Bahnstreiks 2021

Alles über Eisenbahn, was woanders nicht passt.
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autolos
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Beitrag von autolos »

imp-cen @ 13 Aug 2021, 10:12 hat geschrieben:

Natürlich kann man immer nur das Geld verteilen, das man verdient. Zur Not erhöht man die Preise oder den Staatszuschuss und schafft Inflation.
Diese Aussage klingt in meinen Ohren etwas schlicht.
1. Staatszuschüsse müssen von der EU genehmigt werden. Für Unternehmen, die im Wettbewerb stehen, wird ein solcher Zuschuss aufgrund Gehaltssteigerungen garantiert NICHT genehmigt. Es hat sich als nichts mit höheren Zuschüssen.
2. Außer den Infrastrukturgesellschaften, stehen alle DB-Unternehmen auch im Wettbewerb. Wenn DB Regio die Preise erhöhte (geht ja nur im Rahmen von Ausschreibungen), werden die Marktanteile noch weiter zurückgehen. Dann gewinnen übrigens Verkehrsunternehmen, in denen die Personale ggü. DB Regio fürs selbe Geld mehr arbeiten müssen oder die gleiche Arbeit für weniger Geld erbringen müssen. Ein Anheben der Fahrpreise würde im Regional- und Fernverkehr natürlich auch negative Nachfragewirkungen haben. Angesichts der aus Corona resultierenden Krise ist das keine gute Idee. Bei Cargo wären bei Preiserhöhungen auch Marktanteilsverluste die Folge.
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Beitrag von Metropolenbahner »

Hot Doc @ 13 Aug 2021, 11:40 hat geschrieben: Ein Vorschlag nachdem ich grad mal einige Tweets von Lokführern durchgelesen habe: Lasst euch doch Überstunden limitieren, lasst euch doch Nachtarbeit limitieren, erkämpft euch mehr garantierte freie Wochenenden und Feiertage, erkämpft euch mehr Regelmäßigkeit bei Schichtplänen.........mit heutigen Softwarelösungen sollte das alles umsetzbar sein. Kostet wenig und bringt echte Lebensqualität (und vielleicht auch mehr Kollegen).
Klingt auf den ersten Blick gut, aber auf den zweiten dürfte es in der Theorie schon so sein und in der Praxis ruft dann doch wieder die Personalabteilung an, weil irgendwo wieder was schief gelaufen ist und man doch bitte die Lücke Stopfen sollte.

Vor dem Hintergrund finde ich die Aussage eines GdLer im Radio gestern interessant, der mal wieder über die verschachtelte Firmenstruktur wetterte. Von der Bundesregierung kam darauf ein Rüffel, dass man nicht für andere Konzernstrukturen streiken dürfe, aber in dem Fall gäbs mit ner Reaktivierung des Arbeitsbereiches Traktion garantiert mehr Flexibilität bei den Schichtplänen und auch weniger Chaos bei häufigen "Notfällen", einfach weil der Personalpool größer ist und ein anderer Kollegen vielleicht näher dran wohnt oder sowieso auf Rückfahrt mit dem Taxi o.A. wäre.

Also in dem Spezialfall hier - bei dem man eben weiss, dass es früher (deutlich) besser war - halte ich das für legitim. V.a. da die Privatisierungspläne der 1990ern mittlerweile ebenfalls vom Tisch sind. Das müsste man halt nur den jungen Politikern verklickern, die davon keine Ahnung haben. Während des Sommers plus Wahlvorabendzeit ist das eigentlich ein günstiger Zeitpunkt.
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Beitrag von autolos »

