[Bilder] Typenkunde der NYC Subway

Eure Reportagen und Reiseberichte finden hier ihren Platz, gerne auch Bilder abseits von Gleisen
Oliver-BergamLaim
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 6639
Registriert: 26 Nov 2004, 22:15
Wohnort: München

Beitrag von Oliver-BergamLaim »

Nachdem hier im Forum einige Mitglieder durchaus auch an der New Yorker U-Bahn interessiert sind, präsentiere ich Euch heute unter Verwendung ausschließlich eigener Bilder eine vollständige, illustrierte und kommentierte Typenkunde der New Yorker U-Bahn. Viel Vergnügen beim Lesen und Schauen!

Die New York City Subway verfügt mit etwa 6.200 Wagen über die größte U-Bahn-Wagenflotte der Welt. Etwa 2.800 Wagen entfallen auf die Schmalprofil-Linien (Linien 1 bis 7), etwa 3.400 Wagen auf die Breitprofil-Linien (Linien A bis Z). Die Wagen sind beim Schmalprofil 51 Fuß, beim Breitprofil 60 oder 75 Fuß lang. Im Regelbetrieb kommen unterschiedliche Zuglängen zum Einsatz, der Standard sind jedoch 510 Fuß Zuglänge beim Schmalprofil und 600 Fuß beim Breitprofil.

Die Typenvielfalt der New Yorker U-Bahn ist beeindruckend. 11 verschiedene Baureihen versehen derzeit ihren Dienst, wobei jedoch einige der Baureihen optisch und technisch fast identisch sind. Wer Interesse daran und die Möglichkeit dazu hat, dem sei empfohlen, sich die New Yorker U-Bahn noch dieses Jahr anzusehen. Ein großer Teil der Altwagen aus den 1960er Jahren wird bis Ende diesen Jahres von den Gleisen verschwunden sein, bis 2011 endgültig alle Altwagen. Damit geht leider auch ein großes Stück Flair der rumpelnden und quietschenden New Yorker U-Bahn unwiederbringlich verloren.

Nun aber zu den Wagentypen:

Breitprofil - 9 Bauserien

R32
600 Wagen, Baujahr 1964/65, Länge 60 Fuß
Der älteste im Liniendienst eingesetzte Typ der New Yorker U-Bahn. Die auch als "Brightliner" bezeichneten Wagen waren die ersten Wagen aus unlackiertem, rostfreiem Stahl und versehen auch 44 Jahre nach ihrer Indienststellung noch täglich anstandslos ihren Dienst auf den Linien A, C, E und F (Linie E komplett, Linie C teilweise, Linien A und F nur im Stoßverkehr). Interessanterweise werden diese Wagen ihre jüngeren Brüder überleben und sollen als letzte von allen Altwagen erst 2011 endgültig von den Schienen verschwinden.

Bild
Hier sehen wir einen R32 während des mid-day layup an der Station Union Turnpike. Der Zug wartet in dieser Station die Zeit zwischen morgendlichem und abendlichem Berufsverkehr ab, um dann wieder einzusetzen. Da die Kapazität der New Yorker Betriebshöfe momentan durch die zahlreichen in Ablieferung befindlichen Neuwagen und die auszuschlachtenden Altwagen sehr begrenzt ist, werden viele Züge auf normalerweise nicht genutzten Bahnhofsgleisen abgestellt

Bild
Typisches Ziellaufschild eines R32. Auf der Linie F verkehren im Berufsverkehr zumeist 4 oder 5 Kurse R32. Diese Verstärkerkurse sind daran zu erkennen, dass sie am Kings Highway enden - diese Station ist vom Coney Island Abstellhof sehr bequem zu erreichen und damit ideal für einsetzende Verstärkerkurse

Bild
Dieses Bild zeigt die zeitlose Eleganz der "Brightliner" an einer historisch bedeutenden Stelle. Am Bahnhof Ditmas Ave wurde 1954 die erste Gleisverbindung zwischen IND und BMT, den beiden Vorgängerbetrieben der heutigen Breitprofil-Division, in Betrieb genommen. Die Züge der Linie F erklimmen seitdem die Rampe von der unterirdischen IND zur Hochbahn der BMT

R38
200 Wagen, Baujahr 1966/67, Länge 60 Fuß
Diese Wagen sind als "Nachlieferung" zu den R32 zu sehen, mit denen sie fast identisch sind und daher auch oft gemischt im Zugverband verkehren. Sie sind auf den Linien A und C eingesetzt (Linie A nur im Stoßverkehr, Linie C fast komplett) und werden als zahlenmäßig eher kleine Splittergattung vor den R32 aus dem Liniendienst ausscheiden.

Bild
Ein R38 auf seiner Stammlinie C wartet an der Endstation Euclid Ave auf die Ablöse durch den Fahrer, der den Zug wieder zurück nach Manhattan steuern wird. Derweil ist Zeit, den Fahrgastraum nass zu wischen und von Müll zu befreien. Man beachte als Unterscheidungsmerkmal zum R32 die anders eingefaßte Linienanzeige sowie die nur in der unteren Hälfte geriffelte Außenwand des Fahrzeugs

Bild
Während bei den R32 die Vorder- und Seitenwände durchgehend geriffelt sind, ist ein Teil der R38-Wände glatt ausgeführt - Platz für ein Logo. Dieses Logo tragen die R38 als einzige Fahrzeuge der New Yorker U-Bahn. Es zeigt stilisiert den R38 noch vor dem mid-life overhaul mit den originalen Linien- bzw. Zugzielanzeigen aus den 1960er Jahren.

Bild
Blick in den spartanischen Fahrerstand eines R38 mit nachgerüstetem Digitaltacho. Vor dem mid-life overhaul hatten die R38, wie die meisten anderen Wagen auch, keinen (!) Tachometer

Bild
Hier der Fahrgastraum von Wagen 4097. Stellvertretend für alle Wagen der Typen R32, R38 und R40 bietet sich ein einheitliches Bild aus schwarzen Sitzbänken, beigen Wandverkleidungen und beigefarbenem PVC-Boden

R40
400 Wagen, Baujahr 1968/69, Länge 60 Fuß
Diese Baureihe ist besonders interessant, da die ersten 300 Wagen als sog. R40 Slant mit einer neuartigen, futuristisch-schräg abfallenden Front abgeliefert wurden. Die damalige TA wollte mit diesen Wagen ein neues Zeitalter der U-Bahn einläuten. Der R40 Slant ist meiner Meinung nach sehr gelungen und zeitlos-formschön, ja sogar ein optischer Höhepunkt, wenngleich sich die Meinungen hier spalten. Ich hab mal in einem Forum den Kommentar gelesen, der Wagen sehe so aus, wie sich in den 60er Jahren die Zukunftsplaner das Jahr 2000 vorgestellt haben. Leider wurde die TA mit diesem Design aus ganz praktischen Gründen nicht recht glücklich, weshalb man noch während der Lieferung der R40er wieder zum alten, viereckigen Kantendesign zurückkehrte. Die 100 letztgebauten Wagen sind entsprechend als R40 Mod mit eckigem Design abgeliefert.
Etwa die Hälfte der Wagen ist bereits ausgemustert. Die noch vorhandene Flotte dreht ihre letzten Runden auf der Werktagslinie B und stellt dabei noch knapp 20 Kurse. Bis Herbst des Jahres werden alle Wagen ausgemustert sein.

