Städtebahn Sachsen stellt Betrieb ein

Strecken und Fahrzeuge des Regionalverkehrs (ohne S-Bahn!)
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autolos
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Beitrag von autolos »

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Entenfang
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Beitrag von Entenfang »

Inzwischen gibt es mehr Infos bei den DNN.

Die Städtebahn ist ein Musterbeispiel für die Folgen der Ausschreibungen, die ja alles billiger machen. Die Städtebahn gewinnt die Ausschreibung, weil sie das "billigste" Angebot gemacht hat. Und hier sieht man nun, wohin die Kosten externalisiert wurden. Zunächst auf das Personal, denn erst seit 2018 gilt dort der Flächentarifvertrag. Infolgedessen fand man kein Personal und ständig sind Züge ausgefallen - die Fahrgäste sind die Leidtragenden.
DB Netz betreibt mangelhaften Grünschnitt, um Kosten zu sparen und externalisiert die Kosten auf das EVU, welches gegen die Bäume kracht.
Also landet der ganze Fall vor Gericht und es muss entschieden werden, wer denn für die Kosten nun aufkommt.

Doch dann kommen die Anteilseigner der Städtebahn und wollen Gewinn sehen, nicht Pönale und Gerichtskosten. Und nun kollabiert das ganze System - Gewinner sind die Anwälte, Verlierer letztlich wie immer die Fahrgäste. Inzwischen kann man ja schon froh sein, wenn überhaupt noch SEV gefahren wird. Kann man den Menschen eigentlich noch deutlicher klarmachen: Kauft euch 1 Auto oder auch 2 oder 3, denn der ÖPNV funktioniert in Deutschland ohnehin nicht und keinen interessiert es. Ist es dann verwunderlich, dass alle in die Großstädte wollen?

Am Ende muss dann doch wieder eine "Direktvergabe" erfolgen, sollte doch noch ein Interesse bestehen, dass im Dresdner Umland vor 2024 wieder Züge fahren. Wäre es vermessen, zu sagen - warum nicht gleich so? Selbst im Ausschreibungswahnland Großbritannien musste seit 2007 dreimal der Staat eingreifen, um den Eisenbahnverkehr der East Coast Main Line zu retten - nun hat man den Betrieb für die nächsten 5 Jahre direkt vergeben.


146 225 und Rohrbacher - ihr dürft! Ich geh Popcorn holen. :D
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Beitrag von JeDi »

Die Städtebahn hat übrigens inzwischen per Pressemitteilung mitgeteilt, dass ihr der Leasingvertrag für die Desiros wegen der vielen Schäden gekündigt worden sei. Demnach sei dem VVO durchaus bekannt gewesen, dass die Betriebseinstellung droht...
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Beitrag von 146225 »

Entenfang @ 25 Jul 2019, 12:02 hat geschrieben: 146 225 und Rohrbacher - ihr dürft!
Geschätzter Kollege Entenfang, vielen Dank fürs freundliche Zp 9 - ich habe allerdings wenig Interesse, das Feld gegen jene zu beackern, die ohnehin alles wissen - vor allen Dingen alles besser.

Das einzige was mir zu dem Fall SBS allerdings einfällt: DDR reloaded bzw. frühe 90er reloaded. Da hat es auch auf vielen Nebenbahnen zwischen Sachsen und der Ostsee die Betriebseinstellung gehagelt, weil die Infrastruktur nach jahrzehntelanger Vernachlässigung so kaputt war, dass weiterer Zugbetrieb nicht mehr zu verantworten war. "Sperrung aus technischen Gründen" nannte sich damals als Euphemismus, was eigentlich hätte Stilllegung heissen müssen. 25 Jahre später wiederholt sich die Geschichte, wenn auch unter anderen Vorzeichen. Das ist ein Armutszeugnis für den Infrastruktureigner, wenn ich mich nicht irre, ist es in allen betroffenen Fällen die Bundesrepublik Deutschland.

