Barrierefreier Zugang für Menschen mit Autismus und Asperger im Regionalverkehr.
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- Jungspund
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Barrierefreier Zugang für Menschen mit Autismus und Asperger im Regionalverkehr.
Wie können die Regionalverkehrsnetze in Deutschland, insbesondere in Bayern und Nordrhein-Westfalen, den Zugang für Menschen mit Autismus und Asperger verbessern und deren Bedürfnisse berücksichtigen, um eine stressfreie und angenehme Reiseerfahrung zu gewährleisten? Könnten beispielsweise spezielle Ruhezonen oder visuelle Fahrpläne hilfreich sein?
Re: Barrierefreier Zugang für Menschen mit Autismus und Asperger im Regionalverkehr.
Tatsächlich weiß ich gar nicht genau, welche besonderen Einschränkungen und Erfordernisse bei Menschen mit Autismus und Asperger bestehen. Vielleicht kannst Du mal die wichtigsten Aspekte nennen, auf die es da ankommen würde?
Wo ist das Problem?
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Re: Barrierefreier Zugang für Menschen mit Autismus und Asperger im Regionalverkehr.
Autisten sind ein Thema, wegen dem ich immer von Barrierearmut statt von -freiheit spreche.
Den Interessenvertretern gehts nur immer um offensichtliche Beeinträchtigungen, am besten nur das eigene Gebiet.
Grob gesagt - dem Autisten können Veränderungen je nach Ausprägung ein riesen Hindernis sein.
Das wurde mal in einem Video am Beispiel Supermarkt erklärt. Der Autist findet sich nach einer Umstellung nicht mehr zurecht. Es fehlt die Fähigkeit, spontan "Mehl jetzt ein Regal weiter" zu verarbeiten.
Umgesetzt auf Verkehrsmittel: Die Linie fährt wegen Bauarbeiten anders kann zu einem Desaster werden.
Fremde Menschen sind zu viel neue Informationen, die in des Autisten kleiner Welt einfach keinen Platz haben.
Stellt man die Leut halt als deppert hin, Problem elegant gelöst. Wo ist die nächste Oma mit Rollator zum hätscheln?
Den Interessenvertretern gehts nur immer um offensichtliche Beeinträchtigungen, am besten nur das eigene Gebiet.
Grob gesagt - dem Autisten können Veränderungen je nach Ausprägung ein riesen Hindernis sein.
Das wurde mal in einem Video am Beispiel Supermarkt erklärt. Der Autist findet sich nach einer Umstellung nicht mehr zurecht. Es fehlt die Fähigkeit, spontan "Mehl jetzt ein Regal weiter" zu verarbeiten.
Umgesetzt auf Verkehrsmittel: Die Linie fährt wegen Bauarbeiten anders kann zu einem Desaster werden.
Fremde Menschen sind zu viel neue Informationen, die in des Autisten kleiner Welt einfach keinen Platz haben.
Stellt man die Leut halt als deppert hin, Problem elegant gelöst. Wo ist die nächste Oma mit Rollator zum hätscheln?
Der mit dem Ölkännchen tanzt!
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Re: Barrierefreier Zugang für Menschen mit Autismus und Asperger im Regionalverkehr.
Auer hat vollkommen recht. Jede kleinste Veränderung ist für einen Autisten eine völlig neue, und unbekannte Situation. Da reicht es schon, daß der Bus an einer Haltestelle durchfährt, an der er sonst hält, schon stimmt der Ablauf nicht mehr.
Und große Menschenansammlungen - da reichen schon Füllgrade von 50% und höher - können ebenfalls zu einem riesen Problem werden.
auch wenn man keine zwei Autisten miteinander vergleichen sollte - zu unterschiedlich sind die verschiedenen Ausprägungen - so ren genrell sollte für einen "autistmus-freundlichen Reginalverkehr" gelten:
- sämtliche Fahrten bitte stets auf die Sekunde pünktlich
- keinerlei Fahrplananpassungen
- keinerlei Bauarbeiten, Signal- oder BÜ Störungen
- keine Umleitungen oder Zugausfälle
- Züge zu maximal 30% auslasten
viel Spaß bei der Umsetzung.
