Bahn hat zu viele Fahrgäste?

Strecken und Fahrzeuge von DB Fernverkehr und anderen als DB Fernverkehr.
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TramBahnFreak
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Re: Bahn hat zu viele Fahrgäste?

Beitrag von TramBahnFreak »

BahnMarkus hat geschrieben: 20 Nov 2023, 13:57 Ich werd nie verstehen, warum man national fliegt... Dann doch lieber Flixbus... Ist günstiger und umweltfreundlicher als es ein Flugzeug jemals sein könnte...
Zeitlich kann das halt doch einen beträchtlichen Unterschied bedeuten.
Einen Unterschied, den man zwischen Bahn und Flieger so nicht hat (national betrachtet, natürlich*).


(*Und natürlich in mitteleuropäischen Nationen-Verhältnissen gesprochen. Von Nordamerika und dem dortigen Zeitunterschied zwischen einer Reise per Zug oder per Flugzeug fang ich jetzt lieber nicht an...)
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Re: Bahn hat zu viele Fahrgäste?

Beitrag von 146225 »

Also wenn man nicht gerade von Reykjavik nach Valletta oder meinetwegen auch noch von Rovaniemi nach Lissabon reisen möchte, sehe ich innerhalb von Europa nur sehr wenig Rechtfertigung fürs Fliegen, denn "es war günstig" und "ich hatte keine Zeit" sind gegenüber künftigen Generationen angesichts der potentiellen Klimaschäden nur sehr schwache Argumente.
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BahnMarkus
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Re: Bahn hat zu viele Fahrgäste?

Beitrag von BahnMarkus »

146225 hat geschrieben: 21 Nov 2023, 05:33 Also wenn man nicht gerade von Reykjavik nach Valletta oder meinetwegen auch noch von Rovaniemi nach Lissabon reisen möchte, sehe ich innerhalb von Europa nur sehr wenig Rechtfertigung fürs Fliegen, denn "es war günstig" und "ich hatte keine Zeit" sind gegenüber künftigen Generationen angesichts der potentiellen Klimaschäden nur sehr schwache Argumente.
Seh ich absolut genauso. Dann muss man halt eben früher losfahren. Oder notfalls eben gar nicht.
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Jean
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Re: Bahn hat zu viele Fahrgäste?

Beitrag von Jean »

BahnMarkus hat geschrieben: 21 Nov 2023, 07:52 Seh ich absolut genauso. Dann muss man halt eben früher losfahren. Oder notfalls eben gar nicht.
Das kann nicht sein, dass die Bahn das teuerste Verkehrsmittel ist! :roll: Denk mal darüber nach.
Für den ÖPNV Ausbau Gegen Experimente und Träuereien. Eine Trambahn braucht einen eigenen Fahrweg, unabhängig vom MIV!
Fahrradwege auf Kosten des ÖPNV braucht keiner!
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BahnMarkus
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Re: Bahn hat zu viele Fahrgäste?

Beitrag von BahnMarkus »

Jean hat geschrieben: 21 Nov 2023, 08:08
BahnMarkus hat geschrieben: 21 Nov 2023, 07:52 Seh ich absolut genauso. Dann muss man halt eben früher losfahren. Oder notfalls eben gar nicht.
Das kann nicht sein, dass die Bahn das teuerste Verkehrsmittel ist! :roll: Denk mal darüber nach.
Wenn, dann DARF es nicht sein. In der Realität IST es das aber leider.
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Iarn
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Re: Bahn hat zu viele Fahrgäste?

Beitrag von Iarn »

146225 hat geschrieben: 21 Nov 2023, 05:33 Also wenn man nicht gerade von Reykjavik nach Valletta oder meinetwegen auch noch von Rovaniemi nach Lissabon reisen möchte, sehe ich innerhalb von Europa nur sehr wenig Rechtfertigung fürs Fliegen, denn "es war günstig" und "ich hatte keine Zeit" sind gegenüber künftigen Generationen angesichts der potentiellen Klimaschäden nur sehr schwache Argumente.
Lustigerweise habe ich mich neulich mit einer Berliner Kollegin drüber unterhalten, die nach Lissabon musste, also nur die Häfte der angegebenen Strecken. Es gibt von Berlin keine Verbindung bis Lissabon, die selbst von Bahnfans auch nur ansatzweise machbar in der 28-33h angegebenen Stunden durchführbar gewesen wäre.