Hot Doc @ 13 Aug 2021, 11:40 hat geschrieben:
Ein Vorschlag nachdem ich grad mal einige Tweets von Lokführern durchgelesen habe: Lasst euch doch Überstunden limitieren, lasst euch doch Nachtarbeit limitieren, erkämpft euch mehr garantierte freie Wochenenden und Feiertage, erkämpft euch mehr Regelmäßigkeit bei Schichtplänen.........mit heutigen Softwarelösungen sollte das alles umsetzbar sein. Kostet wenig und bringt echte Lebensqualität (und vielleicht auch mehr Kollegen).
Hierzu muss gesagt werden, dass es in den genannten Bereichen in den letzten Jahren schon massive Verbesserungen für die Fahrpersonale gegeben hat. Die Folge ist auch zu spüren, da die Flexibilität massiv gelitten hat. Hier liegt ein Grund für Zugausfälle. Um eine erhöhte Flexibilität wiederzuerlangen, sind zusätzliche Personale nötig. Das Dumme ist, dass diese Verbesserungen zwar bei der DB erstreikt wurden, Wettbewerbsunternehmen aber weiterhin hochflexibel agieren können und daher mit weniger Personal auskommen. Das hat die Wettbewerbssituation der DB schon deutlich verschlechtertet in den letzten Tarifrunden. Komischerweise sind nur die GdL-Mitglieder bei der DB so auf Krawall gebürstet, wohingegen es bei anderen Unternehmen kaum feststellbar ist, was wohl auch daran liegt, dass es dort nur recht wenige GdLer gibt. Letztlich würde durch eine weitere Schwächung der Wettbewerbssituation der DB die eigene Organisation gefährdet, weil Arbeitsplätze zu den friedlicheren Wettbewerbsunternehmen mit noch ungünstigeren Arbeitsbedingungen verlagert würden.
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Beitrag von Metropolenbahner »

autolos @ 13 Aug 2021, 13:12 hat geschrieben: Um eine erhöhte Flexibilität wiederzuerlangen, sind zusätzliche Personale nötig.
Das ist eine Lösung. Eine andere wäre ein großer Personalpool, anstatt je einer bei DB FV, DB Cargo und dann nochmals je einer bei den ganzen DB Regios.
Letztlich würde durch eine weitere Schwächung der Wettbewerbssituation der DB die eigene Organisation gefährdet, weil Arbeitsplätze zu den friedlicheren Wettbewerbsunternehmen mit noch ungünstigeren Arbeitsbedingungen verlagert würden.
Naja, wenns wirklich so schlimm wäre, dann müsste sich das oberste Management aber "langsam" auch mal Gedanken machen, wie man die Situation verbessern könnte ...

Ich vermute die ÖBB lacht sich mit ihren fast artenreinen Siemens Look- Personal- und Wartungs-Pools scheckig über das Unvermögen der Piefkebahn.

Es gibt interne und externe Probleme .. interne sollte eine Firma eigenständig lösen, notfalls halt ein paar Millionen den Consultants in den Rachen werfen.

Aber das Hauptproblem ist halt: Da würden dann ne Menge Managementplätze wegfallen - welcher Manager sägt schon am eigenen Ast, auf dem er sitzt? Deswegen geht's nicht vorwärts - schon seit Jahren.
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Beitrag von Rohrbacher »

Metropolenbahner @ 13 Aug 2021, 14:32 hat geschrieben:Das ist eine Lösung. Eine andere wäre ein großer Personalpool
bei einer einzigen großen öffentlich-rechtlichen Bahngesellschaft, der zusätzlich weder nach Nah- und Fernverkehr noch nach tausend Baureihenberechtigungen völlig unnötig fragmentiert sein müsste. Wir hätten mehr Effizienz beim Personal und auch beim Fuhrpark und würden die Zugkilometer in der Gesamtbilanz günstiger und zuverlässiger produzieren.
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Beitrag von autolos »