Bild
Vorhang auf für den Slant! Hier am Kings Highway in Brooklyn

Bild
Auch die Wagenübergänge mit ihren Scherengittern geben ein interessantes Motiv ab

Bild
Noch einmal in voller Schönheit an der Endstation Brighton Beach
Oliver-BergamLaim
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 6639
Registriert: 26 Nov 2004, 22:15
Wohnort: München

Beitrag von Oliver-BergamLaim »

(noch R40)
Bild
Wer Slant-Fan ist und es diesen Sommer nicht mehr nach New York schafft: auch nach ihrer Ausmusterung werden sie weiterhin im aktiven Dienst sein - im Arbeitszugdienst. Da der Wagenbedarf für den Arbeitszugdienst in New York enorm ist, kann die MTA so von jedem Altwagentyp problemlos mehrere Exemplare betriebsfähig erhalten. Eine 2-Wagen-Garnitur ist bereits im Müllzugdienst und konnte hier an der Station Church Ave abgelichtet werden

Bild
Auch die R40 Mod verkehren nur noch auf der Werktagslinie B. Hier hat ein Zug dieser Linie gerade die Endstation Brighton Beach erreicht und wird gleich zahlreiche sonnenhungrige Badegäste in Richtung Strand entlassen

Bild
Hier sind wir an Bord des R40 Mod Nr. 4460. Interessant ist das deshalb, weil der R40 Mod an den Führerstandsenden zwar die eckige Form mit kleinen Fenster in den Türen erhalten hat, die wir später noch beim R42 sehen werden, aber an den führerstandslosen Wagenenden nichtsdestotrotz in den Wagenübergangstüren die langgezogenen Fenster des R40 Slant hat! Daran sieht man, wie kurzfristig der R40 mitten während seiner Ablieferung modifiziert wurde - es war nur Zeit für das Nötigste

R42
400 Wagen, Baujahr 1969/70, Länge 60 Fuß
Diese 400 Wagen wurden direkt im Anschluß an die R40 abgeliefert und sind optisch und technisch identisch mit den R40 Mod. Die Wagen sind fast alle noch vorhanden und verkehren hauptsächlich auf den Linien J/M/Z. Einige Wagen sind auf die Linie A "versetzt" worden, wo sie temporär und teilweise die R44 ersetzen, während diese für ihre letzten Lebensjahre noch einmal kleinere Generalüberholungen erhalten. Mit einer Ausmusterung der R42 bis Ende 2009 ist zu rechnen.

Bild
Ein R42 auf seinem langjährig angestammten Einsatzgebiet, den großteils oberirdischen Linien J/M/Z in Brooklyn - hier bei der Durchfahrt als Express an der Station Lorimer Street. Den langjährigen, überwiegend oberirdischen Einsatz dieses Wagentyps sieht man den an den Seiten "leicht" von Rost befallenen Fahrzeugdächern deutlich an. Andere Wagentypen, die im Laufe ihres Lebens überwiegend unterirdisch verlaufende Linien bedienten, haben Dächer in deutlich besserem Zustand

Bild
Seitenansicht eines R42, hier auf der Linie A an der Endstation 207th St. Auf der Linie A laufen die Wagen erst seit ca. 2 Monaten, von wo sie kommen, sieht man dem Fahrzeugdach wiederum drastisch an

Bild
Innenansicht von Wagen 4552, einem der erstgelieferten R42 (Wagen 4550 war der erste). Die Inneneinrichtung mit schwarzen Sitzbänken ist identisch mit den Typen R32, R38 und R40. Vom optisch fast identischen R40 Mod kann man den R42 dadurch unterscheiden, dass er bei den führerstandslosen Wagenübergängen wieder die kleineren Fenster in den Türen verbaut hat. Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal ist der bei den R42 schwarz statt beige ausgeführte Fußboden

R44
300 Wagen, Baujahr 1971-73, Länge 75 Fuß
Um bei gleicher Zuglänge weniger Wagen einsetzen zu müssen und daher Wartungskosten zu sparen, entschloß sich die TA, beim Breitprofil fortan auf 75 Fuß lange Wagen zu setzen. Bei gleicher Zuglänge waren nurmehr 8 statt 10 Wagen nötig. Die R44 brachten auch optisch einige Neuerungen mit sich: sie erhielten orangefarbige Einzel-Schalensitze in Form einer Mischbestuhlung aus Quer- und Längssitzen, was ein krasser Gegensatz zum bisher üblichen "bench seating" war. Die Wagen verkehren auf der Staten Island Railway und der Linie A und sind zur Ausmusterung ab 2013 vorgesehen, wenn der ebenfalls 75 Fuß lange Nachfolgetyp R179 abgeliefert wird.

Bild
Ein Wagen der Linie A an der Endstation 207th St in Inwood. Man beachte den im Unterschied zu älteren Wagentypen an den Wagenenden erstmalig flach abschließenden Wagenkasten, welcher sich sonst nur noch bei den fast baugleichen R46 findet und bei späteren Serien wieder aufgegeben wurde

Bild
Innenansicht eines R44 mit den 1971 erstmals eingeführten Schalensitzen. Man beachte, wie überaus großzügig der Mittelgang selbst im Bereich der Querbestuhlung noch ist. Interessant auch die im Zeitgeist der 1970er wohl modernen, dunklen Holzimitatverkleidungen im Bereich der Türen

Bild
Im Rahmen einer Generalüberholung (dem sog. "mid-life overhaul" nach 20 Jahren) im Jahre 1991 erhielten die R44 - und später auch die R46 - als erste Fahrzeuge Außendisplays zur Fahrgastinformation. Die Technik mutet heute sicherlich etwas überholt an, war aber 1991 state of the art. Selbst die erst 2 Jahre zuvor neu abgelieferten R68 hatten noch keine Displays, die älteren Altwagen wurden nicht mehr damit nachgerüstet. Bis zur Lieferung der R143 im Jahre 2001 blieben die R44 (und R46) somit 10 Jahre lang die einzigen Breitprofil-Wagen mit Displays

R46
754 Wagen, Baujahr 1975-78, Länge 75 Fuß
Die Wagen dieser Großserie sind optisch identisch mit den R44 und verkehren auf den Linien F, G, R, und V.

Bild
Ein 4-Wagen-Zug der Linie G fährt gerade in seine Endstation Smith-9th Sts ein, während sich in der Gegenrichtung ein 8-Wagen-Zug der Linie F auf seine Fahrt in das im Hintergrund bereits deutlich sichtbare Manhattan aufmacht. Die höchstgelegene Station der New Yorker U-Bahn liegt auf einem Viadukt, 27 Meter hoch über Straßenniveau, bevor die Strecke den Gowanus-Kanal überquert
Oliver-BergamLaim
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 6639
Registriert: 26 Nov 2004, 22:15
Wohnort: München

Beitrag von Oliver-BergamLaim »

(noch R46)
Bild
Als Kuriosum wenden die 4-Wagen-Züge der Linie G an der Station 4th Ave - 9th St, halten aber nicht an dieser. Einsparungen in den 1970er Jahren führten zu diesem eher ungeeigneten (W)end(e)-Konstrukt, als die TA die Linie G von ihrer besser geeigneten Endhaltestelle Church Ave zur Station Smith-9th Sts zurücknahm

R68
625 Wagen, Baujahr 1986-89, Länge 75 Fuß
Diese Wagen verkehren auf den Linien D, Q und W sowie teilweise auch auf der Linie B. Sie sind optisch den R44 und R46 ähnelnd, aber etwas moderner anmutend und daher durchaus gut zu unterscheiden.

Bild
Ein Zug der Linie Q ist im früh-nachmittäglichen Schülerverkehr an der Station DeKalb Ave auf seinem Weg nach Coney Island unterwegs

Bild
Drei Züge des Typs R68 im Concourse Yard (Bronx). Ein Zug ist ungewöhnlich als Shuttle-Linie S mit blauem Hintergrund beschildert, was im Betriebseinsatz nicht verwendet wird. Links und rechts sind Arbeitswagen, alte "redbirds" und R40 Slants zu sehen. Der für deutsche Verhältnisse ungewohnte, amerikanisch-engmaschige Zaun ließ sich mit der Kamera leider nicht besser umgehen

Bild
Neben-Einsatzgebiet der R68 ist auch das Franklin Shuttle in Brooklyn. An der Station Park Place findet man neben dem einzigen eingleisigen Streckenabschnitt der New Yorker U-Bahn auch die mithin kürzesten Züge: das Franklin Shuttle wird nur mit 2 Wagen gefahren

Bild
Innenansicht eines R68, hier auf der Linie B an der Endstation Brighton Beach. Die seit 1971 verwendeten Schalensitze in den Farben Gelb, Orange und Rot mit der teilweisen Querbestuhlung kamen in den R68 letztmalig zum Einsatz. Im Unterschied zu den R44 und R46 ist bei den moderneren R68 die dunkle Holzverkleidung im Bereich der Türen wieder entfallen, die Haltestangen sind wieder in einer Reihe statt zueinander versetzt angeordnet

R143
212 Wagen, Baujahr 2001/02, Länge 60 Fuß
Um die Jahrtausendwende zeichnete sich ein wachsender Fahrzeugbedarf durch die deutlich steigenden Fahrgastzahlen ab. Die MTA bestellte daher 212 Wagen des modernen, neuen Typs R143, der von Design und Technik her an den Schmalprofil-Typ R142 angelehnt ist. Die Wagen verkehren auf der Linie L.
Besonders interessant ist, dass die MTA mit diesen Wagen wieder sowohl zu den Längssitzbänken als auch zur Länge von 60 Fuß zurückkehrte und somit die beiden "Innovationen" des Jahres 1971, die der R44 mit sich brachte und die bis zum R68 über zwei Jahrzehnte hinweg verwendet wurden, wieder rückgängig machte.

