Zugunglück in Aichach

Strecken und Fahrzeuge des Regionalverkehrs (ohne S-Bahn!)
Rev
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Beitrag von Rev »

Heute Abend gab es in Aichach ein Zugunglück

https://www.augsburger-allgemeine.de/aichac...id51055026.html



Derzeit häuft sich das aber wieder etwas :(


Welcher Güterverkehr wird den auf der Strecke noch abgewickelt? Hatte das eher als eine Strecke in Erinnerung auf der nur die BRB unterwegs ist mit Ihren Triebwägen.
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218 466-1
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Beitrag von 218 466-1 »

Alles weitere dazu hier.
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Lazarus
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Beitrag von Lazarus »

Zudem das heute nicht der einzige Zugunfall war.
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Lazarus
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Beitrag von Lazarus »

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Rohrbacher
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Beitrag von Rohrbacher »

@Rev: Auf der Paartalbahn fährt die Augsburger Localbahn einige Holzzüge von Augsburg nach Unterbernbach, so einer wäre am wahrscheinlichsten. Aber auch DB Cargo fährt glaube ich ab und zu mal Überführungen von Dieselloks, theoretisch könnte aber auch ein Bauzug oder sowas unterwegs gewesen sein. Es ist nicht so, dass nur die BRB auf der Strecke fährt. Vielleicht wäre aber genau das ursächlich, dass der Betrieb heute eben nicht nach Schema F gelaufen ist. Das wird sich rausstellen. Aichach müsste aber der einzige Bahnhof an der Paartalbahn sein, der noch ein mechanisches Stellwerk hat. Mich erinnert das in dem Fall etwas an Enzisweiler, nur dass das am Mittag war und der Tf den Fehler rechtzeitig gesehen hat. Jetzt in Aichach war's schon dunkel. Das ist jedenfalls mein erster Gedanke gewesen als die Apps von einem Zugzusammenstoß in Aichach berichtet haben.
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Boris Merath
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Beitrag von Boris Merath »

218 466-1 @ 7 May 2018, 23:26 hat geschrieben: Alles weitere dazu hier.
Ganz sicher nicht.
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

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Didy
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Beitrag von Didy »

BRB ist wohl auf stehenden Holzzug im Bahnhof gefahren.
https://amp.focus.de/panorama/welt/unglueck...id_8893323.html
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panurg
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Beitrag von panurg »

Sehr wahrscheinlich, wie auch Rohrbacher bereits gemutmaßt hat, dass durch Abweichungen vom gewohnten Trott die Basis für dieses tragische Unglück gelegt wurde.
Bis auf wenige Ausnahmen in der Früh verkehren alle nicht in Aichach endenden sondern bis Ingolstadt durchfahrenden Züge über das durchgehende Hauptgleis (Gleis 2), Kreuzungen mit aus Richtung Ingolstadt kommenden Personenzügen finden idR. in Schrobenhausen statt.

Nun stand aber diesen Abend ein Richtung Augsburg fahrender Gz auf Gleis 2 - auf Gleis 1 mit dem Hausbahnsteig hätte man ihn wahrscheinlich nicht sinnvoll unterbringen können.
Die Fahrstraße für die Einfahrt des Gz war wohl schon eine Zeit lang aufgelöst (mechanisches Stellwerk ohne Gleisfreimeldung?), der Fdl hat wahrscheinlich wie jeden Abend um die Uhrzeit die Einfahrt für die BRB in das leider an diesem Abend besetzte Gleis 2 eingestellt, den Gz zu diesem Zeitpunkt wahrscheinlich vergessen/ausgeblendet -> Augenblicksversagen.

Das liest sich ähnlich wie der Beinaheunfall von Utting (Ammersee) vom 22. Februar dieses Jahres, auch die Geometrie der Gleise ist ähnlich - bei beiden Bahnhöfen liegt die Bahnhofseinfahrt von der Strecke kommend hinter einer Rechtskurve, die Einfahrt in das durchgehende Hauptgleis ist mit Streckengeschwindigkeit möglich.

Nur konnte der Tf diesmal wohl keinen Verdacht schöpfen, anders als vor ein paar Monaten in Utting wurde dieser vermutlich auf das üblicherweise für diese Zugfahrt vorgesehene Gleis geschickt. Auch die Strecke vom Ende des Weichenbereichs bis zum Bahnsteig (damaliger Standort des wartenden Zugs) war nicht als Puffer vorhanden. Stattdessen stand der Gz am ASig Richtung Augsburg, welches kurz hinter der Weiche steht, die in der Rechtskurve liegt. Darüber hinaus war es bereits dunkel.

