Zwei Züge, ein Ziel

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Bahnkunde Nr. 1
Jungspund
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Beitrag von Bahnkunde Nr. 1 »

Servus miteinander,
Mir ist heute in Kempten beim Warten auf meinen Zug eine Frage gekommen.
Ein Zug Richtung Oberstdorf hat 50 Minuten Verspätung und trifft in Kempten dann um 17:59 Uhr ein. Ein anderer Zug, der planmäßig fährt trifft ebenfalls um 17:59 Uhr ein.
Gibt es da eine Regelung, welcher von beiden als erster weiterfahren darf zum gleichen Ziel und in welchem Abstand hintereinander (Kilometer, oder Minuten) dürfen sie beide fahren?
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Boris Merath
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Beitrag von Boris Merath »

Bei der Bahn wird im sogenannten Raumabstand gefahren - Zug 2 darf fahren, wenn Zug 1 - vereinfacht gesagt - das nächste Hauptsignal passiert hat, und dieses Hauptsignal wieder "Halt" anzeigt. Welcher Abstand (zeitlich und räumlich) das ist hängt von der Strecke ab.
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

Fahrdienstvorschrift bayerische Staatsbahnen 1876
Rev
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Beitrag von Rev »

Welcher Zug zuerst fahren wird ist mehr oder weniger Zufall wenn sie die gleiche Produkt Kategorie haben bzw. die gleichen Stationen.
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218 466-1
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Beitrag von 218 466-1 »

Bahnkunde Nr. 1 @ 17 Apr 2018, 11:04 hat geschrieben:Gibt es da eine Regelung, welcher von beiden als erster weiterfahren darf zum gleichen Ziel
Normal pünktliche Züge vor verspäteten Zügen, ausser das EVU hat für einen Zug eine höhere Trasse bestellt und/oder ein Zug hat deutlich weniger Halte und dadurch kurzere Fahrzeiten. Der MET z.B. fuhr damals mit Expresstrasse garantiert immer zuerst.
Es gibt für Einzelfälle besondere Regelungen in "Vereinbarungen zur Disposition" wo z.B. geregelt ist, dass IC 118 ab [acronym title="TF: Friedrichshafen Stadt <Bf>"]TF[/acronym] bei mehr als +5, noch länger zuwarten muss und erst nach IRE 3045 fahren darf, weil er diesen sonst aufhalten würde.
Bahnkunde Nr. 1 @ 17 Apr 2018, 11:04 hat geschrieben:und in welchem Abstand hintereinander (Kilometer, oder Minuten) dürfen sie beide fahren?
Das liegt am Blockabstand der jew. Strecke. Sobald der erste Zug am nächsten Hauptsignal (Blocksignal an der freien Strecke oder Einfahrsignal des nächsten Bahnhof) vorbei ist und der Achszähler den Abschnitt frei meldet, kann das Ausfahrsignal für den zweiten Zug auf Fahrt gestellt werden.
Bei LZB und ETCS sind ohne Signalisierung noch kürzere Abstände ggf. jedoch mit reduzierter Geschwindigkeit möglich.
Im konkreten Fall [acronym title="MKP: Kempten (Allgäu) Hbf <Bf>"]MKP[/acronym] hat der Bf südlich Zwischensignale. Die eigentlichen Ausfahrsignale befinden sich ca. 1,6 Km weiter im Ortsteil und ex-Bf Hegge und das nächste Blocksignal steht von dort weitere 3 Km entfernt.
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Rev
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Beitrag von Rev »

218 466-1 @ 17 Apr 2018, 22:17 hat geschrieben: Normal pünktliche Züge vor verspäteten Zügen, ausser das EVU hat für einen Zug eine höhere Trasse bestellt und/oder ein Zug hat deutlich weniger Halte und dadurch kurzere Fahrzeiten. Der MET z.B. fuhr damals mit Expresstrasse garantiert immer zuerst.
Es gibt für Einzelfälle besondere Regelungen in "Vereinbarungen zur Disposition" wo z.B. geregelt ist, dass IC 118 ab [acronym title="TF: Friedrichshafen Stadt <Bf>"]TF[/acronym] bei mehr als +5, noch länger zuwarten muss und erst nach IRE 3045 fahren darf
Da habe ich im Nahverkehr andere Erfahrungen gemacht. Das hat stellenweise auch von der Zug Disposition ab. Wenn die Kiste wieder gebraucht wird und kein Ersatz da ist wird sie auch auf Teufel kom raus zum Ziel geschickt.

Oder letztens auch nen Klassiker gehabt zwei Züge. Einer nach Pfaffenhofen der andere nach Ingolstadt.

Der Zug nach Ingolstadt hat +10 der Zug nach Pfaffenhofen geht pünktlich 2 min vor dem Verspäteten raus. Trotz gleicher Stationen etc ging es für den Pünktlich Zug vor Dachau an die Seite um den verspäteten durch zu lassen. Warum macht man das weil man den pünktlich Zug so schöner in Pfaffenhofen wenden lassen kann.

