Pünktlichkeit im Fernverkehr

Strecken und Fahrzeuge von DB Fernverkehr und anderen als DB Fernverkehr.
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218 466-1
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Re: Pünktlichkeit im Fernverkehr

Beitrag von 218 466-1 »

TramBahnFreak hat geschrieben: 03 Apr 2023, 23:41 Was spricht denn gegen eine Kombination von Taktverkehr und darin integriert einzelnen Direktverbindungen?
(Ausser der ausschreibungsbedingten stetigen Fragmentierung?)
Das sich das gegenseitig praktisch ausschliesst.
Die von @Rohrbacher und mir aufgezeigten Beispiele Simbach (Inn) <-> Waldshut und Landsberg (Lech) <-> Hornberg(Schw) bekommst du heuer nicht mehr mit unter 3-4 Umstiegen hin, weil das Netze von ganz verschiedenen EVU's mit ganz verschiedenen Tfz mit und ohne Strom beinhaltet.
Damals gab es direkte Züge München - Freiburg via Sigmaringen bzw. via Lindau & Basel Bad Bf. Die kannst du heuer gar nicht mehr so fahren. Zum einen geht in Kisslegg bzw. Friedrichshafen Stadt im wahrsten Sinn des Wortes der Saft aus. Man muesste daher einen VT oder eine V-Lok einsetzen.
Aber selbst wenn man die Luecken im Fahrdraht schliessen wuerde, ist es extrem kompliziert eine GABY-Stadler Kiste in das DB Breisgau S-Bahn Netz einzubauen bzw. umgekehrt koennen die GABY-Tf wohl kaum etwas mit einer bwegt-Grinsekatze anfangen. Zudem stünden die dann in Freiburg oder München den halben Tag herum, ausser man baut ein zweites Zugpaar ein.
Das ist genau das, was mich an der Ausschreibungsbahn so stoert, dass man totales Chaos mit einem Flickenteppich aus ettlichen verschiedenen EVU's und Tfz hat, wo eines nichts mit dem anderen kombiniert werden kann. Kleinstaaterei vom feinsten!
Damals war es voellig egal, wenn eine Haltinger 218 mit Freiburger Bn im Gebiet der BD München unterwegs war, oder eben eine Kemptener 218 mit Münchner Bn auf Strecken der BD Karlsruhe. Technisch genau das gleiche und es waren keinerlei bürokratische Spielchen noetig.
Das einzige was man mit durchgehendem Strom daher machen koennte, waere IC2 München - Freiburg und diese in die Takte integrieren mit C-Tarif Anerkennung wie auf der Gaeubahn. Aber auch das ist mit ganz vielen unterschiedlichen Zustaendigkeiten aus DB Fernverkehr, BEG und NVBW ein riesen Act, diese alle auf einen gemeindammen Nenner zu bringen.
Gaebe es dagegen BEG- und NVBW-eigene Grinsekatzen fuer alles, statt dem EU-Wettberwerbschaos, dann waeren Direktverbindungen mit Nutzung "fremder" Netze wesentlich einfacher. Die bwegt-Katzen kaemen halt bis München durch und dafuer sieht man halt auch Rote Katzen im DB Regio-Design im Hoellental. Die Tf koennen dann ueberall 1440 fahren, egal in welchger Farbe. Aber dazu braucht man mehr Elektifizierungen, statt Wischiwaschi mit Wassetoff und sonstigen Ausreden und das Ende der exclusiven Tfz fuer jedes Netz.
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TramBahnFreak
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Re: Pünktlichkeit im Fernverkehr

Beitrag von TramBahnFreak »

Schön, dass Du jetzt in aller Ausführlichkeit nochmal dargelegt hast, warum es unter den derzeitigen Rahmenbedingungen nicht funktioniert.