Wir werden sehen, ob und unter welchen Bedingungen auf den betroffenen Bahnstrecken nochmals Leben einkehrt. Die letzten Jahre sächsischer Verkehrspolitik betrachtend, bin ich da allerdings nicht sonderlich optimistisch.
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Rohrbacher
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Beitrag von Rohrbacher »

Entenfang @ 25 Jul 2019, 13:02 hat geschrieben:146 225 und Rohrbacher - ihr dürft! Ich geh Popcorn holen.  :D
Sorry, Popcorn ist alle. Das friss' ich immer weg, wenn der werte Heilbronnser Kollege sich einloggt. :D
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Beitrag von Alex101 »

JeDi @ 25 Jul 2019, 20:56 hat geschrieben:Die Städtebahn hat übrigens inzwischen per Pressemitteilung mitgeteilt, dass ihr der Leasingvertrag für die Desiros wegen der vielen Schäden gekündigt worden sei.
Ist sowas üblich/plausibel? Ich würde doch stark davon ausgehen, dass die Städtebahn als Leasingnehmer für etwaige Schäden aufkommen muss.
Gut, vielleicht konnte oder wollte man das nicht. Dann hat man aber im erweiterten Sinne einfach das Leasing nicht bezahlt wofür man schon mal eine Kündigung kassieren kann.
Zu behaupten, dass die Kündigung durch Alpha Trains wegen "zu vielen Schäden" erfolgt sei, wäre in dem Fall aber mindestens irreführend.
mapic
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Beitrag von mapic »

Und eine derartige Kündigung passiert vor allem sicherlich nicht kurzfristig über Nacht. Also selbst wenn das stimmt, dann ist zusätzlich noch einiges mehr schief gegangen.
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218 466-1
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Beitrag von 218 466-1 »

Städtebahn stellt Betrieb ein – das sind die Hintergründe, so geht es weiter

Die PM gab es wohl nur für auserwählte und ist hier einsehbar.

Ein Hoch auf die Bahnreform und die Ausschreibungsbahn! :ph34r:
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JeDi
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Beitrag von JeDi »

218 466-1 @ 26 Jul 2019, 06:32 hat geschrieben: Die PM gab es wohl nur für auserwählte
Die kam über den ganz normalen Presseverteiler...
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168er
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Beitrag von 168er »

https://www.wochenkurier.info/sachsen/artik...ahn-dazu-73374/

Die Rolle des VVO ist interessant. Fast könnte man unterstellen, man wollte auf die Weise die Städtebahn loswerden und den Vertrag vor Ablauf aufkündigen des vielen Ärgers wegen in letzter Zeit.... :ph34r:

Edit: Vom VVO kam unterdessen auch etwas

Was dabei natürlich vollkommen richtig ist, dass die Schwarzer-Peter-Frage, die abgesehen davon sicher nicht eindeutig zu beantworten ist, nicht über das Primärziel einen stabilen Betrieb wiederherzustellen hinwegtäuschen darf.
Man muss sein Leben aus dem Holz schnitzen, das man hat - Theodor Storm
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Beitrag von Alex101 »

168er @ 26 Jul 2019, 17:00 hat geschrieben:https://www.wochenkurier.info/sachsen/artik...ahn-dazu-73374/

Die Rolle des VVO ist interessant. Fast könnte man unterstellen, man wollte auf die Weise die Städtebahn loswerden und den Vertrag vor Ablauf aufkündigen des vielen Ärgers wegen in letzter Zeit.... :ph34r:
Die angebliche Überraschung beim Besteller über die Betriebseinstellung wenn man schon eine Woche von der Gefahr wusste ist natürlich völlig unglaubwürdig.

Die restlichen Vorwürfe des Anwalts kann ich allerdings nicht ganz nachvollziehen:
Dass der Besteller in Anbetracht der Situation Gespräche mit anderern möglichen Betreibern führt halte ich prinzipiell für nachvollziehbar, wobei natürlich die Intensivität und Zeitpunkte eine Rolle spielen.

