eine Idee, woran das liegen könnte?
Wahrscheinlich eine Konzentration auf das Wesentliche statt ausufernder "Gestaltungssatzungen", wo im Zweifelsfall monatelang heftigste Grabenkämpfe um jeden Parkplatz stattfinden. Achtsamkeit für- und miteinander. Und keine Verwechslung von "Flair" mit ranzig und gammlig, eine Erscheinung, die gerade bei Bahnfreaks immer wieder auffällt.
München kann jeder. Duisburg muss man wollen!
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Rohrbacher
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Beitrag von Rohrbacher »

146225 @ 27 Jul 2019, 16:09 hat geschrieben:Und keine Verwechslung von "Flair" mit ranzig und gammlig, eine Erscheinung, die gerade bei Bahnfreaks immer wieder auffällt.
Ja, auch hier im Forum laufen fanatische Befürworter des Rückbaus und Investitionsstaus rum. Entsetzlich. Schöne Grüße.
Oliver-BergamLaim @ 27 Jul 2019, 13:11 hat geschrieben:woran das liegen könnte?
Ich würde andersrum fragen: Warum müllt unser Konsumschnöseltum die Städte eigentlich so zu? Kein EU-Land hinterlässt so viel Verpackungsmüll wie Deutschland. Vor 20 Jahren war München ja auch noch nicht ganzjährig mit Kaffeebechern und anderem To-Go-Müll zugemüllt. Ansonsten könnten die Fotos auch in Magdeburg, Görlitz oder Ingolstadt entstanden sein, denn das mit den Fassaden ist vielleicht einfach eine Frage der Subventionen. Da haben wir in Deutschland genug vergleichbare Beispiele, nicht nur in der ehemaligen DDR, auch im einst armen Bauernstaat Bayern. Wenn man sich Fotos von Städten wie Erding oder Aichach vor 30 Jahren anschaut, dann ist da durchaus auch was passiert.
„Herr Otto Mohl fühlt sich unwohl am Pol ohne Atomstrom.“
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Beitrag von Entenfang »

Oliver-BergamLaim @ 27 Jul 2019, 12:11 hat geschrieben:Auch dass einige Betriebe mittlerweile komplett auf moderne Niederflur-Fahrzeuge umgestellt sind, lässt den Flair früherer Tschechien-Reisen leider immer mehr verloren gehen  :(
Aus Freaksicht ist das natürlich weniger erfreulich, aber die Modernisierung des ÖV schreitet in Riesenschritten voran.
Wahnsinn finde ich auch, wie durchsaniert das Land mittlerweile ist, selbst in abgelegenen und relativ unbekannten Provinzstädten wie Hradec Kralove ohne jegliche touristische Bedeutung.
Naja, Hradec Králové ist immerhin Landeshauptstadt und hat eine ziemlich große Uni, die - wie ich gehört habe - bei Deutschen, die Medizin studieren wollen, recht beliebt ist.
Auf Deinen Fotos fällt es wieder besondes auf: überall top sanierte Fassaden sowohl bei Altbauten wie auch Plattenbauten; alles sauber, nirgend achtlos umhergeworfener Müll im öffentlichen Raum; Straßen, Plätze, Gehwege und Treppen im besten Zustand mit barrierefreien Querungen und Abmarkierungen für Radler, durchgehend nagelneue Fahrzeuge im ÖPNV, keine Graffiti- oder Vandalismusschäden an Hausfassaden und ÖPNV-Haltestellen, mittlerweile ein ganz ganz extremer Kontrast zu den meisten Städten in Deutschland und insbesondere auch zu vielen Teilen Münchens! Hast Du als Tschechien-Erfahrener eine Idee, woran das liegen könnte?
1. Idee - selektive Bildauswahl. Die top herausgeputzten Fassaden und perfekten Fußwege gibt es vor allem in der Altstadt und dafür gibt es sicher EU-Gelder. Weiter außerhalb gibt es ein völlig anderes Bild. Wenn meine Kamera nicht gerade in Reparatur wäre, könnte ich noch ein paar Beweisfotos liefern und allein der Blick aus meinem Fenster in den Hinterhof spricht da eine völlig andere Sprache. Reiche ich noch nach.
Und Radfahrstreifen gibt es in dieser Stadt vermutlich mehr als in Prag (immerhin positiv) und leider auch noch extrem bescheuerte Radwege auf dem Fußweg, die an jeder kleinen Kreuzung mit einem Vorfahrt Gewähren versehen sind.
2. Idee - Graffiti ist ein sehr lokales Phänomen. In Berlin gibt es ja auch viel mehr davon als in München und in manchen Regionen Deutschlands sieht man fast gar keins. In Prag sieht man fast keine S-Bahn ohne Graffiti. Auch in der Altstadt in Hradec gibt es welches, man muss nur die engen Gassen, die nicht so gut unter Beobachtung stehen, aufsuchen. Und ich kann dich beruhigen, dass die Gassen sowie diverse Hausdurchgänge und Grünflächen genauso nach Pisse stinken wie in Deutschland auch. ;)
3. Idee - ich denke, Rohrbacher trifft hier schon einen Punkt: Gefühlt gibt es in Tschechien weniger To-Go, was halt in Deutschland durch den unterschiedlichen Mehrwertsteuersatz sogar noch gefördert wird, während der Preis in Tschechien (meistens) derselbe ist, unabhängig davon, ob man die Sachen vor Ort oder zum Mitnehmen bestellt.
Dazu kommt noch, dass gerade in Prag einfach häufiger gereinigt wird. Dort sind ständig Putztrupps unterwegs, um die Straßen sauber zu halten. Das sollte man in Deutschland auch machen, dann würde es nicht so schmutzig aussehen.


Tag 4

Eine erste Erkundung entlang der Bahnstrecke nach Pardubice erweist sich als sehr motivreich.
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Der stündliche elektrische Os und Sp-Verkehr zwischen Pardubice und Jaromer ist fest in der Hand der Regiopanter - 441 010 verlässt Hradec Králové hl.n.

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Grabstein

Die Strecke wird traurigerweise von zahlreichen Kreuzen gesäumt, wie man sie bei uns vor allem von kurvigen Landstraßen auf beliebten Motorradrouten kennt. Das allzu unvorsichtige Gleislatschen fordert in diesem Land seinen Tribut.

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Ein Regiopanter am Stadtrand von Hradec Králové

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441 009 passiert ein Feld

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Den Charme eines unmodernisierten Bahnhofs versprüht Opatovice-Pohrebacka. Die R "Jested" der Relation Pardubice - Turnov werden mit 843 gefahren.

