[SE] Reise in die Normalität

Eure Reportagen und Reiseberichte finden hier ihren Platz, gerne auch Bilder abseits von Gleisen
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Entenfang
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Beitrag von Entenfang »

Auf den großen Klapptischen findet problemlos ein Laptop Platz
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Überpünktlich erreiche ich Norrköping und erhalte am Schalter der Verkehrsbetriebe nicht nur eine Tageskarte, sondern auch einen Netzplan. Zum Zeitpunkt meines Besuchs gilt noch der ausgedünnte Sommerferienfahrplan und die beiden Tramlinien fahren unter der Woche nur Takt 15, wobei ein Ast wegen Baustelle im SEV bedient wird.

Das Kraftwerk im Osten des Stadtzentrums würde zwar ein interessantes Fotomotiv hergeben, doch die Straße ist weiträumig abgesperrt und nur die Tram darf durch. Wenig später sehe ich auch den Grund dafür - etliche Schaulustige filmen, wie einer der riesigen Alleebäume gefällt wird.
45 an der Haltestelle Söder Tull
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42 rollt durch die Fußgängerzone...
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...und erreicht wenige Augenblicke später den Hörsalsparken...
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...welcher direkt am Hörsaal liegt.
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Es folgt ein kurzes Stück mit Gleisverschlingung
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Der Gleiszustand ist bescheiden, Vorrangschaltung gibt es keine und schneller als 30 fährt die Tram eigentlich nie. Sehr pünktlich auch nicht, irgendwie sind durch die Baustelle die Umläufe wahrscheinlich ungünstig verknüpft und die Wendezeiten verteilen sich sehr ungleichmäßig auf die Endpunkte. Die Fahrzeuge sind eher schwach ausgelastet und in weiser Voraussicht sind die Ränder der Sitze in den Vierergruppen mit Kunstleder statt Polster bezogen. Tatsächlich sind mir in den letzten Tagen recht viele Füße auf den Sitzen aufgefallen, eine in Schweden offenbar weit verbreitete Unsitte.
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Es gibt ein großes Mehrzweckabteil und selbstverständlich kann man kontaktlos Fahrkarten kaufen...
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...und direkt hinter dem Führerstand gibt es ausreichend Plätze, von denen man dem Fahrer über die Schulter schauen kann.
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Zurückgelegte Strecke: 28.430 km - Planmäßige Gesamtreisezeit: 18,3 Tage - Gesamtverspätung (analog FGR): 1436 min - Planmäßige Reisegeschwindigkeit: 65 km/h - Durchschnittliche Fahrzeitverlängerung aufgrund von Verspätung: 5,5% - Fahrtkosten: 8,9 Cent/km - Anschlussquote (alle Anschlüsse einer Verbindung mit min. 1 Umstieg erreicht): 84,1%
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Beitrag von Entenfang »

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Mit ebenem Einstieg kommt man nirgends rein
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Erkundungstour mit Fotostops
46 auf der tiefgrünen Trasse bei Norr Tull
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42 bei Marielund
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45 wenige Meter weiter
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Es folgt 34
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Zugkreuzung an der Hagaskolan
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35 am Breda vägen
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Beitrag von Entenfang »

Wendeschleife Vidablick
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Wendeschleife Fridvalla
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Nachdem ich mir zwei Äste genauer angeschaut habe, bin ich reif für einen Kaffee und platziere mich danach am Motala ström, der sich um das Zentrum windet.
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Ein netter Spielplatz
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Doch jetzt hat sich die Sonne endgültig verabschiedet und sogar ein kurzer Schauer zieht durch.
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Strandfeeling im hohen Norden - wie praktisch, dass sich Sonnenschirme auch in Regenschirme verwandeln.
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Mit viel Liebe gestalteter Wegweiser
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Kaktus-Garten
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Beitrag von Entenfang »

Zum Schluss bekomme ich doch noch eine Chance für ein Bild in der Abendsonne - 32 überquert die Saltängsbron
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Angesichts des Wetters lockt mich das Eis nicht besonders
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Arabischstämmige Menschen sind ein alltägliches Bild. Ein älterer Herr zeigt seinen Jungs, wie man angelt. Und plötzlich hat einer der Söhne tatsächlich etwas am Haken zappeln. Der Mann nimmt den Fisch von der Angel und schmeißt ihn in eine Plastiktüte. Wenig später kommt die etwa 8-jährige Tochter vorbei und nähert sich der Plastiktüte. Plötzlich fängt der Fisch an, wild zu zappeln. Nach ein paar Sekunden ist der Spuk vorbei, sie nimmt die Tüte und verschwindet aus meinem Blickfeld.
Die Stadt hat definitiv ein paar schöne Ecken, auch wenn Norrköping so überhaupt nicht touristisch ist.

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Ich kehre zum Bahnhof zurück. Für die Rückfahrt habe ich einen Platz im Snälltaaget von Malmö nach Stockholm reserviert. Zuerst ist mein Zug mit +6 angekündigt, bis ich auf dem Bahnsteig stehe, sind +16 daraus geworden.
Zuerst rumpelt ein Gz durch.
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Der ebenfalls nach Stockholm fahrende SJ-IC kommt zwar außerplanmäßig vor meinem Snälltaaget, doch ich lasse ihn fahren.
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Gute Entscheidung, denn wenig später fährt der bunt zusammengewürfelte Zug ein.
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Die Abteile sind mit nur je vier Personen belegt, sodass reichlich Platz vorhanden ist. Nur als Nachtzug wird sich wohl die fehlende Klimaanlage negativ auf die Luftqualität auswirken.
Mit 160 saust der Zug durch den Abend, fantastischer Sonnenuntergang am offenen Fenster inklusive. "Excuse me, how to open the window?", spricht mich ein junger Mann an. Deutscher, wenn ich vom Akzent her raten müsste. Aber ohne Maske. Ich antworte auf Englisch - einfach kräftig ziehen. Doch offenbar klemmen viele Fenster und lassen sich nicht öffnen. Generell wirken die Wagen etwas herabgewirtschaftet und könnten eine gute Reinigung innen wie außen gebrauchen.
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Beitrag von Entenfang »

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Nach Sonnenuntergang sammeln sich in einigen Senken Nebelschwaden und es bleibt eine wunderschöne Fahrt in die blaue Stunde.
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Die Tunnels mit 160 km/h bei offenem Fenster sorgen für ordentlich Druck auf den Ohren... Meine erste Vermutung war doch richtig, die Jungs kommen aus Deutschland.

