Weiche / Weichenantrieb

Rund um die Technik der Bahn
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Stückgut-Schnellverkehr
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Beitrag von Stückgut-Schnellverkehr »

N'abend

Kann man eine bestehende mechanische (also über Seilzüge vom Stellwerk) betätigte Weiche auf eine elektrisch betriebene umstellen?

Auf der Strecke M'Gladbach - Aachen finden derzeit Bauarbeiten für das ESTW statt.
Nun stell ich mir die Frage, ob man ohne weiteres die alten von Seilzügen betriebenen Weichen auf Elektromotorenantrieb umbauen kann, oder diese Weichen komplett ausgebaut und getauscht werden müssen.

Wenn man ESTW und Weichen hört, dann hat man ja leider fast immer Angst, dass die ein oder andere Weiche nachher nicht mehr vorhanden ist.

Auf der anderen Seite könnte eine solche Umstellung auch die Möglichkeit sein, die alten Weichen zu erneuern, wenn der Umbau schwieriger ist als ich vermute.

Auf jeden Fall sind sie auf der Strecke schon ordentlich diese superschicke Kabelschächte am verlegen

GRuss
ChristianMUC

Beitrag von ChristianMUC »

Naja, wenn neben der Weiche genug Platz ist, sollte man schon einen Motor daneben bekommen und einfach den Motor an die Stellstange anbauen...
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Boris Merath
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Beitrag von Boris Merath »

Stückgut-Schnellverkehr @ 9 Aug 2006, 00:01 hat geschrieben: Kann man eine bestehende mechanische (also über Seilzüge vom Stellwerk) betätigte Weiche auf eine elektrisch betriebene umstellen?
Müsste schon gehen, allerdings muss man AFAIK alle mechanischen Teile ersetzen, d.h. erhalten bleiben nur die Schienen samt Zunge.
Nun stell ich mir die Frage, ob man ohne weiteres die alten von Seilzügen betriebenen Weichen auf Elektromotorenantrieb umbauen kann, oder diese Weichen komplett ausgebaut und getauscht werden müssen.
Naja, muss halt der elektrische Weichenantrieb samt dazugehörigem Gestänge u.ä. rein - allerdings könnte ich mir vorstellen dass m,an die Gelegenheit häufig nutzt und die Schienen gleich mittauscht, wenn man schonmal am bauen ist.
Wenn man ESTW und Weichen hört, dann hat man ja leider fast immer Angst, dass die ein oder andere Weiche nachher nicht mehr vorhanden ist.
Davon ist leider auszugehen - das hängt aber weniger mit den Kosten des Umbaus an der Weiche selber zusammen, sondern mit den Kosten der Stellwerkstechnik und Verkabelung und mit den laufenden Wartungskosten, die jede Weiche hat, zusammen - da nutzt man halt die Gelegenheit, un Kostenträger, die man selten bis gar nicht braucht, rauszuwerfen - allerdings tendiert die DB da zu etwas Übereifer.
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

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JeDi
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Beitrag von JeDi »

Boris Merath @ 9 Aug 2006, 02:00 hat geschrieben:[...]allerdings tendiert die DB da zu etwas Übereifer.
Sieht man ja zB in Heilsbronn: neue Weichen, aber keine Strippe mehr *gg*

Ja, ich meine Heilsbronn, nich Heilbronn...
ChristianMUC

Beitrag von ChristianMUC »

Oder die aufs absolute Minimum zurückgebaute KBS 750 (das ist die Hauptbahn Stuttgart - Ulm(!))
JeDi
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Beitrag von JeDi »

ChristianMUC @ 9 Aug 2006, 13:27 hat geschrieben: Oder die aufs absolute Minimum zurückgebaute KBS 750 (das ist die Hauptbahn Stuttgart - Ulm(!))
Die aber nich wirklich EStw is (Untertürkheim-hinter Plochingen)
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MisterOJ
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Beitrag von MisterOJ »

Stückgut-Schnellverkehr @ 8 Aug 2006, 23:01 hat geschrieben: Kann man eine bestehende mechanische (also über Seilzüge vom Stellwerk) betätigte Weiche auf eine elektrisch betriebene umstellen?

