Maßnahmen zum Wachstum der Ballungsräume

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Beitrag von Trapeztafelfanatiker »

vuxi @ 11 Mar 2018, 15:01 hat geschrieben: Wo außerhalb einer Großstadt würde denn der Professor denn 15000 Arbeitsplätze ansiedeln wollen? Vor allem wenn diese hauptsächlich in Richtung Forschung/Entwicklung gehen. Glaubt er ernsthaft, dass wenn man im Bayerischen Wald so ein Entwicklungszentrum in die Landschaft stellt, auch das Personal findet. ganz abgesehen davon, dass der Flächenfraß eher größer sein wird, da man sich dort dann eher das 200m² Einfamilienhaus baut, anstatt im 4. Stock einer Wohnanlage zu wohnen. Die Folge eines Ansiedlungsverbotes in München wäre nicht, dass die Leute in Bayern aufs Land ziehen, sondern dass die Firmen halt nach Frankfurt oder Berlin gehen.
Ein Ansiedlungsverbot wird kaum einer aussprechen.
Allerdings sollte man schon darauf dringen, dass Investitionen auch nach Nürnberg oder Würzburg fließen und nicht nur nach München. Es geht also nicht ums Dorf im Bayerischen Wald, sondern darum die Zentren der bayerischen Regionen zu stärken.

Es ist doch so dass die Region München total überlaufen ist und Wohnen unbezahlbar ist und der Druck auf die viel zu wenigen Wohnungen noch größer wird.
BMW hätte auch Teile in Nürnberg ansiedeln können. München ist auf 15000 zusätzliche Arbeitsplätze nicht angewiesen.
Außerdem sollte man München zur reinen Hauptstadt machen, das Parlament aber auch nach Nürnberg verlagern-

Sogar die DB hat erkannt dass es eine blöde Idee war eine BZ in München anzusiedeln und man von dem Geld nicht anständig dort leben kann als Fdl.

Natürlich muss es weiterhin unternehmerische Freiheit geben, aber man kann Anreize setzen, z. B. Ansiedlungen außerhalb von Oberbayern (außer in den dortigen strukturschwachen Gegenden wie östlicher Chiemgau oder Werdenfelser Land) stärker fördern.
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Beitrag von Trapeztafelfanatiker »

Boris Merath @ 11 Mar 2018, 15:43 hat geschrieben: Ich finde es eine Frechheit, wie Du hier über andere Menschen bestimmen willst. Was interessieren schon soziale Bedungen - sind ja nur Beamte, und die sollen glücklich sein wenn sie irgendwo in der Pampa weniger Miete zahlen müssen!

Mit so einer Aktion reißt Du Familien auseinander, zerstörst Freundschaften, und sorgst für unzufriedene Mitarbeiter.

Wenn Du ein Ministerium in den bayerischen Wald verpflanzt, ist das vielleicht toll für das 1% der Mitarbeiter, die im bayerischen Wald wohnen - für den Rest dagegen eine Katastrophe.

Das ist auch nicht besser als der Wahnsinn der Deutschen Bahn, die versucht hat (es aber jetzt zum Glück aufgibt) alle Fahrdienstleiter nach München zu zwingen.

Und auch aus Umweltsicht ist eine erzwungene Zersiedelung, was das was ihr vorhabt de fakto ist, mit Sicherheit kein Fortschritt.
Eine Frechheit wäre es wenn ich Zwangsversetzungen von Beamtinnen und Beamten in München fordern würde, doch das hat doch keiner vor und gibt es auch bei den Behördenverlagerungen heute nicht.
Fakt ist doch, dass die Behörden in München großteils Schwierigkeiten haben Leute zu finden. Das passt nicht zu deiner Argumentation. Die Finanzbehörde z. B. nimmt jeden der nicht bei 5 auf dem Baum ist.
Das heißt, man könnte Schritt für Schritt umziehen, damit die echten Münchner und die die dort leben wollen auch dort bleiben können. Es kommt eh kaum noch was nach.
Es ist ja heute schon viel ausgelagert und es ist nicht so, dass München bei den Staatsgehältern bei Leuten von außerhalb begehrt ist.
Warum also nicht nach und nach den Standort München aufgeben, wenn man eh schon Probleme hat die Stellen zu besetzen?

Derzeit ist es doch eher so, dass es Zwangsversetzungen nach München gibt und nicht umgekehrt. Das scheint dich weniger zu stören, z. B. bei der Polizei.

Ich bin übrigens gegen eine Behördenverlagerung in kleine Orte, daher war ich auch über einige Verlagerungen nicht begeistert, da die Orte zu abgelegen und klein sind.
Behörden müssen aus München raus, aber in die Mittelstädte, damit die eine Infrastruktur aufbauen und schön wachsen können.
Das muss also nicht nach Freyung oder Hengersberg, sondern nach Ansbach, Schwabach, Straubing, Passau, Neumarkt, Amberg usw.

