[M] Zugkollision in Ebenhausen-Schäftlarn

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mapic
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Re: [M] Zugkollision in Ebenhausen-Schäftlarn

Beitrag von mapic »

gmg hat geschrieben: 04 Jul 2022, 10:33 Gut finde ich auch die Empfehlung: "Um den Tf nach einer PZB-Zwangsbremsung zwingend einen angemessenen Zeitraum zum
Nachdenken (Situatonsbewusstsein) und Handeln (Abarbeiten der Richtlinie 408.2651) zu verschaffen, wird empfohlen, beispielsweise die PZB-Fahrzeugausrüstung dahingehend zu erweitern, dass eine PZB-Zwangsbremsung nicht unmittelbar aufgelöst und die Fahrt fortgesetzt werden kann."

Denn Nachdenken und Situationsbewusstsein hätten ihm verraten, dass Gegenverkehr sehr wahrscheinlich war.
Die Empfehlung wäre perfekt, wenn man sie auf 2000 Hz Zwangsbremsungen beschränkt hätte. Die 2000er Zwangsbremsung müsste anders aussehen und anders aufzulösen sein wie alle anderen Zwangsbremsungen. Das hätte den Tf hier in die Realität zurückgeholt. Wenn man sämtliche Zwangsbremsungen mit einem "angemessenen Zeitraum" versieht, bringt das nicht viel. Genau dieser Gedanke fehlt mir leider bei den Empfehlungen.

Das Nachdenken hätte ihm dann in erster Linie verraten, dass das Signal rot war. Wo der Gegenzug ist, ist immer noch vollkommen egal. Der Unfall hätte ja z.B. mit einem vorausfahrenden, liegengebliebenen Zug nicht anders ausgesehen.


Das Problem der PZB ist, dass sie mittlerweile für so vieles genutzt wird, dass die eigentliche Hauptfunktion der Überwachung der Hauptsignale vom Bewusstsein her eher in den Hintergrund gerät. Von daher wäre ein zusätzliches Sicherungssystem, das nur im Zusammenhang mit Halt zeigenden Signalen auslöst, eigentlich wirklich ganz sinnvoll.

Weil hier so abfällig über Apps und Digitalisierung geredet wurde: Ich habe da irgendwas im Hinterkopf, dass bei der SBB das Diensthandy oder Tablet Alarm schlägt, wenn man gegen ein rotes Signal anfährt, völlig unabhängig von den übrigen Zugsicherungssystemen. Oder war das nur mal irgendein Versuch? Ich habe jetzt auf die Schnelle leider nichts dazu finden können...
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TramBahnFreak
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Re: [M] Zugkollision in Ebenhausen-Schäftlarn

Beitrag von TramBahnFreak »

mapic hat geschrieben: 04 Jul 2022, 19:45 Weil hier so abfällig über Apps und Digitalisierung geredet wurde: Ich habe da irgendwas im Hinterkopf, dass bei der SBB das Diensthandy oder Tablet Alarm schlägt, wenn man gegen ein rotes Signal anfährt, völlig unabhängig von den übrigen Zugsicherungssystemen. Oder war das nur mal irgendein Versuch? Ich habe jetzt auf die Schnelle leider nichts dazu finden können...
Jawoll, das gibt es und ist in der Schweiz bei mehreren Bahnen in Betrieb.
Funktioniert über einen Positionsabgleich mittels GPS und dem aktuellen Stand der Signale in jedem Bahnhof, jeweils im Hinblick auf den für den einzelnen Zug hinterlegten Laufweg.
Bei Abfahrt gegen ein haltzeigendes (Ausfahr-)Signal gibt es einen Alarm, der quittiert werden muss. Direkte Auswirkungen auf den Zug gibt es keine, theoretisch kann ich mich mit dem Tablet auch in den Fahrgastraum setzen. Meldet sich explizit nur bei Abfahrt (die Kollision in Zollikofen neulich hätte so nicht verhindert bzw. die Gefährdung früher erkannt werden können.)
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gmg
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Re: [M] Zugkollision in Ebenhausen-Schäftlarn

Beitrag von gmg »

TramBahnFreak hat geschrieben: 04 Jul 2022, 19:09 Genau, Also besser im sicherheitsrelevanten Bereich nicht nach Vorschrift. Wie realitätsfern bist du eigentlich?
Die Frage gebe ich zurück. Dienst nach Vorschrift steht im Gegensatz zu zusätzlichem Engagement und nicht im Gegensatz zu jeder macht, was er will.