Auf der Strecke M'Gladbach - Aachen finden derzeit Bauarbeiten für das ESTW statt.
Nun stell ich mir die Frage, ob man ohne weiteres die alten von Seilzügen betriebenen Weichen auf Elektromotorenantrieb umbauen kann, oder diese Weichen komplett ausgebaut und getauscht werden müssen.

Wenn man ESTW und Weichen hört, dann hat man ja leider fast immer Angst, dass die ein oder andere Weiche nachher nicht mehr vorhanden ist.

Auf der anderen Seite könnte eine solche Umstellung auch die Möglichkeit sein, die alten Weichen zu erneuern, wenn der Umbau schwieriger ist als ich vermute.

Auf jeden Fall sind sie auf der Strecke schon ordentlich diese superschicke Kabelschächte am verlegen

GRuss
Ja kann man. Aber mit einfach nur Motor ran ist es nicht getan. Das Gestänge und der Verschluss sind ebenfalls zu tauschen. Lediglich die Weiche als Fahrbahn (Schienen, Zungen, Herzstück, Schwellen) bleiben drinn. GGf. müssen noch Zungenprüfkontakte ergänzt werden.

Oftmals wird bei der Umstellung der Stellwerkstechnik auch der Spuirplan bereinigt (=vereinfacht) und dabei nicht mehr benötigte Weichen stillgelegt oder gar ausgebaut.

Geht die Umstellung mit einem Streckenausbau oder einer Geschwindigkeitsanhebung einher, so erfolgt oftmals auch eine Gleis- (und damit auch Weichen) erneuerung.


-----

Was meinst du mit "Kabelschächte verlegen"? Meine Erfahrung ist, dass die meisten Leute mit "Kabelschacht" die im Randweg verlaufenden Beton-Kabeltröge zur Aufnahme der Kabel meinen.

Kabelschächte sind größere, eckige Betonschächte in denen die seitlichen kabel im Erdreich Gleis(e) im Schutzrohr queren.

OJ
GoldOssi
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Beitrag von GoldOssi »

Boris Merath @ 9 Aug 2006, 02:00 hat geschrieben: M�sste schon gehen, allerdings muss man AFAIK alle mechanischen Teile ersetzen, d.h. erhalten bleiben nur die Schienen samt Zunge.
die weiche an sich bleibt so erhalten, wie sie vorher auch war, nur die äusseren teile werden entfernt und wie gesagt durch einen motor und kabel ersetzt
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143 094-1
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Beitrag von 143 094-1 »

ChristianMUC @ 9 Aug 2006, 14:27 hat geschrieben: Oder die aufs absolute Minimum zurückgebaute KBS 750 (das ist die Hauptbahn Stuttgart - Ulm(!))
Das ist so nicht richtig.
Im Zuge der Klauarbeiten für die ESTW-Inbetriebnahme wurden die beiden Strecken bis Plochingen für GWB ertüchtigt - Fahren auf dem Gegengleis auf Hauptsignal und Zs6. Teilweise wurden in Esslingen und Plochingen Abstellgleise zurück- oder umgebaut, über deren Notwendigkeit man streiten kann. Ebersbach (Fils) hat sein Überholgleis behalten, hier wurden nur nicht mehr benötigte Nebengleise abgebaut. Uhingen hat zugegebenermaßen als einziger ehem. Bahnhof wirklich "einstecken" müssen und verlor sein Überholgleis. Göppingen bis Ulm ist nach wie vor unveränderte konventionelle Stellwerkstechnik im Einsatz, die außer dem Umbau des Bf Amstetten (Württ.) und der Verlegung des Bf Westerstetten unverändert blieb. Somit bleiben Ausweichgleise in Esslingen (Neckar), Plochingen, Ebersbach (Fils), Göppingen, Eislingen (Fils), Süßen, Geislingen West, Geislingen (Steige), Amstetten (Württ.), Westerstetten und Beimerstetten (mit höhengleichem Bahnsteigzugang). Zusätzlich hast du noch die Üst Gingen und die Üst Öhrlingen. Das kannst du wirklich nicht als "zurückgebaut" oder "betrieblich notwendiges Minimum" bezeichnen. Wenn du solche Rückbauten sehen willst, schau mal wie Region Südost Bahnanlagen zerstört...
BZ-ESTW sind wie ein Computerspiel. Es fehlt nur noch das Fenster "Game over!" wenn sich zwei rote Linien treffen!
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Boris Merath
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Beitrag von Boris Merath »