Bild
Ein R143 auf der Linie L bei der Einfahrt in die Station Broadway Junction

Bild
Einzige Möglichkeit, einen R143 sicher von einem R160 zu unterscheiden, ist neben der Wagennummer die Linienverlaufsanzeige. Hier ein fest installierter Linienverlauf der Linie L, dem einzigen Einsatzgebiet der R143. Die Anschlußlinien an der Station 6 Av sind überklebt, da nach Ablieferung der R143 die Verstärkerlinie 9 eingestellt wurde

R160
1.662 Wagen, Baujahr 2006 - 2011, Länge 60 Fuß
Dieser optisch und technisch auf dem R143 basierende Typ ist der neue Standard-Breitprofilwagen und wird der meistgebaute New Yorker Breitprofil-Fahrzeugtyp aller Zeiten werden. 1.280 Wagen sind bereits fest bestellt (knapp 700 davon bereits ausgeliefert), weitere 382 Wagen sollen noch 2008 bestellt werden. Die dann insgesamt 1.662 Wagen sind für den Ersatz aller 1.600 Altwagen der Typen R32 bis R42 ausreichend. Die Wagen verkehren aktuell auf den Linien L, M und N.

Bild
Zug der Linie M bei der Einfahrt in die Station Lorimer Street

Bild
Probefahrt eines gerade fabrikneu abgelieferten Zuges bei der Durchfahrt der Station 80th Street/Hudson Street

Bild
Innenansicht eines R160 an der Endstation Chambers Street
Oliver-BergamLaim
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 6639
Registriert: 26 Nov 2004, 22:15
Wohnort: München

Beitrag von Oliver-BergamLaim »

(noch R160)
Bild
Detailansicht des neuen Fahrgastinformationssystems FIND. Links ein Display für Linienname und -buchstabe, rechts der Linienverlauf. Die nächsten 10 Haltestellen und die Endhaltestelle werden immer angezeigt, die Stationen dazwischen durchgeschaltet (also abwechselnd Station 11 bis 15, 16 bis 20, 21 bis 23). Je Wagen sind zwei FINDs vorhanden. Das System ist meiner Meinung nach genial und zeigt, was technisch möglich ist.

Bild
Zusätzlich sind auch 2 "konventionelle" Displays je Wagen verbaut, die die Linie sowie abwechselnd Endhaltestelle, nächste Haltestelle und die Uhrzeit (sehr praktisch!) anzeigen.
lsp
König
Beiträge: 813
Registriert: 29 Okt 2007, 19:25
Wohnort: München

Beitrag von lsp »

Vielen Dank Oliver-BergamLaim. Interessante Beiträge :)
Oliver-BergamLaim
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 6639
Registriert: 26 Nov 2004, 22:15
Wohnort: München

Beitrag von Oliver-BergamLaim »

Schmalprofil - 2 Bauserien

Beim Schmalprofil wird das Ganze bereits übersichtlicher. Nur 2 Fahrzeugtypen sind hier noch im Einsatz, seit 2003 die letzten legendären "redbirds" aus dem Liniendienst verschwunden sind.

R62
1.150 Wagen, Baujahr 1983-87, Länge 51 Fuß
Dieser Wagen war der Standard-Schmalprofilwagen der 80er Jahre und erinnert optisch ein wenig an den Breitprofil-R68. Er ist heute auf den Linien 1, 3 und 7 im Einsatz.

Bild
Ein nordwärts fahrender Zug der Linie 1 auf dem Hochbahn-Abschnitt an der Nordspitze Manhattans, hier bei der Einfahrt in die Station 215th St. Zwei kurze, 1904 errichtete Teilstücke der Linie 1 sind die einzigen oberirdischen Abschnitte der Subway in Manhattan

Bild
Innenansicht eines R62 auf der Linie 3. Man sieht, dass es trotz Längsbestuhlung schon spürbar enger zugeht als im Breitprofil-Wagen

R142
1.630 Wagen, Baujahr 1999-2004, Länge 51 Fuß
Dieser Wagen läutete in der Schmalprofil-Division das Ende der legendären "redbirds" ein. Er ist heute auf den Linien 2, 4, 5 und 6 im Einsatz und optisch und technisch mit dem gleichzeitig beschafften Breitprofil-R143 verwandt.

Und jetzt ein besonderes Schmankerl:
Bild
Ein Schmalprofil-Wagen im Breitprofil-Netz? Ja, das hat seinen Grund. An der Station Church Ave wird ein R142 gerade für die Dreharbeiten zum Remake des Films "The Taking Of Pelham One-Two-Three" vorbereitet. Ab Juli 2009 im Kino - und welcher Wagen zu sehen sein wird, wißt Ihr jetzt schon ;)

Bild
Auch die R142 verfügen über fest installierte Linienverlaufsschilder - für das FIND waren sie zu früh dran. Hier der Verlauf der Linie 6
Oliver-BergamLaim
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 6639
Registriert: 26 Nov 2004, 22:15
Wohnort: München

Beitrag von Oliver-BergamLaim »

lsp @ 18 Jun 2008, 15:34 hat geschrieben: Vielen Dank Oliver-BergamLaim. Interessante Beiträge :)
Gerne, freut mich wenn es Euch interessiert! :)

Ich werde in nächster Zeit noch Arbeits- und Museumsfahrzeuge ergänzen, jetzt ist aber erstmal Pause ;)
Benutzeravatar
Wildwechsel
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 6876
Registriert: 21 Jan 2003, 12:50
Wohnort: München

Beitrag von Wildwechsel »

Sehr schön, danke. :)

Naive Frage aus dem alten Europa dazu: Darf man in New York wirklich U-Bahnen fotografieren, ohne auf Guantanamo zu landen? :huh:
Beste Grüße usw....
Christian


Die drei Grundsätze der öffentlichen Verwaltung in Bayern:
1. Des hamma no nia so gmacht
2. Wo kamat ma denn da hi
3. Da kannt ja a jeda kemma
marco
Haudegen
Beiträge: 617
Registriert: 23 Jun 2005, 19:58

Beitrag von marco »

Wow, Super Bericht Danke! Aus den Wikipedia Artikeln bin ich nie ganz schlau geworden.

Aber mal paar Fragen:
1. Kann jeder dieser Wagen auch einzeln fahren? Und wenn die zusammen sind kann man da durchlaufen? Also jeder?
2. Habe auf den Innenansichten weder Notbremsen, noch Notentriegelungen gesehen. Gibts sowas nicht? Einen Einklemmschutz wirds wohl auch nicht geben und damit gleich nur dritten Frage:
3. Wie werden die Züge abgefertigt? Der TF sitzt ja rechts, hat aber links von sich keine Fenster :o

Danke!!!
Auer Trambahner
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 10429
Registriert: 04 Mai 2005, 08:58
Wohnort: Drunt in da greana Au
Kontaktdaten:

Beitrag von Auer Trambahner »

Was mir auffällt, die Züge haben offenbar weniger Vandalismusschäden, als zum Beispiel in Berlin.
Der mit dem Ölkännchen tanzt!
KBS 855

Beitrag von KBS 855 »

Vielen Dank für die tollen Bilder, sehr schön.
Und dann erfährt man auch noch von einem Remake von "The Taking Of Pelham One-Two-Three" (die Todesfahrt der U123 war glaub ich der dt. Titel), sehr schön.
Was mir auffällt, die Züge haben offenbar weniger Vandalismusschäden, als zum Beispiel in Berlin.
Brechen da Vorurteile zusammen? Ich bau gleich neue auf: Berlin legt es doch drauf an, mit ihren 68er-Richtern und linken Anwälten, die für "arme" Vandelen mit schlechter Kindheit und evtl. Migrationshintergrund sehr viel Milde herausholen.
Vielleicht hat in NY ja "Zero Tollerance" geholfen? Wäre was für Berlin...

