Südostbayer hat geschrieben: ↑06 Jun 2022, 21:49
Insofern nein, wir hatten das noch nicht.
Du denkst innerhalb deiner Tarifzone.
Ich hatte vor meiner Haustür bis vor drei Jahren keinen Tarifverbund und im Gegensatz zu "früher" hatte jeder Bus, sofern es ihn noch gab, seinen eigenen Tarif, sogar einen separaten, wenn man mit mit'm Schülerkurs und zurück mit'm Rufbus gefahren wäre. Es gab bereits mal Zeiten, da hat der Fahrkartenschalter durchgehende Fahrkarten z.B. Wolnzach Markt - München Süd verkauft. Wenn das heute mein Wissing'sches A und B ist, wie viele Tickets brauch' ich? Richtig, drei Stück. Trotz oder gerade wegen der Verbünde und insbesondere weil immer noch das Loch Paindorf - Petershausen besteht! Selbst wenn die Lücke wegfiele, was wie gesagt noch Zukunft ist, wären es mindestens zwei Tickets, also genau wie wenn ich anno 1970 von der DB auf die Münchner Stadtwerke umgestiegen oder anno 1990 DB und MVV kombiniert hätte. Toll.
Wenn du dich innerhalb irgendeines in Bayern noch längst nicht flächendeckend vorhandenen Miniverbunds bewegst (dazu zähle ich auch den MVV!), ja, da kannst du heute meist vom privaten/kommunalen Stadtbus auf "Bundesbahn" durchlösen, aber wehe dein A und B liegt nicht im gleichen Verbund. Und wo diese Verbünde sind und welche Regeln die haben, ist speziell für einen Außenstehenden aus meiner Sicht noch undurchsichtiger als die Logik, dass ich beim Wechsel des Transportunternehmens ein anderes Ticket brauche. Für Leute, die selbst nach 50 Jahren die Begriffe S-Bahn und MVV immer noch nicht sauber trennen können, brauchen wir nicht mit bunten Zügen im Design des Aufgabenträgers mit Betreiber- und Verbundlogos kommen und jeweils (!) einem Strauß an Tickets und Konditionen, die man kaum nur für die benachbarten Verbünde sinnvoll an einem Automaten (oder einer App) anbieten kann.
Ja, es gab damals Bahnbusse mit Sondertarif und "ohne Stern" (Schienenfahrkarten ungültig) ungefähr so wie heute die Ausnahmenlisten, Löcher zwischen den Verbünden, nicht teilnehmende Unternehmen, Linien mit (abschnittsweise) Sondertarif, Strecken mit Bus-, aber nicht Schienenintegration, nicht zugelassene Ticketkombinationen, abweichenden Kurzstrecken- oder Mitnahmeregelungen, Konditionen bei der Fahrradmitnahme etc. Da sagt Wissing so richtig wie schon lange offensichtlich, das ist ein Problem. Und das ist in Summe seit
1994 der Fragmentierung in unzählige Regionalgesellschaften, Privatlinien, Kleinverbünde, Aufgabenträger in der Fläche sehr viel größer geworden, jedenfalls nicht kleiner, allenfalls haben sich die Übergangspunkte verschoben.
PS: Und im Prinzip meinte ich auch, dass wir früher mal auf Bundesebene arbeitende Strukturen auch im Nahverkehr hatten. Seit das Ländersache ist oder gar in den Händen von Kreisen und Kommunen liegt, ist die bundesweite Abstimmung nicht einfacher geworden. Es gibt da bis auf ein paar Leute, die einen D-Takt planen sollen, meines Wissens auch keine Bundesstelle, die den öffentlichen Verkehr bundesweit koordiniert oder gar irgendwas zu sagen hätte. Es macht nach dem förderalen Prinzip und den Gesetzen des Marktes einfach jeder, was er will.