Wie will man denn sonst das Problem lösen? Welcher Normalbürger, der nicht erbt oder sonst irgendwie Geld hat, kann sich denn noch Eigentum leisten, aber selbst die Mieten verschlingen in der Region um München zu viel Geld vom zur Verfügung stehenden Einkommens.
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Beitrag von Metropolenbahner »

Iarn @ 11 Mar 2018, 23:31 hat geschrieben: Und ich finde es prinzipiell verkehrt, zu versuchen, so zu tun, also wäre die Vergangenheit Zukunft. Alle Spezies, die sich nicht angepasst haben, stehen heute ausschließlich im Naturkunde Museum.
Richtig, wenn man die gleichen Fehler wie die Nachbarn macht, wird man genauso enden ...
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Beitrag von Iarn »

Gestern fiel das Schlagwort Ghettobildung. München hatte die größten Probleme mit Ghettobildung Ende der achtziger als sowohl das nördliche Milbertshofen/Hasenbergl als auch Teile von Neuperlach abzurutschen drohten. Dies war in der Stadtentwicklung eher eine Phase der Stagnation der Bevölkerung, als die besser Situierten raus nach Baldham, Grünwald etc zogen.

Insofern sehe ich das Argument des Wachstums = Ghettoisierung nicht. Zumal es mit Tokyo Sue auch sehr große Städte ohne Ghetto gibt.


Ja man muss bei vielen der angesprochenen Punkte aufpassen, aber nein die von Dir gezeichneten Zusammen Hänger, insbesondere zwischen Wachstum und Ghettoisierung sehe ich genau anders herum. In Gegenden mit Stagnation (Teile des Ruhrgebietes und des Ostens) sind die Probleme wesentlich größer.
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Beitrag von Iarn »

Trapeztafelfanatiker @ 11 Mar 2018, 22:50 hat geschrieben: BMW hätte auch Teile in Nürnberg ansiedeln können.
Ja hat aber BMW nicht. Und die haben ihre Gründe dafür.
München ist auf 15000 zusätzliche Arbeitsplätze nicht angewiesen.
Aber BMW ist auf die Arbeitsplätze angewiesen. Die Automobilindustrie ist in einer radikalen Umbruchphase von Evolution auf Revolution (autonomes, vernetztes , elektrisches Fahren). Die rekrutieren weltweit. Da kommt über Mini sehr viel Personal aus England. Und genau wegen dieser internationalem Talente hat sich BMW entschieden das FIZ in München zu bauen. Weil das halt ein 30 jähriger Infor antiker aus meinetwegen Indien halt hipper findet als Nürnberg, Ansbach oder Deggendorf.
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Beitrag von 146225 »

Iarn @ 11 Mar 2018, 18:07 hat geschrieben: Ich glaube wir Münchner kommen ganz gut ohne schwäbische Gscheidhaferl aus.
Sollte gar keine Gscheidhaflerei sein, aber bei der Steilvorlage konnte ich nicht anders.
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Beitrag von 146225 »

Iarn @ 12 Mar 2018, 04:56 hat geschrieben: In Gegenden mit Stagnation (Teile des Ruhrgebietes und des Ostens) sind die Probleme wesentlich größer.
Da sehe ich jetzt, zumindest was NRW anbetrifft, auch gerne ein überzeichnetes Vorurteil. Ja, es gibt Viertel in Duisburg, Gelsenkirchen oder Dortmund, die nicht im Vorzeigehochglanzkatalog stehen. Nein, das ist kein Indikator für eine ganze Gegend. Wenn es schon darum geht, aus der vermeintlichen "Provinz" weg alles in die Verdichtungsräume stopfen zu wollen, weil etwas anderes ja anscheinend nicht mehr lebens- und erhaltenswert ist, wird man Deutschlands größten zusammenhängenden Verdichtungsraum wohl kaum wegignorieren können. Das ist auch für die Zukunft von NRW als bevölkerungsreichstes Flächenbundesland nicht darstellbar, denn z.B. in Köln ist die Überbelastung ja heute schon zu hoch. Wenn wir die (komische) Theorie aufrechterhalten, dass nach Bielefeld, Paderborn oder Siegen ja niemand will, weil tiefste westfälische Provinz, dann werden wohl Städte wie Bochum, Essen, Hagen, ... im Verbund miteinander die Wachstumsregion sein müssen.
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Beitrag von Iarn »

146225 @ 12 Mar 2018, 06:13 hat geschrieben: Ja, es gibt Viertel in Duisburg, Gelsenkirchen oder Dortmund, die nicht im Vorzeigehochglanzkatalog stehen. Nein, das ist kein Indikator für eine ganze Gegend.
Ich schrieb von Teilen des Ruhrgebiets. Wo ist jetzt der Widerspruch? Ist ein Viertel von Gelsenkirchen kein Teil des Ruhrgebiets?
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Beitrag von Trapeztafelfanatiker »

Iarn @ 12 Mar 2018, 06:02 hat geschrieben: Aber BMW ist auf die Arbeitsplätze angewiesen. Die Automobilindustrie ist in einer radikalen Umbruchphase von Evolution auf Revolution (autonomes, vernetztes , elektrisches Fahren). Die rekrutieren weltweit. Da kommt über Mini sehr viel Personal aus England. Und genau wegen dieser internationalem Talente hat sich BMW entschieden das FIZ in München zu bauen. Weil das halt ein 30 jähriger Infor antiker aus meinetwegen Indien halt hipper findet als Nürnberg, Ansbach oder Deggendorf.
Gut, das mit der Forschung ist noch verständlich. In der Produktion sieht es anders aus.
Dann könnte man im Gegenzug Teile der Produktion rausverlagern, denn heute werden da schon tausende mit Bussen nach München gekarrt, anstatt dass man Dingolfing und Landshut ausbaut und in einer fränkischen Gegend die sturkturschwach ist, eine Produktionslinie aufbaut.