Wenn jemand noch weitere Bilder der Subway haben sollte, nur zu, reinstellen.
Mhh, Subway, da kriegt man hunger :)
Benutzeravatar
Münchner Kindl
Kaiser
Beiträge: 1288
Registriert: 13 Aug 2005, 11:17
Wohnort: München-Molenbeek

Beitrag von Münchner Kindl »

Tolle Dokumentaion, wirklich sehr sehr interessant. *daumen hoch*

Während des Lesens haben sich einige Fragen aufgetan,
nämlich wie schaut es mit der Klimaanlage aus, bis zu welchem Wagentyp sind ACs vorhanden, und wo sind diese Kästen die unsere
Bahnen auf dem Dach haben.
Wie viele Kameras sind auf den Bahnsteigen, bzw in den Zügen?
Vielleicht hast Dus geschrieben und ich habs nur überlesen, aber wie lang sind den die Züge im Regelfall, und wurder Betreiber noch nicht auf Millionen$ verklagt weil sich jemand während des Übergangs zwischen zwei Wagen(sieht sehr waklig aus) erkältet hat?

Müssen die Fahrer eigentlich selbst die nächsten Haltestellen ansagen oder haben die eine Susi?

Danke
Lg
-
Oliver-BergamLaim
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 6639
Registriert: 26 Nov 2004, 22:15
Wohnort: München

Beitrag von Oliver-BergamLaim »

Herzlichen Dank an alle für das positive Feedback, freut mich wirklich sehr! :) Natürlich will ich auch gleich Eure Fragen beantworten:
Wildwechsel @ 18 Jun 2008, 16:29 hat geschrieben:Naive Frage aus dem alten Europa dazu: Darf man in New York wirklich U-Bahnen fotografieren, ohne auf Guantanamo zu landen? :huh:
Ja, das Fotografieren ist offiziell gestattet. Ein "photo ban" (Fotografierverbot) wurde zwar 2004 von der MTA stark favorisiert, scheiterte aber zum Glück an heftigem Widerstand von Bürgerrechts-Gruppen und der Bevölkerung. Letztes Jahr habe ich an die 1.000 Fotos der New Yorker U-Bahn gemacht, dieses Jahr über 1.000. Letztes Jahr wurde ich kein einziges Mal behelligt, dieses Mal zwei Mal von der Polizei angesprochen. Allerdings war das jeweils an Endstationen, an denen ich über 30 Minuten lang fotografiert habe, das war dann doch zu auffällig. Ich hab den Beamten jeweils kurz erklärt dass ich U-Bahn-Fan bin, sie haben mir dann einen schönen Urlaub gewünscht und sind weitergezogen. Zwei mal freundliche "Kontrolle" bei 2.000 Fotos, das ist schon in Ordnung ;)
marco @ 18 Jun 2008, 17:11 hat geschrieben:1. Kann jeder dieser Wagen auch einzeln fahren? Und wenn die zusammen sind kann man da durchlaufen? Also jeder?
Die älteren Wagen (R32 bis R42) sind immer Doppeltriebwagen, also 2-Wagen-Einheiten wie bei der Münchner U-Bahn. Die Wagen sind für den Linieneinsatz beliebig kuppelbar zu 2, 4, 6, 8 oder 10-Wagen-Zügen. Jeder Fahrgast kann den gesamten Zug durchgehen, also während der Fahrt die Wagen wechseln. Einfach Tür aufschieben, über den Scherengitter-gesicherten Übergang gehen, Tür vom nächsten Wagen aufschieben und rein. Die Führerstände sind kein Hindernis, da sie nur ein Drittel der Fahrzeugbreite einnehmen.

Die neueren Fahrzeuge der Typen R44 bis R160 allerdings sind - wie die Münchner C-Wagen - auf Führerstands-Einsparung getrimmt und verkehren in sog. "4-car sets" oder "5-car sets". Das bedeutet, dass immer 4 oder 5 Wagen zu einem "Halbzug" fest gekuppelt sind und nur noch an den Endwagen des Halbzugs je ein Führerstand vorhanden ist. 2 Halbzüge zusammen ergeben entsprechend einen Langzug mit 8 oder 10 Wagen. Somit ließ sich die Anzahl an Führerständen beim Langzug von 10 auf 4 reduzieren. Bei diesen Wagen kann man auch nicht mehr die gesamte Zuglänge durchgehen, da die Führerstände nun über die gesamte Breite des Wagens gehen. Ein Wechsel zwischen den führerstandslosen Mittelwagen ist allerdings weiterhin möglich.
marco @ 18 Jun 2008, 17:11 hat geschrieben:2. Habe auf den Innenansichten weder Notbremsen, noch Notentriegelungen gesehen. Gibts sowas nicht? Einen Einklemmschutz wirds wohl auch nicht geben
Notbremsen gibt es, ich hab zufällig sogar ne Detailaufnahme davon. ;) Notentriegelungen habe ich allerdings nicht gesehen und einen Einklemmschutz gibt es auch nicht.

Bild
marco @ 18 Jun 2008, 17:11 hat geschrieben:3. Wie werden die Züge abgefertigt? Der TF sitzt ja rechts, hat aber links von sich keine Fenster
Ein äußerst interessanter Punkt! Jeder Zug ist mit einem "motorman", also Fahrer, besetzt. Der Fahrer fährt den Zug und stellt manuell seine Fahrstraßen ein. In der Zugmitte sitzt auf der anderen Seite des Zuges ein "conductor", also wenn man so will ein Schaffner. Der macht die Durchsagen und ist für den Türschließvorgang zuständig. Wechseln die Bahnsteigseiten, kann der conductor in der Wagenmitte in den jeweils anderen Führerstand wechseln, der dann auf der "richtigen" Seite liegt.
Auer Trambahner @ 18 Jun 2008, 17:25 hat geschrieben:Was mir auffällt, die Züge haben offenbar weniger Vandalismusschäden, als zum Beispiel in Berlin.
Ja, die Züge und Bahnhöfe sind überraschend frei von Vandalismus. Größere Graffitis habe ich nirgends gesehen. Verbreitet sind aber leider gescratchte Fenster und kleinere Schmierereien insbesondere an den Stationen.
KBS 855 @ 18 Jun 2008, 17:35 hat geschrieben:Wenn jemand noch weitere Bilder der Subway haben sollte, nur zu, reinstellen.
Also ich hätt noch so ca. 1.900 Bilder zu bieten :lol: ;)
Münchner Kindl @ 18 Jun 2008, 18:02 hat geschrieben:wie schaut es mit der Klimaanlage aus, bis zu welchem Wagentyp sind ACs vorhanden, und wo sind diese Kästen die unsere Bahnen auf dem Dach haben.
Der gesamte aktive Fuhrpark der New Yorker U-Bahn ist mit Klimaanlagen ausgestattet. Ohne wäre es nicht auszuhalten - ich hab ein einziges Mal einen Wagen mit defekter AC erwischt, und sofort den Wagen gewechselt. Während die Münchner U-Bahn im Sommer schön kühl ist, staut sich in der New Yorker U-Bahn aufgrund ihrer geringen Tiefenlage und der eng und mit niedrigen Decken ausgeführten Bahnhöfe die Hitze regelrecht. Die Klimas sind sehr kühl eingestellt, gefühlte 18 Grad, was aber sehr angenehm ist.

Die ersten ab Werk mit Klimaanlage ausgerüsteten Wagen waren anno 1969 die 200 letztgebauten R40, ab dann hatten alle Wagen Klima ab Werk. Die älteren Wagen wurden im Rahmen der mid-life overhauls Ende der 80er Jahre mit Klima nachgerüstet.

