[UK] Skyscraper, Sheep & CCTV

Eure Reportagen und Reiseberichte finden hier ihren Platz, gerne auch Bilder abseits von Gleisen
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Entenfang
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Beitrag von Entenfang »

Oh, wieso haben wir nur noch so wenig Guthaben auf der Karte? Wir haben sie doch erst heute Morgen aufgeladen. Eine kurze Überschlagsrechnung ergibt das mögliche Problem - wir haben beim Umstieg von der DLR zu National Rail nicht ausgecheckt, also gab es für den DLR-Teil den Maximalpreis.

Der Weg zur Tram ist nicht allzu schwer zu finden.
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Ein Großteil des 2000 eröffneten Netzes ist auf alten Eisenbahntrassen geführt. Obwohl es eingleisige Abschnitte gibt, fährt die Tram bis zu Takt 5.
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Die Kreuzung findet hier direkt vor der Haltestelle statt, weil im Haltestellenbereich kein Platz für ein zweites Gleis ist.

Die Trasse verläuft zwischen Beckenham Junction und Birkbeck parallel zur Eisenbahn.
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Wie sehr ich doch die Kindergartensitze in den Variobahnen vermisst habe...
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An der Haltestelle Woodside gibt es ein ehemaliges Stellwerk.
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Schließlich verlässt die Tram in einer scharfen Kurve die ehemalige Bahntrasse, um als klassische Straßenbahn den Ortskern von Croydon zu erschließen. Diese Kurve kostete 2016 sieben Menschen das Leben.
https://de.wikipedia.org/wiki/Tramlink#/med...railed_tram.jpg

Was war passiert?
https://youtu.be/lhuogCAh6Pg?t=735
Am frühen Morgen des 9. November war es (im Gegensatz zum Video) stockfinster. Der lange gerade Abschnitt mit den Tunnels sorgte vermutlich dafür, dass der Fahrer in Sekundenschlaf gefallen ist und anschließend die Orientierung verloren hat. Aufgrund der Lichtverhältnisse war zwischen den Tunnels kein Lichteinfall, sodass die eigene Position nur schwer festzustellen und die Kurve aufgrund der Dunkelheit nicht zu erkennen war. Die 20 km/h-Begrenzung wurde im Gegensatz zu Deutschland nicht vorangekündigt. Die Tram flog infolgedessen mit über 70 km/h (erlaubt auf dem geraden Stück: 80 km/h) aus der Kurve, denn es gab keine Zugbeeinflussung.

Der ausführliche Unfalluntersuchungsbericht geht auf die Details ein.
https://assets.publishing.service.gov.uk/go...ndilands_v2.pdf

Nach dem Unfall wurde die Höchstgeschwindigkeit im gesamten Netz auf 70 km/h reduziert, Assistenzsysteme zur Müdigkeitserkennung im Führerstand installiert und in gefährlichen Kurven auffällige und reflektierende Chevron-Pfeile angebracht.
https://thumbs.dreamstime.com/z/chevron-sha...n-127456733.jpg
Bis Ende 2019 sollen außerdem Geschwindigkeitsreduktionen durch eine Zugbeeinflussung überwacht werden und bei Überschreitung eine Zwangsbremsung auslösen.

Der Unfall erscheint mir unter den damaligen Umständen wenig verwunderlich - denn es hatte nur wenige Monate zuvor bereits eine erhebliche Geschwindigkeitsüberschreitung an derselben Stelle gegeben, bei der glücklicherweise nichts passiert ist.

Abgesehen von den erst später für Taktverdichtungen beschafften Variobahnen werden auf dem Netz Bombardier CR-4000-Wagen eingesetzt, welche den Kölner Stadtbahnen stark ähneln.
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Dem Zug nachzurennen ist übrigens verboten!
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Da keine absurd hohe Strafe angedroht wird, hält sich niemand dran.

Ein Zug von Southern fährt ein
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Ab East Croydon nehmen wir den Thameslink ohne Halt zur London Bridge, um nicht allzu viel Zeit zu verlieren.
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Da auch der Flughafen angebunden wird, erscheinen Gepäckregale sinnvoll.
Die Züge können sowohl mit Oberleitung als auch mit Stromschiene fahren.

Der Bahnhof London Bridge wurde kürzlich modernisiert und gibt ein sehr hübsches Bild mit viel Holz ab.
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Zurückgelegte Strecke: 28.430 km - Planmäßige Gesamtreisezeit: 18,3 Tage - Gesamtverspätung (analog FGR): 1436 min - Planmäßige Reisegeschwindigkeit: 65 km/h - Durchschnittliche Fahrzeitverlängerung aufgrund von Verspätung: 5,5% - Fahrtkosten: 8,9 Cent/km - Anschlussquote (alle Anschlüsse einer Verbindung mit min. 1 Umstieg erreicht): 84,1%
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Beitrag von Entenfang »

Deckenschmuck
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Die Bänke sind aber außerordentlich unbequem. Da hat sich ein Designer ausgetobt, ohne an die Funktion zu denken.
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Wir suchen den nächsten Fahrkartenautomaten auf, um unsere Vermutung über die Fehlabbuchung zu überprüfen.
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Und tatsächlich - 5,60 für 3 Haltestellen, weil wir nicht ausgecheckt haben. Wir fragen beim Personal nach, erklären unsere Fahrtroute und unser Unwissen über das richtige Ein- und Auschecken und bekommen unkompliziert 3,40 auf unsere Karten gutgeschrieben. Das nennt man guten Kundenservice.

Auf dem Umgebungsplan versuchen wir die richtige der gefühlt 100 Bushaltestellen in der Umgebung zu finden. Ah, da vorne steht ja ein 149er! Wir sprinten los und als wir 10 Meter hinter dem Bus sind, knallt der Fahrer die Türen zu und fährt ab. Zumindest in dieser Hinsicht stehen die Londoner den Berliner Busfahrern in nichts nach.
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8 Minuten später starten wir also Richtung Shoreditch. Platz ist in London Mangelware. Man beachte die Breite der Busspur!
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Der übliche Trubel auf den Straßen
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...oder auch nicht
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Auf dem Old Spitalfields Market stärken wir uns mit Falafel in Pita. Das schmeckt und ist für 5 Pfund geradezu ein Schnäppchen.
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Beitrag von Entenfang »

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Zur Erkundung der Umgebung probieren wir das stationsgebundene Santander Bikesharing-System aus. Die kosten 2 Pfund pro Tag, beliebig viele Ausleihen bis 30 Minuten sind dann kostenlos. Da meine Kreditkarte kontaktlos nicht akzeptiert wird, muss ich die PIN eingeben. An der Station hat man leider einen derart winzigen Bildschirm dafür verbaut, dass es mir nicht gelingt, die richtigen Ziffern auf der angezeigten Tastatur einzugeben. Bei Muffo klappt es dagegen kontaktlos. Bevor man die Ausleihe starten kann, werden zunächst die AGB in kleinster Schrift auf 35 Seiten angezeigt. Man muss sie aber glücklicherweise nicht durchblättern und wir können gleich losradeln.
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Bald landen wir in der Brick Lane, einer Kneipenmeile irgendwo zwischen Hipsterläden, billigen Imbissen, Streetart und unzähligen Aufklebern.
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In einigen Straßen mit einem hohen Anteil Inder sind die Straßen entsprechend ausgewiesen.
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Und immer schön lächeln!
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Muffo ertappt mich zweimal dabei, dass ich versehentlich rechts statt links fahre. Es ist nicht ganz unkritisch, wenn man instinktiv stets in die falsche Richtung schaut und in die falsche Richtung ausweicht.
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Beitrag von Entenfang »

Schließlich lassen wir die Brick Lane zurück.
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In den letzten Jahren gibt es ernsthafte Bemühungen, London fahrradfreundlicher zu gestalten. Zu diesem Zweck wurden entlang von Hauptstraßen sogenannte Supercycle Highways eingerichtet, was im Wesentlichen einem baulich abgetrennten Radweg entspricht.
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Unser nächstes Ziel ist der Sky Garden, im Gegensatz zum London Eye ein (nur nach vorheriger Reservierung) kostenlos zugänglicher Aussichtspunkt auf diesem Hochhaus unweit der Haltestelle Bank:
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Der Wolkenkratzer ist nicht unumstritten und soll für Brände und Stürme verantwortlich sein.
https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/wohn...d-13727620.html
Nach einer unnötigen Sicherheitskontrolle geht es nach oben.

