Zum Rhein, am Rhein entlang und rund um die Ruhr

Eure Reportagen und Reiseberichte finden hier ihren Platz, gerne auch Bilder abseits von Gleisen
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Entenfang
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Beitrag von Entenfang »

Tag 1

Wenn man schon keine Weltreise machen kann, bastelt man sich halt eine im eigenen Land:

München Hbf.........ALX 84106......ab 9:19

Buchloe.......................................an 10:03
.............................RE 57524.......ab 10:06

Memmingen.................................an 10:52
.............................RB 22806.......ab 11:00

Aulendorf.....................................an 11:58
.............................RE 4218.........ab 12:03

Stuttgart Hbf................................an 13:56
.............................RE 17645.......ab 14:18

Freudenstadt Hbf..........................an 15:43
.............................RE 38958........ab 17:21

Rastatt.........................................an 18:38

Jeder bekommt im Alex sein eigenes Abteil und ich nutze die letzten Monate frischer Luft auf der Strecke.

"Darf ich?", spricht mich ein älterer Herr an und möchte sich im Desiro neben mich setzen. Selbstverständlich. "Mal links und mal rechts, das ist irgendwie verwirrend...", meint er. Jetzt bin ich verwirrt. "Also vorne nach Memmingen, hinten nach Bad Wörishofen", präzisiert er seine Verwirrung, "hier ist schon nach Memmingen, oder?" "Ich muss dann noch weiter nach Illertissen. Gleis 3, oder?" Auf seiner Verbindung steht Gleis 3 als Ankunft und Gleis 4 als Abfahrt, worauf ich ihn hinweise. "Aha, ist Memmingen ein großer Bahnhof?" Ich würde ihn als mittelgroß bezeichnen. "Ist das eigentlich ein Storch?", meint er und deutet auf einen kreisenden schwarzen Vogel. Ohne vom Fach zu sein, würde ich auf nein tippen. Aber hinter Mindelheim sehen wir tatsächlich einige Störche auf einer Wiese.

"Ja, ich bin wirklich sauer!", klingt eine Frauenstimme blechern aus dem Handylautsprecher eines jungen Mannes, "ich hocke hier den ganzen Tag herum und bin mit der Spülmaschine beschäftigt..." Um diese Problematik drehen sich in nahezu identischen Worten auch die nächsten drei Minuten der Sprachnachricht, ehe sie sich noch darüber auskotzt, dass irgendeine Sabine glaubt, sie könne ja alles bezahlen, weil sie so viel verdienen würde. "Dabei kapiert die gar nicht, dass ich ja auch meine Ausgaben habe!"

Umstieg in Memmingen
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Hinter Memmingen geht es im 650-Doppel beschaulich zu. Den vorderen Tw muss ich mir mit weniger als 5 Fahrgästen teilen, während wir zwei Bahnhöfe mit Alttechnik passieren. Die paar Minuten Verspätung durch Warten von Anschluss aus Lindau fahren wir wieder raus.
Ab Aulendorf geht es zügig und ruhig im 245-geschobenen Dosto weiter bis Ulm, dann übernimmt eine 146.
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Pünktlich schaffe ich es nach Stuttgart, ...
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...pünktlich geht es auch wieder weiter. Ein Wunder ist geschehen - sogar der IC Karlsuhe - Nürnberg mit IC 2 ist pünktlich unterwegs.

Im Zugteil nach Freudenstadt bekommt jeder einen eigenen Vierer und leider gibt es Wandfensterplätze, wenn man auch die Klappsitze an unmöglichsten Positionen wie bei der S-Bahn Mitteldeutschland vergeblich sucht.
Stuttgart bleibt im Talkessel zurück, während sich der Hamster in die Höhe arbeitet. Karummms! Die junge Frau, die im Vierer direkt hinter dem Führerstand sitzt, erschrickt heftig, als die Führerstandstür plötzlich 5 cm neben ihr gegen den Türstopper knallt. Der Tf dreht sich um und während er den Arm ausstreckt, wird ihm wohl bewusst, dass er unmöglich bis an die Tür kommt, ohne die Sifa loszulassen. Ich stehe auf, er streckt den Daumen hoch und meint nur: "Einfach zuknallen."

Zugteilung in Eutingen
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Ich finde den Slogan bwegt immer noch richtig gut
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Kreuzung in Schopfloch
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Wenn jemand ein neues Klo braucht, in Schopfloch am Bahnhof steht eins
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Beitrag von Entenfang »

Pünktlich schaffe ich es auch nach Freudenstadt, wo mich eine Frau beim Aussteigen fragt, wann der den zurückfahren würde. In etwa einer halben Stunde.
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Ich habe gewisse Bedenken, als ich den Murgtäler Radexpress nirgendwo herumstehen sehe. Dann ist er wohl doch in die Halle verschwunden. Oder fährt er am Ende heute doch nicht? Zunächst hatten sich die Webseite (fährt ab 31.5.) und der DB Navigator (fährt ab 14.6.) widersprochen - zwei Tage vor meiner Reise stand dann auch im DB Navigator fährt ab 31.5.

Google spuckt mir ein Bild auf Facebook aus, welches von der Hinfahrt am Vormittag gemacht wurde. Zufrieden nutze ich den anderthalbstündigen Aufenthalt für einen Spaziergang zum Marktplatz und ein Eis. Bereits im Zug ist mir aufgefallen, dass die Regeltreue zur Maskenpflicht in Baden-Württemberg offensichtlich deutlich geringer als in Bayern ist (Anm.: Stand 31.5.). In der Schlange an der Eisdiele hält niemand Abstand und es gibt auch kein auf dem Boden angebrachtes Absperrband, welches diesen andeutet. Der Marktplatz ist riesig, was man von der Zahl der darauf befindlichen Bänke leider nicht gerade behaupten kann.
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Ich kehre zum Bahnhof zurück. Spitzenlichter schimmern durch das Milchglas der Abstellhalle und zwei Nachwuchsfuzzis stehen bereits in Position. Neben mir gibt es irgendeinen alten Schuppen, die meisten Fensteröffnungen sind durch Bretter verschlossen und Glassplitter überziehen den Weg. In einem Raum liegt ein Schlafsack und in einem Haufen voller Lumpen und Verpackungsresten auch ein kleiner Feuerlöscher. Brandschutz muss eben den Stellenwert bekommen, den er verdient.

Ein paar Minuten später rollt der Zug an den Bahnsteig, ein paar wenige Fuzzis steigen ein.

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Beim Umbau des Bahnhofs hat man leider die Gleisanlagen so zurückgebaut, dass keine Zugkreuzung mehr am Bahnsteig möglich ist - die hier sichtbaren Gleise 1 und 2 führen nur in die Abstellhalle.

Der Zub pfeift, da kommen noch drei angerannt. "Fährt der zum Stadtbahnhof?" So kommen sie zumindest ein paar Minuten in den Genuss dieser besonderen Garnitur, die wirklich viel Platz für Fahrräder bietet - keiner davon wird vorläufig in Anspruch genommen, was man von der entgegenkommenden S-Bahn nicht gerade behaupten kann.
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Unschienierter Tramfun
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Fahrplanmäßig sind an den ersten Halten immer zwei Minuten Aufenthalt vorgesehen, aufgrund des geringen Fahrgastaufkommens sind wir stets überpünktlich dran. Im Laufe der Strecke füllt sich der Zug dann doch etwas.
Letztes Jahr war bereits das Ende des Murgtäler Radexpresses mit Altwagen angekündigt - doch zu meiner großen Freude hat man doch noch eine 111 aufgetrieben und so kann man die wunderschöne Murgtalbahn auch diesen Sommer jeden Sonntag beim offenen Fenster erfahren.
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Bis Kuppenheim schaffen wir es fast pünktlich, doch als Sonderzug müssen wir dann auf die pünktliche S-Bahn in Gegenrichtung warten und so werden es bis Rastatt doch noch auf den letzten Metern +9.
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Beitrag von Entenfang »

Tag 2 Update von der NBS

Heute mache ich zwischen heftigen Regenschauern eine Fahrradtour zur ehemaligen Blockstelle Basheide - sie ist kaum wiederzuerkennen und inzwischen eine Abzweigstelle.
911 fährt Richtung Karlsruhe, was mit dem Planum passiert, ist mir unklar. Kommt hier vielleicht ein Gz-Überholgleis hin?
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Das Formsignal ist mit der Inbetriebnahme des ESTW im Jahr 2017 obsolet geworden
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Zur Erinnerung - so sah es kurz vor dem Umbau aus:
https://flic.kr/p/TiJGq9

Die NBS, welche weitgehend parallel zur B 36 zum Rastatter Tunnel führt, ist bereits über eine Bauweiche angeschlossen.
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Ein TGV passiert das Evsig Durmersheim
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Richtung Rastatt passiert eine Regionalstadtbahn die Ausgleichsfläche
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Blick über die NBS Richtung Rastatt...
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...und zurück zur Einfädelung
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Betrieblich hochinteressant, aber ein Nadelöhr ist der Bahnhof Durmersheim.
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Bei Halt einer Stadtbahn Richtung Karlsruhe können keine Durchfahrten stattfinden, da es einen höhengleichen Reisendenübergang gibt.
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Beitrag von Entenfang »

Tag 3 Mannheim & Heidelberg

Warum zählt Heidelberg eigentlich zu den Top-Zielen für ausländische Touristen? Dieser Frage möchte ich heute nachgehen und noch die eine oder andere Duewag-Fahrt mitnehmen.

Rastatt, Bernhardusbrunnen....Bus 235......ab 10:09

Rastatt Bf.................................................an 10:14
............................................S 71/ S 32....ab 10:19

Bruchsal....................................................an 11:10
..............................................S 4..............ab 11:14

Mannheim Hbf...........................................an 12:01

Ob das wohl gutgeht?

Kaum erreiche ich die Haltestelle, steht auf der ganz neu eingerichteten DFI, dass der 235er +5 hat. Zur Not würde es noch der 232er tun, der 4 Minuten später fährt. Mit etwas Glück und Rennen reicht es dann noch für den Anschluss.
6 Minuten vergehen, der 232er verschwindet von der DFI, ohne abgefahren zu sein und der 235er kommt schließlich mit +7. Im Nach abgeschlossenem Fahrgastwechsel befinden sich etwa 30 Fahrgäste im Fahrzeug. Bitte 1,5 m Abstand halten, verkündet der Zettel am Fenster. Und die Klimaanlage funktioniert auch nicht oder der Busfahrer hat sie nicht eingeschaltet und die Klappfenster sind abgesperrt. Fahrscheine solle man doch bitte an den Vorverkaufsstellen (davon gibt es in Rastatt 2: Das Bürgerbüro mit telefonischer Voranmeldung oder das DB Reisezentrum) oder in der App erwerben. Dafür kann man in Rastatt bis Mitte Juni drei Stunden kostenlos parken, um den Einzelhandel vor Ort zu fördern. Na herzlichen Glückwunsch.
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Natürlich ist die S-Bahn weg, als der Bus ankommt und ich befürchte schon, die 3 Minuten später verkehrende ebenfalls zu verpassen. Doch die hat glücklicherweise +2 und ich nehme die S 81 zum Bahnhofsvorplatz, um von dort in 4 Minuten einen nicht vorgesehenen Umstieg zur S 32 zu machen und wieder in den Zeitplan zu kommen.