Wo oder wie die Klimas verbaut sind und warum die New Yorker Wagen keine "Huckel" auf dem Dach haben, weiß ich leider nicht. :blink:
Münchner Kindl @ 18 Jun 2008, 18:02 hat geschrieben:Wie viele Kameras sind auf den Bahnsteigen, bzw in den Zügen?
In den Zügen gibt es keine Videoüberwachung. An den Bahnhöfen sind öfter mal Videokameras gut sichtbar installiert, allerdings bei weitem nicht an allen Stationen und bei weitem nicht über die gesamte Bahnsteiglänge verteilt. "Tote Winkel" gibt es genug.
Münchner Kindl @ 18 Jun 2008, 18:02 hat geschrieben:Müssen die Fahrer eigentlich selbst die nächsten Haltestellen ansagen oder haben die eine Susi?
In den neuesten Wagen - R142, R143 und R160 - kommen alle Ansagen vom Band. In den anderen Fahrzeugen macht der conductor alle Ansagen, und das oft in bestem New Yorker Slang. Sehr sympathisch und immer wieder ein Erlebnis :)
Münchner Kindl @ 18 Jun 2008, 18:02 hat geschrieben:Vielleicht hast Dus geschrieben und ich habs nur überlesen, aber wie lang sind den die Züge im Regelfall, und wurder Betreiber noch nicht auf Millionen$ verklagt weil sich jemand während des Übergangs zwischen zwei Wagen(sieht sehr waklig aus) erkältet hat?
Die Zuglängen in New York sind so vielfältig wie das Netz selbst. Es gibt unter anderem:
- 600 Fuß (Breitprofil-Standard, 10 Wagen à 60 Fuß oder 8 Wagen à 75 Fuß)
- 561 Fuß (Schmalprofil, nur Linie 7, 11 Wagen à 51 Fuß)
- 510 Fuß (Schmalprofil-Standard, 10 Wagen à 51 Fuß)
- 480 Fuß (Breitprofil, nur Linien C, J/M/Z und L, 8 Wagen à 60 Fuß)
- 300 Fuß (Breitprofil, nur Linie G, 4 Wagen à 75 Fuß)
- 150 Fuß (Breitprofil, nur Franklin Shuttle, 2 Wagen à 75 Fuß)
Andere Shuttles haben nochmal andere Zuglängen ;)

Zum Vergleich: ein Langzug der Münchner U-Bahn ist 377 Fuß (115 Meter) lang.

Zum Thema Verklagen wegen Wagenübergang: offiziell ist das "car crossing", also das Wechseln der Wagen, verboten. Und die Türen werden offiziell nur aus Sicherheitsgründen unversperrt gelassen, damit man z.B. im Notfall (Brand, Überfall) schnell den Wagen verlassen kann. De facto ist das wohl nur ein Weg, sich wenn was passiert Klagen vom Hals zu halten - nach dem Motto, warum wechseln Sie auch den Wagen, es ist doch verboten. Und so wechselt weiterhin jeder den Wagen, auch wenn man sich bei schneller Fahrt beim Wagenwechsel besser gut festhält - das ist echt wackelig da draußen.
Benutzeravatar
MVG-Wauwi
Lebende Forenlegende
Beiträge: 2588
Registriert: 22 Nov 2004, 13:26
Wohnort: München
Kontaktdaten:

Beitrag von MVG-Wauwi »

Oliver-BergamLaim @ 18 Jun 2008, 21:21 hat geschrieben:Zum Thema Verklagen wegen Wagenübergang: offiziell ist das "car crossing", also das Wechseln der Wagen, verboten. Und die Türen werden offiziell nur aus Sicherheitsgründen unversperrt gelassen, damit man z.B. im Notfall (Brand, Überfall) schnell den Wagen verlassen kann. De facto ist das wohl nur ein Weg, sich wenn was passiert Klagen vom Hals zu halten - nach dem Motto, warum wechseln Sie auch den Wagen, es ist doch verboten. Und so wechselt weiterhin jeder den Wagen, auch wenn man sich bei schneller Fahrt beim Wagenwechsel besser gut festhält - das ist echt wackelig da draußen.
Aber alleine die Tür mal ein Stück zu öffnen und den Fahrtwind zu spüren, ist ein tolles Erlebnis. Da merkt man erst mal, wie heiß es in den Streckentunneln tatsächlich ist.

Und vom Zustand von Stationen und Fahrzeugen war ich in der Tat auch angenehm überrascht. Hier gibt man sich, wie übrigens in der ganzen Stadt, sichtlich Mühe, das Ganze in Ordnung zu halten. Einmal ging es sogar erst dann weiter, als der Putztrupp den Wagen nass durchgewischt hatte B) !
Gruß vom Wauwi
RedStar
Mitglied
Beiträge: 39
Registriert: 23 Mai 2006, 13:26

Beitrag von RedStar »

Off-Topic @Oliver:

Ich habe gerade diese Tage über einen Urlaub in NYC nachgedacht, bin aber an den ins unbezahlbare gestiegenen Hotelpreisen (>$200/Tag) gescheitert. In Brooklyn ist's wohl relativ gesehen noch etwas besser, aber unter $200 gibts da auch nur Motels mit sehr fragwürdigen Bewertungen.

Hast Du einen Tipp für mich?

VG Alex
Benutzeravatar
Münchner Kindl
Kaiser
Beiträge: 1288
Registriert: 13 Aug 2005, 11:17
Wohnort: München-Molenbeek

Beitrag von Münchner Kindl »

Gibt es eigentlich einen Fahrplan oder wird das wie in Südeuropa gehandhabt, wo die erste und die letzte Abfahrt bekannt gegeben werden, und ein ungefährer Anhaltspunkt für den Zeitraum dazwischen?
-
Benutzeravatar
423176
Lebende Forenlegende
Beiträge: 2626
Registriert: 26 Jan 2004, 17:29
Wohnort: München
Kontaktdaten:

Beitrag von 423176 »

Das ist der Wahnsinn. So nah war mir die NYC Subway noch nie. DANKE!
Benutzeravatar
Südostbayer
Lebende Forenlegende
Beiträge: 2161
Registriert: 15 Jul 2003, 13:28
Wohnort: nahe Mühldorf

Beitrag von Südostbayer »

Dank an Oliver für die schöne Übersicht!

Münchner Kindl @ 19 Jun 2008, 19:08 hat geschrieben:Gibt es eigentlich einen Fahrplan oder wird das wie in Südeuropa gehandhabt, wo die erste und die letzte Abfahrt bekannt gegeben werden, und ein ungefährer Anhaltspunkt für den Zeitraum dazwischen?
Der Fahrplan ist schon öffentlich abrufbar und vermutlich auch irgendwo an den Stationen einsehbar.

Zumindest ist das Prinzip "erste und letzte Abfahrt" etwas schwierig umzusetzen, denn viele Linien haben keine nächtliche Betriebsruhe ;)
Oliver-BergamLaim
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 6639
Registriert: 26 Nov 2004, 22:15
Wohnort: München

Beitrag von Oliver-BergamLaim »

Wie versprochen, hier nun einige
Ausgemusterte Fahrzeuge und Museumsfahrzeuge

Bild
Und sie gehen den Weg alles Irdischen... die ausgemusterten Altwagen landen zunächst im 207th Street Yard an der Nordspitze Manhattans. Dort werden sie ausgeschlachtet - u.a. werden Fenster, Türen und Führerstände ausgebaut - und dann in die Warteschlange fürs Schifferlfahren gestellt. Schifferlfahren? Ja, kommt gleich. Hier sieht man (reihenweise von vorne nach hinten) Wagen der Serien R42, R40 Slant, nochmal R40 Slant und R32. Foto vom 9. Juni 2008

Bild
So sahen die gleichen Abstellgleise vor fast genau einem Jahr, am 12. Juni 2007, aus. Die gelben Fahrzeuge sind Wagen der berüchtigten "Money Trains", wie die vergitterten Fenster zeigen. 20 Wagen (für 10 Money Trains aus je 2 Wagen) entstanden durch Umbau aus alten Schmalprofilwagen R21/R22 der Jahre 1956/57. Die Money Trains wurden mit Einführung der MetroCard vor einigen Jahren überflüssig und ausgemustert. Ein 2-Wagen-Zug ist betriebsfähig erhalten geblieben und seit Oktober 2007 im NY Transit Museum zu bestaunen