Der Sky Garden macht einem Namen alle Ehre:
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Der Ausblick über das Häusermeer ist beeindruckend, nur leider stört den Fotografen die vollständige Verglasung.
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Ich frage mich oft, warum man solche Dachterrassen nicht öfter sieht.
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Es erscheint mir doch ein wenig schade darum, diesen Platz einfach nur für Ventilatoren und Technikschränke zu verwenden.

Blick über das Bankenzentrum mit "The Gherkin" (Die Gewürzgurke) in der Mitte
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Beitrag von Entenfang »

Blick Richtung Docklands mit Eisenbahn- und DLR-Strecke
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Tower und Tower Bridge
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Strata SE1-Hochhaus, auch Rasierer genannt
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Die Windräder sollen angeblich 8% des Energiebedarfs der Bewohner decken.
https://www.smh.com.au/environment/sustaina...0730-10z80.html

Viel los auf den Gleisen in Southwark
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Nach Büroschluss strömen Pinguine über die London Bridge
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Der Verkehr ist völlig zum Erliegen gekommen, nur noch Radfahrer schlängeln sich durch. Unzählige Anzugträger stehen zu einem Feierabendbier vor den Pubs.
Der Schienenverkehr rollt dagegen gut gefüllt unbeeindruckt weiter.
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Der Tag nähert sich dem Ende
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Zur blauen Stunde beginnen wir eine Fahrradtour von der London Bridge. Blick auf den Bahnhof Cannon Street, der sich teilweise auf einer Brücke befindet
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Zusätzlich zum weißen Licht wird ein grünes Fahrradpiktogramm ein paar Meter vor dem Fahrrad auf den Boden projiziert -; eine gute Möglichkeit zur Eindämmung des toten Winkels.
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Nur ein Katzensprung ist es bis zum Globe Theatre.
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Beitrag von Entenfang »

Die beleuchtete Southwark Bridge
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Es gibt diverse Tube Maps mit eigenen Themen, nach denen die Haltestelle benannt sind. Am Fähranleger Bankside vor dem Globe Theatre geht es natürlich um Shakespeare.
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Die Tate Modern ist das südliche Ende der Millenium Bridge
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Sie führt geradlinig auf St. Pauls zu.
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Da die Brücke halbseitig gesperrt ist, gestaltet sich der Blick Richtung Osten zur Tower Bridge und The Shard eher schwierig.
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Richtung Westen zur Blackfriars Railway Bridge stört den Fotografen nichts
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Der Bahnhof liegt vollständig auf der Brücke. Das Dach ist mit Solarzellen bedeckt.

Allzu viel Verkehr herrscht nicht mehr vor St. Pauls.
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An der Fahrradstation St. Pauls ist keines mehr vorhanden. In der App wird angezeigt, dass eine Station weiter genau 2 Räder verfügbar sind. Die leihen wir schleunigst aus, um entlang des Themseufers nach Westen zu fahren.

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Unser letztes Ziel für heute ist die Westminster Cathedral (nicht zu verwechseln mit der Abbey), deren Baustil mich ein wenig an die Basilius-Kathedrale auf dem Roten Platz erinnert.
https://www.flickr.com/photos/97054115@N03/...57704854081635/

Dreht man sich um 180° um, befindet man sich in einer anderen Welt.
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Beitrag von Entenfang »

Der U-Bahnhof Westminster ist wahrlich ein riesiges Bauwerk.
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Während hier tagsüber Menschenmassen unterwegs sind, ist abends in Canary Wharf nur noch wenig los.
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Und zum letzten Mal kann ich die Ereignisse des Tages mit diesem Ausblick festhalten:
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Beitrag von Entenfang »

Tag 6 London -> Manchester

Der Tag beginnt diesig, aber warm. Wir machen uns auf den Weg nach Euston.
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Als wir am Bahnhof ankommen, sind es noch genau 3 Minuten bis zur Abfahrt des nächsten Zuges nach Manchester. Bis wir den Bahnsteig gefunden haben, wird das Zugangstor jedoch schon geschlossen und wir können den Zug abfahren sehen.
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Das ist aber halb so schlimm, denn zwischen London und Manchester fahren ganztägig Züge im 20-Minuten-Takt (!). Im Gegensatz zu vielen anderen Bahnhöfen hat Euston den Flair einer Tiefgarage, sodass ich nicht allzu böse bin, schon bald im Pendolino von Alstom platznehmen zu können.
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Bald saust der Zug durch die Hügellandschaft Richtung Norden.
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Die alte Bahnhofshalle von Manchester Piccadilly wurde um ein modernes Empfangsgebäude ergänzt.
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Wir kaufen eine Tageskarte Off-Peak für Bus und Tram für 7,30 Pfund. Sie gilt ab 9:30 bis 4:00 des Folgetags. Das Ticketsortiment ist aufgrund der verschiedenen Busbetreiber und der unterschiedlichen Kombinationsmöglichkeiten von Bus, Tram und Bahn mit diversen Tarifzonen sehr unübersichtlich.

In Chinatown gönnen wir uns ein üppiges Mittagessen. Los geht’s mit Frühlingsrollen und gezuckerten Algen (in der Mitte).
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Wir suchen die richtige Halteposition der weit verstreuten Bushaltestelle Piccadilly Gardens. Planmäßig verkehrt unsere Linie ganztägig im Takt 7,5, der Bus kommt allerdings mit +4. Da der Luxus mehrtüriger Stadtbusse London vorbehalten ist, dauert es nochmal 3 Min. 10s, bis der Fahrgastwechsel abgeschlossen ist.
Dass es nur ein einziges Smartcard-Lesegerät, tief verborgen in der Fahrerkabine, gibt, trägt sein Übriges bei. Papiertickets werden sehr genau überprüft.
Über eine vermüllte Ausfallstraße mit schlechten Fußwegen fahren wir ein paar Minuten stadtauswärts. Im ersten Eindruck gefällt mir Manchester nicht wirklich.
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Zum Evensong suchen wir die Kathedrale auf. Ehe wir reindürfen, werden unsere Rucksäcke kontrolliert. Eine Besichtigung der Kirche wäre leider gleich nicht mehr möglich, erfahren wir und ernten erstaunte Blicke, als wir sagen, dass wir während der Messe dableiben wollen.
Der Gesang ist jedenfalls sehr schön.
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Trotz leichten Nieselregens schauen wir uns ein wenig um.
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Das Zentrum wird von nichtssagenden Shopping Malls geprägt und von 2 Stadtbahnstrecken durchquert. Die 2. Innenstadtquerung ist die letzte Erweiterung des 1992 eröffneten Stadtbahnbetriebs.
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Zur damaligen Zeit stand die Niederflurtechnik noch ganz am Anfang, sodass Manchester wie Stuttgart städtebaulich schwierig zu integrierende Hochbahnsteige hat.
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Beitrag von Entenfang »

