Zu vermeiden ist generell, dass sich zwei Züge im selben Blockabschnitt befinden. Das Vorhandensein eines zweiten Gleises wird bei gleichbleibender Anzahl der Zugfahrten die Wahrscheinlichkeit geringfügig verringern, ersetzt aber keine Sicherheitsvorschriften und keine technische Sicherheitsausrüstung. Das gilt umso mehr, als "zweigleisig" üblicherweise ja nicht heißt, dass es zwei parallele, nicht verbundene Gleise gibt, auf denen genau ein Zug pro Richtung unterwegs ist, sondern sinnvollerweise Blockteilung, Weichenverbindungen zwischen den Gleisen und idealerweise die Möglichkeit des Gleiswechselbetriebs vorhanden sind.Iarn hat geschrieben: ↑15 Feb 2022, 15:54Der stehende Zug war ja frisch zwangsgebremst. Bei gleichsinnig Zügen muss nur einer Zwangsgebremst werden, bei frontal fahrenden Zügen beide. Wie man es dreht, zwei Richtungen auf einem Gleis sind immer von Nachteil.Südostbayer @ 15 Feb 2022, 15:26 hat geschrieben: Im konkreten Fall fuhr offenbar ein Triebzug auf einen stehenden anderen Triebzug auf. Die ursprüngliche Richtung des stehenden Zuges ändert hier (mit Ausnahme der Lage des besetzten Führerstands) nichts an den Auswirkungen.
Richtungsseparation hilft, aber den Umkehrschluss, ein zweigleisiger Ausbau sei der sinnvollste Weg zur Vermeidung von Unfällen, halte ich für falsch. Die Konsequenz aus dem aktuellen Unfall muss eine kritische Prüfung der Sicherheitsvorschriften und -ausrüstung sein, zumal die Ursache durchaus etwas sein könnte, das auch im (quasi-)Richtungsbetrieb auftreten kann.
Daher halte ich die Aussage, eingleisige Bahnstrecken seien grundsätzlich unsicherer als zweigleisige Strecken für grob vereinfachend und letztlich am Thema vorbeigedacht. Es wäre grausame Ironie, wenn diese aufwendige "Lösung" gewählt würde, die den Bahnbetrieb wesentlich verteuern und zu einer Verkehrsverlagerung auf die wesentlich unsichereren Straßen führen würde.
Nach dem, was bisher über den Unfall in Ebenhausen-Schäftlarn bekannt wurde, könnte eine weitaus sinnvollere Maßnahme darin bestehen, dass das manuelle "Befreien" aus PZB-beeinflussten Zwangsbremsungen durch den Tf erschwert wird, beispielsweise durch ein technisch vorgegebenes Vier-Augen-Prinzip.