Die angeblich schnellste Verbindung:

Berlin Hbf ab 09:26
15:09 Karlsruhe Hauptbahnhof an
15:32 Karlsruhe ab
18:05 Paris Est an
18:27 U4 bis Montparnasse an (hätte heute nicht geklappt, wegen erheblichen Unregelmäßigkeiten aufgrund Fahrzeugstörung)
18:47 ab Montparnasse
20:56 an Bordaux Saint-Jean
7 Minuten Fußmarsch zum Busbahnhof
21:35 ab Bordeaux Saint-Jean Terres de Borde mit dem Bus
07:10 am nächsten Tag Ankunft in Guarda
08:30 Abfahrt nächster Fernbus
11:30 Ankunft Lissabon

Alternative:
13:46 Berlin Hbf ab
18:22 Köln Hbf an
18:43 Köln Hbf ab (kann klappen, muss nicht)
22:06 an Paris Gare du Nord
22:30 ab RER D
22:37 an Gare de Lyon
22:50 ab Bus 24 (kann klappen, muss nicht)
23:10 ab Paris City Centre - Bercy Seine (kann klappen, muss nicht)
22:00 Lisbon Oriente (23:50h reine Fahrzeit)

Mal ganz ehrlich: wer macht das mit, insbesondere wenn das Risiko erheblich ist, aufgrund von Anschlussverlusten 24h hängen zu bleiben und durchgehende Fahrkarten gibt es auch nicht vs. einem Non Stop Flug mit einer Linienmaschine, bei dem Du sogar Entschädigung bei größeren Verspätungen kriegst?
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rautatie
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Re: Bahn hat zu viele Fahrgäste?

Beitrag von rautatie »

Iarn hat geschrieben: 21 Nov 2023, 19:41

Mal ganz ehrlich: wer macht das mit, insbesondere wenn das Risiko erheblich ist, aufgrund von Anschlussverlusten 24h hängen zu bleiben und durchgehende Fahrkarten gibt es auch nicht vs. einem Non Stop Flug mit einer Linienmaschine, bei dem Du sogar Entschädigung bei größeren Verspätungen kriegst?
Dazu dürfte noch kommen, dass internationale Langstreckenverbindungen oft nur vergleichsweise geringe Kapazitäten bieten. Würden die meisten Leute, die derzeit per Flugzeug nach beispielsweise Lissabon fliegen, plötzlich mit Bus und Bahn reisen wollen, gäbe es wahrscheinlich viel zu wenige Verbindungen mit zu wenigen Plätzen.

Ich denke, es müsste zunächst ein gut ausgebautes Streckennetz entwickelt und errichtet werden, auf dem entsprechend viele Züge auf internationalen Langstrecken unterwegs wären.
Wo ist das Problem?
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Re: Bahn hat zu viele Fahrgäste?

Beitrag von Markus »

BahnMarkus hat geschrieben: 20 Nov 2023, 13:57 Ich werd nie verstehen, warum man national fliegt... Dann doch lieber Flixbus... Ist günstiger und umweltfreundlicher als es ein Flugzeug jemals sein könnte...
Flixbus wäre das letzte Verkehrsmittel, das ich nehmen würde. Dann fahre ich lieber gleich selber.
Fernverkehrsbus würde ich nur machen, wenn alles andere nicht geht.
Mit dem Bus wäre ich 3 Stunden länger unterwegs und das mit 2 kleinen Kindern - nein, diese Zusatzfolter brauche ich nicht. Kleinen Kindern werden die Fahrten oft zu schnell zu lang, deswegen ist eher Kurzweiligkeit angesagt. Mit dem Flugzeug hat man mit Start und Landung interessante Flugphasen. Im ICE kann man mal ins Bordrestaurant gehen.