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Der Zug hält in Stockholm, zwei Männer stehen bereits seit einer Ewigkeit mit ihren Koffern im Vorraum. Sie warten eine Weile, warum auch immer. Dann sehen sie, dass die Fahrgäste im nächsten Wagen bereits aussteigen und wechseln über den Wagenübergang. Ich drücke den Türgriff herunter und die Tür geht anstandslos auf. Ob die wohl wirklich dachten, dass die Drehfalttür automatisch öffnet?

Einer der Wagen ist von der Inlandsbanan, ein anderer interessanterweise in Österreich zugelassen...
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...die Lok dagegen in Deutschland.
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Hier nochmal der Zug in seiner ganzen Pracht...
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...und hier der deutlich erkennbare Unterschied zwischen Wagen für das mitteleuropäische und für das größere skandinavische Profil.
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Beitrag von einen_Benutzernamen »

Blöde frage kann es sein das der Wagen von der ÖBB gekommen ist? Die haben ja genug Wagen verkauft in den letzten Jahre.
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Südostbayer
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Beitrag von Südostbayer »

Entenfang @ 27 Dec 2021, 02:03 hat geschrieben: Einer der Wagen ist von der Inlandsbanan, ein anderer interessanterweise in Österreich zugelassen...
https://live.staticflickr.com/65535/5177806...fe7e1fbe3_b.jpg
Das hängt offenbar damit zusammen, dass der jüngste Umbau und die Neuzulassung dieser einst für die DB gebauten Wagen über ein österreichisches Ingenieurbüro lief - http://railengineering.at/pages/de/projekte.php . Auch drei der Wagen, die dieses Jahr einige Monate zwischen Freiburg und Elzach fuhren, sind nach sehr ähnlicher Umbaugeschichte mit Halterkürzel "A-SRI" unterwegs.
einen_Benutzernamen @ 27 Dec 2021, 19:29 hat geschrieben:Blöde frage kann es sein das der Wagen von der ÖBB gekommen ist? Die haben ja genug Wagen verkauft in den letzten Jahre.
Nein, diese Wagen (19 Stück) sind ehemalige DB-Wagen der Gattung Bm 235. Sie stammen aus einer Gruppe von 150 Wagen, die die DB vor 20 Jahren in die Niederlande verkauft hatte.


Und Danke, Entenfang, für den Reisebericht!
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Beitrag von Entenfang »

Südostbayer @ 27 Dec 2021, 20:30 hat geschrieben:Und Danke, Entenfang, für den Reisebericht!
Sehr gerne - und ich danke für die Aufklärung! :)


Tag 6 Stockholm -> Gällivare

Ich wache auf und die Sonne scheint. Das sieht doch nach einem vielversprechenden Start in den Tag aus. Bis ich gefrühstückt habe, ist der Himmel schwarz und es schüttet. Wäre ja auch zu schön gewesen... Doch der heftige Schauer ist zum Glück schnell vorbei und ich breche auf. Erster Stop in Liljeholmen:
Zwei verschiedene Bezahlterminals je nach Fahrkarte
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479+476 sind auf der Tvärbanan unterwegs
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An der Haltestelle Gröndal steht das nette Terasshuset...
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...doch weil sich der nächste Schauer bereits ankündigt, springe ich lieber gleich in die nächste Bahn.
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Eine Minute später gießt es wieder aus Kübeln.
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Also bleibe ich einfach in der Tvärbanan sitzen, bis sich der Regen beruhigt. An der Haltestelle Globen ist es so weit und hier kann man Parallelbetrieb von Tram und U-Bahn beobachten.
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Wenn der neue Nord-Süd-U-Bahntunnel fertiggestellt ist, wird dieser Abschnitt vom Gullmarsplan bis Sockenplan der U-Bahn vermutlich eingestellt. Der gesamte Ast bis Hagsätra wird dann durch die blaue Linie übernommen. Das ergibt durchaus Sinn, denn aktuell hat die grüne Linie im Norden nur einen Ast, im Süden dagegen drei. Die blaue Linie hat im Norden zwei Äste und würde dann ab 2030 im Süden auch zwei haben - in Kombination mit der neuen gelben Linie (die ein Abzweig von der grünen Strecke im Norden ist) hätte dann auch die grüne Linie im Norden wie im Süden zwei Äste.

Die Regenpause währt allerdings nicht mal die 10 Minuten bis zur nächsten Abfahrt.
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Die ältere Wagengeneration, Flexitys, haben nur drei Türen pro Seite, die auch noch unregelmäßig verteilt sind. Dementsprechend lange dauert der Fahrgastwechsel.
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Ich fahre bis zur südöstlichen Endstation Sickla. Die Strecke ist sehr abwechslungsreich und hat von einigen straßenbündigen Abschnitten über besonderen Bahnkörper in Mittellage bis zu völlig eigenständigen Führungen über zahlreiche Brücken und Tunnels alles zu bieten.
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Da meine Ankunft gerade zur halbstündlich verkehrenden Saltsjöbanan passt, steige ich gleich um und setze meine Fahrt fort.
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Beitrag von Entenfang »

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Eingesetzt werden angepasste und aufgrund des abweichenden Lichtraumprofils mit Blumenbrettern ausgestattete U-Bahnwagen. Spannend ist das Anschlusskonzept zur Zweigstrecke nach Solsidan. In Igelboda kreuzen die Züge der Hauptstrecke und von dort startet auch der Pendelzug - es gibt allerdings nur zwei Gleise.
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Des Rätsels Lösung: Der Zug aus Solsidan kommt kurz vor der Kreuzung an. Der auf der Hauptstrecke stadtauswärts fahrende Zug erhält dann in dasselbe Gleis Einfahrt. Nachdem alle Fahrgäste umgestiegen sind, fährt zuerst der Pendelzug nach Solsidan ab und direkt danach der Zug Richtung Saltsjöbaden auf die Hauptstrecke.