Bild
Nach dem Ausschlachten werden die ausgemusterten Wagen auf ein Schiff verladen, welches die Wagen einige Tage später aufs Meer fährt. Die Wagen werden ins Meer geworfen und dienen dort als künstliche Riffe. Auf diesem Schiff sind am 9. Juni 2008 zahlreiche R42 gestapelt

Bild
Das hervorragende NY Transit Museum liegt stilecht in einem seit 1946 stillgelegten U-Bahnhof in Downtown Brooklyn. Der Bahnhof wurde 1976 als Transit Museum reaktiviert. Ein aktiver Gleisanschluß zum Netz ist vorhanden, weshalb die betriebsfähigen Museumswagen immer wieder durchgetauscht werden und teilweise auch zu Sonderfahrten ins Netz dürfen. Im Zwischengeschoß des Bahnhofs finden sich Kasse, Museumsshop, und der nicht-fahrzeugbezogene Ausstellungsteil (alte Signale, Zugangssperren, etc)

Bild
Auf beiden Seiten des Mittelbahnsteigs sind je ca. 10 Museumsfahrzeuge ausgestellt - ehemalige Passagierwagen, aber auch Lokomotiven und Arbeitswagen. Besonders schön ist der betriebsfähige R1-Wagen 100, der erstgelieferte Wagen für die IND, die 1932 ihren Betrieb aufnahm. Der Wagen war von 1932 bis 1970 im Dienst und steht im Museum gekuppelt an den baugleichen R4-Wagen 484 (Bj. 1933). Beide sind mehrmals im Jahr auf Sonderfahrten im ganzen Netz unterwegs. U.a. verkehrten sie an allen Adventssonntagen 2007 mit einem roten Schleifchen geschmückt auf dem regulären Linienweg der Linie V - na das ist mal ne ChristkindlTram!

Bild
Der Fahrgastraum des R1 im Originalzustand von 1932 - vorbildlich gepflegt wie die gesamte Museumsflotte. Man hat sogar in jedem Museumswagen alte Werbeanzeigen der jeweiligen Epoche und Liniennetzpläne der damaligen Zeit ausgehängt. Es stimmt einfach alles, man könnte sich glatt ins Eröffnungsjahr der IND zurück versetzt fühlen!

Bild
Im Museum sind auch mehrere kuriose Einzelstücke erhalten geblieben. Wagen 8013 entstammt der Breitprofil-Prototyp-Serie R11, von der 1949 nur 8 Wagen gebaut wurden. Ungewöhnlich wie der Wagen aussah, schafften es die Bullaugen-Türen später nur in eine kleine 100 Wagen-Serie Schmalprofilwagen, die geteilten Seitenfenster wurden nie in Serie verbaut. Eine Innovation des R11 blieb aber übrig: der Wagenkasten aus unlackiertem, rostfreiem Stahl, der 15 Jahre später - ab 1964 - zum Standard wurde. Ursprünglich mit den gleichen Rattansitzen wie die R1-R9 ausgestattet, wurden die acht R11-Wagen 1965 umgebaut, um sie den R32 anzugleichen, und erhielten dabei die nun üblichen Sitzbänke aus hartem Material. Die Wagen schieden trotz Umbau bereits 1972 als Exoten aus dem Liniendienst aus, 8013 überlebte als einziger

Bild
Schmalprofilwagen 6239, gebaut 1950 und 1984 nach Lieferung der ersten R62 ausgemustert, entstammt dieser einzigen Serie (R15), die die Bullaugen-Türen erhielt. Außerdem war es der erste New Yorker Wagen, der versuchsweise eine Klimaanlage erhielt. 1955 eingebaut, hielt sie sich nur wenige Monate und wurde dann wieder ausgebaut, da das System für den Einsatz in U-Bahn-Tunneln noch nicht reif war. Die Klima kam erst 1969 mit den R40 zur Serienreife.

Bild
Einen aus dem Museum zeig ich noch: den BMT-Wagen 1612c mit hölzernem Wagenkasten. 1908 gebaut, durfte er bereits ab 1918 wegen der befürchteten Brandgefahr im Tunnel nur noch auf Hochbahnstrecken verkehren - diese allerdings stellten ohnehin den Großteil des damaligen BMT-Netzes, was also kein großes Problem war. Der Wagen wurde 1938 modernisiert, war bis 1969 im Einsatz und damit einer der letzten hölzernen Hochbahnwagen, der in den USA im Einsatz war

Bild
Die Museumsflotte der MTA ist riesig, weshalb bei weitem nicht alle Fahrzeuge im Museum gezeigt werden können. Zahllose Fahrzeuge stehen daher in den Betriebshöfen, wie hier im 207th Street Yard. Hier sind von links nach rechts zu sehen: drei Wagen der Serien R1-R9 (baugleich mit den Wagen 100/484 aus dem Museum); der "train of many colours", ein Museumszug aus mehreren Schmalprofilwagen in allen Farbschemata, die die Wagen jemals trugen; eine Lok mit 2 neu abgelieferten R160; nochmal 2 Schmalprofilwagen des "train of many colours", gekuppelt an einen weiteren grünen R1-R9; sowie eine Lok mit 4 frisch ausgeschlachteten R42. Unten rechts rutscht noch Arbeitslok 897 ins Bild. Wahnsinn - ein Bild zeigt so ziemlich das Wagenspektrum der letzten 80 Jahre


Das war ein kleiner Ausflug in die Geschichte der New Yorker U-Bahn - ich hoffe, es hat ein wenig Spaß gemacht! ;) Ein Besuch im NY Transit Museum sei hier wärmstens empfohlen. Die Ausstellungsstücke wechseln regelmäßig durch, ohnehin habe ich nur einen Teil der Wagen gezeigt.
Im nächsten Teil folgen die zahllosen Arbeitsfahrzeuge :)
Oliver-BergamLaim
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 6639
Registriert: 26 Nov 2004, 22:15
Wohnort: München

Beitrag von Oliver-BergamLaim »

RedStar @ 19 Jun 2008, 12:05 hat geschrieben:Ich habe gerade diese Tage über einen Urlaub in NYC nachgedacht, bin aber an den ins unbezahlbare gestiegenen Hotelpreisen (>$200/Tag) gescheitert. In Brooklyn ist's wohl relativ gesehen noch etwas besser, aber unter $200 gibts da auch nur Motels mit sehr fragwürdigen Bewertungen.
Die Sache mit den Hotels in New York ist sehr schwierig. Ehrlich: für 200$ findet man nirgends, auch nicht in Brooklyn oder New Jersey, eine passable Bleibe (also eigenes Zimmer, eigenes Bad, tierchenfrei und sauber). Das Minimum für eine saubere Unterkunft sind aktuell ca. 160 Euro oder 275$ pro Nacht. Das ist gerade für einen Alleinreisenden heftig, aber man kommt leider nicht drum rum.
Meine Tipps: wenn möglich, flieg mit jemandem zusammen. Dann wird das Ganze spürbar erschwinglicher, weil man sich den Zimmerpreis dann teilen kann. Und hol Dir aus dem Reisebüro ein paar Urlaubskataloge USA, und schau Dir verschiedene Hotels und deren Preise an. Am besten dann auf tripadvisor.com nachlesen, wie das Hotel bewertet ist. So kommt man auch um heruntergekommene Touristenfallen wie das Hotel Pennsylvania herum, welches zwar in jedem Urlaubskatalog drin ist, aber laut tripadvisor kleine Tierchen fast immer inbegriffen hat - und das für 140 Euro pro Nacht.


