[BO][GE][EN]Was wäre wenn?

Alles über Stadtverkehr, was woanders nicht passt, wie z.B. Verkehrsverbünde
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ruhri
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Beitrag von ruhri »

Neulich habe ich mal gelesen, dass die Stadtbahngesellschaft (Rhein-) Ruhr drei jeweils zehnjährige Bauabschnitte geplant hatte. Mit Mühe und Not hat man die erste hinbekommen, und großflächig fortgesetzt wird mit Sicherheit zumindest mittelfristig nichts mehr.

Ich frage mich aber nun, wie das Bogestra-Betriebsgebiet heutzutage aussehen würde, wenn alles planmäßig umgesetzt worden wäre. Wo gäbe es heutzutage Tunnel oder oberirdische unabhängige Gleiskörper, welche Bahnen wären eingestellt, welche Busse (Stichwort: Verbotener Parallelverkehr!) würden heutzutage nicht mehr in der gewohnten Art und Weise fahren?

Kurz, welche Vor- und Nachteile hätten sich aus dem Vollausbau ergeben?
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Tequila
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Beitrag von Tequila »

Also entfallen wären sicherlich der 310-Teil nach Wattenscheid, die 302 sowieso; Ersatz teilweise durch U21. Dafür aber Anbindung der Haltepunkte Höntrop und Wattenscheid.
Die 306 wäre vermutlich auch aufgegeben worden (bei der Tieferlegung der Nordwest-Südost-Strecke wurde bis kurz vor der Angst gestritten, a) ob die ebenfalls in den Tunnel kommt B) ob sie an der Oberfläche verbleibt und/oder c) ob sie (langfristig) stillgelegt werden sollte), Ersatz entweder durch Bus oder mehr Haltepunkte auf der (Noch-)Nokia-Bahn.
Die 318 nach Dahlhausen wäre mit ziemlicher Sicherheit entfallen (Busersatz), es war ja nur die U38 Hattingen - Bochum - Castrop geplant.
Und auch der 310-Überlandteil nach Witten wäre in Langendreer gekappt worden (Ende der U21), die U35 sollte ja dann über Heven nach Witten fahren.

Mit dem übrigen Busverkehr kenne ich mich eher weniger aus, mein Metier ist vorwiegend Schienenverkehr :)
02.05.1996 - 27.05.2000: RE 4 Halle - Halberstadt - Goslar
28.05.2000 - 04.11.2000: RE 4 Halle - Halberstadt - Goslar - Hildesheim
05.11.2000 - 13.12.2014: RE 4 Halle - Halberstadt - Bad Harzburg - Hildesheim - Hannover
ab 14.12.2014: RE 4 Halle - Halberstadt - Goslar
Der ZGB beschloß im Rahmen des Regionalbahnkonzepts 2014+ zusammen mit der LNVG und RH das Brechen des RE 4 in Goslar zugunsten eines fahrzeugreinen Echtstundentaktes auf Bad Harzburg - Hannover!
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Beitrag von ruhri »

Genau, die beiden Linien 306 und 318 hätten dran glauben müssen! Die 302 würde vermutlich als rein innerstädtische Linie (wie heute die 301) irgendwo in Gelsenkirchen enden. Oder war die Strecke auf der Kurt-Schumacher-Allee auch für Umspurung vorgesehen? Meines Wissens nach nicht! Andererseits hätte die 310 zumindest zeitweise den Wattenscheider Ast der 302 übernehmen sollen. Das mit Langendreer würde aber vermutlich ähnlich aussehen wie heute. Die U21 war doch ebenfalls für eine Verlängerung nach Witten vorgesehen, oder?

Was die Buslinien angeht, so hätte es den 345 natürlich ganz massiv betroffen, aber auch der 353 würde heutzutage in Gerthe ändern oder ab da einen ganz anderen Linienweg fahren.