2912 hat den Prellbock erreicht
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Im Jahr 2013 ereignete sich hier ein spektakulärer Unfall. Ein Triebwagen war bei der nächtlichen Reinigung unbeabsichtigt in Bewegung geraten und die rund 3 km vom Depot bis hierher gerollt, ehe das Haus hinten links den 80 km/h schnellen Zug stoppte...
https://de.wikipedia.org/wiki/Eisenbahnunfa...ltsj%C3%B6baden

Nochmal die Blumenbretter im Detail
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Im hübschen Örtchen Saltsjöbaden lässt es sich sicher gut aushalten, würde es nicht schon wieder regnen...
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Wie ärgerlich, dass die Wolkenlücke gut sichtbar ein paar Kilometer weiter östlich liegt. Nach einem überteuerten Mittagessen im Yachthafen trete ich die Rückfahrt an, immer noch im Regen. Der letzte (und wichtigste) Abschnitt von Henriksdaal bis zum großen Umsteigeknoten Slussen ist bereits seit 2016 wegen Bauarbeiten außer Betrieb und wird es wohl noch mindestens bis 2026 bleiben - also bleibt nur der SEV.
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Der Verkehrsknoten Slussen ist eine Großbaustelle und wenn mich nicht alles täuscht, war er das auch bei meinem ersten Besuch 2015 schon.
Nur noch in der HVZ werden bei der U-Bahn Altwagen eingesetzt
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Vorsicht Sprengungen!
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Beitrag von Entenfang »

Blick über die Hauptzulaufstrecke zum Hbf und die Schnellstraßenbrücke
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Durch die steilen Gassen Södermalms laufe ich zu einem beliebten Aussichtspunkt und bekomme sogar ein paar Sonnenstrahlen geschenkt.

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Der Mini-IC hat leider die völlig falsche Farbe für diesen Hintergrund.

Mälartaag und U-Bahn sind geringfügig fotogener
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Ein Mälartaag bei der Einfahrt in den Hbf
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Links oder rechts, das ist hier die Frage
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Högalidskyrkan
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Dann ist es auch schon an der Zeit, meinen Koffer zu holen und zum Bahnhof zu fahren. Zum dritten Mal bettelt jemand in der U-Bahn - vermutlich ist das jedoch ein ziemlich aussichtsloses Unterfangen, denn ich habe immer noch kein Geld abgehoben und wahrscheinlich führt in Schweden kaum jemand noch Bargeld mit sich.

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Der 12-Wagen-Zug Richtung Norden steht schon bereit und 90% der Fahrgäste kommen mit riesigen Wanderrucksäcken und passender Ausrüstung. Ich komme mir mit meinem Koffer ziemlich deplatziert vor. Der Zug wird von Vy (norwegische Bahn) betrieben und ich konnte nur einen Platz im 6er-Liegewagen buchen. Ich teile mir das Abteil mit einem einheimischen Paar um die 40 und einem Mann um die 50 sowie seiner volljährigen Tochter, beide mit FFP2-Maske. "Oh je, wie sollen denn hier sechs Personen schlafen?", fragt letztere gerade. Das ganze Gepäck lässt sich zum Glück in einem separaten Raum außerhalb des Abteils verstauen, sodass im Abteil wenigstens ausreichend Platz zum Sitzen ist. Wenig später kommt noch ein einheimischer junger Mann dazu. Die beiden Deutschen sehen bald ein, dass das mit ihren Masken ziemlich albern ist und setzen sie ab.
Als wir über Reiseziele ins Gespräch kommen, schwingt bei allen Anwesenden eine gewisse Verwunderung mit, was ich denn in Gällivare machen würde. Der Hauptgrund ist, dass ich mit der Inlandsbanan wieder nach Süden fahren möchte und die frühe Abfahrt mindestens eine Übernachtung erfordert. Einen Tag habe ich für die Erkundung der Umgebung und einen für einen Ausflug in den Nationalpark Stora Sjöfallet eingeplant. Alle fünf Mitreisenden fahren zu mehrtägigen Wanderungen. Die Deutschen sind mit dem über Nacht verkehrenden Snälltaaget aus Hamburg gekommen. Dass sie sich für den Sitzwagen entschieden haben, merkt man der Tochter deutlich mehr an als dem Vater. Sie wollen über 100 km von Murjek bis Gällivare laufen und unterwegs einfach im Zelt schlafen. Sie haben sich für Schweden entschieden, weil man in den Alpenhütten coronabedingt nur nach vorheriger Online-Buchung und nicht spontan übernachen darf - in Schweden dagegen gibt es das Jedermannsrecht, welches "wildes" Zelten weitgehend erlaubt und von vielen Wanderern gerne genutzt wird. Der lebhaften Diskussion der Schweden kann ich leider nicht folgen, auch wenn ich zumindest einige Wortfetzen erraten kann.
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Beitrag von Entenfang »

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Zweimal stoppen wir für Kreuzungen
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Und wenige Minuten später geht es auch schon weiter
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Beitrag von Entenfang »

Nächste Kreuzung
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Leider habe ich ein echtes Lerchenabteil erwischt (na gut, was habe ich eigentlich erwartet - sind ja auch alle Wanderer), die die Liegen schon ausklappen wollen, kaum dass die Sonne hinter den endlosen Wäldern verschwunden ist.
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Nach halb zehn muss ich mich geschlagen geben, im 6er-Abteil kann man mit ausgeklappten Liegen nicht sitzen und ich habe ohnehin die mittlere erwischt. Also stelle ich mich ans Fenster in den Gang, durch das jetzt frische und klare Luft hereinströmt, während es im unklimatisierten 6er-Abteil innerhalb von Minuten heiß und stickig geworden ist. Manche nutzen den halbstündigen Aufenthalt in Sundsvall zum Rauchen, andere, um mit dem Hund Gassi zu gehen, ich für ein paar Nachtaufnahmen.
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Dann lege ich mich notgedrungen hin.
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Beitrag von Valentin »

Der Unfall ist auch ein Planungsfehler: Früher führte die Strecke noch etwas weiter geradeaus zu einem Fähranleger. Das vor ein einigen Jahren stillgelegte Reststück hinter der Station wurde dann möglichst gewinnbringend bebaut Der Neubau wurde Baugrund maximal ausreizend direkt ans neue Gleisende auf das alte Gleisbett plaziert. Die so eingesparte Auslaufstrecke fehlte am Ende dem ungebremsten Zug.

Der Reisebericht mit seinen Fotos ist mal wieder uranschaulich geschrieben. Danke!
10bis10 jetzt - oder Rücknahme der damit begründeten Tariferhöhung.
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Rohrbacher
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Beitrag von Rohrbacher »

Danke! Hübscher Bilderbogen.

