Verkehrspolitik d "Ampel", Koalitionsverhandlungen

Alles über Eisenbahn, was woanders nicht passt.
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218 466-1
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Beitrag von 218 466-1 »

Südostbayer @ 24 Nov 2021, 15:35 hat geschrieben:In Rheinland-Pfalz ist unter einem mehrfach FDP-geführten Verkehrsministerium in den 1990er-Jahren durchaus Bahnverkehr gefördert worden. Der "Rheinland-Pfalz-Takt" war erfolgreich und hat dort von 1994 bis 2003 tatsächlich zur fast-Verdoppelung der Personenkilometerzahl beigetragen.
1994 waren die Länder noch nicht für den Regionalverkehr zuständiig. Der "Rheinland-Pfalz-Takt" war eine von der Bundesbahn (ja, da wackelt das Weltbild so mancher Bombardier-TRAXX :ph34r: ) geplante Fortsetzung bzw. Ausdehnung der Takte, die zuvor 1993 in Bayern & Baden-Württemberg mit "Allgäu-Schwaben-Takt" & "Werdenfels-Takt" gestartet wurden.
Selbst im CSU-Bayern hat sich das Angebot seither bis heute nicht dramatisch verschlechtert. Im Gegenteil: Im Grünen Baden-Württemberg geht es gerade ziemlich bergab wo man heuer an manchen Strecken nur von den 1993er Verbindungen träumen kann...
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Südostbayer
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Beitrag von Südostbayer »

218 466-1 @ 25 Nov 2021, 06:02 hat geschrieben: 1994 waren die Länder noch nicht für den Regionalverkehr zuständiig. Der "Rheinland-Pfalz-Takt" war eine von der Bundesbahn (ja, da wackelt das Weltbild so mancher Bombardier-TRAXX :ph34r: ) geplante Fortsetzung bzw. Ausdehnung der Takte
1994 ist in dem Vergleich der Anfangswert. Und auch wenn die Bundesbahn bzw. dann die DB AG (neben dem von Bahn und Land gemeinsam beauftragten Schweizer Planungsbüro SMA & Partner) die betriebliche Planung übernommen hat, kam die Finanzierung und Rahmenvorgabe vom Land - und das seit 1992, mit sicherlich noch weiter zurückreichenden Vorarbeiten.
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Iarn
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Beitrag von Iarn »

Ebenfalls interessant aus dem Koalitionsvertrag
Für geeignete Fälle kommt auch eine Übernahme des Raumordnungsverfahrens durch den Bund in Betracht. Beginnen werden wir mit Schienenprojekten aus dem Deutschlandtakt – dem Ausbau/Neubau der Bahnstrecken Hamm-Hannover-Berlin, Korridor Mittelrhein, Hanau-Würzburg/Fulda-Erfurt, München-Kiefersfelden-Grenze D/A, Karlsruhe-Basel, „Optimiertes Alpha E+“, Ostkorridor Süd, Nürnberg-Reichenbach/Grenze D-CZ, die Knoten Hamburg, Frankfurt, Köln, Mannheim und München – so wie mit für die Energiewende zentralen Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragungsleitungen SüdLink, SüdOstLink und Ultranet. Weitere Vorhaben werden hinzukommen. (S. 13)
Mit einer Übernahme des Raumordnungsverfahrens für den Brennernordzulauf und die wichtigsten Stromtrassen durch den Bund würde man die Verschleppung des Themas durch die CSU in Bayern aushebeln.
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Jean
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Beitrag von Jean »

Ich kann mir nicht vorstellen, dass unter der FDP die Schiene mehr leiden kann als unter der CSU. War die FDP nicht für eine konsequente Trennen von Netz und Betrieb?
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Balduin
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Beitrag von Balduin »

Rohrbacher @ 25 Nov 2021, 02:10 hat geschrieben: Wir sind jetzt definitiv in einer anderen Situation als in den Zeiten als Autofahren nahezu unkritisch positiv belegt war und die Bahn meistens nur mit dem Wort "Defizit" assoziiert wurde und was "von gestern" war. Heute ist die Bahn eher der Fortschritt, den man wagen muss, wohl umso mehr, umso weniger Einschnitte man beim Auto machen will. Stichwort Anreize statt Verbote und so ...