Ob nun Tunnel oder unabhängiger Gleiskörper, die Haltestellen der Bahnlinien wären natürlich ausgedünnt worden. Die 308 (war U38 tatsächlich der offizielle Name?) hätte vielleicht Stahlwerke Bochum, Kolpingplatz, Punges Feld, Gerthe Mitte, Holthauser Straße, Friederikastraße, Haus Weitmar, Am Buchenhain, Am Röderschacht, Südbad, Kesterkamp, Surenfeldstraße, Surenfeld und Denkmalstraße eingebüßt.
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Larry Laffer
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Beitrag von Larry Laffer »

Also, es gäbe eine U35 von Witten (ob die Endstation nun unter dem Hauptbahnhof gewesen wäre oder ob die bis Annen weitergefahren wäre, weiß wohl niemand), die irgendwo am Kemnader See aus der Erde gekommen wäre, überirdisch an der Ruhr-Universität vorbeigefahren wäre (die Kreuzungsstellen mit dem MIV auf der Universitätsstraße hätte man entfernt), an der Oskar-Hoffmann-Straße wäre sie abgetaucht und bis zu ihrer Endstation unter dem Recklinghausener Hauptbahnhof wäre sie nicht wieder hochgekommen.

Dann gäbe es eine U38, die oberirdisch durch Hattingen über die neue Ruhrbrücke gelaufen wäre, dann aber alsbald abgetaucht wäre und erst hinter dem Ruhrstadion wieder rausgekommen wäre. In Gerthe wäre es vermutlich wieder unter Tage gegangen bis unter den Hauptbahnhof von Castrop-Rauxel. Hier wäre sie auf die U49 getroffen, die bis zum Bahnhof Dortmund-Lütgendortmund Nord vom Hafen aus der heutigen Emschertalbahn gefolgt wäre und dann dort bis unter den Castrop-Rauxeler Hauptbahnhof unter Tage gefahren wäre. Ob die Linien U38 und U49 durchgebunden worden wären oder ob sie vielleicht an einem gemeinsamen Bahnsteig geendet hätten, kann wohl niemand so genau sagen.

Es gäbe außerdem die U21, die von Herten aus unterirdisch bis Gelsenkirchen-Buer Rathaus gelaufen wäre, von dort aus weiterhin unterirdisch entlang der heutigen 301 bis zum Gelsenkirchener Hauptbahnhof. Weiter unterirdisch bis zum Wattenscheider Bahnhof, in Wattenscheid-Hoentrop wäre sie aus der Erde gekommen und am Ende des besonderen Gleiskörpers der heutigen 310 in den Tunnel gefahren. Irgendwo bei Möbel Hardeck wäre sie rausgekommen und dann ... nach Langendreer? Nach Witten? Oder hätte sie sich sogar gegabelt? Man weiß es nicht.

Die 302 wäre in Gelsenkirchen wahrscheinlich ebenfalls in Regelspur als Kurzlinie U32 am Stadion vorbei vom Hauptbahnhof zum Bahnhof Gelsenkirchen-Buer Nord gefahren.

Ja, und die 306 wäre wohl weg gewesen. Obwohl eine U36, etwa von der Fachhochschule Bochum bis Wanne-Eickel Hbf oder sogar an den Wanne-Eickeler Nordrand sicher keine schlechte Idee gewesen wäre. Dann hätte man sich auf die Verstärker auf der U35 zwischen Riemke Markt und Hustadt sparen können.
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Beitrag von ruhri »

Erstaunlich vage, diese Stadtbahnpläne! :o

Auf der Wattenscheider Straße, Bochumer Straße und Hochstraße wäre also der Straßenbahnverkehr eingestellt worden. Gerade dort gibt es aber viele Wohnungen, wohingegen die 310 viel freie Fläche um sich herum hat.

Die U21 wäre aber meines Wissens nicht mehr nach Buer Rathaus oder gar Buer Nord gefahren, sondern hätte in Erle das Stadtgebiet in Richtung Herten verlassen, um dann dort im Stadtteil Langenbochum zu enden.

Was hätte das für den Nahverkehr in Gelsenkirchen bedeutet?
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Larry Laffer
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Beitrag von Larry Laffer »

Mhhh, vielleicht hätte man Wattenscheid auch untertunnelt. Vielleicht hätte man eine U-Bahnlinie von Hoentrop Kirche oder weiter nach Essen-Steele (S) und eine unter Wattenscheid fahren lassen. Man kann da wirklich nur spekulieren.
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Beitrag von ruhri »

Das ist jetzt aber schon sehr zukunftsmusikalisch!