Interessant an dem in D eingestellten Vectron ist, dass die Lok laut Raster nur in S und N fahren darf. Ich dache immer, ein Fahrzeug muss auch für das Einstellland zugelassen sein (und bleiben) oder ist das alles schon wieder neu bzw. bezieht sich nur auf Teilaspekte, also z.B. ohne Zugsicherungsystem!?
Entenfang @ 27 Dec 2021, 20:03 hat geschrieben:Zum dritten Mal bettelt jemand in der U-Bahn - vermutlich ist das jedoch ein ziemlich aussichtsloses Unterfangen, denn ich habe immer noch kein Geld abgehoben und wahrscheinlich führt in Schweden kaum jemand noch Bargeld mit sich.
Das ist wahrscheinlich ein ähnliches Gerücht im Ausland, wie dass angeblich Deutschland alle und immer mit 200 km/h über die Autobahn fliegen und alle Finnen ständig in der Sauna hocken. Nur weil etwas geht, weit verbreitet ist oder bei uns gewisse Lobbys mit solchen Storys Meinungsbildung betreiben wollen, würde ich doch nicht ganz so verallgemeinern. Immerhin dürfte sich das Betteln ja noch lohnen, sonst würd's ja keiner mehr machen. Außer die schwedischen Bettler haben mittlerweile mobile Bezahlterminals dabei und sind "moderner" als die ach so "fortschritt"sfeindlichen deutschen. ;)
Entenfang @ 27 Dec 2021, 20:03 hat geschrieben:auch wenn ich zumindest einige Wortfetzen erraten kann.
Ui, das hab ich in Schweden auch mal probiert. Dass es sich bei "Filmjölk" wohl um Vollmilch handeln wird, wenn eh des ganze Kühlregal voll damit ist, hat sich als tragischer Irrtum erwiesen. :lol:
Entenfang @ 27 Dec 2021, 20:03 hat geschrieben:Die beiden Deutschen sehen bald ein, dass das mit ihren Masken ziemlich albern ist und setzen sie ab.
Wir haben's begriffen, denke ich ...
„Herr Otto Mohl fühlt sich unwohl am Pol ohne Atomstrom.“
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Südostbayer
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Beitrag von Südostbayer »

Rohrbacher @ 27 Dec 2021, 21:44 hat geschrieben:Interessant an dem in D eingestellten Vectron ist, dass die Lok laut Raster nur in S und N fahren darf. Ich dache immer, ein Fahrzeug muss auch für das Einstellland zugelassen sein (und bleiben) oder ist das alles schon wieder neu bzw. bezieht sich nur auf Teilaspekte, also z.B. ohne Zugsicherungsystem!?
Das Länderkürzel der NVR-Kennzeichnung zeigt, in welchem nationalen Fahrzeugregister das Fahrzeug eingetragen wurde. Es hat aber keine Aussagekraft über eine Länderzulassung des Fahrzeugs und es ist zumindest weder nach EU-Recht noch deutschem Recht nötig, dass das Fahrzeug im angegebenen Registerland tatsächlich einsetzbar ist. (Es gibt oder gab bis vor kurzem aber in den Niederlanden eine nationale Regelung dieser Art.)

Rohrbacher @ 27 Dec 2021, 21:44 hat geschrieben:Ui, das hab ich in Schweden auch mal probiert. Dass es sich bei "Filmjölk" wohl um Vollmilch handeln wird, wenn eh des ganze Kühlregal voll damit ist, hat sich als tragischer Irrtum erwiesen. :lol:
Interessante Geschmacksnote im Kaffee ;)
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ET 474
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Beitrag von ET 474 »

Entenfang @ 27 Dec 2021, 02:03 hat geschrieben:"Excuse me, how to open the window?", spricht mich ein junger Mann an. Deutscher, wenn ich vom Akzent her raten müsste. Aber ohne Maske. Ich antworte auf Englisch - einfach kräftig ziehen.
Den hätte ich gefragt: "Är du Tysk?" (Bist du Deutsch?).
Kräftig ziehen = Träck kräftig!
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Beitrag von Entenfang »

Rohrbacher @ 27 Dec 2021, 21:44 hat geschrieben:Das ist wahrscheinlich ein ähnliches Gerücht im Ausland, wie dass angeblich Deutschland alle und immer mit 200 km/h über die Autobahn fliegen und alle Finnen ständig in der Sauna hocken. Nur weil etwas geht, weit verbreitet ist oder bei uns gewisse Lobbys mit solchen Storys Meinungsbildung betreiben wollen, würde ich doch nicht ganz so verallgemeinern. Immerhin dürfte sich das Betteln ja noch lohnen, sonst würd's ja keiner mehr machen. Außer die schwedischen Bettler haben mittlerweile mobile Bezahlterminals dabei und sind "moderner" als die ach so "fortschritt"sfeindlichen deutschen. ;)
Ich finde die geringe Anzahl Geldautomaten, der große Anteil an Geschäften mit "No cash"-Schildern, die hohe Akzeptanz von Kartenzahlungen (selbst im kleinsten Dorf in den nordschwedischen Weiten oder z.B. bei Marktständen) sowie in zwei Wochen dreimal Barzahlungen beobachtet zu haben, ein starkes Indiz dafür, dass in Schweden viele bargeldlos unterwegs sind. Klar, vielleicht zahlen auch alle nur mit Karte und schleppen 10000 SEK einfach zum Spaß im Geldbeutel durch die Gegend, aber das halte ich dann doch für sehr unwahrscheinlich. ;)
Und dass Straßenmusiker neben dem Beutel auch noch einen QR-Code für elektronische Überweisungen aufstellen, dürfte in Deutschland wohl eher die Ausnahme denn die Regel sein.

- Sagt der, den alle immer nach Bargeld fragen, wenn in Deutschland/Schweiz/sonstwo "Kartenlesegerät leider defekt" steht.
Ui, das hab ich in Schweden auch mal probiert. Dass es sich bei "Filmjölk" wohl um Vollmilch handeln wird, wenn eh des ganze Kühlregal voll damit ist, hat sich als tragischer Irrtum erwiesen.
Klar, false friends gibt es immer. Aber viele Hinweisschilder konnte ich verstehen, selbst das grobe Thema von z.B. Zeitungsartikeln. Ich finde schon, dass man mit etwas Fantasie einiges verstehen kann.