Normalerweise schon.
Wie stellst du dir das vor? Woher soll der Fdl so schnell wissen, wenn Schafe auf den Gleisen sind? Deshalb gibt es ja solche Unfälle hin und wieder.
Zuletzt geändert von gmg am 05 Jul 2022, 00:16, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: [M] Zugkollision in Ebenhausen-Schäftlarn

Beitrag von gmg »

mapic hat geschrieben: 04 Jul 2022, 19:45

Das Nachdenken hätte ihm dann in erster Linie verraten, dass das Signal rot war. Wo der Gegenzug ist, ist immer noch vollkommen egal. Der Unfall hätte ja z.B. mit einem vorausfahrenden, liegengebliebenen Zug nicht anders ausgesehen.
Nein, am Signal war er ja schon vorbei. Aber die Tatsache, dass an den einzigen zweigleisigen Halten kein Zug kam, legt nahe, dass vielleicht etwas nicht stimmt und man mal nachfragen sollte.
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Rohrbacher
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Re: [M] Zugkollision in Ebenhausen-Schäftlarn

Beitrag von Rohrbacher »

gmg hat geschrieben: 05 Jul 2022, 00:15 Nein, am Signal war er ja schon vorbei. Aber die Tatsache, dass an den einzigen zweigleisigen Halten kein Zug kam, legt nahe, dass
... die Sausebahn mal wieder ausfällt, grob verspätet ist oder anderer Alltag auf der S7 stattfindet?
Martin H. hat geschrieben: 04 Jul 2022, 14:12 Nach PZB-Zwangsbremsungen gibt das Regelwerk nirgends her, ohne Beteiligung des Fdl weiterzufahren.
Schon klar, nur wenn man davon ausgeht, dass ihm wegen des wie auch immer entstandenen Signalwahrnehmungs- und Umsetzungsfehlers nicht klar war, dass die Zwangse von der PZB kommt, dann hat er aus seiner Sicht nix falsch gemacht. Sonst wäre er sicherlich nicht auch noch weitergefahren. Gegen und über Rot losfahren ist das eine, aber nach einer Zwangsbremsung nahe am Signal sogar weiterfahren, spricht ja schon dafür, dass er sich in dem Moment sehr sicher war.

Dass da objektiv mehrere Dinge grob falsch waren, ist ja offensichtlich. Die Option Weiterfahren, um einen Fehler zu vertuschen, macht ja eigentlich gar keinen Sinn, aber letztlich wäre auch komplett irrationales nicht auszuschließen, in einem Moment, wo einem vielleicht tatsächlich dämmert, dann man gerade großen Mist gebaut hat. Fdl anrufen wäre nicht verkehrt gewesen, aber vielleicht wollte er in den Sekunden einfach nur weg. Das wäre denkbar. Wir erinnern uns, als dem Fdl in Bad Aibling klar wurde, was gerade los ist, hat er, so heißt es, auch die passenden Knöpfe erstmal nicht mehr gefunden und dabei viel Zeit ins Land gehen lassen. Man bekommt doch vor allem beigebracht, dass es nicht soweit kommt, aber übt man den Umgang mit einer Situation "Sorry, gleich kracht's ganz groß und ich bin schuld!" irgendwie und kommen da Lokführer, die Abläufe genau einstudiert haben, an einen Punkt, wo plötzlich kein erlernter Ablauf mehr ist und dann das Gehirn sagen wir mal mit sehr sehr offenem Ausgang zumindest kurzzeitig "improvisiert"? In dem Moment, wo man realisiert, man hat was schlimmes gemacht, ist die Gefahr ja groß, auf der Suche nach einem Ausweg etwas noch viel schlimmer zu machen. Oder habe ich nur zu viele Krimis geschaut?
„Herr Otto Mohl fühlt sich unwohl am Pol ohne Atomstrom.“
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Re: [M] Zugkollision in Ebenhausen-Schäftlarn