Nachdem wir auch am 23. Dezember unterwegs sind, ist auch das Ziel, möglichst schnell am Zielort zu sein und nicht möglichst spät!
Am BER steigen wir in einen ICE, mit dem wir bis zum Zielort fahren (ohne weiteren Umstieg). Ja, wir hätten auch alles mit dem ICE fahren können - das wird auch beim nächsten Mal wieder der Fall sein, aber wir wollten den Kindern ein "Schmankerl" bieten. Der Große hat sich darüber gefreut, der Kleine will nicht fliegen ("er will nicht abstürzen"), für ihn wird es sein erster richtiger Flug und wenn er weiterhin nicht fliegen möchte, dann hat sich das Thema fliegen ohnehin vorerst wieder erledigt.

Thema "Klima":
Habe ich ein schlechtes Gewissen? - Nein, nicht im geringsten. Ich habe kein Haus, keinen SUV, keine Jacht und mein letzter Mittelmeerflugurlaub liegt 19 Jahre zurück.
Selbst wenn man die knapp 3 Duzend innerdeutschen Flugstrecken komplett streicht, hat es fast keine positive Auswirkung aufs Klima. Die große Masse des Treibstoffes wird auf Langstrecken und den unzähligen Mittelstrecken verbraucht. Der deutsche Inlandsflugverkehr ist in absoluten Zahlen zu vernachlässigen.

Thema "Bahnpreise":
Ich tue mich schwer mit dem Verständnis für allzu hohe Fernverkehrspreise. Wenn ich bedenke, wenn ich für 2 Erwachsene und für 2 erwachsene Kinder hätte buchen sollen, dann wäre ich bei fast 1.000 € einfach gelandet. :lol: :roll: - Nein, danke! Irgendwann hört's auf. Dann notfalls doch Auto.
Die Züge sind zwar schneller geworden, aber es braucht (wieder) durchbuchbare Tickets, mehr Ticketstandards und mehr Verantwortung bei Verspätungen für europäische Verbindungen. Solche Strecken wie München-London müssen einfacher online buchbar werden.
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rautatie
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Re: Bahn hat zu viele Fahrgäste?

Beitrag von rautatie »

Markus hat geschrieben: 27 Nov 2023, 12:06
Die Züge sind zwar schneller geworden, aber es braucht (wieder) durchbuchbare Tickets, mehr Ticketstandards und mehr Verantwortung bei Verspätungen für europäische Verbindungen. Solche Strecken wie München-London müssen einfacher online buchbar werden.
Es wäre auf jeden Fall eine wichtige Voraussetzung dafür, dass sich in Zukunft mehr Menschen bereit erklären, längere internationale Reisen mit der Bahn zu machen. Es bräuchte internationale Ticketbuchungssysteme, wo man ähnlich wie bei Flugbuchungsportalen auch Bahnreisen grenzüberschreitend und international buchen kann.

Bisher ist es meines Wissens nach häufig so, dass man sogar dann schon Probleme bekommt, wenn man für Züge in anderen Ländern nur eine Platzreservierung braucht (wie z.B. als Nutzer von Interrail-Tickets).
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Re: Bahn hat zu viele Fahrgäste?

Beitrag von 146225 »

Aus Erfahrung kann ich nur empfehlen, für internationale Bahnreisen eben nicht alles selbst online buchen zu wollen, sondern gerade für die kniffligeren Sachen bzw. Spezialitäten wie Reservierungen, Nachtzüge etc. auf eine qualifizierte Agentur zu setzen. Der Kontakt mit diesen lässt sich ebenfalls sehr oft z.B. per E-Mail abwickeln und man hat Leute mit (meistens) fundiertem Wissen, die u.a. ein vermeintliches Problem auch aus Sicht der jeweiligen Auslandsbahn kennen und deshalb oft gute Angebote machen können.

Ja, eignet sich nicht für die Misanthropen da draußen, aber wieso erwarten wir für Reisen quer durch Europa simple Tarife, wenn das schon innerhalb Deutschlands kaum wirklich möglich ist mit den bekannten zig Sonderregeln, Zugbindungen und was-weiß-ich-für-Ausnahmen?
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rautatie
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Re: Bahn hat zu viele Fahrgäste?