Für den normalen Fahrgast ist das aber nicht ersichtlich... Zumal man das nicht unbedingt machen hätte müssen... Bzw das auch wesentlich schöner hinbekommen hätte wenn man gewollt hätte
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Beitrag von 146225 »

Rev @ 17 Apr 2018, 21:23 hat geschrieben: Da habe ich im Nahverkehr andere Erfahrungen gemacht.
Ja, so Momente kenne ich auch - wenn man mit einem verspäteten RE von Stuttgart her kommend vor Bietigheim-Bissingen auf die RB aufläuft, geht dort normalerweise der RE zuerst raus, weil er ja bis Heilbronn Hbf ohne Halt unterwegs ist und ansonsten beim der RB hinterher fahren ja noch mehr Verspätung aufbauen würde. Das funktioniert auch die meiste Zeit genau so, nur jedes x-te Mal entscheidet irgendwer (beim Fahrdienst? Transportleitung Regio?) aus irgendwelchen Gründen anders, und ruck-zuck werden aus ca. +10 des RE dann gleich > +15, weil man bereits vor Besigheim wieder auf die dort haltende RB aufgelaufen ist.
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218 466-1
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Beitrag von 218 466-1 »

Ja, es gibt Fälle, wo die Kommunikation nicht funktioniert, oder manche FdL zu faul zum Weichen stellen (mechanische Stw) sind oder meinen, Modellbahn spielen zu können. So durfte ein in [acronym title="MM: Memmingen <Bf>"]MM[/acronym] pünktlicher nonstop-RE (gab es noch zu 218-Zeiten) auch schonmal ab [acronym title="MASI: Altenstadt (Iller) <Bf>"]MASI[/acronym] bis [acronym title="MNM: Neu Ulm <Bf>"]MNM[/acronym] hinter der verspäteten RB bummeln, obwohl in MM die Überholung zugesagt und den Fahrgästen nach Ulm daher ausdrücklich der RE empfohlen wurde. Dank der "fleissigen" FdL mit LMA-Arbeitseinstellung, hatten beide Züge in Ulm über +20 und keine Anschlüsse mehr. <_<
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Rev
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Beitrag von Rev »

Generell kann man sagen das man das nicht abschätzen kann wie die FDL oder die TP reagieren.

Letztens in Petershausen ewig auf nen ICE gewartet, der erst kurz hinter Dachau war. Dahinter mit auch so fünf Minuten Abstand der Sprinter nach Berlin. Gerade der zieht wenn er verspätet ist oder pünktlich gern mal ne blutige Schneise durch den Fahrplan. Den haben wir dann abgewartet auch noch 4-5 min bis er praktisch auf uns aufgelaufen ist. Und schon haben wir fahrt bekommen inklusive halt in Paindorf. In Reichertshausen hat er uns dann im Block Abstand überholt...

Auch so ein Klassiker ist dem Regio der ggf mit +5 unterwegs ist in Baar-Ebenhausen noch nen ICE Überholung rein zu würgen. Der ice sitzt planmäßig recht dicht auf dem Regio. Der Regio hat auch immer gut Umsteiger für den ICE ... Da ist die Freude im Zug auch immer riesig wenn das passiert... Dabei haben die ICE Züge bis Nürnberg eigentlich alle recht gut puffer...

Selbst der MüNüx wird gern mal noch vor nem ice raus geschickt in München wenn er zu spät dran ist da er sonst die Verspätung den ganzen Tag nicht mehr rein bekommt :lol:. Die einzige Regel die man wirklich anwenden kann ist das FV meist vor RV raus geht..
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Beitrag von 218 466-1 »

Rev @ 18 Apr 2018, 00:50 hat geschrieben:Selbst der MüNüx wird gern mal noch vor nem ice raus geschickt in München wenn er zu spät dran ist da er sonst die Verspätung den ganzen Tag nicht mehr rein bekommt  :lol:. Die einzige Regel die man wirklich anwenden kann ist das FV meist vor RV raus geht..
Der wird auch immer mal wieder in [acronym title="MPF: Pfaffenhofen (Ilm) <Bf>"]MPF[/acronym] schon vom ICE überholt, der dann aber in [acronym title="MIH: Ingolstadt Hbf <Bf>"]MIH[/acronym] trotzdem den Anschluss abwartet. Bringt am Ende +2 mehr für beide Züge. :rolleyes:
Oder in der Gegenrichtung ab [acronym title="MIH: Ingolstadt Hbf <Bf>"]MIH[/acronym] MüNüX vor dem ICE raus obwohl der schon daneben steht und dann ohne Überholung bis [acronym title="MH: München Hbf <Bf>"]MH[/acronym] durch. Keine Ahnung warum das gemacht wurde, aber ich fand's als MüNüX-Faherin cool. B-)
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Russischer Spion
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Beitrag von Russischer Spion »

218 466-1 @ 17 Apr 2018, 22:17 hat geschrieben:Normal pünktliche Züge vor verspäteten Zügen, ausser das EVU hat für einen Zug eine höhere Trasse bestellt und/oder ein Zug hat deutlich weniger Halte und dadurch kurzere Fahrzeiten.
Denke ich auch so. Weiß zwar nicht 100-prozentig wie es in Deutschland übrig ist, in Russland ist das die Regel. Als ich mit meinen Eltern 1989 aus dem Nordkaukasus zurück nach Hause (Moskau) fuhr, hatte unser Zug 2 Stunden Verspätung. Am Ende waren es 8 Stunden :o , da wir praktisch jeden Zug vorbei gelassen hatten.

Manchmal sieht es nach einem Elefantenrennen aus, wenn ein Zug den anderen auf "Gegenfahrbahn" überholt:

https://www.youtube.com/watch?v=2ebdRY9H9yQ

https://www.youtube.com/watch?v=EyZmPOfQZEw
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