Schwerbehinderte und Freifahrtberechtigung

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Der Adler

Beitrag von Der Adler »

Gerade lucs Anfrage auf meinen Beitrag, ob ich keine Wertmarke mehr hätte, möchte ich gerne mal darüber schreiben, vielleicht habt Ihr davon gehört oder gelesen daß in letzter Zeit vor den Bundestagswahlen (nicht demnächst, sondern das letzte mal) eine Planung gegeben haben soll, die Freifahrten für Schwerbehinderte im Nahverkehr stark einzuschränken? Geplant war, daß die Behinderte nur noch innerhalb des "einzigen" Verbundes bzw. des Landkreises, in dem ein B. wohnt freifahren dürfte, und wer den Landkreis bzw. den Verkehrsverbund verlassen würde, müßte einen entsprechenden Fahrpreis entrichten. Es hatte nicht nur bei den Behindertenverbänden, sondern auch bei mir für Empörung gesorgt. Das Vorhaben wurde aufgrund der Proteste von Behindertenverbänden aufgegeben. Was aber, wenn es doch dazu kommt, daher will ich gewappnet sein. Die Gründe für die Behindertenfreifahrten sind recht vielfältig, das reicht von Sehbehinderten bis zu Gehörlosen und vor allem, weil sie immer weit fahren müssen, um Kontakt zu den anderen pflegen zu können. Das allerwichtigste ist die Gebärdensprache, das langsam vereinheitlicht werden müßte. Ferner müssen sie beim Arzt einen persönlichen Besuch abstatten, um einen Termin für die Untersuchung vereinbaren zu können.

Webseiten:PS.: Ich habe es damals nicht reingeschrieben, weil ich gemeint habe, daß das nicht so wichtig wäre.
pok

Beitrag von pok »

Dazu gabs doch schonmal ein Thema, wenn ich mich recht erinnere. In Zusammenhang mit den Aufklebern in der S-Bahn glaube ich.
Meine Meinung dazu hat sich bislang eigentlich nicht geändert.
Ein Behinderter will genauso normal behandelt werden, wie ein Nichtbehinderter. Dann soll er auch dasselbe zahlen.
Warum muss ich mit dem was ich für meine Fahrkarten ausgebe Behinderte mitfinanzieren?

Wenn die Mobilität erforderlich, aber finanziell nicht ermöglichbar ist, dann sollte hierfür vielleicht die Krankenkasse oder SOzialamt etc. einspringen. Genau für sowas haben wir doch einen Sozialstaat.
Aber wenn es dem Behinderten möglich ist, sich seine Karte selbst zu kaufen und zu dem ganz normalen Preis, dann soll er das auch tun.

So seh ich das.

pok
remstalpendler
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Beitrag von remstalpendler »

pok @ 13 Sep 2005, 20:20 hat geschrieben:Dazu gabs doch schonmal ein Thema, wenn ich mich recht erinnere. In Zusammenhang mit den Aufklebern in der S-Bahn glaube ich.
Meine Meinung dazu hat sich bislang eigentlich nicht geändert.
Ein Behinderter will genauso normal behandelt werden, wie ein Nichtbehinderter. Dann soll er auch dasselbe zahlen.
Warum muss ich mit dem was ich für meine Fahrkarten ausgebe Behinderte mitfinanzieren?
Behinderte musst du mitfinanzieren, weil wir eine solidarische Gesellschaft sind.
Das finanzierst du aber m.W. nicht mit deiner Fahrkarte, sondern die Verkehrsunternehmen bekommen dafür einen Ausgleich gezahlt (der irgendwie neulich in der Diskussion war) und damit ggf. mit deinen Steuerzahlungen.
pok @ 13 Sep 2005, 20:20 hat geschrieben: Wenn die Mobilität erforderlich, aber finanziell nicht ermöglichbar ist, dann sollte hierfür vielleicht die Krankenkasse oder SOzialamt etc. einspringen. Genau für sowas haben wir doch einen Sozialstaat.
Aber wenn es dem Behinderten möglich ist, sich seine Karte selbst zu kaufen und zu dem ganz normalen Preis, dann soll er das auch tun.
Man könnte das auch über eine steuerliche Absetzbarkeit von durch Behinderung bedingten Fahrten lösen. Aber meinst du nicht auch, dass das viel komplizierter wäre?
Ich freue mich jedenfalls für die Behinderten, dass sie es so einfach haben, müssen nur gegen eine kleine Gebühr diesen Freifahrschein kaufen und keine Tarife studieren. Ein schönes Gegenstück z.B. zum Verbundtarifs-Wirrwarr in Baden-Württemberg.
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chris232
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Beitrag von chris232 »

Da kann ich remstalpendler nur zustimmen. Hat man es denn nicht schwer genug, wenn man im Rollstuhl sitzt, blind ist oder an anderen Problemen leidet? Da wird man doch noch das bisschen Herz bzw. Geld aufbringen, um wenigstens auf diese Weise zu helfen. :rolleyes:
Eisenbahnen sind in erster Linie nicht zur Gewinnerzielung bestimmt, sondern dem Gemeinwohl verpflichtete Verkehrsanstalten. Sie haben entgegen dem freien Spiel der Kräfte dem Verkehrsinteresse des Gesamtstaates und der Gesamtbevölkerung zu dienen.
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Daher hat die Bahn dem Gemeinwohl und nicht privaten Profitinteressen zu dienen, begreifen Sie es doch endlich mal!
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Dave
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Beitrag von Dave »

pok @ 13 Sep 2005, 20:20 hat geschrieben: Ein Behinderter will genauso normal behandelt werden, wie ein Nichtbehinderter. Dann soll er auch dasselbe zahlen.
Warum muss ich mit dem was ich für meine Fahrkarten ausgebe Behinderte mitfinanzieren?
Ach ja? Kann er denn überhaupt "normal" behandelt werden? Es ist vielen aufgrund ihrer Behinderungen schwer möglich am öffentlichen Leben teil zu haben! Wird ein Behinderter normal behandelt? Hast du eigentlich dir mal Gedanken über den Besitz und das Einkommen eines Behinderten oder gegebenenfalls seiner Familie gemacht? Die leben meist nicht sehr rosig gemessen am Durschnitt, dem kaum vorhandenen Einkommen und viel höheren Lebenshaltungskosten! Da kann auch der Staat kaum mit aushelfen (er muss aber)!
Bei manchen Kommentaren heutzutage kann man sich schon mal überlegen wohin eine Kulturnation im Kapitalismus verfällt.
Grüße, Dave
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Woodpeckar
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Beitrag von Woodpeckar »