Teil 2 deines Beitrags geht dann grundsätzlich genau in die Richtung, die ich meinte…
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Rohrbacher
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Re: Pünktlichkeit im Fernverkehr

Beitrag von Rohrbacher »

218 466-1 hat geschrieben: 04 Apr 2023, 06:33
TramBahnFreak hat geschrieben: 03 Apr 2023, 23:41 Was spricht denn gegen eine Kombination von Taktverkehr und darin integriert einzelnen Direktverbindungen?
(Ausser der ausschreibungsbedingten stetigen Fragmentierung?)
Das sich das gegenseitig praktisch ausschliesst.
Nur wenn man speziell eingleisige Infrastruktur und die Bahnhöfe so sparsam auslegt, dass neben dem Taktverkehr gar nichts mehr geht. Gestern selbst hier in einem anderen Thema auch schon wieder: Bloß keinen Kreuzungsbahnhof zu viel. Oder lieber dröfzig smarte "Begegnungsabschnitte" statt durchgehendem zweitem Gleis, lieber smarte "fahrzeugseitige Lösungen" statt durchgehender Elektrifizierung.

Aber auf der anderen Seite Autobahnquerschnitt, wo auch eine höhenfreie Bundesstraße mit 2+1 Fahrspuren, ergo halb so breit, im Unterhalt wohl weniger als halb so teuer, auch gut reichen würde.
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Re: Pünktlichkeit im Fernverkehr

Beitrag von 218 466-1 »

Rohrbacher hat geschrieben: 04 Apr 2023, 15:52 Nur wenn man speziell eingleisige Infrastruktur und die Bahnhöfe so sparsam auslegt, dass neben dem Taktverkehr gar nichts mehr geht. Gestern selbst hier in einem anderen Thema auch schon wieder: Bloß keinen Kreuzungsbahnhof zu viel. Oder lieber dröfzig smarte "Begegnungsabschnitte" statt durchgehendem zweitem Gleis, lieber smarte "fahrzeugseitige Lösungen" statt durchgehender Elektrifizierung.

Aber auf der anderen Seite Autobahnquerschnitt, wo auch eine höhenfreie Bundesstraße mit 2+1 Fahrspuren, ergo halb so breit, im Unterhalt wohl weniger als halb so teuer, auch gut reichen würde.
Das ist allerdings ein anderes Thema. Hier ging es eher um Linientauscher, oder Zügen, die praktisch an den Netzgrenzen einfach weiterfahren und ins andere Netz ueberspringen, z.B. den RE München - Nürnberg und den RE Nürnberg - Sonneberg(Thür) zu einzelnen durchgehenden RE München - Sonneberg(Thür) zusammenzulegen. Oder ein RE München - Lindau zum RE Friedrichshafen - Basel Bad Bf überspringen zu lassen mit Teilerfüllung der RE zw. Lindau und Friedrichshafen und damit wieder zu einem durchehenden RE München - Basel Bad Bf umzuwandeln.
Die wuerden dann überwiegend nicht zusaetzlich zum Takt fahren, sondern einfach das Umsteigen und ggf. auf Teilabschnitten Zeit sparen. So war es ja ab 1997 auch beim Kleber, der nur noch zw. Aulendorf und Herbertingen zusaetlich fuhr, aber ansonsten in den Linien München - Aulendorf und Ulm - Neustadt (Schw) integriert war. Im Abschnitt Bad Waldsee - Beuron sparte das zwei Umstiege und eine Stunde Zeit ggü, den sonstigen Verbindungen.
Wenn man Ulm - Immendingen und Herbertingen - Kisslegg elektrifizieren wuerde, dann koennte man die BSB mit den Katzen stündlich bis Ulm durchbinden, wie die Eilzüge bis 1988 und evtl. mit Flügel einzelne Grinsekatzen zum GABY-Netz nach München durchbinden - tja, wenn die halt auch Katzen fahren würden und keine FLIRT und deswegen wohl Katzen gar nicht fahren koennen, geschweige diese in Kisslegg zu flügeln, da inkompatiebel.