Tag 7 Gällivare

Besonders gut schlafe ich nicht und wache viel zu früh wieder auf. Der Himmel ist bedeckt, aber es sieht so aus, als würden bald ein paar Sonnenstrahlen durchkommen. Nur noch der junge Mann ist im Abteil und ich meine, das Wetter würde ja ganz passabel aussehen. Er wird allein auf eine 10-tägige Wanderung gehen und meint scherzhaft, er hoffe, dabei nicht verrückt zu werden.
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Wir nähern uns Gällivare und es beginnt zu regnen. So viel zu dem Thema. Es schüttet, als ich aussteige.
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Wenige Sekunden später sind die Menschen in bunter Funktionskleidung verschwunden, der Schaffner pfeift und es kehrt wieder Ruhe ein.
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Für die Wanderer wird es ein regnerischer Start sein.
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Wem es in Gällivare noch nicht kaffig genug ist, der kann mit dem Bus (nur im Sommer) noch 200 km weiterfahren.

Ich suche den einzigen Bäcker in der Innenstadt auf und habe Glück, dass ich unter der Woche angekommen bin, denn am Wochenende hat er gar nicht geöffnet. Dort gibt es Kaffeekannen auf Wärmplatten und der wird gut nachgefragt. Die Kundschaft ist sehr gemischt - Rentner, Mütter mit Kinderwagen aber vor allem Männer in Arbeitskleidung. Vermutlich gibt es nur zwei Gründe, in diesen Ort zu kommen: Zum Wandern oder zum Arbeiten. Jetzt kann ich auch den Kommentar meiner Gastgeberin in Stockholm nachvollziehen: "Hmm Gällivare, I think that's boring."
Nachdem ich mich gestärkt habe, ziehe ich meinen Koffer zum Bed & Breakfast, das in einer Wohnsiedlung liegt. Im Hintergrund der Hausberg Dundret
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Ich bin der Einzige, der durch den Regen stapft. Vermutlich fährt hier jeder überall mit dem Auto hin. "Are you here by koor?", erkundigt sich die Vermieterin. Ich brauche eine Weile, um zu begreifen, dass sie das englische car bloß sehr schwedisch ausgesprochen hat - ob mit oder ohne Kringel, das a klingt oft eher wie ein o.

Mit kurzen Pausen regnet es den ganzen Tag. Ich gönne mir einen Tag Ruhe, um in Ruhe den Reisebericht zum aktuellen Tag aufzuholen und ein bisschen zu lesen.

Am nördlichen Stadtrand von Gällivare entsteht derzeit eine neue Wohnsiedlung, da ein Teil des Ortes Malmberget der Erzmine weichen muss und abgerissen wird.

Abends klart es etwas auf und ich mache einen kleinen Spaziergang zum Bahnhof. Dort rauschen im Blockabstand drei Güterzüge Richtung Narvik
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Blick auf den Vassaraträsket
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Leider trügt die Spätsommeridylle - die Stechmücken stürzen sich scharenweise auf mich...
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Zurückgelegte Strecke: 28.430 km - Planmäßige Gesamtreisezeit: 18,3 Tage - Gesamtverspätung (analog FGR): 1436 min - Planmäßige Reisegeschwindigkeit: 65 km/h - Durchschnittliche Fahrzeitverlängerung aufgrund von Verspätung: 5,5% - Fahrtkosten: 8,9 Cent/km - Anschlussquote (alle Anschlüsse einer Verbindung mit min. 1 Umstieg erreicht): 84,1%
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Beitrag von AK1 »

Rohrbacher @ 27 Dec 2021, 21:44 hat geschrieben:
Das ist wahrscheinlich ein ähnliches Gerücht im Ausland, wie dass angeblich Deutschland alle und immer mit 200 km/h über die Autobahn fliegen und alle Finnen ständig in der Sauna hocken. Nur weil etwas geht, weit verbreitet ist oder bei uns gewisse Lobbys mit solchen Storys Meinungsbildung betreiben wollen, würde ich doch nicht ganz so verallgemeinern. Immerhin dürfte sich das Betteln ja noch lohnen, sonst würd's ja keiner mehr machen. Außer die schwedischen Bettler haben mittlerweile mobile Bezahlterminals dabei und sind "moderner" als die ach so "fortschritt"sfeindlichen deutschen. ;)
So verallgemeinern darf man es nicht...
Bargeld gibt es und es wird auch genutzt. Und ich habe sogar in Göteborg einmal in einem Laden gelesen, Kartenzahlung sei erst ab 15 Kronen möglich - drunter geht es da also dort tatsächlich nur mit Bargeld!
Weit häufiger ist es aber doch, dass ausschließlich Karten akzeptiert werden.
Ich bin ja sehr bargeldaffin, aber in Schweden war ich letzten Sommer das erste Mal ohne im Urlaub. Und es funktioniert sehr gut - mit einer Ausnahme (siehe oben). Da hätte ich tatsächlich für weniger einkaufen wollen, das ist dann ausgefallen: Bargeld abheben war keine ernstzunehmende Option, denn es war wenige Stunden vor Abfahrt meiner Fähre (auf der ausschließlich Kartenzahlung möglich ist).
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Beitrag von Entenfang »

Tag 8 Gällivare

Der heutige Tag verspricht deutlich besser zu werden als der gestrige. Ich laufe zum Bahnhof, von wo der Bus zum Wasserfall Stora Sjöfallet abfährt.
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Autsch, die zweistündige Fahrt kostet satte 44¤ - pro Richtung, versteht sich. Durchaus ein stolzer Preis, doch hier in den Weiten Nordskandinaviens vergisst man schnell, dass man dabei auch 150 km zurücklegt, ohne mehr als drei Häuser auf einmal zu passieren. Der Bus ist gut gefüllt von Wanderern, die mit dem Nachtzug angekommen sind und jetzt weiter in den Nationalpark reisen. Endlose Fichten-, Kiefern- und Birkenwälder prägen die Landschaft.
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Die Sonne verschwindet, doch immerhin bleibt es trocken und nach der Ankunft starte ich mit der Erkundung.
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Wer nachtanken muss, sollte das besser hier tun - über 100 km kommt keine Tankstelle mehr.
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Nachdem ich dem Weg zum See gefolgt bin, lande ich auf einem kaum sichtbaren Trampelpfad, der mich durch das Unterholz bergauf und schließlich zu einem mit Holzbohlen durch das Moor angelegten Weg führt.