Und was die Umbrüche der Zukunft angeht, da ist man wahrscheinlich eh meilenweit hinter den Asiaten zurück, die meiner Meinung nach auch die besseren Autos bauen.
:P
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gmg
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Beitrag von gmg »

vuxi @ 11 Mar 2018, 15:01 hat geschrieben: Die Folge eines Ansiedlungsverbotes in München wäre nicht, dass die Leute in Bayern aufs Land ziehen, sondern dass die Firmen halt nach Frankfurt oder Berlin gehen.
Wenn die Firmen nach Berlin ziehen, ist das immer noch besser als nach München. Berlin hat mehr Platz und Wohnraum und die deutsche Wirtschaft wäre dadurch nicht geschwächt.

Wenn ich mal zu meiner ursprünglichen Idee zurückkehren darf: Demnach würde ich gezielt Orte erweitern, die sich dafür anbieten. BMW braucht wahrscheinlich regelmäßige Treffen mit seinen im Norden Münchens angesiedelten Zulieferern. hier würde sich vielleicht sowas wie Mammendorf oder Grafing anbieten. die Orte sind nicht so weit weg von München aber sie würden den Münchner Wohnungsmarkt entlasten und die ländliche Umgebung mit Arbeitsplätzen versorgen.

Wenn es jetzt z.B. um eine Firma ginge, die etwas isolierter von anderen Firmen sein kann, würde ich ihr vielleicht sowas wie Schweinfurt oder Bamberg nahelegen. Franken ist strukturschwach aber diese Städte hätten die nötige Infrastruktur und in der Umgebung könnten die Leute schnell Wohnraum finden.

Boris M
Ich finde es eine Frechheit, wie Du hier über andere Menschen bestimmen willst. Was interessieren schon soziale Bedungen - sind ja nur Beamte, und die sollen glücklich sein wenn sie irgendwo in der Pampa weniger Miete zahlen müssen!

Mit so einer Aktion reißt Du Familien auseinander, zerstörst Freundschaften, und sorgst für unzufriedene Mitarbeiter.

Wenn Du ein Ministerium in den bayerischen Wald verpflanzt, ist das vielleicht toll für das 1% der Mitarbeiter, die im bayerischen Wald wohnen - für den Rest dagegen eine Katastrophe.
Das sehe ich anders. Den bayerischen Wald halte ich jetzt für ein etwas extremes Beispiel aber grundsätzlich stimme ich Trapez... zu. Dass Institutionen ihren Sitz verlegen, passiert immer wieder und sollte somit kein Tabu sein. Und für jeden, den so ein Umzug in eine schwierige soziale Situation bringt, gibt es jemand anderen, der davon profitiert. Gerade bei öffentlichen Einrichtungen sollte im Mittelpunkt stehen, was für alle das Beste ist. Und so eine Maßnahme würde auch nach meiner Einschätzung für mehr Leute Vorteile als Nachteile bringen. Man könnte z.B. manch ein bayerisches Ministerium aus München abziehen und z.B. nach Straubing verlegen. Und gerade die Beamten haben ja so viele Vorteile gegenüber Angestellten, weil man von ihnen arwartet, dass sie sich auch mal versetzen lassen.
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Beitrag von 143 »

Trapeztafelfanatiker @ 12 Mar 2018, 00:02 hat geschrieben:
Eine Frechheit wäre es wenn ich Zwangsversetzungen von Beamtinnen und Beamten in München fordern würde, doch das hat doch keiner vor und gibt es auch bei den Behördenverlagerungen heute nicht.
Warum eigentlich eine Frechheit? Es ist doch eben juristisch einfach so, daß der Dienstherr den Dienstort von Beamten festlegen kann. Dafür hat dieser auf der anderen Seite nicht unerhebliche Vorteile in Hinblick bspw. auf die Alimentierung.

Aber wie eigentlich immer wollen Beamte vom Beamtentum nur hören wenn es um Vorteile geht ;)
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Beitrag von bestia_negra »

Man muss ja deshalb nicht in Hauruck-Aktionen ganze Ministerien versetzen.

Wenn aber neue staatliche Stellen, Institute und ähliches geschaffen werden, dann kann man diese ja in strukturschwachen Regionen ansiedeln.

Auch wenn bestehende Stellen erweitert werden, dann kann man ja eine Zweigstelle eröffnen, die nicht in München oder Nürnberg sitzt...