Wenn die FDP hinterher sagen kann, sie waren's, die die DAK im Güterverkehr eingeführt haben und sie sich als die Modernisierer darstellen können, die die Güterzüge von den fast 200 Jahre alten Schraubenkupplungen befreit haben, dann wäre das sicherlich auch für die FDP als "Digital-Partei" ein großer Erfolg und sie könnte sich aus dem Schatten der Union lösen. Wie man sieht, reicht es heute ja nicht mehr auf einen Koalitionspartner festgelegt zu sein.
Ja, eine DB kann gerade bei Fernverkehr oder auch NBS einen Wissing an dessen Eitelkeit zu fassen kriegen.
Er wird schließlich die ICE3Neo in Betrieb nehmen und auch NBS Stuttgart-Ulm eröffnen. Solche Termine sollte man gut inszenieren, nach dem Motto: "Hier wird Deutschland ökologisch modernisiert und an die Weltspitze gebracht".
Wenn ordentlich Tempo gemacht wird, könnte ein Wissing passend zum Wahlkampf bis 2025 zumindest symbolisch auch 3, 4 erste Spatenstiche für neue NBS machen. Gerade zu ihm würde das auch gut passen, Hofreiter und andere Grüne würden sowas ja nicht mit der Kneifzange anfassen - weil NBS sind "pöse Prestigeprojekte".
Aber extrem optimistisch gedacht.
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Beitrag von Metropolenbahner »

Iarn @ 25 Nov 2021, 08:37 hat geschrieben: Mit einer Übernahme des Raumordnungsverfahrens für den Brennernordzulauf und die wichtigsten Stromtrassen durch den Bund würde man die Verschleppung des Themas durch die CSU in Bayern aushebeln.
Die wäre vermutlich sogar froh darum, da sie dann endlich die Schuld in Berlin abladen könnten , quasi Win-Win :lol:

Ernsthaft: Immerhin steht die FDP der Wirtschaft nahe und die will auch die Schienenausbauten. Von daher könnte die FDP am Ende doch mehr für Neubaustrecken tun, als die Grünen. In Bielefeld wettert zwar auch ein lokaler FDPler gegen die NBS, aber bisher war er da ja Opposition ... mal schauen, wie/ob sich das nun ändert.

@Balduin:
Gerade zu ihm würde das auch gut passen, Hofreiter und andere Grüne würden sowas ja nicht mit der Kneifzange anfassen - weil NBS sind "pöse Prestigeprojekte".
Jo, das könnte in der Tat so sein. Mal schauen, was der Neue zum Antritt so sagen wird.
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Beitrag von Markus »

Lt. Handelsblatt soll DB Schenker verkauft werden, damit die DB Geld bekommt um das Kerngeschäft zu stärken. Als weiterer Grund wird die mangelnde Integration mit DB Cargo genannt.
Der Verkauf soll 15-20 Mrd. ¤ bringen. Einen Interessenten gibt es auch schon. Anscheinend DSV (aus Dänemark). Die Deutsche Post hat kein Interesse, weil es zu viele Überschneidungen mit DB Schenker gibt.
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Balduin
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Beitrag von Balduin »

Na hoffentlich stellt man in ein paar Jahren nicht wieder mit großen Erstaunen fest, dass man ohne eigene LKWs zu häufig dran scheitert Güter zur Bahn hin zu bringen, damit sie so wenigstens einen Teil des Weges per Bahn transportiert werden.
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Beitrag von Markus »

Anton Hofreiter wird nicht Verkehrsminister, er wird … nichts. :D
Ihm wird parteiintern vorgeworfen, beim Verkehr schlecht verhandelt zu haben.
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Balduin
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Beitrag von Balduin »

