Nur sagt die Verspätung einer Fahrt noch nicht aus, ob damit die Reisekette des einzelnen Fahrgasts negativ oder gar positiv beeinflusst wird. Es gibt Extremfälle, da sorgen die +10 einer Anschlussfahrt in der Praxis für -110 am Ziel! Man glaubt gar nicht wie schnell manche Verbindungen mit Verspätung an der richtigen Stelle werden können, zumal wenn der Anschlusszug seine +10 Abfahrtsverspätung dann sogar wieder reinfährt. Vielleicht auch deswegen, weil eine Kreuzung wegen Ausfall des Gegenzugs ausfällt.
Gerade der planmäßige bahnsteiggleiche Sichtanschluss von Regionalverkehr auf die S2 ... was ich da zeitweise jeden Tag an Zeit sparen konnte, wenn die S2 die fast üblichen +5 hatte. Eine Viertelstunde weniger am Bahnsteig rumstehen, jeden Tag! Aber wehe das Ding war mal pünktlich! Manchmal sind Verspätungen, speziell sehr regelmäßige, mit denen man fast schon planen kann, auch ein tolles Tuning eines behämmerten Fahrplans!
Bei Fahrplänen mit drei bis sechs oder im U-Bahnbereich noch mehr Zügen pro Stunde finde ich das Rumreiten auf Verspätungswerten fast schon lächerlich, vor allem wenn die Pünktlichkeitsquote meiner Mitmenschen sonst oft weit unter 90% liegt. Wenn alle meinen, +5, +10 oder auch +15 beim Treffen sind schon okay, dann kommt's auch nicht drauf an, wenn die S-Bahn auch später dran ist als irgendein Sollwert. Es wird sich bei jeder Statistikveröffentlichung aufgeregt und Pseudostrafen gefordert, die der Betreiber dann im Rahmen des Risikomanagements eh wieder an die Steuerzahler und/oder Fahrgäste weitergibt und er an ja an den Ursachen nichts verändern kann, als wenn es irgendwie eine Neuigkeit wäre, dass teilweise 100% mehr Züge auf totgesparter Infrastruktur unter Wettbewerbsbedingungen halt einfach nicht so gut funktionieren! Wird es auch mit Stamm2 übrigens nicht, wenn man alles gleich wieder mit Neuverkehr vollmacht und meint, die Außenstrecken nicht oder erst 2100 und nur behutsam ausbauen zu müssen.
Man könnte auch mal sagen, okay, die Infrastruktur will man nicht so wirklich ausbauen, den Wettbewerbswahnsinn will keiner beenden (oder durch Erfassen von personengenauer Verspätungsdaten sogar noch ins unermessliche steigern), aber pünktlich sollen die Züge sein? Okay, dann fahren wir halt nur noch jeden zweiten Zug (Takt 40/80), Verstärker im Innenbereich auf Takt 20 statt 10 und längen die Planfahrzeiten, dann lasst uns den Fahrplan an die Umstände anpassen, das spart auch einen ganzen Haufen Geld. Weniger Kosten, mehr Pünktlichkeit, alle sind glücklich. Oder?