2 kostenlose Buslinien verkehren auf einer völlig unüberschaubaren Routenführung durch die Innenstadt.
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Bus und Bahn in der Nähe des Bahnhofs Victoria
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3071 befährt die Fußgängerzone am Exchange Square
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Architektonisch deutlich ansprechender finde ich Deansgate.
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Ein Transpennine-Zug erreicht in Kürze den gleichnamigen Bahnhof.
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Eine hübsche Fußgängerbrücke verbindet die Metrolink-Haltestelle links mit dem National Rail-Bahnhof rechts.
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Am Kanal befindet sich eine Partymeile. Bitte immer zu zweit nach Hause gehen, wie in der Grundschule!
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Beitrag von Entenfang »

Der Bereich hat Ähnlichkeiten zur Speicherstadt
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Im Bahnhof Deansgate
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Ausfahrt Richtung Piccadilly - die Zahl am Signal gibt keine Geschwindigkeit an, sondern die Fahrt in die 4. Ablenkung. Welche Geschwindigkeit gilt, muss der Tf wissen.
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Ein Zug von Northern fährt im letzten Licht ein
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Den Abend verbringen wir im Pub. Für mich gibt’s Bangers and mash.
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Die Speisekarte ist immer für eine Überraschung gut - Chicken Tikka Masala hätte ich nicht unbedingt unter Pub Classics erwartet, in 398 ml Limo sind genau 258 kcal, das Pizzabrot groß gehört zum kleinen Hunger, das kleine und große Pizzabrot finden sich aber nochmal unter Pizza und während man mit dem kleinen Pizzabrot 444 kcal zu sich nimmt, sind es beim großen 889. Ob das wohl ein Rundungsfehler oder durch die größere Menge Öl bedingt ist?
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Beitrag von einen_Benutzernamen »

Blick über das Bankenzentrum mit "The Gherkin" (Die Gewürzgurke) in der Mitte
Ich finde das sieht aus wie ein Erotik spielzeug. ;)
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Beitrag von Entenfang »

Tag 7 York

Das Wetter ist heute eher bescheiden. Wir fahren mit dem Bus zum Bahnhof Victoria. Die neue Stadtbahn wurde dort baulich sehr schön in den Bahnhof integriert und bietet kurze Umsteigewege. Der Manchester Metrolink nutzt außerhalb der Innenstadt zum großen Teil Eisenbahntrassen.
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Mit dem Transpennine-Express fahren wir Richtung Osten. Auf der Strecke gibt es kaum BÜ, dafür aber umso mehr Brücken und Tunnels mit furchtbar kleinem Lichtraumprofil, welche den geplanten Ausbau auf 4 Gleise und die Elektrifizierung erschweren.
http://www.railtechnologymagazine.com/Rail...ial-information

Ein Bahnsteig führt noch ein paar Meter in den angrenzenden Tunnel hinein, ist dort aber kaum breiter als einen halben Meter. Hinweisschilder warnen davor, dass die Verlängerung kein Wartebereich ist und nur zum Ausstieg dient.
Der vierteilige Triebwagen ist gut gefüllt und auf der Strecke herrscht fast ganztägig annähernd ein Viertelstundentakt. Zwischenzeitlich gibt es ein paar Bonusminuten, die wir aber wieder abbauen.

Die Landschaft und die Häuser mit Schieferdächern entsprechen mal wieder dem Klischee.
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Nach der Ankunft in York - ein Azuma-Triebwagen von Hitachi fährt mir vor die Linse.
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Die brandneuen DEMU können sowohl unter Oberleitung als auch mit Diesel bis zu 200 km/h schnell fahren und sollen die betagten InterCity 125-Züge ersetzen. Außerdem kann so jeder fertiggestellte Abschnitt der Elektrifizierung nach Bristol und Sheffield unverzüglich genutzt werden.

Die hübsche Fotostelle von der Fußgängerbrücke kann leider nur durch autorisierte Personen genutzt werden.
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Recht häufig sieht man in GB Karten für Sehbehinderte und Blinde.
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Als erstes besichtigen wir das direkt neben dem Bahnhof liegende Eisenbahnmuseum. Der Eintritt ist frei und das Museum riesig - eine gute Wahl.
Zunächst lauschen wir den Erläuterungen zu Funktionsweise einer Dampflok. Eine interessante Anmerkung ist, dass es funktionsfähige Dampfloks gab, bei denen die Kohle alleine und ohne einen Heizer in die Brennkammer rutschte. Der Bau weiterer solcher Loks wurde jedoch durch die Gewerkschaften verhindert, die einen Verlust von Arbeitsplätzen fürchteten. Also mussten die Heizer weiterhin bis zu eine Tonne Kohle pro Stunde (!) schaufeln.

British Railways - zwischen stolzen Dampfloks und jahrzehntelangem Niedergang
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Von den 50er Jahren bis in die 80er Jahre nahmen die Fahrgastzahlen stetig ab und das Defizit von British Rail stieg an. 1982 wurde im Auftrag der Thatcher-Regierung eine Untersuchung über die Zukunft des britischen Eisenbahnnetzes durchgeführt. Der Serpell-Report sah verschiedene Szenarien vor, die einen mehr oder weniger starken Rückbau der Infrastruktur bedeutet hätten. In der Option A wären nur noch einige Hauptstrecken sowie bisschen Vorortverkehr um London geblieben.
https://en.wikipedia.org/wiki/Serpell_Report
Doch es kam anders - der in der Presse vorab geleakte Bericht löste einen Aufschrei aus und wurde von der Regierung bald unter den Tisch gekehrt. Es wurden kaum noch Strecken stillgelegt und allmählich stiegen die Fahrgastzahlen wieder. Dennoch ist das britische Eisenbahnnetz von etwa 31.000 km im Jahr 1951 bis 1994 um fast die Hälfte geschrumpft. Während die Personenverkehrsleistung im selben Zeitraum nur um 14% auf 28,7 Mrd. Pkm fiel, betrug der Rückgang im Güterverkehr sogar 65%. Dieser Umstand ist noch heute deutlich erkennbar. Würde es noch mehr GV geben, wäre ein derart dichter Takt im PV gar nicht fahrbar.

Noch mehr Dampfloks mit Signalbrücke
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Früher stand die Zugnummer groß auf der Lokfront
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Manchmal darf man sich die Frage stellen, ob man wirklich jeden Krempel aufheben und ausstellen muss...
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Beitrag von Entenfang »

Hübsch ist jedenfalls diese Modelleisenbahn zu Ausbildungszwecken mit echtem Stellwerk
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Einige Fahrzeuge sind zugänglich.
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Hier fühlt man sich um ein Jahrhundert zurückversetzt
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Vom Museum gibt es eine Bimmelbahn ins Stadtzentrum.

Die Kathedrale ist zwar sehr eindrucksvoll, uns aber letztendlich keine 9¤ Eintritt wert.
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Stattdessen machen wir einen Stadtspaziergang.
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Blick von der Stadtmauer - die eintürigen Busse bleiben einfach ein sehr gewöhnungsbedürftiger Anblick...
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Die Kathedrale thront über den Dächern
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Während wir weiter die Stadt durchstreifen, setzt hartnäckiger Regen ein.
Ihn scheint das nicht zu stören...
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...und ihn auch nicht.
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Beitrag von Entenfang »

Aber irgendwie gehört der Regen zu England dazu.
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Lust auf eine Karussellfahrt?
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Ein Café wirbt mit Scones und ich sehe meine Chance, endlich die typisch englische Süßigkeit zu probieren. Doch sie ist ausverkauft und weil der Laden so extrem parfümiert ist, dass man kaum atmen kann, suchen wir lieber woanders unser Glück. Stattdessen gibt es bei herzlichen Italienern Kaffee und Kuchen. Wir kommen gerade rechtzeitig, denn alle nach uns werden mit dem Verweis auf die baldige Sperrstunde abgewiesen. Obwohl noch viele Menschen auf den Straßen unterwegs sind, schließen um 17 Uhr alle Geschäfte.
Wir treten allmählich den Rückweg zum Bahnhof an.
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Fotostop am Fluss Ouse
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Während der HVZ geht es auf den Straßen chaotisch zu. Busse und Autos stehen im Stau und sind kaum schneller als Fußgänger.
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Der Bahnhof von York ist sehr hübsch und es bleibt viel zu wenig Zeit bis zur Rückfahrt nach Manchester, um ihn ausgiebig zu erkunden.
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Beitrag von Entenfang »

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Den Preis für das hässlichste Design gewinnt diese Lok
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Wir laufen auf eine verspätete Regionalbahn auf und sammeln einige Bonusminuten ein. Dadurch wird uns in Leeds ein weiterer langsamer Zug vor die Nase gesetzt, den wir nicht überholen können und erreichen Manchester erst mit +17. Abendessen gibt's mal wieder im Pub.