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Beitrag von Entenfang »

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Dieser sollte eigentlich zum imposanten Wasserfall führen, doch der See muss wohl Hochwasser haben und der Weg endet plötzlich am Wasser.
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Dem Ingenieur ist nichts zu schwör - und weiter geht's über den passend platzierten Holzbalken...
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...der allerdings schon vorher dort lag.


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Der Wasserfall bietet jedenfalls ein eindrucksvolles Bild.
Die Wolkendecke ist löchrig wie ein Schweizer Käse, doch die Sonne traut sich nicht hervor.
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Auf dem Rückweg erkenne ich, dass meine unbeabsichtigte Wahl des Trampelpfades die bessere Alternative war, denn vom Ende des Holzbohlenwegs muss man über 2 km auf der Asphaltstraße zur Bushaltestelle zurücklaufen. Schade, dass man hier nicht noch eine Haltestelle eingerichtet hat. Man kann auch Helikopterrundflüge machen und die erfreuen sich großer Beliebtheit. Der Spaß hat aber seinen Preis - für einen kurzen Rundflug zahlt man schon dreistellige Beträge (in Euro).
Ich statte noch dem Besucherzentrum einen Besuch ab, in dem ein Feuer für behagliche Wärme sorgt - Mitte August, wohlgemerkt...

Der Bus ist auch auf der Rückfahrt gut nachgefragt und hält ein paar Mal unterwegs an, um die Post von einsamen Häusern mitzunehmen. Hier zu leben, muss man wohl wirklich mögen.
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Beitrag von einen_Benutzernamen »

Zum Thema Bargeld im nicht ¤ Ausland zahle Ich auch zu 98% mit Bargeld aus den einfachen grund um bei der Bank, bzw Kreditkarten Firmen die hohen kosten zu umgehen. Wenn Ich bei "meiner" (Partner) Bank im Ausland Geld abhebe zahle Ich dagegen keine oder so gut wie keine kosten. ;)

Kleiner Tipp schaut ob es in den Supermärkte "Geschenkkarten" gibt welche man aufladen kann. Dann zahlt Ihr nur einmal Gebühren bei der CC und könnt mit den Guthaben einkaufen.
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Beitrag von Entenfang »

Tag 9 Gällivare -> Östersund

Viel zu früh am nächsten Morgen geht es schon wieder los. Beim Frühstück unterhalte ich mich kurz mit einem älteren deutschen Ehepaar, das aus demselben Grund in Gällivare übernachtet hat wie ich - um mit der Inlandsbanan wieder nach Süden zu fahren.
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Es sieht nach einem sonnigen Tag aus, als die Fahrt startet. Zwar sind einige Fahrgäste an Bord, doch letztlich besteht freie Platzwahl. Zu meinem Interrail habe ich eine Platzreservierung gebucht und richtig auf einen Platz am Übersatzfenster spekuliert.

Gepäck, Fahrräder und Kupplungsschläuche finden im Mehrzweckabteil Platz.
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Die freundliche Zugbegleiterin erzählt nebenbei einiges zu Strecke und Umgebung. Die komplette Inlandsbanan wurde in Handarbeit errichtet. Die Bauzeit des rund 750 km langen Nordteils zwischen Gällivare und Östersund betrug fast 30 Jahre und wurde 1937 abgeschlossen. Es sollte der letzte Streckenneubau in Schweden für 60 Jahre bleiben. Anfang der 90er Jahre sollte die Strecke komplett stillgelegt werden, was durch Widerstand der Anwohner abgewendet werden konnte. Gleichwohl fährt heute nur saisonal ein Zugpaar täglich. Im südlichen Teil findet außerdem Güterverkehr statt.

Deswegen gibt es in der Gegend so viele Mücken:
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Die Fahrt führt mit einem gemütlichen Kadong kadong mit 80 km/h durch die endlosen Wälder.
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Ein ehemaliges Flussbett
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Zahlreiche Seen liegen an der landschaftlich reizvollen Strecke.
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An mehreren Zwischenhalten hat der Zug einen längeren Aufenthalt und man kann für ein paar Fotos oder zum Essen aussteigen. Der erste Zwischenstop ist am Polarkreis.
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Beitrag von Entenfang »

Der Streckenzustand lässt sehr zu wünschen übrig und eine Schienenbefestigung mit Schienennageln wirkt fast schon aus der Zeit gefallen.
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Für gelegentliche Überfahrten mit einem leichten Triebwagen ist das jedoch völlig ausreichend.
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Der Triebwagen mit Baujahr 1980 stammt aus dem Hause Fiat und hat eine vMax von immerhin 130 km/h. Nutzt man den Südabschnitt Östersund - Mora, hat man die Gelegenheit, diese kurzzeitig auszufahren.
Einige Minuten später geht es auch schon bei strahlendem Sonnenschein weiter. Zum Glück kann man die Fenster weit öffnen, denn allmählich wird es im Zug warm.
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Hier in Kaabdalis trafen sich die Arbeiter beim Bau der letzten Etappe. Gerüchteweise wurde zuletzt ein goldener Schienennagel verwendet, um den Streckenbau zu vollenden.
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Es handelt sich um ein Skigebiet und unter den Planen wird Schnee des letzten Winters aufgehoben, um diesen dann rechtzeitig zur neuen Saison auf der Piste auszubringen.

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Kurz vor einer kombinierten Brücke für Straße und Schiene ist der nächste Zwischenhalt. Der Zug kommt ein paar Meter vor dem Bahnsteig zum Halten. "Just a moment, please. We have a problem with the train and try to move a few metres to the platform." Doch die schnellen Versuche, vorzuziehen, schlagen alle fehl. Also dürfen alle, die wollen, ins Gleisbett springen.

