Stromabnehmer weicht plötzlichen Hindernissen aus

Rund um die Technik der Bahn
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Tigerente290
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Beitrag von Tigerente290 »

Äste auf der Oberleitung von Zügen können den Fahrplan ganz schön durcheinander wirbeln: Wenn die Stromabnehmer der E-Lok dagegenknallen und die Stromkabel reißen, sind Verspätungen unausweichlich. Das will die Bahn AG künftig mit einem neuen Warnsystem verhindern, das Gegenstände auf der Oberleitung rechtzeitig erkennt. Spezialkameras auf dem Dach observieren während der Fahrt in einem Bereich von etwa 80 m vor der Lok; zehn Bilder pro Sekunde schickt die Optik an einen Analysecomputer. Erkennt der Rechner einen Fremdkörper, schickt er den Stromabnehmer auf "Tauchstation", indem er ihn blitzschnell absenkt. Das System eignet sich auch für Hochgeschwindigkeitszüge. Es soll nach Bahnplänen noch um Infrarotsensoren ergänzt werden, die die Oberleitungen bei Dunkelheit überwachen. In spätestens zwei Jahren will man die ersten Züge mit dem System bestücken - ärgerliche Verspätungen und Ausfälle sollen dann abnehmen, hofft die Bahndirektion. www.bahn.de
P.M. Mai 2004

Nunja, ob das so schnell wird funktionieren? Was macht der "Analysecomputer" z.b. bei einem Streckentrenner? Es werden doch sicherlich nicht alle E-Loks so ausgestattet, ich denke mal nur die neuen.
goldberger
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Beitrag von goldberger »

Weitere Infos im BahnTech-Heft http://www.bahn-net.de/presse/pdf/bahntech..._03-04_2003.pdf

Ich denke es ist eher eine Entwicklung, die in der nächsten Generation der Loks/Triebzüge zur Serienreife und Anwendung kommt.
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Boris Merath
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Beitrag von Boris Merath »

Puky @ 6 Jun 2004, 12:19 hat geschrieben: Nunja, ob das so schnell wird funktionieren? Was macht der "Analysecomputer" z.b. bei einem Streckentrenner?
Er erkennt ihn vielleichtals Streckentrenner? :-) Aber mal im Ernst: So kompliziert ist so ein System auch wieder nicht, Bildanalyse ist inzwischen ein recht fortgeschrittenes Gebiet. Wenn es schon Versuchsfahrzeuge gibt, die selbststaendig eine Autobahnfahrt absolviert haben, warum soll dann ein solches System nicht in der Lage sein die Oberleitung zu ueberwachen? Ich denke sogar, dass das eine eher recht leichte Anwendung ist.
Es werden doch sicherlich nicht alle E-Loks so ausgestattet, ich denke mal nur die neuen.
Na, warum nicht? Die Hardware dazu wirkt sicherlich nicht ganz billig fuer unsereins, aber so teuer wirds dann bei einer Serienausruestung des Fahrzeuge sicherlich auch nicht (Die bauteile koennten ja in sehr grossen Stueckzahlen bestellt werden), der EInbau koennte im Rahmen der normalen Wartung erfolgen. Viel mehr als zwei Kameras und einen COmputer samt dazugehoeriger Verkabelung duerfte das ja nicht sein. Ich weiss ja nicht wie oft so ein Ast in der Oberleitung vorkommt, und wie hoch die Kosten bei solch einem Vorfall sind, aber bei Loks die noch ein paar Jahre zu laufen haben koennte ich mir durchaus vorstellen dass sich das rechnet.
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

Fahrdienstvorschrift bayerische Staatsbahnen 1876
Smirne

Beitrag von Smirne »

Boris Merath @ 6 Jun 2004, 14:23 hat geschrieben: Bildanalyse ist inzwischen ein recht fortgeschrittenes Gebiet.
[IRONIE]Wie Du sicherlich gestern im 642 bemerkt hast, sind Klimaanlagen und Heizungen auch schon längst ausgereift.[/IRONIE]
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Boris Merath
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Beitrag von Boris Merath »

Smirne @ 6 Jun 2004, 14:28 hat geschrieben: [IRONIE]Wie Du sicherlich gestern im 642 bemerkt hast, sind Klimaanlagen und Heizungen auch schon längst ausgereift.[/IRONIE]
naja, mit etwas Glueck wird ja ne kompetente Firma mit dem Bau beauftragt :-) Und die Erkennungssoftware wird ja wohl seitens kompetenten Leuten geschrieben, da kann diese Firma auch nicht wirklich viel vermurksen.
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

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Stückgut-Schnellverkehr
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Beitrag von Stückgut-Schnellverkehr »

Das Problem sehe ich, dass das System vermutlich zu oft Alarm schlägt, d.h die Stromabnehmer ständig absenkt.
Denn das System wird vermutlich nicht die Hindernisse 100% erkennen können und daher möglicherweise schon bei Brückendurchfahrten oder Reflexionen Alarm geben.