Das gilt natürlich auch für halb-staatliche Organisationen...
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Beitrag von Metropolenbahner »

Iarn @ 12 Mar 2018, 05:56 hat geschrieben: Gestern fiel das Schlagwort Ghettobildung. München hatte die größten Probleme mit Ghettobildung Ende der achtziger als sowohl das nördliche Milbertshofen/Hasenbergl als auch Teile von Neuperlach abzurutschen drohten. Dies war in der Stadtentwicklung eher eine Phase der Stagnation der Bevölkerung, als die besser Situierten raus nach Baldham, Grünwald etc zogen.
Ja, wenn die Wirtschaft schlecht läuft, heißt dass stagnierende Löhne bzw. hohe Arbeitslosigkeit, was den Zwang nach billigem Wohnraum verstärkt -> Ghettobildung.

Was in München aktuell abläuft sind hohe Löhne und noch höhere Mieten, nur hat nicht jeder hohe Löhne, wie die schon oft angesprochenen Krankenpfleger, Kindergärtner etc. Die suchen deshalb auch nach billigem Wohnraum.
Der Effekt ist nicht so stark wie bei schlechter Wirtschaftslage, aber doch existent. Irgendwo muss man schließlich wohnen und selbst winzige WG-Zimmer für 600 Euro aufwärts sind kein spass mehr.

Aktuelles Beispiel aus der Zeitung:
Statt jeder für sich auf Wohnungssuche zu gehen, will ein Bekanntenkreis mit Kindern auf einer Brachfläche an der Ganghoferstraße eine Wagenburg gründen. Stadt und Bezirksausschuss zeigen sich offen für das Projekt
http://www.sueddeutsche.de/muenchen/schwan...iheit-1.3899375

Klingt ja nett und die Sache ist bis 2020 befristet, aber es ist mal ein Beispiel der Auswüchse des Wohnungsmarktes. Wenn man nicht aufpasst, siedeln sich an den zu schaffenden sanitären Anlagen, garantiert weitere Personen an.
Insofern sehe ich das Argument des Wachstums = Ghettoisierung nicht. Zumal es mit Tokyo Sue auch sehr große Städte ohne Ghetto gibt.
Was ist Tokyo Sue? Kenn ich nicht. Aber ganz allgemein ist Japan ein sehr schlechtes Beispiel. Die Bevölkerung ist sehr homogen, die Benimmregeln sehr strikt und ausgeprägt. Da drängelt keiner frühmorgens in der SBahn, man wartet brav, bis die Insassen ausgestiegen sind, man stellt sich schön in die Reihe ... und Fahrräder schließt in Japan auch so gut wie keiner ab, da die Kriminalitätsrate einer der geringsten weltweit und nahe 0 ist.
Die Schattenseite ist dann allerdings die sehr hohe Suizidrate. Wer aus den sozialen Normen fällt, bringt sich gleich um, bevor er anderen zur Last fällt, oder man "verschwindet" einfach, z.B. in die Unterwelt. Das ziehen ca. 100.000 Leute pro Jahr durch. Ein paar Ghettos gibts dann halt doch - auch in Japan. Auch wenn sie prozentual zur Gesamtbevölkerung eher klein sind.
https://nypost.com/2016/12/10/the-chilling-...orating-people/

Und wer wohnt bzw. wohnte da früher? Tagelöhner und allgemein Leute aus schlecht bezahlten Berufen, die sich das Leben in den besseren Gegenden nicht leisten konnten. München ist da nicht mehr weit davon entfernt.
In Gegenden mit Stagnation (Teile des Ruhrgebietes und des Ostens) sind die Probleme wesentlich größer.
Das ist richtig, wobei ich das aber nicht als 2 verschiedene Phänomene sehe, sonder um das gleiche, nur in unterschiedlichen Ausprägungen. Hast Du etwas Geld aus schlecht bezahlter Arbeit, das noch für die Miete ein kleines Kämmerchens ausreicht, ist man noch relativ gut situiert. Ist man dagegen aufgrund des allgemeinen wirt. Niedergangs arbeitslos, dann wird die Lebenssituation "nur" noch schlimmer, schlimmstenfalls droht die Obdachlosigkeit.

Bei München besteht jetzt langsam das Risiko, dass die Obdachlosigkeit auch dann droht, wenn man sich die Mieten - trotz Einkommens - ebenfalls nicht mehr leisten kann.

Wo sollen z.B. die Münchner hin, die jetzt noch günstig wohnen und mit ihrem Job gut über die Runden kommen, aber demnächst vom Vermieter luxussaniert werden? Die sitzen dann auch schnell auf der Straße, oder sie ziehen halt in ne andere Stadt. Womit München dann wieder einen Krankenpfleger, Müllmann, Reinigungsfachkraft, Bäckergesellen, etc. pp. weniger hat. Oder der Verkehrbereich einen S-, U-, Tramfahrer weniger, der Flughafen einen Gepäckabfertiger, Steward/Stewardess weniger.

Im Moment geht das noch gut, weil es viele günstige Mietverhältnisse aus den billigeren Tagen gibt, aber je länger der Boom anhält, desto schlimmer wird es. Käme dann auch noch ein große wirt. Niedergang dazu, hätte man sehr schnell Ghettos in der Stadt, weil sich die Massen an billigen WG-Bewohner ihre kleinen 600 Euro Zimmerchen nicht mehr leisten kann.