Was die U21 angeht, so hätte der Tunnel bis hinter die Kohlenstraße verlängert werden sollen. Wenn man sich ab dort den unabhängigen Bahnkörper der 310 ansieht, wird man feststellen, dass die Schienen asymmetrisch auf den Schwellen liegen. Der Grund ist der, dass man so ganz einfach hätte umspuren können. Irgendwann hört das auf, denn ab dieser Stelle hätte die U21 wieder im Tunnel verschwinden und dann wohl komplett unterirdisch beide Wattenscheider Bahnhöfe anlaufen und danach weiter zum jetzt schon existierenden Gelsenkirchener Tunnel fahren sollen.
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Beitrag von ruhri »

Noch ein paar Anmerkungen zu Larrys Trassierungen: Die Kreuzungen der U35 mit dem MIV zu entfernen wäre mit Sicherheit nicht einfach geworden. Bei der Kreuzung mit dem Nordhausenring hätte man die Zufahrtsrampen noch autobahnähnlicher gestalten müssen. Die Wasserstraße und die Verbindung Brenscheder Straße/Auf dem Alten Kamp hätte man tieferlegen müsen, und das stelle ich mir einerseits hässlich und andererseits sehr unpraktisch vor. Im weiteren Verlauf nach Witten sehe ich aber, ehrlich gesagt, keinen Tunnel. Die Strecke wäre vermutlich auf dem offenen Gelände die ganze Zeit über der Erde geblieben. Wieso kommst du aber eigentlich auf die Oskar-Hoffmann-Straße, Larry? Die Rampe liegt nun einmal um einiges weiter südlich an der Wasserstraße.

Bei der U38 oder wie auch immer sie heute heißen würde läge eine Rampe in der Tat möglicherweise in Winz-Baak auf der Bochumer Straße, und vielleicht hätte es noch einen kurzen Tunnelabschnitt in Gerthe gegeben. Auf der Überlandstrecke zwischen Gerthe und Castrop-Rauxel wäre sie aber nie und nimmer versenkt worden. Ich glaube, das Geld hätte man selbst in den optimistischten Stadtplanzeiten niemals ausgegeben.
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Beitrag von Larry Laffer »

Man wollte ja eine komplett vom MIV abgeschirmte U-Bahn bauen. Wo hätte sie also langfahren sollen? Zum Wittener Hauptbahnhof hätte man nur unterirdisch fahren können, es sei denn, man wäre oberirdisch gekommen und hätte dann die Gütergleise gekreuzt, was bei dem hohen Güterzugaufkommen am Wittener Hauptbahnhof aber nicht gegangen wäre.
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Beitrag von ruhri »

Ah, das war mal wieder ein perspektivischer Fehler: Du Wittener - ich Bochumer! :D

Ja, und die Trasse der 310 könnte selbst für eine zweigleisige Schmalspurstrecke zu eng sein, geschweige denn für eine normalspurige Stadtbahntrasse. Aber wer weiß, vielleicht wäre man bei einer Verlängerung der U35 auf die Idee gekommen, sie weiterhin eingleisig laufen zu lassen. Oder man hätte einen eingleisigen Tunnel gebuddelt und die Gegenrichtung oben drauf an der frischen Luft hingesetzt! ;)

Ehrlich gesagt, kann ich mir eine Verlängerung der U35 nach Witten hinein überhaupt nicht vorstellen. Da muss man wohl schon Architekt oder Bauingenieur sein.
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Beitrag von Larry Laffer »