Rohrbacher @ 13 Aug 2021, 14:40 hat geschrieben: bei einer einzigen großen öffentlich-rechtlichen Bahngesellschaft, der zusätzlich weder nach Nah- und Fernverkehr noch nach tausend Baureihenberechtigungen völlig unnötig fragmentiert sein müsste. Wir hätten mehr Effizienz beim Personal und auch beim Fuhrpark und würden die Zugkilometer in der Gesamtbilanz günstiger und zuverlässiger produzieren.
Ich halte zwar die von dir formulierte These für nicht abwegig, aber für unzutreffend. Abgesehen davon, wäre es auch wettbewerbsrechtlich und europarechtlich schwierig. Betrachte ich die Situation heute und vergleiche sie mit der Lage 1990 muss ich sagen, dass es für Fahrgäste und Verlader heute deutlich besser ist.
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Beitrag von Rohrbacher »

autolos @ 13 Aug 2021, 16:10 hat geschrieben:Ich halte zwar die von dir formulierte These für nicht abwegig, aber für unzutreffend. Abgesehen davon, wäre es auch wettbewerbsrechtlich und europarechtlich schwierig. Betrachte ich die Situation heute und vergleiche sie mit der Lage 1990 muss ich sagen, dass es für Fahrgäste und Verlader heute deutlich besser ist.
Hä? Was hat jetzt 1990 damit zu tun? Ich kann mich nicht erinnern, dass wir damals einen öffentlich-rechtlichen Personenverkehr unter heutigen technischen und gesellschaftlichen Umständen mit den heute notwendigen Zielvorgaben und der künftig nötigen finanziellen Ausstattung gehabt hätten. Selbst wenn und auch wenn die mit dem Personenverkehr nichts zu tun haben, frag mal die Verlader, ob die 80% weniger Ladestellen wirklich besser finden. Und wenn das Europarecht aus den 80ern jetzt nicht mehr zu den Klimaanforderungen von 2020+ passen sollte, dann muss man das halt genauso anpacken wie irgendeinen rein nationalen oder regionalen Unsinn jeglicher Art. Die Bahnreform 1994 wurde auch nicht dadurch verhindert, dass das alte Bundesbahngesetz sie nicht hergegeben hätte.
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Beitrag von 146225 »

Und natürlich hast du auch schon bei einem repräsentativen Querschnitt von EVU aller Art und Sparten landauf, landab selbst gearbeitet - oder warum immer noch das Märchen, dass es anscheinend (fast?) ausschließlich bei der DB gute Arbeitsbedingungen gibt? Okay, dieses Narrativ hält sich in Foren wie diesen seit Anbeginn der Ausschreibungen im Nahverkehr und spätestens seit im Güterverkehr die Welt bunter geworden ist auch dort. Ein nachvollziehbarer Beweis, dass dem grundsätzlich auch so ist, konnte nicht erbracht werden, zumindest hätte ich noch nichts davon gelesen. Schwarze Schafe gibt es natürlich in jeder Branche, aber alle außerhalb der DB? Mhm, sicher - klingt überzeugend.

Wenn dem aber so wäre, warum sind gerade die DB-Personale im Moment so unzufrieden mit ihrem Arbeitgeber? Warum hat die DB dann überhaupt Personalmangel, wieso arbeiten überhaupt Tf bei anderen EVU statt die Lücken bei der DB zu schliessen, wenn es da doch soviel besser ist als anderswo?
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Beitrag von autolos »

146225 @ 13 Aug 2021, 15:56 hat geschrieben: Und natürlich hast du auch schon bei einem repräsentativen Querschnitt von EVU aller Art und Sparten landauf, landab selbst gearbeitet - oder warum immer noch das Märchen, dass es anscheinend (fast?) ausschließlich bei der DB gute Arbeitsbedingungen gibt? Okay, dieses Narrativ hält sich in Foren wie diesen seit Anbeginn der Ausschreibungen im Nahverkehr und spätestens seit im Güterverkehr die Welt bunter geworden ist auch dort. Ein nachvollziehbarer Beweis, dass dem grundsätzlich auch so ist, konnte nicht erbracht werden, zumindest hätte ich noch nichts davon gelesen. Schwarze Schafe gibt es natürlich in jeder Branche, aber alle außerhalb der DB? Mhm, sicher - klingt überzeugend.