Als ich 2 min. vor Abfahrt auf den Bahnsteig im Karlsruher Hbf komme, fährt die S 71 gerade ein. Unterwegs muss sie wohl ein paar Bonusminuten eingesammelt haben. Es findet Fahrerablösung statt. "Ich hatte eine Türstörung, deswegen bin ich auch zu spät dran. Dein Wagen hat Graffiti, aber sonst alles ok."

Kurz nachdem wir abgefahren sind, steigt eine Frau ein. "Dein Fahrkartenautomat ist kaputt. Musst du mal nachher melden. Wir gehen jetzt einmal durch." Sie braucht zwei Anläufe, ehe der Fahrer sie durch die Maske und die zugeklebte Sprechstelle versteht.
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"Wie alt ist sie?", fragt die Kontrolleurin eine Frau, die mit zwei Kindern unterwegs ist. "6." "Dann braucht sie eine Fahrkarte - nächstes Mal kostet das 60 ¤."

Pannenfrei komme ich nach Bruchsal, steige dort in die ziemlich leere S4 um. Deutlich zügiger als die Zweisystemfahrzeuge bringt sie mich überpünktlich bis nach Mannheim.
5709 trifft 5708 auf der dreigleisigen Strecke am Bahnhofsvorplatz
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Netzplan erhalte ich im Kundenzentrum leider keinen und der laut DSO mit Duewag bestückte Kurs ist leider ein Nf-Wagen. Ich hatte mich schon gewundert, war doch in den Aushangfahrplänen ein anderer Kurs mit der Hochflur-Fußnote versehen.

Ein paar Bilder in der quadratisch angelegten Innenstadt Mannheims
2218 auf dem Paradeplatz
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4129 am Marktplatz
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Löschzug 5612 ebendort
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Im dichten Takt verkehren die Bahnen durch die Fußgängerzone – die 2,40 m Fahrzeugbreite wirkt auf der Meterspur sehr breit.
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Eine kombinierte Bus-/ Fahrradspur
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So blumig kann Straßenbahn sein
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Beitrag von Entenfang »

Ich fahre die Überlandstrecke nach Heidelberg.
Sie wird im Blockabstand mit bis zu 80 km/h befahren. Hier die Abfahrt einer Bahn in Neuostheim auf eine normale Straßenbahnstrecke, die auf Sicht befahren wird.
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Die Fahrzeiten sind sehr großzügig bemessen, denn obwohl der Fahrer recht gemütlich fährt, müssen wir mehrmals Verfrühung abstehen. Ein Spezialist hat in der Ortsdurchfahrt Seckenheim ziemlich nah am Gleis geparkt, aber glücklicherweise passt die Bahn gerade vorbei.
In Heidelberg sind die Ampelschaltungen katastrophal. Die Wartezeiten sind so lange, dass sich in Gegenrichtung sogar ein richtiger ÖV-Stau bildet.
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Deutsche Hersteller können ja sogar elektrische Fahrzeuge bauen
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4157 am Seegarten
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Nach einem kurzen Fotostop fahre ich zum Bismarckplatz, um auf den Hochflurkurs laut Aushangfahrplan zu warten.
3266 am belebten Bismarckplatz
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Ein Wartehäuschen ist komplett von Säufern in Beschlag genommen. Nach einer Viertelstunde schlürft einer von ihnen zu einem haltenden Bus, doch die Türen schließen sich bereits wieder, ehe er sie erreicht. "Nein, nein!", murmelt er vor sich hin. Ein verzweifelter Druck auf den Türöffner kann an der Situation nichts ändern, der Bus fährt ab und der Säufer setzt sich wieder hin.
Ein junger Mann auf der Bank neben mir telefoniert. "Ja hallo, ich wollte fragen, ob Sie noch einen Pizzafahrer suchen. Wir haben vor 4 Monaten schon mal telefoniert, aber da hatte ich keinen Führerschein - den musste ich abgeben. Jetzt habe ich ihn wiederbekommen." Das Gespräch dauert noch drei Minuten, dann ist ein Termin vereinbart. "Ok, Freitag um 18 Uhr." Er legt auf und flüstert nochmal vor sich hin: "Freitag, 18 Uhr."
Die Abfahrtszeit naht - es ist wieder eine Niederflurbahn.

Ich sehe von weiteren Versuchen ab und werfe stattdessen einen Blick in die Altstadt...
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...und das Schloss. So leer wie heute war die Stadt im Laufe der letzten Jahre vermutlich nicht sehr oft.
Maske aufsetzen, sonst setzt es einen Speerstoß!
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Blick von der Terrasse...
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Beitrag von Entenfang »

...über die Altstadt
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Ich nehme die Standseilbahn auf den Königstuhl. An der Mittelstation hat sich eine kurze Schlange gebildet. "Unsere Sitzplatzzahl ist leider sehr begrenzt", meint ein Mitarbeiter entschuldigend, "der Wagen ist zwar für 50 Fahrgäste zugelassen, aber wir haben da auch früher nur um die 40 reingelassen, damit noch ein bisschen Luft bleibt. Jetzt heißt es, wir dürfen nur noch 18 reinlassen." "Aha, interessant. Wie kommt das?", will eine Frau wissen. "Das sind vier Abteile. Das obere und untere sind etwas größer, dort dürfen fünf rein. In die beiden mittleren nur vier. Achso, und wir sind hier im Freien. Wenn sie also das Bedürfnis verspüren, mal ein bisschen unter der Maske durchzulüften, dann können Sie das ruhig machen. Wichtig ist nur, dass Sie die in der Bahn aufhaben." Erleichtert nehmen alle wartenden Fahrgäste die Maske vom Gesicht.
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Blick über die Stadt
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Einen sehr steilen Pfad - völlig zurecht Himmelsleiter genannt - laufe ich ins Tal.
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Geplant ist folgende Rückfahrt:

Heidelberg-Altstadt...........S 2.......ab 17:27

Heidelberg Hbf..............................an 17:32
.......................................S 3.......ab 17:48

Karlsruhe Hbf...............................an 18:32
......................................S 81......ab 18:43

Rastatt........................................an 19:05


Dass die S 2 bald mit +12 drinsteht, kommt mir sehr gelegen, denn sonst wäre der Abstieg sehr sportlich gewesen.
425 590 verlässt Heidelberg Altstadt Richtung Eppingen
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Was mir weniger gelegen kommt, ist die Ansage, ehe wir den Hbf erreichen: "Meine Damen und Herren, wir können unsere Fahrt noch nicht fortsetzen, weil der vor uns liegende Streckenabschnitt noch durch einen anderen Zug belegt ist."
Wir stehen weitere 4 Minuten und damit wird es verdammt eng. Es bleibt keine halbe Minute zum Umsteigen, als wir an den Bahnsteig rollen. Ich kann erkennen, dass noch ein paar Radfahrer über den Bahnsteig hetzen und nicht sehr erfolgreich versuchen, mehrere Fahrräder durch eine Tür zu bekommen. Das ist schon mal ein guter Ausgangspunkt.

Die Türen gehen auf, ich habe zufällig die perfekte Tür direkt an der Treppe erwischt und zusammen mit zwei weiteren sprinte ich über die Fußgängerbrücke auf den nächsten Bahnsteig. Die Fahrräder sind jetzt offenbar irgendwie im Zug drin, oder auch nicht - jedenfalls steht ein Mann mit Fahrrad etwas ratlos vor der gerade zulaufenden Tür. Das ist schlecht. Der Tf schaut ungeduldig aus dem Fenster, gibt aber nochmal frei, als er die herbeistürmenden Umsteiger sieht. Da hat jemand ein Herz - danke dafür. Der Mann mit Fahrrad startet jetzt einen neuen Anlauf und verschafft damit zwei weiteren Umsteigern die nötige Zeit, ebenfalls den Zieleinlauf zu absolvieren. Mit +1 setzt sich der 425 jaulend in Bewegung.

In Bruchsal werden wir durch einen IC überholt und stehen bei +6, als wir langsam losrollen. Uuuuuuuuuiiiiiiiiiiiiiiizischouuquietsch. Zwangsbremsung. Ob das wohl über 25 km/h waren?
Ein paar Minuten vergehen. Plötzlich verkündet Ingo Ruff: "Meine Damen und Herren, in Kürze erreichen wir Karlsruhe-Durlach auf Gleis 6b." Sämtliche Anschlüsse werden ebenfalls verkündet – nur haben wir uns noch keinen Meter vom Bahnsteig in Bruchsal wegbewegt.
Noch ein paar Minuten vergehen, dann geht es weiter. Der Tf teilt den Beförderungsfällen mit, dass eine Signalstörung die Quelle des Übels gewesen wäre und wir jetzt weiterfahren würden. +12 bei 11 Minuten Umsteigezeit - das ist schon wieder ungünstig.

Wir rollen in Karlsruhe ein, der Anschlusszug steht noch einen Bahnsteig weiter. Ich positioniere mich taktisch günstig an der Unterführung und sprinte zusammen mit einem weiteren Umsteiger los. Der Anschluss hat gewartet, denn das Signal steht bereits auf Fahrt und nachdem wir reingesprungen sind, wird abgefahren. Und so bin ich unerwartet heute zweimal pünktlich ans Ziel gekommen.