pok @ 13 Sep 2005, 20:20 hat geschrieben:Dazu gabs doch schonmal ein Thema, wenn ich mich recht erinnere. In Zusammenhang mit den Aufklebern in der S-Bahn glaube ich.
Meine Meinung dazu hat sich bislang eigentlich nicht geändert.
Ein Behinderter will genauso normal behandelt werden, wie ein Nichtbehinderter. Dann soll er auch dasselbe zahlen.
Warum muss ich mit dem was ich für meine Fahrkarten ausgebe Behinderte mitfinanzieren?

Wenn die Mobilität erforderlich, aber finanziell nicht ermöglichbar ist, dann sollte hierfür vielleicht die Krankenkasse oder SOzialamt etc. einspringen. Genau für sowas haben wir doch einen Sozialstaat.
Aber wenn es dem Behinderten möglich ist, sich seine Karte selbst zu kaufen und zu dem ganz normalen Preis, dann soll er das auch tun.

So seh ich das.

pok
Tut mir leid, ich nicht!

Auch für die Mobilität der Behinderten, die oftmals anders motiviert ist als bei nicht Behinderten (DT810 hat das sehr treffend beschrieben), bin ich gerne und ohne Einschränkung bereit finanziell Anteil zu nehmen.

Und warum? Weil ich es ganz einfach für sozial halte. Und weil es mein Beitrag dazu ist, jemandem zumindest auf diese Art und Weise zu helfen.

Und mal zum d'rüber Nachdenken: Manchmal gerate ich in der Früh in den U-Bahnzug mit dem relativ viel Gehörlose zur Schule fahren. Ich finde es faszinierend, wie ich dann die lebhafte Unterhaltung im wahrsten Sinne des Wortes sehen kann, zu hören ist nichts.
Da ich selber keine Gebärdensprache kann, sehe ich zwar die Unterhaltung, verstehe aber nichts! - Wer ist jetzt behindert?
pok

Beitrag von pok »

Woodpeckar @ 14 Sep 2005, 21:00 hat geschrieben: Da ich selber keine Gebärdensprache kann, sehe ich zwar die Unterhaltung, verstehe aber nichts! - Wer ist jetzt behindert?
Sorry, aber das ist ja mal ein dämlicher Vergleich. Bin ich behindert, wenn ich nach China fliege und dort keinen verstehe, weil er eine andere Sprache spricht?
Dein soziales Engagement in allen Ehren, aber es gibt auch Nichtbehinderte, denen es nicht allzu gut geht. Sicherlich mag das mit einer schweren Behinderung kaum vergleichbar sein und ich wünsche keinem eine Behinderung. Auch habe ich durchaus Mitgefühl für Behinderte und helfe Ihnen auch, wenn ich helfen kann. Und sei's nur beim Rollstuhl rein/rausschieben, in die Tür helfen etc.
Aber nur weil jemand behindert ist, heißt das noch lange nicht, dass er finanzielle Schwierigkeiten hat oder sich seine Fahrkarte nicht leisten kann. Nicht, dass ich geizig wäre; aber jedem mein Geld hinterherschmeissen mag ich auch nicht. Und erst Recht nicht bei solchen Verallgemeinerungen.
Behinderte dürften die Verkehrsbetriebe mehr kosten als Nichtbehinderte. Und mit einem normalen Fahrpreis kommt man ihnen deswegen wohl bereits entgegen. Eine sachliche Rechtfertigung für eine weitere Reduzierung des Fahrpreises seh ich nicht.

pok
Der Adler

Beitrag von Der Adler »

Dazu kommt noch, daß -was ich ungläubig gelesen habe- sich die Gehörlose nicht als Behinderte, sondern als eine sprachliche Minderheit ansehen wollen. Schon recht komisch oder?
Ich habe einmal in der S-Bahn erlebt, ein Junge (Nichtbehindert, Normalhörend) mit seinem behinderten Vater (im Rollstuhl) hatte mich nach einem Kugelschreiber gefragt, allerdings mußte er 2 mal wiederholen, bis ich verstanden habe, was er wollte. Nach ein paar Stationen hatte er den Gehörlosen dasselbe gefragt, aber sie wiesen ihn ab, da sie nichts verstehen konnten, was er sagen wollte.

Das hat also in der Praxis nichts mit der Minderheit zu tun, sondern mit der Behinderung. Ihnen fehlt einfach das Gehör, um zu verstehen, was jemand sagen will.

Durch die Behinderung entstehen oft soziale Isolation, das einem echt unter die Haut gehen kann.

Übrigens haben die Behinderte m. W. in der Schweiz keinerlei Freifahrtberechtigung und in A dürfen sie die ÖV's gegen die Vorlage eines Behindertenausweises zum halben Preis benutzen. Bei uns ist das ja so, daß unsere Freifahrt (wenn man sich nicht im Verbund befindet) im Umkreis von 50km (Streckenverzeichnis erforderlich) vom Wohnort beschränkt ist. Durch die Verbünde haben wir ja fast uneingeschränkte Freifahrt. Bloß weder in IC's noch in ICE's können wir die Freifahrt in Anspruch nehmen (unabhängig davon, ob wir uns im Verbund befinden, oder nicht).
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Dave
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Beitrag von Dave »

pok @ 14 Sep 2005, 21:48 hat geschrieben: Aber nur weil jemand behindert ist, heißt das noch lange nicht, dass er finanzielle Schwierigkeiten hat oder sich seine Fahrkarte nicht leisten kann.
Es mag bestimmt auch reiche Behinderte geben, prozentual in der Statistik existieren die aber nicht. Und da gerade bei geistig Behinderten die ÖPNV-Nutzung oft ein Hobby ist (was sie kaum haben bzw. sich leisten können) halte ich eine Förderung für sinnvoll.