Von diesem Bahnhof ist es nicht weit bis zum Badesee, der, wie es sich in Tschechien gehört, mit einem großen FKK-Bereich ausgewiesen ist. Daher war ich beim Knipsen etwas vorsichtiger...
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Wieder zurück in der Stadt - das kleine Wasserkraftwerk Hucák an der Elbe
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Auszug aus dem Glossar

Landesgrenze:
Unüberwindbares Hindernis für durchgehende Zugverbindungen im Regionalverkehr.
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Beitrag von Entenfang »

Tag 5

Die neue Wohnung kaum fertig eingerichtet, juckt es mich schon in den Fingern, mal wieder eine Bahnrundfahrt zu unternehmen. Los geht’s.

Stillleben am Bahnsteig - kein Trinkwasser!
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Bye, bye, Brotbüchse - SPNV im Umbruch. Im Dezember 2019 läuft ein großer Verkehrsvertrag mit der CD aus und z.B. das E-Netz Ùstí n.L. wird durch Regiojet übernommen.

Hradec Králové hl.n.......Sp 1843.......ab 9:37

Pardubice-Rosice n.L.........................an 9:49
....................................Os 5313.......ab 10:00

Hlinsko v Cechách............................an 10:56
....................................Os 5581......ab 11:02

Havlíckuv Brod.................................an 11:48
....................................R 979..........ab 12:02

Žd’ar nad Sázavou............................an 12:27

Der Zug nach Hlinsko kommt aus Pardubice hl.n. und muss in Rosice n.L. Richtungswechsel machen - Ein weiteres Beispiel kurioser Streckenausrichtungen, die nicht mehr den heutigen Verkehrsbedürfnissen entsprechen (in Tschechien sind viele Strecken auf das Zentrum ihrer Bauzeit ausgelegt – also Wien.)
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Zwischen Museum und Regelbetrieb

Und der Regionova ist ziemlich voll. Ich bekomme zwar noch einen Sitzplatz, aber einige müssen stehen. Es ist schon unangenehm heiß im Fahrzeug, obwohl die Außentemperatur noch einigermaßen erträglich ist.

Mit überwiegend 80 km/h – für tschechische Nebenbahnen schon ziemlich schnell – rollen wir vorbei an Sonnenblumenfeldern in voller Blüte sowie Mais und Weizen. Allmählich geht die brettflache Tiefebene wieder in die tschechientypische Hügellandschaft über. Holzspäne werden mit einem riesigen Bagger verladen und ein Arbeiter fegt die Späne vom Rand der Waggons.

Glücklicherweise leert sich der Zug schon bald etwas, sodass mehr Luft zum atmen bleibt. Pünktlich wird Hlinsko erreicht und schon bald rollt auch der Anschlusszug ein.
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Es gibt eine kurze Übergangszeit und nach wenigen Minuten Wendezeit treten beide Züge mit ähnlicher Gefäßgröße wieder die Rückfahrt an. Und warum kann man dann nicht einfach durchfahren?
Ahhh, sagt es doch gleich, dass hier die Grenze zwischen zwei Bundesländern ist…

Um den Ärger über das moderne Klump noch zu steigern, sind fast alle Fahrzeuge mit Vollwerbung beklebt, sodass man kaum nach draußen sieht. Zumindest sind sie klimatisiert, was heute nicht unbedingt von Nachteil ist.

Ebenfalls pünktlich komme ich in Havlíckuv Brod an, einem spannenden und großen Bahnhof mit sehr buntem Fahrzeugpark.
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Ein Mann läuft über einen Dienstweg über die Gleise, obwohl ein stehender Zug die Sicht verdeckt und eine Einfahrt angekündigt ist.

Der R aus Prag kommt eingefahren und alle wartenden Fahrgäste werden am Bahnsteig weiter nach vorne gescheucht. Das Zuglaufschild in den letzten drei Wagen verkündet, dass diese hier enden. Zügig werden diese abgekuppelt – planmäßig sind dafür 5 min. vorgesehen. Dann rollt der Zug an und die klotzgebremsten Interregiowagen verursachen bald einen Höllenlärm.
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Warum die drei Wagen abgehängt wurden, klärt sich bereits am nächsten Halt in Pribyslav. Dort passt nämlich der verkürzte Zug gerade an den Bahnsteig. Die Geschwindigkeit schwankt mehrmals zwischen 90 und 120 km/h und konsequenterweise endet auch stets die Zugbeeinflussung, wenn die Höchstgeschwindigkeit nur noch 100 km/h beträgt (vorgeschrieben ist sie in Tschechien nur bei mehr als 100 km/h). Das stelle ich mir für den Tf ziemlich anstrengend vor.

Ebenfalls pünktlich erreiche ich schon bald Žd’ar nad Sázavou.
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Beitrag von Entenfang »

Laut dem Flyer, den ich beim Einzug erhalten habe, ist der Ort eine der wenigen Top-Sehenswürdigkeiten Tschechiens, die ich noch nicht kenne. Doch zunächst muss ich erstmal mit dem Bus fahren, denn schon das Zentrum ist über 1 km vom Bahnhof entfernt.
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Vorbildlich befinden sich hier Bahnhof und Busbahnhof direkt nebeneinander.


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Nam. Republiky

Nach einer kleinen Stärkung fahre ich mit dem nächsten Bus weiter bis zum Stadtrand, wo das Schloss...
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...mit Klosterkirche...
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...und die Kirche des heiligen Nepomuk auf dem grünen Hügel steht. Letztere ist leider gerade in der Renovierung und ich setze mich statt einer umfangreichen Besichtigung lieber unter eine mächtige Buche und genieße den angenehmen Wind.
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Das Besondere ist die Sternform, die man aber nur aus der Luft wirklich gut erkennt.

Eine Viertelstunde später muss ich bereits den Rückweg zur Bushaltestelle antreten – wie kurz doch drei Stunden Aufenthalt sind…
Während ich mich der Haltestelle nähere, sausen ein paar Autos vorbei. Ein LKW. Ein Bus. Ein Bus? Mein Bus!!! Ich sprinte die letzten 100 m. Grummelbrummel, 2 Minuten zu früh dran…
Die Mittagshitze hat sich im Bus gestaut und macht die Fahrt durch die Seitenstraßen unangenehm lange.

Mir bleibt noch Zeit, um das Treiben in der Wartehalle zu dokumentieren. Die bunte Popcornmaschine verbreitet einen verführerischen Duft, Kinder bestaunen den Getränkeautomaten und aus der Bahnhofskneipe dudelt Popmusik.
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Dudadi! Rychlík cislo 980 Vysocina linky R9 spolecnosti Ceské drahy ze smeru Brno Královo Pole a Križanov pravidelný prijezd v 15:30 prijede k nastupište cislo 2 kolej 2. Vlak dále pokracuje smer Havlíckuv Brod, Praha hl.n. a Praha-Smíchov, pravidelný odjezd 15:32. Didadu.