Nur die Ursprungsfrage konnte ich nicht so recht beantworten - Heidelberg ist zwar ganz nett, aber warum die Stadt so außerordentlich beliebt bei ausländischen Touristen ist und in allen Reiseführern als besonderes Highlight beworben wird, erschließt sich mir nicht. Ob es vielleicht an der Nähe zum Frankfurter Flughafen liegt?
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Beitrag von Lobedan »

Ok, spätestens jetzt steht Heidelberg auf meiner Besuchsliste. Also, stand es eh schon, aber ich habe versucht, Bilderspoiler zu vermeiden und mich lieber vor Ort selbst beeindrucken zu lassen. :lol:
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Beitrag von Entenfang »

Lobedan @ 9 Jul 2020, 17:50 hat geschrieben:Ok, spätestens jetzt steht Heidelberg auf meiner Besuchsliste. Also, stand es eh schon, aber ich habe versucht, Bilderspoiler zu vermeiden und mich lieber vor Ort selbst beeindrucken zu lassen. :lol:
Dann entschuldige ich mich fürs Spoilern und wünsche einen angenehmen Besuch. ;)


Tag 4 Rastatt -> Essen

Noch ehe ich überhaupt das Haus verlasse, rechne ich schon nicht mehr mit einer pünktlichen Ankunft am Ziel. Zwischen Offenburg und Baden-Baden wird ein Notarzteinsatz im Gleis gemeldet.
Immerhin kommt heute der Bus pünktlich und ich stelle erfreut fest, dass es im KVV-Tarif seit Neuestem eine Ermäßigung für BC-Inhaber gibt. Am Bahnhof angekommen, wird der RE mit +5 angezeigt, vermutlich nach Wende in Baden-Baden (an 11:29/ ab 11:32). Da aber gerade ein Eilzug der S 81 einfährt, entscheide ich mich für die sichere Variante. Um 12:04 Uhr fährt in Karlsruhe ein IC nach Emden ab, mit dem ich bis Duisburg mitfahren kann und dabei auch meine Erstbefahrung durch das Mittelrheintal bekomme.
Pünktlich bleibt Karlsruhe zurück und ehe man es sich versieht, rollen wir schon nach Mannheim. "Meine Damen und Herren, da aufgrund der Streckensperrung bei Offenburg heute wenig Verkehr ist, erreichen wir Mannheim bereits rund 10 Minuten zu früh." Ich packe eilig meine Sachen zusammen, denn mein ursprünglich geplanter Anschluss steht mit +3 drin und ich sehe gute Chancen, ihn doch noch zu erreichen. Nur leider kommen wir nicht weiter als bis zum Esig. Ich sehe meinen Anschlusszug zwei Minuten später ein paar Gleise weiter einfahren. Weitere Züge fahren ein und aus, wir verharren am Esig. Schade, damit geht der Plan doch nicht auf. Auch eine weitere Frau hat bereits darauf spekuliert, ihren Anschluss nach Berlin zu erwischen und wird enttäuscht.

Rund eine Stunde später rollen wir - außerplanmäßig rechtsrheinisch - durch das reizvolle Tal und mitten durch die Ortschaften. An einigen Häusern hängen Plakate, die ein Nachtfahrverbot für Güterzüge fordern oder auf denen DB = DauerBeschallung steht. Des Anwohners Leid ist des Fotografen Freud, denn so gibt es zahlreiche unverschandelte Blicke.

Einige Minuten Aufenthalt in Koblenz
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Pünktlich auf die Minute kommen wir durch alle gefährlichen Stellen wie den Kölner Hbf. In Duisburg steige ich aus und stelle überrascht fest, dass es ja in Deutschland einen großen Bahnhof gibt, der noch hässlicher als Stuttgart Hbf ist.
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Wenig später bringt mich ein ICE die letzten Kilometer nach Essen. "Ah, und Sie hatten irgendwo Verspätung?" Ja, PU zwischen Offenburg und Baden-Baden. "Achja, stimmt. Haben Sie schon ein FGR-Formular?" Das gibt der Zub mir natürlich gerne. Sehr geehrter Kunde, wir bedauern sehr, dass Ihnen durch… Schon lange nicht mehr ausgefüllt.

Und so endet die Fahrt mit +67 in einem kräftigen Schauer in Essen - der zweite regnerische Tag dort seit Langem.
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Den Abend nutzen wir für eine kleine Fahrradtour in den reichen Essener Süden. Ein Musterbeispiel für Fahrradwegparcour findet sich in der Rüttenscheider Straße, einer belebten Einkaufsstraße.
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Erstaunlicherweise fahren tatsächlich die meisten Radfahrer lieber auf diesem Radweg als auf der Straße. Gut, die 30er-Zone wird längst nicht von allen beachtet. Bisher konnte sich die Politik aber nicht durchringen, eine Verkehrsberuhigung durchzuführen, die ihren Namen auch verdient. Nun soll sie eine Fahrradstraße werden, ohne aber sonstige Maßnahmen umzusetzen.


Hart umkämpft war die Zukunft der Straßenbahnstrecke nach Bredeney.
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Der einige Jahrzehnte alte Masterplan sah einen Umbau zur Stadtbahn und eine Fortführung bis nach Velbert vor. Doch davon ist inzwischen nichts mehr zu hören. Stattdessen stand die Frage im Raum, wie der Ast endlich barrierefrei werden kann (und barrierefrei bedeutet in Essen nur noch eine statt mehrerer Stufen). Da die Linie 108 die Stadtbahnstrecke zwischen Essen Hbf und Martinstraße mitbenutzt, an denen nur Hochbahnsteige verbaut sind, können bisher nur Altwagen mit Klappstufen eingesetzt werden. Zuerst sollten die drei oberirdischen Haltestellen ebenfalls zu Hochbahnsteigen werden. Doch das stieß nicht gerade als Gegenliebe bei den Anwohnern, die nichts von den städtebaulich schwer zu integrierenden Bauten halten. Die Lösung ist nun, die unterirdischen Haltestellen teils niederflurig umzubauen, was dank der großzügigen Auslegung für ursprünglich Dreifachtraktionen der Stadtbahn problemlos möglich ist. Zunächst waren die Verkehrsbetriebe jedoch dagegen, da man sich die Möglichkeit von Dreifachtraktionen zur Messe offenhalten wollte, obwohl diese schon seit Jahren aufgrund von Wagenmangel nicht zum Einsatz gekommen sind.

Essen ist eine der Modellstädte, in denen im Rahmen der drohenden Dieselfahrverbote Verbesserungen beim ÖPNV umgesetzt wurden.
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Erfreulicherweise wird das auch groß beworben und der Takt 5 beim Bus ist sogar sinnvoll auf die Zeiten abgestimmt, in denen auch zwei Tramlinien bis Bredeney verkehren.

Einen luxuriösen Radfahrstreifen hat mysteriöserweise ausgerechnet ein Autobahnzubringer bekommen.
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Die Margaretenhöhe gilt als Deutschlands erste Gartenstadt, welche für die Krupp-Arbeiter erbaut wurde. Eine Verlängerung der Stadtbahn nach Süden zur Erschließung des dortigen Stadtteils und der Karstadt-Zentrale ist in Planung.
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Ein Umstand wird mir auf dem Nextbike jedenfalls schnell klar - Essen ist furchtbar hügelig.

Hausdurchblick zwischen Halber Höhe und Laubenweg
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Das Highlight des Abends und ein Fall für "Der reale Irrsinn" sind zwei Fußgänger-Bedarfsampeln, die in regelmäßigen Abständen für die Bahn - und nur für die Bahn, nicht für den MIV - auf Halt schalten, obwohl gar kein Fußgänger gedrückt hat, nur um dann nach wenigen Sekunden wieder auf Fahrt zu schalten. Wohlgemerkt passiert das auch, wenn eine Bahn kommt, die dann völlig sinnlos vor einer Ampel anhalten muss.
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Beitrag von 218217-8 »

Vielen Dank für einen weiteren lesenswerten Bericht mit Entenfang-typischen qualitativ wie künstlerisch hochwertigen Bildern!
Entenfang @ 7 Jul 2020, 22:14 hat geschrieben:Der Marktplatz ist riesig, was man von der Zahl der darauf befindlichen Bänke leider nicht gerade behaupten kann.
Der Freudenstädter Marktplatz ist übrigens nicht nur riesig, sondern tatsächlich explizit der der größte Deutschlands!
146225
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Beitrag von 146225 »

Entenfang @ 11 Jul 2020, 15:04 hat geschrieben: In Duisburg steige ich aus und stelle überrascht fest, dass es ja in Deutschland einen großen Bahnhof gibt, der noch hässlicher als Stuttgart Hbf ist.
Da muss ich doch jetzt mal ganz laut protestieren! In seiner weitläufigen Gesamtanlage ist der Duisburger Hbf überhaupt nicht hässlich, den Vorplatz hat die Stadt frisch saniert und das Aufnahmegebäude ist auch 2012 erst wieder gerichtet worden. Nur die Gleishalle, die ein wunderbares, zur Stahlstadt passendes Denkmal ihrer Bauzeit um 1931 wäre (und im übrigen in dieser Form im weiteren Umkreis auch ziemlich einzigartig), hat DB Station und Service in völliger Gewissenlosigkeit aus "Kostengründen" leider mutwillig soweit verrotten lassen, dass sie heute nicht mehr wirklich zu retten ist. Hörma, datt kannze schon ma so machen, aber dann isset halt Mist! Den Entwurf für die neue Gleishalle ("Welle") gibt es auch schon, und, oh Wunder: unser aller DB ist das schon wieder viel zu teuer. Jetzt soll nach Überarbeitung der Planungen im Jahre 2022 Baubeginn sein, Fertigstellung 2028. Wer solche Bauvorhaben kennt, weiss dass die alte Halle schnell abgetragen sein wird, die Reisenden dann ein gutes Jahrzehnt mit mehr oder weniger gelungenen Provisorien leben "dürfen" und irgendwann Mitte/Ende der '30er Jahre dann der Neubau fertig ist und selbstverständlich deutlich mehr gekostet hat als das, was die DB vorher als zu teuer bewertet hat.

Der Vergleich mit Stuttgart hinkt auch deswegen, weil die halbe Million Duisburgerinnen und Duisburger sich auf deutlich mehr (vor allem ebene) Fläche (232 km² zu 207 km²) als die Stuttgarter Kesselbewohner in ihrer selber zusammen gestauten Dreckluft verteilen und das in überwiegender Zahl sehr herzliche, offene Menschen sind, denen die für Stuttgarter leider gelegentlich typische Arroganz und der Hang zum Grössenwahn völlig fehlt.
München kann jeder. Duisburg muss man wollen!
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Beitrag von Entenfang »

218217-8 @ 11 Jul 2020, 16:24 hat geschrieben:Vielen Dank für einen weiteren lesenswerten Bericht mit Entenfang-typischen qualitativ wie künstlerisch hochwertigen Bildern!
Freut mich, wenn ich überzeugen konnte. :)
Der Freudenstädter Marktplatz ist übrigens nicht nur riesig, sondern tatsächlich explizit der der größte Deutschlands!
Das scheint der Stadt wirklich äußerst wichtig zu sein, so oft, wie dort auf diesen Umstand hingewiesen wird. Aber da der Platz durch einige Gebäude und Straßen unterteilt ist, stellt sich mir die Frage, ob man das noch als einen Platz zählen kann. ;)
Da muss ich doch jetzt mal ganz laut protestieren! In seiner weitläufigen Gesamtanlage ist der Duisburger Hbf überhaupt nicht hässlich, den Vorplatz hat die Stadt frisch saniert und das Aufnahmegebäude ist auch 2012 erst wieder gerichtet worden. Nur die Gleishalle, die ein wunderbares, zur Stahlstadt passendes Denkmal ihrer Bauzeit um 1931 wäre (und im übrigen in dieser Form im weiteren Umkreis auch ziemlich einzigartig), hat DB Station und Service in völliger Gewissenlosigkeit aus "Kostengründen" leider mutwillig soweit verrotten lassen, dass sie heute nicht mehr wirklich zu retten ist.
Um einen Blick auf den Vorplatz oder das Empfangsgebäude zu werfen, hat die Umsteigezeit nicht gereicht. ;)

Die Halle sieht jedenfalls aus, als wäre sie nach einem Krieg irgendwie notdürftig instandgesetzt worden - lauter gebrochene oder fehlende Fensterscheiben oder mit Panzertape geflickt... Ich war mir ein paar Augenblicke nicht mehr ganz sicher, ob ich noch in einem Industrieland bin... Es ist absolut erschreckend.