Nachtrag: Ich habe ein Jahr lang ein Sozialpraktikum in einem Wohnheim für geistig Behinderte gemacht. Ich habe dort schon so manches über den finanziellen Spielraum dieser Menschen mitbekommen. Gleiches gilt für körperlich oder erst recht geistig und körperlich Behinderte. Die Plätze in diesen Wohnheimen sind übrigens nicht voll umsonst, ein Umbau der eignen Wohnung sehr teuer.

Grüße, Dave
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Stellwerk
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Beitrag von Stellwerk »

Behinderte dürften die Verkehrsbetriebe mehr kosten als Nichtbehinderte. Und mit einem normalen Fahrpreis kommt man ihnen deswegen wohl bereits entgegen.
(pok)
Bei manchen Kommentaren heutzutage kann man sich schon mal überlegen wohin eine Kulturnation im Kapitalismus verfällt.
(Dave)

Dem füge ich nichts mehr hinzu. Besser kann es nicht gesagt werden, auch wenn es vorher schon gesagt wurde!

Stellwerk
pok

Beitrag von pok »

Dave @ 14 Sep 2005, 21:55 hat geschrieben:Es mag bestimmt auch reiche Behinderte geben, prozentual in der Statistik existieren die aber nicht.
Wir müssen ja nicht gerade über Reiche sprechen. Auch die wenigstens "normalen" ÖPNV-Nutzer sind reich (wobei ich die Behinderten eigentlich gern zu den Normalen zählen würde, es aber durch so eine Regelung nicht kann) und können oder müssen sich ihr Ticket selbst bezahlen.
Dave @ 14 Sep 2005, 21:55 hat geschrieben:Und da gerade bei geistig Behinderten die ÖPNV-Nutzung oft ein Hobby ist (was sie kaum haben bzw. sich leisten können) halte ich eine Förderung für sinnvoll.
Naja, wenn mir das nun auch Spaß macht? Krieg ich dann von Dir aus lauter Mitgefühl auch ne Monatskarte? Wenn er soviel Spaß daran hat, dann soll er seine 50 EUR investieren im Monat und dann darf er soviel fahren wie er will. Wie jeder andere Fahrgast halt auch.
Stellwerk @ 14 Sep 2005, 22:24 hat geschrieben:Dem füge ich nichts mehr hinzu.  Besser kann es nicht gesagt werden, auch wenn es vorher schon gesagt wurde!
Nur geht's hier nicht um Grundsatzdiskussionen über unsere Gesellschaft, sondern um ein konkretes "Problem". Nämlich, dass ich bei allem Mitgefühl nicht einsehe, dass Behinderte ohne weitere Überprüfung kostenlos oder verbilligt fahren können. Ich sehe es ja durchaus als sehr positiv an, dass die Bahnhöfe hier behindertengerecht ausgestattet werden. Nur das kostet Geld - auch wenn Dir das scheinbar nicht so gefällt. Ich verlange ja gar nicht, dass Behinderte mehr zahlen sollen. Aber sie sollen dasselbe zahlen, wie jeder andere Fahrgast auch.
Und wer sich finanziell in Schwierigkeiten befindet, - wie bereits gesagt- der kann ja gut und gern die Unterstützung in der Form erhalten. Aber vollkommen unabhängig davon, ob er behindert oder nicht behindert ist.

pok
Rathgeber
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Beitrag von Rathgeber »

Moin pok,
pok @ 14 Sep 2005, 21:48 hat geschrieben:Aber nur weil jemand behindert ist, heißt das noch lange nicht, dass er finanzielle Schwierigkeiten hat oder sich seine Fahrkarte nicht leisten kann. Nicht, dass ich geizig wäre; aber jedem mein Geld hinterherschmeissen mag ich auch nicht. Und erst Recht nicht bei solchen Verallgemeinerungen.
Behinderte dürften die Verkehrsbetriebe mehr kosten als Nichtbehinderte. Und mit einem normalen Fahrpreis kommt man ihnen deswegen wohl bereits entgegen. Eine sachliche Rechtfertigung für eine weitere Reduzierung des Fahrpreises seh ich nicht.
Es werden aber immer weniger Menschen mitz Behinderung, die finanziell keine Schwierigkeiten haben. Das liegt zum einen daran, daß die Generation, die den Krieg noch erlebt hat, langsam aber sicher ausstirbt. Unter ihnen gab / gibt es sicher noch sehr viele, die trotz Behinderungen durch den Krieg gearbeitet haben. Zum anderen wird es für Menschen mit Behinderung, die in der Lage wären, für ihren eigenen Unterhalt aufzukommen, immer schwieriger, auf dem Arbeitsmarkt unterzukommen. Abgesehen davon, daß es unter den "wohlhabenden" Behinderten durchaus Leute gibt, die eben eine kostenlose Fahrkarte ablehenen, weil sie sagen, sie können selber dafür aufkommen.

Natürlich kostet ein Mensch mit Behinderung eine Gesellschaft mehr als ein Mensch ohne Behinderung. Aber ich begreife unsere Gesellschaft auch immer noch als Solidargemeinschaft, auch wenn davon immer weniger zu spüren ist. Und ich kenne genug Menschen mit Behinderung, die haben keine 50 Euro im Monat, um sich eine Monatskarte zu leisten. Bei einem Taschengeld von rund 90 Euro, die ein Mehrfachbehinderter in einer Wohngruppe bekommt, sind 50 Euro sehr viel Geld, vor allem wenn man berücksichtigt, daß immer mehr Leistungen (Hilfsmittel wie Windeln, Brillen, Rollstühle, etc.) von ihm zugezahlt werden müssen.

So, dabei habe ich noch kein Wort über die Lobby verloren...

Gruß vom
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Der Adler

Beitrag von Der Adler »

Einen schönen, frischen guten Morgen!

