146225 @ 22 Jul 2019, 05:04 hat geschrieben: Ganz sicher will ich das nicht, aber das ändert ja nix daran, dass weder die DB (Fernverkehr) noch die CD noch RegioJet oder sonst wer bislang großes Interesse daran hatte, eigenwirtschaftlich Verkehr zwischen München und Prag anzubieten. Also wird die BEG den bayrischen Anteil weiter ausschreiben müssen. Jetzt da zu sitzen und zu sagen "Ich habe es ja gleich gewusst" und "Ausschreibungsbahn kann gar niemals nicht funktionieren" wird dem Thema halt auch nicht gerecht, weil dann ungefähr genauso viele Züge unterwegs sein werden, wie wenn der Alex momentan ausfällig wird.
Was meinst du wohl woher der Personalmangel kommt?
Die Branche verliert Arbeitskräfte. Der Mangel bei einigen EVU kommt nämlich nicht daher dass man immer weniger Leute bekommt, sondern durch Abwanderung und Fluktuation und darüber sollte man sich mal Gedanken machen.
Es gibt zwar keinen Wettbewerb mehr über die Gehälter, da es ein Flächentarifsniveau gibt, aber dafür über die Arbeitsbedingungen und das ist genauso schlimm. Da werden Dienstpläne betriebswirtschaftlich optimal, oft sogar von automatischen Dienstplanprogrammen, erstellt, total an den Bedürfnissen der Arbeitnehmer*innen vorbei! Dazu bei Mangel gerne mal Schichten verlängert oder sonstige Nettigkeiten gemacht, bis hin zu Daueranrufen doch auf den freien Tag zu verzichten. Dass da der Krankenstand ansteigt oder manche die Branche ganz verlassen ist doch normal.
Der SPNV wird so zusammenbrechen, wenn wir hier nicht massiv umsteuern. Ich verstehe nicht warum es für so marktradikale Methoden so große Zustimmung gibt.
Von mir aus weiter Wettbewerb, aber das Personal sollte man beim Land anstellen und dann den EVU zur Verfügung stellen (würde auch den Personalbedarf sinken lassen). Das würde die Sicherheit einer öffentlichen Anstellung bringen und man müsste sich nie mehr sorgen um Ausschreibungsverluste (auch wenn Übernahme verpflichtend ist, weiß man nicht wie die Bedingungen hinterher sind), obwohl die Arbeitsstelle eigentlich weiter bleibt.
Ansonsten Schweizer Modell. Warum haben ausgerechnet die Schweiz und Österreich die meisten Bahnfahrgäste in Europa?
Natürlich fährt zwischen Prag und München keiner eigenwirtschaftlich. Das ist auch gar nicht eigenwirtschaftlich bei der Infrastruktur zu betreiben. Da wäre der Bund gefordert und wir wissen dass der bei jedem grenzüberschreitenden Verkehr versagt.
Aber die Schweiz kennt hier ein Konzessionsmodell bzw. man bezahlt potentiellen Fernverkehr einfach.
Ohne Streckenausbau wird das aber eh nichts, denn der eingleisige Abschnitt ist hochgradig überlastet.
Es geht hier nicht mehr um für oder gegen Ausschreibungsbahn. Dieses Battle zwischen Radikalthesen von euch beiden (146 und Rohrbacher) geht doch total am Thema vorbei. Jeder vertritt hier die Radikalposition, aber man muss sehen, was würde helfen, ohne irgendwelche Vorbehalte.
Ich könnte mit einem Wettbewerb auch leben, aber dann muss man das Personal rausnehmen. Die marktradikale BEG finanziert schon Fahrzeuge etc., entlastet die EVU wo es geht, aber das Personal soll eiskalt den Härten ausgesetzt werden und dann wundert man sich über den Mangel.
Lassen wir den SPNV halt zusammenbrechen wenn wir so weitermachen. Das heißt doch nicht dass man deswegen in die alte Zeit zurück muss. Das ist das typische Schwarz-Weiß-Denken in Extrempositionen im erwähnten Battle.
Wir müssen schauen wie kann ich den SPNV bzw. die Eisenbahn nachhaltig verbessern und das geht weder mit dem heutigen Wettbewerbsmodell (ohne radikale Reform) noch mit dem alten Modell der vor90er. Aber es kann nicht weiter sein dass die Personale Nachteile haben durch den Wettbewerb und so lange man hier nicht ansetzt, wird das Problem nicht behoben.
Man sollte auch aufhören irgendwelche EVU zu kritisieren, die machen 1:1 das was vorgegeben wird.
Das machen die Schweizer EVU auch, nur wird da vernünftig vorgegeben, kein Wettbewerb in deutscher Form durchgeführt und es ist erfolgreich.
Wichtig sind die Vorgaben und dass man endlich das Personal aus diesem perversen System rausnimmt.
Warum wurde durch den extremen Mangel denn nichts besser bei den Arbeitsbedingungen? Im Gegenteil? Ich habe lange gehofft dass das irgendwann einen Druck auslöst und die Bedingungen besser werden, aber Pustekuchen und das muss auch ein Nichtbahner wie 146 verstehen oder sind im die Eisenbahnerinnen und Eisenbahner egal?
Die Gehälter sind gestiegen und man hat ein Flächentarifsniveau. Das muss man anerkennen, aber das wurde alles hart erkämpft. Aber an den Arbeitsbedingungen hat sich nichts verbessert und das fördert Unzufriedenheit und Abgänge. Trotz Mangel tritt hier kein Umdenken ein und das seit langem nicht. Natürlich würde das mehr Personal kosten, aber mit dem derzeitigen Modell verliert man Personal und findet immer weniger neues Personal.
Das derzeitige arbeitnehmerfeindliche Modell ist gescheitert. Jetzt muss man Lösungen finden die die Mitarbeiter*innen mitnehmen.