Und große Menschenansammlungen - da reichen schon Füllgrade von 50% und höher - können ebenfalls zu einem riesen Problem werden.
auch wenn man keine zwei Autisten miteinander vergleichen sollte - zu unterschiedlich sind die verschiedenen Ausprägungen - so ren genrell sollte für einen "autistmus-freundlichen Reginalverkehr" gelten:
- sämtliche Fahrten bitte stets auf die Sekunde pünktlich
- keinerlei Fahrplananpassungen
- keinerlei Bauarbeiten, Signal- oder BÜ Störungen
- keine Umleitungen oder Zugausfälle
- Züge zu maximal 30% auslasten
viel Spaß bei der Umsetzung.
Re: Barrierefreier Zugang für Menschen mit Autismus und Asperger im Regionalverkehr.
Diese Umsetzung wird im Alltag allerdings dezent schwierig, denn nicht nur die dem Götzen der "schwarzen Null" geopferte Infrastruktur fordert ihren Tribut in regelmäßiger Unregelmäßigkeit, und sei es nur in Form von Bauarbeiten, und dann wurde hier ja insbesondere nach Bayern und NRW gefragt. Beides sind Bundesländer, wo in den Verdichtungsräumen eine erhebliche Menge Menschen jeden Tag unterwegs ist, und wo gleichzeitig der Landespolitik guter ÖPNV tendenziell eher egal ist, günstigstenfalls noch nach Kassenlage das unvermeidliche Minimum desinteressiert umgesetzt wird. Heisst: ausreichende Kapazitäten und leere Züge sind z.B. an Rhein und Ruhr genauso selten wie im Großraum München.
Von den ganzen Erscheinungen, die eine solche Masse an Menschen auf vergleichsweise kleinem Raum mit sich bringen, wollen wir dann schon ganz schweigen - ein Zug voller "heiterer" Wiesn-Besucher ist genauso wenig beschaulich und ruhig wie wenn in NRW Samstagnachmittag wieder irgend ein Lokalderby im Fußball ansteht. Gerade heute Nachmittag entstand fröhliches Durcheinander zwischen Duisburg und Essen, weil im dazwischen gelegenen Hbf von Mülheim an der Ruhr jemand mit Suizid gedroht hat. Folgerichtig hat die Bundespolizei mitten in der HVZ die Strecke voll gesperrt, was natürlich aber mehr als einen Zug ein bisschen aus dem Takt gebracht hat und auch im Laufe des Abends noch bringen wird, mit den ganzen Folgeverspätungen daraus. Was will man da jetzt machen - die Bitte, sich nicht mit Hilfe der Eisenbahn suizidieren zu wollen, sondern sich Hilfe zu suchen, sei hiermit ausgesprochen, aber erreicht sie jede(n) Verzweifelte(n) da draußen?
Fazit: Menschen können Menschen ganz schön in Bedrängnis bringen. Manchmal unbewusst, manchmal aus Nachlässigkeit - und manchmal, weil zu viel egal geworden ist. Ja, wie von anderen Foristen korrekt festgehalten, dieses Beispiel zeigt uns, dass 100% Barrierefreiheit im ÖPNV ein frommer Wunsch sind. Sich aber deshalb nicht die Mühe zu machen, sich an die 100% so weit und so gut als möglich anzunähern, wann und wo immer es möglich ist, das dann nicht zu tun: tja, da sind wir wieder bei dem, was Menschen anderen Menschen willentlich, fahrlässig oder desinteressiert antun können.