Bei mal großzügig angenommenen 150 Metern Distanz zum Gz beim Erkennen desselben als Hindernis mit 80km/h (sicherlich auch sehr konservativ angesetzt) bleiben 6,75 Sekunden. Bei einer für diese Uhrzeit idealen Schrecksekunde und einer Bremsverzögerung von im Mittel 1,5 m/s^2 wäre der fahrende Zug zum Zeitpunkt des Aufpralls immer noch knapp 49 km/h schnell.

Den Verletzten eine baldige und möglichst vollständige Genesung, den Angehörigen der zu Tode gekommenen mein tief empfundenes Beileid.
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mmouse
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Beitrag von mmouse »

In Utting gab es doch erst einen ähnlichen Vorfall. Ebenfalls BRB, vor grade mal zweieinhalb Monaten, nur dass es damals glimpflich ausging.

Lokführer verhindert Kollision von zwei vollbesetzten Zügen
Ein Vier-Milliarden-Tunnel ist kein Ersatz für ein sinnvolles Nahverkehrskonzept.
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Lazarus
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Beitrag von Lazarus »

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Lazarus
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Beitrag von Lazarus »

https://twitter.com/BR24/status/993777933926961152

Fahrdienstleiter festgenommen. Das kommt jetzt überraschend.
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Michi Greger
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Beitrag von Michi Greger »

Lazarus @ 8 May 2018, 10:03 hat geschrieben: Das kommt jetzt überraschend.
Eigentlich nicht.
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mmouse
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Beitrag von mmouse »

Süddeutsche:
"Es ist ruckzuck passiert, dass man da etwas übersieht"

Wie schön, dass man einen Schuldigen hat... Ob die Herren Mehdorn, Grube usw. da in einem Prozess wohl Mitschuld kriegen, weil man die letzten 50 Jahre jede Modernisierung der Sicherungstechnik für überflüssig gehalten hat?
Ein Vier-Milliarden-Tunnel ist kein Ersatz für ein sinnvolles Nahverkehrskonzept.
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Beitrag von Mühldorfer »

panurg @ 8 May 2018, 02:09 hat geschrieben: Sehr wahrscheinlich, wie auch Rohrbacher bereits gemutmaßt hat, dass durch Abweichungen vom gewohnten Trott die Basis für dieses tragische Unglück gelegt wurde.
Bis auf wenige Ausnahmen in der Früh verkehren alle nicht in Aichach endenden sondern bis Ingolstadt durchfahrenden Züge über das durchgehende Hauptgleis (Gleis 2), Kreuzungen mit aus Richtung Ingolstadt kommenden Personenzügen finden idR. in Schrobenhausen statt.
Hallo,
fahrdienstechnsiche Fragestellung: Werden betriebliche Bahnhofsgleise nicht prinzipiell gleich behandelt wie Streckengleis/Blockabschnitte?

Ein belegtes Gleis erst frei wird durch Fahrt in einen folgenden freien Abschnitt und nachfolgend Rückmeldung der dortigen Ankunft? Z.B. Weidenbach-Schwindeg in der alten mechanischen Technik mit elektromechanischen Streckenblock. Dort soagar mit Fernsehkameras für Zugschlußerkennung!

Also daß "vergessen" keine Option ist sondern der logische Zustand Gleis frei erst mit den Handlungen anbieten, Annehmen, HP1 und Rückmeldung oder Zugschluß hat Ausfahrt passiert sich einstellt?
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Beitrag von TramBahnFreak »

Kleiner Hinweis: da das EF ein deutschsprachiges Forum ist, dürften sich deine Chancen, eine Antwort zu erhalten, erhöhen, wenn du deine Frage ebenfalls auf deutsch formulierst.
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autolos
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Beitrag von autolos »

Mühldorfer @ 8 May 2018, 15:47 hat geschrieben:
panurg @ 8 May 2018, 02:09 hat geschrieben: Sehr wahrscheinlich, wie auch Rohrbacher bereits gemutmaßt hat, dass durch Abweichungen vom gewohnten Trott die Basis für dieses tragische Unglück gelegt wurde.
Bis auf wenige Ausnahmen in der Früh verkehren alle nicht in Aichach endenden sondern bis Ingolstadt durchfahrenden Züge über das durchgehende Hauptgleis (Gleis 2), Kreuzungen mit aus Richtung Ingolstadt kommenden Personenzügen finden idR. in Schrobenhausen statt.
Hallo,
fahrdienstechnsiche Fragestellung: Werden betriebliche Bahnhofsgleise nicht prinzipiell gleich behandelt wie Streckengleis/Blockabschnitte?