Wenn dem aber so wäre, warum sind gerade die DB-Personale im Moment so unzufrieden mit ihrem Arbeitgeber? Warum hat die DB dann überhaupt Personalmangel, wieso arbeiten überhaupt Tf bei anderen EVU statt die Lücken bei der DB zu schliessen, wenn es da doch soviel besser ist als anderswo?
Abellio ist in die Krise gekommen, weil die mit geringen Personalkosten kalkuliert haben. Auch wenn nur ein Teil des Rückstands aufgeholt wurde hat es gereicht, sie an den Rand der Insolvenz zu bringen. Keolis scheint auch das Handtuch zu werfen.

Das Märchen sind immer die Behauptungen, die Bedingungen bei den Wettbewerbsunternehmen unterschieden sich nicht von denen bei der DB. Letztlich weißt du natürlich, dass der Beweis nicht erbracht werden kann, solange die Betroffenen den Mund halten. Aber es gibt Untersuchungen dazu und auch die GdL und EVG wissen darum. Die haben die Verträge vielfach geschlossen und bestimmen im Betriebsrat über die Bedingungen teilweise mit.
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Beitrag von andreas »

Und was bitte ist das denn für ein Streikchen gewesen? Wie will man so was erreichen? Ob man jetzt die Forderungen der GDL gut findet oder nicht, der Streik war ein Witz, der ärgert wirklich nur die Fahrgäste, der Bahnvorstand macht seine Platitüden und das wars... Entweder hat man die Eier für einen richtigen Streik oder man lässt es bleiben.

Aber, egal wieviel mehr Geld die GDL rausholen wird, der Beruf des Lokführers ist in der heutigen Zeit out. Den machen noch ein paar Freaks und die machen ihn sowieso, aber ansonsten passen die unsozialen Arbeitszeiten nicht mehr in die Lebensplanung vieler Menschen -und die Zeiten, wo der Beruf wichtiger war als das restliche Leben, die sind vorbei....

Und das Problem mit den Arbeitszeiten kann auch die GDL nicht schönstreiken....
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Beitrag von Metropolenbahner »

Rohrbacher @ 13 Aug 2021, 14:40 hat geschrieben: bei einer einzigen großen öffentlich-rechtlichen Bahngesellschaft, der zusätzlich weder nach Nah- und Fernverkehr noch nach tausend Baureihenberechtigungen völlig unnötig fragmentiert sein müsste. Wir hätten mehr Effizienz beim Personal und auch beim Fuhrpark und würden die Zugkilometer in der Gesamtbilanz günstiger und zuverlässiger produzieren.
Ja, das wär natürlich die superoptimale Großlösung. Aber das wird nie kommen - von daher fände ich schon das Wiederauferstehen von DB Traktion als den mittelgroßen Wurf. Bei den Baureihen von mir aus 4: Jeweils kuppelbare Einsto und Dosto von einem Hersteller. Von der Mehrfachtraktionsfähigkeit von Fahrzeugen unterschiedlicher Hersteller kann man auch nur träumen. Schön wären dann natürlich nochmal je 2 Baureihen für HGV. In dem Fall würde dann ein Dosto und ein Einsto reichen, die Längen kann man ja variieren.

Beim Thema Personal ist ja auch immer die Ausbildung auf xy Baureihen witzig. Letztens wieder in BaWü diskutiert, da junge Tf die IC2-Ersatz-ICa mit 101 schon nicht mehr fahren können. Das ist ja auch so ein Supergau - es ist ausnahmsweise das rare Personal da, das hat aber dann wieder keinen passenden Führerschein.

@autolos:
Abgesehen davon, wäre es auch wettbewerbsrechtlich und europarechtlich schwierig.
Wie machen das eigentlich die ÖBB? Westbahn gibts, ok, aber sonst haben die ihr Monopol doch ziemlich gut verteidigt, oder?
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Beitrag von 146225 »

autolos @ 13 Aug 2021, 16:01 hat geschrieben: Abellio ist in die Krise gekommen, weil die mit geringen Personalkosten kalkuliert haben. Auch wenn nur ein Teil des Rückstands aufgeholt wurde hat es gereicht, sie an den Rand der Insolvenz zu bringen. Keolis scheint auch das Handtuch zu werfen.

