tra(u)mmann @ 1 Dec 2006, 13:22 hat geschrieben:
Letztens mene Beobachtung auf dem 19er kurz vor der Haltestelle Ampfingstraße: Die Tram rollt auf das Signal zu, noch ist es auf freier Fahrt, aber schon auffällig lange. Quer ist nur mäßig was los, es ist Sonntag Nachmittag. Kein Stau in Sicht. Ich denke mir, die Vorrangschaltung wird so tolerant sein, den andüsenden Zug noch mitzunehmen. Aber nein, das Signal geht auf Stopp, sodass der Zug grad nicht mehr rüberdarf. Dann steht der Wagen erst mal subjektiv endlos, ob's jetzt eine Minute oder mehr oder weniger war, vermag ich nicht zu sagen. Es hätte nur Vorteile gehabt, den Zug noch durchzulassen. In solchen Fällen, wenn die Tram bereits mit hoher Geschwindigkeit auf ein Fahrt-frei-Signal zurast, sollte man den Zug m.E. immer noch mitnehmen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die um Sekunden verspätete Querverkehrgrünphase hier potenziell staubegünstigend sein kann.
Haha - von der Ampel an der Ampfingstraße kann ich Dir ein Lied singen. Die gesamte Ampelschaltung hier ist einfach absolut katastrophal, sowohl für die Tram, als auch für Fußgänger und v.a. auch für den motorisierten Individualverkehr. Ich komme jeden Tag mindestens zweimal, meist deutlich öfter, an dieser Kreuzung vorbei und kenne die Ampelschaltung inkl. möglicher Beeinflussungsvarianten und Schaltzeiten durch die Tram in- und auswendig.
Die reguläre Schaltschema (nennen wir es Schema A) bei
Nicht-Beeinflussung durch die Tram ist wie folgt:
1. Linksabbieger und Geradeausverkehr stadtauswärts erhalten grün
2. Linksabbieger stadtauswärts erhalten rot
3. Tram und Geradeausverkehr stadteinwärts erhalten grün
4. Tram und Geradeausverkehr stadtauswärts erhalten rot
5. Linksabbieger stadteinwärts erhalten grün
6. Geradeausverkehr und Linksabbieger stadteinwärts erhalten rot
7. Querverkehr erhält grün
8. Querverkehr erhält rot
9. geht wieder von vorne los wie bei 1.
Die reguläre Grünphase der Tram (wie oben beschrieben) an der Kreuzung dauert im Normalfall etwa 10 Sekunden, dann springt die LZA schon wieder auf "Halt erwarten". Es gibt jedoch zwei mögliche Arten der LZA-Beeinflussung durch die Tram, je nachdem während welcher Phase der Schaltung A sich diese gerade anmeldet:
I. Die Schaltung A bleibt von der Reihenfolge her gleich, die Grünphase für die Tram wird statt ca. 10 Sekunden jedoch bis zu ca. 60 (!) Sekunden aufrechterhalten, dementsprechend länger hat auch der Geradeausverkehr in beiden Richtungen länger Grün.
II. Die Grünphase für die Tram wird zeitlich "vorgezogen", das o.g. Schaltschema ändert sich dann eklatant auf das Folgende (nennen wir es Schema B ):
[1 bis 6 wie ganz oben]
7. Querverkehr erhält grün
8. Querverkehr erhält rot
9. Tram und Geradeausverkehr stadtauswärts erhalten grün (wird bis zu 60 Sek. für die Tram offengehalten)
10. Tram erhält rot
11. Linksabbieger stadtauswärts erhalten grün
12. Linkabbieger und Geradeausvekehr stadtauswärts erhalten rot
13. Geradeausverkehr und Linksabbieger stadteinwärts erhalten grün
14. Geradeausverkehr und Linksabbieger stadteinwärts erhalten rot
15. Querverkehr erhält grün, gleichzeitig wechselt die Schaltung wieder auf das Schema A
Noch komplizierter verhält es sich, wenn die Tram eine der offengehaltenen Schaltungen I oder II zeitlich nicht mehr schafft und vor der Ampel quasi ne Vollbremsung reinhauen muß. Dann treten folgende Schaltungen in Kraft, um die Tram möglichst schnell durchzulassen:
Tram schafft Offenhaltung I (= Schema A mit verlängerter Grünschaltung) nicht:
[1 und 2 wie ganz oben]
3. Tram und Geradeausverkehr stadteinwärts erhalten grün (Kreuzung wird 60 Sek. offengehalten, Tram schafft es trotzdem nicht mehr)
4. Tram und Geradeausverkehr stadtauswärts erhalten rot
5. Linksabbieger stadteinwärts erhalten grün
6. Geradeausverkehr und Linksabbieger stadteinwärts erhalten rot
7. Querverkehr erhält grün
8. Querverkehr erhält rot
Wechsel auf Schema B
9. Tram und Geradeausverkehr stadtauswärts erhalten grün (ausgebremste Tram kommt jetzt durch)
10. Tram erhält rot
11. Linksabbieger stadtauswärts erhalten grün