GoldOssi @ 3 Sep 2006, 20:41 hat geschrieben: die weiche an sich bleibt so erhalten, wie sie vorher auch war, nur die äusseren teile werden entfernt und wie gesagt durch einen motor und kabel ersetzt
Was meinst Du mit äußeren Teilen? Dass der Motor eingebaut wird ist ja klar, aber müsste nciht auch das Gestänge getauscht werden?
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

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Beitrag von SethAphopes »

ChristianMUC @ 9 Aug 2006, 14:27 hat geschrieben: Oder die aufs absolute Minimum zurückgebaute KBS 750 (das ist die Hauptbahn Stuttgart - Ulm(!))
Dazu fällt mir auch die Spessartbahn ein.

Partenstein wurde vor >5 Jahren zum HP zurückgebaut. Jetzt hat man aber gemerkt, das auf 40 Kilometer damit nur noch ein Gleiswechsel in Wiesthal möglich ist.
Ergebnis: Partenstein wurde im Zuge der letzten Gleiserneureung zwischen Wiesthal und Partenstein wieder zum Bf mit doppeltem Gleiswechsel.

Manchmal haben die ja doch ein einsehen, das ein wenig mehr manchmal besser ist....

MfG, SethAphopes
"Der Mensch, der so ehrbar im Einzelnen, aber so miserabel im Ganzen ist."
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Beitrag von Stückgut-Schnellverkehr »

Hallo
kleine Zwischenfrage!

Weiss jemand zufällig, wiewiel Meter Stelldraht durch ein mech. Signal oder durch einen mech. Weichenantrieb laufen, damit dieser umgestellt wird?

Jeder kennt doch bestimmt Aufnahmen vom Inneren eines mech. Stellwerkes mit den Hebelbänken(?).
Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass der Seilzug, der das Signal oder die Weiche stellt, direkt(!) von dem jeweiligen Hebel gestellt wird.
Am Hebel wird doch höchstens ein halber Meter Seil gezogen bzw nach gelassen.
Damit kann man doch kein Signal stellen oder eine Weiche umstellen. :(
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Beitrag von Stellwerk »

Stückgut-Schnellverkehr @ 16 Sep 2006, 10:54 hat geschrieben:Damit kann man doch kein Signal stellen oder eine Weiche umstellen.
Doch, kann man. Wenn mich Gedächtnis und Augenmaß nicht täuscht, würde ich die Bewegung des Stelldrahts auf 1 - 1,5 m veranschlagen.

Für längere Stellentfernungen oder bei mehrfachen Umlenkungen wurden auch Kurbelstellwerke mit Übersetzung gebaut. (teilweise aber auch unter einfachen Verhältnissen- die Mitarbeiter wird´s gefreut haben). Da sind dann die 1,5 m, vielleicht auch noch mehr, anzusetzen.

Stw
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Regiotraindriver
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Beitrag von Regiotraindriver »

Stellwerk @ 16 Sep 2006, 11:31 hat geschrieben:Doch, kann man. Wenn mich Gedächtnis und Augenmaß nicht täuscht, würde ich die Bewegung des Stelldrahts auf 1 - 1,5 m veranschlagen.
So weit ich das weiß sind es 500 mm bis 1000 mm, der Stelllänge (Drahtlänge die Durchläuft) ist dabei vom Durchmesser der verwendeten Seilscheibe am Hebel abhängig. Größere Seilscheiben sind mir zumindest nicht bekannt, aber bei der Eisenbahn war ja damals nichts unmöglich.

Die übersetzung zwischen Hebel und Antrieb der Weiche, Riegel, Signal usw. ist dabei natürlich 1:1!
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Boris Merath
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Beitrag von Boris Merath »

Also: Mein schlaues Buch (DB Fahcbuch) zu dem Thema sagt: Hebel wird um 180° bewegt, damit bewegt sich der angeschlossene Draht um 500mm. Die Signalwinde muss zur Fahrtstellung des Signals 5 mal gedreht werden, und bewegt über einen Schneckenantrieb den Draht ebenfalls um 500mm. Eingesetzt wird die SIgnalwinde für Entfernungen zwischen 1200m bis 1800m.
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

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