Also eine U35 nach Witten hätte mit Sicherheit viele Kunstbauten erfordert. Die Wittener FDP will das ja bis heute. Die 310 soll in Langendreer links abbiegen eine U35 soll über "bestehende Kunstbauten" (ich vermute, sie meinen den Gleisanschluß eines Umspannwerkes) an den Hauptbahnhof geführt werden. Wie sich dann die U35 im Zehn- oder meinetwegen auch nur Zwanzigminutentakt die Trasse mit dem Güter- und Personenverkehr teilen will, bleibt das Geheimnis der FDP. Wenn sie an Gleis 3 oder 4 enden würde, dann müßte man zumindest die Ruhr-Lenne-Bahn über den S-Bahnsteig schicken, was an falschen Bahnsteighöhen scheitern würde. Überhaupt wären die Bahnsteighöhen ein Problem. Auch das ständige Kreuzen des Güterverkehrs. Auch wenn sich die FDP-Leute da keine Gedanken drum machen (gut, ich muß zugeben: FDP und gesunder Menschenverstand haben nicht viel miteinander zu tun), aber schon daran würde es scheitern. Die FDPler sollten sich mal zwei, drei Stunden an den Wittener Hauptbahnhof stellen und sich das Güterzugaufkommen dort angucken.
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Beitrag von ruhri »

So heißt es immer - viele Kunstbauten!

Eine oberirdische Führung bis zum Wittener Hauptbahnhof und das dann auch noch auf den Bahngleisen war bestimmt nicht Teil der ursprünglichen Planung. In die Wittener Innenstadt wird die U35 nach heutigem Stand aber wohl niemals fahren.

Ich habe übrigens mal in einem anderen Forum unsere Ideen über den Verkehrsknotenpunkt Freizeitbad Heveney vorgetragen. Da hieß es bloß, wozu denn eine U35 bis zum See führen? So viele schöne Tage gäbe es gar nicht im Jahr, und außerdem würde dann der 320 gebrochen und die Wittener müssten umsteigen, um zur Universität zu kommen. Und nach Wuppertal muss sowieso keine Stadtbahn fahren, denn die Stadt hat schon ausreichend spurgeführte Nahverkehrssysteme.
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Beitrag von Larry Laffer »

Überirdische Kunstbauten sind sicher immer noch billiger als neue Tunnel, aber eine Stadtbahn, die den Güterverkehr kreuzen muß ist nunmal, ob der FDP das paßt oder nicht, ein absolutes No-Go.

Wenn es am Kemnader See nicht soviele schöne Tage gibt, wieso gibt es da ein privat geführtes Freizeitbad und ein privates Ausflugsschiff, das ja nun, seien wir ehrlich, nicht gerade eine sehr interessante Fahrstrecke hat? Offensichtlich hat der Kemnader See mehr touristisches Potential als manche Leute glauben. Der Sonntagsausflug muß nicht immer ins Phantasialand gehen. Wenn man die 310 ohnehin am Kemnader See entlang nach Herbede verlängern will, dann kann auch die U35 da enden.

Und ganz ehrlich: Leute, die sagen, Wuppertal hätte schon genug spurgeführte Nahverkehrssysteme, die disqualifizieren sich eigentlich von selbst.
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Beitrag von ruhri »

Mich musst du nicht überzeugen. Man sollte ja vielleicht sogar zusehen, die U35 über eine Überlandstrecke mit entsprechend weiteren Haltestellenabständen nach Süden zu führen und für eine Verknüpfung mit der 310 in Witten zu sorgen. Die Route des SB67 dürfte allerdings dafür leider nicht in Frage kommen, aber als Anregung wäre es durchaus zu verstehen. Bekanntlich kann man Fahrgastströme auch generieren.

Was die Sache mit der Anzahl an Bahnlinien angeht, so wollte ich schon lange ein neues Thema aufmachen. Das habe ich hiermit nachgeholt.
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Beitrag von Larry Laffer »

Das wäre dann ja die Verknüpfungsstelle Kemnader See / Freizeitzentrum Kemnade. Ich sage das auch nochmal: Wenn sich eine Familie mit Kindern ihre Fahrkarte für die MS Schwalbe II und den Museumszug schon in Herne an der U35 kaufen können, dann lockt man sie auf die öffentlichen Verkehrsmittel. Das Ruhrtal hat sehr, sehr viel touristisches Potential, das man einfach nicht abruft. Das ist sehr schade.