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Žd’ar nad Sázavou.......Os 4605......ab 15:34

Dolní Loucky...................................an 16:22

...................................Os 4913......ab 17:22

Brno-Královo Pole...........................an 17:50

Aber Entenfang, warum baust du eine Stunde Aufenthalt an einem Wald- und Wiesen-Hp ein?
Der Grund ist eine hervorragende Fotostelle auf ein Viadukt, die zudem nur wenige Minuten vom Haltepunkt entfernt liegt. Während meines Aufenthalts kommen planmäßig ein Personenzug und ein Schnellzug durch. Oh, was rumpelt denn da so plötzlich? Einen Güterzug bekomme ich auch noch und alle drei Züge trotz der Wolkenlotterie im Licht – da kann man nicht meckern.

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Beitrag von Entenfang »

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Wer von Prag nach Brno will und es nicht so eilig hat, dem kann ich diese Route nur empfehlen - sie ist landschaftlich deutlich spannender als die Hauptroute via Pardubice und Ceská Trebová.

Nur die Fahrt in den nur mit Klappfenster ausgestatteten Wagen ist nicht so angenehm. Zudem kann man die anrollende Hitzewelle deutlich spüren, denn über den Tag wird es ständig wärmer.
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Es ist wenig los, niemand außer mir steigt im Wald aus, allerdings eine Familie in den nächsten Zug ein.
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Momentan wird der Bahnknoten Brno komplett umgebaut, sodass eine Durchfahrt durch den Hbf nicht möglich ist.
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Daher fährt u. A. mein Os zum Dolní nádraží (unterer Bf), welcher etwa 15 min. Fußweg vom Hbf entfernt ist und keine besonders gute ÖPNV-Anbindung besitzt. Mein Aufenthalt in Brno soll zum Aufsuchen zweier Geschäfte genutzt werden, die sich in der Innenstadt befinden. Für mich ist diese Umleitung daher äußerst ungünstig. Also steige ich bereits am Královo pole aus und fahre von dort mit der Straßenbahn weiter in die Innenstadt. Hätte ich den Umleitungsplan genau angeschaut, hätte ich auf den Kauf einer Fahrkarte für die Straßenbahn verzichten können. Während der Sperrung des Hbf gelten nämlich CD-Fahrkarten im Stadtverkehr zwischen den Bahnhöfen. Die Tramlinie 6 wird dafür extra durch die Linie P6 zwischen Královo pole und Hbf verstärkt.


Gut 45 Minuten später stehe ich mit gut gefülltem Rucksack am Hbf und kaufe fix in der App eine Fahrkarte für den Zug, der in 10 Minuten abfährt. Ob ich wohl für 6 Kronen weniger eine Zugbindung akzeptiere? Ich denke, ja. Da die Reservierung bei innertschechischen Fahrten ohnehin kostenlos ist, nehme ich die auch gleich mit.
Der Hbf in Brno wird derzeit stark von Pantern dominiert. Mein Platz ist im Zug als Express-Reservierungsbereich ausgeschildert.

Brno hl.n.................R 860..........ab 18:53

Chocen......................................an 20:35
..............................Os 5118......ab 21:02

Týnište n. Orlicí...........................an 21:29
..............................Os 20216.....ab 21:32

Hradec Králové hl.n......................an 21:57

Auch hier habe ich nochmal einen kleinen Abstecher eingebaut. Statt bis Pardubice im Zug zu bleiben und dort nach Hradec Králové umzusteigen, verlasse ich den Interpanter bereits in Chocen.
Langsam wird es Abend.
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"Hey, kannst du mal schauen, ob die Bremsen in Ordnung sind?"
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Mit einem Bierchen lässt sich die Wartezeit verkürzen...

Rumpelnd fährt der Regionova durch den Sommerabend. Der Duft der satten Weiden zieht durch das Fenster. Auch eine Frau steht am Fenster und genießt die Fahrt auf diese Weise.
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Schon bald ist Týnište erreicht und dort findet ein hervorragender Knoten statt. Mit 3 Minuten Übergangszeit kann hier in zwei weitere Züge umgestiegen werden. Ich bin nicht unglücklich darüber, dass der Ex-ODEG RS nicht meiner ist, sondern die Brotbüchse.
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Bei der Ausfahrt gibt es eine 1A-Parallelfahrt mit dem Regionova nach Náchod, die erst nach etwa 3 Minuten endet, als dieser über eine Brücke die Trasse nach Hradec Králové überquert.

Pünktlich endet der Tagesausflug am Ausgangspunkt, 383 km in 7h 9 min sind geschafft. Mit 100% pünktlichen Zügen und einem gerade passend ankommenden Bus hätte es heute kaum besser laufen können. Ein sauberer Einstieg!


Notizen aus dem Alltag - Tag 9
Im Kaufland steht ein Mann hinter mir an der Kasse. Auf dem Kassenband hat er fünf zugeknotete Plastiktüten voller Rohlík gelegt und sagt dem Kassierer, das wären 100 Stück. Dazu kommen noch vier riesige Brote und drei Großpackungen Burgerbrot. Sonst hat er nichts dabei – na Mahlzeit. Selbst mit seinen mindestens 150 kg wird er die wohl kaum alleine essen und Rohlík sind nach einem Tag ungenießbar trocken. Seine Tochter, etwa 12, ist dagegen gertenschlank und mit einem so kurzen Minirock bekleidet, wie ihn nur Tschechinnen tragen können.

Auszug aus dem Glossar
Staatsgrenze: Nahezu unüberwindbares Hindernis für öffentliche Verkehrsmittel aller Art.
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Beitrag von Entenfang »

Bild des Tages
Cerná hora
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Wie der Schwarze Berg zu seinem Namen kommt, ist auf dem Bild deutlich zu erkennen.


Notizen aus dem Alltag - Tag 12
Die automatische Drehtür zur Shopping Mall ist ein Wunderwerk der Technik. Wenn jemand zu knapp vor der anrückenden Glaswand reinspringt, bleibt sie ruckartig stehen. Dies passiert auch heute. Nun hält die Tür also einen Moment an und währenddessen kommen weitere Leute dazu, die eintreten. Folglich stoppt die Tür beim Wiederanlaufen gleich wieder. Noch mehr Leute kommen, dieses Mal von drinnen. Mit demselben Ergebnis – nach 10 cm steht die Tür wieder. Noch mehr drängen von draußen rein. Der Bereich ist inzwischen gut gefüllt, sodass beim Wiederanlaufen jemand im Sperrbereich steht und die Tür wieder anhält. Allmählich sind die Leute genervt und wollen die Tür gewaltsam anschieben. Doch irgendwann klappt es und ein Schwall Menschen ergießt sich sowohl in als auch aus der Mall.