Ein belegtes Gleis erst frei wird durch Fahrt in einen folgenden freien Abschnitt und nachfolgend Rückmeldung der dortigen Ankunft? Z.B. Weidenbach-Schwindeg in der alten mechanischen Technik mit elektromechanischen Streckenblock. Dort soagar mit Fernsehkameras für Zugschlußerkennung!

Also daß "vergessen" keine Option ist sondern der logische Zustand Gleis frei erst mit den Handlungen anbieten, Annehmen, HP1 und Rückmeldung oder Zugschluß hat Ausfahrt passiert sich einstellt?
TramBahnFreak hatte offenbar dasselbe Problem: Was willst du eigentlich? Lies doch deine Texte einmal kurz durch, bevor du sie abschickst. Es ist so, wie es im Moment dasteht, vollkommen unverständlich.
Für die, die sich anmaßen über den Wert und Unwert anderer zu urteilen: Die Würde des Menschen ist unantastbar!
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218 466-1
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Beitrag von 218 466-1 »

Übersicht, Situation am Tag dannach:
Merkur hat geschrieben:Der Unfall ereignete sich gegen 21.20 Uhr, der Rettungseinsatz dauerte bis in die Nacht
Zwei Menschen wurden bei dem Unglück getötet. Es gibt 14 Verletzte.
Die Polizei geht von menschlichem Versagen aus, der Fahrdienstleiter wurde festgenommen.
Die Bahn-Strecke Ingolstadt-Augsburg ist weiterhin gesperrt.
Bei den Toten handelt es sich um den 37-jährigen Lokführer des Personenzuges der Bayerischen Regiobahn sowie eine 73-jährige Passagierin.
(...) soll der festgenommene Fahrdienstleiter den Güterzug 98907, der am Gleis 2 abgestellt worden war, vergessen haben. Um 21.19 Uhr fuhr dann die Regionalbahn 86696 (Augsburg-Ingolstadt) in den Bahnhof ebenfalls auf Gleis 2 ein.
Zugunglück in Aichach: Fahrdienstleiter unter Verdacht - deshalb mussten zwei Menschen sterben

Sieht wieder nach fehlender Gleisfreimeldeanlage und vergessener/nicht korrekt durchgeführter Fahrwegprüfung aus.
Vlt. sollte man den weiteren Fortbestand solcher Stw. unter diesen Bedingugen einmal generell in Frage stellen...
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Michi Greger
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Beitrag von Michi Greger »

Mühldorfer @ 8 May 2018, 14:47 hat geschrieben:fahrdienstechnsiche Fragestellung:  Werden betriebliche Bahnhofsgleise nicht prinzipiell gleich behandelt wie Streckengleis/Blockabschnitte?
Nein. Unter anderem durch die Eigenschaft, dass in Bahnhöfen Züge auch "verschwinden" oder "entstehen" können (durch Rangierfahrten in/aus Abstellgleise z.B.).
Also daß "vergessen" keine Option ist sondern der logische Zustand Gleis frei erst mit den Handlungen anbieten, Annehmen, HP1 und Rückmeldung oder Zugschluß hat Ausfahrt passiert sich einstellt?
Wem willst du in deinem eigenen Bahnhof den Zug anbieten, der vor dem Einfahrsignal steht? Wer soll ihn annehmen? Welche Ausfahrt wird passiert, wenn ein weiterer Zug schon im Bahnhof steht (z.B. wie hier durch eine Kreuzung)?

Gruß Michi
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mapic
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Beitrag von mapic »

Mühldorfer @ 8 May 2018, 14:47 hat geschrieben:fahrdienstechnsiche Fragestellung:  Werden betriebliche Bahnhofsgleise nicht prinzipiell gleich behandelt wie Streckengleis/Blockabschnitte?
Nein. Je nach Stellwerkstechnik könnte man vielleicht sagen, dass sie so ähnlich behandelt werden. In diesem Fall aber absolut nicht.