Es sind Ansatzpunkte, die ich zustimmen kann, auch ich könnte durchaus auf die Wertmarke verzichten, wenn extrem selten mit dem Öffentlichen Nahverkehr fahre (also wenn die Fahrtkosten im Jahr weniger als 60,-- € beträgt).
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Beitrag von Rathgeber »

Aha, würdest Du dann Auto fahren?
Der Adler

Beitrag von Der Adler »

Rathgeber @ 15 Sep 2005, 11:24 hat geschrieben: Aha, würdest Du dann Auto fahren?
Nein, als Beispiel, wenn ich seltener mit dem ÖV fahre, aber eher in der Stadt einkaufen gehe oder so ähnliches, hauptsächlich zu Fuß.

Wenn ich mit dem Auto fahren würde, dann wäre dieser Sparvorteil genauso verpufft. Was gibt es denn da zu sparen, wenn man mit dem ÖV fast genausoviel (Ohne Wertmarke) bezahlen müßte, wie beim Auto?
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Dave
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Beitrag von Dave »

Rathgeber @ 15 Sep 2005, 02:43 hat geschrieben: Natürlich kostet ein Mensch mit Behinderung eine Gesellschaft mehr als ein Mensch ohne Behinderung. Aber ich begreife unsere Gesellschaft auch immer noch als Solidargemeinschaft, auch wenn davon immer weniger zu spüren ist. Und ich kenne genug Menschen mit Behinderung, die haben keine 50 Euro im Monat, um sich eine Monatskarte zu leisten. Bei einem Taschengeld von rund 90 Euro, die ein Mehrfachbehinderter in einer Wohngruppe bekommt, sind 50 Euro sehr viel Geld, vor allem wenn man berücksichtigt, daß immer mehr Leistungen (Hilfsmittel wie Windeln, Brillen, Rollstühle, etc.) von ihm zugezahlt werden müssen.
So sehe ich das auch und genau so habe ich die meisten Behinderten welche dann auch kostenlos den ÖPNV nutzen erlebt. Auch heute wieder und am Montag bestimmt wieder.

@pok: Ich habe im Moment nicht sehr viel Mitgefühl für Menschen welche Behinderte aus dem ÖPNV und damit praktisch aus dem öffentlichen Leben ausschließen wollen. Diese Menschen leben in einem finanziellen Bereich den heute leider schon viele monatlichen Taschengelder von Jugendlichen weit überschritten haben. Ich will ganz bestimmt nicht zweifeln dass es vermögende Behinderte gibt, aber ich habe noch keinen erlebt.

Grüße, Dave
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glemsexpress
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Beitrag von glemsexpress »

pok @ 13 Sep 2005, 19:20 hat geschrieben:Ein Behinderter will genauso normal behandelt werden, wie ein Nichtbehinderter. Dann soll er auch dasselbe zahlen.
Dann müssen behinderten aber auch alle Fahrtmöglichkeiten gewährt werden wie den nichtbehinderten. Da viele Läufer die Probleme von Rollifahrern nicht so ganz begreifen will ich sie jetzt einmal auf Läufer umschreiben:

Stell dir vor du willst mit den Bus fahren, aber die Tür befindet sich in 2 Meter höhe und du hast die Wahl: nehme ich den nächsten Bus (und riskiere das gleiche) oder lasse mich von ein Paar Leuten reinheben. (Rolliprobleme bei Hf-Bussen)

Stell dir vor du müsstest deine Zugfahrt (auch im Nahverkehr) Tagelang vorher bei einer Kostenpflichtigen Hotline anmelden und wenn du den Zug aus Irgendwelchen Gründen verpasst (z.B. wegen einen entsprechenden Bus) dann wirst du gleich von den Bahnhofpersonal angeschnauzt. (anmelden über Mobilitätzzentrale)

Oder wenn du an den Bahnsteigen einen Meter weit aus den Zug springen müsstest (so ist das nähmlich zu vergliechen wenn ein Rollifahrer an vielen angeblich behindertengerechten Bahnsteigen alleine aus den Zug fährt).

Oder stell dir vor am Bahnhofseingang steht ein Schild "Betreten für unbefugte verboten" und du gehst trotzdem rein und riskierst eine Anzeige zu bekommen (so ein schild steht an vielen eingängen für Rollifahrer)

Lustig währe es auch wenn alle paar Wochen der Bahnsteigzugang versperrt ist (ausgefallener Aufzug).

Oder du willst zu einer Station fahren aber diese Station gibt es nicht weil der Linienplan falsch ist.

Oder stell dir Vor in der U-Bahn ist ständig das Licht ausgeschaltet und du musst dich vorrantasten und hoffen nicht auf die Gleise zu fallen (so dürfte ein Blinder stationen ohne Blindenleitlinien empfinden).


Würdest du unter solchen vorraussetzungen den vollen Preis Zahlen?
Ich nicht!
Währe ja auch ungerecht. Ich jedenfalls kenne keinen VV wo ein behinderter (vor allem ein Rollifahrer) mehr als 1/4 des Angebotes nutzen kann.
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Dol-Sbahn
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Beitrag von Dol-Sbahn »

Ich nicht!
Ich habe gleiche Gedanke wie du!

Bahnhöfe bekommen neue digitale Informationsschild als Verbesserung der Mobilität. Mir bezeichnet sie als gemein! Falls es etwas Störung, Chaos, oder ähnlich kommt, stellt Information auf "Bitte Zugschilder beachten!" oder ähnlich. Wo ist nützliche Information => Über Lautsprecher!

Ich sitze im Marienplatz, schaue zu die Informationsschild. Der nächste Zug ist S1, S8 kommt als übernächster Zug. Ok, ich warte. Da kommt S1. Ich kenne einige Pendler, die gleiches Ziel wie ich habe. Aber sie steigen S1 ein, wieso? Ich bin dann auch eingestiegen als Last-Minute. Im Ostbahnhof war ich wie baff da und fühle wie Vieh. S8 wartet dort auf Pendler aus S1. Die Information stammt aus Lautsprecher! WO IST ABER IN DIE INFORMATIONSSCHILD !!!!

Vernünftige Besprechung/Dialog mit Mitarbeiter scheide ich Garantie aus. => Es läuft problemlos, wenn ich ihn anrede. Er versucht mich zu erklären, ich ihn aber sehr schwer verstehen. Letzte Rettung ist Aufschreiben auf dem Papier, wer hat die Mühe darauf? Selten. Ein Tf hat Mühe und schrieb auf dem Papier, was ich ihn bis jetzt noch nie vergessen und ihn bei nächste Treffe sehr herzlich Begrüßen.