Beitrag von mapic »

gmg hat geschrieben: 05 Jul 2022, 00:09 Wie stellst du dir das vor? Woher soll der Fdl so schnell wissen, wenn Schafe auf den Gleisen sind? Deshalb gibt es ja solche Unfälle hin und wieder.
Eine Person wählt den Notruf und meldet eine Schafherde im Gleis. Die Polizei meldet das sofort an die Notfallleitstelle der DB, die veranlasst eine Streckensperrung. Im Optimalfall geht das recht schnell. Aber es muss ja nicht unbedingt schnell gehen. So lange es bekannt wird, bevor der nächste Zug vorbei kommt, reicht das ja aus.
Je nach dem was da genau gemeldet wurde, kann natürlich z.B. auch erst mal Fahren auf Sicht angeordnet werden, oder nur mal ein ganz unverbindliches "Halt die Augen offen und sag bescheid wenn du was siehst" ausgesprochen werden.


gmg hat geschrieben: 05 Jul 2022, 00:15
mapic hat geschrieben: 04 Jul 2022, 19:45 Das Nachdenken hätte ihm dann in erster Linie verraten, dass das Signal rot war. Wo der Gegenzug ist, ist immer noch vollkommen egal. Der Unfall hätte ja z.B. mit einem vorausfahrenden, liegengebliebenen Zug nicht anders ausgesehen.
Nein, am Signal war er ja schon vorbei. Aber die Tatsache, dass an den einzigen zweigleisigen Halten kein Zug kam, legt nahe, dass vielleicht etwas nicht stimmt und man mal nachfragen sollte.
Wir drehen uns wirklich nur noch im Kreis..... :roll:
Warum sollte eine klare Kennzeichnung einer 2000 Hz Beeinflussung jetzt eigentlich nicht auf ein rotes Signal hindeuten? Wo wäre diese Beeinflussung denn an der Stelle sonst hergekommen? Dass man bereits vorbei ist am roten Signal ist wohl in dem Fall logisch, sonst hätte es ja keine 2000er Zwangsbremsung geben können.

Rohrbacher hat geschrieben: 05 Jul 2022, 01:47 Schon klar, nur wenn man davon ausgeht, dass ihm wegen des wie auch immer entstandenen Signalwahrnehmungs- und Umsetzungsfehlers nicht klar war, dass die Zwangse von der PZB kommt, dann hat er aus seiner Sicht nix falsch gemacht. Sonst wäre er sicherlich nicht auch noch weitergefahren. Gegen und über Rot losfahren ist das eine, aber nach einer Zwangsbremsung nahe am Signal sogar weiterfahren, spricht ja schon dafür, dass er sich in dem Moment sehr sicher war.
Eine PZB Zwangsbremsung sieht anders aus als jede andere Zwangsbremsung. Da gibts eigentlich keine Verwechslungsgefahr. Andere Zwangsbremsungen geben andere oder keine Töne von sich, haben keinen Einfluss auf die PZB Leuchtmelder und müssen auch nicht mit der Frei-Taste aufgelöst werden.
Eine Ausnahme gibts natürlich: Wenn eine Fahrzeugstörung dazu führt, dass auch die PZB es für notwendig hält, eine Zwangsbremsung auszulösen, z.B. weil die PZB kurzzeitig keine Geschwindigkeitsinformation oder überhaupt kein Lebenszeichen mehr vom Zug bekommt. Dann kommt die PZB Zwangsbremsung zur anderen Störung oben drauf. Aber wenn das im vorherigen Verlauf der Unfallfahrt der Fall gewesen wäre, dann würde das ja im Bericht stehen.
Der Tf muss also eigentlich schon von einer PZB Zwangsbremsung ausgegangen sein, nur eben aus einem anderen Grund als dem Hauptsignal.
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Re: [M] Zugkollision in Ebenhausen-Schäftlarn