Und warum sollte der Besteller Schuld sein, wenn sich Betreiber und Leasing-Unternehmen finanziell nicht einigen können?
Wenn ich für DHL Pakete mit einem selbst geleasten Fahrzeug ausfahre und aufhöre meine Leasing-Raten zu bezahlen wird mir DHL auch nicht helfen.
Wäre die Städtebahn finanziell nicht in der Lage den Verpflichtungen aus dem Leasing-Vertrag nachzukommen wäre sie meiner Meinung nach insolvent. Ein Insolvenzantrag wurde aber bisher scheinbar nicht gestellt.
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Beitrag von Trapeztafelfanatiker »

146225 @ 25 Jul 2019, 21:04 hat geschrieben: 25 Jahre später wiederholt sich die Geschichte, wenn auch unter anderen Vorzeichen. Das ist ein Armutszeugnis für den Infrastruktureigner, wenn ich mich nicht irre, ist es in allen betroffenen Fällen die Bundesrepublik Deutschland.
So sehr ich mitgehe dass die Infrastruktur in einem katastrophalen Zustand ist, aber glaubst du ernsthaft dass das alles auf den Freischnitt zurückzuführen ist? Es gibt in Deutschland dutzende solcher Strecken und nur nach Altenberg soll es dann so schlimm sein wie nirgendwo sonst?

Du umgehst aber auch anderswo sämtliche Fragen, wie man den Personalmangel beheben will.
Das geht mit einem Wettbewerb auf dem Rücken der Arbeitnehmer eben nicht mehr.
Da muss man das Personal beim Land anstellen und Fahrzeuge in einem Pool stellen, so dass sie übergreifend eingesetzt werden können.

Ob man dann gleich eine Landesbahn einsetzt oder der Wettbewerb über Marketing, Öffentlichkeitsarbeit und Name des Betreibers stattfindet ist mir und den Arbeitnehmern eigentlich egal. Wichtig ist dass das Personal aus dem perversen Wettbewerbssystem genommen wird, denn die Bedingungen haben sich nicht mal durch den jetzt großen Mangel verbessert und das wird sich auch nicht ändern, da braucht dann keiner die Zustände bejammern.

Bei der SBS war der Personalmangel kein Problem mehr, nachdem man auf Flächentarifsniveau umgestellt hat, aber mir kann keiner erzählen dass die Probleme nur aufgrund der Bäume gekommen sind. Sollte das der Fall sein, die Öffentlichkeitsarbeit und das Abtauchen sprechen nicht gerade für ein gesundes Auftreten und wie man liest wurde ja das eigene Personal ausgesperrt. Ist da dann auch der Infrastrukturbetreiber schuld?
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Beitrag von 146225 »

Ja genau, ich bin der böse Grosskapitalist, der die Arbeitnehmerschaft versklavt und ausquetscht wie eine Zitrone. Mit Verlaub: was für ein Schwachsinn. Ich bin mit der Erste, der für Arbeitnehmerrechte und für wertschätzende, fair bezahlte Arbeitsbedingungen eintritt. Das muss auch in einem Wettbewerbsumfeld machbar sein, ohne irgendwelche Nostalgien von der einen großen Staatsbahn zu träumen oder sonstigen von den Realitäten der Welt abweichenden Fantasien. Der - auch durch andere Branchen - sich wie ein roter Faden ziehende Personalmangel zeigt nun eben sehr deutlich auf, bei welchen EVU das Arbeitsumfeld stimmt, und bei welchen eben nicht.
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Beitrag von Rohrbacher »