Kurz gesagt: Es ist immer das Gleiche: Man kann sich keine Durchschnittswohnung leisten. Sei es aufgrund horrender Mieten in einer Metropolregion, oder aufgrund Arbeitslosigkeit.
Weil das halt ein 30 jähriger Infor antiker aus meinetwegen Indien halt hipper findet als Nürnberg, Ansbach oder Deggendorf.
Deggendorf + Ansbach ok. Aber der Großraum Nürnberg? Der hat zusammen mit Erlangen und Co schon auch einiges zu bieten.
International gesehen ist halt der Münchner Flughafen *das* große Argument, von Nürnberg kommt man vielleicht nach Mallorca, aber nicht nach Bangalore. Könnte sich mittels billigen, kleineren Mittelstreckenflugzeugen(AB321LR) in Zukunft aber auch ändern. Wobei so ne Flugverbindung das typische Henne-Ei-Problem ist. Keine Ansiedlung internat. Unternehmen ohne Flugverbindungen, ohne Flugverbindungen keine Ansiedlung ...

So oder so würde die Attraktivität Münchens aber stark leiden, wenn immer mehr Polizisten, Lehrer, Busfahrer, Krankenschwestern etc. fehlten. Im Moment gehts wie besagt noch, aber in 10-20 Jahren?

Es gibt grob gesehen langfristig nur 2 Möglichkeiten, denn irgendeiner muss die niederen Tätigkeiten machen.

a) Entweder bezahlt man die betreffenden Berufsgruppen besser - was die Stadt/Freistaat über ne Sondersteuer, Hebesätze, Ticketpreise etc. pp. machen könnte, oder es bilden sich
b) Ghettos mit billigem Wohnraum.
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Beitrag von Cloakmaster »

A) ist schon lange der Normalfall. Nennt sich aufstockendes ALG 2.
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Beitrag von 146225 »

Iarn @ 12 Mar 2018, 06:42 hat geschrieben: Ich schrieb von Teilen des Ruhrgebiets. Wo ist jetzt der Widerspruch? Ist ein Viertel von Gelsenkirchen kein Teil des Ruhrgebiets?
Okay, einverstanden - da hast Du natürlich Recht.
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Beitrag von Balduin »

Metropolenbahner @ 12 Mar 2018, 15:59 hat geschrieben:

So oder so würde die Attraktivität Münchens aber stark leiden, wenn immer mehr Polizisten, Lehrer, Busfahrer, Krankenschwestern etc. fehlten. Im Moment gehts wie besagt noch, aber in 10-20 Jahren?

Es gibt grob gesehen langfristig nur 2 Möglichkeiten, denn irgendeiner muss die niederen Tätigkeiten machen.

a) Entweder bezahlt man die betreffenden Berufsgruppen besser - was die Stadt/Freistaat über ne Sondersteuer, Hebesätze, Ticketpreise etc. pp. machen könnte, oder es bilden sich
b) Ghettos mit billigem Wohnraum.
Ghettos entstehen ja wenn dann dadurch dass sich eben "Unterschicht" (also Langzeitarbeitslose, nicht Integrierte Parallelgesellschaften...) warum auch immer in derselben Gegend ansammelt.

Leute in genannten Berufen gehören aber definitiv zur klassisch bundesrepublikanischen Mittelschicht. Also eine Siedliing auch mit "billigem" Wohnraum wo entsprechend solche Menschen Leben ist sicher kein Ghetto.
Olympiadorf, Asemwald in Stuttgart oder Barbican in London wären mal 3 Beispiele von besagten billigen Siedlungen die eben auch lange Zeit gute Mittelstandsgegenden waren (und mittlerweile zum Teil auch schon zu teuer für die...).
Evtl. bräuchte man mal wieder paar solche ähnlichen Projekte.
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Beitrag von Trapeztafelfanatiker »

Cloakmaster @ 12 Mar 2018, 16:32 hat geschrieben: A) ist schon lange der Normalfall. Nennt sich aufstockendes ALG 2.
Was hat das mit besserer Bezahlung zu tun?
Warum sollte jemand Busfahrer mit Schichtdienst machen, sich die ganzen Widrigkeiten antun, um dann aufstocken zu müssen? Dann kann man auch gleich ALG2 einkassieren und nichts tun und wenn man es richtig anstellt, bleibt es dabei und da habe ich sogar Verständnis dafür!

Die Leute müssen deutlich mehr Geld bekommen, doch das wird nicht geschehen, nur braucht man sich dann nicht wundern wenn man immer weniger findet die das machen.
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Beitrag von Cloakmaster »

Das Argument war, daß die Leute wegziehen müssen, weil sie die Mieten nicht mehr zahlen können. Und das stimmt so halt nicht.

Mit besserer Bezahlung hat das in soweit zu tun, daß genau damit gerechnet wird: wenn es nicht reicht, sollen die AN halt aufstocken...
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Beitrag von Valentin »

Cloakmaster @ 13 Mar 2018, 16:43 hat geschrieben: Das Argument war, daß die Leute wegziehen müssen, weil sie die Mieten nicht mehr zahlen können. Und das stimmt so halt nicht.

Mit besserer Bezahlung hat das in soweit zu tun, daß genau damit gerechnet wird: wenn es nicht reicht, sollen die AN halt aufstocken...
Mit besserer Bezahlung hast Du im Gegensatz zu einem ALG4-Empfänger keinen Zugang auf geförderten Wohnraum.