Beitrag von rautatie »

146225 hat geschrieben: 27 Nov 2023, 19:22

Ja, eignet sich nicht für die Misanthropen da draußen, aber wieso erwarten wir für Reisen quer durch Europa simple Tarife, wenn das schon innerhalb Deutschlands kaum wirklich möglich ist mit den bekannten zig Sonderregeln, Zugbindungen und was-weiß-ich-für-Ausnahmen?
Ich glaube, die meisten Misanthropen fahren überwiegend mit dem Auto. Im übrigen ging es (mir) gar nicht so sehr um Erwartungen, sondern um neue Konzepte, um mehr Menschen dazu bringen zu können, auch für internationale Reisen die Bahn in Erwägung zu ziehen. Und da wären einheitliche, leicht zu buchende Verbindungen eben ein hilfreicher Faktor - zumal man es das ja bei Flugreisen durchaus gibt. Da kann man nicht nur den Flug von Deutschland nach Madrid, sondern auch den Weiterflug nach Jerez in einem Rutsch buchen.
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BahnMarkus
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Re: Bahn hat zu viele Fahrgäste?

Beitrag von BahnMarkus »

rautatie hat geschrieben: 28 Nov 2023, 08:56
146225 hat geschrieben: 27 Nov 2023, 19:22

Ja, eignet sich nicht für die Misanthropen da draußen, aber wieso erwarten wir für Reisen quer durch Europa simple Tarife, wenn das schon innerhalb Deutschlands kaum wirklich möglich ist mit den bekannten zig Sonderregeln, Zugbindungen und was-weiß-ich-für-Ausnahmen?
Ich glaube, die meisten Misanthropen fahren überwiegend mit dem Auto. Im übrigen ging es (mir) gar nicht so sehr um Erwartungen, sondern um neue Konzepte, um mehr Menschen dazu bringen zu können, auch für internationale Reisen die Bahn in Erwägung zu ziehen. Und da wären einheitliche, leicht zu buchende Verbindungen eben ein hilfreicher Faktor - zumal man es das ja bei Flugreisen durchaus gibt. Da kann man nicht nur den Flug von Deutschland nach Madrid, sondern auch den Weiterflug nach Jerez in einem Rutsch buchen.
Und einen Hotelaufenthalt im Zielland gleich mit dazu
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Re: Bahn hat zu viele Fahrgäste?

Beitrag von gmg »

Markus hat geschrieben: 27 Nov 2023, 12:06


Flixbus wäre das letzte Verkehrsmittel, das ich nehmen würde. Dann fahre ich lieber gleich selber.
Ich verstehe, dass man mit zwei kleinen Kindern nicht den Flixbus nimmt aber dann fahr halt auch wirklich selber! Ein vollgepacktes Auto dürfte gar keine so schlechte CO2- Bilanz pro kg Lebend- und-Totfracht haben.
Aber stattdessen zu fliegen, ist halt nicht toll.
Der deutsche Inlandsflugverkehr ist in absoluten Zahlen zu vernachlässigen.
Was sollen das denn für absolute Zahlen sein? Bei einem Kurzstreckenflug nehmen die Startphase und die Nutzung der Flughafeninfrastruktur hohe Anteile im Verhältnis zum Gesamtflug ein. Somit dürfte er eine noch schlechtere Klimabilanz pro km haben als ein Langstreckenflug. Die geringere Flughöhe ist zwar weniger klimaschädlich. Aber Langstreckenflüge lassen sich nur durch zu Hause bleiben ersetzen, während Kurzstreckenflüge sich auch gut durch andere Verkehrsmittel ersetzen lassen.
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Re: Bahn hat zu viele Fahrgäste?

Beitrag von Markus »

Ja, richtig, bei Kurzstreckenflügen hat man einen höheren relativen CO2-Belastung. Insofern ist es gut, wenn alternative Bahnangebote gibt.

Was ich sagen möchte, der deutsche Anteil ist trotzdem gering und ist sogar deutlich geringer als Vor-Corona-Zeiten. Und das ganz ohne Zwangsmaßnahmen, weil die deutschen Inlandsflugverbindungen im europäischen Vergleich eh recht teuer sind. Frankreich und Italien haben viel mehr Billiginlandsflugverkehr trotz höheren HGV-Anteil als Deutschland.

Ob andere Länder Deutschlands als Vorbild nehmen würden? Das kann ich mir in letzter Zeit immer weniger vorstellen. Atomkraftwerke abschalten, aber Kohlekraftwerke ans Netz bringen. Solange deutsche Politik so Impuls und Ideologie getrieben ist, kann man kein ernstzunehmendes Vorbild sein.
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Re: Bahn hat zu viele Fahrgäste?