146225 @ 27 Jul 2019, 08:35 hat geschrieben:Ja genau, ich bin der böse Grosskapitalist, der die Arbeitnehmerschaft versklavt und ausquetscht wie eine Zitrone. Mit Verlaub: was für ein Schwachsinn. Ich bin mit der Erste, der für Arbeitnehmerrechte und für wertschätzende, fair bezahlte Arbeitsbedingungen eintritt. Das muss auch in einem Wettbewerbsumfeld machbar sein
Das geht natürlich. Nur geht im SPNV = natürliches Monopol kein Wettbewerbsumfeld ohne dass eben unschöne Dinge passieren. Außer du reglementierst eben alles bis ins Detail, aber dann hat der Wettbewerb keinen Spielraum mehr.
146225 @ 27 Jul 2019, 08:35 hat geschrieben:Der - auch durch andere Branchen - sich wie ein roter Faden ziehende Personalmangel zeigt nun eben sehr deutlich auf, bei welchen EVU das Arbeitsumfeld stimmt, und bei welchen eben nicht.
Mit Verlaub, das ist Schwachsinn: Das ist für dich vielleicht noch neu, aber du wirst auch feststellen, wo demnächst Verkehrsverträge auslaufen und die Leute abspringen und welche Regionen gefragter sind als andere. Wenn's nach dem Arbeitsumfeld ginge, dürften einige Betriebe gar keine Mitarbeiter, andere keinerlei Probleme haben. Vielleicht erinnert sich noch einer wie groß die Ausbildungsgruppen vor 15-20 Jahren waren, als man meinte, zu viele Leute zu haben und außer der DB so gut wie keiner ausgebildet hat, weil's Geld spart und eine vermeindliche Vielzahl an Beamten und "Ossis" übrig waren. Jedenfalls wenn man bis zum nächsten Quartal oder der nächsten Vertragslaufzeit gedacht hat. Ist also vielleicht der Wettbewerb gar Schuld auch an diesem Problem? Rhetorische Frage. Genauso wie man die materiellen Ressourcen nach der Bahnreform ausgeholzt hat, ist man auch mit dem Personal, den "Human Resources" umgegangen. So wie jetzt Strecken, Gleise, Weichen, Bahnsteigmeter und Fahrzeuge fehlen, fehlt natürlich auch das Personal. Der allgemeine Fachkräftemangel kommt da nur noch dummerweise oben drauf. In sämtlichen Bereichen fliegen uns jetzt die Fehlentscheidungen der letzten 25 Jahre um die Ohren.
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218 466-1
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Beitrag von 218 466-1 »

146225 @ 27 Jul 2019, 01:35 hat geschrieben:Ja genau, ich bin der böse Grosskapitalist, der die Arbeitnehmerschaft versklavt und ausquetscht wie eine Zitrone. Mit Verlaub: was für ein Schwachsinn. Ich bin mit der Erste, der für Arbeitnehmerrechte und für wertschätzende, fair bezahlte Arbeitsbedingungen eintritt. Das muss auch in einem Wettbewerbsumfeld machbar sein
Im Güterverkehr ist es z.T. machbar, zumindest bei privaten EVU, weil da fährt eben jedes EVU ihre Züge und das weitgehend unbefristet. Das ist der entscheidente Punkt. Nicht nur der Verdienst.
Diese 8-13 Jahre Witzverträge, wo Tf schon wissen, dass sie nach Vertragsablauf ggf. das EVU oder den Wohnort wechseln müssen, sind das Problem! Und solange sich das nicht ändert, ist es im Wettberweb beim SPNV eben nicht möglich. Gerade bei der NVBW gab es Personalbedingte Ausfälle lange Zeit nicht, wo alles DB Regio gefahren hat. Erst seit andere EVU zum Zug kommen und wo Betreiberwechsel bevorstehen, geht es im Endstadium - egal bei welchem EVU - steil bergab.
146225 @ 27 Jul 2019, 01:35 hat geschrieben:Der - auch durch andere Branchen - sich wie ein roter Faden ziehende Personalmangel zeigt nun eben sehr deutlich auf, bei welchen EVU das Arbeitsumfeld stimmt, und bei welchen eben nicht.
Ah ja. Bei welchem EVU gibt es den keinen Personalmangel, vlt. abgesehen von denen, die gerade erst den Betrieb aufgenommen haben und dafür noch mit Anlaufschwierigkeiten kämpfen?
Und es würde mich wundern, wenn Elektriker Termine absagen, die Müllabfuhr ausfällt oder der Friseursalon geschlossen bleibt, wegen Personalmangel. Soweit ist es in anderen Brachen noch nicht. Falls doch, dann wäre Deutschland in den letzten drei Jahren gewaltig den Bach hinunter gegangen.
Und das beste Arbeitsumfeld nutzt der Ausschreibungsbahn garnix, wenn sie Ausschreibungen verliert, weil das Arbeitsumfeld interessiert die Besteller überhaupt nicht.
Mit meinem hier gedachten, eigen(un)wirtschaftlichem EVU hätte ich jetzt z.B. zw. Landsberg und Kauferig ein paar Monate(!) das Monopol. Ebenso im Netz der SBS. :D Und diese Fahrgäste würden bei pünktlichem Bahnbetrieb auch nichtmehr zur Ausschreibungsbahn zurück wechseln. :P
Klar, es ist unrealistisch, dass jemand als Mutter Theresa des SPNV auftritt und dem Staat die Grundversorgung an Mobilität der Bevölkerung abnimmt. Der Sinn hinter dieser Aktion ist aufzuzeigen, wie man den SPNV verbessern kann. Meine Billionen stehen für Steuergeld, mein EVU für Bundesbahn. Da die Bundesbahn, anders als ich auch noch Einfluss auf die Infratruktur hätte, könnte man die auch noch aufarbeiten. Ich sehe keinen anderen Weg aus der Krise.
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Martin H.
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Beitrag von Martin H. »