Auszug aus dem Glossar
Vollwerbung: Willkommene Einnahmequelle für Verkehrsunternehmen, denen Autohäuser als Kunden wichtiger sind als Fahrgäste.
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Beitrag von Entenfang »

Bild des Tages
Mit der Brotbüchse durch den Spätsommer
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Ja, ich weiß, die Qualität ist grauenvoll. Aber kann mir mal jemand erklären, warum die Diagnose eines Defekts an meiner "richtigen" Kamera mehr als 2 Wochen braucht? <_<
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Beitrag von Entenfang »

Bild des Tages
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Sächsische Schweiz? Nein, Ceský ráj (dt.: Böhmisches Paradies)
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Beitrag von Iarn »

Blöde Frage, aber ist die Flagge im letzten Bild per Photoshop rein retouchiert worden? Die sieht so unnatürlich aus.
Autonome Volksfront für die Wiedererrichtung der klassischen 22er Tram in München
Nicht zu verwechseln mit der Populären Front
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Beitrag von Entenfang »

Iarn @ 17 Aug 2019, 13:43 hat geschrieben:Blöde Frage, aber ist die Flagge im letzten Bild per Photoshop rein retouchiert worden? Die sieht so unnatürlich aus.
Nein, die steht wirklich da. Bisschen Nationalstolz muss sein! :lol:
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Beitrag von Entenfang »

Bild des Tages
Mit dem Regionova ins Sandsteingebirge

Extra früh bin ich aufgestanden, um dieses Motiv passend im Licht zu bekommen. Beim 2h-Takt war klar, dass ich genau eine Chance habe. Ständig tauchen Wanderer in bunter Funktionskleidung auf und die Sonne verschwindet auch ab und an für eine Weile hinter den sehr fotogenen Wolken. Doch am Ende passt alles - die Sonne strahlt und bis zum Horizont ist keine Zulatschgefahr zu sehen...
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Beschwingt kann ich meine Wanderung durch die Adrspasské skály beginnen - das Sandsteingebirge hat starke Ähnlichkeiten zur sächsischen Schweiz.
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Beitrag von Entenfang »

Damit niemand meint, in Hradec Králové gibt es nur top sanierte Ecken...
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In der Mährischen Vorstadt gibt es einige ziemlich unheimliche Angsträume vor, zwischen und unter Plattenbauten.
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Beitrag von Entenfang »

Bilder des Abends
Ziel der spontanen Abendfahrradtour war das Schloss Hrádek, welches sich im schönsten Abendrot zeigt
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Die Rückfahrt findet im Mondenschein statt - Grüße an die Rehe und sorry für die Störung. ;)
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Beitrag von Entenfang »

Bild des Tages:
Reisendensicherung

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......kann in Tschechien auf unterschiedliche Weise erfolgen. Üblicherweise erfolgt zuerst die Einfahrt auf das Gleis, welches dem Empfangsgebäude am nächsten ist und anschließend auf die weiteren Gleise der Reihe nach. Manchmal ist das auf betrieblichen Gründen nicht möglich oder sinnvoll, sodass dann vom Fdl meistens H-Tafeln aufgestellt werden. Oder es wird - wie hier - einfach eine rote Fahne geschwungen.
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Beitrag von Entenfang »

Tag 58 Regionalní den ¸eleznice - Ceská Trebová

Im September gibt es an verschiedenen Standorten Tag der offenen Tür in Betriebswerken. Wie es sich gehört, werden auch Sonderfahrten angeboten. Heute hatte der historische Triebwagen ´abotlam Ausfahrt, unter anderem als Premiere auf der 2008 elektrifizierten Strecke Ùsti nad Orlicí - Lichkov. Für sämtliche Fahrten gilt übrigens der CD-Tarif mit 40 Kronen Zuschlag.

Ich fahre aus Hradec über Pardubice nach Ùstí, um dort die Rückkehr des Triebwagens zu erwarten und einzusteigen. Außer mir warten noch ein paar Fuzzis auf den Zug. Auch zwei Jungs, etwa 13 Jahre alt, sind eifrig dabei.
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Aufgrund der eingleisigen Strecke hat der Zug die üblichen +15 und kommt gut gefüllt an.
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Ich finde trotzdem einen freien Vierer und genieße die Fahrt - die meisten anderen offenbar auch.
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In Ceská Trebová stehen natürlich wieder alle zum Fotografieren und Filmen im Gleis.
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Der Zug wird abgefertigt und rollt unter den Augen eines Aufsehers an. Doch nicht weit, denn der pfeift zweimal und schwingt Kreissignal. Mit einem Rucken kommen wir zum Stehen. Ein Fuzzi ist ausgestiegen und hat die Abfahrt verpasst. Nachdem die Türen nochmal geöffnet wurden und er wieder drin ist, geht es weiter nach Svitavy. Dabei wird der Lokfriedhofdas Depot Ceská Trebova passiert - ich muss mal eine Hitparade der besten Fotostandpunkte beginnen, die ich in Tschechien gesehen habe:
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In Svitavy wird etwa 20 Minuten pausiert, ehe die Rückfahrt angetreten wird. Es ist das übliche Bild bei Sonderfahrten - einige Freaks wollen ein möglichst menschenfreies Bild aus 10 Meter Entfernung schießen und 20 andere Leute stehen 2 m vor dem Triebwagen, um Handyfotos zu machen oder ihren Familienausflug zu verewigen.
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Doch die tschechischen Fotografen sind ungeduldig und sorgen bald für freie Fotolinie.
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Der Fdl versucht mit mehreren Ansagen vor der nahenden Einfahrt eines Zuges zu warnen und die Fuzzis vom Herumspringen im Gleisbett abzuhalten.

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Stillleben mit Bahnsteigdach

Für die Rückfahrt nach Ceská Trebová hat man sich ein Highlight ausgedacht - eine kilometerlange Parallelfahrt mit dem planmäßigen Schnellzug nach Prag. Nachdem der Nullknoten wie aus dem Bilderbuch abgehalten ist, erhalten wir gleichzeitig mit dem R Ausfahrt.
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Beitrag von Entenfang »

Sowohl für die Fahrgäste des R als auch des historischen Zuges ist es ein Heidenspaß und die Insassen beider Züge winken sich durch die Fenster zu.
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Der Tf des Interpanters hat vermutlich auch seine Freude, zieht ein bisschen vor, lässt sich dann wieder zurückfallen und holt wieder auf. Nach über 10 Minuten erhält der historische Zug Halt erwarten und der R verschwindet endgültig aus dem Blickfeld.
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Für die Festbesucher, die nicht vom Bahnhof knapp 2 km durch Gleisanlagen latschen wollen, gibt es einen kostenlosen Shuttleservice mit einem Regionova.
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Einige Fahrten werden als besondere Rundfahrt über das Containerterminal von Metrans angeboten. Das lasse ich mir natürlich nicht entgehen. Dafür muss erstmal im Sägezahnverfahren hin und her rangiert werden und der Tf läuft vor und zurück.
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Auf dem Gelände sind zahlreiche ausrangierte und ausgeschlachtete Fahrzeuge abgestellt, die von einigen Jungs gerne erkundet werden. Für Lost-Places-Liebhaber sehr empfehlenswert!
Am Bahnsteig vor dem Betriebswerk läuft Rasputin, was über die Werkslautsprecher ein bisschen komisch und blechern klingt.