Jetzt reden wir von Allgemeine Leben:

In der Arbeitsmarkt habe ich sehr wenig Zugriff zu Arbeitsplätze. Besser gesagt, sehr niedrige Chance auf künftiges Leben! Viele Firmen bevorzugen Bewerber, die gut hören können, weil Sie zu stark an Kundenorientierung richten. Überwiegende Gehörlosen sind als "Dreckarbeit" gut aufgehoben. Nicht nur wir sind betroffen, sondern auch andere Behinderte sind fast genauso betroffen. Tut mir leid, dass ich "Dreck" genannt habe.

Und so weiter.

Deshalb gleicht es mein benachteilige Leben durch die unentgeltliche Beförderung durch den gesamte Deutschland, abgesehen von staatliche DB-Fernverkehr, aus.
pok

Beitrag von pok »

glemsexpress @ 13 Nov 2006, 10:17 hat geschrieben:Dann müssen behinderten aber auch alle Fahrtmöglichkeiten gewährt werden wie den nichtbehinderten.
Tun Sie doch auch. Oder hält jemand einen Behinderten davon ab, die Verkehrsmittel zu benutzen?
Du gehst hier jetzt einfach von Gehbehinderten aus, die auf Lifte o.ä. angewiesen sind. Aber das ist ja nur EIN TEIL der Behinderten. Ausserdem ist ja fast im ganzen Stadtgebiet ein Zugang zur U- und S-Bahn per Rollstuhl möglich, beinahe alle Busse und Trams im Stadtgebiet haben Rampen.
Wenn grundsätzlich nur ein Teil des Angebotes für Gehbehinderte zur Verfügung stehen würde, dann würde ich ja einsehen, dass man hier über eine Fahrpreisreduzierung nachdenken könnte, aber warum für ALLE Behinderte und warum für überall? Man könnte das wie bei den Ausbildungskarten z.B. wohnortabhängig machen. Wenn am nächsten Bahnhof kein Behindertenzugang ist, dann erhalten Gehbehinderte eine Ermäßigung.
glemsexpress @ 13 Nov 2006, 10:17 hat geschrieben:Stell dir vor du willst mit den Bus fahren, aber die Tür befindet sich in 2 Meter höhe
Wo fahren denn Busse mit Türen in 2m Höhe? Wenn Du auf die Treppen in Reisebussen anspielst, die im Regionalverkehr stellenweise unterwegs sind, dann ok.. das ist natürlich ein Problem für einen Rollstuhlfahrer, aber da könnte man ja über eine Reduzierung bei solchen Fahrten im Einzelfall nachdenken (z.B. dass der Fahrer diesen Umstand bestätigt und der Fahrpreis dann ermäßigt wird), aber wie oft kommt das vor? Wenn der Rollifahrer dann irgendwo im tiefsten Hinterland wohnt, dann muss er eben mit sowas rechnen. Man kann nicht jedem seinen angemessenen Privatbus vor die Nase stellen. Dann muss er im Zweifelsfall halt aufs Taxi o.ä. umsteigen oder ins Stadtgebiet ziehen.
glemsexpress @ 13 Nov 2006, 10:17 hat geschrieben:Stell dir vor du müsstest deine Zugfahrt (auch im Nahverkehr) Tagelang vorher bei einer Kostenpflichtigen Hotline anmelden und wenn du den Zug aus Irgendwelchen Gründen verpasst (z.B. wegen einen entsprechenden Bus) dann wirst du gleich von den Bahnhofpersonal angeschnauzt. (anmelden über Mobilitätzzentrale)
Ein Punkt der evtl. verbesserungswürdig ist, da gebe ich Dir recht... aber in meinen Augen kein Grund für eine Ermäßigung. Immerhin ist das eine zusätzliche Dienstleistung und keine Beschränkung des Angebots.
glemsexpress @ 13 Nov 2006, 10:17 hat geschrieben:Oder stell dir vor am Bahnhofseingang steht ein Schild "Betreten für unbefugte verboten" und du gehst trotzdem rein und riskierst eine Anzeige zu bekommen (so ein schild steht an vielen eingängen für Rollifahrer)
Ich wage zu bezweifeln, dass jemals jemand angezeigt wurde, wenn er berechtigt da rein gefahren ist. Denn wenn das ein Rollstuhlfahrerzugang ist, dann ist derjenige auch ein "Befugter".
glemsexpress @ 13 Nov 2006, 10:17 hat geschrieben:Oder du willst zu einer Station fahren aber diese Station gibt es nicht weil der Linienplan falsch ist.
Aha... was soll das denn nun für ein Argument sein? Auf welchem Linienplan steht denn eine Station, die es nicht gibt? Ausserdem würde das die Nichtbehinderten genauso treffen... also irrelevant.
glemsexpress @ 13 Nov 2006, 10:17 hat geschrieben:Würdest du unter solchen vorraussetzungen den vollen Preis Zahlen?
Ja, würde ich, weil der Verkehrsverbund gewiss ncihts dafür kann, dass es für einen Blinden so aussieht, als wäre das Licht in der U-Bahn aus. Du betrachtest das irgendwie aus der falschen Richtung.