Beitrag von gmg »

mapic hat geschrieben: 05 Jul 2022, 08:26 Wir drehen uns wirklich nur noch im Kreis..... :roll:
Warum sollte eine klare Kennzeichnung einer 2000 Hz Beeinflussung jetzt eigentlich nicht auf ein rotes Signal hindeuten? Wo wäre diese Beeinflussung denn an der Stelle sonst hergekommen? Dass man bereits vorbei ist am roten Signal ist wohl in dem Fall logisch, sonst hätte es ja keine 2000er Zwangsbremsung geben können.
Dass aus der Zwangsbremsung eindeutig erkennbar war, dass sie wegen des roten ASig war, ist mir bisher entgangen. Dann verstehe ich aber noch weniger, warum der Tf einfach weitergefahren ist.
Rohrbacher hat geschrieben: 05 Jul 2022, 01:47
gmg hat geschrieben: 05 Jul 2022, 00:15 Nein, am Signal war er ja schon vorbei. Aber die Tatsache, dass an den einzigen zweigleisigen Halten kein Zug kam, legt nahe, dass
... die Sausebahn mal wieder ausfällt, grob verspätet ist oder anderer Alltag auf der S7 stattfindet?
Zugausfälle gibt es vor allem bei den Verstärkern. Im normalen Takt sind Verspätungen weitaus häufiger als Ausfälle (und je nach Linie und Uhrzeit auch als auch als pünktliche Züge).
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Re: [M] Zugkollision in Ebenhausen-Schäftlarn

Beitrag von mapic »

gmg hat geschrieben: 05 Jul 2022, 10:50 Dass aus der Zwangsbremsung eindeutig erkennbar war, dass sie wegen des roten ASig war, ist mir bisher entgangen. Dann verstehe ich aber noch weniger, warum der Tf einfach weitergefahren ist.
Das ist dir vollkommen richtigerweise entgangen, weil das nämlich auch nicht erkennbar ist. Aber wir haben ja gerade von möglichen Änderungen am System gesprochen im Zusammenhang mit den Sicherheitsempfehlungen der BEU und meinem Kommentar zu diesen. Meine Meinung ist ja, dass eine 2000er Zwangsbremsung eben als solche deutlich erkennbar sein sollte. Und wenn das so gewesen wäre, dann wäre dem Tf wahrscheinlich auch aufgefallen, dass er gerade an einem roten Signal vorbei gefahren ist.

Ok, ich habe vielleicht bei dem von dir zitierten Satz, auf den du geantwortet hast, nicht klar gemacht, dass ich an der Stelle immer noch von der möglichen Änderung des Systems rede.
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Re: [M] Zugkollision in Ebenhausen-Schäftlarn

Beitrag von Rohrbacher »

Nochmal zum Stichwort "zweigleisige Strecke": Gestern war irgendeine Weichenstörung, Signalstörung, Reparatur am Zug (die Blechelse hat mehrere Vorschläge gemacht) weiter südlich, so hat sich der Verkehr im Bahnhof Rohrbach (Ilm) gestaut, so stand auf dem "normalen" Durchfahrtsgleis Richtung München (3) bereits ein KLV-Zug, sodass ein Kerosinzug ebenfalls nach München ins eigentlich für die Gegenrichtung genutzte Gleis 2 eingelassen wurde. Sichtbar war, wie der RE (hatte +55) nach Nürnberg über Gleis 1 am Einfahrsignal hat warten müssen bis ein Durchrutschen (Regen!) der Kerosinfuhre ausgeschlossen war. Das Foto habe ich allerdings erst beim folgenden ICE (Nummer und Verspätung unbekannt) gemacht, der dann gleich ohne Warten mit 80 km/h über die Weiche nach Gleis 1 (das Bahnsteiggleis im Vordergrund) bis auf ca. 40 m an den Gegenverkehr kam:

Bild

Theoretisch hätte die Kerosinfuhre jetzt anfahren können - wie der Zug in Ebenhausen-Schäftlarn ... Die Kesselwagen standen mindestens eine halbe Stunde und mehrere "Kreuzungen" dort, da kamen mindestens sechs Züge in der Zeit aus München. Nach einem Fahrplan im Hinterkopf, der helfen könnte, wenn man bei Rot fährt und Zwangsbremsungen auflöst und nicht mit dem Fdl spricht, frag ich jetzt nicht ... ich will nur zeigen, die Ausgangslage gibt's auch auf mehrgleisigen Strecken, wo vermutlich niemand der Tf weiß, welcher der schon sichtbaren oder im Block vor oder hinter ihm befindlichen Kollegen welchen Fahrplan wie genau gerade einhält. Das dürfte einzig der Fdl wissen. ;)