Beitrag von Markus »

BahnMarkus hat geschrieben: 28 Nov 2023, 09:02
rautatie hat geschrieben: 28 Nov 2023, 08:56
146225 hat geschrieben: 27 Nov 2023, 19:22

Ja, eignet sich nicht für die Misanthropen da draußen, aber wieso erwarten wir für Reisen quer durch Europa simple Tarife, wenn das schon innerhalb Deutschlands kaum wirklich möglich ist mit den bekannten zig Sonderregeln, Zugbindungen und was-weiß-ich-für-Ausnahmen?
Ich glaube, die meisten Misanthropen fahren überwiegend mit dem Auto. Im übrigen ging es (mir) gar nicht so sehr um Erwartungen, sondern um neue Konzepte, um mehr Menschen dazu bringen zu können, auch für internationale Reisen die Bahn in Erwägung zu ziehen. Und da wären einheitliche, leicht zu buchende Verbindungen eben ein hilfreicher Faktor - zumal man es das ja bei Flugreisen durchaus gibt. Da kann man nicht nur den Flug von Deutschland nach Madrid, sondern auch den Weiterflug nach Jerez in einem Rutsch buchen.
Und einen Hotelaufenthalt im Zielland gleich mit dazu
Das sehe ich genauso. Da verkaufen sich die europäischen Bahngesellschaften unter Wert, mit dem Effekt, dass die meisten Reisende in Bahn für internationalen Verbindungen erst gar nicht in Betracht ziehen.
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Re: Bahn hat zu viele Fahrgäste?

Beitrag von TramBahnFreak »

Markus hat geschrieben: 27 Nov 2023, 12:06Selbst wenn man die knapp 3 Duzend innerdeutschen Flugstrecken komplett streicht, hat es fast keine positive Auswirkung aufs Klima. Die große Masse des Treibstoffes wird auf Langstrecken und den unzähligen Mittelstrecken verbraucht. Der deutsche Inlandsflugverkehr ist in absoluten Zahlen zu vernachlässigen.
Jetzt sind wir aber bei "Solange mein Nachbar Heizöl verfeuert, fahre ich mit dem Geländewagen zum Bäcker. So!" angelangt.
Wenn jeder immer nur wartet, dass sich der Andere bewegt, passiert nie irgendwas.
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Re: Bahn hat zu viele Fahrgäste?

Beitrag von 146225 »

TramBahnFreak hat geschrieben: 28 Nov 2023, 15:02 Jetzt sind wir aber bei "Solange mein Nachbar Heizöl verfeuert, fahre ich mit dem Geländewagen zum Bäcker. So!" angelangt.
Wenn jeder immer nur wartet, dass sich der Andere bewegt, passiert nie irgendwas.
Genau das ist aber mehrheitsfähig - du hast das Problem verstanden, andere werden es auch in Jahrzehnten voller Schäden noch nicht verstehen (wollen).
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Re: Bahn hat zu viele Fahrgäste?

Beitrag von Markus »

Aber genau so ist es doch. Nicht nur in Deutschland, sondern weltweit.
Schaut's Euch doch um. Istanbul/Turkish Airlines, Riad, Dubai, Indien, Indonesien, China und und und ...
Asien-Winterspiele in einem Wüstenstaat und andere Absurditäten.
Im Vergleich zu den Megastädten Asiens ist selbst Berlin klein.

Ja, jeder sollte seinen Beitrag leisten. Mach ich auch. Aber ich muss gewiss nicht katholischer als der Papst sein.
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Re: Bahn hat zu viele Fahrgäste?

Beitrag von 146225 »

Ich belästige die "Ich will/kann/muss aber doch nix machen - Fraktion" mal mit ein paar Fakten zur globalen Verantwortung Deutschlands:

https://www.tagesschau.de/faktenfinder/ ... s-100.html

Vor diesem Hintergrund ist es noch viel erschreckender, wie sich manche völlig veränderungsresistente Teile der Bevölkerung in Deutschland verhalten.
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Re: Bahn hat zu viele Fahrgäste?