Das Märchen sind immer die Behauptungen, die Bedingungen bei den Wettbewerbsunternehmen unterschieden sich nicht von denen bei der DB. Letztlich weißt du natürlich, dass der Beweis nicht erbracht werden kann, solange die Betroffenen den Mund halten. Aber es gibt Untersuchungen dazu und auch die GdL und EVG wissen darum. Die haben die Verträge vielfach geschlossen und bestimmen im Betriebsrat über die Bedingungen teilweise mit.
Hm, ich vermisse die "Städtebahn Sachsen" seligen Angedenkens. Das spricht natürlich tatsächlich für einen fundierten Überblick quer durch die Branche! Wieso die ganzen anderen "Ausbeuter" dann immer noch Personal haben, verstehe ich immer noch nicht.

Ist es nicht eher so, dass viele EVU vielleicht nicht auf ¤ und Ct. identisch bezahlen, aber für ihre Beschäftigten Regelwerke wie den BuRaLfTV einfach übernehmen, ohne dass die Beschäftigten dafür vorher wochenlang streiken müssen? Weil im Gegensatz zur DB den jeweiligen Unternehmensführungen klar ist, dass Personal knapp und etwas anderes als eine lästige Kostenstelle ist?

Oh, und dass du von Tarifbindung bei Ausschreibung noch nix gehört hast: traurig, aber ach so, stimmt, Bayern...
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Rohrbacher
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Beitrag von Rohrbacher »

Metropolenbahner @ 13 Aug 2021, 17:33 hat geschrieben:Ja, das wär natürlich die superoptimale Großlösung. Aber das wird nie kommen
Warum nicht? Weil alle sagen, die kommt nicht? ;)
Metropolenbahner @ 13 Aug 2021, 17:33 hat geschrieben:Das ist ja auch so ein Supergau - es ist ausnahmsweise das rare Personal da, das hat aber dann wieder keinen passenden Führerschein.
Und das ist neben der Splittung auf tausend Unternehmen mittlerweile sogar ein ziemlich gewichtiger Grund für den angeblichen "Personalmangel" und (im Güterverkehr) ein Hauptunterschied zum Lkw, wo quasi jeder alles fahren darf. Wenn die Firmen da immer spezielles länderspezifisches Personal für MAN, Mercedes, Scania etc. mit bestimmten Länderpaketen intern oder extern zusammensuchen müssten, dann wäre der Lkw lustigerweise auch gar nicht mehr so flexibel und bei selber Transportleistung und dem selben Personal gäb's in der Praxis plötzlich einen riesigen Personalmangel und die anderen von der Bahn bekannten Folgen.
146225 @ 13 Aug 2021, 17:47 hat geschrieben:Oh, und dass du von Tarifbindung bei Ausschreibung noch nix gehört hast: traurig, aber ach so, stimmt, Bayern...
Sind Abellio und Keolis in Bayern tätig und werfen nicht auch deswegen wohl das Handtuch, weil der Markt keiner mehr ist, wenn neben Landestarif, Landesdesign, Landesfuhrpark etc. auch noch die Gehälter als meist größter Teil der Betriebskosten festgeschrieben sind? Ich frag nur interessehalber, weil gerade das dann auch der Punkt ist, wo in anderen Bereichen dann die (Re-)Kommunalisierung von Aufgaben gekommen ist, wenn nunmal Private nur durch Lohndumping und zum Teil "Aufstocker" (Lohkostensubventionierung!) billiger waren als ein kommunaler Eigenbetrieb, bei dem man sich ggf. die Doppelstukturen als Aufgabenträger samt der Schnittstellenfehler auch gleich noch spart.
146225 @ 13 Aug 2021, 17:47 hat geschrieben:Wieso die ganzen anderen "Ausbeuter" dann immer noch Personal haben, verstehe ich immer noch nicht.
Dass man dir das mit dem natürlichen Monopol immer erklären muss: Stell dir vor, du hast in A ein Haus und arbeitest bei der Eisenbahn. Wenn da nach Ausschreibung das Unternehmen B das billigere Unternehmen C ablöst, kannst du mitgehen, den Job wechseln oder umziehen. Langfristperspektiven und Sicherheit, das ist übrigens ein weiterer Grund, warum die Eisenbahn heute von Bewerbern geradezu überrannt wird. Irgendwie wetten z.B. die hiesigen Absolventen eher drauf, dass Audi und BMW auch in 40 Jahren noch Autos bauen oder das ...amt in 100 Jahren noch Faxe schickt als dass man bei der Ausschreibungsbahn an einem Ort ansatzweise Karriere machen könnte. Mit einem Beruf, mit dem außer bei einer Hand voll Firmen im Umkreis von 100 km nix anzufangen ist, schränkt man sich ziemlich ein. Wir dann alle paar Jahre per Ausschreibung neu gewürfelt, kriegst du u.a. nichtmal 'n Baukredit von der Bank oder du zahlst mehr dafür.
andreas @ 13 Aug 2021, 17:28 hat geschrieben:Und was bitte ist das denn für ein Streikchen gewesen? Wie will man so was erreichen?
Merke, wir leben im Medienzeitalter. In Sachen Aufmerksamkeit (vor der Bundestagswahl) hat die GdL schon sehr viel erreicht.
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Beitrag von andreas »