Frage ist, wer am Ende des Monats zumindest in München mehr Geld hat.
10bis10 jetzt - oder Rücknahme der damit begründeten Tariferhöhung.
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Beitrag von imp-cen »

Der Mittelstand hat doch die A-Karte.

Konkuriert und soll mithalten mit den Besserverdienern und bekommt im Gegensatz zu den Hartzern wenig bis keine Hilfe.

Bevor man diese Arbeitpläte aber generös über ganz Bayern verteilt "die sollen sich freuen, weil sie mit ihrem Gehalt in München eh nix reissen", sollte man mal lieber von der Neuansiedlung von Harzern (die die andren Kommunen gern loswerden wollen) und Besserverdienern absehen.

Die Mischung hats bisher gemacht und ohne eine solche wird das in Zukunft auch keine lebenswerte Stadt mehr sein. (Gated Communities vs. Scherbenviertel).
Für die dauerhafte werktägliche U8
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Beitrag von Cloakmaster »

Wir waren eigentlich von einem MVV Fahrer mit Wohnung in München ausgegangen. Ob dessen Wohnung gefördert ist, ändert nichts an seinem Einkommen.
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Beitrag von 146225 »

imp-cen @ 13 Mar 2018, 18:53 hat geschrieben: Bevor man diese Arbeitpläte aber generös über ganz Bayern verteilt "die sollen sich freuen, weil sie mit ihrem Gehalt in München eh nix reissen", sollte man mal lieber von der Neuansiedlung von Harzern (die die andren Kommunen gern loswerden wollen) und Besserverdienern absehen.
Manch einer wird sich da auch künftig selbst verteilen, und meist sind das dann nicht unbedingt die, die man unbedingt loshaben wollte. Staatsbedienstete wurden schon als Beispiel genannt, schon vor 20 Jahren war es an Stuttgarter (beruflichen) Schulen völlig üblich, dass man dort fast nur ältere Lehrpersonen kurz vor der Pensionierung gesehen hat, oder ganz Junge, die die erste Stelle dort hatten, deren Ziel es aber in der überwiegenden Zahl der Fälle war, schnellstmöglich wieder woanders zu landen, wo am Ende des Gehalts weniger Monat übrig ist. Mehrfache Lehrerwechsel im Schuljahr waren da durchaus üblich, entweder weil einer von den jungen Lehrern abgehauen ist, oder aber weil einer von den älteren gesundheitliche Probleme hatte - gerne auch im Wechsel hintereinander.

Letzten Endes wird solch ein Verdichtungsraum auch für Unternehmen der freien Wirtschaft, gerade für die, die dort nicht schon seit Jahren etabliert sind, neben all den Standortvorteilen auch irgendwann zum Problem: flächenintensive Ansiedlungen sowieso schon nicht, und selbst wenn das Problem gelöst ist, dann sollte das Unternehmen um gute Leute zu haben, schon auf hohem Niveau bezahlen. Ob diese zusätzlichen Kosten dann allerdings durch die Standortvorteile ausgeglichen werden, oder die Wettbewerbsfähigkeit gefährden, das ist eine andere Frage ... und "Niederlassung München" draufzuschreiben, und dann sitzt man irgendwo hinter Rosenheim, das ist halt auch nur ein Notbehelf. Oder die "Stuttgarter" Niederlassung irgendwo gleich hinter Reutlingen. Oder die in Frankfurt, idyllisch im Vogelsberg oder Odenwald gelegen ...
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Beitrag von 146225 »

Für das diskutierte Thema fand ich dieses Interview mit Vitali Klitschko, bekanntlich aktuell OB von Kiew, ganz interessant. Ich maße mir nicht an zu beurteilen, wie sachlich korrekt oder neutral das Ganze ist, aber lesen kann man es denke ich allemal.

Seht, der Mann beschreibt auch, wie die Aufwertung der Hauptstadt das Land als Ganzes voranbringen soll, und er beschreibt auch die Begleiterscheinungen dieses Wachstums wie Pendlerströme und am Ende höhere Lebenshaltungskosten. Was er aber nicht tut, ist eine "Kiew - alles andere ist egal!" - Politik propagieren, ihm ist durchaus klar, dass das Wachstum von der Hauptstadt aus auf den Rest des Landes ausstrahlen soll, möchte man nachhaltige Vorteile erzielen. Aha.
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Beitrag von Metropolenbahner »