Prinzipiell gefällt mir der Entwurf für die neue Halle jedenfalls - so etwas gibt es kein zweites Mal und könnte dann irgendwann mal ein Erkennungsmerkmal für Duisburg sein.


Tag 5 Fuzzen & Wandern

Den Vormittag muss ich mir allein um die Ohren schlagen - welch eine Strafe, mich zum Bahnfotografieren zu schicken.
Da wir nachmittags zum Wandern in die Elfringhauser Schweiz fahren wollen, muss ich mich erstmal mit dem VRR-Tarif auseinandersetzen. Und der ist wahrlich kompliziert - eine wirklich brauchbaren Übersichtsplan finde ich nirgendwo, nur einen Grobplan der Tarifzonen. Nur woher soll ich wissen, ob unsere Tarifzone jetzt Essen-Süd oder Essen-Mitte/Nord ist? Des Rätsels Lösung finde ich erst an der Haltestelle, wo auf einem Zettel aushängt, für welches Ziel welche Tarifstufe benötigt wird. Eigentlich sollte A für Fahrten innerhalb eines Stadtgebiets sein, unterteilt in A1, A2 und A3, je nach Größe der Stadt und Preisstufe B umfasst eine Tarifzone sowie alle umliegenden. Auf dem aushängenden Zettel steht jedoch Hattingen als B drin, obwohl diese Tarifzone nicht direkt an Essen angrenzt. Das verstehe, wer kann. Ich jedenfalls nicht, kaufe aber trotzdem eine Tageskarte B. Im VRR gelten alle Tageskarten 24h ab Entwertung und die Startzone wird nicht aufgedruckt. Woher ein Fahrkartenkontrolleur wissen kann, in welchen Tarifzonen meine Tageskarte der Preisstufe B gilt, habe ich bis heute nicht herausgefunden.

Erstes Ziel ist die grenzüberschreitende Stadtbahnlinie nach Mülheim, welche in der Mitte der A 40 verkehrt.
Ein "Entenschnabel", die neueste Fahrzeuggeneration der Straßenbahn, bringt mich zur Hobeisenbrücke.
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Immerhin hat jemand mitgedacht und die wartenden Fahrgäste nicht ungeschützt dem Verkehrslärm ausgesetzt, sondern an jeder Haltestelle einen geschlossenen Warteraum eingerichtet.
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Die Wohnbebauung, die teilweise bis 2 m hinter die Lärmschutzwand reicht, ist trotzdem ein typisches Beispiel für die Folgen eines Umbaus zur autogerechten Stadt. Ironie des Schicksals dagegen ist, dass die A 40 jetzt sechsstreifig ausgebaut werden soll (drohte da nicht noch vor einem Jahr ein Dieselverbot?) Es gab verschiedene Varianten zur Diskussion, wie das bewerkstelligt werden sollte, unter Anderem, die Stadtbahngleise rauszureißen und für die zusätzlichen Fahrstreifen nutzen und einen Deckel über die Autobahn zu bauen und die Stadtbahn obendrüber zu führen. Alle Varianten hatten eines gemeinsam - sie waren zu teuer und so wird die A 40 nur westlich und östlich von Essen sechsstreifig, bleibt jedoch in der Stadt am größten Flaschenhals vierstreifig. Auch im Osten verhindert der ÖPNV den Ausbau, nur sind es dort die Spurbuslinien 146 und 147, deren Besuch ich aber leider nicht mehr geschafft habe.

Bisschen Siff gefällig? Eichbaum ist nur eines von mehreren möglichen Beispielen.
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Die P86/P89-Wagen stellen die neuere Generation der Essener Stadtbahnen und sind Gebrauchtwagen von der Londoner DLR, die dort schon nach wenigen Jahren aufgrund von anderen Sicherheitsbestimmungen nicht mehr eingesetzt werden konnten.
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Durch die Schiebetüren geht viel Platz verloren.

Die unterirdische Station Mülheim Hbf ist viergleisig und sehr großzügig ausgebaut.
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Beitrag von Entenfang »

Das südlichste Gleis dient der Essener Stadtbahn, die beiden mittleren der Mülheimer Straßenbahnlinie 102, das nördliche der Duisburger Stadtbahn.
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Aufgrund der unterschiedlichen Profile ist eine Durchbindung von Duisburg nach Essen nicht möglich. Leider fährt man damit an allen anderen Mülheimer Stadtverkehrslinien vorbei, die an der Stadtmitte halten.

Die komplette Tunnelinfrastruktur wirkt hoffnungslos überdimensioniert. An diesem Samstagvormittag sind überwiegend einstellige Fahrgastzahlen in den Bahnen, die gerade mal ein Drittel der Bahnsteiglänge belegen.
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Interessant ist auf dem gemeinsam genutzten Abschnitt von Duisburger Stadtbahn und Mülheimer Straßenbahn das Vierschienengleis - ein Dreischienengleis würde einen zu großen Spalt zwischen Bahnsteig und den Nf-Bahnen verursachen.

Mülheim dürfte zur Genüge für ihre straßenbahnfeindliche Politik bekannt sein. Einen Kurzüberblick gibt Wikipedia - er spricht Bände. Besonders bezeichnend finde ich, dass die beiden bisher umgesetzten Straßenbahnstilllegungen erfolgten, um Kosten einzusparen. Und das Ergebnis ist in beiden Fällen, dass der Betrieb durch Dieselbusse noch teurer geworden ist. Tja, blöd gelaufen. Freilich hindert das die Stadtpolitiker nicht daran, einen weiteren Kahlschlag des Netzes zu planen. Merke: Wenn sogar die CDU gegen Straßenbahnstilllegungen protestiert, muss irgendwas sehr, sehr faul an der Sache sein.

Nichtsdestotrotz möchte ich die Gelegenheit nutzen, zumindest eine Strecke abzufahren, über der das Damoklesschwert schwebt. 2+2-Bestuhlung auf 2,30 m Breite ist doch sehr eng.
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Aus Zeitgründen nehme ich einfach die 102, weil diese direkt am Hbf abfährt und fahre in das idyllische Villenviertel am Uhlenhorst. Die Wendeschleife und das zweite Gleis sind abgebaut und durch eine Stumpfendstelle ersetzt worden.
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Obwohl wir mit fast 5 Minuten Verspätung angekommen sind, hat der Fahrer offenbar keine Eile, die Rückfahrt anzutreten. Das ändert sich auch nicht, als die Abfahrtszeit verstreicht. Nachdem er in Seelenruhe den Führerstand gewechselt hat, fragt er mich, ob ich ein Bild vom Führerstand machen möchte. Das lehne ich natürlich nicht ab. "Oh, ich habe ja noch gar nicht aufgerüstet." Schlüssel rein und schon erwachen die Bildschirme zum Leben.
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Ich mache schnell ein Bild und mit +6 fahren wir endlich ab.
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Beitrag von Entenfang »

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An der nächsten Haltestelle mit dem passenden Namen Waldschlößchen lege ich nochmal einen Fotostop ein, ehe ich über die ebenfalls stilllegungsgefährdete grenzüberschreitende Linie 104 zurück nach Essen fahre.

Umstieg an der Aktienstraße
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Ein schöner Radfahrstreifen führt durch diese kurze Unterführung und schafft eine attraktive und schnelle Verbindung für Radfahrer. Da verdient Mülheim durchaus ein Lob.
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Samstags fährt die 104 nur auf Mülheimer Stadtgebiet im Takt 15, für die drei Haltestellen in Essen muss Takt 30 reichen. Sonntags fährt die gesamte Linie nur im Takt 30.

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Wieder auf Essener Stadtgebiet steige ich in die Linie 105 um, welche von der Oberhausener Stadtgrenze kommt. Einst fuhr sie weiter nach Oberhausen, wurde aber stillgelegt. Ein Wiederaufbau wurde in einer Volksabstimmung abgelehnt, doch das Projekt ist dennoch zur Förderung eingereicht. Man darf gespannt sein, was daraus wird.

In einem steten Auf und Ab bringt mich die Bahn langsam wieder zurück zur Innenstadt. Es fällt auf, dass der Haltestellenabstand ziemlich gering ist, insbesondere in Mülheim. Ob das K überhaupt irgendeinen Einfluss auf die LSA-Steuerungen hat, ist äußerst fraglich, denn die Bahnen stehen ständig vor Signalen, immer wieder mit sehr leicht vermeidbaren und besonders unschönem Vor-der-Nase-Rot. Ob wohl schon mal irgendjemand den verantwortlichen Politikern verraten hat, dass man mit kürzeren Umlaufzeiten deutlich mehr Geld als mit Umstellung von Straßenbahn auf Bus sparen kann?
In Barrierefreiheit stehen Essen und Mülheim München in nichts nach - es gibt keine. In Essen sind fast alle Straßenbahnhaltestellen Einstieg von Fahrbahnniveau, immerhin sorgen dynamische Zeitinseln für ein gesichertes Ein- und Aussteigen der Fahrgäste (im Gegensatz zur Maximilianstraße). Wo jetzt die große Schwierigkeit liegt, einen Fahrstreifen so zu erhöhen, dass man wie in Dresden einen stufenlosen Einstieg in die Bahnen hat, bleibt eine ungeklärte Frage.

Die Innenstadt wird unterirdisch durchfahren, nur leider gibt es auch in modernisierten Haltestellen oftmals Höhlenfeeling. Hellere Beleuchtung scheint in Essen wohl nicht verfügbar zu sein.
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Nachmittags brechen wir Richtung Elfringhauser Schweiz auf. Von dieser "Schweiz" habe ich zugegebenermaßen noch nie zuvor gehört. Sie befindet sich zwischen Velbert, Hattingen und Wuppertal.