Es besteht nicht das Recht für Behinderte, alles so vorzufinden, dass es auch für sie ohne Probleme nutzbar ist. Es ist ein Entgegenkommen des Verkehrsbetriebes, wenn er seine Fahrzeuge und Bahnhöfe behindertengerecht ausrüstet. Ich finde Deine Einstellung, dass gefälligst der Verkehrsbetrieb (wahrscheinlich sogar stellvertretend für jeden Dienstleister) dafür zu sorgen hat, dass ein Behinderter ohne Probleme alles genauso nutzen kann, wie ein Nichtbehinderter, ehrlich gesagt schon ziemlich frech und egoistisch.
Danach müsste ja auch jeder Autohersteller ohne Murren seine Autos behindertengerecht nachrüsten - gratis natürlich - weil ja der Behinderte so benachteiligt wurde vom Hersteller.
Oder vielleicht wird auch noch einer benachteiligt weil er mehr Strom verbraucht um seinen Elektrorollstuhl aufzuladen.
Oder jemand ohne Arme verlangt, dass für ihn Autos entwickelt werden, die man per Fuss steuert.
Was sind das denn für Gründe und Folgerungen bitte?
Natürlich hat ein Behinderter hier und da mehr Probleme als ein Nichtbehinderter und evtl. auch mehr Kosten durch verschiedene Dinge. Tja, so hart das klingen mag, aber das ist eben das Los des Behinderten dann.
Wenn er sich -klingt auch wieder etwas eigenartig- seine Behinderung leisten kann, dann soll er das auch. Wenn nicht, dann haben wir eine Gesellschaft, die es akzeptiert solche Leute dann zu unterstützen. Und genau über diesen Weg sollte das auch geregelt werden und nicht pauschal - übrigens sowohl für Behinderte als auch für Nichtbehinderte.
Dol-Sbahn @ 13 Nov 2006, 15:58 hat geschrieben:Bahnhöfe bekommen neue digitale Informationsschild als Verbesserung der Mobilität. Mir bezeichnet sie als gemein! Falls es etwas Störung, Chaos, oder ähnlich kommt, stellt Information auf "Bitte Zugschilder beachten!" oder ähnlich. Wo ist nützliche Information => Über Lautsprecher!
Auch hier wieder: Das ist sicherlich verbesserungsfähig. Man könnte durchaus auch solche Informationen auf den Anzeigetafeln ausgeben (was aber auch schon reichlich gemacht wird - das musst Du schon zugeben). Aber wo ist da der Grund der Fahrpreisminderung? Es ist nunmal nicht der "normale" Fahrgast behindert, sondern der Behinderte. Wenn der Nichtbehinderte bei einem ausgefallenen Zug seinen Fahrpreis wieder bekommt, dann solltest Du in dem Fall auch Deinen wiederbekommen (also wenn die Ansage nur über Lautsprecher kam), aber eben nur dann - gleiches Recht für alle ;) .
Dol-Sbahn @ 13 Nov 2006, 15:58 hat geschrieben:In der Arbeitsmarkt habe ich sehr wenig Zugriff zu Arbeitsplätze. Besser gesagt, sehr niedrige Chance auf künftiges Leben! Viele Firmen bevorzugen Bewerber, die gut hören können, weil Sie zu stark an Kundenorientierung richten. Überwiegende Gehörlosen sind als "Dreckarbeit" gut aufgehoben. Nicht nur wir sind betroffen, sondern auch andere Behinderte sind fast genauso betroffen. Tut mir leid, dass ich "Dreck" genannt habe.
Ich verstehe nicht, was das nun wieder für ein Argument sein soll. Für beinahe jede staatliche Unterstützung, die man erhalten will, muss man sein Einkommen offenlegen. Warum? Weil wir als Gesellschaft und Staat eben meist nicht alle pauschal unterstützen wollen, sondern nur die, die es auch nötig haben. Was ist jetzt bitte so schwer daran, wenn man auch die Einkommensverhältnisse von Behinderten untersucht und danach entscheidet, ob sie die Berechtigung haben, einen reduzierten Fahrpreis angeboten zu bekommen? Warum lässt man nicht dieser Stelle auch noch die Art der Behinderung untersuchen (wird's ja sicherlich irgendeine Bescheinigung geben) und je nach Behinderung und entsprechendem Behinderungsgrad im ÖPNV entscheiden, wie weit der Fahrpreis reduziert wird? Das klingt ausserdem jetzt noch weitaus komplizierter als es im Endeffekt wirklich wäre.
Dol-Sbahn @ 13 Nov 2006, 15:58 hat geschrieben:Deshalb gleicht es mein benachteilige Leben durch die unentgeltliche Beförderung durch den gesamte Deutschland, abgesehen von staatliche DB-Fernverkehr, aus.
Hier wird aber pauschal eine ganze Menschengruppe als finanziell benachteiligt abgestempelt, unabhängig davon, ob sie es auch ist oder nicht. Und das kann ja nicht ganz richtig sein.