Das kann aber auch böse in die Hose gehen, wenn der Tenor kommt, daß die Lohnerhöhung der Lokführer aus Steuermittel bezahlt werden muß - wenn die Bild mal auf den Trichter kommt - oder einer der Wahlkämpfer, grad Parteien, die den Autofahrern näher stehen....
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Beitrag von 146225 »

Es bleibt dabei, dass man ja auch einfach nix machen kann. Tut erstmal nicht weh, aber bei noch weniger aktiven Tf - vielleicht auch noch regional unterschiedlich verteilt - gibt es halt dann auf Jahre hinaus mehr Zugausfälle im Alltag.
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Beitrag von JeDi »

autolos @ 13 Aug 2021, 16:01 hat geschrieben: Abellio ist in die Krise gekommen, weil die mit geringen Personalkosten kalkuliert haben. Auch wenn nur ein Teil des Rückstands aufgeholt wurde hat es gereicht, sie an den Rand der Insolvenz zu bringen.
Jein. Das war in einem von acht Netzen so, in allen anderen wurden die Personalkosten auf Branchenniveau kalkuliert; dort glaubte man halt, den BranchenTV der EVG durchsetzen zu können und ist damit gescheitert.

Auch in anderen Netzen gab es zu tief kalkulierte Personalkosten, aber nicht strukturell, sondern eher im Sinne von "wir haben da was übersehen".

Im Endeffekt sind die Unterschiede nicht so gross, wie sie scheinen. Weder nach unten noch nach oben. Auch nicht bei den Cargo-Dienstleistern.
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Beitrag von einen_Benutzernamen »

In den betroffenen Branchen bleiben die Aufträge aus bzw. es kommen keine Gäste - mit dem Ergebnis, dass es für die Belegschaft nichts zu tun gibt.
Sage das mal den Bus Chauffeure und Zugbegleiter die viel heisse Luft durch die gegen kutschieren aber keine Fahrgäste!
cretu
pppssstt... wenn man hier die Warheit zum "C" Thema sagt wird man schnell gesperrt!