Einigermaßen pünktlich bringt uns die S-Bahn nach Velbert-Nierenhof, dann gehen wir zu Fuß weiter.
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Wie viele Parteien können an einem Fahrkartenautomaten beteiligt sein? Fazit: Ein Automat von Transdev für Abellio, dessen Bargeldinhalt dem VRR gehört braucht zwar zwei Minuten zum Laden, verkauft dann aber auch Sparpreise mit BC-Rabatt und ermöglicht das Sammeln von Bahnbonuspunkten.
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In der Elfringhauser Schweiz
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Schließlich führt der Weg zu einem Hof, um den tonnenweise Krempel herumsteht. Erst von der anderen Seite sehen wir gleich an zwei Stellen Schilder, die auf diverse Gefahren und ein Durchgangsverbot hinweisen. Und mit dem bissigen Hund haben wir glücklicherweise auch keine Bekanntschaft gemacht.
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Dann müssen wir erstmal ein gutes Stück an der Landstraße entlanglaufen und passieren weitere einsame Häuser, an deren Zufahrten jede Menge gelbe Schilder abschrecken.
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Beitrag von Entenfang »

Nach einem weiteren Waldweg gelangen wir nach Hattingen - Fazit: Wenn man die Sächsische Schweiz gewohnt ist, wird man von der Elfringhauser Schweiz nicht vom Hocker gehauen. Tolle Lichtstimmungen gibt es trotzdem.
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Wir nehmen einen Bus, um nicht noch bis ins Zentrum laufen zu müssen. Denn Hattingen hat eine wunderschöne Altstadt - vor meinem Besuch war mir die Existenz dieses Ortes völlig unbekannt. In den schmalen und schiefen Häusern mit Schieferplattenverkleidung sind zahlreiche Gaststätten untergebracht.
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Wir begeben uns zurück zur S-Bahn Hattingen Mitte. Oberirdisch fährt die Linie 308 der Bogestra.
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Der Hp liegt an einer kurzen Stichstrecke im Tunnel und erschließt die Altstadt hervorragend. Knuffig finde ich die Fußgängerampel an der Rolltreppe mit Richtungswechsel.
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Die Rolltreppe bringt uns auf den Bahnsteig und oh! Hä? Wasndas? Da stehen ja n-Wagen!
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Beitrag von Entenfang »

Dass TRI Ersatzverkehr für Abellio fährt, war mir gar nicht bekannt. "Verehrte Reisende, wir begrüßen Sie auf der Fahrt nach Essen-Steele Ost. Genießen Sie die Fahrt mit uns in der Ersatzgarnitur in den Sonnenuntergang."
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Wieder in der "richtigen" S-Bahn mit den knallbunten Sitzpolstern. Gewagt, aber meiner Ansicht nach gelungen.
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Drei Mädels, um die 17 Jahre alt, setzen sich in den Vierer gegenüber. Eine schmeißt ihre Jacke auf den freien Sitz. "Boah, ich muss pinkeln", bemerkt eine bald, "ich geh gleich im Hauptbahnhof Essen. Mir egal, ob das was kostet. Ich muss wirklich dringend!" Sie drückt irgendwas an ihrem Handy herum. Eine der beiden anderen schnappt es ihr aus der Hand. Wenig später verkündet es den Eingang einer neuen Nachricht. "Wer hat mir denn geschrieben?" "Dennis." "Boah nee, ich will nicht, dass der mir was schreibt. Wieso fahren wir eigentlich so langsam? Ich muss pinkeln. Gibt's hier eigentlich ein WC?" "Nee", meint eine ihrer Freundinnen. "Boah, ich geh dann aber wirklich gleich am Hauptbahnhof. Ich muss wirklich dringend! Ich mach' mir gleich in die Hose."
Der Zug bleibt auf freier Strecke stehen. "Wieso fahren wir denn nicht weiter?" Zwei Minuten vergehen. Ein ICE saust auf einem anderen Gleis vorbei. "Ich mach mir echt gleich in die Hose. Hat jemand einen Becher?" Sehr geehrte Fahrgäste, die Weiterfahrt verzögert sich aufgrund von Bauarbeiten noch um wenige Minuten.
"Wie lange noch?" "Keine Ahnung." "Um 21:45 Uhr fährt unsere Bahn", stellt eine der drei fest. "Und wie viel Uhr ist es jetzt?", will die wissen, die dringend aufs Klo muss. "21:39 Uhr." Die S-Bahn setzt sich wieder in Bewegung. "Na endlich, dann kann ich endlich pinkeln," brummt sie ungeduldig. "Aber dann verpassen wir unsere Bahn um 21:45 Uhr." "Wie viel Uhr ist es jetzt?" "21:42 Uhr. Das sind nur noch drei Minuten." "Das schaffe ich." "Nein, das schaffst du nicht. Ich habe kein Bock, 20 Minuten auf die nächste Bahn zu warten. Du kannst bei mir pissen."


Hochbahnsteig Martinstraße, der bald 30 m Nf-taugliche Bahnsteighöhe erhält - im Gegensatz zu Mülheim reicht in Essen ein Dreischienengleis für die meterspurigen Straßenbahnen und die regelspurigen Stadtbahnen.
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Guckloch für was-auch-immer
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Beitrag von JeDi »

Zunächst: Danke.

Dazu ein bisschen tarifliches:
Entenfang @ 11 Jul 2020, 16:04 hat geschrieben:ich stelle erfreut fest, dass es im KVV-Tarif seit Neuestem eine Ermäßigung für BC-Inhaber gibt
"seit Neuestem" ist gut, die gibts seit mindestens 15 Jahren - aber nicht für alle BC-Inhaber.
Entenfang @ 12 Jul 2020, 12:33 hat geschrieben:Eigentlich sollte A für Fahrten innerhalb eines Stadtgebiets sein, unterteilt in A1, A2 und A3, je nach Größe der Stadt und Preisstufe B umfasst eine Tarifzone sowie alle umliegenden.
Das ist nicht ganz richtig, A beinhaltet entweder eine ganze Stadt ODER ein ganzes Tarifgebiet ODER zwei benachbarte Waben in benachbarten Tarifgebieten. Essen - Hattingen geht bei Fahrkarten mit unbegrenzter Fahrtenzahl mit den Zentraltarifgebieten Essen Mitte/Nord oder Velbert (und allen umliegenden). Von der Transdev Vertrieb gibts dazu auch einen Flyer, in dem das ganz gut erklärt ist.
Entenfang @ 12 Jul 2020, 12:33 hat geschrieben:Im VRR gelten alle Tageskarten 24h ab Entwertung und die Startzone wird nicht aufgedruckt. Woher ein Fahrkartenkontrolleur wissen kann, in welchen Tarifzonen meine Tageskarte der Preisstufe B gilt, habe ich bis heute nicht herausgefunden.
Die Startwabe wird aufgedruckt, die ersten zwei Stellen der Wabennummer sind praktischerweise auch gleich das Tarifgebiet.


Zu Duisburg wurde ja schon was gesagt, inzwischen wurde auch das Dach teilweise instandgesetzt. Es passiert also durchaus (wieder) was.
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Beitrag von 146225 »

Entenfang @ 12 Jul 2020, 11:35 hat geschrieben: Die Innenstadt wird unterirdisch durchfahren, nur leider gibt es auch in modernisierten Haltestellen oftmals Höhlenfeeling. Hellere Beleuchtung scheint in Essen wohl nicht verfügbar zu sein.
Du hast es nicht explizit dazu geschrieben, aber es müsste die "blaue Grotte" am Essener Hbf sein. Das ist zwischenzeitlich durch die nicht alltägliche Beleuchtungsform sogar so etwas wie eine künstlerische Location geworden. Der ursprüngliche Zweck - die Lichtinstallation gibt es auch schon ein paar Jährchen - war allerdings eher sinister: es gab wohl mal ein größeres Drogenproblem in der unterirdischen Haltestelle, und anscheinend ist nach entsprechendem Konsum das blaue Licht nicht mehr so gut zu ertragen - also blieb die Drogenszene weg. Das hat übrigens nichts mit menschenverachtender Politik gegen Süchtige zu tun - es ist nur so, dass eine offene Drogenszene natürlich immer auch durch den Handel mit dem Zeug Folgen an Straftaten nach sich zieht. Nicht das, was man an einem zentralen Umsteigepunkt des ÖPNV mit täglich tausenden Fahrgästen etabliert haben sollte.

Zu der Frage, warum in den Städten und beim Nahverkehr in NRW dies oder jenes nicht geschieht, sei auf das erbärmliche Versagen der NRW-Landesregierung bei diesen Themen hingewiesen. Auch die aktuelle Ausgabe hat es nicht geschafft, die ärmeren Städte des Landes nachhaltig zu stabilisieren und einen konkreten, umfassenden, nachhaltigen Plan zum Nahverkehr hat die lasche(t) Truppe auch nicht, mangels Interesse.
München kann jeder. Duisburg muss man wollen!
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Beitrag von JeDi »

Moin,

Hintergrund des Balken Lichtes ist, dass eins dann keine Blutadern (die sind ja blau) mehr sieht bzw. trifft. Spritzen wird damit unmöglich.