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Etwas nervig ist, dass während des gesamten Aufenthalts der BÜ bimmelt. Der Tf versucht weiter, den Triebwagen wieder flott zu bekommen. Eine halbe Stunde vergeht, während der kein einziges Auto vorbeikommt. Dann kommen doch drei Fahrzeuge und die Zugbegleiterin winkt sie weiter, da wir die Fahrt immer noch nicht fortsetzen können. Das wäre jetzt wirklich ungünstig, hier mit einem technischen Defekt liegenzubleiben. Der Tf hackt mit einer Axt ein Stück Holz von einem Baum ab und improvisiert ein gebrochenes Teil an einem Kompressor. Was eigentlich genau kaputt ist, wird mir zwar nicht klar, aber nachdem wir ein paar Minuten auf Druckaufbau gewartet haben, gelingt es, den Zug an den Bahnsteig vorzuziehen. Ich hatte gehofft, ein Bild vom Zug auf der Brücke machen zu können und am anderen Ende wieder einzusteigen, doch da wir bereits über 45 min. Verspätung haben, geht das leider nicht.
Keine Viertelstunde später höre ich durch das geöffnete Fenster wieder ein Zischen. Zunächst ist es unregelmäßig, dann immer häufiger. Wenige Minuten später halten wir wieder mitten im Wald an. Die Zugbegleiterin erläutert, dass wir wieder einen Druckabfall hätten, weil der Stock verlorengegangen ist. Der Tf bastelt ein neues Ersatzteil und nach wenigen Minuten können wir die Fahrt fortsetzen. Obwohl bald wieder Zischen einsetzt, brausen wir mit 80 durch den einsamen Wald. Kadongkadong. Pffft pffft. Kadongkadong. Pffft pffft. Kadongkadong. Die Mittagspause in Arvidsjaur wird sehr zu meinem Missfallen von einer Stunde auf wenige Minuten zusammengestrichen, um die Verspätung aufzuholen. Eigentlich wollte ich hier Essen beschaffen.
Der kurze Stop wird genutzt, um Wasser nachzufüllen. Denn der Wasserhahn im WC ist defekt und läuft ununterbrochen, sodass der Tank bald leer ist. Die Schaffnerin bastelt irgendeine Spanngurt-Konstruktion, um den Wasserhahn zu blockieren und stellt ein Desinfektionsmittel ins Waschbecken. Wenn das besondere Abenteuer dieser Fahrt auf miserable Wartung zurückzuführen ist, sollte man vielleicht nochmal darüber nachdenken...
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Nach einem Richtungswechsel geht es weiter.
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Beitrag von Entenfang »

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Nahezu pünktlich gelangen wir zur Zugkreuzung nach Sorsele, erhalten irgendein Ersatzteil vom Gegenzug und 15 min. später geht es pünktlich weiter.
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Der auf ähnlicher Strecke verkehrende Bus transportiert auch Güter und braucht ähnlich lange wie der Zug.
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Noch mehr Wald
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Plötzlich kommen wir mit einer Schnellbremsung zum Stehen und können erst nach drei Anläufen weiterfahren. Nur an wenigen Zwischenhalten findet Fahrgastwechsel statt. Oft durchfahren wir die einsamen Bahnhöfe ohne Halt. Früher waren sie alle örtlich besetzt, heute sind sie größtenteils in Ferienhäuser umgewandelt. Diverse Kreuzungsmöglichkeiten sind außerdem abgebaut.

Halt in Vilhelmina
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Hier findet sogar nennenswerter Fahrgastwechsel statt.
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Später steigen zwei Deutsche zu, sofort erkennbar an - nein, nicht an der Maske, hier im Zug trägt niemand eine - einem Rewe-Einkaufsbeutel. Einer der beiden arbeitet als Tf bei DB Cargo. Sie sind erst die Gesamtstrecke nach Norden gefahren und haben dann auf der Rückfahrt ein paar Tage Aufenthalt eingebaut. Für den deutschen Tf irritierend beim Anblick des Führerstands ist die spiegelverkehrte Anordnung viele Steuerelemente. Passend zum Linksverkehr bei der schwedischen Bahn ist z.B. das Führerbremsventil im Gegensatz zu deutschen Führerständen links angeordnet.
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Ein Rentier lässt sich nur mühevoll unter Dauerpfeifen vom Gleis vertreiben. Viel hätte nicht gefehlt und es hätte gekracht. Bei der Durchfahrt durch einen Bahnhof scheppert es heftig und ich sehe ein buntes Teil davonfliegen. Dem kurzen Moment nach zu urteilen, könnte es ein Kinderfahrrad gewesen sein - was auch immer das mitten auf dem Gleis zu suchen hatte...

Zwischenstop für Kaffee
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Möchte man an einem Bedarfshalt einsteigen, muss man diese Scheibe in Richtung des nahenden Zuges drehen.
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Beitrag von Entenfang »

Auf dem weiteren Weg nach Süden wird die Vegetation merklich dichter, Birken werden häufiger. Wir passieren einige kristallklare Seen. Es ist nur allzu verständlich, warum man hier auf den Einsatz von Gift gegen die Gleisverkrautung verzichten möchte und das lieber dem nächsten schwedischen Winter überlässt.
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Holztransport ist ein wichtiges Standbein des Güterverkehrs, dafür finde ich den Gleiszustand tatsächlich etwas bedenklich.
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Ich quatsche ein wenig mit der Zugbegleiterin und dem Tf. Bei der Inlandsbanan handelt es sich nicht um ein privates Unternehmen und die Fahrten werden durch die Gemeinden bezuschusst. Kreuzungsmeldungen abgeben und Erlaubnis zur Weiterfahrt einholen muss man auch nur an ausgewählten Stellen, nicht an jeder Kreuzungsmöglichkeit.

Kadongkadong. Pfft pfft. Zischzisch. Pffftkadong.

Zwischendurch fallen ein paar Tropfen, doch bis wir überraschenderweise pünktlich nach knapp 13h Östersund erreichen, ist es wieder trocken.
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Der Nahverkehrszug Richtung Duved fährt ein.
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Die Strecke führt über Storlien weiter nach Trondheim. Zum Zeitpunkt meines Besuchs war der grenzüberschreitende Verkehr jedoch noch eingestellt.
Die Abfahrten der Inlandsbanan sind auf die Nachtzüge von und nach Stockholm/Göteborg abgestimmt. Die Ausfahrt steht bereits...
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...und da fährt er auch schon ein.
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Doch ich bleibe hier erstmal.
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Beitrag von einen_Benutzernamen »

;) nett

@Entenfang
Wie sieht es eigentlich mit Sanitär möglichkeiten aus wenn man sprichwörtlich am arsch der Welt unterwegs ist?
Lg
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Beitrag von Entenfang »

einen_Benutzernamen @ 30 Dec 2021, 23:12 hat geschrieben:Wie sieht es eigentlich mit Sanitär möglichkeiten aus wenn man sprichwörtlich am arsch der Welt unterwegs ist?
Naja, was erwartest du? Da gibts doch genug Gebüsch ;)
Im Besucherzentrum und am Campingsplatz am Stora Sjöfallet gibt es sicher welche, ansonsten habe ich in der Pampa kein öffentliches WC gesehen.