Beitrag von Valentin »

146225 hat geschrieben: 29 Nov 2023, 12:16 Ich belästige die "Ich will/kann/muss aber doch nix machen - Fraktion" mal mit ein paar Fakten zur globalen Verantwortung Deutschlands:

https://www.tagesschau.de/faktenfinder/ ... s-100.html

Vor diesem Hintergrund ist es noch viel erschreckender, wie sich manche völlig veränderungsresistente Teile der Bevölkerung in Deutschland verhalten.
Noch schlimmer ist eine Bundesregierung, deren Handeln den globalen CO2+Methanausstoß steigen läßt. Das lokale Optimum muß global gesehen nicht unbedingt das bestmögliche Optimum sein.
10bis10 jetzt - oder Rücknahme der damit begründeten Tariferhöhung.
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Re: Bahn hat zu viele Fahrgäste?

Beitrag von gmg »

Valentin hat geschrieben: 29 Nov 2023, 12:25 Noch schlimmer ist eine Bundesregierung, deren Handeln den globalen CO2+Methanausstoß steigen läßt.
Die Regierung lässt die Emissionen nicht steigen. Es sind die Bürger, die Industrie, also zusammengefasst die Gesellschaft. Das war auch vor dieser Regierung nicht anders. Man kann nicht immer der Politik die Schuld geben. Jeder ist verantwortlich.
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Re: Bahn hat zu viele Fahrgäste?

Beitrag von Markus »

Falsch, absolut falsch.

Was nützt schon der Mini eigene Beitrag, wenn schon die ganz großen Hebel von der Politik falsch gesetzt werden?

Beim wichtigsten Punkt, der Energiepolitik ist ganz allein die Politik verantwortlich, sowohl durch die Merkel-Regierungen als auch durch die Scholz-Regierung.
Der überhastete Atomausstieg war falsch. Ebenso falsch war der Ersatz primär durch Gas, anstatt Wind- und Sonne noch stärker zu fördern. Und weiterhin falsch ist das der Atomausstieg nicht gestoppt wurde (auch Atom hat sich weiterentwickelt). - Alles blinde, kurzsichtige Politik, gemacht aus Angst vor dem Wähler und den eigenen Parteimitgliedern.
Habeck weiß um die Fehler in der Energiepolitik und versucht sie mit einem überhasteten Heizungsgesetz auf die Bürger abzuladen. Bloß nicht die eigene Politik ändern...

Dass man die Bahn regelrecht verrottet hat lassen - gut darüber braucht man in diesem Forum nicht darüber zu diskutieren - hat auch die Politik schuld (dank Schröder- und Merkel-Regierungen). Fehlende Fernverkehrsanbindung des Flughafen Münchens - auch ein politischer Fehler; es ist ein Witz, dass der Flughafen in Deutschland mit den meisten Inlandspassagieren vor 2040 keine Fernverkehrsanbindung bekommt.
Der ganze Abbau von Kapazitäten, alles rächt sich jetzt.
Der Abbau der Bundeswehr, auch ein schwerer Fehler, der jetzt enorm schadet, weil sie nun teuer wieder aufgebaut werden muss und Mittel für die Infrastrukturerneuerung wegnimmt. Diese riesen Haushaltslöcher werden die Verkehrswende massiv behindern.

Öffentlicher Verkehr: die Schweiz kann man gerne als Vorbild nehmen. Dort ist jedes Bergdorf an den Taktverkehr angeschlossen. Deutschland ist gigantisch weit weg vom "Deutschland"-Takt, gefühlt bestimmt 50 Jahre. Und trotzdem verzichtet die Schweiz nicht auf ihren Inlandsflugverkehr, aber setzt halt die Prioritäten richtig(er). Und auch auf Atom verzichtet die Schweiz nicht.

Bei uns dagegen dominiert Ideologie und Lobbygruppen die Politik anstatt Pragmatismus und Realpolitik.
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Re: Bahn hat zu viele Fahrgäste?

Beitrag von gmg »

Markus hat geschrieben: 01 Dez 2023, 10:58 Falsch, absolut falsch.
Mit dieser Haltung lässt es sich auch bequem zurücklehnen, bis der Klimakollaps kommt.
Klimaschutz heißt für die meisten Leute, mit dem Finger auf Andere zeigen und jede Schuld von sich weisen.
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Re: Bahn hat zu viele Fahrgäste?