146225 @ 13 Mar 2018, 22:22 hat geschrieben: Seht, der Mann beschreibt auch, wie die Aufwertung der Hauptstadt das Land als Ganzes voranbringen soll,
Wo beschreibt er das? Ich lese nur:
Ich bin sehr glücklich sagen zu können, dass derzeit 60 Prozent aller Investitionen in der Ukraine in der Hauptstadt realisiert werden. Das ist ein gutes Zeichen für andere Investoren. In Kiew gibt es keine Arbeitslosigkeit, stattdessen pendeln sogar mehr als eine halbe Million Menschen täglich vom Umland zur Arbeit in die Stadt. Wir zahlen in Kiew die höchsten Löhne im Land, andererseits gibt es hier auch die beste soziale Unterstützung. In Kiew sieht man Veränderungen, Kiew entwickelt sich dynamisch. Wir haben noch riesige Probleme mit der veralteten Infrastruktur, aber im Vergleich zu anderen Regionen ist Kiew heute eine Wohlstandsinsel.
60% in nem Riesenland wie UA in der Hauptstadt ... na da ist dann klar, wieso im Rest der Republik der Ofen aus ist.
Was er aber nicht tut, ist eine "Kiew - alles andere ist egal!" - Politik propagieren, ihm ist durchaus klar, dass das Wachstum von der Hauptstadt aus auf den Rest des Landes ausstrahlen soll, möchte man nachhaltige Vorteile erzielen. Aha.
Das les ich ebenfalls nicht raus. Er sagt noch:
Wir benötigen noch mehr Kindergärten, wir brauchen weitere Schulen und Krankenhäuser und Dienstleistungsangebote. Kiew muss weiter saniert werden und wir brauchen natürlich noch mehr Investoren. Ich möchte eine komplett neu konstruierte Brücke über den Dnjepr. Wir haben viele Projekte, die von großer Bedeutung für die Stadt und für das Land sind.
Das klingt irgendwie nach dem Spruch, dass Stamm2 auch ganz doll wichtig für Gesamtbayern wäre. Also vergleichbar sind die beiden Fälle sicherlich. Hier wie dort boomende Zentren, die neue Infrastruktur benötigen, während auf dem flachen Land die Kindergärten/Schulen/Krankenhäusern schließen, schlimmstenfalls verfallen. Verkehrsprojekte werden ebenfalls schwerpunktmäßig in der Hauptstadt gebaut.

Als Bürgermeister hat er nun wenig Einfluss auf den Rest des Landes, erst recht nicht in der UA, aber die CSU in Bayern säße am längeren Hebel.
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Beitrag von Metropolenbahner »

Balduin @ 12 Mar 2018, 21:25 hat geschrieben: Ghettos entstehen ja wenn dann dadurch dass sich eben "Unterschicht" (also Langzeitarbeitslose, nicht Integrierte Parallelgesellschaften...) warum auch immer in derselben Gegend ansammelt.
Ja kann man so sagen.
Leute in genannten Berufen gehören aber definitiv zur klassisch bundesrepublikanischen Mittelschicht. Also eine Siedliing auch mit "billigem" Wohnraum wo entsprechend solche Menschen Leben ist sicher kein Ghetto.
Richtig, aber welche Krankenpfleger kann sich bei 1500 Euro brutto und 30 Euro Weihnachtsgeld in Form eines Drogeriemarktgutscheins noch ne Mittelklasse-Wohnung leisten? (Das Gehaltsbeispiel ist von ner Bekannten in Hannover, ich hoffe in München verdient man etwas mehr).

So oder so reicht so ein Lohn aber nicht mehr, um sich der Mittelklasse zugehörig zu fühlen. Das ist maximal obere Unterschicht, von daher wird man langfristig im gleichen Viertel absteigen wie die prekäre Unterschicht. Einziger Unterschied: Man kann sich das 35m² WG-Zimmer leisten, während der Sozialhilfeempfänger in der 10m² Kammer schläft. Sollte man nicht im gleichen Haus wohnen, dann zumindest im gleichen Viertel.
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Iarn
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Beitrag von Iarn »

Also in den Münchner Kliniken (öffentlicher Dienst) bekommen Krankenpfleger/Schwestern mit Schichtzulagen und Berufserfahrung über 3000 Brutto. Als Stationsleitung sind auch knapp vier drin.
Unter 2000 kommst Du nach Tarif nicht, selbst als Anfänger ohne Schichtzulagen (letzteres ist eh eher hypothetisch).
Die dreijährige Ausbildung ist mit bisschen über1000 Brutto in Münchner nur durch die Schwesternheime zu stemmen.
Was ganz anderes sind Kräfte ohne dreijährige Ausbildung, die verdienen wenig, aber da habe ich die Löhne nicht im Kopf. Könnte es sein, dass Deine Bekannte auch keine dreijährige Ausbildung hat?

Eine befreundete Ärztin war etliche Jahre im Betriebsrat eines Münchner Klinikums und wir hatten neulich eine Diskussion über Gehälter.
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Beitrag von Trapeztafelfanatiker »

Iarn @ 14 Mar 2018, 07:46 hat geschrieben: Also in den Münchner Kliniken (öffentlicher Dienst) bekommen Krankenpfleger/Schwestern mit Schichtzulagen und Berufserfahrung über 3000 Brutto. Als Stationsleitung sind auch knapp vier drin.
Unter 2000 kommst Du nach Tarif nicht, selbst als Anfänger ohne Schichtzulagen (letzteres ist eh eher hypothetisch).
Die dreijährige Ausbildung ist mit bisschen über1000 Brutto in Münchner nur durch die Schwesternheime zu stemmen.
Was ganz anderes sind Kräfte ohne dreijährige Ausbildung, die verdienen wenig, aber da habe ich die Löhne nicht im Kopf. Könnte es sein, dass Deine Bekannte auch keine dreijährige Ausbildung hat?

