Südostbayer @ 30 Apr 2021, 18:34 hat geschrieben:Naja, in einer "ÖPNV-Strategie 2030" erwarte ich eigentlich eine Zielvorgabe und ein passendes Konzept.
Ich auch.
Südostbayer @ 30 Apr 2021, 18:34 hat geschrieben:Deinem thematisch - sorry - arg sprunghaften Beitrag entnehme ich,
dass er eigentlich gar nicht so viel direkt mit der "Bayerischen ÖPNV-Strategie 2030" zu tun hat.
Ansonsten entnimmst du den Beiträgen, dass man auf dem Land mit aus der Stadt bekannten und vor allem von der Staatsregierung verbreiteten Dogmen und Prinzipien nicht immer weiterkommt, also bespielsweise minutengenauen Takten auf exakt gleichen Linienwegen etc. und dass das deswegen aber kein schlechter ÖPNV ist, wie das oft hier von ÖPNV-Befürwortern dargestellt wird. In meinen Entwürfen gibt's tatsächlich Linien mit drei Fahrten je Schultag und große Rufbusgebiete. Man könnte auch noch dazu sagen, dass man sich von vornherein nicht der Illusion hingeben darf, dass auch der Modal Split auf dem Land auch im Optimalfall nie der gleiche sein kann wie in der Stadt, dass aber auch das nicht schlimm ist, auch wenn die ersten Beiträge hier im Thema deswegen schon wieder skeptisch sind. Das heißt aber genausowenig, dass man gar nichts tun müsste/könnte/sollte. Darauf bezog sich ja mein Ursprungbeitrag, der da meinte, dass vielfach überhaupt schon ein ÖPNV nicht schlecht wäre, also mit Augenmaß und undogmatisch von mir aus auch mit Lücken vor allem am Vormittag oder losem Bus/Zug-Mischverkehr statt barrierefreiem Stundentakt 5-20 Uhr, wie ihn die BEG fordert. Es muss ja nicht ewig so bleiben, wäre aber eine Verbesserung. Und letztlich haben z.B. bei der in Bayern typischen Richtungsfrage "der Zug ist viel attraktiver" und "der Bus ist viel flexibler und billiger und wer denkt an den Schülerverkehr?" ja letztlich beide Seiten recht. Also warum nicht mit Augenmaß mit beidem anfangen, wenn alle ihre Maximalforderungen "auf keinen Fall einen Zugverkehr!" und "auf keinen Fall einen parallelen Bus!" aufgeben, auf "Flugtaxis" und autonome Fahrzeuge würden oder in jedem Dieselbus oder -triebwagen keinen Fortschritt erkennen will. Der Rest bezog sich wie gesagt weitgehend auf die Antworten auf "Überhaupt mal welcher!"
Südostbayer @ 30 Apr 2021, 18:34 hat geschrieben:Mit zwei zusätzlichen Busrunden zwischen Pfarrkirchen und Simbach zzgl. Umwandlung von "nur Schultags"-Fahrten in "wochentags" wird man kaum Fahrgäste zum Umstieg bewegen.
Ich bezog mich auf die Frage des Angebots und kenne die örtlichen Umstände nicht genau. Die Frage der Nutzung ist aber eine völlig andere, wie das verlinkte Beispiel mit dem bundesweit beachteten kostenlosen Stadtbus zeigt, den aber seit Ausweitung des Angebots und Einführung der 100%-Subvention dennoch kaum mehr Leute benutzen als vorher, jedenfalls steigen die Nutzerzahlen wohl nur sehr langsam und im Prinzip nur um das Maß, um das mit steigendenen Verkehrszahlen relativ gesehen weniger Parkpätze zur Verfügung stehen. Simbach - Pfarrkirchen dürfte, wenn man sich auch die Bahnkapazitäten anschaut, so ein Beispiel sein, wo man dazusagen muss, dass ein 12m-Bus, der mindestens einmal am Tag voll mit Schülern ist, den Rest des Tages nicht ansatzweise voll sein muss, um unter'm Strich flottenmäßig die günstigste Lösung zu sein. Ich vermute, selbst wenn sich die Fahrgastzahlen verdreifachen würden, käme dort (genauso wie bei der Betrachtung des Stadtbusses in Pfaffenhofen) der Einwand, dass ein Kleinbus auch reichen würde, weil der große Bus ja gar nicht "voll" wäre. Das ist so ein unterbewusstes "Erfolgskriterium", das bis tief in die ÖPNV-Befürworterschaft immer wieder kommt.