Beitrag von 146225 »

Markus hat geschrieben: 01 Dez 2023, 10:58 Der überhastete Atomausstieg war falsch. Ebenso falsch war der Ersatz primär durch Gas, anstatt Wind- und Sonne noch stärker zu fördern. Und weiterhin falsch ist das der Atomausstieg nicht gestoppt wurde (auch Atom hat sich weiterentwickelt). - Alles blinde, kurzsichtige Politik, gemacht aus Angst vor dem Wähler und den eigenen Parteimitgliedern.
Habeck weiß um die Fehler in der Energiepolitik und versucht sie mit einem überhasteten Heizungsgesetz auf die Bürger abzuladen. Bloß nicht die eigene Politik ändern...
Mit diesem Absatz hast du dich leider m.E. völlig disqualifiziert. Korrekt daran ist leider der Absatz, dass der Ausbau von Wind- und Sonnenenergie verschlafen wurde, und die CDU vor lauter Zuneigung zu fossilen Brennstoffen in den Merkeljahren alles, aber auch alles kaputt gemacht hat, was es an Solarindustrie in Deutschland mal (gar nicht so un-erfolgreich) gab.

Ansonsten? Sorry, wer weiterhin die Risiken, Kosten und die ungelöste Müllentsorgung der Atomkraft auf die Allgemeinheit abwälzen möchte verhält sich höchst unsolidarisch gegenüber seinen Mitmenschen. Immer so weiter machen, bis Tschernobyl 2.0 aus Versehen mal Gundremmingen oder Neckarwestheim geheißen hätte - lieber nicht! Jetzt gilt es, EU-weit für den Atomausstieg zu kämpfen, bis dieser Wahnsinn ein für alle Mal ein Ende hat.

Und die Geschichte mit dem "Heizungsgesetz" war für mich die mediale Schweinerei des Jahres. Durch überhitztes Geschrei (kann man diese Energie eigentlich produktiv nutzen?) war das schon tot, bevor etwas Gutes dabei heraus kommen konnte. Dabei liegt die Notwendigkeit zum Handeln klar auf dem Tisch, physikalische Fakten interessieren sich nun mal nicht für gefühlte Befindlichkeiten armer Deutscher. Und nein, niemand verbietet dir, dir eine neue Ölheizung einbauen zu lassen: wenn du den Betrieb irgendwann nicht mehr bezahlen kannst, ist es aber dein Problem.

Am so genannten "Heizungsgesetz" - korrekt: Gebäudeenergiegesetz! - und der völlig entgleisten medialen/öffentlichen Debatte lässt sich übrigens gut festmachen, wieso nicht noch mehr Fahrgäste Bahn fahren: für die Mehrheit der autogeilen Deutschen ist die Bahn immer zu teuer, immer zu spät und fährt nie um die gewünschte Uhrzeit nirgendwohin, egal wie oder was. Schließlich sind wir ein Volk von Pflegepersonal auf dem Weg zur Frühschicht, um 4 Uhr schon voll im Einsatz, und die frisch gekaufte Waschmaschine ist immer dabei! #Autozwang
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Re: Bahn hat zu viele Fahrgäste?

Beitrag von gmg »

146225 hat geschrieben: 01 Dez 2023, 18:23

Mit diesem Absatz hast du dich leider m.E. völlig disqualifiziert.
Richtig. Ich hatte heute irgendwie nicht die Nerven, Markus eine längere Antwort zu schreiben
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Re: Bahn hat zu viele Fahrgäste?

Beitrag von Münchner »

BahnMarkus hat geschrieben: 20 Nov 2023, 13:57 Ich werd nie verstehen, warum man national fliegt...
In Frankreich und Spanien verstehe ich das auch nicht. Da gibt es auch kaum Inlandsflüge. Die, die es gibt, sind extrem teuer, wenn man sie alleine bucht. Ansonsten dienen sie nur als Zubringer zu Langstreckenflügen ab Madrid oder Barcelona.