Im Übrigen, und das gebe ich auch gerne ganz objektiv betrachtet zu, müsste man so eine Regelung dann konsequenterweise auch umlegen auf andere Ermäßigungsgruppen wie Kinder, Studenten, Rentner. Das wird dann natürlich schon etwas aufwendig.

Aber eigentlich gings mir auch eher um was anderes, nämlich darum, dass es mich stört, dass ausgerechnet die, die ggf. höhere Kosten als der Normalpreisfahrgast verursachen und gleichzeitig aber auch noch weniger zahlen als selbiger, vieles, wie die Fahrpreisminderung oder behindertengerechte Zugänge als Selbstverständlichkeit anzusehen scheinen. Und da finde ich sollte der ein oder andere nochmal nachdenken ob diese Forderungen bei dem eh schon vorhandenen Entgegenkommen wirklich gerechtfertigt sind. Denn nur Fordern ohne was dafür bezahlen zu wollen - das passt irgendwie nicht ganz zusammen.

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Beitrag von glemsexpress »

pok @ 13 Nov 2006, 17:04 hat geschrieben:Tun Sie doch auch. Oder hält jemand einen Behinderten davon ab, die Verkehrsmittel zu benutzen?
Alles schon erlebt
pok @ 13 Nov 2006, 17:04 hat geschrieben:Ausserdem ist ja fast im ganzen Stadtgebiet ein Zugang zur U- und S-Bahn per Rollstuhl möglich, beinahe alle Busse und Trams im Stadtgebiet haben Rampen. 
Wenn ich das Richtig weiß haben die Münchner Trams einen Hublift von MBB. Diesen haben auch die Busse in HD, somit weiß ich das die Dinger der reinste k...k sind. Und von wegen Problemloser einstieg in die U-Bahn: es gibt zwar in M an fast allen Stationen Aufzüge richtig, aber wenn die nicht gehen was dann? Ich hab schon von fällen gehört wo Aufzug ind Rolltreppe ausfielen, dann musste der Rollifahrer halt von seinen Begleitpersonen hochgetragen werden.
Und bist du schon mal in KA mit der Stadtbahn gefahren? In der Innenstadt gibt es eine behindertengerechte Stadtion die aber nur für Nf-Trams ausgelegt ist. Die Mittelflurer (Regionallinien) und Hochflurer (R-Linien und 5) kannste vergessen. Ich wollte mal mit einen E-Rollifahrer ins Karlsruher Stadion, weißt du wie wir vom Bf da hin kamen? Wir mussten mehrere Kilometer laufen.
Ach ja, wie stehst du eigendlich zu kostenloser beförderung von Begleitpersonen?
pok @ 13 Nov 2006, 17:04 hat geschrieben: Man könnte das wie bei den Ausbildungskarten z.B. wohnortabhängig machen. Wenn am nächsten Bahnhof kein Behindertenzugang ist, dann erhalten Gehbehinderte eine Ermäßigung.
Und was ist wenn der Behindertenzugang nicht gescheit ist? (z.B. wenn ein 420 am 76cm Bahnsteig hält?)
pok @ 13 Nov 2006, 17:04 hat geschrieben:Wo fahren denn Busse mit Türen in 2m Höhe?
Das war im übertragenen sinne gemeint (wie alle oben angeführten Beispiele). Ein O405 ist für einen Rollifahrer nun mal so wie wenn du vor einer Tür stehen würdest die sich 2m über der erde befindet: ohne framde hilfe kommst du nicht rein.
pok @ 13 Nov 2006, 17:04 hat geschrieben:Wenn der Rollifahrer dann irgendwo im tiefsten Hinterland wohnt, dann muss er eben mit sowas rechnen.
Und wenn seine Eltern die ihn villeicht pflegen im tiefsten Hinderland leben? Soll er dann in ein Heim und der Sozialkasse noch mehr auf die lasten fallen?
pok @ 13 Nov 2006, 17:04 hat geschrieben:Ich wage zu bezweifeln, dass jemals jemand angezeigt wurde, wenn er berechtigt da rein gefahren ist. Denn wenn das ein Rollstuhlfahrerzugang ist, dann ist derjenige auch ein "Befugter".
Ich spreche jetzt von diversen gepäckunterführungen (z.B. Karlsruhe) oder von den kleinen bahnübergänchen an Stationen wo es eigendlich eine unterführung gibt. Das gibt es in so käffern wie Pforzheim, Heilbronn, Wört am Rhein, Miltenberg und noch vielen mehr.
pok @ 13 Nov 2006, 17:04 hat geschrieben:Aha... was soll das denn nun für ein Argument sein? Auf welchem Linienplan steht denn eine Station, die es nicht gibt? Ausserdem würde das die Nichtbehinderten genauso treffen... also irrelevant.
Ich spreche von falschen Linenplänen für Mobilitätseingeschränkte. Ich hab noch nie einen gesehen der komplett richtig ist.
pok @ 13 Nov 2006, 17:04 hat geschrieben:Ja, würde ich, weil der Verkehrsverbund gewiss ncihts dafür kann, dass es für einen Blinden so aussieht, als wäre das Licht in der U-Bahn aus. Du betrachtest das irgendwie aus der falschen Richtung. 
Er könnte Blindenleitlinien nachrüsten lassen und Automatische ansagen erklingen lassen welcher Zug grad einfährt. Zumindest an wichtigen umsteigebahnhöfen. wenn ich daran denke dass der erst zur WM sanierte Bf Bad Cannstatt keine Blindenleitlinen erhalten hat dann kommt´s mir echt hoch.
pok @ 13 Nov 2006, 17:04 hat geschrieben:Es besteht nicht das Recht für Behinderte, alles so vorzufinden, dass es auch für sie ohne Probleme nutzbar ist.
Man sollte es aber versuchen und nicht wie der RBS noch im Jahre 2006 Hochflurbusse anschaffen.
pok @ 13 Nov 2006, 17:04 hat geschrieben:Es ist ein Entgegenkommen des Verkehrsbetriebes, wenn er seine Fahrzeuge und Bahnhöfe behindertengerecht ausrüstet.
Nein es ist Gesetz:
BoStrab §31 hat geschrieben:
[...]
(3) Haltestellen ebenerdiger Strecken sollen ohne Stufen zugänglich sein. Haltestellen in Hoch- oder Tieflage sollen auch über Aufzüge erreichbar sein.
[...]
Quelle
Es gibt noch viel mehr so Gesetzt aber die wollte ich jetzt nicht alle raussuchen.

pok @ 13 Nov 2006, 17:04 hat geschrieben: Danach müsste ja auch jeder Autohersteller ohne Murren seine Autos behindertengerecht nachrüsten - gratis natürlich - weil ja der Behinderte so benachteiligt wurde vom Hersteller.
Sowas zahlt die Karnkenkasse und das Arbeitsamt.
pok @ 13 Nov 2006, 17:04 hat geschrieben:Oder vielleicht wird auch noch einer benachteiligt weil er mehr Strom verbraucht um seinen Elektrorollstuhl aufzuladen.
Ist er schon, aber deswegen gib´s ja noch woanders wieder nachlässe
pok @ 13 Nov 2006, 17:04 hat geschrieben:Oder jemand ohne Arme verlangt, dass für ihn Autos entwickelt werden, die man per Fuss steuert.
Ich währe überrascht wenn es das nicht schon gäbe.
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Beitrag von BajK »

glemsexpress @ 14 Nov 2006, 15:26 hat geschrieben: Man sollte es aber versuchen und nicht wie der RBS noch im Jahre 2006 Hochflurbusse anschaffen.
Hab ich da gerade das Wort "RBS" gehört? :lol:


Ähm... wieso nicht? Verlangst du von deinen Fahrgästen, die auf dem Airportsprinter (ja... nur da fahren die Lion's Regios...) mit tonnenweise Gepäck unterwegs sind, das auch noch auf den Schoß zu nehmen oder was?

Und der eine Rollstuhlfahrer im Jahr, der mit dem 828 fahren will, kann von mir aus auch mit der RB fahren... obwohl... n-wagen is au net gescbickt <_<

Man kanns nicht allen recht machen.