Dürfen Lokführer in DE auch im Führerstand rauchen? :huh:
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Beitrag von Iarn »

einen_Benutzernamen @ 14 Aug 2021, 08:19 hat geschrieben: pppssstt... wenn man hier die Warheit zum "C" Thema sagt wird man schnell gesperrt!
Deine Anwesenheit ist das beste Beispiel dafür, dass man in diesem Foru jeden Scheiß schreiben kann ohne jemals gesperrt zu werden.
Autonome Volksfront für die Wiedererrichtung der klassischen 22er Tram in München
Nicht zu verwechseln mit der Populären Front
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Beitrag von einen_Benutzernamen »

<_< Verstehe du bist also gegen Demokratie und Meinungsfreiheit.
andreas
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Beitrag von andreas »

146225 @ 13 Aug 2021, 22:10 hat geschrieben: Es bleibt dabei, dass man ja auch einfach nix machen kann. Tut erstmal nicht weh, aber bei noch weniger aktiven Tf - vielleicht auch noch regional unterschiedlich verteilt - gibt es halt dann auf Jahre hinaus mehr Zugausfälle im Alltag.
aber wie willst du den Job attraktiver machen? Soviel Geld kannst denen gar nicht zahlen, daß man die Leute dahin bekommt....
Bissl mehr Geld bringts auch nicht und auch die Coronaprämie schafft keine neuen Lokführer.
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Beitrag von Cloakmaster »

einen_Benutzernamen @ 14 Aug 2021, 09:50 hat geschrieben: <_< Verstehe du bist also gegen Demokratie und Meinungsfreiheit.
Immer lustig wenn Faschisten und andere Rechtsausleger, welche bekanntlich auf Demokratie und Meinungsfreiheit schei..en, für sich selbst ebdendiese beanspruchen wollen.

Es gibt keine Toleranz gegenüber Intoleranten.
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Beitrag von einen_Benutzernamen »

:lol: Auch Ich tolliere deine untergriffigen Kommentare mit den Wissen das du es nicht besser wissen kannst.
Ich vermute die ÖBB lacht sich mit ihren fast artenreinen Siemens Look- Personal- und Wartungs-Pools scheckig über das Unvermögen der Piefkebahn.
Ähm?
Wir haben da mal:
RJ mit den Tarus: https://de.wikipedia.org/wiki/Siemens_ES64U4
Dann noch eine Diesel Lok: https://de.wikipedia.org/wiki/Siemens_ER20
die Desiro ML, Talent, Desiro,... und noch genug andere Personen Fahrzeuge.
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Beitrag von TramBahnFreak »

einen_Benutzernamen @ 14 Aug 2021, 10:50 hat geschrieben: du bist also gegen Demokratie und Meinungsfreiheit.
In erster Linie sind wir hier eigentlich nur gegen derartige denkbefreite Vollidioten wie du einer bist.
AndiFant

Beitrag von AndiFant »

Ging es in diesem Faden eigentlich um Bahn- oder Denkstreiks?
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Beitrag von Mark8031 »

AndiFant @ 14 Aug 2021, 21:06 hat geschrieben: Ging es in diesem Faden eigentlich um Bahn- oder Denkstreiks?
Wo liegt der Unterschied?
Diese Menschen, die in einem Eisenbahnforum pro Auto argumentieren und in ihrer Kleinsichtigkeit ständig für das Auto Werbung machen, finde ich hier schon etwas deplaziert.
uferlos
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Beitrag von uferlos »

Morgen um 11 Uhr wird der Clausi auf der Pressekonferenz weitere Streiks verkünden.

Ich tippe ja auf Sonntag bis Freitag oder so...
mfg Daniel
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Lazarus
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Beitrag von Lazarus »

Erneuter Streik bei der Bahn. Die S Bahn München dürfte das am Montag und Dienstag dann ganztägig treffen.
Mehr Geld für den ÖPNV-Ausbau in München! Es wird höchste Zeit!
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Jean
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Beitrag von Jean »

Lazarus @ 20 Aug 2021, 11:42 hat geschrieben: Erneuter Streik bei der Bahn. Die S Bahn München dürfte das am Montag und Dienstag dann ganztägig treffen.
Juhu, weniger volle U2. Ich freue mich schon darauf. :P
Für den ÖPNV Ausbau Gegen Experimente und Träuereien. Eine Trambahn braucht einen eigenen Fahrweg, unabhängig vom MIV!
Fahrradwege auf Kosten des ÖPNV braucht keiner!
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Beitrag von 218 466-1 »