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Beitrag von ET 474 »

ruhri @ 26 Mar 2008, 21:17 hat geschrieben:Erstaunlich vage, diese Stadtbahnpläne!  :o

Die U21 wäre aber meines Wissens nicht mehr nach Buer Rathaus oder gar Buer Nord gefahren, sondern hätte in Erle das Stadtgebiet in Richtung Herten verlassen, um dann dort im Stadtteil Langenbochum zu enden.
Da ich zur Zeit auch Informationen zu den früheren Stadtbahn-Planungen im Ruhrgebiet suche, hole ich diesen Thread wieder hoch.
Diese Stadtbahn-Pläne schienen wirklich sehr vage gewesen zu sein. Wären sie seinerzeit schon konkreter gewesen, dürfte darüber heute mehr geschrieben sein und auch verwirklicht sein.
Soweit ich das aus den im Netz vorhandenen Plänen nachvollziehen kann, hat die U21 den Halbkreis der 301 von Buer nach Gelsenkirchen Hbf und weiter die 302 nach Langendreer übernehmen gesollt. Deshalb auch der Tunnel im Bereich Erle. Der Durchmesser der 302 von Buer nach Gelsenkirchen Hbf hätte eine eigenständige Linie U32 (?) werden gesollt.
Ich bin gespannt, was passiert, wenn der Bund den Verteilungsschlüssel von 50% Bund : 50% Stadt zu 75% Bund : 25% Stadt ändert. In diesem Fall könnten die einstigen Stadtbahn-Pläne für die Städte in NRW wieder interessant werden. Schließlich sind die Stadtbahn-Pläne auch mit daran gescheitert, dass die U18 nach Obermarxloh und U79 nach Dinslaken mit 50% Eigenanteil für die Stadt Duisburg immer noch zu teuer waren. Würde aber der Bundesanteil für die U18 nach Obermarxloh und U79 nach Dinslaken 75% betragen, könnten diese Linien für die Stadt Duisburg und die U21 für die Stadt Gelsenkirchen wieder interessant werden.
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Beitrag von 146225 »

ET 474 @ 9 Feb 2022, 20:57 hat geschrieben: Ich bin gespannt, was passiert, wenn der Bund den Verteilungsschlüssel von 50% Bund : 50% Stadt zu 75% Bund : 25% Stadt ändert. In diesem Fall könnten die einstigen Stadtbahn-Pläne für die Städte in NRW wieder interessant werden. Schließlich sind die Stadtbahn-Pläne auch mit daran gescheitert, dass die U18 nach Obermarxloh und U79 nach Dinslaken mit 50% Eigenanteil für die Stadt Duisburg immer noch zu teuer waren. Würde aber der Bundesanteil für die U18 nach Obermarxloh und U79 nach Dinslaken 75% betragen, könnten diese Linien für die Stadt Duisburg und die U21 für die Stadt Gelsenkirchen wieder interessant werden.
Erstmal wird da gar nix passieren, weil in NRW weite Teile der Landes- und Kommunalpolitik nach wie vor nur in "Autobahn" denken können. Danach muss man sich Fragen stellen, wenn man denn mal investieren möchte, wo das Geld den meisten Nutzen bringt.

Für Duisburg muss man dazu wissen, dass die DVG bereits im Status quo > 50% ihrer Fahrgäste auf der Schiene befördert, was allerdings mehr über die Mängel im Busangebot als über die Qualitäten der Tramlinien aussagt. Dennoch ist es auch in Duisburg so, dass das Tram für viele Fahrgäste attraktiver erscheint als der Bus (Sichtbarkeit im öffentlichen Raum, Fahrkomfort, Reisegeschwindigkeit).

Sicherlich ist die bestehende Tramlinie 903 gut bis abschnitts- und zeitweise sehr gut ausgelastet, so dass es auf den ersten Blick sinnvoll erscheinen könnte, den Stadtbahn-Tunnel von Meiderich Südbf. weiter gen Norden bis zumindest Hamborn oder Marxloh zu verlängern. Das wäre die "althergebrachte" Vorgehensweise.