Anschließend steht eine Nachfototour an.
Los geht's in Deansgate.
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Mit einer Class 319 fahren wir zum Bf Piccadilly - welch ein Sound...
https://youtu.be/PpcC_EOCjp4

Der Bahnhof Piccadilly fasziniert mich schon wieder so sehr, dass ich erstmal wieder knipsen muss.
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Es dauert keine zwei Minuten, bis ein Wachmann kommt. Wenn ich weiter fotografieren wolle, müsste ich mich beim Bahnhofsvorsteher anmelden - ein in GB durchaus übliches Verfahren.

Als Nächstes ist der Durchblick zur Stadtbahnhaltestelle dran.
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Zur Integration der Stadtbahn in den Bahnhof wurde ein ehemaliger Versorgungstunnel umgebaut. Aus Brandschutzgründen mussten aufwendige Trennwände mit Feuerschutztüren eingebaut werden.
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Zu später Stunde sind viele komische Leute auf der Straße unterwegs. Überall wabert der Geruch nach Gras durch die Luft.
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Zufrieden mit der fotografischen Ausbeute trete ich mit einem gut gefüllten Bus die Rückfahrt zur Unterkunft an.
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Beitrag von Entenfang »

Tag 8 Manchester -> Goathland

Der Tag beginnt mit Regen. Wir laufen zur Stadtbahnhaltestelle und bringen unser Gepäck zum Bahnhof. Leider sind Gepäckaufbewahrungen in GB ein seltener Luxus, den es nur in den größten Bahnhöfen gibt. Sie befindet sich hinter der Ticketkontrolle, wir werden aber auf die entsprechende Bitte durchgelassen. Pro Koffer zahlen wir 6 Pfund, natürlich werden sie vor der Aufbewahrung gescannt.
Ein Wortwitz, bis zu dessen Verständnis ich lange gebraucht habe:
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Wer nicht drauf kommt: Das Wort "queues" (Schlange stehen) wird genauso ausgesprochen wie der Buchstabe Q, der in den Haltestellennamen fehlt.

Die schlichte und funktionale unterirdische Stadtbahnstation am Piccadilly-Bahnhof
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Kurzer Spaziergang zur John Rylands Library, in der einige Szenen der Harry Potter-Filme gedreht wurden. Die Kulisse passt wirklich perfekt.
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Das gesamte Bahnhofsensemble Deansgate würde sich auch als Modelleisenbahn hervorragend machen.
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Im Bereich der Stadtbahnhaltestelle ist der Gleisbereich bepflanzt, aber nicht mit Rasen.
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Ein letztes Abschiedsbild am Bahnhof Victoria - man beachte die großzügigen Gleisanlagen und Weichen der beiden Innenstadtstrecken, die sich hier aufteilen
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Grundsätzlich finde ich, dass man in Großbritannien einige gelungene Beispiele für moderne Ergänzungen zu historischen Bahnhofsgebäuden findet.

Historische Übersichtskarte der Eisenbahnlinien in der Region
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Eine baugerüstartige Konstruktion hält die Oberleitung an Ort und Stelle
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Bald fährt auch schon unser Transpennine-Express ein. Wir spielen heute Lotto 56 aus 100. Dank der Website Recenttraintimes kann man sich die Anschlusserreichquote auf Basis einer großen Stichprobe ausrechnen und entscheiden, ob man das Risiko eingehen will. Unsere heute Quote sieht schlecht aus. Nachdem der 7-Minuten-Anschluss zum Bus in Alfreton schon nicht geklappt hat, versuchen wir es heute gleich nochmal. Von Malton nach Pickering fährt der letzte Bus um 15:15, also genau 7 Minuten nach der planmäßigen Ankunft unseres Zuges. In den letzten 100 Tagen war der Zug an 56 Tagen höchstens 5 Minuten verspätet in Malton angekommen. Mangels sinnvoller Alternativen müssen wir das Risiko wohl oder übel eingehen - die Busfahrt ist aber nicht so weit, dass im Zweifel ein Taxi gleich ein Vermögen verschlingen würde.
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Zurückgelegte Strecke: 28.430 km - Planmäßige Gesamtreisezeit: 18,3 Tage - Gesamtverspätung (analog FGR): 1436 min - Planmäßige Reisegeschwindigkeit: 65 km/h - Durchschnittliche Fahrzeitverlängerung aufgrund von Verspätung: 5,5% - Fahrtkosten: 8,9 Cent/km - Anschlussquote (alle Anschlüsse einer Verbindung mit min. 1 Umstieg erreicht): 84,1%
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Beitrag von Entenfang »

Wir starten pünktlich in Manchester. Auch heute ist der Zug wieder gut gefüllt und etliche Plätze reserviert, aber obwohl das nichts kostet, ist mir die Reserviererei eigentlich zu viel Aufwand, sodass wir mit den freien Plätzen vorlieb nehmen müssen.
Damit das Gepäck nicht unattended und suspicious wird, sind an der Decke Spiegel angebracht, die es ermöglichen, aus dem gesamten Sitzbereich das Gepäckregal im Auge zu behalten. Eigentlich eine gute Idee, sollte man bei uns auch einführen.
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Heute läuft es besser als gestern, trotzdem verlassen wir York mit +2. Nun geht es deutlich langsamer voran und man sieht auch mal wieder einige BÜ über die nun eingleisige Strecke.
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Wir nähern uns Malton, als der Zug langsamer wird. Und noch langsamer. Wir bremsen zu früh ab. Am Horizont taucht ein rotes Signal auf. Kurz bevor wir das Esig erreichen, kommt uns der Gegenzug entgegen und wir erhalten Einfahrt. Des Rätsels Lösung - es gibt nur ein Bahnsteiggleis und ein bahnsteigloses Gleis. Das könnte auch erklären, warum ein großer Anteil der letzten 100 Fahrten eine mittlere einstellige Verspätung hatte. Puuuh, noch 3 Minuten übrig, gerade nochmal gut gegangen.
Einige Minuten später taucht ein Doppeldecker auf und wir fahren durch endlose Weiten und eine Schleifenfahrt in ein Dorf bis Pickering.
Einen kurzen Spaziergang entfernt...
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...befindet sich der Bahnhof der North Yorkshire Moors Railway (NYMR).
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Fahrtanzeiger
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Die Strecke fiel dem Stilllegungswahn der 60er Jahre zum Opfer und wurde einige Jahre später wieder für den Ausflugsverkehr in Betrieb genommen.
Viel los ist an diesem Freitagnachmittag nicht...
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...als wir mit +10 starten.
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Nützlicher Hinweis - wer keine allzu heftige Zugluft verursachen will, sollte die Fenster nur bis zu den Pfeilen öffnen
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Beitrag von Entenfang »

Ein Blocksignal auf dem Wege
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Ausfahrt aus dem Bahnhof Levisham
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Gut zu erkennen sind die Asig im Hintergrund, die hier von hinten zu sehen sind. Sieht man die weiße Farbe des Signalflügels, gilt das Signal nicht für die aktuelle Fahrtrichtung. Im Gegensatz zu deutschen Formsignalen kann nicht an der Richtung des Flügels erkannt werden, für welche Richtung das Signal gilt. Außerdem schön ist die Entgleisungsweiche zum Flankenschutz.