Von den ganzen Erscheinungen, die eine solche Masse an Menschen auf vergleichsweise kleinem Raum mit sich bringen, wollen wir dann schon ganz schweigen - ein Zug voller "heiterer" Wiesn-Besucher ist genauso wenig beschaulich und ruhig wie wenn in NRW Samstagnachmittag wieder irgend ein Lokalderby im Fußball ansteht. Gerade heute Nachmittag entstand fröhliches Durcheinander zwischen Duisburg und Essen, weil im dazwischen gelegenen Hbf von Mülheim an der Ruhr jemand mit Suizid gedroht hat. Folgerichtig hat die Bundespolizei mitten in der HVZ die Strecke voll gesperrt, was natürlich aber mehr als einen Zug ein bisschen aus dem Takt gebracht hat und auch im Laufe des Abends noch bringen wird, mit den ganzen Folgeverspätungen daraus. Was will man da jetzt machen - die Bitte, sich nicht mit Hilfe der Eisenbahn suizidieren zu wollen, sondern sich Hilfe zu suchen, sei hiermit ausgesprochen, aber erreicht sie jede(n) Verzweifelte(n) da draußen?
Fazit: Menschen können Menschen ganz schön in Bedrängnis bringen. Manchmal unbewusst, manchmal aus Nachlässigkeit - und manchmal, weil zu viel egal geworden ist. Ja, wie von anderen Foristen korrekt festgehalten, dieses Beispiel zeigt uns, dass 100% Barrierefreiheit im ÖPNV ein frommer Wunsch sind. Sich aber deshalb nicht die Mühe zu machen, sich an die 100% so weit und so gut als möglich anzunähern, wann und wo immer es möglich ist, das dann nicht zu tun: tja, da sind wir wieder bei dem, was Menschen anderen Menschen willentlich, fahrlässig oder desinteressiert antun können.
München kann jeder. Duisburg muss man wollen!
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Re: Barrierefreier Zugang für Menschen mit Autismus und Asperger im Regionalverkehr.
Die Unsitte, prophylaktisch einfach mal "alles" dicht zu machen, die in den letzten Jahren insbesondere in D sehr umfassend um sich gegriffen hat, gehört dringend auf den Prüfstand!
Ansonsten kann ich zum Thema nur beitragen, dass ich mich vor paar Wochen sehr über die hierzulande häufig vorhandenen Rampen aufgeregt habe und mir mehr Treppen gewünscht hätte!
(Durch eine Entzündung im Fussgelenk hat selbiges beschlossen, weh zu tun. Treppen gingen problemlos, schiefe Ebenen haben durch schiefe Fusshaltung hingegen Schmerzen verursacht, Will sagen: Barriere-frei- resp. -arm-heit hat unendlich viele Gesichter.)
Re: Barrierefreier Zugang für Menschen mit Autismus und Asperger im Regionalverkehr.
Wie wird das eigentlich in anderen Ländern gehandhabt, wenn z.B. mal wieder "Personen im Gleis" gemeldet wurden? Erst vor kurzem bin ich deswegen wieder eine Weile in einem stillstehenden RE festgesessen.TramBahnFreak hat geschrieben: ↑01 Apr 2025, 00:00
Die Unsitte, prophylaktisch einfach mal "alles" dicht zu machen, die in den letzten Jahren insbesondere in D sehr umfassend um sich gegriffen hat, gehört dringend auf den Prüfstand!
Ich kann natürlich mangels eigener Erfahrung nicht sagen, wie riskant eine langsame Weiterfahrt im Schritttempo auf Sicht wäre, um den betroffenen Streckenabschnitt hinter sich bringen zu können, aber manchmal denke ich mir, dass das vielleicht eine Option wäre?
Wo ist das Problem?
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Re: Barrierefreier Zugang für Menschen mit Autismus und Asperger im Regionalverkehr.
Kommt halt wie immer drauf an...rautatie hat geschrieben: ↑02 Apr 2025, 10:41 Ich kann natürlich mangels eigener Erfahrung nicht sagen, wie riskant eine langsame Weiterfahrt im Schritttempo auf Sicht wäre, um den betroffenen Streckenabschnitt hinter sich bringen zu können, aber manchmal denke ich mir, dass das vielleicht eine Option wäre?