Da Gleiswechselbetrieb geht, hätte übrigens auch der Zug in Gleis 3 theoretisch gleichzeitig nicht nur mit einer unbekannten Zahl an Überholungen rechnen müssen, sondern auch mit Gegenverkehr nur ein paar Minuten danach, die Üst Uttenhofen nicht weit weg. Man sollte wirklich nur nach den Signalen und Befehlen des Fdl fahren, weil andere Züge auf jedem Gleis jederzeit mit auch tagelangen Verspätungen oder auch vor Fahrplan an dir vorbeifahren können.
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Re: [M] Zugkollision in Ebenhausen-Schäftlarn

Beitrag von Michi Greger »

gmg hat geschrieben: 01 Jul 2022, 00:22Anders in Ebenhausen: der hätte sich aus besagten Gründen denken können, dass er ziemlich wahrscheinlich auf Kollisionskurs war. Ich nehme auch mal stark an, dass der Verursacher die Strecke nicht einmal eine Stunde zuvor in die Gegenrichtung gefahren war. Da hätte er sich schon denken können: "Hm, eingleisig von Baierbrunn bis Ebenhausen, dann in Icking Begegnung mit dem Vorgänger. Dort müsste mir dann auf dem Rückweg auch mein Nachfolger begegnen, sonst hätte er in Ebenhausen die vorerst letzte Gelegenheit. "
Kannst Du Dir vorstellen, dass der Tf vielleicht auch folgende Gedanken hatte:
- Wie ich letzte Woche die Schicht hier hatte, war auch schon Chaos. Scheißlinie S7, nie läufts so wies im Fahrplan steht.
- Der BÜ hat doch vorhin schon Ärger gemacht, jetzt ist er endgültig hin.
- In Icking war er (der Gegenzug) nicht, hier (in Ebenhausen) ist er nicht, den habens jetzt in Hölle abgebrochen weil nix mehr geht. Da werden sich die Wolfratshausener freuen, wenn 1 Stunde gar nix raus fährt.
- Hol ich mir besser gleich die Befehlsmappe und den Kugelschreiber raus? Wenn der Stadtauswärtige schon nicht durch kommt werd ich wohl auch für den BÜ schreiben müssen.
- Hoffentlich komm ich da noch gut durch und fix durch den Stamm, dann komm ich am Ostbahnhof noch halbwegs pünktlich zum Feierabend/heim/hab Zeit um in Ruhe aufs Klo zu gehen/...
- Scheiße, schon bei der Einfahrt eine geknallt bekommen und jetzt schon wieder, so schnell war ich doch gar nicht. Bei dem Karren geht der Tacho aber arg nach.
- ...

Nicht alle Mitarbeiter bei der Bahn sind leichtsinnige Suizidkandidaten, die nur nach der nächsten Gelegenheit suchen um möglichst viele Fahrgäste mit umzubringen. Der Tf hier nicht, und auch der Fdl von Aibling nicht.
(Und anderen zerfällt bei Garmisch das Gleis unterm Arsch und es gibt 5 Tote, und dabei hatte der Grün und durfte fahren.)

Gruß Michi
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Re: [M] Zugkollision in Ebenhausen-Schäftlarn

Beitrag von DUEWAG-IBK »

Michi Greger hat geschrieben: 08 Jul 2022, 22:50Nicht alle Mitarbeiter bei der Bahn sind leichtsinnige Suizidkandidaten, die nur nach der nächsten Gelegenheit suchen um möglichst viele Fahrgäste mit umzubringen. ... und auch der Fdl von Aibling nicht.
Tut mir Leid, dir hier widersprechen zu müssen, aber doch, der Fdl von Bad Aibling ist ein extremst leichtsinniger Kandidat. Wenn du lieber am Handy spielst während du eine sicherheitsrelevante Tätigkeit ausübst anstatt aufzupassen, dann bist du so einer.

Ich hatte diese Woche auch so eine vergleichbare Situation in der Arbeit. Drei LKW mit instabilen Schneekanonen mit geschätzt 800 kg das Stück (eher noch mehr) verladen. Hab den unerfahrenen Kollegen fahren lassen, damit er Erfahrung sammelt und ich bin währenddessen immer mit einer Hand an der Schneekanone gegangen und hab ihm Anweisungen zugerufen. Währenddessen zig Anrufe am Diensthandy bekommen, aber alle ignoriert, weil ich konzentriert bleiben musste. Es ist alles gut gegangen, aber ich hatte schon Respekt, wenn der Stapler wegen Masse noch ausgerollt ist.
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Re: [M] Zugkollision in Ebenhausen-Schäftlarn