Das mit der schlechten Infrastruktur durch Rückbau in den 1970er und heuer geizigen, minimalistischen ABS ist auch ein Punkt der die Pünktlichkeit verschlechtert. Man hat kaum noch Chancen für Kreuzungsverlegungen oder Sonderverkehre und keine Flexibilitaet.
Das trifft auf die Linie leider nur noch Verbindung München - Aulendorf zu, wo man nach wie vor nur alle 2h durch kommt. Wenn man an den 00 Knoten in Memmingen und Auledorf festhalten will, muss Leutkirch - Kisslegg zweigleisig werden. Andernfalls koennte man die 2004er Fahrzeiten mit Kreuzungen in Aichstetten und Wolfegg Rossberg wieder einführen, nur halt genau 30 Min. versetzt weil die wichtisten Südbahn Züge in Aulendorf jetzt ohnehin '30 halten. Damals war es umgekehrt mit dem 30 Knoten in Memmingen.
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Iarn
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Re: Pünktlichkeit im Fernverkehr

Beitrag von Iarn »

Meine Großmutter war regelmäßige Stammkundin des Kleber Expresses und ich kann mich erinnern, wie immer jemand der Familie am Münchner Hauptbahnhof rumhängen musste und warten bis der Zug eintraf (kurz nachdem wirklich Internet fähige Handys aufkamen und man halbwegs absehen konnte, wann der Zug nun kam, wurde er dann auch eingestellt).
Klar verklärt die Erinnerung immer, aber das Ding war in Summe extrem unpünktlich.
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Re: Pünktlichkeit im Fernverkehr

Beitrag von 218 466-1 »

Iarn hat geschrieben: 04 Apr 2023, 19:15 Meine Großmutter war regelmäßige Stammkundin des Kleber Expresses und ich kann mich erinnern, wie immer jemand der Familie am Münchner Hauptbahnhof rumhängen musste und warten bis der Zug eintraf (kurz nachdem wirklich Internet fähige Handys aufkamen und man halbwegs absehen konnte, wann der Zug nun kam, wurde er dann auch eingestellt).
Klar verklärt die Erinnerung immer, aber das Ding war in Summe extrem unpünktlich.
Ich hatte ab 1997 mehr als 98% plan Ankunft um 16:07 Uhr und bin im Schnitt mehr als 50x pro Jahr damit gefahren - pro Richtung. Verspaetet war er regelmaessig nur zw. Altshausen und Aichstetten, z.T. auch bis Memmingen, wenn er schon in Kisslegg auf EC 94 warten musste. Die Zeit fuer die Tf-Wechsel sowie Fahrstrassenausschluesse wegen Durchrutschwegen bei Einfahrten in Aulendorf waren im Fahrplan nicht beruecksichtigt, die 20 Km/h La am BU in Steinenbach auch nicht. Nach dem 14 Min, Aufenthalt in Memmingen kam eigentlich bis Munchen nichts mehr in die Quere. Gut, manchmal waren krasse Verspaetungen ab Donaueschingen dabei vom IR "Herkules" aus Kassel und wegen dem 2h-Takt im Donautal hat man da manchmal weit ueber 20 Min gewartet und wegen der IR-Durchfahrten in Immendingen durch das Gaeubahn NT-Intermezzo, konnte der Kleber auch nicht voraus fahren. Dann musste er in Tuttlingen warten und es gab es die Kleber-Kreuzung bereits in Mengen oder gar Sigmaringen statt Altshausen und dann stekte er ab Aulendorf mit fast +70 hinter dem Takt 1h spaeter fest und die FdL strapazierten meine Nerven weil die nicht mehr ueberholen liessen.
Zeitweise schwappte auch das BR611 Chaos von der ZAB ueber.
Schlimmer war es aber 1993-1997 mit der 22:12 Uhr Ankunft in Munchen, weil da EC 98 (X in Aichstetten, na ja, oft halt erst in Tannheim) & 93 (Ueberholung in Buchloe) oft alles durcheinander gebracht haben. War immer eine Lotterie ob der EC plan ist, verspaetet und dann im Block davor oder so verspaetet das der Kleber nicht mehr ueberholt wurde.
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Rohrbacher
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Re: Pünktlichkeit im Fernverkehr