@423176 und Südostbayer: gerne gerne, freut mich dass Euch die Übersicht gefallen hat, es kommen noch ein paar Bilder :)

Zum Thema Fahrpläne: es gibt zu jeder Linie einen festen Fahrplan, Südostbayer hat schon den Link gepostet. Die Fahrpläne bekommt man auch gedruckt im Kundenzentrum oder an vielen Stationsschaltern.
In den Stationen selbst hängen aber keine Fahrpläne aus - wahrscheinlich, weil die Züge ohnehin dann kommen, wann sie eben kommen :P In den Stationen hängen nur sogenannte "Frequency of service"-Blätter aus, die die Taktdichte der Linien angeben. Das sieht dann so aus:

Bild
Benutzeravatar
Münchner Kindl
Kaiser
Beiträge: 1288
Registriert: 13 Aug 2005, 11:17
Wohnort: München-Molenbeek

Beitrag von Münchner Kindl »

War das ein Witz mit dem ins Meer werfen? :blink:
-
Oliver-BergamLaim
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 6639
Registriert: 26 Nov 2004, 22:15
Wohnort: München

Beitrag von Oliver-BergamLaim »

Münchner Kindl @ 21 Jun 2008, 00:10 hat geschrieben: War das ein Witz mit dem ins Meer werfen? :blink:
Nein, das ist durchaus ernst gemeint :)

Artikel der Süddeutschen

edit: Flickr bietet noch ein eindrucksvolles Foto, und noch eins noch eins, wie ein R32 ins Meer geworfen wird. Der Artikel der Süddeutschen ist insofern völlig veraltet, als schon seit Jahren keine redbirds mehr ins Wasser geworfen werden, da wurden ja schon 2003 die letzten ausgemustert. Mittlerweile sind Brightliner und Slants dran....
Benutzeravatar
Rohrbacher
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 14202
Registriert: 10 Apr 2006, 23:21
Wohnort: ja

Beitrag von Rohrbacher »

A-Wagen in die Isar! :lol:
Ne, macht das echt Sinn? Haben die Amis andere Schrottpreise als wir? :blink:
„Herr Otto Mohl fühlt sich unwohl am Pol ohne Atomstrom.“
Benutzeravatar
Boris Merath
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 16123
Registriert: 18 Nov 2002, 23:57
Wohnort: München

Beitrag von Boris Merath »

Bei den Metallpreisen momentan?....
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

Fahrdienstvorschrift bayerische Staatsbahnen 1876
Oliver-BergamLaim
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 6639
Registriert: 26 Nov 2004, 22:15
Wohnort: München

Beitrag von Oliver-BergamLaim »

Hat einen interessanten Grund: die Wagen sind alle asbestverseucht. Sie einfach ins Meer zu werfen (und den Schrottpreis entgehen zu lassen), ist billiger, als erstmal das Asbest zu entfernen.

Zur "Sicherheits" des Asbests gibt es ein interessantes Papier des Umweltministeriums von New Jersey: auf Seite 3 wird angeführt, dass das Asbest in Epoxidharz eingebunden und ein Austritt daher äußerst unwahrscheinlich sei.
Benutzeravatar
Rohrbacher
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 14202
Registriert: 10 Apr 2006, 23:21
Wohnort: ja

Beitrag von Rohrbacher »

Asooooo. :wacko:
„Herr Otto Mohl fühlt sich unwohl am Pol ohne Atomstrom.“
Oliver-BergamLaim
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 6639
Registriert: 26 Nov 2004, 22:15
Wohnort: München

Beitrag von Oliver-BergamLaim »

So, im nunmehr letzten Teil der kleinen Bilderkunde gibt's noch die Arbeitsfahrzeuge, die - wie in München - nur recht schwer vor die Linse zu bekommen sind. Besonderes Glück hat man meist zwischen 23 und 0 Uhr, vorheriges Lesen der angekündigten nächtlichen Umleitungen (auf Plakaten in den Bahnhöfen) und eine ungefähre Kenntnis von Netzaufbau und Lage der Betriebshöfe sind dabei hilfreich.

Um 0 Uhr wird der Betrieb auf vielen Linien eingestellt, der Takt auf den verbleibenden Linien auf 20 Minuten ausgedünnt. Ideal, um einzelne Gleise für Arbeiten zu sperren und mit der Arbeit loszulegen. Meist rücken die Gleisbau- und Müllzüge gegen 23 Uhr aus den Betriebshöfen aus und sind dann exakt um Mitternacht am Einsatz- oder Startort. Seltener kann man Müllzüge aber auch mitten in der nachmittäglichen Rush-hour erleben.

Welche Arbeitsfahrzeuge gibt es denn eigentlich in New York? Nun, am häufigsten sieht man sicherlich die Müllzüge, von denen ich satte 5 Stück vor die Linse bekommen hab (wobei es sicherlich noch mehr davon gibt). Dann gibt es natürlich Gleisbauzüge, Enteisungszüge, Schneeräumzüge, Staubsaugerzüge, Gleismesszüge, Schienenschleifzüge, Züge zur Beseitigung von Flutschäden (sic) und Aussichtszüge (zur optischen Begutachtung von Tunnel und Fahrweg). Teils werden die Züge von umgebauten Ex-Passagierwagen gezogen oder bestehen ganz aus solchen, teils sind es von Dieselloks gezogene Züge mit Flachbett- und Kranwagen, teils sind es spezielle Einzelfahrzeuge. Früher gab es zusätzlich noch die "Money Trains" zum Einsammeln der Fahrgeldeinnahmen (eine Art unterirdischer Geldtransporter) und Stationswaschzüge. Kurz: die Vielfalt ist unüberschaubar.

Nun Vorhang auf für einiges, was mir vor die Linse gefahren ist:

Bild
Kranwagen OC266 steht, gefolgt von einem Flachbettwagen, gerade am Bahnhof Pacific Street, als ich die Treppe zum Bahnsteig herunterkomme.

Kurz darauf schiebt Lokomotive 895 (Baujahr 1983) diesen kurzen Arbeitszug in den Tunnel: Klick zum Video

Kaum ist dieser Zug aus dem Bahnhof draußen, folgt im Blockabstand ein Arbeitszug aus 4 "redbirds" und einem Flachbettwagen. Hier als Video
Ein Wort zu den berühmten "redbirds": hierbei handelt es sich um mehrere Serien Schmalprofilwagen, nämlich die R26, R28, R29, R33 und R36. Diese insgesamt 980 Wagen wurden von 1959 bis 1964 in Dienst gestellt und zwischen 1987 und 1991 generalüberholt. Kurioserweise erhielten sie erst beim Umbau in den späten 80ern das berühmte rote Farbschema, das sie als "redbirds" in die Geschichte eingehen ließ. Die Wagen wurden ab 2001 ausgemustert, als in ausreichender Stückzahl die Nachfolge-Wagen vom Typ R142 zur Verfügung standen. Die letzten Redbirds im Liniendienst liefen am 3. November 2003 auf der Linie 7. Etwa 90 der redbirds sind heute als betriebsfähige Arbeitswagen erhalten, teils in gelb lackiert und für Spezialzwecke umgebaut, teils aber auch unverändert gegenüber dem Zustand im Fahrgasteinsatz, also in rot lackiert und mit dem üblichen Fahrgastraum. Einige weitere Wagen sind museal erhalten, der gesamte Rest wurde ins Meer geworfen.

Bild
Den beiden vorhergehenden Arbeitszügen folgt, wiederum im Blockabstand, die 1967 gebaute Lokomotive 54...

Bild
... und bringt mit Kranwagen OC260 und einem dazwischen gekuppelten Flachbettwagen einen weiteren Arbeitszug vorbei.

Kurz darauf verschwindet auch dieser Arbeitszug in Richtung Tunnel, zur Gleisbaustelle - hier das Video.