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Beitrag von Entenfang »

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Zabotlam durchquert den Lokfriedhof das Depot
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Im Betriebswerk gibt es eine hübsche Auswahl von Fahrzeugen rund um die Drehscheibe zu bewundern und die meisten sind auch zugänglich.
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Knödelpresse für Reisezüge und Gleichstrom
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Die Knödelpresse von CD Cargo ist aufgebügelt. Eine Mutter ist mit ihrer dreijährigen Tochter im Führerstand. Das Mädchen findet großen Gefallen daran, die Pfeife zu betätigen und drückt immer wieder. Die Mutter kann sie nicht überzeugen, aufzuhören. Das Gepfeife geht ein paar Minuten, dann kommt ein Angestellter, und bittet darum, aufzuhören, weil es langsam nerven würde.
Ich nehme auf dem Sitz platz und frage sicherheitshalber nach, ob ich die Hebel anfassen darf. "Jaja, du kannst", meint der Tf. Der Regler für die HLL steht bei 3,5 bar, sodass ich wohl nicht allzu weit kommen würde, selbst wenn ich wollte.
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Führerstand 742 196

Für die Schwere-Diesel-Quote
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Führerstand T679 1529

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Auf dieser Rangierlok darf man mitfahren und als die kleine Gruppe Interessierter drin ist, übernimmt ein 14-Jähriger unter den fachkundigen Anweisungen des Tf das Steuer. Er scheint schon ziemlich gut zu wissen, wie man mit dem Beschleunigungshebel und der Bremse umgeht. Die 300 m Rangierfahrt vor und zurück absolviert er souverän. Ob ich auch mal darf? Aber sicher!
Ja, so eine einzelne Lok hat ganz schön viel Power, uiuiui, da ist man schnell bei 20... Das Aus-dem-Weg-Pfeifen von Fuzzis hat ein anderer Junge übernommen, während ich versuche, die Lok am anderen Ende des Gleises möglichst sanft anzuhalten, was mir absolut nicht gelingt. Ich ziehe den Hebel sanft zu mir und nichts passiert. "Mehr, mehr", meint der Tf. Dann stehen wir unsanft nach 5 Metern.
Richtungsschalter umlegen und wieder zurück. Pfeifen nicht vergessen und loooos geht's! Und jetzt kommt die schwierigste Aufgabe. Um das Ein- und Aussteigen zu erleichtern, wurde eine 1 m breite Treppe aufgestellt. Die sollte ich wieder treffen. Nun ja, das Ergebnis bleibt dasselbe. Ich bremse erst zu schwach und stehe dann - immerhin nicht ganz so unsanft - aber immer noch zu früh. Ich muss zugeben, der Junge vor mir hat sich deutlich besser angestellt.

Es sind auch moderne Fahrzeuge ausgestellt, z.B. ein Regioshark, welcher schon die ganze Zeit vor sich hinbrummt. Ich wittere die Gelegenheit, mal ein bisschen in den Führerstand zu schauen und steige ein. Die Tür ist offen, jemand schaut sich um. Ich nehme nach ihm Platz, alles ist aufgerüstet. Oh. Hier ist die HLL nicht bei 3,5 bar, sondern bei 5 und irgendwie sieht das alles so abfahrtbereit aus. Ich lasse lieber die Finger von jeglichen Knöpfen und Hebeln.
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Beitrag von Entenfang »

Keine Minute später kommt ein Mann zielstrebig in den Führerstand. Ich vermute, er führt jetzt vielleicht irgendwas vor, z.B. ZZA einstellen, wie ich es zuvor beobachtet habe. Er nimmt Platz, schließt die Türen, pfeift und fährt ohne Ankündigung los.
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Wow, sogar eine Demonstrationsfahrt. Hmm, ganz schön lange Demonstrationsfahrt. Er nimmt das Telefon in die Hand und von der Antwort des Fdl verstehe ich nur irgendwas von Pardubice. Er gibt eine Zugnummer in den Bordcomputer ein. Ein paar Leute gucken neugierig über die Schulter und filmen, während wir durch den Bahnhof zuckeln. Wenig später stehen wir in Ceská Trebová am Bahnsteig. Es sieht nicht danach aus, dass hier Schluss wäre und ich frage nach, während alle anderen aussteigen. Ja, der Zug würde jetzt nach Pardubice fahren. Der Mann, welcher vor mir im Führerstand saß, kommt zurück und verkündet, dass das Fahrzeug jetzt leer wäre. Ich wittere eine Chance. Darf ich vielleicht hierbleiben und mitfahren?

Ich darf. Die Fdl bringt den Fahrplan vorbei. Zu dritt im Führerstand warten wir die Überholung des Regiojets ab, ehe wir Ausfahrt erhalten.
Ich erkundige mich, ob die Züge hier in Tschechien auch so viele Probleme machen würden wie in Deutschland. So direkt will der Tf das nicht bestätigen. Wenn ich es richtig verstanden habe, ist seiner Meinung nach das größte Problem, dass die Heizung/Klimaanlage gelegentlich mal Wasser verliert und/oder nicht funktioniert. Mit den MTU-Motoren wäre man wohl auch nicht ganz glücklich.
Dann rauschen wir mit grüner Welle Richtung Westen. Die Triebwagen haben eine AFB-ähnliche Geschwindigkeitsregelung und der Tf lobt sie, da sie im Gegensatz zu anderen Fahrzeugen sehr sanft regeln und nicht ständig beschleunigen und bremsen würde. Außerdem besteht die Möglichkeit, Leistung individuell (z.B. auf 80%) zu drosseln. Ich könnte mir vorstellen, dass das nicht nur zum energiesparenden Fahren bei pünktlicher Abfahrt sinnvoll ist sondern auch, um bei schlüpfrigen Schienen nicht allzu sehr ins Schleudern zu geraten. Die grüne Welle finde ich ja ein bisschen schade, denn ich würde gerne mal die tschechische Zugbeeinflussung in Aktion sehen.
Überall stehen Fuzzis unterwegs, wohl um die später folgende zweite Runde des ´abotlam-Triebwagens zu verewigen. Alles Freaks hier. "Nene", meint der Tf, "das sind nicht alles Tschechen. Sogar englische Bahnfreaks sind extra für dieses Event angereist."
In Ùstí nad Orlicí halten wir am äußersten Ende des Bahnsteigs, um keine blinden Passagiere zu bekommen. Der andere Mann wird hier abgesetzt und winkt uns über die Kameras zu, welche eine entspannte Abfertigung ohne den typischen Blick aus dem Fenster ermöglichen.