218 466-1 @ 27 Jul 2019, 14:51 hat geschrieben: Und es würde mich wundern, wenn Elektriker Termine absagen, die Müllabfuhr ausfällt oder der Friseursalon geschlossen bleibt, wegen Personalmangel. Soweit ist es in anderen Brachen noch nicht. Falls doch, dann wäre Deutschland in den letzten drei Jahren gewaltig den Bach hinunter gegangen.
Beim Elektriker gibt's den Termin nicht in zwei Tagen, sondern eher zwei Monaten. Beim Friseur ebenfalls längere Wartezeiten.

Erst gestern haben wir letztendlich das Restaurant gewechselt da erst nach knapp ner Stunde mal die Getränke bestellt werden konnten und dann auch nur teilweise kamen........
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Beitrag von Trapeztafelfanatiker »

146225 @ 27 Jul 2019, 07:35 hat geschrieben: Ja genau, ich bin der böse Grosskapitalist, der die Arbeitnehmerschaft versklavt und ausquetscht wie eine Zitrone. Mit Verlaub: was für ein Schwachsinn. Ich bin mit der Erste, der für Arbeitnehmerrechte und für wertschätzende, fair bezahlte Arbeitsbedingungen eintritt. Das muss auch in einem Wettbewerbsumfeld machbar sein, ohne irgendwelche Nostalgien von der einen großen Staatsbahn zu träumen oder sonstigen von den Realitäten der Welt abweichenden Fantasien. Der - auch durch andere Branchen - sich wie ein roter Faden ziehende Personalmangel zeigt nun eben sehr deutlich auf, bei welchen EVU das Arbeitsumfeld stimmt, und bei welchen eben nicht.
Wer ist hier der Eisenbahner?
Es funktioniert eben nicht. Selbst jetzt bei diesem riesigen Mangel nicht. Es funktioniert nicht.
Beim Gehalt mag es ein Flächentarifsniveau geben, aber dafür findet der Wettbewerb dann über die Arbeitsbedingungen statt. Immer mehr EVU stellen die Dienstplanung so um dass der Computer am meisten rauspressen kann, also möglichst viele Schichten in die erlaubte Zeit pressen usw.

Mir ist z. B. egal welche Lösung es gibt, es kann auch der heutige Wettbewerb bleiben, aber das Personal muss aus diesem Wettbewerb und diesem unmenschlichen Druck genommen werden.

Das derzeitige System funktioniert nicht, denn der große Mangel hätten ja schon längst zu deutlich besseren Arbeitsbedingungen führen müssen (und da ist es egal welche Farbe das EVU hat, die sind alle gleich, alle), aber Pustekuchen.
Warum verliert die Branche denn Personal? Das ist derzeit noch das größere Problem gegenüber dem, dass man immer schwerer Neupersonale gewinnen kann.