Beitrag von Rohrbacher »

Iarn hat geschrieben: 04 Apr 2023, 19:15 Klar verklärt die Erinnerung immer, aber das Ding war in Summe extrem unpünktlich.
Macht ja nix, Anschlussverlust ist ja nicht so das Problem. ;-) Heute kommt vielleicht der Teilstreckenzug pünktlich in München an, bei vier, fünf Umstiegen und der heutigen Betriebsstabilität mit quasi rechnerischer Garantie, dass mindestens einer der Umstiege nicht klappt, sitzt dann die abzuholende Person erst eine Stunde später drin. Ich hatte es, meine ich, egal auf welcher Verbindung Südbaden - Oberbayern über ein Jahr schon nicht mehr, dass die Reisekette nicht +60 hatte. Da kann alles pünktlich sein, es reicht ein Zug mit mal kurz +10, die der Anschlusszug nicht hat und der Reisende hat +60 oder gar +120. In der Statistik steht aber nur, dass ein Zug mal kurz geringfügige Verspätung hatte, also eigentlich alles super ist.
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Iarn
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Re: Pünktlichkeit im Fernverkehr

Beitrag von Iarn »

Wobei meiner Erinnerung nach die über Eck Anschlüsse in Mannheim und Karlsruhe in dem Vergleichszeitraum zum Kleberexpress meiner Erinnerung nach auch noch gut Luft hatten.
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Re: Pünktlichkeit im Fernverkehr

Beitrag von 218 466-1 »

Iarn hat geschrieben: 05 Apr 2023, 08:51 Wobei meiner Erinnerung nach die über Eck Anschlüsse in Mannheim und Karlsruhe in dem Vergleichszeitraum zum Kleberexpress meiner Erinnerung nach auch noch gut Luft hatten.
So viel Luft war das nicht.
Aus 2002 finde ich das hier:
09:55 Freiburg Hbf, ICE 504 nach Hamburg-Altona
10:57 Karlrsuhe Hbf
-------------------------------------------------------------
11:06 Karlrsuhe Hbf, IR 2669 nach Nürnberg Hbf
11:54 Stuttgart Hbf
-------------------------------------------------------------
12:12 Stuttgart Hbf, ICE 591 nach München Hbf
14:22 München Hbf

Es gab und gibt wieder auch den IC Baden-Kurier direkt via Karlsruhe.
2002
05:45 Freiburg Hbf, IC 763 nach München Hbf
10:16 München Hbf

2023
06:45 Freiburg Hbf, IC 267 nach München Hbf
10:56 München Hbf

Dieser, sowie die Umsteigeverbindungen via Karlrsuhe waren/sind aber keine Alternative zum Kleber-Express. Seine Aufgabe war es nicht Freiburg und München miteinander zu verbinden, sondern die Regionen Schwarzwald-Baar-Heuberg, Oberes Donautal, Oberschwaben und das Württ. Allgäu mit Freiburg und München zu verbinden. Das schaffen weder Verbindungen über Karlsruhe, noch Fernbusse. Die Initiatoren damals in den 1950er stammten entsprechend nicht aus Freiburg oder München, sondern aus Titisee, Bad Saulgau und Bad Wörishofen.
Für die hier zuvor aufgelistenten Beispiele mit den vielen Umstiegen nutzt das daher einmal gar nichts, da das weit an Landsberg und Hornberg und den genannten Regionen vorbei geht.
Freiburg-München mit dem Kleber ganz durch zu fahren, war nur für 218-süchtige wie mich, für Senioren und für Schulklassen und sonstige Reisegruppen - und bis 1997 München - Freiburg-Littenweiler (leider) auch noch für Bayern- und 1860-Fans interessant.
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