Kleines Späßle am Rande:

Zeit über die internen Kämpfe der Grünen über ihre Posten.
Dazu, warum der Hofreiter für viele überraschend in keiner Form berücksichtigt wird, schreibt man dort:

"Dass Hofreiter nun plötzlich gar kein Amt mehr bekommen soll, könnte – so zumindest ein Gerücht – auch damit zu tun haben, dass er die Arbeitsgruppe Mobilität, die er während der Koalitionsverhandlungen geleitet hat, schlecht verhandelt habe. "

Würde mich persönlich nicht wundern - wie schon mehrfahch betont, gerade im Bezug auf Bahn ist der nun an vielen Stellen mir persönlich (!) sehr negativ aufgefallen. Von daher irgendwie logisch, dass er am Ende so schlechte Arbeit abliefert.
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Beitrag von Metropolenbahner »

Balduin @ 26 Nov 2021, 13:14 hat geschrieben: Würde mich persönlich nicht wundern - wie schon mehrfahch betont, gerade im Bezug auf Bahn ist der nun an vielen Stellen mir persönlich (!) sehr negativ aufgefallen. Von daher irgendwie logisch, dass er am Ende so schlechte Arbeit abliefert.
Ja, vermutlich hätte er sich auch nicht gegen die vielen grün angehauchten BIs gegen Neubaustrecke xyz durchsetzen können.

Arrangieren wir uns mal mit dem FDPler, mal schauen ... wenn ja wenn die grüne Basis dem Ganzen nicht doch noch nen Strich durch Rechnung macht ;)
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Balduin
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Beitrag von Balduin »

Metropolenbahner @ 26 Nov 2021, 16:44 hat geschrieben: Ja, vermutlich hätte er sich auch nicht gegen die vielen grün angehauchten BIs gegen Neubaustrecke xyz durchsetzen können.
Das ist genau mein Problem mit ihm: Er würde es gar nicht erst wollen. Wenn nicht sogar im Gegenteil, eher deren Arbeit machen.
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mmouse
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Beitrag von mmouse »

Markus @ 26 Nov 2021, 07:33 hat geschrieben:Anton Hofreiter wird nicht Verkehrsminister, er wird … nichts.  :D
Ihm wird parteiintern vorgeworfen, beim Verkehr schlecht verhandelt zu haben.
Also mal jenseits des Personal-Geschachers: das (Bahn-)Verkehrs-Kapitel im Koalitionsvertrag ist schon wirklich ziemlich dünn.

Wenn der Hofreiter dafür bei den Grünen verantwortlich zeichnet, ist es nur konsequent, dass er jetzt den Job nicht kriegt ;)
Mal sehen, was der Wissing daraus macht, immerhin hat er aus Rheinland-Pfalz schon einschlägige Erfahrung. Und es kann eh nur besser werden...
Ein Vier-Milliarden-Tunnel ist kein Ersatz für ein sinnvolles Nahverkehrskonzept.
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Iarn
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Beitrag von Iarn »

mmouse @ 26 Nov 2021, 23:37 hat geschrieben: Und es kann eh nur besser werden...
Nach Flachpfütze und den drei Clowns von der CSU liegt die Messlatte, über die Wissing springen muss, quasi am Boden.
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Rohrbacher
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Beitrag von Rohrbacher »

Iarn @ 27 Nov 2021, 00:53 hat geschrieben: Nach Flachpfütze und den drei Clowns von der CSU liegt die Messlatte, über die Wissing springen muss, quasi am Boden.
Da ist die Stolpergefahr am höchsten ...
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Beitrag von Metropolenbahner »

Rohrbacher @ 27 Nov 2021, 01:00 hat geschrieben: Da ist die Stolpergefahr am höchsten ...
Kam gerade ein Interview mit Ihm auf BR Aktuell, wird um 11:20 wiederholt, wen es interessiert.