Gruss, JeDi
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Beitrag von Entenfang »

JeDi @ 12 Jul 2020, 12:12 hat geschrieben:Zunächst: Danke.
Bitteschön - ist aber vermutlich nicht so viel Neues für dich dabei... ;)
JeDi @ 12 Jul 2020, 12:12 hat geschrieben: "seit Neuestem" ist gut, die gibts seit mindestens 15 Jahren - aber nicht für alle BC-Inhaber.
Keine Ahnung, welche BC-Inhaber bisher Rabatt bekommen haben - jetzt gibt es jedenfalls die Einzelfahrkarte Erwachsene BC, die mir bisher noch nie untergekommen ist.
JeDi @ 12 Jul 2020, 12:12 hat geschrieben: Das ist nicht ganz richtig, A beinhaltet entweder eine ganze Stadt ODER ein ganzes Tarifgebiet ODER zwei benachbarte Waben in benachbarten Tarifgebieten. Essen - Hattingen geht bei Fahrkarten mit unbegrenzter Fahrtenzahl mit den Zentraltarifgebieten Essen Mitte/Nord oder Velbert (und allen umliegenden). Von der Transdev Vertrieb gibts dazu auch einen Flyer, in dem das ganz gut erklärt ist.
Herrje, wir haben damals zu zweit als bahnaffine Personen fast eine Stunde nach der richtigen Fahrkarte recherchiert. Ich war ja vormittags in Mülheim und nachmittags sind wir dann nach Velbert und Hattingen gefahren. Da alle diese Orte als Tarifstufe B eingetragen waren, habe ich das genommen. Nur habe ich halt online nichts dazu gefunden, welche Tarifstufe man wohin braucht, sondern es nur dem Aushang an der Haltestelle entnommen. Glaub mir, wir standen kurz vor der Verzweiflung. Wie soll denn Otto Normalfahrgast da durchblicken?
Hast du vielleicht einen Link zu dem Flyer?
JeDi @ 12 Jul 2020, 12:12 hat geschrieben: Die Startwabe wird aufgedruckt, die ersten zwei Stellen der Wabennummer sind praktischerweise auch gleich das Tarifgebiet.
Gerade nochmal nachgeschaut - auf dem Stempel sind die ersten beiden Ziffern 35, was dem Tarifgebiet Essen Mitte/Nord entspricht. Habe ich das richtig verstanden?
https://vrr.de/psf/

Da die Fahrkarten aber z.B. in Essen im Fahrzeug entwertet werden, müsste ja der Stempel beim Überfahren einer Tarifzonengrenze anders sein. Woher weiß denn der Entwerter, wann er eine Tarifzonengrenze überfährt?
Und da der Startort ja nicht unbedingt die zentrale Wabe sein muss (der Preisstufenfinder gibt mir Stufe B für Essen - Dortmund aus), ist es doch unmöglich zu überprüfen, ob ich mit meiner Fahrkarte erst nach Mülheim und dann nach Dortmund fahre, oder? Und Mülheim - Dortmund ist ja nicht mehr B.
Bei der Kontrolle wurde immer ewig lange auf unsere Fahrkarte geschaut und ich habe mich gefragt, nach was der Kontrolleur eigentlich schaut. Es steht ja nur groß "B" drauf und der Entwerterstempel, der ja unpraktischerweise halb auf dem maximal ungünstig angebrachten Reflektions-Echtheits-Streifen (wie nennt man diesen silbern-glänzenden Streifen eigentlich?) ist.
146225 @ 12 Jul 2020, 14:00 hat geschrieben:Du hast es nicht explizit dazu geschrieben, aber es müsste die "blaue Grotte" am Essener Hbf sein. Das ist zwischenzeitlich durch die nicht alltägliche Beleuchtungsform sogar so etwas wie eine künstlerische Location geworden. Der ursprüngliche Zweck - die Lichtinstallation gibt es auch schon ein paar Jährchen - war allerdings eher sinister: es gab wohl mal ein größeres Drogenproblem in der unterirdischen Haltestelle, und anscheinend ist nach entsprechendem Konsum das blaue Licht nicht mehr so gut zu ertragen - also blieb die Drogenszene weg.
Scheint mir eine plausible Erklärung für das blaue Licht zu sein, danke! Aber was ich nicht verstehe - warum muss es denn so dunkel sein? Auch einige andere unterirdische Haltestellen haben das Problem. Schummerlicht trägt jetzt nicht gerade zur Erhöhung der gefühlten Sicherheit bei...


Tag 6 Fahrradtour durch Essen

Essen besticht nicht gerade durch Fahrradfreundlichkeit. Gut, für die überraschend hügelige Topografie kann die Stadt nichts - für die viel zu lückenhafte Fahrradinfrastruktur mit viel zu vielen Fahrstreifen, die jedes Linksabbiegen zum Selbstmordkommando werden lassen, dagegen schon.
https://goo.gl/maps/vVnRS2eTBWeDSG1k7
Aber gut, wem das zu gefährlich ist, der kann ja auch den nicht benutzungspflichtigen Radweg nehmen und dafür statt einer LSA vier überqueren - die natürlich so geschaltet sind, dass man zwingend dreimal warten muss.

https://goo.gl/maps/WGLfhLkHSaqkfufH7
Fairerweise muss man sagen, dass hier etwas passieren wird - demnächst wird der rechte Fahrstreifen zu einer separaten Spur für Busse und Radfahrer.
https://ris.essen.de/sdnetrim/UGhVM0hpd2NXN...g/V2_Plan_1.pdf
Allerdings nur in nördlicher Richtung. In südlicher Richtung dürfen sich Radfahrer unverändert durch den attraktiven Tunnel zwischen den Autos kämpfen... Ein weiteres Beispiel der autozentrierten Denkweise.

Aber es gibt ja auch vorbildliche Radwege und die führen über zwei ehemalige Bahntrassen und weisen daher erträgliche Steigungen auf.
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Da kann man schon mal darüber hinwegsehen, dass ein Autofahrer uns zu einer Vollbremsung zwingt, weil er plötzlich direkt vor uns auf dem Radfahrstreifen anhält, um rückwärts in eine Parklücke zu setzen.

Seerosen im Schlosspark Borbeck
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Essen ist bekannt für die Zweiteilung in den reichen Süden und den armen Norden, welcher mir sofort ins Auge sticht.
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Dafür besorgen wir uns in Altenessen zum Mittagessen eine Falafelrolle für 2 ¤ - ich hätte nicht gedacht, dass man das zu diesem Preis irgendwo in Deutschland bekommt.

Aus der Vogelperspektive von einer der Abraumhalden sieht man noch ein paar Schlote des Ruhrgebiets. Jede Halde ist mit einem anderen Kunstwerk verziert, rechts im Hintergrund der Tetraeder in Bottrop.
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Wenden wir uns wieder Schienenfahrzeugen zu - 5237+5233 überqueren den Rhein-Herne-Kanal
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5015+5016 an der Boyer Straße
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Sinnvolle LSA-Steuerung sieht anders aus - wäre heute nicht Sonntag mit wenig Verkehr, müsste die Bahn hinter einem einzelnen Linksabbieger wohl einen kompletten Umlauf warten.


Woran man merkt, dass gleich die Stadtgrenze zu Gelsenkirchen folgt? Am Gleiswechsel. Aber natürlich gibt es zwei Gleiswechsel - auf jedem Stadtgebiet einen, damit jeder schön sein eigenes Süppchen kochen kann, ohne sich mit dem Nachbarn abstimmen zu müssen.
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Beitrag von Entenfang »

Während in Essen viele Hürden- und Holperparcours zwar für Radfahrer nicht benutzungspflichtig sind, ist in Gelsenkirchen das Gegenteil der Fall. Überraschenderweise werden in Essen sogar die schlimmsten nicht benutzungspflichtigen Radwege rege genutzt.

Nochmal 5015+5016, bereits in Gelsenkirchen am Schloss Horst
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Schloss Horst sieht deutlich hübscher aus, als der Name vermuten lässt
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Und weil hier bereits die Gelsenkirchener Tram mit Nf-Wagen und auch Busse fahren, ist das eine ganz schön große Haltestellenanlage…
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An der Endstation Buerer Straße wendet die Stadtbahn auf einem Gleis in der Mitte, sodass kurze Umsteigewege bestehen.
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Der obligatorische Besuch in Zollverein auf dem Rückweg
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Die hübschen, achterbahnartigen Lorenbahnen
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Im Neubauviertel Grüne Mitte startet in der Nähe der Uni Essen der 1. Abschnitt eines Radschnellwegs, der irgendwann mal quer durchs Ruhrgebiet führen soll. Aktuell ist in Mülheim Schluss.
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Die Essener Innenstadt finde ich wenig ansprechend. Nicht auf den ersten Blick zu erkennen ist, dass wir uns hier auf der Hauptradroute Nord-Süd befinden, welche mitten durch die Fußgängerzone führt.
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Beitrag von JeDi »

Entenfang @ 13 Jul 2020, 17:35 hat geschrieben:
JeDi @ 12 Jul 2020, 12:12 hat geschrieben: "seit Neuestem" ist gut, die gibts seit mindestens 15 Jahren - aber nicht für alle BC-Inhaber.
Keine Ahnung, welche BC-Inhaber bisher Rabatt bekommen haben - jetzt gibt es jedenfalls die Einzelfahrkarte Erwachsene BC, die mir bisher noch nie untergekommen ist.
Genau die gibts seit mindestens 15 Jahren (außer im Fahrerverkauf in der Straßenbahn).
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Beitrag von Entenfang »

Tag 7 Müngstener Brücke

Auf der Suche nach einem weiteren passenden Ausflug steht schnell die höchste Eisenbahnbrücke Deutschlands in der engeren Auswahl. Wir starten mit der S-Bahn nach Wuppertal und steigen in Vohwinkel aus, um nach einem kurzen Fußweg die Schwebebahnstation zu erreichen.
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Der Service Store scheint ein letztes Relikt des Mehdornschen Bahndenglisch zu sein...

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Sie verkehrt alle 8 Minuten und wird bald ziemlich voll - das erste Mal seit Langem, dass ich ein wirklich volles ÖV erlebe (Anm.: Stand 8.6., inzwischen schon mehrmals). Es sind ausschließlich Bahnen der neuesten Generation von Vossloh Kiepe unterwegs, die vollständig klimatisiert sind. Die Innenraumaufteilung wirkt aufgeräumt und dass alle Sitze in Fahrtrichtung positioniert sind, beugt sicher Übelkeit durch das Schwingen vor.
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Leidglich im Heck gibt es Sitze quer zur Fahrtrichtung, von denen man nach hinten einen Panoramablick genießt.
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Ein paar zusätzliche Haltegriffe an der Decke würden sicher nicht schaden, wobei das relativ kleine Profil zu beachten ist.

Zweimal hält ein Mann die erste Tür auf und noch ein dritter Kinderwagen quetscht sich rein. Nachdem die Tür endlich geschlossen ist, leuchtet der LED-Streifen plötzlich rot. "Achtung, eine wichtige Information: Die erste Tür ist defekt. Ich wiederhole: Die erste Tür ist defekt", gibt der Fahrer durch. Kollektives Stöhnen. "Ok, Sie müssten bitte alle mal aussteigen", meint eine Frau zu den zahlreichen Fahrgästen im Gang. Ein paar schieben sich herum und versuchen, sie durchzulassen. Mit einem Zwillingskinderwagen natürlich chancenlos. "Sie müssen schon aussteigen, ich komme sonst nicht durch", wiederholt sie. Ein paar Fahrgäste brauchen noch einen dritten Anlauf, ehe sie endlich aussteigen und der Zwillingskinderwagen durch den Gang zur zweiten Tür und nach draußen manövriert werden kann. Dafür gibt es den Entenfangschen Preis für Fahrgastfehlfunktion - herzlichen Glückwunsch!

Interessanterweise fängt sich die Tür scheinbar nach zwei Stationen wieder, denn der rote LED-Streifen erlischt. Aber nur, um dann wenig später wieder aufzuleuchten. Noch eine Station weiter geht er endgültig aus und die Tür öffnet wieder, als sei nichts gewesen. Überempfindliche Türsoftware verursacht vermeidbare Störungen...