Wenn erst mal nur ganz allgemein Personen im/am Gleis gemeldet werden, dann ist auf Sicht Fahren schon eine Möglichkeit. Wenn es aber konkret um eine suizidgefährdete Person geht, dann ist die Vollsperrung eigentlich die einzige Lösung. Man kann sich wenn man will auch bei Schrittgeschwindigkeit untern Zug legen, und das auch außerhalb des Sichtfelds des Tf.
Und natürlich das übliche Problem: Wenn sich der Fdl, Notfallmanager oder wer auch immer gegen eine Sperrung entscheidet, und dann passiert doch was, dann wird womöglich erst mal auch gegen den ermittelt...
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Re: Barrierefreier Zugang für Menschen mit Autismus und Asperger im Regionalverkehr.
Schon klar.
Aber wie viele Streckensperrungen wegen "Personen im Gleis"/"Personen in Gleisnähe" haben einen suizidalen Hintergrund?
Ich tippe auf irgendwas im einstelligen Prozentbereich.
Die Leute, die täglich an der Fasanerie am nördlichen Bahnsteigende über die Gleise latschen und schon daheim sind, bis die Vollsperrung überhaupt aktiv wird, gehören schon mal eher nicht dazu.
Aber wie viele Streckensperrungen wegen "Personen im Gleis"/"Personen in Gleisnähe" haben einen suizidalen Hintergrund?
Ich tippe auf irgendwas im einstelligen Prozentbereich.
Die Leute, die täglich an der Fasanerie am nördlichen Bahnsteigende über die Gleise latschen und schon daheim sind, bis die Vollsperrung überhaupt aktiv wird, gehören schon mal eher nicht dazu.
Re: Barrierefreier Zugang für Menschen mit Autismus und Asperger im Regionalverkehr.
Das sehe ich ähnlich. Wer sich zum Tod durch den Zug verurteilt, ist fest entschlossen und irrt nicht umher, bis ihn jemand rettet.TramBahnFreak hat geschrieben: ↑02 Apr 2025, 15:59 Schon klar.
Aber wie viele Streckensperrungen wegen "Personen im Gleis"/"Personen in Gleisnähe" haben einen suizidalen Hintergrund?
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Re: Barrierefreier Zugang für Menschen mit Autismus und Asperger im Regionalverkehr.
Na, wenn du das sagst...
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Re: Barrierefreier Zugang für Menschen mit Autismus und Asperger im Regionalverkehr.
Re: Barrierefreier Zugang für Menschen mit Autismus und Asperger im Regionalverkehr.
Ich habe einen nicht tödlichen PU erlebt. Was Schienensuizide betrifft,TramBahnFreak hat geschrieben: ↑03 Apr 2025, 21:27
Wie viele Personenunfälle / Schienensuizide hast du schon miterlebt?
ich habe nie einen aus nächster Nähe erlebt aber ich bin seit meiner Kindheit immer wieder mit dem Thema näher in Berührung gekommen und habe mich deshalb auch damit beschäftigt. Auf der anderen Seite habe ich aber auch schon einen Mann filmreif auf einem Hausdach stehen sehen, der der Menschenmenge unter sich damit gedroht hat zu springen.
Es gibt Selbstmordkandidaten, die gerettet werden wollen und es gibt solche, die fest entschlossen sind sterben zu wollen und es gibt Unentschlossene. Alle drei Gruppen neigen nicht dazu, erst auffällig auf Gleisen herumzulaufen und es dann durchzuziehen, nehme ich nach allem, was ich so mitbekommen habe, stark an.
Ist dir Gegenteiliges bekannt? Kennst du Fälle, in denen sich jemand überfahren hat lassen und später hieß es, die Person habe sich schon eine Weile auf den Gleisen herumgetrieben?
Oder weißt du von Meldungen, dass Personen im Gleisbereich waren und später hieß es, dass diese sich suizidiert haben? Oder was qualifiziert dich, meine Aussage als Unsinn abzutun?