Ist aber größtenteils nur über Corona. Zum Thema Verkehr gabs nur das Thema Stadt <> Landunterschied, das Land bräuchte halt weiterhin das Auto, da dort kein U/S-Bahn-Takt möglich wäre.
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Beitrag von 146225 »

Immer dieses entweder-oder-Geschwalle - in den ländlichen Regionen würde auch ein deutschlandweiter Halbstundentakt für Regionalzüge und Buslinien, die mit den Zügen vernetzt öfter als 3x am Tag verkehren schon etwas bringen.

Aber gut, war mir eh von vorne herein egal, wer Auto'schlands nächster Lobbysklave wird.
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Rohrbacher
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Beitrag von Rohrbacher »

Es ist ja an sich völlig richtig, das müsste man halt mal richtig reflektieren und weniger stammtischmäßig formulieren ...

Es wird ein Kraftakt sein, ÖPNV-Quote in einer Großstadt wie München (4.800 Einwohner/qkm) von um die 25 auf vielleicht mal bis zu 35% zu bringen. Dazu kommt dann ein Ausbau des Rad- und Fußverkehrs von 40 auf vielleicht 50%. Damit könnte man den Anteil aktiver oder passiver Autofahrten von 35 auf 15% im besten Fall mehr als halbieren. In sä Länd Auf dem Land (200 Einwohner/qkm) haben wir Autoquoten von 75%, um die 20% Rad- und Fußverkehr und der ÖPNV liegt im niedrigen einstelligen Prozentbereich. Es ist völlig richtig, dass man das nicht auf das Niveau der Stadt bringt, was auch tatsächlich nicht sinnvoll umsetzbar wäre. Dennoch heißt das nicht, dass ein Ausbau des ÖPNV von sagen wir in Bayern oft eher 2 auf optimalerweise 15% und der Ausbau insbesondere des Radverkehrs auf bis zu 50% (die meisten Autofahrten sind bekanntlich unter 5 km) nicht ein riesen Akt wäre. Und trotzdem bleibt selbst in dieser optimistischen Zielsetzung ein Mindestanteil von 35% Autofahrten übrig, wahrscheinlich oft eher 50! Das Auto an sich wird nicht abgeschafft, sondern die Verkehrsanteile verschieben sich vielleicht auf das Maß von 1955 zurück, wenn man so will. Da es Stadt/Land so schwarz/weiß nicht gibt und die meisten Leute eher nicht in München-Lehel oder Mundlfing bei Leiblfing wohnen, sondern in Regensburg, Rosenheim, Landsberg, Freyung oder Feuchtwangen und reale Reiseketten sowohl München-Lehel als auch Mundlfing bei Leiblfing beinhalten können, bleiben hier auch viele Zwischenstufen und regionale Ausreißer.

Aber wie gesagt, eine de facto Verfünf- bis Verzehnfachung (!) des außerstädtischen Nahverkehrs je nach Ausgangslage und Potential wird eine mindestens ebenso große Aufgabe sein wie in der Stadt noch ein paar Prozent z.B. mit dem Bau der U9 zu holen.
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Rohrbacher
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Beitrag von Rohrbacher »

Tagesspiegel: Fährt lieber U-Bahn als Fahrdienst: Wie tickt der neue Verkehrsminister?

"Das Ministerium für Verkehr und Digitales geht an die FDP - für die Grünen eine große Enttäuschung. Was ist von Volker Wissing als Verkehrsminister zu erwarten? (...) In der Landeshauptstadt Mainz erinnert man sich gut an Wissing. "Wer die Vorstellung hat, er als FDP-Mann würde Lobbypolitik für Porsche-Fahrer machen, ist naiv", sagen politische Beobachter. Der Minister habe sich durchaus auch mal mit dem konservativen Teil der Liberalen angelegt. (...) Mit seinem Nahverkehrsgesetz hat er den ÖPNV in die Hände der Kommunen gelegt, damit die mehr Gestaltungsmöglichkeiten bekommen. Er hat sich mit den Zweckverbänden für den Nahverkehr auf der Schiene angelegt, die unter dem Einfluss von CDU und SPD stehen. Wer durch Rheinland-Pfalz fährt, durchquert drei Tarifverbände, was die Fahrt unnötig teuer macht. Das hätte Wissing gerne abgeschafft, er scheiterte aber am Beharrungsvermögen der Verbände. (...) Andererseits hat er den Klimaschutz nicht so verinnerlicht wie Anton Hofreiter oder Cem Özdemir. Die Grünen setzen jetzt darauf, dass der korrekte Jurist Wissing sich strikt an den Koalitionsvertrag hält (...) Menschen, die ihn kennen, sagen: "Er hat einen scharfen, logischen Verstand. Deshalb ist ihm klar, dass der Verkehr noch viel beitragen muss, damit wir das 1,5-Grad-Ziel schaffen.""
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Rohrbacher
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Beitrag von Rohrbacher »