Mühldorfer @ 8 May 2018, 14:47 hat geschrieben:Ein belegtes Gleis erst frei wird durch Fahrt in einen folgenden freien Abschnitt und nachfolgend Rückmeldung der dortigen Ankunft?
Bei der hier verwendeten Technik sind die Bahnhofsgleise technisch betrachtet überhaupt nie belegt oder frei. Sie haben für die Stellwerkstechnik keinen Zustand. Man kann jederzeit eine Einfahrt in das Gleis stellen, so lange diese nicht durch eine andere Fahrstraße ausgeschlossen wird. Ein stehender Zug hat keine Fahrstraße. Diese wird nach der Einfahrt aufgelöst. Die Prüfung auf freien Fahrweg hat vor dem Einstellen der Fahrstraße durch Blick aus dem Fenster zu erfolgen.
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Boris Merath
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Beitrag von Boris Merath »

Mühldorfer @ 8 May 2018, 15:47 hat geschrieben: fahrdienstechnsiche Fragestellung: Werden betriebliche Bahnhofsgleise nicht prinzipiell gleich behandelt wie Streckengleis/Blockabschnitte?
Nein, Streckengleis und Bahnhofsgleis sind zwei völlig verschiedene Dinge und werden daher auch getrennt behandelt. Das hängt schon allein damit zusammen dass ein Bahnhofsgleis (zumindest bei der alten Technik) per Hinsehen überprüft werden kann, während eine Strecke (aufgrund der Länge) nicht vom Wärter eingesehen werden kann.

Innerhalb des Bahnhofs sind dafür die Verhältnisse viel komplexer, da gibt es ja sehr viele verschiedene Abschnitte (u.a. Weichen etc), wo ein Fahrzeug stehen kann, außerdem gibt es Rangierfahrten die jeden Punkt erreichen können, beim Rangieren können Wagen abreißen, vergessen werden uswusf.
Ein belegtes Gleis erst frei wird durch Fahrt in einen folgenden freien Abschnitt und nachfolgend Rückmeldung der dortigen Ankunft? Z.B. Weidenbach-Schwindeg in der alten mechanischen Technik mit elektromechanischen Streckenblock.
Das ist die Variante für Streckengleise. Da schaut an der nächsten Betriebsstelle einer aus dem Fenster, ob der Zug mit Zugschluss eingefahren ist, falls ja, wird die Strecke freigegeben. Auf der freien Strecke ist das wie schon geschrieben ja gar nicht anders möglich, weil das Streckengleis nicht durch Hinsehen überprüft werden kann.

Im Bahnhof ist das halt in der Form nicht möglich. Im Bahnhof selber ist niemand anderes da, der rausschauen könnte (zumindest nicht wenn es nur ein Stellwerk gibt), außerdem können Gleise auch ohne Hauptsignalbedienung/Streckenblockbedienung auf einmal belegt oder frei werden, wenn eben rein- oder rausrangiert wird etc. Deswegen lässt sich die Methodik der Strecke nur schwer auf den Bahnhof übertragen.

(Anmerkung: Mit der mittelbaren Gleisfreimeldung macht man das sogar (aber ohne technische Absicherung) manchmal so, das ist aber noch gefährlicher, und inzwischen auch nur noch eingeschränkt zulässig.)

Dieses Problem hat eben auch die traditionell bayerische Einrichtung der Belegtabhängigkeit: Hier wird abhängig von den eingestellten Fahrstaßen auf mechanischem Weg ein Gleis als frei oder belegt gekennzeichnet. Nach der Übernahme der bayerischen Bahn durch die Reichsbahn hat man das aber irgendwann abgeschafft, so dass es nur noch wenige Bahnhöfe gibt die die Belegtabhängigkeit noch haben. Außerdem hat die Belegtabhängigkeit das Problem, dass sie eben Änderungen durch Rangierfahrten, abgehängte Zugteile etc. nicht mitbekommt, und damit möglicherweise auf "frei" steht obwohl Fahrzeuge im Gleis stehen.

Aus diesem Grund bleibt es in meinen Augen dabei - man müsste dringend mal in allen Bahnhöfen eine technische Gleisfreimeldung der Hauptgleise nachrüsten. Das ist technisch in den meisten Stellwerken kein Problem, kostet aber natürlich Geld.
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

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Boris Merath
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Beitrag von Boris Merath »

218 466-1 @ 8 May 2018, 16:00 hat geschrieben: Vlt. sollte man den weiteren Fortbestand solcher Stw. unter diesen Bedingugen einmal generell in Frage stellen...
Es würde ausreichen die Stellwerke nachzurüsten.
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

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Balduin
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Beitrag von Balduin »

Boris Merath @ 8 May 2018, 16:30 hat geschrieben: Das ist technisch in den meisten Stellwerken kein Problem, kostet aber natürlich Geld.
Ja, wenn was passiert ist wie jetzt dann wird kurzfristig in den Kommentarspalten der Medien wieder geschimpft, warum die Bahn so alte Technik hat.