Beitrag von gmg »

Michi Greger hat geschrieben: 08 Jul 2022, 22:50 Kannst Du Dir vorstellen, dass der Tf vielleicht auch folgende Gedanken hatte:
- Wie ich letzte Woche die Schicht hier hatte, war auch schon Chaos. Scheißlinie S7, nie läufts so wies im Fahrplan steht.
- Der BÜ hat doch vorhin schon Ärger gemacht, jetzt ist er endgültig hin.
- In Icking war er (der Gegenzug) nicht, hier (in Ebenhausen) ist er nicht,
Bis hier hin kann ich die Gedanken nachvollziehen. Aber dann folgenden Schluss zu ziehen:
den habens jetzt in Hölle abgebrochen weil nix mehr geht. Da werden sich die Wolfratshausener freuen, wenn 1 Stunde gar nix raus fährt.
.. . das geht zu weit! Der mit Abstand naheliegendste Schluss wäre: "dann wird er gerade auf dem Weg nach Ebenhausen sein. " Gerade am Nachmittag sind bei der SBM +5 der Normalfall und keine Ausnahme. Das weiß ich als erfahrener Fahrgast und das sollte auch ein tf wissen. Aber selbst wenn er es nicht weiß, sind ein paar Minuten Verspätung das realistischste Szenario.
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Re: [M] Zugkollision in Ebenhausen-Schäftlarn

Beitrag von gmg »

Rohrbacher hat geschrieben: 08 Jul 2022, 11:54 Theoretisch hätte die Kerosinfuhre jetzt anfahren können - wie der Zug in Ebenhausen-Schäftlarn
Ich sehe hier nicht wirklich Parallelen. Du beschreibst hier eine besondere Situation, in der man einen Zug sehr lang warten lässt und der tf dabei korrekt handelt. In Ebenhausen war ein tf damit überfordert, dass er rot hatte, weil ein eingleisiger Streckenabschnitt noch nicht frei war. Dass Züge nicht immer fahren können, wie es der Fahrplan vorsieht, ist ja normal.
Man sollte wirklich nur nach den Signalen und Befehlen des Fdl fahren, weil andere Züge auf jedem Gleis jederzeit mit auch tagelangen Verspätungen oder auch vor Fahrplan an dir vorbeifahren können.
Ja, stimmt. Und wenn man dann aber die zwangsbremsung kriegt und sich entscheiden muss, ob man regelkonform den fdl kontaktiert oder aber regelwidrig weiterfährt, dann schadet es doch nicht, sich kurz mal zu Übelkeit, ob nicht vielleicht ein verspäteter Zug auf einen zukommt bzw. im Weg steht.
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Re: [M] Zugkollision in Ebenhausen-Schäftlarn

Beitrag von Rohrbacher »

gmg hat geschrieben: 10 Jul 2022, 23:59 Das weiß ich als erfahrener Fahrgast
Dann ist es natürlich unwiderlegbar.
gmg hat geschrieben: 10 Jul 2022, 23:59Ich sehe hier nicht wirklich Parallelen.
Nicht? Macht man die gleichen Fehler, kann das gleiche passieren.

Bild
gmg hat geschrieben: 10 Jul 2022, 23:59Du beschreibst hier eine besondere Situation, in der (...) der tf dabei korrekt handelt.
Das dürfte der einzige gravierende Unterschied sein. Mit Fehler(kette) gibt's ein Zugunglück, ohne passiert nix.
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Re: [M] Zugkollision in Ebenhausen-Schäftlarn

Beitrag von gmg »

Ok, ich verstehe, was du meinst. Aber dann frage ich jetzt einmal andersrum: Hättest du für den Tf des Kerosinzuges auch so viel Verständnis wie für den Ebenhausener TF, wenn er erst bei Rot gefahren und nach der Zwangsbremsung einfach wieder losgefahren wäre?

