Das war der Name, den ich gesucht habe, mir aber nicht mehr eingefallen ist. Danke fürs Aufgleisen.Oliver-BergamLaim @ 11 Dec 2018, 15:18 hat geschrieben:Es handelt sich um eine der Sieben Schwestern aus der Stalinzeit, gebaut zwischen 1947 und 1957.
Und in Prag gibts auch ein Exemplar, wie mir kürzlich aufgefallen ist.Die Kulturpaläste in Warschau und Riga - auf dem in Riga warst Du ja auf der Aussichtsplattform oben - sind ebenfalls in den 1950er Jahren entstanden und architektonisch an die Moskauer Vorbilder angelehnt.
Stimmt, jetzt wo du es sagst. Ein Unding, das irgendwie alle zentralen Plätze gemeinsam haben. Staromestské namestí in Prag? Nach langem Ringen ein paar Bänke. Markusplatz in Venedig? Überall Verbotsschilder, man dürfe sich nicht auf Treppen und Sockel setzen.Der Münchner Marienplatz und der Stachus lassen grüßen zumindest, was Sitzgelegenheiten ohne Verzehrzwang betrifft.
Doch, gab es, ein unscheinbarer A4-Zettel an der Wand neben der Annahmestelle. Ich habe ihn aber zuvor nicht gesehen/beachtet. Der Preis ging daraus zweifelsfrei hervor.Gab es denn wirklich keinerlei ersichtlichen Preisaushang? Selbst wenn der nur auf Russisch/kyrillisch gewesen wäre, würde man ja die Zahlen rauslesen können oder etwas wie "24" für den Preis von 24 Stunden Gepäckaufbewahrung erkennen.
Das Gefühl hatten wir auch.Denn nach wie vor, mögen die meisten Russen im Zug lieber schlafen und nicht sitzen.
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Noch ein Nachtrag zu Riga, da ich inzwischen eine sehr ausführliche Erläuterung der Verkehrsbetriebe zu meinem Vorschlag für Taktverkehr bekommen habe:
Die Rigaer Verkehrsbetriebe sehen die Prioritäten offensichtlich anders, als man das bei uns in Deutschland gewohnt ist. Ein merkbarer Fahrplan ist ihnen nicht so wichtig. Grundsätzlich nennen sie 7 Gründe, die gegen meinen Wagenlaufplan sprechen.
1. Entspricht die aus den Aushangfahrplänen ersichtliche Umlaufzeit nicht dem realen Wert. Dieser ist 2 Minuten höher und ergibt sich aus der fahrgastlosen Fahrt durch die Wendeschleife Kengarags.
2 Punkte beziehen sich auf Anschlussbeziehungen zur Linie 5 am Nationaltheater und die mehr oder weniger parallel (aber sehr selten) verkehrenden Verstärkerlinien 3 und 9. Natürlich müssten deren Fahrpläne dann auch angepasst werden.
3. sollen an der Einfachhaltestelle Centraltirgus möglichst große Abstände zwischen den ankommenden Bahnen von 6 Linien liegen, weil sonst der hintere Zug warten muss.
Die letzten beiden Punkte habe ich bereits als Gründe ausgemacht bzw. geahnt:
4. Während einer Schicht muss der Fahrer mindestens 20 Min. zusammenhängende Pause haben.
5. In der Morgenspitze fahren die Bahnen derzeit teilweise etwas dichter als Takt 7/8. Aufgrund der sehr hohen Auslastung wird selbst eine geringfügige Taktausdünnung als nicht machbar angesehen.
Für mich sieht es ganz danach aus, als hätte man mein Konzept tatsächlich ernsthaft geprüft. Es ist jedenfalls klar, dass mit dem im Riga praktizierten System mit demselben Ressourcenaufwand an Fahrzeugen und Fahrpersonel mehr Abfahrten angeboten werden können als im Taktverkehr. Oder um es plakativ aus einer Vorlesung zur S-Bahn zu übernehmen: Takt ist teuer.
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Tag 15 Samara
Vor dem Weiterlesen bitte mal eine Landkarte Russlands vorstellen.
Dann gedanklich eine Stecknadel für Moskau setzen.
Aber wo liegt eigentlich Samara? Das war eine der häufigsten Fragen, die mir zu dieser Reise gestellt wurden. Samara ist immerhin mit knapp 1,2 Mio. Einwohner die sechstgrößte Stadt Russlands. Und wahre Geografieexperten können doch sicher auch noch die anderen 14 russischen Millionenstädte nennen?
Inzwischen ist es zur Gewohnheit geworden, morgens im Zug aufzuwachen. Bunt gefärbte Bäume ziehen vorbei, dann Sümpfe.
Schließlich queren wir die Samara, einen Nebenfluss der Wolga.
Nach dem Ausstieg wird das beeindruckende Lichtraumprofil deutlich.
An der Bahnsteighöhe ist erkennbar, dass die Gleise auch dem GV dienen. In Moskau sind wir bodengleich eingestiegen.
Der Bahnhof von Samara ist modern und es gibt noch eine Postverladestelle. Dieser Zug führt einen Postwagen mit.
Unser Dolmetscher erwartet uns hier und wird uns die nächsten 5 Tage quasi Tag und Nacht zur Seite stehen.
Um das Geografierätsel zu lösen: Samara liegt gut 1000 km ostsüdöstlich von Moskau. So, und jetzt bitte ein klischeehaftes Bild einer gesichtslosen russischen Großstadt vorstellen.
Bitte wirklich klischeehaft!
Sieht das dann so aus?
Verlassen wir also den Bahnhof, und sehen wir nach, ob Samara die gesichtslose Großstadt ist, die wir uns alle vorgestellt haben.
Obusse auf dem Bahnhofsvorplatz
Wir aber nehmen eine Marschrutka und fahren eine halbe Stunde Richtung Uni.
In Samara ist der Verkehr viel chaotischer als in St. Petersburg oder Moskau und zwischen die schwarzen Hausfrauenpanzer SUV gesellen sich viele alte Klapperkisten. Unsere Marschrutka ist da keine Ausnahme. Hochflur-Obusse und klapprige Tatras rumpeln durch die schier endlose Stadt, die aus einer Ansammlung von Wohnblocks, Autohäusern und Brachflächen zu bestehen scheint. Zumindest bis hierhin scheint unser Klischeebild zuzutreffen.
Die Fußwege sind hier ebenfalls in wesentlich schlechterem Zustand, aber durchaus noch ok.
Spielplatz im Hinterhof
Spätestens mit der Ankunft am Gästehaus beginnt das Klischee zu bröckeln – man scheint sich am CRH380D inspiriert zu haben.
Nicht nur von außen, sondern auch von innen komplett saniert und auf einem modernen Stand ist es mit Abstand unsere luxuriöseste Unterkunft.
Nach einem schnellen Mittagessen in der Stolovaya nebenan gibt es eine Führung über den Campus. Die nähere Umgebung wirkt eher wie ein Urwald.
Wir wollen ganz zwanglos mit Studenten ins Gespräch kommen. Das funktioniert so: Der Dolmetscher quatscht einfach willkürlich irgendwelche herumstehenden oder -laufenden Studenten an. Sie sollen uns bitte auf Englisch irgendeine Frage stellen. Das klappt mittelmäßig gut – um es mal vorsichtig auszudrücken. Entweder die russischen Studenten können kein Englisch oder sie trauen sich nicht, es in plötzlicher Anwesenheit einer deutschen Studentengruppe anzuwenden. (oder sie wollen einfach in Ruhe ihre Zigarette rauchen.)