Entenfang @ 14 Nov 2019, 00:31 hat geschrieben: Was ich einfach nicht begreife - in technischen Bereichen versucht man doch, Standards zu entwickeln und durchzusetzen. Ich denke da z.B. an Lademöglichkeiten für Elektroautos, für die ja auch vom Wirtschaftsministerium
gefördert werden.[...]
Übertragen wir das mal in leicht abgeänderter Form auf die Eisenbahn: Ziel ist die flächendeckende Interoperabilität, d. h. dass hersteller- und generationsunabhängig alle Eisenbahnfahrzeuge in allen vorhandenen Netzen genutzt werden können.
Es leuchtet mir absolut nicht ein, warum es ein Vorteil sein soll, fast alle technischen Bereiche zu standardisieren, nur im Eisenbahnverkehr soll Kleinteiligkeit irgendwie vorteilhaft sein. Es soll ja auch Verkehrsbetriebe geben, die versuchen, ihre Flotte zu vereinheitlichen. Aber für die S-Bahn Berlin ist das nicht sinnvoll, oder wie?
Irgendwie hast du das Prinzip der Standardisierung verstanden, weigerst dich aber, es auf den Eisenbahnverkehr anzuwenden. Oder eben doch nicht verstanden und wendest es dann so falsch auch an..... ich bin noch am rätseln.
Standards im Autoverkehr heißt eben nicht, dass nur VW Elektroautos baut und man nur im ID3 (oder wie der jetzt heißt) fahren und laden kann.
Sondern es gibt eben bestimmte Vorgaben, unter denen jeder ein Auto bauen und fahren und tanken kann.
Jetzt im Bahnverkehr alles in eine Hand zu geben, wäre wie nur noch eine Firma Autos bauen, betanken oder fahren zu lassen. Das ist doch nix!
Viele Miseren im Bahnverkehr hängen tatsächlich mit dem einen großen Wasserkopf zusammen, bei dem am Ende sich keiner Zuständig fühlt oder wo Entscheidungen so lange hin und hergeschoben werden, bis es zu spät ist.
Kleine Unternehmen bedeuten nicht unbedingt mehr Wasserkopf. Gerade die Bahn schleppt da ein ungeheuerlichen Oberbau mit sich rum, der nur selten wirklich was bringt. Gerade überschaubare Verantwortungsbereiche mit einem Leiter, 2-3 Personalern etc. sind maximal effektiv. Wenn es erstmal mit weiteren (Zwischen-)Ebenen anfängt, sinkt die Effektivität rapide.
Ich denke, dass es durchaus Sinn machen kann bestimmte Teilnetzte auszuschreiben. Die BOB z.B. (würde sie nicht wieder von einem größeren Betreiber geführt) wäre so eine sinnvolle kleine Größe. Hier hat noch wirklich jeder Mitarbeiter einen Bezug zu der eigentlichen Tätigkeit und sei es nur einen Wohnsitz im Einzugsgebiet. In kleinerern Einheiten fühlen sich Mitarbeiter eher für etwas verantwortlich, sind aufmerksamer etc.
Außerdem ist es nicht unbedingt förderlich, wenn 1-2 Große sich den Markt und vor allem die Sahestücke untereinander aufteilen.
Ich will nicht sagen, dass eine Aufteilung das Allheilmittel ist. Aber so zu tun, als gäbe es keine Vorteile ist noch falscher!
Die Alternative ist tatsächlich EINE Bahn. Der Zug ist allerdings schon abgefahren, so viele EVUs wie es aktuell gibt. (Und auch die ist nicht das Allheilmittel, die Bundesbahn das an vielen Stellen eindrucksvoll gezeigt hat.)
Mein Vorschlag wäre das Netz in öffentlicher Hand zu lassen einen integralen Taktfahrplan draufzulegen und ALLE Leistungen auszuschreiben mit entsprechenden Trassenpreisen bei festgelegten Mindeststandards und einem Entfernungs- und Fahrzeitabhängigem Preissystem.