Die Wendeschleifen haben erstaunlich enge Bogenradien
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In Gegenrichtung wird inzwischen der Takt verdichtet. Alle Signale sind verhüllt, denn die Züge fahren mit ETCS Level 2.
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Höher als beim Einstieg in eine Niederflurstraßenbahn von Straßenniveau ist die Stufe bei der Schwebebahn auch nicht
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Flugs über die Wupper – doch damit scheint ja erstmal für 1 Jahr weitgehend Schluss zu sein.
https://www.wz.de/nrw/wuppertal/stadtwerke-...obox=1593767307
Hätte man doch nicht 1987 die Straßenbahn eingestellt...

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Beitrag von Entenfang »

Wir begeben uns zum Bahnsteig, um mit der S7 (LINT von Abellio) über Remscheid zum Hp Solingen-Schaberg zu fahren, der direkt an der Müngstener Brücke liegt. Zahlreiche Fahrgäste warten bereits und es sieht danach aus, als wäre ordentlich der Wurm drin. Die Abfahrt vor einer Stunde wird mit +60 angekündigt, die von vor 20 Minuten mit +25 und die eigentliche mit Ausfall. Ob der Takt 20 auf dieser Linie so sinnvoll im sonstigen Takt 30 ist, sei mal dahingestellt. Die Strecke ist komplett zweigleisig, aber nicht elektrifiziert. Mit +9 verlassen wir in einem gut gefüllten LINT Wuppertal-Oberbarmen. Ein Großteil der Fahrgäste steigt aber bereits am nächsten Halt wieder aus. Bis wir über die Brücke rollen, sind wir schon bei +14.
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Einen kurzen Spaziergang später ist ein Aussichtspunkt gefunden, die Hiobsbotschaft habe ich da schon wieder verdaut. Es kommt, wie es kommen musste und die Brücke ist gerade eingerüstet. Wir steigen ins ruhige Tal an der Wupper ab.
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Um sie zu überqueren, gibt es eine Schwebefähre, die durch eine Handwippe (bei Bedarf unterstützt von zwei Fährleuten) betrieben wird. Statt der ursprünglich genehmigten 2 Fahrgäste dürfen zum Zeitpunkt meines Besuchs wieder 6 gleichzeitig drauf - nur mit Maske und nach Eintragung von Namen und Telefonnummer. Ein Zettel verkündet, dass die Griffe nach jeder Überfahrt desinfiziert wurden. Wahrlich ein hohes Ansteckungsrisiko auf einer offenen Plattform...

Die Übersetzung des Getriebes ist auf leichteres Wippen bei gleichzeitig geringerer Geschwindigkeit ausgelegt, sodass es ein stetes Auf und Ab ist. Der Werkzeugkasten auf der Fähre ist nicht gerade vertrauenserweckend - zumindest kann man sich helfen, wenn es eine technische Störung am Fahrzeug gibt. Zwei Rentner mit Pedelec sind mit uns auf der Fähre und sirren leise davon. Wir laufen weiter entlang der Wupper bis Solingen-Burg, wo es das Schloss Burg gibt. Schade, dass es nicht Burg Burg heißt.
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Eine weltweit einzigartige Kuriosität ist die Obus-Drehscheibe.
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Im Regelbetrieb wird sie nicht mehr benötigt, da die Linie 683 von Obussen mit Hilfsantrieb befahren wird, welche noch zwei Haltestellen weiter verkehren.
Wegen Bauarbeiten sind zum Zeitpunkt meines Besuchs nur Dieselbusse im Einsatz und die Linie ist an der Wendeschleife Krahenhöhe gebrochen.
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Wir setzen uns auf die Bordsteinkante und warten die verbleibenden 8 Minuten bis zur Abfahrt. Eine ältere Frau kommt vorbei. "Entschuldigung, darf ich Sie kurz stören? Ich habe gehört, man kann beim Busfahrer jetzt keine Fahrkarten mehr kaufen. Wissen Sie, wo man die bekommt?" An Vorverkaufsstellen (von denen es hier vermutlich keine gibt) und in der App. Ich deute auf die aushängende Werbung an der Haltestelle. "Hmm, in der App? Ich habe ja ein Handy, aber ich kenne mich nicht so gut aus. Naja danke, ich probiere es mal." Eine Minute später wendet sie sich nochmal an mich, es ist ihr sichtlich ein wenig peinlich. "Ähm, wo bekomme ich denn diese App?" Ich vermute mal, im App Store... "Aha, ja, im App Store. Normalerweise macht das ja mein Schwiegersohn. Wo finde ich denn diesen App Store?" Sie zeigt mir ihren Bildschirm, wischt nach links und rechts - tatsächlich, kein Symbol für den App Store. Nach scharfem Hinsehen entdecke ich das sehr kleine Symbol, versteckt in einem Ordner. Ich öffne ihn. "Ohh, vielen Dank!!!" Sie sucht die App heraus. Eine Minute später spricht sie mich wieder an, es ist ihr offenbar wirklich sehr unangenehm. "Haben Sie zufällig diese App und könnten Sie eine Fahrkarte für mich kaufen? Ich kann Ihnen das Geld in bar geben." Leider nicht, wir haben die Fahrkarte am Automaten in Essen gekauft... "Was muss ich denn jetzt machen?" Ich deute auf den Laden-Button. Es erscheint ein Hinweis, bitte zweimal auf den Einschaltknopf zur Bestätigung zu drücken. Dabei geht der Bildschirm aus. Neuer Versuch, der Laden-Button erscheint wieder. "Achje, da waren wir ja schon. Was soll ich bloß machen?" Na machen Sie sich mal keine Sorgen, so wahrscheinlich ist es auch nicht, dass da ein Kontrolleur kommt. In der Stadt können Sie ja dann eine Fahrkarte kaufen. "Ich möchte aber nicht Schwarzfahren. Normalerweise fahre ich ja nie, aber ich muss jetzt mein Auto abholen..." Sie versucht es nochmal, drückt dieses Mal schneller und - hurra - es klappt! "Ahhh, vielen Dank!!!"

Über eine schöne Überlandstrecke durch den Wald geht es bergauf, ehe wir in einen Gelenk-Obus umsteigen und bis ins Zentrum fahren.
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Die 160.000-Einwohner-Stadt hat eine riesige Ausdehnung und ein großes Obusnetz.
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/comm...us_Solingen.png
Mit 57 km ist es nicht nur mit Abstand Deutschlands längstes, sondern auch mit einer Hitparade von kuriosen Haltestellennamen vorne dabei. Wenn der Werwolf ins Dingshaus kommt, ist man vielleicht eher im Jammertal als Aufderhöhe. Oder so ähnlich.

Die zentrale Haltestelle Graf-Wilhelm-Platz ist riesig
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Beitrag von Entenfang »

Hier herrscht reger Verkehr - abgesehen von den Hess-Wagen mit Diesel-Hilfsantrieb stellen VanHool-Wagen den Großteil der Flotte
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Beschriftung einmal mit Profis?!
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Kein Schaufensterbummel, kein Verweilen. Nur Einkaufen.
Jawohl, lieber Zettel auf der Tür zur Shopping Mall. Ich ignoriere dich eh, denn Shopping Malls suche ich vorwiegend auf, um aufs Klo zu gehen.

Wir nehmen den Obus zum Bahnhof. Eine Frau steigt mit ihrer siebenjährigen Tochter ein. Mama trägt die OP-Maske demonstrativ am Kinn, drauf steht irgendwas mit Merkel, das ich aber nicht entziffern kann. "Mama, du musst einen Mundschutz tragen", klärt ihre Tochter, die vorbildlich einen trägt, sie auf. "Gar nichts muss ich."

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Eine knappe halbe Stunde später sind wir am Bahnhof - wenn Solingen hübsche Ecken hat, haben wir sie heute nicht gefunden. Dazu passt auch, dass die Müngstener Brücke tatsächlich zu den Top-Sehenswürdigkeiten der Stadt gehört. Die Eiscafé-Dichte ist jedenfalls rekordverdächtig.

Die Abellio-Automaten dürfen offenbar nicht auf den Standort der abgebauten DB-Automaten
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Mal wieder ein Beispiel sinnvoller Gleisnummerierung
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Zwei von DB Sicherheit stehen am Bahnsteig, beide ohne Maske, einer raucht unauffällig.

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Wir nehmen die S-Bahn, aber nur bis Düsseldorf-Eller Mitte. Denn dort ist besteht die erste Gelegenheit, zur Straßenbahn umzusteigen. Eigentlich hatte ich mir für den Besuch in Essen ja vorgenommen, Deutschlands längste BOStrab-Route (von Krefeld nach Witten) zu befahren. Da die Strecke zwischen Bochum und Witten allerdings aktuell im SEV bedient wird, fiel diese Option leider flach.

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Gegen 17:15 Uhr rollt eine Duewag-Bahn der Linie U75 an die Haltestelle. Wir steigen erstmal ein, ich fasziniert von den Klappstufen, die immer sirrend ausfahren, ehe die Türen öffnen und erst nachdem sie wieder geschlossen sind einfahren. Mein Gastgeber meint, sie würden sehr böse piepen, wenn man sich draufstellt. Ich traue mich nicht, das auszuprobieren.
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Wir beschließen, schon nach drei Haltestellen wieder auszusteigen, denn eigentlich wollen wir lieber oberirdisch fahren und steigen in die Straßenbahn um.
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Es muss schon lange nicht mehr geregnet haben, denn das Rasengleis ist gelb und vertrocknet.
Eine Düsseldorfer Besonderheit ist die Gelbphase an Fußgängerampeln
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Beitrag von Entenfang »

Wofür ist Düsseldorf eigentlich bekannt? Mir fällt zur Landeshauptstadt von NRW einfach gar nichts ein. "Düsseldorf ist die Stadt, in die du als Auswärtiger niemals mit dem Auto fahren solltest", klärt mich mein Gastgeber auf. Nicht, dass ich das vorhatte. Aber warum eigentlich? "Wegen der völlig unverständlichen Verkehrsführungen."
Wir nehmen ganz hinten in der Tram Platz, am Hilfsführerstand gibt es sogar einen frei zugänglichen Klappsitz, der mir einen Panoramablick auf die Straße hinter uns bietet. Neugierig blicke ich nach draußen, als wir uns in Bewegung setzen.

Bitte einordnen. Drei geradeaus werden zu zwei links und einer geradeaus und rechts. Dann wird noch eine Rechtsabbiegespur aufgemacht. Zwei rechts und drei links und hier noch ein Kreisverkehr. Linksabbieger bitte rechts fahren und Rechtsabbieger links und auf den Gleisen bitte nicht wenden sondern da vorne an der Ampel und im Kreis fahren und... mir wird schwindlig.