So, und wenn dann aber die DB dann ein andersmal mehr Geld vom Bund fordert für Investitionen wie vor paar Wochen: Dann sind 99% der Kommentare: "Pfui, kein Geld mehr für diesen Saftladen!!!!" etc.
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Beitrag von Metropolenbahner »

Boris Merath @ 8 May 2018, 16:32 hat geschrieben: Es würde ausreichen die Stellwerke nachzurüsten.
Darüber spricht man schon seit Jahrzehnten, meint ein ehem. Fdl:
Walter Greiß kennt diese Problemstelle, er kennt diesen Bahnhof. Der 67-Jährige war bis 1992 Fahrdienstleiter in Aichach. Jetzt steht er an der Unglücksstelle und sagt: "Mir tut der leid, der da Dienst gehabt hat." Denn die Stelle, so Greiß, sei seit Jahren problematisch. Schon als er noch Dienst dort hatte, sei die Rede davon gewesen, ein Sicherungssystem einzubauen, ein sogenanntes Drucktastenstellwerk. Doch passiert sei das nie. Die Weichenstellung geschehe mechanisch, ohne Sicherung. Walter Greiß sagt: "Es ist ruckzuck passiert, dass man da etwas übersieht."
http://www.sueddeutsche.de/bayern/zugunglu...eiter-1.3972248


Der diensthabender Fdl ist erst 24 Jahre alt :(
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Beitrag von Catracho »

Balduin @ 8 May 2018, 16:55 hat geschrieben: So, und wenn dann aber die DB dann ein andersmal mehr Geld vom Bund fordert für Investitionen wie vor paar Wochen: Dann sind 99% der Kommentare: "Pfui, kein Geld mehr für diesen Saftladen!!!!" etc.
Was ich aber teilweise durchaus nachvollziehen kann. Denn wenn die Kohle, die man bekommt, halt eher in Managergehälter, die Beschäftigung von Unternehmensberatungen, überflüssige Marketingkonzepte und ähnlichem gesteckt wird, anstatt in simpelste Sicherungstechnik, darf man sich über entsprechende Kommentare nicht wundern.

Mfg
Catracho
Theirs not to reason why, theirs but to do and die. - Alfred Tennyson
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Jean
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Beitrag von Jean »

Das Problem gebe es nicht wäre die Infrastruktur in staatlicher Hand!
Für den ÖPNV Ausbau Gegen Experimente und Träuereien. Eine Trambahn braucht einen eigenen Fahrweg, unabhängig vom MIV!
Fahrradwege auf Kosten des ÖPNV braucht keiner!
Trapeztafelfanatiker
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Beitrag von Trapeztafelfanatiker »

Catracho @ 8 May 2018, 17:10 hat geschrieben: Was ich aber teilweise durchaus nachvollziehen kann. Denn wenn die Kohle, die man bekommt, halt eher in Managergehälter, die Beschäftigung von Unternehmensberatungen, überflüssige Marketingkonzepte und ähnlichem gesteckt wird, anstatt in simpelste Sicherungstechnik, darf man sich über entsprechende Kommentare nicht wundern.
Nein, das ist Stammtischpopulismus ohne jede Differenzierung. Das Geld kommt außerdem vom Bund und wer ist der Eigentümer der DB AG? Der Eigentümer hat es doch in der Hand.

Auch kann ich nicht nachvollziehen, dass da (in Zusammenhang mit dem Unfall) auf Mehdorn (der die Eisenbahn genug auf andere Weise zerstört hat) oder andere geschimpft wird. Auch mit dem guten Samariter wäre da nicht investiert worden. Ein Wirtschaftsunternehmen nutzt eben die Spielräume aus.
Hier geht es jedoch um Infrastruktur und die gehört nicht nach privatwirtschaftlichen Gesichtspunkten betrieben. Aber auch hier: Es ist 100% in Staatsbesitz, der Bund hätte die Möglichkeit die gesamte Infrastruktur aus der DB zu lösen und direkt dem Staat zu unterstellen.