Zuerst ziehen Wälder und Weiden, dann karge Moorlandschaft vorbei.
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Der Schaffner kommt, um uns mitzuteilen, dass wir in wenigen Minuten schon unser Ziel Goathland erreichen würden. Wir kommen ins Gespräch, er erzählt von einem Kollegen, der Fanatiker deutscher Dieselloks ist und Fotos von jedem einzelnen Fahrzeug einer ihm nicht bekannten Baureihe gemacht hat. Jetzt sei der Kollege zur nächsten Diesellok-BR übergegangen, um dasselbe zu tun.

Dass man mit Fahrtziel Goathland die ersten vier Wagen nutzen muss, dürfte wohl an der Bahnsteiglänge liegen.
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Das Schöne an der Bahnstrecke ist, dass alle zugehörigen Elemente historisch sind – also auch die Bahnsteiggestaltung, Signale und Beschilderungen. Ks-Signale wie bei der HSB sucht man hier vergeblich.
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Man beachte das außerordentlich niedrige Lichtraumprofil!

Es ist 17:00 Uhr und sämtliche Geschäfte des 500 Einwohner-Dorfs sind bereits geschlossen. Welch in Kontrast zu den Metropolen...
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Untergebracht sind wir in einem alten Haus, an dessen niedriger Eingangstüre man sich leicht den Kopf anstößt und das einen Kohleofen hat. Schlüssel bräuchten wir nicht, meint unsere Gastgeberin, sie würde die Haustüre nur nachts absperren.
Der Abend wird erfreulich sonnig und wir nutzen ihn für eine kurze Wanderung. Der frische Wind pfeift weitgehend ungebremst über die Weiden.
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Beitrag von Entenfang »

Kaum zu glauben, dass wir hier gerade mal 150 m über dem Meeresspiegel sind - es könnten genauso gut auch 1500 sein... Die Kirschbäume sind in voller Blüte, obwohl es schon Mai ist.
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Kein Wunder, dass es hier fast nur Schafweiden gibt - bei diesen klimatischen Bedingungen... Apropos Schafe, die dürfen hier überall frei herumlaufen. Dieser Umstand ist auf einen Erlass der Königin im 18. Jahrhundert zurückzuführen und er gilt bis heute. Aus diesem Grund zäunt jeder Hausbesitzer, dem der Garten am Herzen liegt, diesen sorgfältig ein. Denn die schönsten Blumen enden sonst schnell als Schaffutter.

Durch den Wald...
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...gelangen wir zu einem Wasserfall...
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...und zum Money Tree.
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Wir nehmen die Warnung unserer Gastgeberin sehr ernst, denn dass hier alle (also die 3 vorhandenen) Gelegenheiten zum Abendessen zwischen 8 und halb 9 schließen, glaube ich sofort.
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Nur das Zwitschern der Vögel, das Mähen der Schafe und das gelegentliche Kreischen eines Fasans begleiten uns auf dem Rückweg.
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Beitrag von Entenfang »

Tag 9 Goathland

Windig, Höchsttemperatur 8°C, Regen, Wolken, Sonne, Hagel. Damit ist heute zu rechnen, also ideales Wetter für eine Moorwanderung. Nicht. Egal, wir machen es trotzdem. Eines der vier Fahrtenpaare (sonntags 2) der Buslinie im Dorf fährt mir zufällig vor die Linse.
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Glücklicherweise haben wir Rückenwind, sodass uns der Regen wenigstens nicht ins Gesicht peitscht.
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Regen, Wolken und kurze Lichtblicke wechseln sich ab.


An einigen Stellen ist das Moor abgebrannt.
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"Wenn uns bei dem Wind jemand verstehen könnte, könnten wir jemanden anrufen und ihm mitteilen, dass wir hier eine 4-Balken-LTE-Verbindung haben", schreit mir Muffo zu. Wie war das nochmal mit 5G braucht's nicht an jeder Milchkanne?

Das Ende des Moores naht.
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Der erhoffte Aussichtspunkt auf die Bahnstrecke ist leider stärker zugewachsen, als mir lieb ist.
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Wir beschließen, für heute genug gelaufen zu sein und stattdessen lieber noch ein bisschen Zug zu fahren. Dafür suchen wir den Wald-Hp Newton Dale auf. Da lang geht's zu Telefon...
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...nur viel Auswahl hat man nicht:
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Man kann zwischen Stellwerk, Dispatching und Notruf wählen.

Der Tf hat soeben durch einen Pfiff quittiert, dass es uns gesehen hat und am Bedarfshalt stoppen wird.
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Wir fahren eine Station bis Levisham. Dort wird der Gegenzug gekreuzt.
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Wie benutzt man einen BÜ richtig? Hier wird's erklärt.
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Angesichts der vielen BÜ-Unfällen sollte man solche Benutzungshinweise vielleicht auch mal an deutschen BÜ anbringen.
1. Schauen Sie auf die Straße, nicht auf das Handy.
2. Bleiben Sie vor dem BÜ stehen, wenn die Verkehrssituation kein ungehindertes Passieren zulässt.
3. Bleiben Sie auch dann vor den geschlossenen Halbschranken stehen, wenn Sie es eilig haben und diese schon seit zwei Minuten geschlossen sind.
4. Paragraf 3 gilt auch für Radfahrer und Fußgänger.
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Beitrag von Entenfang »

Zeit für einen kleinen Mittagssnack. Die freundliche ältere Dame am Imbisstand ist äußerst zuvorkommend und schlägt uns vor, die Zubereitung der Paninis doch lieber im beheizten Warteraum abzuwarten. Sie würde sie uns dann rüberbringen.
Der Warteraum entspricht selbstverständlich auch dem Stil des restlichen Bahnhofs.
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Man beachte die Reisedauer London - Fort William 14 3/4h. Das war im Jahr 1910. Heute dauert die Direktverbindung nachts 12h 42, tagsüber schafft man es auch mit Umstiegen in unter 10h.

Und während wir warten, kommt ein 10-jähriger Junge mit seinem Vater dazu. Er wollte schon immer mal ins Miniatur Wunderland in Hamburg, meint der Kleine begeistert, als er hört, dass wir aus Deutschland kommen.

Es ist Tag der offenen Tür an der NYMR und das Stellwerk kann besichtigt werden. Übersichtsplan des Bahnhofs
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Mechanik im Überblick - wie in Deutschland sind blaue Hebel für Weichen, rote für Signale.
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Gesichert werden eingleisige Strecken im britischen Betriebsverfahren mit Token. Solche Apparate geben einen Token frei, wenn der Gegenzug angekommen ist und dessen Token in der Maschine eingesetzt wurde. Durch eine elektrische Verbindung der Tokengeräte benachbarter Bahnhöfe ist es möglich, mehrere Fahrten in gleicher Richtung durchzuführen. Bei unpaarigen Verkehrsströmen hat man aber früher oder später das Problem, dass die Token in einem Bahnhof ausgehen. In der noch simpleren Version ohne Verbindung zwischen den Bahnhöfen wird den ersten Zügen nur ein Befehl zur Weiterfahrt gegeben und das vorhandene Token vorgezeigt. Erst der letzte Zug vor dem Gegenzug erhält dann das Token zur Mitnahme.
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Durchfahrten sind nicht mehr möglich. Bis zum 2. Weltkrieg war die gesamte Strecke zweigleisig. Danach wurde das 2. Gleis nach Pickering abgebaut und auf ein Schiff nach Frankreich verladen. Doch das Schiff sank und die Schienen erreichten nie ihren Bestimmungsort. Es soll einen Kollegen geben, der gerne taucht und sich davon überzeugt hat, dass die Schienen am Grund des Ärmelkanals noch heute in bestem Zustand sind… Das 2. Gleis nach Goathland wurde in den 60er Jahren demontiert.
Nun wird sich manch einer fragen, ob Signalfahrtstellung durch Klappen des Flügels nach unten nicht gefährlich ist, könnte doch das Signal versehentlich auf Fahrt gehen, wenn das Seil reißt. Doch für dieses Problem haben die Ingenieure eine Lösung gefunden. Die Flügel sind federbelastet – reißt das Seil, sorgt die Feder für eine selbstständige Haltstellung des Signals.