Wurde hier ein Beitrag gelöscht? War das Zitat zu lang, oder war ich nur zu blöd richtig Enter zu drücken? Wie auch immer, dann muss ich ihn wenigstens jetzt nicht ergänzen. :ph34r:
Auf jeden Fall sind die Meinungen zu einem FDP-Verkehrsminister Wissing noch recht vielfältig:



Der Spiegel: Künftiger Verkehrsminister Wissing sieht sich als Anwalt der Autofahrer (27.11.21)

"Der designierte FDP-Verkehrsminister Volker Wissing will die Kfz-Steuer für Dieselfahrzeuge senken. An der Grünenbasis wächst der Frust, weil sich ein weiterhin autofreundlicher Kurs in der Verkehrspolitik abzeichnet. (...) Die Grünen reagieren zunehmend ernüchtert, enttäuscht, zornig. Dass die Partei das Verkehrsministerium aufgeben könnte, galt lange als ausgeschlossen. Zudem wird die Verkehrswende im Koalitionsvertrag gar nicht erwähnt."



Dagegen schreibt der Tagesspiegel: Fährt lieber U-Bahn als Fahrdienst: Wie tickt der neue Verkehrsminister? (26.11.21)

"In der Landeshauptstadt Mainz erinnert man sich gut an Wissing. "Wer die Vorstellung hat, er als FDP-Mann würde Lobbypolitik für Porsche-Fahrer machen, ist naiv", sagen politische Beobachter. Der Minister habe sich durchaus auch mal mit dem konservativen Teil der Liberalen angelegt. (...) Mit seinem Nahverkehrsgesetz hat er den ÖPNV in die Hände der Kommunen gelegt, damit die mehr Gestaltungsmöglichkeiten bekommen. (...) Wer durch Rheinland-Pfalz fährt, durchquert drei Tarifverbände, was die Fahrt unnötig teuer macht. Das hätte Wissing gerne abgeschafft, er scheiterte aber am Beharrungsvermögen der Verbände. Besser lief die Reaktivierung alter Bahnstrecken."



Süddeusche Zeitung: Abfahrt ins Ungewisse (25.11.21)

"Der neue Verkehrsminister Volker Wissing übernimmt einen schwierigen Posten, er muss den Sektor rasch verändern. (...) Noch führt der dritte CSU-Politiker in Folge seit 2009 das Bundesverkehrsministerium, da verschafft sich sein Nachfolger schon mal mit klaren Ansagen Gehör: "Es sind enorme Veränderungsprozesse nötig", sagte Volker Wissing (...) Die neue Regierung müsse den Bahnverkehr besser takten und eine dichtere Ladesäulen-Infrastruktur für E-Autos aufbauen, sagt er im Sender Phoenix. (...) Die Ansprüche des designierten Verkehrsministers an die eigene Politik sind groß. Das Problem ist nur: Der Koalitionsvertrag bleibt beim Thema Verkehr an wichtigen Stellen äußerst vage. (...) Wie aber solle ein Minister umstrittene Vorhaben durchsetzen, wenn sich schon die Verhandler des Vertrags von SPD, Grünen und FDP daran die Zähne ausbissen, fragt ein Mitglied des Verhandlungsteams für den Verkehr."
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Beitrag von Martin H. »