Wie schaut es eigentlich mit der Stromversorgung aus, oder anders gefragt, der Stromabnehmer wird bestimmt lange Lichtbögen ziehen, wenn er während der Fahrt den Stromabnehmer absenkt.

Also müsste man vorher noch den Leistungsschalter trennen...

Mal schauen was draus wird ...

Gruss André
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Wildwechsel
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Beitrag von Wildwechsel »

Smirne @ 6 Jun 2004, 14:28 hat geschrieben: [IRONIE]Wie Du sicherlich gestern im 642 bemerkt hast, sind Klimaanlagen und Heizungen auch schon längst ausgereift.[/IRONIE]
Ich weiß gar nicht, was Du hast, in Fahrtrichtung rechts hat die Klimaanlage einwandfrei funktioniert, selbiges galt in Fahrtrichtung links für die Heizung. :lol: :ph34r:
Beste Grüße usw....
Christian


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2. Wo kamat ma denn da hi
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Flok
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Beitrag von Flok »

:lol: :lol: Bin ja mal gespannt, was das Ding bei einer Vogelansammlung auf der Oberleitung macht :lol:
Smirne

Beitrag von Smirne »

Wildwechsel @ 6 Jun 2004, 21:30 hat geschrieben: Ich weiß gar nicht, was Du hast, in Fahrtrichtung rechts hat die Klimaanlage einwandfrei funktioniert, selbiges galt in Fahrtrichtung links für die Heizung. :lol: :ph34r:
Das galt in Fahrtrichtung links für die Heizung und die Klimaanlage :D
Daniel S
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Beitrag von Daniel S »

Hier wird echt jede Technik verteufelt, die sich angekündigt und über die noch niemand hier auch nur ansatzweise etwas weiß :blink:
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Boris Merath
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Beitrag von Boris Merath »

Smirne @ 7 Jun 2004, 00:22 hat geschrieben: Das galt in Fahrtrichtung links für die Heizung und die Klimaanlage :D
Zumindest solange die Klimaanlage noch funktioniert hat :-)
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

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Cloakmaster
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Beitrag von Cloakmaster »

Der ICE3 macht spitze 91 Meter pro Sekunde im Fahrplanlauf. Damit hat das Sysem 0,82 Sekunden Zeit, ein Bild zu sehen, das Bild zu analysieren, und beim Ergebniss "Hinderniss" den Stromabnehmer zu senken. Selbst in der Zeit zwishcen zwei Bildern legt der Zug immerhin 9.1 Meter zurück.
Das KANN so schlicht und einfach nicht funktionieren!! Wie lange braucht ein Stromabnehmer derzeit zum Ein- bzw. ausfahren? So weit ich beobachten konnte so etwa 3-4 Sekunden. DAzu kommt noch die Zeit, die zur Auswertunge benötigt wird. Wahrscheinlich werden auch n´mindestens zwei bis drei Bilder miteinander verglichen (und schon sind wird weitere 18 Meter vorgerückt)

Bei einer - immer noch sehr kurzen!! - Vorwarnzeit von 5 Sekunden wären 455 Meter Strecke vorauszublicken, und das ohne jede Sichereheitsreserve! Und was ist bei einer Kurve (Ok, die Radien sind beim 3er ziemlich gross, aber trotzdem...)
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Boris Merath
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Beitrag von Boris Merath »