Eine befreundete Ärztin war etliche Jahre im Betriebsrat eines Münchner Klinikums und wir hatten neulich eine Diskussion über Gehälter.
Das Problem ist ja dass diese Posten eher unterbesetzt sind und vieles auf Helfer verlagert wird. In der Altenpflege ist es so, dass man die Last auf wenige Altenpflegekräfte verteilt und alles andere von den Pflegehelfern gestemmt wird, aus Kostengründen. Überlastet sind alle.

Bei den Krankenhäusern wo ich es weiß herrscht auch eine Unterbesetzung, so dass oft ein/e Krankenpfleger/in für eine gesamte Station zuständig ist und gar nicht rum kommt.
Oliver-BergamLaim
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Beitrag von Oliver-BergamLaim »

Was mir innerhalb Deutschlands ein absolutes Rätsel ist, ist, warum man nicht massiv versucht, Firmen und Arbeitsplätze nach Berlin zu holen.

Die Stadt ist für eine Million Menschen mehr gebaut und ausgelegt, als derzeit dort wohnen (vgl. Einwohnerzahl vor dem 2. Weltkrieg und der Teilung der Stadt). Das Umland ist kaum suburbanisiert, weitgehend menschenleer und hat massivste Flächenreserven für neue Industrie- und Gewerbeparks und Trabantenstädte auf der grünen Wiese, auch topographisch sehr flaches und daher leicht zu erschließendes Bauland. In Berlin gibt es alles - Platz in der Stadt, Platz außenrum, eine bereits komplett vorhandene Infrastruktur und satte 165.000 Arbeitslose im Bundesland Berlin bei einer Arbeitslosenquote von 8,7%, dazu wäre es ein leichtes, hoch qualifizierte ausländische Fachkräfte für ein Leben in einer der hipsten und angesagtesten, und größten Metropolen Europas zu begeistern. Mal abgesehen von der vielzitierten Nähe zu den Bergen und zu Italien, ist doch in Berlin der Freizeit- und Erlebniswert für junge Menschen xfach höher als in München.

Dazu ist Berlin soweit ich weiß, eine der wenigen (oder sogar die einzige?) Hauptstädte Europas, deren Wirtschaftsleistung das Land runterzieht, während in fast allen anderen Staaten Europas und der Welt (von den USA, Brasilien und wenigen anderen Ausnahmen mal abgesehen) die Hauptstadt immer auch der Wirtschaftsmotor des Landes ist. Warum muss denn die x-te Firmenzentrale neu in München gebaut werden, warum kann die Politik das nicht nach Berlin steuern?

Meiner Meinung nach bringt es auch nichts, groß ländlichere Gegenden in Bayern zu fördern, weil wie gesagt internationale high potentials eben nicht in Donau-Ries wohnen wollen, man dort mal nicht eben die Infrastruktur für 10.000 neue Arbeitsplätze (und Wohnraum) aus dem Boden stampft und z.B. Donau-Ries bei einer Arbeitslosenquote von gerade mal 2 Prozent de facto eh schon Vollbeschäftigung hat; auch Passau hat gerade mal 4,9% Arbeitslosenquote, und bei gerade mal 1.324 arbeitslos gemeldeten Personen eben schlicht auch kein großes Potenzial für eine Rekrutierung vor Ort, wenn Firmen bestimmte Qualifikationen suchen. Im Ballungsraum Nürnberg könnte man schon ein bisschen was machen, immerhin hat die wunderschöne und daher per se attraktive Stadt eine Arbeitslosenquote von 5,9% und liegt damit in Bayern schon sehr weit vorne dabei, auch Infrastruktur und die Attraktivität eines Ballungsraumes sind hier schon gegeben. Aber sonst... Berlin wäre es m.E. wert, massiv gefördert zu werden. Zumal viele der heute in anderen deutschen Städten ansässigen Großkonzerne bis zur deutschen Teilung ohnehin in Berlin ihren Sitz hatten bzw. dort verwurzelt sind.
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Iarn
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Beitrag von Iarn »

Berlin wird doch eh schon massiv finanziell gefördert. Es dürfte keine deutsche region geben, die so massiv gefördert wird.

Der Hauptgrund, wieso Firmen sich ungern dort niederlassen, dürfte die absolut ineffektive Verwaltung sein. Ich kenne Leute, die sind schier verzweifelt, dort ein Gewerbe als Freelancer Informatiker anzumelden, obwohl sie das schon in München waren.
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Cloakmaster
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Beitrag von Cloakmaster »

Der Fluchhafen dort wurde und wird doch mit Milliarden gefördert. Und was kommt dabei heraus?
Hat nicht irgend ein Konzern seine zentrale in der Nähe des Potsdamer Platz neu gebaut?
Hamburg ist definitiv eine Bundesliga würdige Stadt. Trotzdem gelingt es dort seit Jahren nicht, einen professionell arbeitenden Verein zusammen zu bauen.

In München werden halt schon auch einfach ein paar Dinge ziemlich gut gemacht. Und daraus folgt dann, daß andere erfolgversprechende Projekte sich ebenfalls nach München orientieren.
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