Die Deutsche Bahn (DB) hat sich keinen Schritt bewegt. Weder der eindrucksvolle Arbeitskampf in der vergangenen Woche noch die von breiter Solidarität getragene Protestkundgebung unseres Dachverbandes dbb vor dem Bahntower haben bisher zu einem Sinneswandel des Arbeitgebers geführt.
Statt mit einem verhandlungsfähigen Angebot den Weg für Verhandlungen freizumachen, ziehen die Manager weiterhin massiv gegen die GDL und ihre Mitglieder ins Feld, so der Bundesvorsitzende der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) Claus Weselsky bei der heutigen Pressekonferenz der GDL in Berlin.

Dabei sind die Forderungen der GDL einfach, nachvollziehbar und berechtigt: Erhöhung der Einkommen um 3,2 Prozent nach dem Vorbild des öffentlichen Dienstes, Schutz der Betriebsrente, eine Corona-Prämie in Höhe von 600 Euro, die Verbesserung von Arbeitszeit sowie Tarifverträge für die ge-samte Infrastruktur, für Netz, Station und Service und die Werkstätten.

Streiks von 21. bis 25. August 2021
Doch die DB hat bisher keinerlei Einlenken in dem von ihr selbst herbeigeführten Tarifkonflikt erkennen lassen. Daher ruft die GDL bei der Deutschen Bahn erneut zum Arbeitskampf auf:

im Güterverkehr ab dem 21. August, 17 Uhr und
im Personenverkehr und der Infrastruktur ab 23. August, 2 Uhr.
Der Arbeitskampf endet am 25. August um 2 Uhr.
Schmutzkampagnen gegen die GDL
Scharf kritisierte Weselsky die Intervention des SPD-Gesundheitsexperten Karl Lauterbach. Dieser hatte behauptet, die Streiks der GDL erhöhten die Gefahr, sich mit COVID 19 zu infizieren. „Das ist nur der neueste Tiefpunkt in einer langen Reihe gezielter Schmutzkampagnen gegen die GDLso Weselsky. Peinlich nur, dass eine gemeinsame wissenschaftliche Studie von DB und der Charité Research Organisation keinerlei erhöhtes Erkrankungsrisiko für Fahrgäste und Zugpersonal an COVID19 ergab. Damit sind die parteiischen Aussagen Lauterbachs klar widerlegt. Weselsky: Statt, dass fachfremde Politiker sich mit halbgaren Mutmaßungen in die Debatte einmischen, sollte der Eigentümer Bund endlich handeln und die DB zur Einsicht bewegen. Nur so kann weiterer Schaden vom System Eisenbahn abgewendet werden.

Ungerechtigkeit hat einen Namen
Und weiter: Ungerechtigkeit hat einen Namen: DB-Führungskräfte. Die Mitarbeiter des Zugpersonals und der Infrastruktur, die Kollegen in den Werkstätten und die Fahrdiensteiter haben trotz des hohen Drucks, der vom Arbeitgeber und der EVG auf sie ausgeübt wurde, schon einmal ein deutliches Zeichen gesetzt  und sie werden es wieder tun. Sie werden es so lange tun, bis der Arbeitgeber den Eisenbahnern und Eisenbahnerinnen die Anerkennung und Wertschätzung zukommen lässt, die sie verdienen
DB mauert beharrlich GDL kündigt weitere Arbeitskämpfe an

Vereinfacht: Personenverkehr steht Mo+Di für weitere 48h still. :)

Edit: https://www.youtube.com/watch?v=skY1pfUzOFE
Keine Alternative zum Transrapid MUC
Bild
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Beitrag von 146225 »

Tarifverhandlungen mit der GdL müssen nicht im Streik enden: GoAhead!
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