Mal weg von der Pacific St: als nächstes gibt's den "Ballast Tamper TP238", der Übersetzung nach wohl eine Schotterstopfmaschine (gibt's sowas?). Gebaut ist der Wagen - wen überrascht's - von Plasser American. Bei wahrhaftem Sauwetter fährt der Wagen am Abend des 10. Juni 2008 durch den Bahnhof Ditmas Ave, Ziel ist wohl der Coney Island Yard (Hauptwerkstätte), wo sehr viel Arbeitsgerät stationiert ist: Klick zum Video

Und nun zu den Müllzügen, mit denen der Müll aus den Stationen abtransportiert wird. Die Müllzüge sind auch so eine Besonderheit der New Yorker U-Bahn. Es gibt mindestens 5 verschiedene Müllzüge, wahrscheinlich aber noch mehr; ich hab jedenfalls 5 verschiedene zu Gesicht bekommen (und auch digital verewigt). Der Aufbau ist stets gleich: 2 oder 3 alte Passagierwagen im Originalzustand an der Zugspitze, dann 3 Containerwagen für die Müllcontainer, dann 2 oder 3 alte Passagierwagen am Zugschluß. In den alten Passagierwagen fährt die etwa 5köpfige Crew mit, außerdem sorgen sie mit ihren Antrieben für die nötige Zugkraft, um die Containerwagen zu ziehen/schieben. Außerdem kann man so ganz nebenbei einige Exemplare jeder Baureihe betriebsfähig erhalten und Standschäden durch regelmäßigen Einsatz vermeiden. In diesem Thema fast ganz oben habe ich ja schon ein Bild eines R40 Slant im Müllzugdienst gezeigt, die entsprechende Sichtung vom 13. Juni gibt's auch als Video.

Hier noch ein paar weitere Müllzüge:

Bild
Redbird 9315 und ein Müllwagen am Abend des 9. Juni 2008. Diesen Zug habe ich an der Station 2nd Ave/Lower East Side nur noch ganz knapp erwischt, als er schon losfuhr, daher gibts nur etwas wacklige Notschüsse. Der Zug bestand aus einem Mix Breitprofil-/Schmalprofilwagen, weitere gesichtete Nummern 9345 (redbird) und 4115/4114 (R38). Der redbird an der Zugspitze war schon im Tunnel verschwunden und blieb nummerntechnisch unerkannt

Bild
Einen weiteren Müllzug-Mix aus R38 und redbirds habe ich am Abend des 13. Juni am Bahnhof 125th St erwischt. Auch dieser Zug ist ein Mix aus Breitprofil- und Schmalprofilwagen. Die R38-Wagen 4113/4112 wurden gefolgt von redbird 9339, 3 Müllwagen und den redbirds 9337 und 9343. Auf dem Bild seht Ihr ganz vorne zwei ausgeklappte Rampen, über die die Müllcontainer auf die Müllwagen gerollt werden (die Seitenwände der Containerwagen sind entsprechend herunterklappbar). Von einem Teil des Zuges gibt es ein Video

Bild
Der dritte Müllzug des 13. Juni - und der vierte insgesamt, den ich 2008 gesehen habe - war ein Glückstreffer. Ich bin kurz vor Mitternacht eigentlich mit völlig anderem Ziel am Times Square durchs Zwischengeschoß gegangen, als ein Blick den Treppenabsatz zur Linie 7 hinunter einen Müllzug offenbarte. Dieser steht hier mit noch fast leeren Containerwagen am Times Square und wird um Punkt Mitternacht aufbrechen, um die ganze Linie 7 abzuklappern. Offenbar reichen die aufbewahrten redbirds für den enormen Arbeitszugbedarf nicht mehr aus, weshalb dieser Zug an Spitze und Schluß mit je zwei R62 bestückt ist - Wagen, die eigentlich dringend für den Liniendienst benötigt werden. Erkannte Wagennummer 1999, die anderen 3 Wagen unerkannt. Meine Vermutung ist, dass mit fortschreitender Ausmusterung der alten Breitprofilwagen selbige in den Arbeitszugdienst im Breitprofilnetz wandern, dadurch die bisher im Breitprofilnetz eingesetzten redbirds frei werden und ins Schmalprofil-Netz zurückkehren, wodurch dann diese R62 wieder für den Liniendienst verfügbar werden

Bild
Meinen fünften Müllzug - und auch den letzten Zug meiner Bilderserie - habe ich bereits im Juni 2007 gesehen. An der Station Bedford-Nostrand Avs war der Zug während der nachmittäglichen Stoßzeit anzutreffen. Als Besonderheit werden für diesen Müllzug keine regulären Passagierwagen verwendet, sondern scheinbar umgebaute, nunmehr fensterlose R62 - je ein Wagen an Zugspitze und -schluß statt der beim Müllzug üblichen zwei bis drei Wagen. Wagennummern waren EP006 und EP007
Benutzeravatar
Tilletappen
Routinier
Beiträge: 338
Registriert: 19 Mär 2004, 23:09
Wohnort: München

Beitrag von Tilletappen »

Hallo, sehr schöne Bilder! Gibt es die Möglichkeit mal die Führerstände der verschiedenen Typen zu zeigen?
CU Tille
Benutzeravatar
Cmbln
Kaiser
Beiträge: 1018
Registriert: 27 Feb 2006, 01:53
Wohnort: Berlin-Mahlsdorf (S5)

Beitrag von Cmbln »

1. Werden die Züge komplett alleine gefahren von den Fahrern? Oder gibt es technische Unterstützungen wie eine LZB oder sowas ähnliches?

2. Die Stromschienen werden seitlich bestrichen?
Oliver-BergamLaim
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 6639
Registriert: 26 Nov 2004, 22:15
Wohnort: München

Beitrag von Oliver-BergamLaim »

Tilletappen @ 22 Jun 2008, 11:00 hat geschrieben:Hallo, sehr schöne Bilder! Gibt es die Möglichkeit mal die Führerstände der verschiedenen Typen zu zeigen?
Danke! Leider hab ich insgesamt nur 2 Führerstandsbilder gemacht: einmal das ganz oben bereits gepostete vom R38, und dann noch im Juni 2007 vom Führerstand des R40 Slant #4240, hier an der Endstation Coney Island auf der Linie N:

Bild
(im Juni 2007 liefen die R40 Slants auch noch auf der Linie N, damals meist 4 oder 5 Züge in der Stoßzeit)
Die Führerstände sind schon sehr spartanisch und vor allem sehr eng. Auffällig auch bei diesem Modell der erst nachträglich eingebaute Digitaltacho.
Cmbln @ 22 Jun 2008, 13:58 hat geschrieben:Werden die Züge komplett alleine gefahren von den Fahrern? Oder gibt es technische Unterstützungen wie eine LZB oder sowas ähnliches?
Die Züge werden durchgehend allein von den Fahrern gefahren. Technische Hilfsmittel gibt es nicht, die Fahrer müssen sogar vor jeder Weiche (und damit praktisch an fast jeder Station) selbst ihre Fahrstraße einstellen.
Es gibt allerdings derzeit ein Projekt, in dessen Rahmen Siemens die Linie L auf CBTC (Communication-based train control) umstellt. Das ist nichts anderes als eine LZB. Im ersten Schritt werden dem Fahrer wie im Münchner Stammstreckentunnel die erlaubte Geschwindigkeit und Blockabstände auf einem Display angezeigt. In einem zweiten Schritt fahren die Züge dann tatsächlich völlig automatisch wie bei der Münchner U-Bahn, der Fahrer muß nur noch das Knöpferl drücken und kann auch noch die bisherigen Aufgaben des conductors (z.B. das Türenschließen) übernehmen. Das nennt sich dann auch OPTO (one-person train operation). Die Linie L wurde für dieses Projekt auserkoren, da sie als einzige Linie des Systems ihren gesamten Linienweg alleine bedient, also praktisch als ein eigenständiges, isoliertes Kleinnetz gesehen werden kann. Außerdem ist sie als einzige Linie des Systems durchgehend nur zweigleisig ausgebaut und stößt daher an ihre Kapazitätsgrenzen, weshalb eine LZB eine dichtere Zugfolge ermöglichen soll.
Diesen hochinteressanten Artikel der New York Times dazu möchte ich noch empfehlen. Alternativ in deutscher Sprache ein Artikel der Siemens InnovationNews

Langfristig ist geplant, das gesamte Netz auf diese neue Technik umzustellen. Da jedoch allein die Umrüstung der recht überschaubaren Linie L mit 287 Mio. Dollar zu Buche schlägt und sich seit nunmehr 9 Jahren hinzieht, kann man sich vorstellen, wie lange das dauern wird.
Cmbln @ 22 Jun 2008, 13:58 hat geschrieben: Die Stromschienen werden seitlich bestrichen?
Ja, das ist korrekt :)
Antworten