Hier musste die Haltestelle leider zurückversetzt werden, denn man braucht ja zwei Linksabbiegespuren.
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Die vielen Einstiege von Fahrbahnniveau werden glücklicherweise alle durch LSA gesichert - sonst müsste man hier wohl um sein Leben fürchten. Die Position lässt mich annehmen, dass man sie für Dotra ausgelegt hat
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Mäßiger Erfolg, durch Rosen Fußgänger von der Querung abzuhalten
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An der Steinstraße mal ein Beispiel einer guten Haltestellenanlage - man kann ebenerdig die Fahrbahn an der LSA queren, aber auch querungsfrei in die U-Bahn umsteigen.
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Eines ist jedenfalls auffällig. Etwas fehlt - und zwar Radfahrer. Das ist auch kein Wunder, denn es gibt fast überhaupt keine Fahrradinfrastruktur. Viel Spaß beim Handausstrecken und von der rechten der drei Rechtsabbiegespuren über zwei Geradeausspuren auf die Linksabbiegespur zu kommen. Um nochmal meinen Gastgeber zu zitieren - und ich finde das äußerst treffend formuliert: "In Düsseldorf ist es ganz einfach - einen Meter Gehweg auf beiden Seiten und dazwischen so viele Autospuren wie möglich."
Wirklich unerhört, dass sich der Düsseldorfer OB erlaubt hat, auf einer einzigen (!) Nord-Süd-Strecke eine Umweltspur einzurichten. Auf dieser dürfen nur Busse und Fahrräder und Taxis und Elektroautos fahren - Fahrzeuge mit mehr als drei Insassen nicht mehr. Wahrlich eine Revolution für den Radverkehr! So eine gute Radverkehrsinfrastruktur gibt es nirgendwo auf der Welt!
https://www.duesseldorf.de/verkehrsmanageme...weltspuren.html

Achja, und um mal die mehr als offensichtliche Einstellung im Autoland NRW zu verdeutlichen, hier ein WZ-Artikel, der zu rund 3/4 daraus besteht, zu beschreiben, wie schlimm es für Autofahrer ist, im Stau zu stehen.
https://www.wz.de/nrw/duesseldorf/umweltspu...er_aid-46812445
Wahrlich schlimm. Dass Radfahrer ständig angehupt, geschnitten und auf Hürdenparcours verdrängt werden, ist ja egal. Und überhaupt - was erlauben die sich eigentlich? Einfach so am Stau vorbeifahren?

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In der Innenstadt wurde der MIV in einen Tunnel verbannt - so sah es dort vorher aus:
https://goo.gl/maps/PPpXDTyH39fiYWes8

Beispielhafte Verkehrsraumaufteilung
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Man konnte es natürlich nicht lassen, für den MIV mussten es ja 3 Fahrstreifen sein. Vermutlich damit keiner in den Bremsweg der Straßenbahn fährt, wurde die durchgezogene Linie angebracht.

Nachdem wir die neu gewonnene Lebensqualität in der Innenstadt passiert haben, steigen wir schließlich in die U79 um.
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Die mit 41 km längste U-Bahnlinie Deutschlands wird uns bis nach Duisburg bringen. Nach einigen Vororten führt sie ein Stück über freies Feld. In der HVZ verkehrt die komplette Linie trotzdem im Takt 10 und das Fahrgastaufkommen ist überschaubar. Zahlreiche Bedarfshaltestellen passieren wir ohne Halt. Woran erkennt man die Stadtgrenze zwischen Düsseldorf und Duisburg? Es gibt einen Gleiswechsel.

Im Süden von Duisburg gibt es den Geisterbahnhof Angerbogen, der für eine geplante Großwohnsiedlung eingerichtet wurde. Diese wurde aber nie realisiert und der Bahnhof ist nie benutzt worden.

In Duisburg fällt auf, dass zahlreiche Bahnsteige noch nicht auf Stadtbahnniveau erhöht wurden und somit keinen stufenfreien Einstieg bieten. Und warum man an Zugängen zu Hochbahnsteigen zwingend Treppen verbauen muss, wenn problemlos eine Rampe platzfinden würde, wird wohl auch ein Geheimnis bleiben. Im Gegensatz zum quirligen Düsseldorf wirkt Duisburg geradezu ausgestorben. Nur wenige Menschen sind auf den holprigen Straßen und noch holprigeren Radwegen unterwegs, auch die Fahrgastzahl steigt kaum an, als wir uns der Innenstadt nähern. Das für seine Abgeranztheit berühmt-berüchtigte Duisburg kann meiner Meinung nach kaum mit den meisten ostdeutschen Großstädten mithalten, in denen es viel mehr verfallene und unsanierte Gebäude gibt. Gleichwohl haben diese aber auch prozentual deutlich mehr Einwohner verloren als Duisburg.
Hier hat es nur für einen Fahrkartenautomaten gereicht
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Die äußerst großzügige unterirdische Haltestelle Duisburg Hbf - im Gegensatz zu München hat hier leider keine Vervielfachung der Fahrgastzahlen in den letzten Jahrzehnten stattgefunden
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Beitrag von Entenfang »

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Trennung in Hochflur und Niederflur
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Immer schön freie Rechtsabbieger einrichten, damit man als Radfahrer zwingend einmal vor Rot steht
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Offenbar rechnet Duisburg nur mit einem einzigen Radfahrer pro Ampelumlauf an dieser Kreuzung, so klein ist die Aufstellfläche auf der Verkehrsinsel
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Wir steigen in die Linie 901 um, welche uns nach Mülheim bringen wird. Immerhin, auf einem längeren Abschnitt gibt es tatsächlich einen ordentlichen Radfahrstreifen, auch wenn der Sinn einer Führung zwischen parkenden Autos und dem Gehweg hinterfragt werden kann.

Ein Highlight gibt es in Mülheim: Ein entgegenkommender PKW, der links abbiegen möchte, steht an der Haltelinie, hat sich allerdings auf unserem Gleis eingeordnet. Für diese Fahrbahnmarkierung, die dieses gefährliche Fehlverhalten massiv begünstigt, gibt es den Entenfangschen Preis für die dümmste Verkehrsführung. Herzlichen Glückwunsch nach Mülheim!
https://flic.kr/p/GJt87N

In Mülheim bleibt das Fahrgastaufkommen ähnlich gering wie in Duisburg und wir steigen weiter Richtung Essen um. Es geht auf 21:00 Uhr zu, als wir Essen erreichen. Ups, ich habe mit zwei Stunden gerechnet - es hat aber über dreieinhalb gedauert und zwar ohne auch nur einen Fotostop einzulegen. Um alle Fails der Strecke festzuhalten, wäre ich wohl eine Woche beschäftigt.
;)
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Beitrag von JeDi »

Entenfang @ 14 Jul 2020, 22:11 hat geschrieben: Ob der Takt 20 auf dieser Linie so sinnvoll im sonstigen Takt 30 ist, sei mal dahingestellt.
Kurz gesagt ja - die S7 richtet sich in ihrem Takt an der S1, an die sie in Ohligs bahnsteiggleichen Anschluss bietet. Und die fährt im 20-Minuten-Takt ;-). Anschlüsse in Wuppertal ergeben sich dadurch freilich eher zufällig, dort gibts allerdings auch keinen wirklich eindeutigen Anschluss.
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Beitrag von Lobedan »

Entenfang @ 14 Jul 2020, 21:13 hat geschrieben:Wofür ist Düsseldorf eigentlich bekannt?
Für das größte japanische Volksfest in Europa!
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Beitrag von 146225 »

Ich denke @Entenfang müsste sich einfach die Zeit nehmen, die von ihm besuchten NRW-Städte - und den Rest dazu - nochmals in Ruhe und unter einem ganz anderen Blickwinkel zu entdecken. Wer hier "klassische" Schönheit in den Städten sucht oder gar den Puppenstuben-Charme von Heidelbergs Altstadt, der wird sicherlich enttäuscht werden. Gerade Städte wie Duisburg erschliessen sich nicht auf den oberflächlichen Blick, den Zugang dazu muss man sich aus der unglaublichen Vielfalt, dem hohen Anteil Grün und den herzlichen Menschen selbst auftun. Hier in Duisburg trifft die offene, lockere Lebensart der Rheinländer auf die pragmatischen "Watt is mit anpacken?"-Pottis, das ist eine Mischung, die selbst in den angespannten Zeiten im März/April diesen Jahres noch recht gelassen blieb. Streit im Supermarkt wegen diesem oder jenen Hamsterartikel hätte ich hier auf jeden Fall nicht erlebt, in Düsseldorf nebenan muss das Alltag gewesen sein, wenn ich den Erzählungen der Kollegen glauben darf.

Wer die bunte Reise durch Duisburg mal ausprobieren will: meine Idee dafür wäre die Tramlinie 903, die in Hüttenheim am HKM-Stahlwerk im Süden beginnt und aus der ihr - so ihr nicht bis ins benachbarte Dinslaken durchfahren wollt - am Nordrand in Walsum aussteigen könnt; nach über einer Stunde hat man viel von dem kunterbunten Mikrokosmos der Stadt gesehen. Dinge die nachdenklich machen genauso wie Überraschungen die ihr so nicht erwartet hättet. Und so oder ähnlich, nur unter den jeweiligen lokalen Vorzeichen, gilt das auch für Essen, Dortmund und all die anderen Städte hier.

Die "Geisterstation" der U79 in Huckingen am Angerbogen könnte spät übrigens eines Tages doch noch ihre Berechtigung finden - gerade die südlichen Duisburger Stadtteile erleben Neubau und Zuzug in hoher Zahl - beliebte Alternative für all diejenigen, die sich die Düsseldorfer Preise nicht (mehr) leisten können. Und so wird auch in dieser Ecke Duisburg noch wachsen.

Was das besondere an Düsseldorf ist? In meinen Augen der Snobismus. Nur weil man gegenüber Städten wie Wuppertal & Co. deutlich mehr Geld hat und auch ein paar Unternehmen in der Stadt, die mit der dicken Knete protzen können, dazu noch Landeshauptstadt ist, glaubt man sich haushoch überlegen. Und die Anhänglichkeit ans Auto ist in der Tat hoch: wenn da nur irgendwo ein Parkplatz wegfallen soll, jammert vor allem die Generation Ü50 gerne, dass man jetzt wohl den Leuten das gute Auto endgültig verleiden will.
München kann jeder. Duisburg muss man wollen!
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Beitrag von 218217-8 »

Entenfang @ 14 Jul 2020, 21:11 hat geschrieben:Hier herrscht reger Verkehr - abgesehen von den Hess-Wagen mit Diesel-Hilfsantrieb stellen VanHool-Wagen den Großteil der Flotte
... wobei der abgebildete Obus ein Berkhof ist und kein Van Hool.
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