Cloakmaster @ 14 Jun 2004, 20:48 hat geschrieben: Der ICE3 macht spitze 91 Meter pro Sekunde im Fahrplanlauf. Damit hat das Sysem 0,82 Sekunden Zeit, ein Bild zu sehen,
Nein, nicht ganz: Der Stromabnehmer befindet sich zwischen Wagen 2 und 3, d.h. es ist ca. 50m mehr "Zeit". damit hat das System 130m, das sind ca. 1,4 Sekunden Zeit. Ausserdem kommen im ICE ja vielleicht andere Kameras zum Einsatz, die einen weiteren Bereich ueberblicken, das lass ich jetzt aber mal unberuecksichtigt.
das Bild zu analysieren, und beim Ergebniss "Hinderniss" den Stromabnehmer zu senken.  Selbst in der Zeit zwishcen zwei Bildern legt der Zug immerhin 9.1 Meter zurück.
Gut, dann rechnen wir maximal 0,1s im unguenstigsten Fall, bis das Foto aufgenommen ist.
DAzu kommt noch die Zeit, die zur Auswertunge benötigt wird. Wahrscheinlich werden auch n´mindestens zwei bis drei Bilder miteinander verglichen (und schon sind wird weitere 18 Meter vorgerückt)
Die Zeit fuer die Auswertung kann maximal 0,1s betragen, da dann ja bereits das naechste Bild kommt und bearbeitet werden will.
Das KANN  so schlicht und einfach nicht funktionieren!! Wie lange braucht ein Stromabnehmer derzeit zum Ein- bzw. ausfahren? So weit ich beobachten konnte so etwa 3-4 Sekunden.
Das kann ich nicht beurteilen, ich denke aber dass die Entwickler nicht so bloed sind und das nicht berucksichtigt haben. Ich koennte mir vorstellen, dass in dem Fall eine vielleicht etwas unsanftere Methode des Einfahrens gewaehlt wird (etwas primitiver ausgedrueckt: dass das Teil einfach runterknallt). Der Stromabnehmer haette dafuer 1,2 Sekunden Zeit. Ausserdem sollte man nicht vergessen: Nicht jeder Fremdkoerper ragt bis zum Boden, bei kleineren Aesten reicht moeglicherweise bereits eine Absenkung um wenige Zentimeter, damit der Stromabnehmer aus dem Gefahrenbereich rauskommt.

Ich moechte bei der Gelegenheit darauf hinweisen, dass die Leute bei der Bahn nicht so bloed sind, dass sich die Funktionsfaehigkeit des Systems durch eine so einfache Rechnung widerlegen laesst. Diese Parameter haben die mit Garantie bedacht und sind zu dem Schluss gekommen, dass das funktioniert.
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

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Beitrag von Cloakmaster »

Oder man muss sich für den HGV etwas anderes ausdenken, und das beschriebenes System wird nur für Züge bis zB max. 200km/h eingesetzt. Die machen ja immer noch die Mehrheit aus...
pok

Beitrag von pok »

Daniel S @ 7 Jun 2004, 10:35 hat geschrieben:Hier wird echt jede Technik verteufelt, die sich angekündigt und über die noch niemand hier auch nur ansatzweise etwas weiß :blink:
exakt das dachte ich mir auch grad :D

*mich mal so an Transrapid-, Fahrgastzähler, ET423-, etc etc. -Threads erinner*

pok
Ralf_Essen

Beitrag von Ralf_Essen »

Stückgut-Schnellverkehr @ 6 Jun 2004, 21:06 hat geschrieben: Das Problem sehe ich, dass das System vermutlich zu oft Alarm schlägt, d.h die Stromabnehmer ständig absenkt.
Denn das System wird vermutlich nicht die Hindernisse 100% erkennen können und daher möglicherweise schon bei Brückendurchfahrten oder Reflexionen Alarm geben.

Wie schaut es eigentlich mit der Stromversorgung aus, oder anders gefragt, der Stromabnehmer wird bestimmt lange Lichtbögen ziehen, wenn er während der Fahrt den Stromabnehmer absenkt.

Also müsste man vorher noch den Leistungsschalter trennen...

Mal schauen was draus wird ...

Gruss André
Ích denke auch,das sich die Stromabnhemer zu oft senken werden, wenn man bedenkt,wie zugewachsen manche elektrifiziertemn Strecken sind und die Äste und Blätter oft bis fast an den Stromabnehmer ragen....



Aber ich denke Lichtbögen wird´s keine geben,denn der HS schaltet sich eh von selbst aus,sobald die Spannung weg geht.
Ausserdem glauibe ich nicht,das die Technik den Stromabnehmer senken lässt,ohne vorher den HS auszuschalten....
ICE_4
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Beitrag von ICE_4 »

Auf http://www.db.de/site/bahn/de/unternehmen/...nikmagazin.html gibts ein Technikmagazin der Bahn. In Ausgabe 03-04_2003 steht alles drin worüber ihr gerade diskutiert !! :D
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Boris Merath
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Beitrag von Boris Merath »

ICE_4 @ 19 Aug 2004, 21:34 hat geschrieben: Auf http://www.db.de/site/bahn/de/unternehmen/...nikmagazin.html gibts ein Technikmagazin der Bahn. In Ausgabe 03-04_2003 steht alles drin worüber ihr gerade diskutiert !! :D
Wenn DU etwas zurueckblaetterst: Dieser Artikel war die Diskussionsgrundlage...
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

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