Also der Papierkorb ist leer.... :unsure:
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Beitrag von Metropolenbahner »

Rohrbacher @ 27 Nov 2021, 19:33 hat geschrieben: Wurde hier ein Beitrag gelöscht? War das Zitat zu lang, oder war ich nur zu blöd richtig Enter zu drücken?
Suchst Du eventuell den Beitrag:

https://www.eisenbahnforum.de/index.php?s=4...80&#entry746225

?
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Beitrag von Rohrbacher »

Metropolenbahner @ 27 Nov 2021, 21:15 hat geschrieben:Suchst Du eventuell den Beitrag
:lol: Ups. Danke, dann hab ich mich wohl noch viel stärker verklickt als angenommen, weil in DAS Thema sollte der Beitrag eigentlich gar nicht. Konsequenterweise hab ich ihn zum Bearbeiten HIER nicht mehr vorgefunden. :ph34r:
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Rohrbacher
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Beitrag von Rohrbacher »

Berliner Zeitung: Warum die Lage bei der Deutschen Bahn hoffnungslos ist

"Im Koalitionsvertrag umfasst das Thema Bahn nicht mal eine Seite. So richtig wichtig scheint das Thema Bahn den neuen Regierenden dann doch nicht zu sein. (...) Das Schienennetz, die DB Station und Service sollen in eine neue Unternehmenseinheit überführt werden, die sogenannte "Infrastruktursparte". Sie soll gemeinwohlorientiert sein. Aber diese so harmlos erscheinende Konstruktion könnte (...) das Einfallstor für private Investoren (...) sein. Ein erster Schritt zur schon einmal gescheiterten Privatisierung der Deutschen Bahn. Denn: "Sofern haushälterisch machbar, soll die Nutzung der Schiene günstiger werden, um die Wettbewerbsfähigkeit der Bahnen zu stärken." Im Klartext: Der Bürger finanziert die sehr teure Bahn-Infrastruktur, damit Privatbahnen leicht Profite einfahren können."
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Beitrag von Metropolenbahner »

Rohrbacher @ 3 Dec 2021, 03:58 hat geschrieben: Im Koalitionsvertrag umfasst das Thema Bahn nicht mal eine Seite. So richtig wichtig scheint das Thema Bahn den neuen Regierenden dann doch nicht zu sein
Naja, das ist die falsche Schlussfolgerung. Man konnte sich halt nicht einigen, deshalb steht da so wenig. Bedeutet im Umkehrschluss natürlich auch, dass der entsprechende Minister umso größere Narrenfreiheit hat und da ist es dann schön blöd, dass der Minister von der FDP ist...
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Beitrag von Jean »

Denn: "Sofern haushälterisch machbar, soll die Nutzung der Schiene günstiger werden, um die Wettbewerbsfähigkeit der Bahnen zu stärken." Im Klartext: Der Bürger finanziert die sehr teure Bahn-Infrastruktur, damit Privatbahnen leicht Profite einfahren können."
Sehe ich überhaupt nicht so. Die Berliner Zeitung scheint wohl das Thema nicht gerade neutral anzugehen! Klingt fast so als wäre der Autor der Bahn sehr nahe.
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Beitrag von eherl2000 »

Mal eine Frage: Funktioniert es seit Jahrzehnten auf der Straße nicht genau so? Wenn man also Straße und Schiene gleich behandeln will, dann läuft es doch gerade darauf hinaus, die Schieneninfrastruktur als Staatsaufgabe zu sehen wie bei der Straße.
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Jean
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Beitrag von Jean »

eherl2000 @ 3 Dec 2021, 10:42 hat geschrieben: Mal eine Frage: Funktioniert es seit Jahrzehnten auf der Straße nicht genau so? Wenn man also Straße und Schiene gleich behandeln will, dann läuft es doch gerade darauf hinaus, die Schieneninfrastruktur als Staatsaufgabe zu sehen wie bei der Straße.
Jup, sehe ich genauso...Wird doch auch bei den Stromtrassen auch so gemacht. Die werden auf Staatskosten gebaut...und dann dürfen die Energieunternehmen die Trassenkosten einkassieren. :rolleyes:
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Balduin
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Beitrag von Balduin »