Und dein letzter Satz ist total naiv. Das kann nur von Außenstehenden kommen.
Trapeztafelfanatiker
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Beitrag von Trapeztafelfanatiker »

218 466-1 @ 27 Jul 2019, 14:51 hat geschrieben: Diese 8-13 Jahre Witzverträge, wo Tf schon wissen, dass sie nach Vertragsablauf ggf. das EVU oder den Wohnort wechseln müssen, sind das Problem! Und solange sich das nicht ändert, ist es im Wettberweb beim SPNV eben nicht möglich. Gerade bei der NVBW gab es Personalbedingte Ausfälle lange Zeit nicht, wo alles DB Regio gefahren hat. Erst seit andere EVU zum Zug kommen und wo Betreiberwechsel bevorstehen, geht es im Endstadium - egal bei welchem EVU - steil bergab.
Die Probleme in BaWü hat man selber herbeigeführt und es war einfach kaum attraktiv für Personale zu wechseln. Die NVBW hat ja hochnäsig feste Regelungen abgelehnt, wie z. B. ein totaler Betriebsübergang mit übernahme aller Regelungen der Vorbetrieber (aller, nicht nur gleiches Tarifniveau).

Das Problem ist ja nicht der Wettbewerb an sich, sondern dass Menschen Spielball dieses perversen Systems sind. Wieso nimmt man das Personal nicht aus dem Wettbewerb raus?
Wettbewerb um Marketing, Qualität usw.?
Das Personal könnte man beim Land anstellen und sie fahren dann für alle EVU als Dienstleister oder welches Modell auch immer, aber man muss das Personal aus dem Wettbewerb nehmen. Wer das nicht so sieht ist ein Arbeitnehmerfeind, denn es ist bewiesen, dass nicht mal der Personalmangel zu einer Verbesserung der Arbeitsbedingungen geführt hat.

Die Eisenbahn nimmt doch derzeit durch die ganzen Ausfälle riesigen Schaden und manche haben nichts besseres zu tun als sich darüber zu freuen wenn es EVU A oder B trifft oder mit dem Finger auf andere zu zeigen, ohne das Grundproblem zu sehen, es schadet der gesamten Branche und ist eben auch leider ein Produkt eines Wettbewerbs auf dem Rücken des Personals.
Es ist nicht einzusehen warum die Personale alle paar Jahre wieder vor einer Ungewissheit stehen, obwohl ihre Arbeit weiter besteht, am gleichen Ort und ohne Abbestellung auch mindestens mit gleicher Personalzahl.

Man nimmt mit Fahrzeugfinanzierung oder Fahrzeugpools, Fremdwerkstätten oder Werkstattfinanzierung diese "Gegenstände" aus dem Wettbewerb, aber die Menschen sollen diesem eiskalt ausgeliefert werden. Das ist das perverse!
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Beitrag von Alex101 »

Der VVO hat lt. Pressemitteilung den Verkehrsvertrag gekündigt: Dieselnetz: VVO kündigt Verkehrsvertrag
Gemäß den Bestimmungen des Verkehrsvertrages hat der Verkehrsverbund Oberelbe (VVO) nach 72 Stunden ohne Zugbetrieb sein Sonderkündigungsrecht wahrgenommen und den Vertrag mit der Städtebahn Sachsen gekündigt.
[...]
Der VVO nimmt jetzt Kontakt mit geeigneten Eisenbahn-Unternehmen auf, damit nach einer Notvergabe schnellstmöglich der Zugverkehr auf den Strecken des Dieselnetzes wieder aufgenommen wird.
Das dürfte für kaum jemanden eine Überraschung sein.
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Beitrag von 146225 »

Netinera freut sich.
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Beitrag von JeDi »

146225 @ 28 Jul 2019, 14:14 hat geschrieben: Netinera freut sich.
Wieso grade die? In Dresden fahren ja auch noch andere EVU (DB Regio und Transdev/MRB).
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Beitrag von 146225 »