Könnte aber daran liegen, dass man dort nicht mit Verboten agiert, sondern mit sinnvollen, alternativen Angeboten. Es gibt dort seit Jahren ein Hochgeschwindigkeitsnetz, bei dem mir der Flug auch absolut keinen zeitlichen Vorteil bringen würde. Erst recht nicht, wenn ich einen Koffer dabei habe. Ein Netz, das mit einer Zuverlässigkeit funktioniert, von der man bei der Deutschen Bahn nicht einmal träumen würde.
BahnMarkus hat geschrieben: 20 Nov 2023, 13:57 Dann doch lieber Flixbus... Ist günstiger
Ich kann ehrlich nicht verstehen, wieso man Fernbus fährt. Außer man ist beispielsweise Student und hat viel Zeit, aber wenig Geld.

Ich finde solche langen Busfahrten extrem belastend. Wegen der Fahrtzeiten und der räumlichen Enge. Außerdem stehe ich dort in den gleichen Staus, in denen ich auch mit dem Auto stehe. Mit dem Unterschied, dass ich mit dem Auto die ggf. umfahren kann, während der Bus einen Fahrtroute hat und seine Zwischenhalte erreichen muss.
BahnMarkus hat geschrieben: 20 Nov 2023, 13:57 umweltfreundlicher als es ein Flugzeug jemals sein könnte...
Erzählen die, die ihrer Meinung nach angeblich alles besser wissen. Die dann, nachdem sie ihren Mund geschlossen haben, aber mit dem Fahrrad nur um die Ecke fahren, um dort ins Auto zum Flughafen einzusteigen.
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Re: Bahn hat zu viele Fahrgäste?

Beitrag von Münchner »

146225 hat geschrieben: 27 Nov 2023, 19:22 Aus Erfahrung kann ich nur empfehlen, für internationale Bahnreisen eben nicht alles selbst online buchen zu wollen, sondern gerade für die kniffligeren Sachen bzw. Spezialitäten wie Reservierungen, Nachtzüge etc. auf eine qualifizierte Agentur zu setzen. Der Kontakt mit diesen lässt sich ebenfalls sehr oft z.B. per E-Mail abwickeln und man hat Leute mit (meistens) fundiertem Wissen, die u.a. ein vermeintliches Problem auch aus Sicht der jeweiligen Auslandsbahn kennen und deshalb oft gute Angebote machen können.
Bahnreisen von Deutschland nach Spanien kann man beispielsweise selbst recht einfach über SNCF-Reisen (von der französischen Bahn) buchen.

Leider löst das nicht das Problem mit den Umsteigeverlusten. Denn auf der Strecke München-Frankreich muss ich auf ziemlich jeder Verbindung in Stuttgart oder Mannheim umsteigen. Entweder plane ich da gleich 2 Stunden Aufenthalt ein oder ich bekomme ihn zwangsweise, weil der ICE von München aus einem der unzähligen Gründe wieder mit deutlicher Verspätung ankommt.

Das gleiche für den Umstieg in meistens Paris. Die französische Bahn mag pünktlich sein, aber zaubern können die nicht. Wenn der Zug pünktlich in Stuttgart oder Mannheim abfährt, aber Frankreich dank diverser Probleme mit deutlicher Verspätung erreicht, ist der Umstieg leider weg.

Strecken wie München-Barcelona lassen sich im Prinzip an einem Tag (14 Stunden) und mit einem Umstieg fahren. Aber nur, wenn alles glatt läuft und da geht es oft beim Start im Bereich der Deutschen Bahn los. Wenn ich zur gleichen Zeit zum Flughafen fahre, bin ich mittags in Barcelona, mit Verspätungen am frühen Nachmittag. Zu anderen Städten in Spanien oder Portugal geht nur mit einer Zwischenübernachtung. Selbst der größte Bahnenthusiast, den ich kenne, würde solche Strecken nur dann mit dem Zug fahren, wenn die Fahrt das eigentliche Ziel ist.
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Re: Bahn hat zu viele Fahrgäste?

Beitrag von FloSch »

Münchner hat geschrieben: 03 Dez 2023, 10:44 Selbst der größte Bahnenthusiast, den ich kenne, würde solche Strecken nur dann mit dem Zug fahren, wenn die Fahrt das eigentliche Ziel ist.
Mein Reiseziel war Andalusien - und zwar dort Land und Leute zu erleben. Die Bahnfahrt war da dennoch ein sehr angenehmer Reiseweg mit ICE/TGV bis Paris und Nachtzug bis Spanien. Und da war der Weg nicht das Ziel.
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