Der Fahrradweg von Chocen nach Ùstí wäre wunderschön, empfiehlt mir der Tf, während wir den einzigen wirklich kurvigen und landschaftlich sehr reizvollen Abschnitt der Strecke Prag - Ostrava befahren. Zur Abkürzung einer Flussschleife und Erhöhung der Geschwindigkeit von 90 auf 160 km/h gibt es verschiedene Trassierungsvarianten, die sich in der Tunnellänge unterscheiden. Wenig überraschend ist die mit dem längsten Tunnel am teuersten, sodass sie vermutlich nicht kommen wird. Anschließend geht es schnurgerade weiter. Oh, ich sehe Halt erwarten. Sehr gut. Die in Tschechien (erforderlich ab 100 km/h) und der Slowakei (erforderlich ab 120 km/h) eingesetzte Zugbeeinflussung LS ist eine linienförmige Beeinflussung, d.h. im Gegensatz zur PZB kann sie ein zwischenzeitlich frei gewordenes Signal sofort erkennen und im Führerstand anzeigen. Beim Passieren eines Signals in Warnstellung oder einer Geschwindigkeitsreduktion drückt der Tf eine Quittierungstaste, die unserer Wachsamkeitstaste gleicht. Eine Optik zeigt die Stellung des nächsten Signals an.
https://de.wikipedia.org/wiki/LS_(Zugsicher...zobrazovac1.JPG
Im Regioshark ist sie digital auf einem Bildschirm. Das gelbe Licht mit schwarzem Punkt unten deutet auf eine Geschwindigkeitsreduktion hin.
Das blaue Licht leuchtet immer. Ist der Zug in einer Beeinflussung, geht es in regelmäßigen Abständen - ich würde vielleicht 20-30 Sekunden schätzen - aus. Der Tf hat dann 3,5 s Zeit, es zu quittieren und das blaue Licht geht wieder an. Andernfalls erfolgt eine Zwangsbremsung. Ein wesentlicher Sicherheitsnachteil gegenüber der PZB ist aber die fehlende Geschwindigkeitsüberwachung, d.h. bei korrekter Quittierung kann der Zug mit Höchstgeschwindigkeit weiterfahren, ohne zwangsgebremst zu werden.
Wir kommen vor dem Asig zum Stehen. "Hmm, was soll das? Der Regiojet müsste doch schon längst weg sein." Hat der Fdl bestimmt gemacht, damit ich mal die Zugbeeinflussung in Aktion sehen kann.
Ein paar Minuten vergehen. "Ich wollte heute eigentlich ganz gerne noch grillen und ein Bier trinken. Meine Freundin wartet schon auf mich."
Die Weiche geht in abzweigende Stellung. "Komisch, neben uns ist doch auch Rot. Da kann uns ja nichts überholen."
Und des Rätsels Lösung: ein Ex kommt uns auf dem Gegengleis entgegen. Wenig später kommt auf dem Regelgleis ein Railjet entgegen. Hübsche Parallelfahrt muss das gewesen sein...
Kaum ist der Ex durch, können wir weiterfahren. Sobald das Signal auf Fahrt geht, wird das Display grün. Zuckeln mit 24,9 km/h bis zum Signal ist hier nicht bekannt.

Während wir wieder mit 120 dahinsausen, erzählt mit der Tf noch, dass es hier in Moravany vor ca. 10 Jahren einen Eisenbahnunfall gegeben hat. Den Hergang verstehe ich zwar nicht, doch das nachträgliche googlen ergibt einen Unfallhergang unter Beteiligung von Sand und Freimeldung mit Gleisstromkreisen. Der Tf eines Personenzugs hatte bei schlüpfrigen Schienen in der Steigung zum Anfahren gesandet. Aufgrund eines technischen Defekts hat sich das Sandrohr jedoch nicht wieder geschlossen und so fiel beim Bremsen im nächsten Bahnhof viel Sand auf die Schienen und ließ den haltenden Personenzug für die Gleisfreimeldeanlage unsichtbar werden, da der Widerstand für den Gleisstromkreis zu groß wurde. Die darauffolgende Tfzf ist dann reingerauscht.

Außerdem fällt mir bei einer Diskussion um Signalisierungen zum ersten Mal auf, dass das tschechische Signalsystem nicht mit dem Hl-System identisch ist. Hl 2 würde in Tschechien nämlich 80 km/h, vMax erwarten bedeuten. Mit dem tschechischen Signalsystem lässt sich im Gegensatz zum Hl-System auch 80 km/h anzeigen. Auch das gelbe Blinken, welches im Hl-System sowohl 40 als auch 60 km/h erwarten bedeuten kann, ist in Tschechien unterschiedlich: Schnelles Blinken: 60 erwarten. Langsames Blinken: 40 erwarten. Knuffig finde ich auch zwei grüne Streifen für 100 km/h.

Schon bald rollen wir in Pardubice ein, wie schnell 1 Stunde vergeht, wenn man vorne im Führerstand plaudert... Ich springe ins Gleisbett, klettere auf den Bahnsteig und der Regioshark verabschiedet sich schon wieder auf Rangierfahrt in Gegenrichtung.
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Beitrag von Oliver-BergamLaim »

Herzlichen Dank fürs Mitnehmen auf die Ausflüge - gerade in stressigen Wochen kann man bei Deinen Erlebnisberichten wunderbar ein paar Minuten entschleunigen und sich in die tschechische Eisenbahnwelt träumen! :)
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Beitrag von Entenfang »

Immer wieder gern - sei versichert, das "Erfahren" dieser Eisenbahnwelt ist jeden Tag aufs Neue wie ein Traum :)

Bild des Tages
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Ein Regionova auf weitem Feld bei Dlouhé Dvory
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Beitrag von Entenfang »

Tag 59 Regionalní den ¸eleznice - Trutnov

Und weil es gestern so schön war, heute gleich nochmal. Wegen der nervigen Langzeitbaustelle fährt für mindestens ein halbes Jahr kein Zug von Hradec Králové nach Trutnov, sodass ich lieber gleich mit dem Bus fahre. Um 10:15 Uhr soll der aus Prag kommende Bus abfahren und um 11:03 Uhr in Trutnov sein. 48 Min. für 49 km halte ich schon für sehr sportlich. Offenbar waren auch die anderthalb Stunden aus Prag selbst am Sonntagmorgen zu optimistisch gerechnet, denn die Abfahrtszeit verstreicht und nichts passiert. Nach etwa 10 Minuten taucht der Bus dann auf, ein Ex-deutscher MAN Reisebus, wie an den "Notausstieg Scheibe einschlagen"-Hinweisen zweifelsfrei erkennbar ist. So viel zum Thema Emissionen durch Beschaffung von Neufahrzeugen senken - dann werden die halt in Tschechien ausgestoßen.

Die Nachfrage ist beträchtlich und der Bus fast ganz voll, vermutlich nutze nicht nur ich ihn als SEV. Mit +16 geht es los. Meine Vermutung: Es wird nicht dabei bleiben.
Es ist das übliche Bild: Radfahrer, Baustellen und Ortsdurchfahrten. Eine Frau wendet sich an den Busfahrer, der auf seinen Kollegen, welcher für die Gepäckverladung und zum Quatschen verantwortlich ist, verweist. "Erreiche ich noch den Zug nach Adr¨pach um 11:21 Uhr?" Die Antwort kann ich nicht verstehen, würde aber auf Nein tippen. Wer die tschechische Fahrplanauskunft IDOS benutzt, sollte ich ihrer Tücken bewusst sein. Denn dann kann schon mal 4 Minuten Übergangszeit vom Fernbus zum Zug bei 4 Minuten Fußweg rauskommen.