Trotzdem muss ich sagen, in Rohrbach hätte ich persönlich auch damit gerechnet, dass man den Kerosinzug als Nächstes fahren lässt. In Ebenhausen habe ich ja ein Riesenproblem damit, dass alles für Gegenverkehr sprach und der Tf trotzdem nicht das rote ASig erkannt hat.
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Re: [M] Zugkollision in Ebenhausen-Schäftlarn

Beitrag von Rohrbacher »

gmg hat geschrieben: 11 Jul 2022, 16:28 Hättest du für den Tf des Kerosinzuges auch so viel Verständnis wie für den Ebenhausener TF, wenn er erst bei Rot gefahren und nach der Zwangsbremsung einfach wieder losgefahren wäre?
Ähm ... nächstes Missverständnis! Ich habe keinerlei Verständnis dafür, dass man bei Rot fährt und dann zig weitere Fehler macht. Ich kann mir nur ganz gut erklären, wie es auch ohne böse Absicht dazu kommen kann.
gmg hat geschrieben: 11 Jul 2022, 16:28Trotzdem muss ich sagen, in Rohrbach hätte ich persönlich auch damit gerechnet, dass man den Kerosinzug als Nächstes fahren lässt.
Der störte da vermutlich am wenigsten. Zum einen passt er rein ohne den Verkehr über Gleis 1 auch noch zu blockieren, zum anderen blockiert er da kein Bahnsteiggleis, er dürfte von der Weiterfahrt Richtung Flughafen via Nordring und Neufahrn der trassenkritischste gewesen sein mit em größten Potential weiter hinten wieder im Weg zu stehen und ganz nebenbei muss man um von seinem Standplatz wieder auf dem Regelgleis auf die Strecke überzugehen, sowohl da irgendwas frei und von hinten nix eiligeres haben und zudem die Zufahrt zu Gleis 1 zufahren, damit wäre auch der komplette Verkehr aus München dicht. Ein voller Kerosinzug bei Regen beschleunigt nicht wie eine S-Bahn und nach München geht's bergauf. Daher ist es schon logisch, erstmal den Verkehr in beide Richtungen wieder halbwegs abfließen zu lassen.

Etwas alltäglicher ist das Manöver Richtung Ingolstadt, wenn man Güterzüge zurückhalten muss, die man dort gerade nicht brauchen kann oder lange Züge überholen lassen will, die in Gleis 1/2 nicht reinpassen. Da stand vor einigen Wochen schonmal einer über drei Stunden in Gleis 3 "im Gegenverkehr". Seit der Regionalverkehr Takt30 hat und man an die Außengleise mit den Bahnsteigen nix mehr länger hinstellen kann, gibt's das im Grunde täglich und sicher nicht nur in diesem Bahnhof. Dass die ICE dadurch nicht pünktlicher werden, steht auf einem anderen Blatt. Gefühlt jeder zweite dürfte mittlerweile Slalomfahren. Letztens hatten wir auch den Fall, dass die RB16 nach München natürlich nach Gleis 4 ging und bereits signalisierter Ausfahrt auf dem rechten Streckengleis nach München hatte, der Güterzug im Blockabstand erstmal in Gleis 3 (normales Durchfahrtsgleis) reingerollt kam und zurückgehalten wurde und über Gleis 2 und das linke Streckengleis (Gegengleis) ein ICE fliegend überholt hat. Auch das führt dazu, dass entweder in der Üst Uttenhofen oder im Bf Pfaffenhofen eine "Kreuzungssituation" entsteht.
gmg hat geschrieben: 11 Jul 2022, 16:28In Ebenhausen habe ich ja ein Riesenproblem damit, dass alles für Gegenverkehr sprach und der Tf trotzdem nicht das rote ASig erkannt hat.
Auch in Rohrbach oder sonstwo spricht bei Rot wirklich alles für Gegenverkehr, Flankenfahrt, Fahrt ins Stumpfgleis oder was auch immer. ;) Man entscheidet sich aber nunmal nicht bewusst, dass jetzt gerade der allerungünstigste Moment für einen, zwei oder drei Fehler ist.
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Re: [M] Zugkollision in Ebenhausen-Schäftlarn

Beitrag von Lazarus »

Mal ein bisschen den Staub runter puste. Das Thema wird wieder gebraucht. Es gibt Neuigkeiten bzw. eine Anklage...

https://www.br.de/nachrichten/bayern/an ... en,TppTUFZ
Mehr Geld für den ÖPNV-Ausbau in München! Es wird höchste Zeit!
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Re: [M] Zugkollision in Ebenhausen-Schäftlarn

Beitrag von gmg »

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