Zugmeldungen erfolgen im britischen Betriebsverfahren nicht per Telefon, sondern über Morsecodes.
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Die in der Bildmitte sichtbare Glocke läutet dann unterschiedlich, je nachdem, ob der andere Fdl einen Güterzug, Schnellzug oder Personenzug anbietet. Alle diese Codes müssen die Fdl auswendig lernen. Die Übertragung fand früher per Telegrafenleitung statt, heute per Internet – sozusagen ein digitales mechanisches Stellwerk.

Die Ruhe vor der Zugankunft - der Bahnhof ist bis ins kleinste Detail auf dem Stand von 1910. Sogar Überwachungskameras sucht man hier ausnahmsweise vergeblich.
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Der Gegenzug fährt ein...
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..der Fdl überreicht dem Tf das Token und wir fahren ab.
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Zurück durchs Moor...
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...und über Weiden...
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...fahren wir bis Grosmont.
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Beitrag von Entenfang »

Bahnhofsdetail
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Blick zurück Richtung Goathland mit den früher üblichen Drehschranken.
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Da es wieder anfängt zu schütten, flüchten wir in ein völlig überfülltes Café. Direkt hinter uns wird das Schild von Open auf Closed umgedreht, obwohl es erst 16:30 Uhr ist. Von wegen, Tea Time um Punkt 5... Alle weiteren Hungrigen werden weggeschickt. Wegen Reichtum (und Kuchenmangel) geschlossen. Zu unseren zwei gewählten Kuchenstücken erhalten wir noch ein drittes gratis dazu - als Entschuldigung für die lange Wartezeit. Den Kaffee brauche ich jedenfalls, um den Rückweg zu schaffen. Wir nutzen noch die Gelegenheit zu Werkstattbesichtigung und treffen auf einen äußerst auskunftsfreudigen Mitarbeiter. Wir sind die letzten Besucher des Tages und er ist offensichtlich sehr froh, jemandem ausgiebig von seiner Arbeit erzählen zu können.
Um die betagten Loks instand zu halten, werden viele Ersatzteile benötigt. Diese stellen sie alle selbst her. Die Herstellung ist kaum automatisiert und bedeutet viel Arbeit mit CNC-Fräsen.
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3D-Drucker, die mit Titan arbeiten, wären zur Herstellung zwar grundsätzlich geeignet, lohnen sich aber erst ab einer größeren Menge an Bauteilen, die sie nicht benötigen. Problematisch sind auch eigentlich genormte Teile wie Schrauben, Muttern & Co., weil die in den Loks verbauten einer veralteten imperialen Norm entsprechen, die es heute nicht mehr gibt.
Ein weiteres Problem sind Werkstoffe, die heute nicht mehr hergestellt werden, wie beispielsweise bestimmte Legierungen, welche nur noch ein einziges Werk weltweit in Südafrika herstellt. Die Lösung: Entwickeln neuer Werkstoffe, die sogar besser sind. Ich werfe ein, ob es denn in Großbritannien auch das Problem des erlöschenden Bestandsschutzes bei Umbauten gibt.
Grundsätzlich ist der Einsatz neuer Werkstoffe bei Nachweis mindestens gleicher Sicherheit möglich, auch kleine Umbauten und der Tausch von Teilen nach Originalbauplänen ist ok. Die Behörde würde das nicht so streng sehen, da es sich zunächst um Betrieb auf einer eigenen Strecke handelte. Doch auch die Ausweitung des Betriebs auf die National Rail-Strecke bis Whitby wurde genehmigt.
Den überwiegenden Teil der Arbeit leisten Freiwillige, es gibt aber auch einige Festangestellte. Es ist kein besonderer Ausbildungsnachweis erforderlich, um bspw. Kessel zu warten. Die Aufsichtsbehörde kommt gelegentlich Arbeitsschritte oder Bauteile kontrollieren und gibt ihr ok, sofern das Ergebnis stimmt. Da finde ich doch sehr interessant, dass in dieser Hinsicht die Regelungen deutlich großzügiger ausgelegt werden als in Deutschland.
Einen Mangel an Freiwilligen gibt es überhaupt nicht. Bereits ab 14 Jahren kann man mitmachen und ab 18 dann eine 5-jährige Ausbildung zum Festangestellten machen.

Nun stellt sich mir noch die Frage, wie der ganze Betrieb eigentlich finanziert wird. Zwar sind die Fahrpreise echt ganz schön happig, trotzdem kann ich mir nicht vorstellen, dass die Fahrgeldeinnahmen für Infrastruktur und Fahrzeuge ausreichen. Der Mitarbeiter erläutert, dass die Instandhaltung mit Abstand das teuerste ist, weniger der Betrieb. "Der beste Weg für einen Milliardär zu einem Millionär zu werden ist, sich eine Dampflok zu kaufen." Es gibt finanzielle Unterstützung durch die Regierung, hauptsächlich aus Tourismusförderung (und nicht aus ÖPNV-Mitteln, wie bei den sächsischen Dampfeisenbahnen). Und dieser Plan ist durchaus erfolgreich - denn die Museumsbahn ist ein Touristenmagnet und erfreut sich stets steigender Beliebtheit. Kürzlich haben sie etwa 1 Mio. ¤ für die Sanierung einer Brücke bei Goathland gebraucht, die nicht nur von der britischen Regierung, sondern auch von der EU gefördert wurde. "Und trotzdem ist die Region eine Brexit-Hochburg", meint er achselzuckend. Außerdem würde man Spenden durch Crowdfunding einsammeln sowie eine Lotterie veranstalten. Die NYMR findet offenbar ausreichend Unterstützer - "Irgendwoher kommt immer Geld." In naher Zukunft steht die Erneuerung von zwei weiteren Brücken bei Goathland an, die bereits über 100 Jahre alt sind und damals schon von anderer Stelle an diese Strecke gebracht wurden. Der durch das Seeklima verursachte Rost stellt das größte Problem dar.
Außerdem habe man gute Kontakte zu National Rail und Baufirmen, ein Anruf würde genügen, um die benötigten Geräte zu bekommen. Aufgrund der sehr abgelegenen Streckenführung ist ein Transport der Baumaterialien grundsätzlich nur auf der Schiene möglich.

Bekohlung im Regen
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Werkstatt
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Rangiervorgang
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Hunde-, Esel-, Dinosaurier- und sonstiger Tierparkplatz
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Neigungsmarker
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Ich vermute, dass hier eine Neigung von 1:672 (=1,5 Promille) dargestellt wird. Kann das jemand bestätigen?