JeDi @ 28 Jul 2019, 14:52 hat geschrieben: Wieso grade die? In Dresden fahren ja auch noch andere EVU (DB Regio und Transdev/MRB).
Kommt einem als erstes in den Sinn, weil die schon mit 642 vor Ort arbeiten. Aber klar, im Prinzip kann auch jedes x-beliebige andere EVU zum Zuge kommen.
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Beitrag von Trapeztafelfanatiker »

Egal was da nun kommt, so etwas schadet dem SPNV massiv. Da fährt jetzt tagelang kein Zug und die Arbeitnehmer stehen da und sie sind wieder mal die Verlierer.
Die werden sicher hinterher vom neuen Betreiber, der per Notvergabe bestimmt wird, übernommen, aber jetzt hängen sie durch, unnötige Sorgen und harte Zeiten ohne dass sie etwas dafür können.
Also wie immer, zwei Opfer: Die Fahrgäste und die Personale.

Dazwischen ein Possenspiel zwischen Beteiligten wo sich jeder die Schuld gegenseitig zuschiebt. Traurig und der SPNV verliert dabei, egal wie das nun ausgeht.
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Beitrag von Rohrbacher »

146225 @ 28 Jul 2019, 21:14 hat geschrieben:Kommt einem als erstes in den Sinn, weil die schon mit 642 vor Ort arbeiten.
Machst du gedanklich etwa böse planwirtschaftliche Direktvergaben? Jetzt enttäuschst du mich aber. Nenene, das kriegt der billigste, auch wenn der vor Ort rein gar nix zu tun hat und eine völlig andere inkompatible Baureihe fährt. Völlig egal. :ph34r:
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Beitrag von mapic »

Was den zukünftigen Fahrzeugeinsatz angeht: Alpha Trains hätte da gerade kurzfristig passende Fahrzeuge in passender Anzahl ganz in der Nähe rum stehen. Ich würde doch mal irgendwie davon ausgehen, dass der neue Betreiber die einfach bekommen wird, oder? Alles andere wäre doch nur unnötig kompliziert und zeitraubend.
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Beitrag von 218 466-1 »

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Beitrag von Rohrbacher »

Was die 218 466 sagen möchte: Wie auf DSO zu lesen, hat die (für mich grad etwas überraschend in Bayern ansässige) Städtebahn Sachsen GmbH wenig überraschend Insolvenz angemeldet. Gerüchte ranken sich nun aber vor allem um den plötzlich (?) in Namibia gemeldeten Geschäftsführer.
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Beitrag von Alex101 »

Rohrbacher @ 29 Jul 2019, 18:40 hat geschrieben:Gerüchte ranken sich nun aber vor allem um den plötzlich (?) in Namibia gemeldeten Geschäftsführer.
"Plötzlich" passt schon. Bei der Sitzverlegung nach Bayern Mitte Juni war er noch in Obernburg am Main gemeldet: North Data-Eintrag
Das wirkt schon alles sehr dubios. Schon die Verlegung des Firmensitzes in eine über 400 km vom tatsächlichen Betriebsort entfernte Kleinstadt finde ich merkwürdig.
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Beitrag von TramBahnFreak »

Ist die SBS nicht mit der Nordbayerischen Eisenbahn verhandelt?
Da macht der Unternehmenssitz doch eigentlich schon Sinn...?
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Beitrag von TramBahnFreak »

TramBahnFreak @ 30 Jul 2019, 16:15 hat geschrieben: Ist die SBS nicht mit der Nordbayerischen Eisenbahn verhandelt?
Da macht der Unternehmenssitz doch eigentlich schon Sinn...?
Verbandelt soll das natürlich heissen...




Im Übrigen ist die Sache mit den „Baumschäden“ zwar, was man so hört, sicherlich ärgerlich und verursacht auch Kosten - wenn davon allerdings die gesamte Firma pleite geht, liegt die Vermutung nahe, dass da vielleicht auch andere Sachen nicht so ganz planmässig gelaufen sind...
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