Auf der anderen Seite wäre natürlich die Frage zu stellen, ob auf einer so großen Stadtfläche wie Duisburg sie hat, nicht auch Platz wäre für weitere Tramstrecken. Und da gibt es durchaus Möglichkeiten, so wäre z.B. eine neue Tramlinie, die im Osten die 1992 voreilig eingestellte Führung durch Neudorf wieder aufnimmt und im Westen den Rhein quert und die Stadtteile Rheinhausen und Homberg mit anbindet, eine attraktive Option, um den in Duisburg (wie in zu vielen NRW-Städten) grottigen Modal Split ein Stück weit pro ÖPNV zu verschieben.
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Beitrag von ET 474 »

146225 @ 10 Feb 2022, 06:26 hat geschrieben:Erstmal wird da gar nix passieren, weil in NRW weite Teile der Landes- und Kommunalpolitik nach wie vor nur in "Autobahn" denken können. Danach muss man sich Fragen stellen, wenn man denn mal investieren möchte, wo das Geld den meisten Nutzen bringt.

Für Duisburg muss man dazu wissen, dass die DVG bereits im Status quo > 50% ihrer Fahrgäste auf der Schiene befördert, was allerdings mehr über die Mängel im Busangebot als über die Qualitäten der Tramlinien aussagt. Dennoch ist es auch in Duisburg so, dass das Tram für viele Fahrgäste attraktiver erscheint als der Bus (Sichtbarkeit im öffentlichen Raum, Fahrkomfort, Reisegeschwindigkeit).

Sicherlich ist die bestehende Tramlinie 903 gut bis abschnitts- und zeitweise sehr gut ausgelastet, so dass es auf den ersten Blick sinnvoll erscheinen könnte, den Stadtbahn-Tunnel von Meiderich Südbf. weiter gen Norden bis zumindest Hamborn oder Marxloh zu verlängern. Das wäre die "althergebrachte" Vorgehensweise.
Ich weiß nicht, inwieweit es in NRW angekommen ist, dass der Kostenverteilungs-Schlüssel nicht mehr 50% Bund : 50% Stadt, sondern 75% Bund : 25% Stadt betragen wird. Es war wohl in den 1970er Jahren in NRW so, wie es in Hamburg in den 1950er Jahren war: Ein großes U-Bahnnetz sollte jede Straßenbahn einzeln ersetzen. In Hamburg hat man langsam, aber sicher erkannt, dass diese Pläne überzogen und unrealistisch sind und diese Pläne sukzessive auf das zusammen gestrichen, was wir heute U5-neu nennen. Dann kamen noch Sparzwänge und Investitions-Scheu dazu: 1974 war Hamburg bankrott, es war die größte Staatspleite eines deutschen Bundeslandes in der gesamten deutschen Nachkriegs-Geschichte. Anschließend waren die Politiker auch sehr investitions-scheu: Bevor in der Hamburger Bevölkerung der Eindruck entsteht, der U-Bahnbau wird auf dem Rücken sozial-schwacher Familien durch Kita-Gebühren finanziert, verzichten wir lieber auf U-Bahnbau!
Dann kamen Klima-, Energie-, und Mobilitätswende und der geänderte Verteilungs-Schlüssel von 75:25 anstelle von bisher 50:50 und schon hat Bürgermeister und jetzt Kanzler Olaf die einstmals von ihm mit so abgelehnte U4-alt jetzt U5-neu mit voran getrieben.
Genau so dürfte es in NRW gewesen sein: Nach großer Kosten-Explosion und eher unattraktiven Kostenverteilungs-Schlüssel von 50:50 dürfte in NRW ziemlich bald die große Ernüchterung eingetreten sein. Aber wenn diese Linien nach einem Kostenverteilungs-Schlüssel von 75:25 anstelle von bisher 50:50 neu berechnet werden, könnten diese Linien durchaus wieder interessant werden.
Auf der U18 ist die Stellwerks-Technik immer noch auf dem Stand von 1977, es gibt kaum noch Ersatz-Teile. Die Fahrzeuge auf den Linien 901 und 903 pfeifen aus dem letzten Loch. Dass die Linie 107 nicht schon längst zur U12 auf 1435 mm umgestellt worden ist, sollen wohl die Grünen im Essener Stadtrat verhindert haben. Die 107 soll meines Wissens nach die nächste Linie gewesen sein, die nach Fertigstellung der U11 zur Stadtbahn ausgebaut werden sollte. Aber laut den Grünen im Essener Stadtrat tut es ein Mittelteil mehr in den 1000mm-Wagen der Linie 107 auch. So eine 1000-mm-Straßenbahn ist auch so schon billig und nostalgisch. Da braucht es keine Stadtbahn in 1435 mm. Aber dass die M-Wagen und auch die B-Wagen irgendwann einmal zum Ersatz anstehen, auf die Idee kommt keiner. Die verschlissenen Wagen der Linien 901 und 903 und auch die M-Wagen können gerne durch den Stuttgarter DT8.12 ersetzt werden. Aber das bedarf auch ordentlich Investitionen. Die Gelegenheit ist günstig.
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Beitrag von 146225 »