Tag 10 Östersund

Die Wettervorhersage ist eigentlich ziemlich vielversprechend - zunächst bedeckt, aber dann gegen Abend hin aufklarend. Um die Gegend zu erkunden, möchte ich ein Fahrrad mieten. Es gibt einen Fahrradverleih in der Stadt, nur ist mir nicht wirklich klar, wohin genau ich gehen muss. Denn auf der Webseite sind zwei Adressen angegeben, eine für das Geschäft und eine für einen Verleih im Stadtpark. Ich probiere mein Glück zuerst im Geschäft. Dafür muss ich mit dem Bus fahren. Ich versuche bereits im Vorfeld, in der Fahrplanauskunft resrobot.se auch die Fahrkarte zu kaufen, doch das gelingt mir nicht. Also muss man sie wohl doch im Bus kaufen?
Die Infos an der Haltestelle sind auch überschaubar...
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Der Bus kommt, die vordere Tür ist wegen Corona verschlossen, man muss also hinten einsteigen. Folglich gilt hier genau das Gegenteil von Stockholm, wo man vorne einsteigen muss. An der hinteren Türe gibt es zwar ein Kartenlesegerät, allerdings nicht für Kreditkarten sondern vermutlich nur für wiederaufladbare Chipkarten. Die Busfahrerin ruft mir irgendwas auf Schwedisch zu. Ich gehe zum Absperrband. "Not this card!!! You need bus ticket!" Vorne gibt es sehr wohl ein Kreditkartenlesegerät, aber das darf man ja nicht benutzen. Sie schimpft noch ein wenig herum, lässt mich dann aber mitfahren. Eine Frau erklärt mir, dass ich die aufladbare Karte in den Pressbyraan-Filialen bekommen könnte.

Das Fahrradgeschäft hat geschlossen, also laufe ich zurück in den Park am Ufer des Storsjön-Sees. Inzwischen regnet es entgegen der Vorhersage - aber sie war ja auch mit "Uncertain" angegeben.
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Zum Glück finde ich die Fahrradverleihstelle und bin erfolgreich. Auf zwei Rädern kann ich die Umgebung viel besser erkunden als mit dem Bus. Da hatte der deutsche Tf gestern im Zug sicher Recht - ohne Auto kommt man im schwedischen Hinterland nicht weit.

Die Fußgängerzone
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Am Nachmittag scheint sich das Wetter tatsächlich zu bessern und so breche ich zur 20 km entfernten Insel Andersön auf.
Blick über den Storsjön
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Ruhig ist es auf der Insel jedenfalls. Einige deutsche Camper stehen im Wald herum.
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Ich folge der holprigen Piste noch weiter, wo man mit dem Auto nicht mehr hinfahren kann. Schließlich verengen sich die Fahrspuren zu einem Trampelpfad voller Wurzeln und ich stelle mein Fahrrad ab. Hier habe ich das Hämmern eines Spechts für mich allein.
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Ein paar Augenblicke zeigt sich die Sonne, verschwindet aber stets bald wieder.
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Beitrag von Entenfang »

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Nach einer Weile frischt der Wind auf, ich ziehe noch eine Jacke an und lausche den Wellen, die leise an das steinige Ufer plätschern.
Schließlich gehe ich zum Fahrrad zurück und wechsle die Stelle. In der Nähe des Camper-Parkplatzes ist einiges los. Zelte stehen im Wald, zwei Kinder schwimmen. Mich friert es nur vom Zuschauen, habe ich nicht nur zwei Jacken, sondern sogar Handschuhe an.
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Ein paar Tropfen fallen, Vögel drehen ihre Runden über der Wasseroberfläche, um die Mücken zu fangen.

Ich überprüfe nochmal die Wettervorhersage. Für die nächsten drei Stunden sind 0,9 mm Niederschlag vorhergesagt und das immerhin "fairly certain". Na gut, denke ich, ist ja nicht viel, doch es bleibt nicht bei ein paar Tropfen. Meine beste Entscheidung der Woche war jedenfalls, trotz der Erwartung auf trockenes Wetter meine Regenhose in den Rucksack zu packen.
Plötzlich bricht die Sonne durch und ich halte an.
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Ein Regenbogen steigt aus dem See empor.
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Ich schöpfe Hoffnung, dass es doch noch ein schöner Sonnenuntergang werden könnte, setze mich ans Ufer und packe Brotzeit aus. Doch der Regen lässt nicht nach und der Himmel zieht immer stärker zu. Ich trete die Rückfahrt an - es werden über 15 km bei ununterbrochenem Regen sein, mal mehr, mal weniger stark.

Nur einen Zwischenstop lege ich ein, um die Vallsundsbron in den trüben Abend festzuhalten.
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Ich bin recht froh, als ich endlich im Trockenen ankomme, denn es sind zweifelsohne deutlich mehr als 0,9 mm Regen gefallen. Da verheißt der für morgen angekündigte Dauerregen ja nichts Gutes. Wobei - er ist ja uncertain. Vielleicht wache ich ja auf und die Sonne scheint.
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Beitrag von einen_Benutzernamen »

<_< Will man im Wald über Tonnen von Sanitär Papier stolpern?
Nicht jeder hat ein "Taktisches" in Tarnfarbe dabei oder gar einen Spaten für eine Feld Latrine.
Auf zwei Rädern kann ich die Umgebung viel besser erkunden als mit dem Bus.
;) Trick 17 ein E-Roller hilft enorm.
Ich spreche aus erfahrung.
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Jean
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Beitrag von Jean »

einen_Benutzernamen @ 31 Dec 2021, 19:02 hat geschrieben:
;) Trick 17 ein E-Roller hilft enorm.
Ich spreche aus erfahrung.
Und das Ladegerät hast du natürlich mit dabei...
Für den ÖPNV Ausbau Gegen Experimente und Träuereien. Eine Trambahn braucht einen eigenen Fahrweg, unabhängig vom MIV!
Fahrradwege auf Kosten des ÖPNV braucht keiner!
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