Das nächste ist, dass es rein gar nichts bringt, mal zwei Jahre das Angebot zu verbessern und dann, weil der große Bus ja die meisten zeit immer noch nicht "voll" ist, alles wieder abzuschaffen. Im Falle von Simbach - Pfarrkirchen fehlt's offenbar zudem an der Kommunikation, weil so wie ich das Angebot hier dargestellt habe, kriegen es vermutlich potentielle Fahrgäste gar nie zu sehen. Wenn die nur die Einzelfahrten unterschiedlicher Unternehmer sehen (wenn sie überhaupt irgendwie damit in Kontakt kommen), ist natürlich völlig egal, ob da zwei Fahrten mehr fahren und die "S" wegfallen. Bei uns beispielsweise muss ich selbst die Gemeinde seit Jahren drauf hinweise, dass sie bei der Darstellung der ÖPNV-Linien seit Jahren immer mindestens eine unterschlagen und es sinnvoll wäre, wenn man auf bestimmten Achsen alle Fahrten auf einen Blick hätte, am besten auch mit Karte. Mit der auf dem Land ohne Verbund oder den üblichen unmotivieren Kreisverbünden gefahrenen Kommunikation befassen sich viele gar nicht erst, obwohl es am Angebot noch nicht einmal liegt. Ich hab in unserem Fall jahrelang mit Leuten gesprochen, die sich z.B. einen ÖPNV wünschen und z.B. so einen einfachen Wunsch haben wie einen Bus Samstagmorgen in die Kreisstadt zum Einkaufen und mittags retour. Die waren ganz verblüfft, dass sonst nix, aber genau so zwei Fahrten tatsächlich seit mindesten 40 Jahren existieren. Die RBA legt nur leider wenig Wert auf Fahrplanaushänge, der Subunternehmer hat's aufgegeben zu motzen und die Gemeinde verschweigt's wie gesagt seit Jahren auf der Internetseite und hat auch nicht so Bock diese Linie zu kommunizieren wie zwei weitere für die Ortsteile. Ich hab das mal eine Weile privat gemacht, hab aber natürlich erst recht nicht die Reichweite.
Wie gesagt, das ist jetzt nicht die Strategie 2030, aber bei der dafür notwenigen Bestandsaufnahme des Status Quo hängt's oft nur an fehlender Zuständigkeit, Motivation und bis nächste Woche zu korrigierenden Kleinigkeiten, um schonmal anzufangen. Von "gar nichts" direkt auf die großen Lösungen gehen zu wollen, wird schiefgehen. Deswegen baut der MVV in Freising von vielen hier kritisiert, aber aus meiner Sicht sinnvoll das Busangebot auf Linien wie dem 610 oder 617 und damit nachweislich auch die Nachfrage schrittweise aus. Dass die Leute von heute auf morgen die Autos stehen lassen, ist völlig illusorisch, das braucht 1,5 Generationen! Die heutigen Ü60 mit der "Fortschrittsidee" von 1970 wird man eher gar nicht mehr erreichen, außer sie müssen, und bei den anderen wird das Zweit- und Drittauto und die Gewohnheit es zu nutzen, weil's geht, auch nicht von heute auf morgen oder binnen zwei Jahren schlagartig verschwinden.
Wenn sowas regional ansatzweise funktioniert, z.B. im Südschwarzwald, dann weil das ÖPNV-System seit fast 100 Jahren im Grundsatz unverändert etabliert ist und selbst bei Nichtnutzern in Umfang und Funktion sehr viel bekannter als in vielen Gegenden Bayerns, wo Busse rumfahren, die sich eine Hand voll Leute wünscht, die aber wie in einer Parallelwelt verkehren und das wohl auch weiterhin tun würden, wenn man den Fahrplan mal eine kurze Zeit auf einen Halbstundentakt hochsetzt, ohne aber die Grundprobleme anzugehen, die schon mit der Art der Kommunikation unserer Staatsregierung losgehen, die den ÖPNV immer als irgendwas verzichtbares darstellt, was man "bedarfsgerecht" netterweise "zusätzlich" zum viel besseren MIV einrichtet, wenn's gerade passt. Dass sind man auch daran, dass sich gerade massenweise Gemeinderäte dran stören, dass neuerdings bei uns im Landkreis bei der Ausweisung von Baugebieten ÖPNV als Infrastruktur nachgewiesen werden muss. Da sagen viele, ja aber für Leute, die den gar nicht brauchen? Lustigerweise fragt das bei der Versorgung von Grundstücken mit Strom, Internet, Abwasser und bei der Gewährleistung des Schulwegs nie einer. Da kommt keiner auf die Idee, dass Häuser, die von Rentnern erstbezogen werden niemals Bewohner mit schulpflichtigen Kindern haben werden. Das Thema der tatsächlichen Auslastung eines Angebots ist vor allem erstmal gesamtgesellschaftliche Kopfsache und nicht so sehr eine Frage ob fünf gut gewählte Busabfahrten am Tag da sind oder sofort ein Halbstundentakt oder sowas. Es kommt natürlich auch auf die Lage an, schon klar.