Kritisieren möchte ich an dieser Stelle eher das EBA, wo man den Eindruck hat, dass man bei DB Netz nichts macht, während die EVU bei jeder Kleinigkeit sofort Schwierigkeiten bekommen und man sich an kleinsten H-Tafel-Überschreitungen aufhängt und keine Mühen scheut.
Nicht nur das, man verlagert wie beim Sanden die Verantwortung auf den Tf und die EVU, statt DB Netz zur Nachrüstung ihrer Infrastruktur zu zwingen. Das ist EBA-Politik!

Wieso wurde nach diversen Vorfällen die Gleisfreimeldeanlagen nicht zur Pflicht? Im Jahr 2018 wo es immer noch Steinzeittechnik gibt und wo erste Estw ersetzt werden, statt erst mal die mechanische Mittelaltertechnik zu ersetzen.
Das EBA hätte das längst anordnen können. Bei Fahrzeugzulassungen und anderen Themen ist man nicht so tolerant, aber gerade bei der Infrastruktur scheint man den Eindruck zu haben, ist alles egal.
Habe nur ich den Eindruck dass das EBA ihre Strenge genau bei DB Netz vergisst? Oder ist das wirklich so?

Die Strecke Augsburg - Ingolstadt ist leider eh ein Beispiel für Vernachlässigung. Das ist eine Strecke zwischen zwei der wichtigsten Städte Bayerns, die längst elektrifiziert gehört und mindestens zwischen Augsburg und Aichach längst zweigleisig sein müsste.
Ebenso müsste die Strecke komplett von einem Estw oder Dstw gesteuert werden, wir haben immerhin das Jahr 2018.

In einem ersten Schritt müssten Gleisfreimeldeanlagen zur Pflicht werden, aber ich wette da tut sich wieder nichts.
Jedenfalls muss das Thema in der Öffentlichkeit thematisiert werden und das EBA hat meiner Meinung nach hier eine Mitverantwortung, sollte es daran liegen. Notwendig ist die Nachrüstung allemal, nein, sie wäre Pflicht!
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Beitrag von Galaxy »

Jean @ 8 May 2018, 17:20 hat geschrieben: Das Problem gebe es nicht wäre die Infrastruktur in staatlicher Hand!
Die DB AG ist zu 100% in staatlicher Hand.

Außerdem von den Problemen beispielsweise bei der Bundeswehr hast Du sicherlich auch schon gehört.
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Beitrag von mmouse »

Trapeztafelfanatiker @ 8 May 2018, 16:32 hat geschrieben: Kritisieren möchte ich an dieser Stelle eher das EBA [...]
Nun, das EBA ist erst recht zu 100% staatlich.
Das EBA unterliegt der Aufsicht und den Weisungen des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur. (Wikipedia)
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Beitrag von Boris Merath »

Trapeztafelfanatiker @ 8 May 2018, 17:32 hat geschrieben: Kritisieren möchte ich an dieser Stelle eher das EBA, wo man den Eindruck hat, dass man bei DB Netz nichts macht
Keine Angst, das EBA macht auch bei DB Netz viel was Probleme bereitet.
Nicht nur das, man verlagert wie beim Sanden die Verantwortung auf den Tf und die EVU, statt DB Netz zur Nachrüstung ihrer Infrastruktur zu zwingen. Das ist EBA-Politik!
Was soll man denn sonst machen? Der Umbau der Gleisfreimeldung auf Achszähler wäre ein enormer Aufwand, sowohl finanziell als auch zeitlich, das ist kaum zu stemmen, und mit dem gleichen Geld könnte man an anderen Stellen die Sicherheit vermutlich noch deutlich stärker erhöhen. Unschön ist die Lösung trotzdem.
Wieso wurde nach diversen Vorfällen die Gleisfreimeldeanlagen nicht zur Pflicht? Im Jahr 2018 wo es immer noch Steinzeittechnik gibt und wo erste Estw ersetzt werden, statt erst mal die mechanische Mittelaltertechnik zu ersetzen.
Wobei die mechanische Mittelaltertechnik ja nicht per se unsicher ist, es fehlen nur ein paar Einrichtungen.

Die ESTWs ersetzt man nicht zum Spaß durch neue ESTW, sondern weil die alten ESTW am Ende der Lebenszeit angekommen sind.
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Michi Greger @ 8 May 2018, 10:13 hat geschrieben: Eigentlich nicht.
Doch. Man fragt sich schon, ob die StA Augsburg da auch bei anderen Fällen fahrlässiger Tötung (z.B. dem klassischen Rechtsabbiegerunfall) so krass drauf ist.

Beileid natürlich den Angehörigen der Toten - insbesondere der Familie des getöteten Kollegen. Sehr tragisch, was da passiert ist.
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