Und es heißt ja "Regional" Bus Stuttgart und nicht "Stadtverkehr" Stuttgart, also musste dich halt drauf einstellen, dass es "regional" d.h. überland Busse kommen... ja mei... seid doch froh, dass in TMB jetzt planmäßig drei Niederflurbusse im Einsatz sind. 1227, 1301 und 1501 :)


EDIT: und wegen zwei Hochbodenbussen braucht man auch kein Theater machen... der Rest sind alles Murks Aus Nürnberg AG Salzgitter Niederflurschrott :)
Koffer.
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Beitrag von Dol-Sbahn »

@pok: Tja, wie du so denkst. Ich denke, du versetzest erstmal einfach das Leben der Behinderung.

Überwiegende Menschen scheuen die Behinderung ab. Das hat ein Grund: Gewohnheit.

Beste Beispiel, selbst Geistlicher hat ähnliche Einstellung: Lasst behinderte Kinder sterben!
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Beitrag von Rathgeber »

Dol-Sbahn @ 15 Nov 2006, 00:21 hat geschrieben: Überwiegende Menschen scheuen die Behinderung ab. Das hat ein Grund: Gewohnheit.
Ich glaube eher, daß viele Menschen Berührungsängste haben. Abscheu oder Haß erlebe sehr selten.
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Beitrag von glemsexpress »

Ensign Joe @ 14 Nov 2006, 22:13 hat geschrieben:Ähm... wieso nicht? Verlangst du von deinen Fahrgästen, die auf dem Airportsprinter (ja... nur da fahren die Lion's Regios...) mit tonnenweise Gepäck unterwegs sind, das auch noch auf den Schoß zu nehmen oder was?
Der Exprsso ist auch ein Niederflurbus.
Ensign Joe @ 14 Nov 2006, 22:13 hat geschrieben: Und der eine Rollstuhlfahrer im Jahr, der mit dem 828 fahren will, kann von mir aus auch mit der RB fahren... obwohl... n-wagen is au net gescbickt 
Weißt du warum da keine Rollifahrer fahren?
Weil sie nicht reinkommen.

Und @Ensign Joe
Ich kenne einen Rollifahrer der in deiner gegend wohnt und weißt du wie der zur Arbeit nach LB kommt? Er muss mit den Taxi fahren (für das das Arbeitsamt auflkommen muss). Jetzt stelle ich dir die Frage:
Was kommt den Steuerzahler billiger?
a ) Behindertengerechter umbau (und bei Neuen Bussen die ausschliesliche anschaffung von Nf Bussen)
b ) Behinderten ein Taxi zu zahlen (was seeeehr teuer währe)
c )
Dol-Sbahn @ 15 Nov 2006, 00:21 hat geschrieben:Lasst behinderte Kinder sterben!
Ich bin deshalb für a

Ensign Joe @ 14 Nov 2006, 22:13 hat geschrieben: EDIT: und wegen zwei Hochbodenbussen braucht man auch kein Theater machen... der Rest sind alles Murks Aus Nürnberg AG Salzgitter Niederflurschrott 
Bin gespannt ob du mit 80 auch noch so redest...
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Beitrag von Dol-Sbahn »

glemsexpress @ 15 Nov 2006, 08:32 hat geschrieben: Ich bin deshalb für a
Formulierst du es bitte genauer, was du nach "a" genau meinst. Ist nicht Angriff gemeint.
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Beitrag von FloSch »

Dol-Sbahn @ 16 Nov 2006, 01:35 hat geschrieben:Formulierst du es bitte genauer, was du nach "a" genau meinst. Ist nicht Angriff gemeint.
Lies doch in seinem Beitrag auch mal drei Zeilen darüber, da steht das doch:
glemsexpress @ 15 Nov 2006, 08:32 hat geschrieben:a ) Behindertengerechter umbau (und bei Neuen Bussen die ausschliesliche anschaffung von Nf Bussen)
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Beitrag von ET 423 »

Weitestgehend glemedpress' Zustimmung, aber pok hat auch nicht ganz unrecht hier (ja ich weiß, wird gern überschrieben und überlesen). Aber trotzdem hat "pok" Recht, auch wenn es Manchen hier vieleicht weh tun mag. Behinderte mit Rollstuhl sind eher die Seltenheit aber dennoch versuchen Fahrer wie ich, sie so normal wie möglich zu behandeln. Bestes Beispiel ist das Westkreuz (wo ich schon mit einem KUNDEN stritt): Der Mensch wolllte raus und konnte ohne Rampe nicht (konnte seinen Rolli nur noch durch Bewegungen des Kinns bewegem :( ). Nach Diskussion mit dem Spinner (der lt. eigener Aussage ja wie alle anderen gezahlt und somit das verdammte Recht hatte, den Bereich vor der Führerstandstür zu blockieren) vor meiner Tur konnte ich nun endlich die Rampe rausholen! Seine Betreuerin war dankbar und der Rollifahrer gemäß Gesichtsausdruck (mehr wie das Kinn konnte er ja net bewegen... :( ) auch.
Ich schaue weg, weil mir hier Einiges nicht paßt.
Der Adler

Beitrag von Der Adler »

Wie wurden die Schwerbehinderte nach dem 1. Weltkrieg und vor der Zeit des Nationalsozialismus (Weimarer Republik 1918 - 1933) in öffentlichen Verkehrsmitteln behandelt?

*Wobei ich bedenke, daß Paul von Hindenburg gut daran getan hätte, Adolf Hitler als "ungeeigneter Politiker" abzulehnen.*
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Beitrag von Rathgeber »

Wahrscheinlich gar nicht...
Die Betreuung von Menschen mit behinderung oblag in den meisten Fällen kirchlichen und anderen caritativen Einrichtungen.

Umdenken bei Menschen mit Behinderung fand eigentlich erst in den siebziger Jahren statt (eine kontinuierliche Beschulung gibt es erst seit 1972!).
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Beitrag von JeDi »

glemsexpress @ 15 Nov 2006, 08:32 hat geschrieben: Der Exprsso ist auch ein Niederflurbus.
Der Expresso is der X3 Flughafen-Reutlingen-Pfullingen, der AirportSprinter der 828 Flughafen-Tübingen.
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