Ich behalte Recht und mit +23 erreichen wir Trutnov. Während in Ceská Trebová Freaks das Bild beherrscht haben, sind es hier Familien mit Kindern. Zu sehen gibt es jedenfalls genug.
Die wenigen 100 m vom Bahnhof zum Betriebswerk lassen sich mit diesem historischen Tw zurücklegen:
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Schneeräumfahrzeug
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...und der Blick in den Führerstand
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Schwellenbagger
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Originelle Anbringung des Fahrplans für den Pendelzug
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Es gibt auch ganz kleine Bahn zu bestaunen - die Modellbahnanlage im Maßstab TT ist mit viel Liebe auf jedem Quadratzentimeter gestaltet.
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Blick in den Führerstand - Taucherbrille modernisiert (BR 750)
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Maschinenraum
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Hat echt was von Schiff!

Führerstand BR 854, ebenfalls modernisiert
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Beitrag von Entenfang »

Und noch bisschen was draußen
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Während auf der Rangierlok rechts Führerstandmitfahrten angeboten wurden, ist im Fst der T669 ist noch der Fahrplan von der Überführung 3 Tage zuvor drin:
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Buntes Treiben
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Ökologisches WC
!!!Bitte nicht benutzen!!!

Schließlich nehme ich den Sonderzug nach Vrchlabí, vorne mit Diesel, hinten mit Dampf bespannt.
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Ich sichere mir rechtzeitig ein Abteil. Natürlich tritt das schlimmstmögliche Szenario ein - eine Frau mit 4 Kindern setzt sich dazu. Es wird ein wenig herumgewuselt, Süßigkeiten ausgepackt. Plötzlich schnauzt die Frau die 13-jährige Tochter an. Warum, kann ich nicht erkennen. "Komm her." Die ahnt wohl schon, was ihr blüht und hält ausreichend Abstand. Dementsprechend erfolglos fällt auch die Ohrfeige aus. "Lass mich doch in Ruhe, Mama!"

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423 009 rangiert in Trutnov

Da nun das Fenster ohnehin dauerhaft blockiert ist, stelle ich mich lieber in den Gang, als die ungewöhnliche Garnitur Fahrt aufnimmt, natürlich wie immer mit +15. Das ist sehr schade, denn damit bleibt mir keine realistische Chance, die eigentlich knappe Stunde Aufenthalt in Vrchlabí für eine kurze Stadtbesichtigung zu nutzen.
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Der Schaffner geht durch den Zug und verkauft Fahrkarten. Macht dann 23 Kronen - für eine Stunde Fahrt mit dem Sonderzug!
Die Anteilnahme von Anwohnern, Spaziergängern, Radfahrern und Fotografen ist groß. Alle stehen winkend da und bestaunen den vorbeirauschenden Zug. Ein Hund wedelt freudig mit dem Schwanz. Die grasenden Kühe lassen sich nicht stören.
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Die Abgaswolke der Diesellok...
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...ist oftmals übler als die der Dampflok...
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...und riecht dazu noch sehr unangenehm nach verbranntem Öl.
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Beitrag von Entenfang »

Unterwegs steigen einige aus, einige ein.
Die KBS 040 ist für ihre Alttechnik bekannt. Ein Fdl hat sie mal als Freilichtmuseum bezeichnet.
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Auch die Einfahrt in Vrchlabí wird mit Begeisterung dokumentiert.
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Ich ersetze die Stadtbesichtigung durch einen kurzen Besuch bei Penny, um zumindest ein paar Vorräte für die anstehende Rückfahrt einzukaufen. Ich werde heute noch eine Weile unterwegs sein.

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Dann kehre ich schon wieder zum Bahnhof zurück, wo eine beträchtliche Zahl Schaulustiger die inzwischen eingetroffene Feuerwehr bestaunt.
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Löschen muss sie allerdings nichts - mangels Wasserkran ist die Feuerwehr zur Betankung der Dampflok mit einem ähnlich historischen Fahrzeug angerückt.
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Kurz vor der planmäßigen Rückfahrt muss die Brotbüchse ankommen und sie tut das ziemlich pünktlich. Es vergehen noch ein paar Minuten, die Menschen warten gespannt auf die Abfahrt. Ein Teil hängt aus den Fenstern, ein Teil steht irgendwo im Gleisbett herum. Der Fdl taucht hinter der Brotbüchse auf, die Schaffner gehen in Position. Weiterhin gespanntes Warten. Der Fdl geht noch ein paar Schritte weiter, damit der Tf ihn gut sehen kann. Und dann - endlich- hebt er die grüne Kelle. Der Schaffner am Zugschluss pfeift, schwingt die grüne Kelle. Der nächste tut es ihm gleich. Der dritte ebenso. Der vierte pfeift. Er schwingt die Kelle, der Tf der jetzt vorne verkehrenden Dampflok bestätigt winkend. Die Dampflok pfeift. Die Diesellok am Zugschluss trötet bestätigend. Ein heftiger Ruck geht durch den Zug und los geht die lange Fahrt unter den wachsamen Augen des Weichenwärters.
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Für die 148 km bis Hradec Králové wird er 5h 17 min. unterwegs sein. Dafür gibt es zwei Gründe: 1. werden zwei längere Aufenthalte zum Wassertanken eingelegt. 2. Der Zuglauf führt über gleich 2 Umwege. Er fährt von Trutnov die entsetzlich langsame, aber landschaftlich reizvolle und ausflugszielreiche Route via Adr¨pach - Teplice n.M. nach Náchod.
Zum Mitfahren:
https://www.openrailwaymap.org/?lang=null&l...&style=standard
Selbst wenn man von dort geradeaus nach Hradec fahren könnte, was aufgrund der Strecken nur mit zweimaligen Richtungswechsel gehen würde, wäre in Ceská Skalice Schluss. Denn wie bereits erwähnt, ist die weitere Strecke dank einer extrem lästigen Baustelle gesperrt.

Wieder begleiten uns viele Schaulustige und Fuzzis auf dieser wunderschönen und sehr motivreichen Strecke zurück nach Trutnov. Ein Fuzzi ist kurzerhand mit seinem Auto ein paar hundert Meter querfeldein über eine Wiese gefahren. Ob er ein deutsches Kennzeichen hat, kann ich leider nicht erkennen. Wundern würde es mich aber nicht.

