Am Pfingstwochenende war es mal wieder soweit - der Reise- und Fotografierwütige hat sich mal wieder einen Tram (und Bus-) betrieb vorgenommen - diesmal Dresden.
Dresden ist eine äußerst schöne, faszinierende, dabei aber auch sehr kontrastreiche Stadt. Wer zum ersten Mal das Ensemble der bekannten Sehenswürdigkeiten wie Zwinger, Semperoper, Hofkirche und Schloß rund um den Theaterplatz sieht, wird gewaltig Augen machen. Derart imposante Bauwerke, prachtvollst ausgestaltet, in einer solchen räumlichen Konzentration. Dann aber der Kontrast - keine 100 Meter Luftlinie vom Zwinger entfernt, am Postplatz, stehen verfallende Ruinen der alten Post- bzw. Fernmeldedirektionen und noch bewohnte, unsanierte Plattenbauten aus den späten 1960er Jahren mit blauen und orangen Meißner Keramikfliesen als Verkleidung.
Überhaupt, Plattenbauten im gesamten Stadtzentrum - rund um den Hauptbahnhof und den Großen Garten ebenso wie in der Haupt-Einkaufsstraße Prager Straße, die bis heute von den drei monumentalen "Interhotel"-Bauten (heute von der IBIS-Kette geführt) und weiteren Plattenbauten aus den späten 1960er Jahren geprägt wird. Die verheerenden Zerstörungen des Dresdner Feuersturms im Februar 1945, haben dazu geführt, dass weite Teile der Altstadt bzw. vor allem des Bereichs um den Hauptbahnhof bis in die 1960er und 1970er Jahre Brachfläche waren. Dann wurden die Freiflächen eben mit dem bebaut, was man damals bauen konnte bzw. von der Führung aus sollte - mit Plattenbauten.
Dann als Kontrast wiederum wunderschöne Gründerzeitbauten z.B. in der Südvorstadt, mit prächtigen Villen gesäumte Straßen z.B. in Strehlen.
All das kann man wunderbar erfahren mit der Straßenbahn - und mit was für einer. Der Dresdner Straßenbahnbetrieb ist definitiv der gelungenste, den ich bisher gesehen habe. Man findet ein modernes, gut ausgebautes Netz vor, welches mittlerweile fast ausschließlich von neu beschafften Niederflurbahnen bedient wird. Dabei hat man in Dresden auch auf richtige Fahrzeuggrößen gesetzt, und die Wagen an sich sind klasse - laufruhig, bequem, mit guter Sitzanordnung und das teilweise sogar auf Podesten. Dass am Wochenende keine Tatras mehr unterwegs sind, hat mich nicht sonderlich gestört. Während ein nicht modernisierter T3 in Prag oder Brno einfach klasse und durch das Lackschema auch elegant aussieht, bekommt das für Dresden typische gelb mit schwarzen Boden- bzw. Dachstreifen den T4 nicht sonderlich.
Nun aber genug der Worte - hier ein bunter Bilderbogen. Viel Vergnügen!
Den Auftakt macht Wagen 2825 am Hauptbahnhof/Wiener Platz. Auch diese 45 Meter langen Prachtexemplare sind bereits mit dem Gruß an den amerikanischen Präsidenten Barack Obama versehen, der ab übermorgen Dresden besuchen wird. Der gesamte Platz mit allen Gebäuden, die Ihr seht, ist ein kompletter Neubau der letzten Jahre - inkl. Tiefgarage und Straßentunnel darunter. Das einzige an diesem Bild, das es vor 5 Jahren schon gab, sind der Hauptbahnhof am rechten Bildrand und ganz hinten in der Ferne der Plattenbau am Lennéplatz.
An der Haltestelle Schäferstraße im Stadtteil Friedrichstadt fährt ein ebensolcher Wagen vom Typ NGT D12DD auf der Linie 1 stadtauswärts. Im Hintergrund eines der Dresdener Wahrzeichen, die im Stil einer Moschee errichtete Tabakfabrik Yenidze aus dem Jahr 1908, die heute als Bürogebäude genutzt wird und meines Wissens nach auch ein öffentlich zugängliches Restaurant beherbergt.
Wagen 2832 treffen wir etwas weiter südlich, an der Haltestelle Cottaer Straße. Diese gut ausgebaute Haltestelle mit Rasengleis, höhengleichem Einstieg, Wartehallen, Spritzschutzwänden und DFI-Anzeigen ist typisch für viele Strecken in Dresden.
Machen wir einen Sprung zum Lennéplatz, etwas östlich vom Hauptbahnhof. Wagen 2634 ist einer der neuesten 30 Meter-Wagen in Dresden und entstammt als solcher der Serie NGT D8DD. Im Hintergrund ein für Dresden typisches Punkthochhaus in Plattenbauweise, wie es auffallend oft an größeren Straßenkreuzungen mit Tramhaltestelle gebaut wurde - dieses hier, wie viele andere auch, sogar noch im unsanierten Zustand.
Auch bei einem dermaßen vorbildlichen Tramsystem wie in Dresden, darf der Bus als Ergänzung nicht fehlen. Ebenfalls am Lennéplatz treffen wir einen Solaris Urbino 18, in Dresden stets mit 4 Türen und freundlichem Dackel anzutreffen.
Machen wir einen Sprung an die Linie 8, in den Norden Dresdens. Wagen 2610 verläßt gerade die Haltestelle Stauffenbergallee nordwärts.
Am südlichen Linienende des 8ers darf sich dieser Wagen in der Schleife Südvorstadt ausruhen.
Kurz darauf rauscht noch ein Urbino 18 an dieser Szene vorbei.
Nun noch ein wenig Abendstimmung nach dem großen Regen. Die überlandmäßig anmutende, Richtung stadtauswärts stetig ansteigende Strecke durch das Plattenbauviertel Gorbitz im Westen der Stadt bietet sehr schöne Motive. Auch erinnert mich die Strecke stark an ähnlich trassierte und steigungsreiche Strecken in die Plattenbauviertel von Brno in Tschechien. Kaum zu erahnen ist, dass gleich links von der Strecke drei monumentale, 18stöckige Punkthochhäuser in Plattenbauweise stehen. Der NGT D12DD wirbt davon unbeeindruckt für die erst kürzlich eröffnete Verlängerung der Straßenbahn von Gorbitz in den Vorort Pennrich.
Neben Gorbitz ist Prohlis das zweite große, zusammenhängende Plattenbau-Neubauviertel Dresdens. In der Endstelle Prohlis, die ebenfalls nichts von den nahen Punkthochhäusern erahnen läßt, treffen wir zwei weitere Wagentypen: den 41 Meter langen NGT 8DD links auf Linie 1, sowie den entsprechenden 30 Meter-Brudertyp NGT 6DD.
Das war es von Tram und Bus in Dresden - auf Wunsch kommt gerne noch ein wenig Stadtbild nach, dann allerdings erst im Lauf der Woche