Metropolenbahner @ 3 Dec 2021, 10:20 hat geschrieben: Naja, das ist die falsche Schlussfolgerung. Man konnte sich halt nicht einigen, deshalb steht da so wenig. Bedeutet im Umkehrschluss natürlich auch, dass der entsprechende Minister umso größere Narrenfreiheit hat und da ist es dann schön blöd, dass der Minister von der FDP ist...
Bei den Grünen ist ja irgendwie der große Katzenjammer, dass sie in der Koalitionsverhandlungen bei Klima allgemein aber auch im Verkehr speziell viel zu wenig erreicht haben. Dabei hatten sie es selbst dieses Jahr in der Hand. Man hätte zuerst mal einen deutlich überzeugenderen Wahlkampf mache müssen (und dafür zuerst den besseren Kandidaten nehmen) und besseres Ergebnis erziehlen. Und man hätte dann auch besser verhandeln können. Das man beides nicht hinbekommen hat, ist nicht Schuld der FDP.
Mich erinnert es irgendwie an Löw und Gladiola, wenn sie nach einem verlorenen Halbfinale mal wieder nicht verstehen woran es gelegen haben kann. Man hat doch 2 Halbzeiten lang 70% Ballbesitz gehabt. Aber 20 Millionen Querpässe zu sich selbst zu spielen bringen halt nix, wenn man nicht 1 Mal überzeugend aufs Tor schießt.
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Beitrag von Metropolenbahner »

Balduin @ 3 Dec 2021, 11:38 hat geschrieben: Bei den Grünen ist ja irgendwie der große Katzenjammer, dass sie in der Koalitionsverhandlungen bei Klima allgemein aber auch im Verkehr speziell viel zu wenig erreicht haben. Dabei hatten sie es selbst dieses Jahr in der Hand. Man hätte zuerst mal einen deutlich überzeugenderen Wahlkampf mache müssen (und dafür zuerst den besseren Kandidaten nehmen) und besseres Ergebnis erziehlen. Und man hätte dann auch besser verhandeln können. Das man beides nicht hinbekommen hat, ist nicht Schuld der FDP.
Ja, v.a. wars ne riesengroße Dummheit "wegen der schlechten Verhandlung" das VMinisterium komplett aufzugeben. Denn wie besagt: Der Minister hat jetzt fast Narrenfreiheit. Solange er es nicht übertreibt, wir keiner der Partner die Koalition (=den eigenen Job) aufs Spiel setzen.

Stattdessen haben die Grünen das Außenministerium ... hab heute morgen nen Radiobericht gehört. Der Kommentator fragte seinen Kollegen aus Berlin, was er dann davon halte. Erstmal 3 Sekunden Stille in der Leitung ... dann höfliche Floskeln, Frau B. hätte ja noch keine Regierungs-Erfahrung, noch nie so ein großes Ministerium geführt - das Außenministerium sei besonders groß - etc. pp.
Nachfrage: Wie haben die Grünen denn überhaupt in den Verhandlungen dieses Ministerium bekommen? Erste Antwort: Das weiss hier auch keiner :lol: Dann im zweiten Anlauf ein Versuch, privates Arrangement mit Habeck etc. pp..

Danach noch der Hinweis: Ja wenn jetzt was in der Ukraine passiert und wir haben eine unerfahrene Ministerin .... dann tja ... Pech gehabt. :ph34r:

Moral: Man hätte noch ne gute Verkehrspolitik hinbiegen können - mit nem grünen Minister - gibts aber nicht, stattdessen bekommen wir jetzt vermutlich eher Privatisierung und als "Bonus" noch ne schlechte Außenministerin.
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