Überraschenderweise ist der letzte Zug noch nicht abgefahren und wir schaffen es noch bis zum hübschen Asig/Esig
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Die Strecke gehört zu den Ältesten Großbritanniens und wurde im Jahr 1836 eröffnet. Von 1845 bis 1865 gab es einen dampfmaschinenbetriebenen Stahlseilaufzug zur Überwindung der großen Steigung. 1865 wurde die Strecke dann auf dem heutigen Wege neutrassiert, um sie dampfloktauglich zu machen. Die maximale Neigung beträgt aber immer noch über 20 Promille.
1965 wurde die Strecke stillgelegt und erst 1973 als private Museumsbahn für geringfügigen Ausflugsverkehr wiedereröffnet.
Auf der ehemaligen Trasse bis 1865 laufen wir zurück nach Goathland, sie ist an einigen Stellen noch gut zu erkennen.
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Beitrag von Entenfang »

Im Pub müssen wir ziemlich lange auf einen Tisch warten. Viele alternative Beschäftigungsmöglichkeiten hat man im 400-Seelen-Dorf aber auch nicht.
Ein Pie zur Stärkung nach dem heutigen Wandertag
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Beitrag von Stellwerk »

Wie immer ein Superbericht mit ausgewogener Mischung aus Eisenbahn und Land!
Eine Frage: Immer wieder tauchen rätselhafte Bretterreihen quer über die Trasse auf, wie z.B. im Bild "Der Gegenzug fährt ein"
Den Zweck kann ich mir nicht erklären.
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Beitrag von Entenfang »

Stellwerk @ 22 Jan 2020, 07:55 hat geschrieben:Wie immer ein Superbericht mit ausgewogener Mischung aus Eisenbahn und Land!
Eine Frage: Immer wieder tauchen rätselhafte Bretterreihen quer über die Trasse auf, wie z.B. im Bild "Der Gegenzug fährt ein"
Den Zweck kann ich mir nicht erklären.
Das freut mich! :)
Ich denke, da kann ich dich aufklären: Die gibt es an fast jedem Bahnhof und sollen Gleislatscher abhalten, weil man über diese Bretter schlecht drüberlaufen kann.


Tag 10 Goathland -> Glasgow

Nach dem Frühstück ist es schon an der Zeit, den Bahnhof aufzusuchen. Dort herrscht durch die Zugkreuzung reger Betrieb. Gerade erhält der Zug nach Pickering den Abfahrtauftrag.
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Pflichtbewusst überwacht der Fdl die Ausfahrt
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Dann sind wir dran - sehr schön ist diese Entgleisungsweiche zum Flankenschutz
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Einfahrt, Halt erwarten.
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In Grosmont besteht eine Gleisverbindung zur National Rail-Strecke Battersby - Whitby. Einige Züge der NYMR wechseln hier auf die National Rail-Strecke und fahren bis nach Whitby an die Nordseeküste. Die Signalbrücke im Hintergrund sicherte von 1911 bis 2010 den Eisenbahnbetrieb in Scarborough und wurde bei der Modernisierung des dortigen Bahnhofs hierhin umgezogen.

Im gut gefüllten Zug haben wir bei einem Mitarbeiter der NYMR platzgenommen. Er gibt mir den entscheidenden Fototipp - das Larpool Viaduct, auf dem der Eisenbahnverkehr leider 1965 eingestellt wurde.
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In Whitby haben wir rund anderthalb Stunden Aufenthalt. Kurz vor der Bahnhofseinfahrt passieren wir eine Straßenbrücke. Ob man von oben wohl die Rückleistung fotografieren könne? Ja, meint der Mitarbeiter.
Doch wie das immer so ist, wenn man im Zug sitzt, sieht die Fotostelle viel näher aus, als sie es ist. Quälend langsam schieben sich die Fahrgastmassen über den Bahnsteig, während die Lok bereits umsetzt. "Walk as fast as you can, please", treibt ein Mitarbeiter die Fahrgäste an, wenn jemand stehen bleibt, um einen aussichtslosen Versuch auf ein Foto zu unternehmen.
Obwohl ich über den Parkplatz eile, bin ich noch ein gutes Stück von der Brücke weg, als ich den Zug pfeifen und abfahren höre. Ich sprinte bergauf, doch es ist zu weit. Ich bin mir sicher, der Zug wird wenige Sekunden vor meiner Ankunft durchfahren.
Zu meiner großen Überraschung hat der Zug jedoch in perfekter Position angehalten. Vermutlich muss noch ein Token zur Befahrung der eingleisigen Strecke organisiert werden. Und so komme ich unverhofft doch noch zu diesem wunderschönen Ausblick über Whitby:
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Rechts im Bild die Whitby Abbey.

Mangels Gepäckaufbewahrung und Schließfächern - beides in Großbritannien leider an Bahnhöfen eine absolute Seltenheit - schauen wir uns ein wenig mit Gepäck im Ort um.
Esk-Mündung
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Woran man merkt, dass man am Meer ist? Daran:
Warten auf Beute
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Die warten auch auf Beute
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Beitrag von Entenfang »

Bisschen Nationalstolz muss sein
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Whitby Bridge
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Zurück am Bahnhof entdecke ich diesen Aushang:
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Northern erläutert, wie Monatskarteninhaber entschädigt werden. Es gibt 2 Kategorien. In der ersten wird die Verspätung erfasst, in der zweiten Züge, die teilweise oder komplett ausgefallen sind.
Beträgt der Anteil der verspäteten Züge (>5 min.) am Endbahnhof größer 12% oder der Anteil (teil-) ausgefallener Züge größer 2%, gibt es auf die nächste Monatskarte 5% Rabatt. Tritt beides ein, gibt es 10% Rabatt. So etwas müsste man in Deutschland auch dringend einführen, um genervte Pendler zu entschädigen und um die EVU auch wirtschaftlich zusätzlich zu Pönalen zu bestrafen, wenn zu viele Verspätungen und Ausfälle auftreten.
Bahnhofsgeländer
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Stop! Erst Token holen, dann losfahren. Erinnert mich irgendwie an die Stop-Falsch-Schilder an österreichischen Autobahnen.

Auf uns wartet eine BR 142 - ist ein bisschen wie der 628 in billig und ein typisches Nebenbahnretter-Fahrzeug. Jemand hat es mal als Triebwagen auf Güterwagen-Fahrwerk mit einem Bus-Innenraum und einem LKW-Motor bezeichnet.
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Man beachte auch links die Hebel für die Handweichen zum Rangieren.
Nachdem sich der Zug, rappelvoll mit Fußballfans, geleert hat, tritt er die Rückfahrt mit einer einstelligen Fahrgastzahl an. Die vielen Touristen sind wohl alle mit dem Auto gekommen, zumindest schließe ich das aus der regen Betriebsamkeit auf dem riesigen Parkplatz vor dem Bahnhof.

Und so sieht es von innen aus:
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Vermutlich eine Rettungsleiter, selbstverständlich aus Holz, um einem Stromschlag bei versehentlicher Berührung der Oberleitung vorzubeugen
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Die Türen schließen nicht richtig und während der Fahrt zieht es kalt durch den Spalt. Die Heizung läuft auf Grillstufe.

Wasserhähne so zu konstruieren, dass man die Hände darunterhalten kann, ist nicht nur für die Ausstatter von Eisenbahnen offenbar ein Buch mit sieben Siegeln.
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Beitrag von Entenfang »

Sanfte Hügellandschaft
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Am Bahnhof kann man sich mit frischen Kräutern versorgen
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Telefonieren, um die Erlaubnis zur Weiterfahrt einzuholen
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Bahnhof Middlesborough. Schön finde ich, dass man den Fahrradständer gut einsehbar mitten in der Bahnhofshalle platziert hat und nicht in einem dunklen Bereich irgendwo draußen, wo ständig Fahrräder geklaut werden.
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142 091 fährt unter dem hübschen Bahnsteigdach ein
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Bis Darlington geht es in einem baugleichen Tw weiter.
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Man beachte den Rolltafel-Wagenstandsanzeiger.