Nur für den Fall, dass du es verpasst hast: der Ersatz für die GT10NC-DU ist schon geraume Zeit bestellt, und dieses Jahr möchte Alstom ernsthaft mit der Auslieferung der Bombardier-Altlasten beginnen. Neue Hochflur-Stadtbahnzüge für die U79 hat die DVG auch bestellt, allerdings bei Siemens.


EDIT: Formulierung.
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Beitrag von ET 474 »

146225 @ 10 Feb 2022, 21:05 hat geschrieben:Nur für den Fall, dass du es verpasst hast: der Ersatz für die GT10NC-DU ist schon geraume Zeit bestellt, und dieses Jahr möchte Alstom ernsthaft mit der Auslieferung der Bombardier-Altlasten beginnen. Neue 1435 mm-Stadtbahnzüge hat die DVG auch bestellt, allerdings bei Siemens.
GT10NC-DU heißen die? Das ist eine lange chemische Formel. Dass Ersatz für die bestellt ist, weiß ich auch. Auch der B-Wagen-Ersatz von Siemens und Bombardier für KVB, Rheinbahn und DVG ist mir bekannt. Schade nur, dass das in NRW nicht so gut ausgebaut ist. Wie schön wäre es nur, wenn Ruhrbahn, Bogestra, DVB und Rheinbahn ordentlich Stadler DT8.12 für U12, U38, U18 und U79 bestellen würden. Vielleicht kommt das noch. Man wird noch träumen und hoffen dürfen. Die Hochbahn wird auch noch ordentlich DT6 bestellen.
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Beitrag von 146225 »

Dann viel Spaß beim Träumen, aber gemessen an den aktuellen politischen Verhältnissen in NRW wird nicht viel "Erfahrbares" dabei raus kommen. Ich glaube auch nicht daran, dass die Landtagswahl im Mai daran viel verändert.

Und ohnehin: in NRW fehlt es im Nahverkehr zu oft an Grundlagen. Luxus muss selbst bei günstiger politischer Lage noch warten.
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Beitrag von ET 474 »

146225 @ 10 Feb 2022, 22:24 hat geschrieben:Ich glaube auch nicht daran, dass die Landtagswahl im Mai daran viel verändert.

Und ohnehin: in NRW fehlt es im Nahverkehr zu oft an Grundlagen. Luxus muss selbst bei günstiger politischer Lage noch warten.
Ich glaube auch nicht, dass die Landtagswahl in NRW im Mai 2022 etwas daran ändern wird. Dennoch bleibt die Frage, wie konkret die Planungen zwischen 1975 und 2000 tatsächlich waren. Ich fürchte, sie waren nicht sehr konkret. Denn sonst dürfte es im Netz wesentlich mehr Informationen dazu geben. Mich würde es schon interessieren, was bis 2004 in Essen geplant war. Denn die 107 zur U12 auszubauen soll noch ziemlich das konkreteste gewesen sein, was wohl nur durch Intervention der Grünen in letzter Minute gestoppt worden sein soll. Die U12 dürfte daher das erste sein, was bei anderen Machtverhältnissen im Essener Stadtrat wieder aufgenommen wird. Aber auch eine Neuberechnung der U38 stell ich mir sehr interessant vor.
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