Doch da ich die große Runde ohnehin schon kenne, möchte ich lieber noch ein Foto vom Zug machen.
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Dazu mache ich mir den etwa halbstündigen Aufenthalt des Sonderzugs in Trutnov zu Nutze und fahre mit dem nächsten Regelzug eine Haltestelle bis Trutnov stred. Im Osten der Stadt gibt es eine vielversprechende Fotostelle, die sogar hervorragend durch den Hp Trutnov zastávka angebunden ist. Nur leider im Zweistundentakt und ich bin in der falschen Stunde unterwegs. Deshalb steht mir gut 1 km Fußmarsch bevor. Da kann eigentlich nichts schief gehen, wenn ich mir meine Karte anschaue.
Maps.me zeigt eine schnurgerade verlaufende Straße an, in Realität kommt bald ein verrostetes Tor. Es steht weit offen, nicht mal ein Vstup zakázán-Schild hängt dran. Leicht verunsichert gehe ich weiter. Ein übergewichtiger Wachmann pinkelt gerade ins Gebüsch, als ich mich einer Pforte mit moderner Schranke zu einer Fabrik mit morbidem Charme nähere. "Guten Tag, suchen Sie etwas?" Kann ich hier durchgehen? "Durchgehen wohin?" Hmm, zur Fotostelle kann ich ja schlecht sagen, also sage ich aufs Geratewohl: Zum Eisenbahn-Hp. "Hier ist eine Fabrik. Hier ist eine Schranke, Sie müssen zurück gehen, dann rechts, über die Gleise, dann rechts." Ich werfe einen schnellen Blick aufs Handy - ja, den Weg gibt es. Aber er ist länger. Nur habe ich keine andere Wahl und folge der Wegbeschreibung, die bald auf einen schmalen Trampelpfad führt. Dass dieser offenbar eine gewisse Bedeutung hat, ist an der Beleuchtung erkennbar. Aber bitte, der Weg führt immerhin zum Knotenbahnhof Trutnov-Poricí und dort fahren unter der Woche 5 Züge pro Tag ab. Im Winter sind die Abfahrten wohl zu 100% im Dunklen.
https://idos.idnes.cz/vlakyautobusymhdvse/o...0&cmd=cmdSearch

Ich fürchte schon, dass mir der Zug vor der Nase durchfährt und ich den ganzen Weg umsonst gelatscht bin. Doch wie erwartet ist der Sonderzug nicht pünktlich abgefahren. Endlich erreiche ich die gesuchten Brücken. Ich komme kaum dazu, die passende Perspektive zu suchen, da steigt ein älterer Herr aus seinem Fiat Punto aus. "Weißt du, wohin die Strecken auf den Brücken führen?" Klar, oben nach Starkoc und unten nach Adr¨pach. Er überlegt einen Moment, sucht die Orte auf seiner inneren Landkarte und nickt dann zufrieden. Ich bin weniger zufrieden, denn die wesentlich fotogenere Brücke ist die obere, nur wird der Sonderzug leider auf der unteren kommen. Und das tut er auch keine 5 Minuten später.
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Während ich mich nach diesem versemmelten Bild mental auf den Fußmarsch zurück vorbereite, hat der ältere Herr wohl auch seinen Dienst getan und hupt grüßend, während er in seinem Fiat Punto samt Beifahrerin davonbraust.

Nach so viel Herumgelatsche werden die Füße langsam müde, doch zur Rast habe ich keine Zeit. Wie so oft ist der Weg zur Fotostelle dann doch länger als erwartet und ich muss mich beeilen, um den Zug eine Stunde später in Trutnov stred zu erwischen. Denn mein weiterer Plan sieht vor, über die kürzere Route via Starkoc und Václavice nach Náchod zu fahren, dort kurz vor dem Dampfzug einzutreffen und mit ihm zurück nach Hradec zu fahren.

Kinder fahren auf ihren Fahrrädern durch die Straßen, auf denen kein Verkehr herrscht. Dass es hier kaum irgendwo Fußwege gibt, fällt mir schon gar nicht mehr richtig auf. Es ist in Tschechien einfach Normalität. Eine ältere Frau gibt im Gehen irgendwelche Zischgeräusche von sich und ruft nach jemandem. Sie schaut in Richtung einer dichten Hecke. Nach einigen Versuchen kommt eine Katze hervorgesaust, unter einem Gartentor durch und in den nächsten Garten rein. Die Frau geht zischend weiter. Eine Fahrschule nutzt den verkehrsarmen Sonntagnachmittag für die ersten Fahrstunden. Immer schön blinken, wenn man parkende Autos "überholt".

Mein Timing war gut, denn als ich am Bahnhof eintreffe, wird gerade die Einfahrt des Zuges angekündigt. Erschöpft lasse ich mich in den Sitz fallen. Zum Glück habe ich mich bei Penny versorgt...

In Starkoc steige ich zusammen mit vielen weiteren in den Regionova nach Václavice um.
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Blick auf den Speichersee Rozkos
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Der Zuglauf von 3 km dürfte zusammen mit dem Pendel A¨ - A¨ mesto zu den kürzesten mir bekannten Zugläufen gehören. Zumindest schön vertaktet ist dieser gordische Knoten und man kann direkt weiter Richtung Chocen umsteigen.
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Ich wähle die andere Richtung und erreiche bald Náchod.
Dort erwartet mich eine riesige Überraschung. Nicht. Der Sonderzug hat +30. Ich war aufgrund des sportlichen Fahrplans über die eingleisigen Strecken fest davon ausgegangen und hatte doch auf das Gegenteil gehofft. Denn ich bekomme schon wieder Hunger und habe absolut nichts mehr Essbares in meinem Rucksack, aber noch 2h Fahrzeit vor mir.
Auch hier stehen schon einige Schaulustige und die Feuerwehr zum Auftanken der Dampflok bereit. Der Regionova als Gegenzug zum Sonderzug darf schon mal von der Halteposition zum Asig vorziehen. Wenig später dampft mit +10 das Objekt der Begierde ein.
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Der Feuerwehrschlauch wird über das Gleis gelegt, welches der Regionova zuvor geräumt hat und versorgt das Dampfross mit dem kühlen Nass.
Erinnerungsbild für das Zugpersonal
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Die Eisenbahner tun geschäftig ihren Dienst und lassen sich von den vielen Handys und Kameras nicht stören. Ich wage schon zu hoffen, dass wir doch pünktlich abfahren können.
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"Er ist leer!!!", ruft der Feuerwehrmann. Tja, die Dampflok hat wohl einen größeren Wassertank als der Feuerwehrwagen. Der Wagen saust davon, um Nachschub zu holen. Das Abendrot sorgt für fantastische Stimmungen, auch wenn sie mit dem schwindenden Licht immer schwieriger einzufangen sind.
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Mein Bahnjahr 2023
Zurückgelegte Strecke: 28.430 km - Planmäßige Gesamtreisezeit: 18,3 Tage - Gesamtverspätung (analog FGR): 1436 min - Planmäßige Reisegeschwindigkeit: 65 km/h - Durchschnittliche Fahrzeitverlängerung aufgrund von Verspätung: 5,5% - Fahrtkosten: 8,9 Cent/km - Anschlussquote (alle Anschlüsse einer Verbindung mit min. 1 Umstieg erreicht): 84,1%
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