Dort wollen wir eigentlich in einen X-country-Zug umsteigen, doch der hat wegen Gleislatschern +30. Glücklicherweise kommt nur wenige Minuten später der planmäßige LNER. Welch ein Glück, dass wir mit Interrail unterwegs sind, denn während man in Deutschland in diesem Fall einfach den nächsten Zug nehmen kann, wird extra darauf hingewiesen, dass man nur mit LNER-Fahrkarte einsteigen darf, nicht mit X-Country.
X-Country der Gegenrichtung wird abgefertigt
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Und da kommt auch schon der passende LNER.
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Die auf der DFI angezeigte hohe Auslastung bewahrheitet sich nicht. Im ersten Wagen finden wir freie Platzwahl vor - möglichst weit von den Zugängen einzusteigen funktioniert fast immer.
In unserer Nähe sitzen 6 ältere Herrschaften, die uns bald fragen, woher wir denn kommen würden. Guess. Der erste versuchts mit Polen, der zweite trifft schon ins Schwarze. Viele Briten scheinen gerne nach Deutschland zu reisen, um sich bei uns Fußballspiele anzuschauen. Jedenfalls staunen sie über die Menge an Keksen, die wir - besser gesagt, ich - verdrücke. Ich deute auf die rot leuchtende Ernährungsampel. Wenn ein Keks nur 7% des täglichen Zuckerbedarfs deckt, dann muss ich doch mehr als 10 Stück essen, oder?!
Die Männer haben gerade den 70. Geburtstag von einem gefeiert. "Nope, it was my 50th birthday!", protestiert das Geburtstagskind vergeblich.

Bunte Brückenmischung in Newcastle
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Dann folgt der schönste Abschnitt. Weiße Wolken, blauer Himmel, grüne Weiden, gelber Raps und immer entlang der rauen Nordseeküste.
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Nach der Ankunft in Edinburgh Waverley. Der Bahnsteig außerhalb der Bahnhofshalle hat Hinterhof-Flair.
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Eine sehr gelungene Beklebung erinnert an gefallene Soldaten
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Abfahrtsmonitor-Leinwand, man beachte die Anzeige der reservierten Sitzplätze im Zug nach London
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Seit der Elektrifizierung der Strecke Glasgow - Edinburgh 2016 verkehren dort brandneue Tw der BR 385. Mit einer Notausstiegstür im Führerstand sieht einfach jeder Zug hässlich aus.
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Fahren wir mal mit Réile na h-Alba.
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Der Schiebetritt ist meiner Ansicht nach absolut kontraproduktiv und stellt eine Stolperfalle dar.
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Der wenig spektakuläre Innenraum
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Mein Bahnjahr 2023
Zurückgelegte Strecke: 28.430 km - Planmäßige Gesamtreisezeit: 18,3 Tage - Gesamtverspätung (analog FGR): 1436 min - Planmäßige Reisegeschwindigkeit: 65 km/h - Durchschnittliche Fahrzeitverlängerung aufgrund von Verspätung: 5,5% - Fahrtkosten: 8,9 Cent/km - Anschlussquote (alle Anschlüsse einer Verbindung mit min. 1 Umstieg erreicht): 84,1%
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Entenfang
"Lebende Forenlegende"
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Beitrag von Entenfang »

Zügig legen wir unsere letzte Etappe bis Glasgow Queen Street ob Bf zurück. Rechts ein zum 4-Wagen-Zug umgebauter HST, welcher auf den nicht elektrifizierten Strecken nach Inverness und Aberdeen zum Einsatz kommt
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Für die Fahrt bis zu unserer Unterkunft kann man dagegen nicht von einem zügigen Zurücklegen sprechen. Wie in Großbritannien üblich, sind die Bushaltestellen nicht in einem Busbahnhof zusammengefasst, sondern über diverse Nebenstraßen verteilt.

Vor der Galerie moderner Kunst steht...
...moderne Kunst...
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...die wir ausgiebig bewundern können, weil der Bus Verspätung hat. 2 Tageskarten bitte. Der Fahrer zeigt auf einen Glaskasten mit Einwurfloch. Das Geld verschwindet auf Nimmerwiedersehen darin, fast wie bei Rette die Million. Dass man kein Wechselgeld erhält, erfahre ich natürlich erst, nachdem ich schon 1 Pfund zu viel reingeworfen habe.

Unsere Unterkunft befindet sich in einem unspektakulären Viertel, in dem fast nur Inder und Pakistaner wohnen. Die Busfahrt dorthin dauert natürlich wieder ewig, obwohl es nur 3 km sind. Von der Zugankunft bis zu unserer Unterkunft brauchen wir geschlagene 40 min.
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Unser Gastgeber ist ein pakistanisches Pärchen, das sichtlich große Freude daran hat, ihr nicht benötigtes Zimmer an Touristen zu vermieten. Sie empfehlen uns ein authentisch pakistanisches Restaurant um die Ecke. Muffo stöhnt schon auf, weil er scharfes Essen nicht leiden kann. "Das macht nichts", meint unsere Gastgeberin, "sagt einfach, ihr wollt es nicht so scharf." Wir laufen fast vorbei, weil es auf den ersten Blick eher nach Dönerbude aussieht. Angesichts der großen Zahl an Personen, die so aussehen, als wüssten sie, wie pakistanisches Essen schmecken sollte, sehen wir mal darüber hinweg, dass auch der Innenraum aussieht wie in einer Dönerbude. Nicht so scharf, bitte, meint Muffo, als ein ebenfalls pakistanischer Kellner in Jogginghose unsere Bestellung aufnimmt. "Och, das ist gar nicht so scharf", meint der beruhigend, "und sonst bringe ich euch eine extra Schale Raita (indischer Joghurt)." Ich weiße Muffo noch darauf hin, dass es meistens eine außerordentlich schlechte Idee ist, einem Inder zu glauben, wenn er behauptet, das Essen wäre ja überhaupt nicht scharf.

Ich sollte Recht behalten - obwohl ich einiges an Schärfe abkann, brauche ich den in weiser Voraussicht bestellten Mango-Lassi regelmäßig zum Feuerlöschen. Es sollte jedenfalls ein authentisches und meiner Meinung nach sehr leckeres Abendessen zum günstigen Preis werden. Muffo hat dazu vermutlich eine andere Meinung.

Ordentlich eingeheizt starten wir eine kleine Nachtfototour am Clyde-Ufer.
Streetart
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Portland Street Suspension Bridge
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Zentrale Moschee
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St. Andrew's Cathedral
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Spiegel der blauen Stunde
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Fußgängerzone mit Subway-Eingang im Hintergrund
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Mein Bahnjahr 2023
Zurückgelegte Strecke: 28.430 km - Planmäßige Gesamtreisezeit: 18,3 Tage - Gesamtverspätung (analog FGR): 1436 min - Planmäßige Reisegeschwindigkeit: 65 km/h - Durchschnittliche Fahrzeitverlängerung aufgrund von Verspätung: 5,5% - Fahrtkosten: 8,9 Cent/km - Anschlussquote (alle Anschlüsse einer Verbindung mit min. 1 Umstieg erreicht): 84,1%
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ET 474
Kaiser
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Beitrag von ET 474 »

In unserer Nähe sitzen 6 ältere Herrschaften, die uns bald fragen, woher wir denn kommen würden. Guess. Der erste versuchts mit Polen, der zweite trifft schon ins Schwarze. Viele Briten scheinen gerne nach Deutschland zu reisen, um sich bei uns Fußballspiele anzuschauen.
Dieses kann ich von meinen Reisen nach UK zwischen 1987 und heute bestätigen: Viele Briten reisen gerne nach Deutschland, um sich bei uns Fußballspiele anzuschauen. Vorsicht mit dummen Bemerkungen auf Deutsch: Deutsch, Französisch und Spanisch werden an britischen Schulen flächendeckend angeboten und rege gewählt. So habe ich es einige Male in UK gehabt, dass einige Briten auf Deutsch sehr zudringlich geworden sind.
Fußgängerzone mit Subway-Eingang im Hintergrund
Das im Vordergrund abgebildete Gebäude ist das ehemalige Zugangs-Gebäude zur Subway-Station St. Enoch, welches beim Umbau der Station von Mittel- auf Seitenbahnsteige aufwändig abgestützt worden ist.
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