12. Linkabbieger und Geradeausvekehr stadtauswärts erhalten rot
13. Geradeausverkehr und Linksabbieger stadteinwärts erhalten grün
14. Geradeausverkehr und Linksabbieger stadteinwärts erhalten rot
15. Querverkehr erhält grün, gleichzeitig wechselt die Schaltung wieder auf das Schema A
oder meine absolute Lieblingsvariante - die Tram schafft die Offenhaltung Variante II (=Schema B ) nicht:
[1 bis 6 wie ganz oben]
7. Querverkehr erhält grün
8. Querverkehr erhält rot
9. Tram und Geradeausverkehr stadtauswärts erhalten grün (wird bis zu 60 Sek. für die Tram offengehalten, die Tram schafft es aber trotzdem nicht)
10. Tram erhält rot
11. Linksabbieger stadtauswärts erhalten grün
12. Linksabbieger stadtauswärts erhalten rot
Wechsel auf Schema A
13. Tram und Geradeausverkehr stadteinwärts erhalten grün (ausgebremste Tram kommt jetzt durch)
14. Tram und Geradeausverkehr stadtauswärts erhalten rot
15. Linksabbieger stadteinwärts erhalten grün
16. Geradeausverkehr und Linksabbieger stadteinwärts erhalten rot
17. Querverkehr erhält grün
18. Querverkehr erhält rot
19. Schema A geht wieder ganz von vorne los wie bei 1. ganz oben
Ich hoffe ich hab das einigermaßen so erklärt, dass man es verstehen kann... ansonsten einfach mal selbst vor Ort anschauen, evtl. mit nem Ausdruck meiner Beschreibung in der Hand
Variante II der Offenhaltung funktioniert (falls nicht gerade Linksabbieger an der Riedgaustraße im Gleis stehen) recht gut, Variante I dagegen ist eine Katastrophe. Wenn die stadteinwärtige Tram an der Hst. Schlüsselbergstraße steht, meldet sie sich schon an der LZA Ampfingstraße an. D.h., nun wird die gerade oder kurz danach einsetzende reguläre Grünphase an der Ampfingstraße verlängert und für ca. 60 Sekunden offengehalten. Bis die Tram nun aber an der Schlüsselbergstraße den Fahrgastwechsel abgeschlossen hat und an der LZA Ampfingstraße ankommt, sind diese 60 Sekunden meist vorbei. Nur bei einem äußerst rabiaten Fahrstil des Tramfahrers kann die Grünphase überhaupt noch erreicht werden. Noch lustiger ist aber, wenn mangels dortiger Vollampel ein Abbieger in der "Vorkreuzung" Riedgaustraße steht, was auch häufig vorkommt. Der Auer und Da Maicho werden ein Lied von dieser Ampelschaltung singen können. Is schon bescheuert, die Ampel hält die Grünphase für die Tram erst für ca. 1 Minute offen, um dann 5 Sekunden bevor die Tram durchfährt auf Halt zu springen. Sowas bescheuertes hab ich selten gesehen, vor allem kommt das bei ca. 50% aller Tramfahrten vor.
Ich habe auch mal im Hallo Berg am Laim gelesen, dass die Kreuzung Ampfingstraße/Berg-am-Laim-Straße mitsamt Nebenkreuzungen (Berg-am-Laim-/Riedgau-/Annabrunner Straße sowie Berg-am-Laim-/Trausnitz-/Dingolfinger Str.) ca. 120 Verkehrsunfälle pro Jahr aufzuweisen hat. Die Zahl kommt auch locker hin, ich bekomm an dieser Megakreuzung regelmäßig Unfälle zu sehen und habe einmal auch selbst die Rettungsdienste alarmiert. Natürlich ist da nicht selten auch die Tram beteiligt.
Früher, vor dem Kreuzungsumbau anno 1994, als man die Tramhaltestellen jeweils hinter die Ampel verlegt war die Situation sogar noch schlimmer.
Jedem, der ein bisschen Zeit übrig hat, kann ich nur empfehlen, sich im Berufsverkehr früh oder spät mal für ne halbe Stunde an die Haltestelle Ampfingstraße (am besten Richtung Innenstadt) zu stellen und sich das Chaos an dieser Kreuzung anzusehen. Danach kann man sich nur noch kopfschüttelnd fragen, wer sich das alles ausgedacht hat. Besonders lustig wirds wenn ein oder sogar zwei Lastwagen die gesamte Kreuzung für mehrere Minuten blockieren, und um das zu sehen, braucht man noch nichtmal viel Glück.
Dass sich die Ampelschaltung durchaus verändern ließe, hat mir der diesjährige April gezeigt. Bedingt durch die Sperrung der Orleansstraße für den stadteinwärtigen Verkehr, wurde die Verkehrsführung an der Kreuzung Ampfingstraße nämlich stark verändert (u.a. mit zwei Linkabbiegespuren stadteinwärts), einhergehend mit einer deutlichen Änderung der o.g. Schaltschemen. Das sollte man sich mal dauerhaft überlegen, da was zu ändern. Ein paar Ideen hätte ich da schon